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Geschichte des jungen Prinzen und des grünen Vogels.

»Herr,« sprach sie, »es war einmal in Indien ein König, im Besitz unermeßlicher Reichtümer und Länder, dessen Leben aber durch den Verdruß verbittert ward, daß er keine Kinder hatte.

Eines Tages, da sein Schmerz heftiger als gewöhnlich war, legte er ein feuerfarbenes Kleid an und begab sich in seinen Diwan. Der Wesir erschrak, als er ihn in diesem Trauerkleide erblickte, und fragte ihn, warum er es angezogen hätte.

»Es ist meinen traurigen Gedanken angemessen,« antwortete ihm der Sultan. Und als der Wesir ihn durch den Anblick seiner Schätze zerstreuen wollte, entgegnete ihm der Monarch: »Ach! Gott allein kann mich aus der Schwermut reißen; ich entbehre, was mich auf Erden glücklich machen könnte: ich habe keine Kinder.«

Ein Greis, der diese Worte gehört hatte, näherte sich dem Sultan und sprach zu ihm:

»Herr, ich habe von meinen Vätern als Erbteil die Anweisung zur Bereitung eines Trankes überkommen, welcher die glückliche Kraft hat, denjenigen fruchtbar zu machen, der ihn einnimmt, und ich würde mich glücklich achten, ihn Euch darbieten zu dürfen.«

Der Sultan beeilte sich, von dem Mittel des Greises Gebrauch zu machen. Es brachte die erwünschte Wirkung hervor; denn nach Verlauf einiger Monate bemerkte man, daß eine von den Frauen des Harems schwanger war. Bei dieser frohen Neuigkeit ließ der Sultan große Freudenfeste anstellen und reichliche Almosen verteilen.

Die Sultanin gebar einen lieblichen und holdseligen Knaben, und deshalb nannte sie ihn Hassan. Er blieb bis zum siebenten Jahre unter den Händen der Ammen, worauf man ihn gelehrten Männern übergab, welche ihn den Koran und verschiedene Zweige der Wissenschaft lehrten. Er hatte kaum sein zwölftes Jahr erreicht, als er sich schon im Reiten, im Bogenschießen und Speerwerfen dergestalt auszeichnete, daß er bald der berühmteste Reiter des Königreichs ward.

Eines Tages, als dieser Prinz in der Umgegend seiner Hauptstadt auf der Jagd war, erblickte er einen Vogel, dessen glänzendes Gefieder ganz grün war; aber kaum hatte er seinen Bogen auf ihn gespannt, als der Vogel schon wieder verschwunden war. Vergeblich suchte er ihn auf allen Seiten, er war ihm ganz aus dem Gesichte gekommen. Hassan kehrte nach dem Palast zurück, ermüdet von seinen fruchtlosen Anstrengungen und trostlos, daß ihm ein so glänzender Fang entgangen war.

Als sein erhabener Vater seine traurige Miene bemerkte, befragte er ihn um die Ursache davon. Der Prinz antwortete ihm:

»Ich habe einen Vogel gesehen, welcher mich dermaßen bezaubert hat, daß ich schwöre, kein Fleisch zu essen, bevor ich mir nicht einen solchen verschafft habe.«

Vergebens stellte der König ihm vor, der Schöpfer hätte in seiner Weisheit eine so große Menge von Vögeln erschaffen, daß es vermutlich noch schönere darunter gäbe, als jener wäre. Nichts vermochte Hassan zu trösten, und mit Anbruche des Tages durchstrich er von neuem die Gegend.

Er erblickt abermals seinen geliebten Vogel, nähert sich ihm vorsichtig, spannt seinen Bogen und drückt los: aber der Vogel ist abermals entflohen, und der Pfeil hat ihn nicht erreicht. Der Prinz verfolgt ihn nun, so schnell sein Pferd laufen kann, und die Nacht allein vermag seinen Lauf zu hemmen. Höchst ermüdet kommt er langsamen Schrittes nach der Stadt zurück; ein ehrwürdiger Greis begegnet ihm. »Prinz,« spricht er zu ihm, »Ihr scheint ganz erschöpft von Anstrengung; darf ich Euch fragen, was Euch in diesen Zustand zu setzen vermochte?«

»Guter Vater,« antwortete ihm Hassan, »ich habe einem grünen Vogel nachgejagt, aber er hat sich meinen Geschossen entzogen: und ich wünschte doch so sehnlich, ihn zu erjagen.«

»Mein Sohn,« entgegnete der weise Alte, »und wenn Ihr Euer Lebelang diesen Vogel verfolgtet, so vermöchtet Ihr ihn doch nicht zu erreichen: er wohnt in dem Lande der Kaffern, wo man noch viel schönere Vögel findet, als der von Euch gesehene ist: einige derselben singen bezaubernd schön; andere sprechen wie die Menschen. Aber Ihr könnt niemals nach diesem Lande gelangen. Denket also nicht mehr an diesen Vogel und suchet irgend einen anderen Gegenstand, welcher Euch zerstreuen kann; denn es ist unmöglich, Euch diesen Vogel zu verschaffen.«

»Bei den hundert Namen Allahs,« rief der Prinz auf diese Worte des Greises aus, »nichts könnte mich abhalten, das Land aufzusuchen, von welchem Ihr mir gesagt habt.«

Hiermit verließ er ihn ungestüm und ergab sich gänzlich der Hoffnung, nach dem Lande der Kaffern zu reisen.

Als sein Vater seine Verwirrung bemerkte, erkundigte er sich, was ihm begegnet wäre; und als er vernahm, daß die fruchtlose Jagd und die Worte des Greises den jungen Prinzen in diesen Zustand versetzten, sprach er zu ihm:

»Mein Sohn, verbanne diese Hirngespinste aus deiner Seele; beruhige dich und quäle dich nicht so ganz vergebens.«

»Seitdem der Greis mir das gesagt hat,« antwortete Hassan, »habe ich noch ein weit heftigeres Verlangen, diesen Vogel zu besitzen, das Land der Kaffern zu besuchen und die Gärten zu bewundern, wo ein so wunderbares Tier seinen Aufenthalt hat.«

Ungeachtet der Vorstellungen seines Vaters, welchen tiefen Schmerz er und die Mutter über seine Abreise empfinden würden, beharrte der junge Hassan bei seinem Vorsatze, drohte sich zu entleiben, wenn man ihn an der Ausführung desselben hindern wollte, und in Begleitung einer zahlreichen Bedeckung, welche man ihm vorsorglich mitgab, machte er sich auf den Weg nach dem Lande der Kaffern.

 

Vierhundertundsiebenunddreißigste Nacht.

Während des ersten Monats begegnete unsern Reisenden nichts Außerordentliches; aber endlich kamen sie an einen Scheideweg, wo drei Wege sich ihrem Auge darboten. In der Mitte war eine Pyramide errichtet, auf deren einer Seite man las: »Weg der Glückseligkeit«; auf einer andern: »Weg der Reue«; und auf der dritten: »Wer diesen Weg einschlägt, kehrt vermutlich nie wieder.«

»Dies ist gerade der Weg, welchen ich nehmen will,« sprach der Prinz, als er diese letzte Inschrift gelesen hatte. Und sogleich befahl er seinen Leuten, ihm auf diesem Wege zu folgen.

Sie zogen nun zwanzig Tage lang mitten durch tiefe Wälder voll wilder Tiere und giftigen Gewürms; mit jedem Schritte, den sie taten, schien das Land, welches sie durchreisen sollten, immer furchtbarer zu werden: bald stellten sich Herden von brüllenden Löwen ihnen in den Weg, vor welchen sie sich nur dadurch schützen konnten, daß sie in dem Walde einen großen Brand rings um sich her anzündeten; bald mußten sie schroffe Felsen von ungeheurer Höhe und glatt wie Spiegel überklimmen. In der Nacht erschienen tausend gespenstische Gestalten vor ihren Blicken; und der Tag, welchen sie mit Ungeduld erwarteten, ließ sie nur noch mehr das Grauenvolle dieser Gegenden empfinden.

Nachdem sie einer Menge von Gefahren getrotzt hatten, welchen der größte Teil seiner Leute erlag, kam der Prinz endlich an eine in Trümmern liegende und ganz unbewohnte Stadt. Er ließ hier seine Zelte aufschlagen. Und nachdem er seine Abwaschungen verrichtet und das Abendgebet gesprochen hatte, wollte er sich den Süßigkeiten des Schlafes überlassen, als plötzlich einer der Geister, welche in den verfallenen Gebäuden hausen, ihm erschien.

»Ich grüße dich, König der Wüsten, mächtiger Herrscher,« sprach der Prinz zu ihm, indem er sich ehrfurchtsvoll verneigte, »sei willkommen!«

Dieser Anrede fügte er noch andere schmeichelhafte und verbindliche Worte bei; und als der Prinz bemerkte, daß der Geist durch seinen ungeheuren Haarwuchs beschwert war, so nahm er seine Schere und schnitt ihm die langen Locken ab, welche ihm über die Schultern hinabfielen, reichte ihm Wasser, sich zu waschen, und bot ihm von den Vorräten, welche sich in seinem Zelte befanden.

Der Geist war dankbar für diesen Empfang und sprach zu ihm: »Hassan, deine Ankunft an diesem Orte verdammt mich zum Tode; aber sage mir, was ist denn die Absicht deiner Reise?«

Der Prinz teilte ihm seine Abenteuer mit und sein Verlangen, das Reich der Kaffern zu besuchen.

»Prinz,« versetzte der Geist, »du wirst nimmer dieses Land erreichen; auch der unverdrossenste Reisende gebrauchte dreihundert Jahre, um dahin zu gelangen; aber mein Sohn, ein altes Sprichwort sagt, daß keine Wohltat verloren ist, und daß kein Wesen entweder wohltätiger oder grausamer ist als die Bewohner der Wüste. Du hast mir Gutes erwiesen; ich will dir dasselbe erwidern, aber du mußt deine Leute mit dem Gepäcke hier zurücklassen.«

Hierauf befahl Hassan seinen Leuten, ihn zu erwarten und dort bis zu seiner Rückkehr zu lagern; und nachdem er sich die Ohren mit Baumwolle verstopft hatte, stieg er dem Geist auf die Schulter und verschwand mit ihm.

In wenigen Stunden hatten sie den Garten des Landes Kaffern erreicht. Der Prinz, auf dem Gipfel der Freude, durchläuft diesen zauberischen Garten, welchen keine Beschreibung zu schildern vermöchte: Blumen von allen Farben, Bäume von den seltensten und wunderbarsten Arten bezaubern seine Blicke; tausend Vögel von verschiedenartigem Gefieder entzücken sein Ohr durch ihren wohllautigen Gesang.

Der junge Prinz erkannte unter diesen Vögeln auch diejenigen, welche er suchte; und schon hatte er sechse davon gefangen, als einer der Gartenwächter Lärm machte: sogleich wurde Hassan von allen Seiten umringt und nach dem Palaste des Königs geschleppt, dem diese Gärten gehörten.

Er kam bald vor den Sultan, und der erzürnte Fürst fragte ihn: »Wer hat dir das Recht gegeben, meinen Garten so unverschämt zu bestehlen?«, und als der Prinz in der Bestürzung nichts antwortete, fuhr der König fort: »Du hast den Tod verdient, und nur unter einer einzigen Bedingung will ich dir verzeihen; die ist, daß du mir von den Schwarzen Inseln die Diamantentraube bringest: diese Inseln liegen an der Grenze meiner Staaten, ich will dir die Fahrt dorthin erleichtern, und wenn du nicht erliegest, so bist du deiner Begnadigung gewiß.«

Hassan, als Freund gefahrvoller Abenteuer, nahm diese Bedingung mit Freuden an. Er sucht seinen dienstbaren Geist wieder auf; beide reisen zusammen nach den Schwarzen Inseln und haben sie alsbald erreicht. Sie erkennen die Gärten, von denen die Rede war, an dem funkelnden Glanze der zahllosen Smaragde und Diamanten, aus welchen die Bäume bestehen. Aber bevor sie dahin gelangen, erblicken sie ein Ungeheuer, dessen scheußlicher Anblick sie anfangs zurückschreckt. Indessen folgt der Prinz bald nur seinem Mute, ergreift sein Schwert und schlägt auf das furchtbare Untier. Die Schuppen, womit dasselbe gepanzert ist, vereiteln aber alle seine Anstrengungen; erschöpft vom Kampfe, war er schon im Begriff, dem wiederholten Anstürmen seines Widersachers zu erliegen, wenn der Geist nicht auf der Stelle die Gestalt eines Vogels mit einem sehr spitzen Schnabel angenommen und damit dem schrecklichen Tiere die Augen ausgehackt hätte. Der Prinz, der nun seine Streiche nach Gefallen führen konnte, stieß ihm sein Schwert in den Leib, da wo eine Schuppe fehlte, und Ströme schwarzen Blutes stürzten schäumend hervor.

Nachdem das Ungeheuer sein Leben ausgehaucht hat, eilt Hassan in den Garten und schaut hier eine Menge von Bäumen aller Art, die mit den reichsten und glänzendsten Früchten prangen. Endlich erblickt er auch die Diamantentraube, welche er holen soll, und schon streckt er die Hand darnach aus, als von allen Seiten ein Geschrei hervorbricht. Riesen stürzen über ihn her, fesseln ihn und schleppen ihn vor ihren König.

Dieser, in Wut über die Verwegenheit des Prinzen, verdammte ihn auf der Stelle zum Tode, und sein Befehl sollte schon vollzogen werden, als man plötzlich ein Freudengeschrei hörte: und alsbald verlautet, daß das Ungeheuer, welches jährlich mehrere Jungfrauen des Landes zu verschlingen kam, eben erlegt worden sei. Der Sultan, entzückt über diese frohe Neuigkeit, tut sogleich das Gelübde, dem tapfern Manne, der das Land befreit hat, seine Tochter zu geben.

 

Vierhundertundachtunddreißigste Nacht.

In demselben Augenblicke ließ die Prinzessin ihren Vater bitten, zu ihr zu kommen. Der König, voll Verwunderung darüber, begab sich eiligst nach dem Harem. »Ich möchte gern,« sprach sie zu ihm, »den jungen Fremdling sehen, der unter meinem Fenster das Ungeheuer, die Plage dieses Landes, getötet hat.«

»Wie,« rief der König aus, »sollte es der junge Mann sein, welchen ich eben verurteilt habe? Laßt uns eilen, seine Bestrafung zu verschieben.«

Er ließ sogleich den Prinzen kommen und sprach zu ihm: »Junger Fremdling, nicht nur macht deine Tapferkeit dich der Verzeihung würdig, sondern das Gelübde, welches ich getan habe, versichert dich auch der Hand meiner Tochter.«

Der Geist, welcher sich in Hassans Nähe hielt, neigte sich zu seinem Ohre und flüsterte ihm zu: »Hassan, andere Abenteuer erwarten dich, und deine Bestimmung will, daß du zu den Deinigen heimkehren sollst.«

Der Prinz bat hierauf den Sultan um die Erlaubnis, seine Tochter mit sich heimzuführen. Sie wurde ihm bewilligt, und alsbald feierten prächtige Freudenfeste die Vermählung der beiden Gatten.

Nach Verlaufe von drei Monaten bereitete sich Hassan seinem dem König von Kaffern gegebenen Versprechen gemäß zur Rückkehr in dieses Land. Sein Schwiegervater machte ihm hundert Trauben von Diamanten und Smaragden zum Geschenke. Auf den Schultern des Geistes verfehlte Hassan nicht, bald wieder nach dem Orte seiner Bestimmung zu gelangen.

Der König war überrascht, ihn mit dem verlangten Kleinod so bald wiederzusehen. »Ich sehe wohl,« sprach er zu ihm, »daß der Himmel Euch begünstiget: nehmet darum, was Euch in meinen Staaten gefällt; aber leistet mir Euren Beistand. Alle Jahre stürzt ein ungeheurer Geier auf meine Hauptstadt herab und entführt einige meiner Untertanen: ich bitte Euch, helfet mir ihn bekämpfen!«

»Ich weiß, wer dieser Vogel ist,« sagte der Geist Hassan ins Ohr; »versprich nur deine Hilfe.«

Indem er diese Worte sprach, bemerkte man einen schwarzen Fleck am Gesichtskreise. Bald vergrößerte sich derselbe, und die Einwohner stießen ein klägliches Geschrei aus und verschlossen sich in ihren unzugänglichsten Gemächern.

Schon hatte der Vogel seinen langen Hals in die Fenster des Palastes gestreckt und ergriff die Tochter des Königs, als der Geist die Gestalt eines Adlers annahm, auf den Geier herabstieß und ihm mit seinen scharfen Klauen die Seiten zerfleischte: der Geier verwandelte sich hierauf, und man erblickte einen scheußlichen Riesen. Der Geist aber behielt seine Adlergestalt und trachtete nun, ihm mit dem Schnabel die Augen auszuhacken. Der Riese ergriff ihn dabei so gewaltig, daß er schon im Begriff war, ihn in Stücke zu reißen, als Hassan hinzusprang und ihm mit seinem Schwerte die Kniekehlen durchhieb: der Riese stürzte nieder und riß den Geist mit sich zu Boden. Alsbald verwandelte er sich hier in eine Schlange, weil er ungeachtet seiner Wunde in dieser Gestalt besser zu streiten vermochte: nun aber schwang sich der Geist mit seinem Fluge über den Palast empor, verwandelte sich mit Blitzesschnelle in einen Stein, ließ sich herabfallen und zerschmetterte der Schlange den Kopf.

Die Einwohner, welche das Schauspiel dieses Kampfes versammelt hatte, stießen ein tausendstimmiges Freudengeschrei aus. Der König, beglückt durch die Befreiung seiner Tochter, glaubte ihre Retter nicht besser belohnen zu können, als wenn er sie einem von ihnen zur Gemahlin gäbe. Hassan nahm also auch noch diese zweite Frau; und was ihm fast noch mehr Vergnügen gewährte, war, daß er von dem Könige nebst anderen reichen Schätzen auch die Vögel erhielt, nach welchen er so heißes Verlangen gehabt hatte.

Er machte sich auf Anraten des Geistes bald wieder auf den Heimweg. Sie erreichten die in Trümmern liegende Stadt und fanden dort ihr zurückgelassenes Gefolge wieder, hier ging der Geist mit dem Prinzen in ein verfallenes Gebäude und sprach zu ihm:

»Hassan, meine Aufgabe ist erfüllt, meine Laufbahn ist beendigt. Ich verlasse dich, lebe wohl! Zum Lohne der Dienste, welche ich dir zu leisten vermochte, fordere ich nur einen von dir. Ich werde innerhalb zwölf Jahren wiedergeboren, wenn jemand an meinem Leichnam die gewöhnlichen Abwaschungen verrichtet und für das Begräbnis Sorge trägt.«

»Ich verspreche es dir,« sprach Hassan, »aber ...« Indem stürzte der Geist tot zu seinen Füßen nieder.

Der trostlose Prinz leistete seinem Reisegefährten die letzte Pflicht und beobachtete gewissenhaft alles, was er ihm ans Herz gelegt hatte. Dann ging er wieder ins Lager zu seinen Leuten und gab Befehl zum Aufbruche.

Nach drei Tagereisen traf er wieder die Pyramide, an welcher er vorbeigekommen war. Sein alter Vater erwartete ihn dort schon seit langer Zeit: beide fielen einander in die Arme und hielten sich lange fest umschlungen. Endlich eilten sie wieder nach ihrer Hauptstadt, wo sie von den Großen wie von dem Volke mit den aufrichtigsten Freudenbezeigungen aufgenommen wurden.«

Da Scheherasade bemerkte, daß der Tag noch nicht anbrach, begann sie noch die Geschichte des Prinzen Mahmud.

 


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