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3

Pünktlich um halb neun wie jeden Tag klingelte es im Zimmer der Sekretärin des Bankiers Gontard. Fräulein Evelyne von Gernsheim, die Sekretärin, sprang auf und ging, Bleistift und Block in der Hand, zum Bankier hinüber. Sie klopfte nicht an und grüßte nicht beim Eintritt. Alle Formeln der Höflichkeit schienen hier abgeschafft. Alles war auf Sachlichkeit und Arbeit gestellt. Der Chef saß bereits an seinem Schreibtisch und blickte gar nicht auf. Ohne jede Einleitung begann er seine Anweisungen für den Tag zu geben. Ohne jede Antwort notierte das junge Mädchen. Kein überflüssiges Wort. Hier arbeiteten offenbar zwei Menschen zusammen, die so aufeinander eingespielt waren, daß ein Wort zur Verständigung genügte. Keine Erklärungen, keine Mißverständnisse.

»Um zehn Rechtsanwalt Kröning, neuer Syndikus. Bescheid sagen. Redet zu viel. Nicht scharf genug. Mittelmaß.«

Das war doch sonderbar. Weshalb stellt man einen mittelmäßigen Rechtsanwalt an, der zu viel redet und nicht scharf genug ist? Protektion? Seit wann gab es das hier? Die Sekretärin hob den etwas männlich gestutzten Kopf.

»Wozu denn?«, entschlüpfte es ihr.

Ein kurzer, abweisender Blick flog zu ihr. Seit wann wird von mir Rechenschaft verlangt? fragte der Blick. Gontard sprach schon weiter:

»Dienstvertrag IIIb, fünfzehnhundert monatlich. Hat Vertrag Austria auszuarbeiten, dann zu mir.«

Auf dem Block füllte sich Seite auf Seite. Mit rasender Geschwindigkeit. Punkt neun war das letzte Wort gefallen, und die Sekretärin erhob sich. Schon trat einer der Prokuristen ein. Lautlos schloß sich zwischen ihm und der Sekretärin die Tür.

Das große Bankhaus in der Jägerstraße wurde mit einem Schlag lebendig. Die Schalter im großen Kassenraum des Erdgeschosses wurden geöffnet. In den Zimmern der Stockwerke begannen die Schreibmaschinen ihren klappernden Lärm, in der Telefonzentrale blinkten die Lichter des Schaltapparates auf, die Bürodiener jagten mit Akten die Korridore entlang.

Die Bank atmete.

*

Um zehn Uhr trat Dr. Kröning durch die Drehtür in den Vorraum der Depositenbank. Er war schon einige Minuten auf der Straße auf und ab gegangen, hatte sich das Gebäude von außen gründlich besehen und zehnmal die Uhr gezogen. Nervosität kroch ihm durch alle Glieder. Er hatte unruhig geschlafen und fühlte sich gar nicht so frisch, wie er es gewünscht hätte. Beim Anziehen hatte nichts gepaßt, der Kragen saß nicht, die Krawatte ließ sich nicht binden. Dann war der Kaffee zu heiß und die Uhr ging nicht richtig. Auch Lena konnte ihm nichts recht machen. Wenn sie ernst war, war sie eine Miesmacherin und »unkte«. Wenn sie sich ein Lächeln abzwang, war's auch nicht richtig. Das Bürofräulein, dem er noch rasch einen kurzen Schriftsatz diktierte, wurde angeschnauzt.

Ein großer, gallonierter Diener stand majestätisch im Vorraum der Bank. Kröning näherte sich ihm.

»Ich möchte zur Sekretärin des Herrn Präsidenten.«

»Erster Stock rechts, Anmelderaum.«

Alle scheinen in diesem Haus den verdammten Telegrammstil zu sprechen.

Der junge Rechtsanwalt ging die breite, teppichbelegte Steintreppe hinauf. Es war ihm gar nicht wohl. Er stellte sich die Sekretärin als alte, unfreundliche Schraube mit Kneifer vor. Warum, wußte er selbst nicht. Sie wird ihn erstaunt und spitz ansehen und ihn erstaunt fragen:

»Neuer Syndikus? Uns ist hier nichts bekannt. Das muß wohl ein Mißverständnis sein.«

Pfui Teufel, das wäre gräßlich. Aus der Wand ragte im weitläufigen Korridor mit den vielen Türen ein Schild: »Anmeldung.« Drinnen zwei Burschen in brauner Uniform. Kröning drückte dem einen seine Karte in die Hand. Der jüngere eilte schon hinaus.

»Bitte, einen Moment zu warten, Herr Doktor.«

Endlich mal ein ganzer Satz. Gott sei Dank. Kröning sah sich neugierig um. Überall Marmor, schwere Eichentüren, Reichtum, Gediegenheit. Die Läufer dick und schwer. Mußten allein ein Vermögen kosten. Der Junge kam schon zurück.

»Fräulein von Gernsheim läßt bitten.«

Eine Adlige. Auch gut. Das Einglas wurde ins Auge gedrückt. Los! Der Junge ging vor und öffnete am Ende des Ganges eine Tür. Donnerwetter! Kröning schlug mit hörbarem Klappen die Hacken zusammen. Ein elegantes, auffallend schönes, junges Mädchen mit gescheitem Gesicht, schlank, Sporttyp, ein bißchen männlich, stand von einem großen Schreibtisch auf. Durchaus Dame, sogar große Dame.

»Rechtsanwalt Doktor Kröning.«

Eine gepflegte Hand wurde freundlich und damenhaft herübergereicht.

»Ich weiß, unser neuer Syndikus. Ich bin informiert.«

Gott sei Dank! Eine Zentnerlast fiel vom Herzen. Alles hatte seine Richtigkeit. In der ersten Freude wollte Hugo die Hand der Sekretärin küssen. Im letzten Augenblick überlegte er noch. Das ging wohl nicht. Eine Bewegung lud ihn zum Sitzen ein.

»Sehr erfreut, gnädiges Fräulein. Der Herr Präsident hat mir gestern die Ehre seines Besuches erwiesen – –.«

War ja alles höchst merkwürdig, fand die Sekretärin. Also Gontard, der zu keinem Menschen ging, wenn es nicht gerade ein Minister war, hatte höchstpersönlich den kleinen Anwalt aufgesucht. Sonderbare Sache. Sie hatte Lust, Näheres zu fragen. Lieber nicht. Mit der Zeit wird schon alles von selbst herauskommen.

»Ich möchte Sie in die Gepflogenheiten des Hauses kurz einweihen, Herr Doktor.«

»Sehr liebenswürdig.«

»Vor allen Dingen sagen Sie nie ›Herr Präsident‹. Herr Gontard kann es nicht leiden. Und wenn er Sie rufen läßt, nie anklopfen, nie ›Guten Tag‹ sagen. Scheint Ihnen komisch? Ist bei uns so eingeführt.«

»Aber Ihnen, gnädiges Fräulein, darf man doch ›Guten Tag‹ sagen?«

»Mir dürfen Sie es, wenn es Ihnen Vergnügen macht. Das Wichtigste aber, kurz fassen. Jedes überflüssige Wort weg. Sie werden es bemerkt haben, auch der Chef drückt sich sehr kurz aus.«

»Also sozusagen Telegrammstil.«

»Noch zu lang. Am besten ABC-Code. Nie ein zweites Mal fragen. Was einmal gesagt ist, muß verstanden werden. Sollten Sie einmal etwas nicht verstehen, fragen Sie mich. Ich werde es schon wissen. Nicht viel Zettel, möglichst nichts ablesen. Herr Gontard hat ein Gedächtnis wie ein Konversationslexikon und verlangt es auch von uns. Ihr Vertrag wird schon ausgeschrieben, ich schicke ihn dann zu Ihnen hinüber. Ihr Zimmer liegt auf der anderen Seite, ich werde Sie gleich hinüberführen, die Sekretärin, die Ihnen zur Verfügung steht, hat das Zimmer nebenan. Ich will Sie nur erst mit einigen der Herren bekanntmachen. Herr Gontard hat Ihnen bereits Arbeit zugeteilt. Hier ist ein Vertragsentwurf mit der Austria, den wir nicht akzeptieren. Die Abänderungen sind an den Rand geschrieben, die Akten, aus denen Sie alles Nähere ersehen, liegen dabei. Wollen Sie, bitte, den neuen Vertrag ausarbeiten und sich dann durch mich beim Chef melden lassen. Gehen wir jetzt?«

Ein Druck auf einen Knopf, ein Laufjunge erschien in der Tür.

»Die Akten auf Zimmer 38.«

Sie führte Kröning durch einige Räume, stellte ihn einigen Direktoren und Prokuristen vor. Knappe Verbeugungen, Händedrücke. Dann Zimmer 38, sein Arbeitszimmer. Es war eingerichtet wie der Arbeitsraum eines Ministers. Eine Minute später war er allein. Die Akten lagen auf dem mächtigen Schreibtisch. Man war also Syndikus der Depositenbank. Traumhaft eigentlich. Ob man nicht wirklich träumte? Gestern noch ein unbekannter, kleiner Rechtsanwalt, dessen Frau den letzten Schmuck versetzen mußte, um die Miete bezahlen zu können und heute – – wunderbar! Susi und Richard werden nicht schlecht erstaunt sein. Er griff nach dem Telefon, die Hauszentrale meldete sich.

»Bitte, Pfalzburg 1796.«

Eine Minute später hatte er die Verbindung und ließ seine Frau an den Apparat rufen.

»Ich bin's, Hugo. Alles in Ordnung, mein Dummchen. Bist doch ein kleiner Miesmacher. Ich stecke schon tief in der Arbeit. Das geht hier wie das Brezelbacken. Wann ich komme? Weiß ich noch nicht. Bist du froh? Ja? Na, das kommt etwas lau heraus. Also bis später.«

Aufatmend setzte er sich an den Schreibtisch und kniete sich in die Arbeit.

Das soll ein Vertragchen werden, daß der Herr Präsident nur so schauen wird. Die Sekretärin war ja patent. Der Herr Chef wird schon wissen, warum er sie sich ausgesucht hat. Scheint auch nicht aus Holz zu sein, der Herr.

*

Kröning brütete bereits zwei Stunden über den Akten. Der Schädel brummte ihm. Mit so verzwickten Dingen hatte er im Leben noch nicht zu tun gehabt. Mal ein kleiner Erbschaftsstreit, mal die Aufwertungssache eines armen Teufels, der in der Inflationszeit sein Haus für einen Pappenstiel verkauft hatte, hin und wieder auch eine Scheidungs- oder Alimentationsklage – das war bis jetzt seine Praxis gewesen. Lappalien. Hier ging es um Millionenwerte, und die kompliziertesten Rechtsfragen steckten in jedem Paragraphen. Nach zwei Stunden rasselte das Tischtelefon. Die Sekretärin Gontards fragte, wann der Vertrag fertig wäre.

»Das ist doch keine Arbeit, die man aus dem Ärmel schüttelt, gnädiges Fräulein. Sagen Sie, bitte, Herrn Gontard, daß ich erst die sehr verworrene Rechtslage klären muß, das braucht Zeit.«

»Ich werde mich hüten, Herrn Gontard das zu sagen«, bekam er zur Antwort. »Ich komme hinüber.«

Nach einer Minute war die junge Dame bei ihm.

»Ich kann doch nicht zaubern, gnädiges Fräulein. Jeder Satz will hier gründlich überlegt sein.«

Sie lächelte. Ein klein wenig spöttisch war dieses Lächeln.

»Man kann schnell und kann langsam denken. Hier werden Sie sich angewöhnen müssen, rasch zu überlegen, lieber Herr Doktor. Sie finden hier in Ihrem Bücherschrank so ziemlich alles, was Sie an Literatur brauchen. Was nicht hier ist, steht sicher in unserer Bibliothek. Und wenn Sie sich gar nicht auskennen, fragen Sie mich.«

Jetzt lächelte er spöttisch.

»Verehrteste, alle Hochachtung vor Ihren Kenntnissen, aber zu diesen Dingen gehört ein geschulter Jurist. Sehen Sie zum Beispiel hier, Paragraph sieben. Das widerspricht ganz offenbar dem Preußischen Landrecht.«

Sie warf einen Blick auf die Stelle, die sein Finger bezeichnete.

»Hat mit Landrecht nichts zu tun. Die letzte Reichsgerichtsentscheidung ist in unserem Sinne gefallen. Einen Augenblick – –«

Ihre Hand langte nach dem Hörer. Sie ließ sich mit der Bibliothek verbinden und verlangte einen bestimmten Band der Reichsgerichtsentscheidungen. Ein Diener brachte das Gewünschte.

»Hier, Herr Doktor«, sie suchte blätternd, »hier haben Sie's schon. Stimmt's?«

Es stimmte. Haargenau. Doktor Kröning war starr und kleinlaut. Das war eine Frau!

»Haben Sie Jura studiert?« fragte er bewundernd.

»Nicht auf der Universität, sondern hier. Und hier lernt man's. Gründlich sogar, da können Sie sich darauf verlassen. Um vier Uhr, Herr Doktor, müssen wir den Vertrag haben. Sie können ihn Fräulein Goltze nebenan direkt in die Maschine diktieren.«

Das Mittagessen, das Kröning sehr pünktlich einzunehmen pflegte, fiel aus. Mit hungrigem Magen arbeitete er wie ein Besessener. Um drei rief er Fräulein Goltze, eine ältere, stille Person, zum Diktat. Ohne Worte setzte sie sich an die Schreibmaschine, die beim Fenster stand und spannte das Papier ein.

»Nur rasch, liebes Fräulein, in einer Stunde müssen wir fertig sein. Werden Sie mitkommen, wenn ich rasch spreche?«

Sie nickte. Die Maschine klapperte wie toll, der Schlitten flog nach jeder Zeile durch die Führung. Bei den schwersten juristischen Ausdrücken wurde nichts gefragt. Himmel, ist das hier ein Personal, dachte Kröning. Wenn er damit seine kleine Bürogans verglich, die ihn in jedem Satz unterbrach, weil sie nicht folgen oder irgendein Fremdwort nicht schreiben konnte! Schlag vier war er mit dem Vertrag fertig, zwölf Seiten. Es war besser gegangen, als er gedacht hatte. Er war mit sich und der Schreiberin zufrieden.

»Brav, Fräulein Goltze. Sagen Sie mal,« er warf es so leicht hin, »wohl ein schwieriges Arbeiten mit Herrn Gontard?«

Und schon wußte er auch, daß er eine Dummheit gesagt hatte. Die Goltze drehte ihm erstaunt den glattgestriegelten Kopf zu, als wäre die Frage etwas Ungeheuerliches.

»Ich weiß es nicht, Herr Doktor.«

In diesem Haus schien man überhaupt kein privates Wort zu sprechen. Oder durfte man nur vom Herrn der Bank nicht reden? Verdammt vorsichtig mußte man hier sein. Er packte die Schriften zusammen und ging zu Fräulein von Gernsheim. Sie meldete ihn sofort telefonisch bei Gontard an.

»Nur hinein. Ohne anzuklopfen.«

Er kam sich wie ein Schuljunge vor. Ehe er noch recht im Zimmer des Bankiers war, streckte ihm Gontard, ohne den Kopf zu heben, ungeduldig die mächtige, weiße Hand entgegen und griff nach den Akten.

»Ich hoffe, Sie werden mit mir zufrieden sein, Herr Gontard«, konnte sich Kröning nicht enthalten zu sagen und erschrak im selben Augenblick über die steinharte Miene des Mannes hinter dem Schreibtisch. Herrgott ja, war man denn hier in einem Gefängnis? Gontards Augen flogen schon über die Blätter. Telefonanrufe kamen. Der Bankier antwortete, ohne die Augen vom Vertrag zu lassen. Dreimal kamen Leute herein. Gontard hörte zu und antwortete. Dabei las er ununterbrochen weiter. Er schien nach drei Seiten zu gleicher Zeit arbeiten zu können. Kröning wurde gar nicht beachtet. Er wurde verwirrt. Was wird Gontard sagen? Irgend etwas wird er doch sagen. War das alles unbehaglich! Er hatte ein feuchtes Gefühl auf der Haut, als ob das Zimmer eine Dampfzelle wäre. Nicht einmal umzuschauen getraute er sich in dem großen Raum, mit den gepolsterten Türen, die keinen Laut hereinließen, mit dem riesigen, glatten Schreibtisch, der peinlich in Ordnung war, mit den geradlinigen Möbeln, die ganz auf Zweckmäßigkeit zugeschnitten waren. Gontard las schon die letzte Seite, Kröning hatte genau gezählt. Jetzt mußte dieser Arbeitselefant fertig sein. Die weiße Pranke drückte, noch lesend, auf einen Knopf. Die Sekretärin erschien.

»Maschine.«

Sie saß schon. Papier raschelte. Gontards Augen flogen über die letzten Sätze. Jetzt wird er etwas sagen. Kröning war aufgeregt, als würde sein Schicksal entschieden, obwohl er sich zur Ruhe zwang. Und da geschah etwas Ungeheuerliches. Gontard nahm den Vertrag, riß ihn, ohne aufzusehen, mitten durch und warf ihn in den Papierkorb. Der junge Rechtsanwalt war gelähmt vor Schrecken. Sein Vertrag, sein schöner Vertrag, an dem er sechs Stunden gesessen hatte. Man müßte aufspringen, das war ja eine bodenlose – – Die heisere, dialektgefärbte Stimme diktierte schon:

»Vertrag – geschlossen zwischen der ›Austria‹ Vereinigten Eisenwerke Akt. Gesellschaft – – –«

Gontard hatte die Akten zugeklappt und sprach vollkommen frei, kein Zettel unterstützte sein Gedächtnis. Er hatte die Arme breit auf die Tischplatte gestützt, den kraus und dicht behaarten Bullenkopf etwas vorgeneigt, die Augen verschwanden unter den vorgebauten Stirnwülsten. Die Zigarre lag unberührt im Aschenbecher. Dem Wortkargen flossen plötzlich die Worte zu. Ein Staudamm war geöffnet und ließ den Strom der Worte und Gedanken hinrasen. Gontard diktierte schnell. Kaum daß er einmal eine Atempause machte. Es schien, als läse er das Gesprochene von einer unsichtbaren Tafel ab. Und jeder Satz war auf die bündigste, eindruckvollste Form gebracht. Die Schreibmaschine klapperte, wie wenn sie elektrisch angetrieben würde. Kröning knickte immer mehr in sich zusammen. Ein Wunder vollzog sich hier vor seinen Augen und Ohren, ein Wunder, das beklemmte und niederdrückte. Sein Selbstbewußtsein, durch die Schule der Burschenschaft gegangen, schwand vor dieser kalten, glanzlosen Stimme, die Satz nach Satz, Paragraphen nach Paragraphen in die Luft hämmerte. Ganz klein wurde man hier, hoffnungslos klein. Sein eigener Vertrag war noch nicht unterschrieben, Furcht beschlich ihn.

Gontard hatte den letzten Absatz diktiert. Die Sekretärin ordnete noch rasch die Durchschläge. Kröning öffnete zaghaft den Mund. Er wollte etwas retten.

»Verzeihen Sie, Herr Gontard, wenn ich mir eine Bemerkung erlaube – –.«

»Ist's eine Dummheit, daß ich's verzeihen muß?«

»Ich meine – – rein psychologisch – – Sie sprechen immer nur von den Verpflichtungen der Austria, von den Verpflichtungen der Depositenbank fast gar nicht – – es ist für den Vertragsgegner schwer, etwas Derartiges zu akzeptieren – – ich versetze mich immer an die Stelle der anderen Partei – –«

Er stotterte vor Erregung. Gontard machte eine Handbewegung, die etwas Beschämendes hatte. Sie schob Kröning samt seinem Einwand glatt beiseite.

»Wir diktieren. Unterzeichnen Sie draußen Ihren Vertrag.«

Also doch. Kröning fühlte sich am Ärmel gezupft. Er folgte benommen der Sekretärin. Zwei Herren von merkwürdigem Äußeren warteten schon und verschwanden im Zimmer Gontards. Wäre Kröning den beiden auf der Straße oder in einem Lokal begegnet, so hätte er sie als »fragwürdige Gestalten« und nicht als »Herren« bezeichnet.

»Es ist unheimlich«, sagte er draußen, »einfach unheimlich.«

»Was?« lachte die Sekretärin. »Daß Herr Gontard einen Vertrag aus dem Handgelenk herunterrasselt?«

»Das, und überhaupt – alles. Wer waren denn die beiden eben?«

Er bekam einen kühlen, spöttischen Blick als Antwort, der ihm das Blut ins Gesicht trieb. Herrjeh, war diese Frage auch eine Sünde?

»Wollen Sie nicht Ihren Vertrag unterzeichnen, Herr Doktor?«

Sie reichte ihm ein Paket Schriften und lächelte wieder bezaubernd.

»Hier ist noch ein Rechtsgutachten auszuarbeiten. Vielleicht ist es Ihnen angenehmer, sich zu Hause in Ruhe damit zu beschäftigen.«

Mit hörbarem Aufatmen verließ er das Bankgebäude. Den ersten Tag hatte er sich etwas einfacher vorgestellt. Vor dem Eingang stand ein eleganter zweisitziger Sportwagen, teefarben lackiert, mit den goldenen Anfangsbuchstaben E. v. G. an der Tür. War das der Wagen der Sekretärin? Anscheinend. Das Fräulein gibt's ja nobel. Die Vermutung wird schon stimmen mit Gontard und der jungen Dame. Uns kann man ja nichts vormachen. Auf guten Fuß stellen also, mein Junge!

*

Auf dem Heimweg fand Kröning seine gute Laune wieder. Der Vertrag in der Brusttasche stellte sein verlorenes Selbstbewußtsein wieder her. Es schwand vollkommen aus seinem Bewußtsein, daß dieser erste Tag für ihn eigentlich eine Enttäuschung und eine fortgesetzte Reihe von Demütigungen gewesen war. So schlecht muß meine Arbeit ja doch nicht gewesen sein, redete er sich vor, sonst hätte Gontard, dieser Gewaltsbulle, den Anstellungsvertrag nicht ausstellen lassen. Seine Eitelkeit siegte über seine Erfahrungen. Allerdings, das verhehlte er sich nicht, dieser Gontard war ein unerhörter Mensch. Bewunderungswürdig. Das Drum und Dran, die Wortknappheit, die rücksichtslose, bis zur Grobheit gehende Verachtung aller Formen gehörte eben zu einem solchen Kerl.

In seinem Büro wartete ausnahmsweise eine Partei. Das Fräulein war schon ungeduldig. Kröning war heute sehr kurz angebunden und von oben herab. Wie alle schwachen Menschen, neigte er zur Nachahmung des Stärkeren und glaubte, wenn er die äußere Form seines Vorbildes annahm, die gleiche Wirkung auszuüben. Er hörte sich ungeduldig, mit dem Einglas spielend, das Eheleid des ungelenken Arbeiters an, hin und wieder mit dem Worte unterbrechend:

»Kürzer, bitte.«

Dem Fräulein, das er zum Diktat rief, befahl er kurz:

»Maschine!«

Was ihm einen verständnislosen Blick und die dumme Frage eintrug:

»Wer ist hier eine Maschine?«

Er brannte schon darauf, mit seiner Frau zu sprechen. Lena hatte den ganzen Tag ein unruhiges Gefühl mit sich herumgetragen und konnte dieser Wendung ihres Schicksals, die Hugo für ein so großes Glück hielt, nicht froh werden. Ihr Mann platzte vor Neuigkeiten, so voll war er von den Eindrücken, die er nach Hause gebracht hatte. Alles Unangenehme war längst vergessen. Ganz stolz und selbstzufrieden breitete er den Anstellungsvertrag vor ihr aus. Sein Zeigefinger konnte sich von den Worten »eintausendfünfhundert Mark monatlich« gar nicht trennen.

»Was sagst du jetzt? Und wie das dort aussieht! Jedes Bürofräulein hat ein Zimmer wie ein Generaldirektor. Mein Arbeitszimmer ist direkt ein Prunksaal. Du, du mußt einmal hinkommen, dir das ansehen. Holst mich einfach einmal ab.«

»Nein, nein«, sagte sie mit plötzlichem Schrecken, »das möchte ich nicht. Das sieht so – komisch aus.«

»Wieso komisch? Du bist wirklich ein Dummchen. Kommst einfach hin, fragst nach mir und basta.«

Nein, nur nicht hingehen! Aber sie sagte jetzt nichts weiter. Sie wollte ihn nach Gontard fragen und getraute sich nicht. Er bemerkte gar nicht, was in ihr vorging.

»Ein bißchen Weiberwirtschaft scheint ja dort zu herrschen. Die wichtigste Person in der Bank ist wohl die Sekretärin Gontards. Vor der katzbuckeln sogar die Direktoren. Aber sie ist auch eine unerhörte Person. Alles, was wahr ist. Schön, elegant und gescheiter als drei Männer. Ich lege meinen Kopf dafür hin, zwischen den beiden ist etwas, wenn sie auch noch so geschäftlich tun. So was hat man im Gefühl.«

Lena wußte selbst nicht, warum sie sofort gegen diese Frau, die sie nicht kannte, von der sie heute zum erstenmal in ihrem Leben hörte, eingenommen war.

»Mit der muß ich mich gut stellen, das ist die Hauptsache.«

»Was kann die Frau dir tun, wenn du tüchtig bist?«

»Das verstehst du nicht. Tüchtig hin, tüchtig her! Jeden kann man hinausgraulen.«

Er schluckte. Daß Gontard seine mühsame Arbeit einfach in den Papierkorb befördert hatte, verschwieg er. Aber er war so voll Bewunderung für Gontard, daß er wenigstens die Hälfte der Wahrheit eingestand.

»Ein Kerl ist das, du, so etwas hat die Welt noch nicht gesehen. Ich war dabei, wie er einen Vertrag aus dem Handgelenk diktiert hat. Ohne auch nur die Akten anzusehen. Einfach herausgesprudelt. Und da saß jedes Wort, drei Rechtsanwälte hätten das nicht zusammengebracht. Dabei geht's um Millionen bei der Sache. Es ist schon was Kolossales an dem Menschen. Da kommt man sich daneben sooo klein vor.«

Er wurde ganz warm und konnte ihr nicht genug von Gontard erzählen. Unbewußt übertrieb er noch seine Eindrücke. Als sie abends im Bett lagen, kam er immer wieder auf den Bankier zurück. Sie knipste das Licht aus. Er sagte im Finstern:

»Weißt du, eines möchte ich ja doch gern wissen. Wer mich eigentlich Gontard empfohlen hat.«

Sie antwortete nicht. Auf der Zunge lag es ihr, etwas zu sagen. Was würde Hugo dann antworten? Müßte er nicht glatt erklären:

»Ich werfe dem Kerl seinen Kram vor die Füße und gehe nicht mehr hin.«

Aber wäre er dann nicht todunglücklich? Innerlich würde er vielleicht ihr Vorwürfe machen, daß sie sein Glück, seine »große Chance« zerstört hätte. Und er müßte das doch sagen. Und wenn er es nicht sagen würde? Davor hatte sie noch mehr Angst, daß er sie enttäuschen könnte. Irgendwie quälte sie Schuldbewußtsein, ohne daß sie den Grund wußte. Im dunkeln Schlafzimmer war es totenstill. Hugo fühlte, wie eine kleine, weiche Hand an ihn herankrabbelte wie ein lebendiges, warmes Tier und sein Gesicht suchte. Der kleine Kopf seiner Frau mit dem unsagbar weichen Haar rückte näher an seine Schulter. Und ihre eigentümlich gebrochene Stimme, mit dem Klang ganz feinen Porzellans, das einen winzig kleinen Sprung hat, sagte halblaut:

»Ich hab' dich doch so lieb.«

*

Die Depositenbank war längst geschlossen. Der große Schalterraum lag schweigend in halber Beleuchtung. Die weitläufigen Korridore waren vereinsamt, nur die Wächter machten geisterhaft still ihre Rundgänge. Die verborgenen Alarmapparate schliefen mit offenen Augen, immer auf Gefahr gefaßt. Im Zimmer Gontards und seiner Sekretärin wurde – wie häufig – noch gearbeitet. Niemand wunderte sich darüber, niemand riß Witze darüber, obwohl jeder im ganzen Hause wußte, wenn auch ohne einen greifbaren Beweis dafür in Händen zu haben, daß diese beiden Menschen nicht nur durch die Arbeit verbunden waren. Daß diese beiden zusammengehörten, schien allen so selbstverständlich, wie die Verbindung zwischen Hirn und Hand. Krönings Gefühl hatte nicht getrogen und doch wieder getrogen. Das war nicht eine der üblichen Liebeleien zwischen Chef und hübscher Angestellten, vielleicht hatte Liebe sogar nie eine Rolle zwischen ihnen gespielt. Wenn jetzt Evelyne von Gernsheim ihre Beziehungen zum Bankier überdachte, so war sie sich selbst nicht klar darüber. Und was hinter der wülstig geballten Stirn Gontards vorging, fand nie den Weg zum Mund und zu anderen Menschen. Wind hatte sie auf des Schicksals Straße zusammengeweht. Sie waren aus verschiedenen Regionen gekommen. Evelyne von oben, aus einer Schicht, deren Macht, Vermögen, Stellung in den Umwälzungswehen einer kreißenden Welt erschüttert war und die aus der gesicherten Überkommenheit hinausgeschleudert wurde in einen Lebenskampf, der mit den sonderbaren Mitteln einer in Verwirrung geratenen Gesellschaft geführt wurde. Rassiger, hochgezüchteter Abkömmling dieser Kaste, bis zum Bersten angefüllt mit der herrschsüchtigen Willenskraft, die mehr den Männern als den Frauen ihrer Kreise eigen war, hatte Evelyne alles, was an ererbter Gebundenheit in ihr war, bedenkenlos über Bord geworfen. Hatte sich mit rücksichtsloser Unternehmungslust in den brodelnden Strom der Nachkriegszeit gestürzt, der Menschen verschlang und andere an die Oberfläche warf. Und sie schwamm oben.

Gontard kam von unten. Aus der Dunkelheit. Irgendwoher aus dem Elend. Aus der Welt muffiger Hinterhäuser, in denen die Menschen zusammengepfercht sind in der dicken Luft lichtloser Räume. Sein Gesicht war grau wie die Mauerbasteien enger Höfe, unveränderlich grau Sommer und Winter, als hätte sich diese Farbe, die keine war, unverlöschlich in seine Poren eingefressen. Er war gehetzt von der Machtgier der Entrechteten, aus deren Bezirken er plötzlich und überraschend aufgestiegen war. Nie sprach er über seine Vergangenheit. Nie von Eltern, Familie. Er schien losgelöst aus aller bürgerlichen Verknüpftheit, unbelastet von Vorurteilen und Skrupeln, voll wilder, zielstarker Entschlossenheit, die keine Hindernisse, keinen Widerstand, kein Mitleid kannte.

Und diese beiden, die Adlige und der Proletariersproß, einander unendlich ähnlich in der Wesensart, hatten sich gefunden und verbunden. Es war das Zusammenschlagen zweier Flammen, die der gleiche Sturm peitschte. Doch blieb er der Führer, der sich für keinen Augenblick die Zügel entwinden ließ.

In Breslau fing es an. Er trug damals noch einen schäbigen Rock auf den klobigen Schultern, und seine Hände, diese überlebensgroßen Pranken, zeigten die Spuren harter Arbeit. Trotzdem war da etwas, was sie vom ersten Augenblick an in Bann schlug und zu ihm zog. Nicht Liebe. Es war eine Mischung aus Grauen, unbedingtem Vertrauen in seine Kraft, Bewunderung für die Art, mit der er alles anfaßte. Er war ungebildet, kannte keine Bücher, liebte keine Musik und hatte den Geschmack eines Wilden. Keinerlei geistige Interessen lenkten ihn ab, keinerlei Vergnügungen nahmen seine Kraft in Anspruch. Aber er verstand alles, was Geschäft und Geldverdienen betraf. Er roch das Geld. Es war ihm gleichgültig, ob er es mit Eisen, Leder, Chemikalien oder Häusern verdiente. Es war ihm gleichgültig, ob die Ware gut oder schlecht war. Alles war gleichgültig, wenn man nur Geld verdiente. Auch das Wie war gleichgültig. Alle hatten Mißtrauen zu ihm, wenn sie in dieses große, wilde Gesicht sahen, das erbarmungslos, unbeweglich war. Er überwand jedes Mißtrauen. Er überrannte die Menschen. Sie wußten manchmal, daß er sie betrog, und kamen doch nicht aus seinen Klauen. Kamen trotzdem wieder.

Ohne Büro, mit billigem Briefpapier, auf das er einen Gummistempel drückte, fing er an, als Evelyne ihn kennenlernte. Evelyne wurde seine Mitarbeiterin mit einem Hundegehalt. In einem Jahr hatte er ein Büro, in dem vier Schreibmaschinen knatterten. Nach drei Jahren hatte er eine Flucht von Räumen. Da bezog Evelyne schon das Gehalt eines Direktors. Er machte die waghalsigsten Geschäfte, galt für wohlhabend. Eine Spekulation, die sein Vermögen verdoppeln sollte, brach ihm das Genick. Über Nacht war er genau so arm wie am Anfang seiner Laufbahn. Keine Muskel verzog sich in seinem Gesicht. Verlorene Partie, man beginnt eine neue. Er hatte kein Geld für den Einsatz, es wird sich schon einer finden, der auf ihn setzt. Breslau wurde verlassen, er ging nach Berlin. Evelyne war seine Geliebte geworden, sie ging mit. Nicht etwa aus Liebe. Sie hätte ihn kalten Herzens stehengelassen, wenn sie nicht an seinen Erfolg geglaubt hätte. Sie war nicht aus Leidenschaft seine Geliebte geworden, es war nur die selbstverständliche Folge ihrer Zusammengehörigkeit. Weder war er ein zärtlicher Liebhaber, noch sie eine zärtliche Geliebte. Sie war Hetzpeitsche und Sporn, die ihn vorwärtstrieben, Kessel, der ihn heizte. In Berlin fingen sie wieder von vorne an. Ohne Büro, mit Gummistempel. Nach sechs Monaten war er wieder oben. Nach einem Jahr hatte er schon einen Ruf. Keinen guten, aber einen, der die Leute lockte, mit ihm Geschäfte zu machen. An der Börse fand er ein Tätigkeitsfeld, das ihm behagte. Es war etwas von einem Spieler an ihm. Bald wurde man in der Bankwelt auf ihn aufmerksam. Man lachte nämlich über ihn. In der Bank, durch die er seine Geschäfte ausführen ließ, hielt man seine Spekulationen für Wahnsinn, seine Erfolge für Zufall. Als sich die Erfolge häuften, fing man an, ihn ernst zu nehmen. Dieser sonderbare Mensch mußte Verbindungen haben, die sonst niemand besaß. Offenbar wußte er tagelang vorher schon Dinge, die selbst den Großbanken mit ihrem weitverästelten Nachrichtennetz erst später zuflossen, und baute auf ihnen seine scheinbar sinnlosen Transaktionen auf. Oder er mußte ein nie dagewesenes Fingerspitzengefühl haben. Man suchte ihn, bot ihm Stellungen an. Die glänzendsten Angebote schlug er aus. Nicht einmal zu Verhandlungen ließ er sich herbei. Er begann, den Markt zu beunruhigen. Die verwegensten Spekulanten drängten sich an ihn heran. Er benützte sie, solange er ihr Geld brauchte, schüttelte sie rücksichtslos ab, wenn sie überflüssig waren. Seine Tätigkeit wurde auf die Wiener, Prager, Pariser, Londoner Börse ausgedehnt. Überall spürte man seine Hand: bei plötzlichen Kursstürzen, bei unerwarteten Steigerungen. Nächtelang saß er am Telefon. Rastlos fuhr er mit D-Zug, Auto, Flugzeug. Er raste nach Paris. Dort spitzte man die Ohren. Aber er führte seinen Schlag in Wien. Er raste nach Budapest, wo die Börsenjobber erschreckt die Köpfe zusammensteckten. Derweil fiel sein Streich in London. Immer blitzschnell und überraschend. Der berüchtigte schwarze Mittwoch, der die geriebensten und vorsichtigsten Börsianer Kopf und Kragen kostete, brachte ihm ein Vermögen ein. Damals brachte er die Majorität der ins Wanken geratenen Depositenbank an sich. Durch Hintermänner, die immer wechselten und sich auch untereinander nicht kannten. Über Nacht war er Präsident der Depositenbank. Die alten Großbanken verfolgten seinen Weg mit scheelen Blicken. Er war eine Gefahr. Man setzte ihm Spione ins Haus. Keiner brachte etwas heraus. Eher wurde er blinder, begeisterter Anhänger des Mannes, der nie lächelte, niemandem ein freundliches Wort gab, zu dem niemand vordringen konnte. Er war die menschgewordene, eisige Einsamkeit. Er besuchte keine Gesellschaften, gleich, ob sie von Kollegen, Industriemagnaten oder Ministern gegeben wurden. Er war bei keiner Fachversammlung, bei keiner öffentlichen Veranstaltung. Politische Parteien drängten sich um Geld an ihn heran. Niemand bekam einen Pfennig. Man schnorrte ihn für die verschiedensten Zwecke an. Bei einer Kollekte für Kriegsblinde zeichnete er zehn Mark. Am nächsten Tag brachten sämtliche Zeitungen Schmähartikel. Sie ließen ihn unberührt. Nach einem Grubenunglück, bei dem zwölf verheiratete Bergleute umgekommen waren, spendete er aus freiem Antrieb eine Viertelmillion für die Hinterbliebenen. Fünfmal soviel, als die großangelegte Wohltätigkeitsaktion eingebracht hatte. Die Zeitungen hoben ihn in den Himmel. Auch das war ihm gleichgültig. Man zerbrach sich über ihn den Kopf. Niemand wußte sich zu erklären, weshalb er etwas tat oder anderes unterließ. Auch Eve nicht. Bei ihm gab es keine Vertrautheit, und selbst in den Stunden der Vereinigung, in denen sich zwischen Mann und Weib die Türen des Herzens zu öffnen pflegen, war eine unübersteigbare Mauer um ihn. Noch nie hatte er das Wort »Liebe« ausgesprochen.

Sie hielt trotzdem zu ihm. Ob auch ihr Zärtlichkeit, Wärme fehlte – er wußte es nicht oder wollte es nicht wissen. Fragte nicht, wie er überhaupt nie etwas fragte. Sie lebte ihre Hingabe in der Arbeit, tobte ihre Leidenschaft am Schreibtisch aus. Geld verdienen! Sie bezog ein Ministergehalt, verdiente noch an Spekulationen und Geschäften, die sie ihm abgeguckt hatte. Sie führte ihren eigenen eleganten Sportwagen. Besaß im Westen Berlins eine elegante Wohnung. Dort war Gontard zuweilen zu Gast. Er selbst hatte sich an der Heerstraße im neuen Villenviertel ein sonderbares Haus gebaut. Kein Fenster ging auf die Straße, man sah von außen nur eine bräunlich gekachelte Mauer. Selbst der Eingang war an der Rückseite, in der Tiefe des Gartens verborgen. Er hauste da mit einer Wirtschafterin, einem Gärtner und dem Chauffeur. Niemand sonst, auch Eve nicht, hatte je das Haus betreten. Noch nie hatte er eine Gesellschaft gegeben.

Die ganzen Jahre hatte sich nie etwas in seinen Beziehungen zu Eve geändert. Bis vor wenigen Wochen. Plötzlich, ohne ersichtlichen Grund hatte er alle Beziehungen zu ihr abgebrochen. Keine Aussprache, keine Erklärung. Er war immer von selbst zu ihr gekommen, ohne Einladung. Er kam nicht mehr. Nach außen hatte sich nicht das mindeste geändert. Sie war weiter seine beste Mitarbeiterin, die einzige, die mehr wußte als irgend jemand in der Bank. Ihre Stellung blieb unangetastet. Aber sonst war sie für ihn einfach nicht mehr da. Sie tat, als ob sie nichts bemerkte. Sie dachte zuerst: »Eine andere Frau« und beobachtete ihn scharf. Aber sie verwarf den Gedanken bald. Sie erkannte in Gontards Gesicht die Bedeutung eines jeden Zuckens. Sie kannte ihn, wie niemand sonst, soweit man diesen unergründlichen Menschen überhaupt zu kennen vermochte. Er schien in allem der Alte. Eher arbeitete er noch mehr als vordem. Seine Unternehmungen hatten gigantischen Umfang angenommen. Er vermittelte einigen östlichen Staaten Anleihen, die niemand durchzuführen imstande gewesen war. Er saß im Aufsichtsrat großer Konzerne. Hatte sich plötzlich auf den Waffenhandel geworfen, versorgte zur gleichen Zeit die Albanier mit italienischen Gewehren gegen Jugoslawien und die Jugoslawen mit französischen Kanonen gegen die Albanier. In Persien reisten seine Agenten, in Ägypten. Die chinesischen Wirren brachten ihm Millionen. Sein Name begann in der Politik eine Rolle zu spielen, er war eine Macht geworden, mit der man rechnen mußte. Man haßte, fürchtete, schmähte ihn, er war der Emporkömmling, der Schieber, der Bluthund, aber man suchte ihn, brauchte ihn. Nein, dieser Mann, der die Arbeit von zehn Menschen bewältigte, hatte keine Zeit für Frauen.

Vielleicht eine Laune des Unberechenbaren. Auch das schien es nicht zu sein. Evelyne empfand keinen Schmerz, eher war ihre Eitelkeit gekränkt. Vielleicht nicht einmal das. Liebe spielte in ihrem Leben keine Rolle. Keine bürgerliche Sehnsucht nach Heim und Kindern bedrängte sie. Sie hätte Männer haben können, soviel sie wollte, reiche, schöne, einflußreiche. Sie erregte Aufsehen, wo sie den Fuß hinsetzte. Hatte alles keinen Reiz für sie. In Wirklichkeit reizte sie nur die Arbeit an der Seite dieses Mannes, die Arbeit in seinem Höllentempo, die verwegenen Spekulationen, die gefährlicher und abenteuerlicher waren, als sich ein Menschengehirn vorstellen konnte. Es war ihr ein unerhörter, aufregender Genuß, mitzuarbeiten und teilzunehmen an diesem großangelegten Spiel, das ein Höchstmaß an Verschlagenheit, Geistesgegenwart und Klugheit war. Sie war glücklich, wenn er sie mit einer schweren Aufgabe betraute, in der ihre Fähigkeiten auf die höchste Probe gestellt wurden. Herrlich, sich wie ein Jagdhund auf eine Spur zu setzen, wenn etwas herauszubekommen war. Wunderbares Gefühl, dieser atemraubende Kampf mit allen Finten des Geistes und der Nerven gegen eine Welt von Gegnern. Liebe? Bah! Harmloses Spiel müßiger Stunden. Häufig nur komisch. Oft bloße Störung. Was sie störte, war die Unklarheit ihrer Beziehungen zu Gontard und sie beschloß, ihn zu stellen.

Um neun Uhr abends machten sie eine Pause, um einen Imbiß einzunehmen, den der Diener bereitgestellt hatte. Mitten im Essen, fragte sie beiläufig und blickte ihn dabei fest an:

»Sehe ich schlecht aus?«

Er sah ganz woanders hin:

»Ausgezeichnet.«

»– – weil ich dir nicht mehr gefalle.«

»Ach so!«

Was bedeutete dieses »Ach so«? Es wäre kränkend im Ton gewesen, wenn Eve an Empfindlichkeit gelitten hätte. Leicht war es nicht, sich mit diesem Partner auszusprechen.

»Wollen wir nicht offen zueinander sein?«

»Seit wann verständigen wir uns mit so viel Worten?« fragte er mit eisigem Gleichmut zurück. Er hatte noch immer Augenblicke, in denen selbst sie über ihn erschrak. Dieses vollkommen gefühllose Zurückstoßen, Fallenlassen eines Menschen war so zerschmetternd, jeden Widerstand erstickend, daß man nicht einmal aufzubegehren imstande war. Sie nahm einen Schluck Wein, um den nervösen, faden Geschmack im Munde hinunterzuspülen.

»Also aus?« sagte sie scheinbar unberührt.

»Aus.«

Er knüllte die Serviette zusammen und setzte sie wie einen Punkt hinter einen Satz auf das Tischtuch. Kein Wort gütlichen Zuredens, mit dem Liebhaber Frauen bei der Trennung zu beruhigen suchen. Stand auf, ging zum Schreibtisch. Evelyne setzte sich ihm gegenüber. Kein Wort weiter persönlicher Art. Sie hätte sich eher die Zunge abgebissen, ehe sie irgendein Zeichen der Erregung gezeigt hätte. Ihre kühle Selbstbeherrschung ließ den schärfsten Beobachter nicht erkennen, ob sie Feindseligkeit empfand, ob Rachsucht sie erfüllte, oder ob der Zwischenfall endgültig für sie erledigt war. Und ihn, ihn schien es im übrigen nicht im mindesten zu interessieren, was in ihr vorging. Er diktierte Telegramme – – –

*

Hugos erste Sorge war, sich zwei modische Anzüge bei einem guten Schneider machen zu lassen. Diese Äußerlichkeiten waren ihm sehr wichtig. Man müsse als Rechtsanwalt und Syndikus repräsentieren, meinte er, drinnen in der Bank und auch vor den Leuten. Das gehört dazu. Sorgfältig wählte er die Stoffe und quängelte stundenlang beim Anprobieren. Lena ließ ihn gewähren und freute sich sogar, als er neu eingekleidet vor ihr stand. Er sah sehr hübsch aus im gutsitzenden, braunen Zweireiher, groß und schlank, mit frischem, jungem Gesicht.

»Eine passende Krawatte habe ich mir auch gekauft. Hübsch, nicht? Eigentlich müßte man noch einen Hut in der gleichen Farbe haben. Oder was meinst du?«

»Ja, kauf dir nur einen neuen Hut.«

Auch Lena wurde neu eingekleidet, aber es kostete nicht den vierten Teil.

»Sorge ich für dich, mein Dummchen?«

Er mußte Anerkennung haben. Sie streichelte seine Hand.

Am meisten Befriedigung gewährte es ihm, daß auch Evelyne ihrem Beifall Ausdruck gab. Sie war seit ihrer Auseinandersetzung mit Gontard zutraulicher geworden, und Gespräche, die nicht das Geschäft betrafen, waren keine Seltenheit. Sie fühlte sich plötzlich einsam, obwohl die Veränderung in ihrem Leben durch die Trennung von Gontard nicht erheblich war. Die Stunden, die sie mit ihm außerhalb der Bank verbracht hatte, waren immer so karg bemessen gewesen, daß ihr Fortfall eigentlich kaum eine merkbare Lücke lassen konnte. Es war auch etwas ganz anderes. Eine gewisse Unsicherheit. Sie witterte, daß eine Umwälzung vor sich ging, und die Unkenntnis, welcher Art diese Umwälzung sein könnte, machte sie unruhig. Sie suchte Anhalt an einen Menschen, obwohl es ihr nie eingefallen wäre, mit irgend jemandem über ihre Beziehungen zum Bankier zu sprechen. Anschluß an einen der Angestellten in der Bank kam nicht in Frage. Sie war allgemein unbeliebt. Ohne unfreundlich zu sein, hatte sie sich immer abgesondert gehalten, was schon die Eigentümlichkeit ihrer Stellung mit sich brachte. Sie stand immer zwischen dem Chef und den Beamten, war Türhüter und Mauer zugleich. Es genügte, sie mißliebig zu machen, weil man auf sie angewiesen war. Doppelt und dreifach mißliebig, weil ihre Stellung unangreifbar schien und weil man sich widerwillig gezwungen fühlte, sich gut mit ihr zu stellen. Sie galt als Spionin. Den Frauen war ihre Schönheit und ihr Aufwand ein Dorn im Auge. Eve wußte das alles sehr genau. Anfangs hatte sie sich noch bemüht, durch Liebenswürdigkeit die stille, nie ausgesprochene, in Freundlichkeit gewickelte Abneigung, die man ihr entgegenbrachte, zu überwinden. Später gab sie es auf. Das war das Sonderbare, daß alle, vom letzten Laufjungen bis zu den Direktoren, dem barschen, wortkargen, brutalen Bankier, vor dem sie alle zitterten, mit hündischer Ergebenheit anhingen, daß sich aber diese Ergebenheit gegenüber der Frau, von der alle wußten, daß sie Gontard näher stand als irgendeiner von ihnen, ins Gegenteil verwandelte.

Eve schloß sich Kröning an. Er war der einzige, der nicht in diese allgemeine Stimmung hineingerissen war. Äußerlich war ihr der hübsche, gepflegte Rechtsanwalt angenehm, und die Unverhohlenheit, mit der er ihr huldigte und ihrer Schönheit Anerkennung zollte, bereitete ihr Vergnügen. Sie unterstützte ihn, wo sie konnte, half ihm aus jeder Patsche, so daß es sogar den anderen Angestellten, die für solche Dinge immer eine unendlich feine Nase besitzen, auffiel. Ohne daß er es bemerkte, war auch Kröning plötzlich von einem Wall von Mißtrauen umgeben. Wenn er mit jemandem ein Gespräch anfing, wenn er gar in seiner leichten, häufig ins burschenhaft Schnoddrige spielenden Art über Gontard zu reden begann, wie er es im Anfang hin und wieder tat, stieß er auf Panzerplatten von Ablehnung. Und er war glücklich, daß er bei der allmächtigen Sekretärin eine Stütze fand. Es lag ihm auch mehr, sich mit dem anderen Geschlecht zu stellen. Da hatte er jene einschmeichelnd liebenswürdige Sicherheit, die Frauen angenehm ist.

»Hör' zu, Dummchen«, sagte er eines Tages zu Lena, »heute abend gehe ich aus. Weißt du mit wem? Mit Fräulein von Gernsheim. Was sagst du jetzt? Sehr angenehm ist es mir ja nicht, aber ich muß das machen. Mit dieser Frau muß ich mich gut stellen. Sie hat mir auch schon wirklich große Dienste erwiesen. Bist du eifersüchtig? Wäre wirklich lächerlich. Ich muß mich bloß irgendwie einmal erkenntlich zeigen. Zu meinem Vergnügen täte ich es nicht. Vielleicht gehst du heute zu Möllenhofs, damit du nicht allein bist.«

Er sprach so eifrig, daß er ganz übersah, wie Lena immer stiller wurde. Sie machte nur einen Einwand:

»Wenn die Frau wirklich mit Gontard so steht, wie du sagst, dann verstehe ich nicht, daß sie mit dir ausgeht. Was machst du, wenn ihr von ihm gesehen werdet?«

»Aber Dummchen! Wir gehen zu Kempi, ganz harmlos. Glaubst du außerdem, daß sich ein Gontard zu Kempinski setzt? Das ist für diesen Mann eine Volksküche.«

Lena war schon wieder still.

Im Grunde hatte sich Hugo selbst gewundert, daß Eve auf seine Einladung so ohne weiteres eingegangen war. Aber er zerbrach sich nicht lange den Kopf darüber.

Er war unendlich stolz, als er mit ihr in dem menschengefüllten Raum saß und alle Köpfe sich nach seiner schönen Begleiterin umdrehten. Fabelhafte Frau. Er tat sehr vertraulich und ließ alle Minen springen. Machte ihr auf Tod und Leben den Hof. Brachte sich mit Wein in übermütige Stimmung. Das war die Luft, die ihm behagte.

»Was wohl Herr Gontard sagen würde, wenn er uns so sähe?« fragte er plötzlich.

Sie sah kühl an ihm vorbei.

»Er würde vermuten, daß sein neuer Syndikus seine Sekretärin ein wenig ausholen will, und er würde wissen, daß man aus ihr nichts herausbekommen kann.«

Ach, der Kleine machte wohl Anspielungen? Es ärgerte sie einen Augenblick. Dann blitzte es in ihr auf: Was würde Gontard wirklich sagen? Vermutlich nichts. Er pflegte nicht einmal höhnisch oder spöttisch zu sein. Ob er eifersüchtig wäre? War schließlich auch nur ein Mann aus Fleisch und Blut. Ob man ihn nicht eifersüchtig machen könnte? Das war eine Seite, die sie nicht an ihm kannte. Vielleicht wäre es gefährlich! Es reizte sie über alle Maßen.

»Sie sprechen ja gar nicht?« unterbrach er ihre Gedankenkette.

Sie reagierte nicht. Wenn man den mächtigen Bankier auf den kleinen Rechtsanwalt hetzen könnte. Den Proletariersproß mit den Hammerfäusten auf den Burschenschafter, der seine Ehre mit der Klinge zu verteidigen pflegte. Urtrieb des Weibes erwachte. Kampf der Männer um sie, um das Weib, entfachte ihre Vorstellungskraft. Sie vergaß, Krönings Frage zu beantworten. Der arme Bursche würde wohl auf der Strecke bleiben, und er macht so nett den Hof, dachte sie. Gar nicht wie andere Männer, die einen unmenschlichen Respekt vor ihrer selbstbewußten Tüchtigkeit hatten, sondern mit jener niedlichen Unverschämtheit, mit der er als Student um kleine Ladenmädchen geworben haben mochte. Das war so belustigend. Ein Fünkchen Mitleid glomm auf, ohne daß es ihre Entschlüsse beeinflußt hätte. Aber sie ließ ihm ihre Hand, die er mit zärtlichem Spiel berührte.

»Nun«, fragte er wieder, »ganz stumm geworden?«

»Nur ein bißchen gedruselt.«

Er brachte sie im Wagen nach Hause. Bei einer Kurve legte er, wie um sie zu stützen, den Arm um ihre Schulter. Fühlte ihren sportgeübten, kräftigen Körper scheinbar widerstandslos an sich gelehnt. Seine Sinne sprangen an. Mit einem Ruck riß er die Beute an sich und brachte ihr Gesicht vor das seine. Mit der gleichen Blitzschnelle lag ihr Handballen vor seinem Kinn und drückte seinen Kopf mit einem Griff kräftig ins Genick zurück. Sie war ganz ruhig, keineswegs unfreundlich.

»Ich glaube, lieber Doktor, Sie haben sich Ihre neue Tätigkeit etwas zu leicht vorgestellt.«

Kröning war trotz seines kleinen Mißerfolges ganz benommen vom Zusammensein mit Eve. Was für eine Frau, was für eine Frau! Und diese katzenartige Geschicklichkeit. Alles imponierte ihm an ihr. Unzugänglich war sie deshalb doch nicht. Sie hätte sich, wenn sie gewollt hätte, ganz anders zur Wehr setzen können. Das Tempo war zu rasch gewesen. Aber es ist ja noch nicht aller Tage Abend.

Im Schlafzimmer war Licht, als er nach Hause kam. Lena wachte. War noch angezogen. Es war ihm unangenehm. Sie hatte manchmal eine Art zu blicken, forschend, ohne Vorwurf, mit mütterlicher Besorgtheit, gegen die man wehrloser war als gegen heftige Szenen.

»Du schläfst noch nicht?«

Er küßte sie flüchtig und begann wieder übereifrig zu plaudern.

»Es war sehr nett. Grad weil es so harmlos kollegial war. Kannst dir ja vorstellen. Aber es war doch wichtig für mich, daß ich mit der Frau ausgegangen bin. Man erfährt manches, was man sonst nicht zu hören bekommt. Es ist eben etwas ganz anderes, wenn man mit jemandem nicht nur geschäftlich zu tun hat.«

Lena löste den schimmernden blonden Haarknoten vor dem Frisiertisch. Sie stellte keine Frage.

»Ich weiß nicht«, redete er weiter, »ob es nicht richtig wäre, Fräulein von Gernsheim zu uns einzuladen. Siehst du, das ist eine Frau, von der du wirklich etwas lernen könntest.«

»Ich will von dieser Frau nichts lernen.«

Hugo hatte schon Rock und Weste über den Bügel gehängt. Stand in Hemdsärmeln mit gelöster Krawatte und halboffenem Kragen da. Er ließ die Hände vom Kragenknopf. Seine Frau hatte sehr ruhig, sogar leise gesprochen. Aber in ihrem Ton war eine entschiedene Ablehnung, die ihm an ihr fremd war.

»Was hast du gegen die Frau?«

»Nichts gegen sie und nichts für sie.«

»Ach«, sagte er erregt, »du glaubst vielleicht, ich mache all das zu meinem Vergnügen. Du scheinst nicht zu bemerken, daß ich alles nur um deinetwillen tue. Damit du ein sorgenloses Leben hast. Das ist ein solcher Glücksfall, daß ich zu Gontard gekommen bin, wie er zwischen tausend Anwälten einem passiert. Wenn's nach dir gegangen wäre, hätte ich ihn ja als Schwindler hinauswerfen müssen. Und jetzt möchtest du am liebsten, daß ich den einzigen Menschen, der in der Bank wirklich Einfluß besitzt, vor den Kopf stoße. Darüber wollen wir doch einig sein, liebes Kind, in Dingen, die meine Existenz betreffen, habe ich zu bestimmen. Ein für allemal. Und jetzt, bitte, sei vernünftig, mein Dummchen.«

Er wollte sie auf den Mund küssen. Es war das erstemal in ihrer Ehe, daß sie den Kopf abwandte und ihm mit verirrtem Blick nur die Wange hinhielt.

*

Seitdem Lenas Mann in der Depositenbank angestellt war, hatten die Verfolgungen aufgehört. Sie sah noch immer suchend umher, wenn sie das Haus verließ, drehte sich noch immer auf der Straße plötzlich um in der Meinung, Gontard müßte ihr plötzlich im Rücken erscheinen. Oder sie lief am Tage mitten aus irgendeiner Arbeit ans Fenster und ließ – hinter dem Vorhang versteckt – den Blick die Straße entlangwandern, ob nicht irgendwo gegenüber seine waagerecht breiten Schultern auftauchten: Gontard blieb verschwunden. Statt aber beruhigt zu sein, lebte sie von einem Tag zum andern in der gespannten Erwartung, daß sich etwas ereignen müsse, etwas unvorhergesehen Gefahrvolles, das mit Gontard in Zusammenhang stehen würde und dem auszuweichen keine Möglichkeit bestünde. Sie wurde das Gefühl nicht los, daß noch immer jeder ihrer Schritte von unsichtbaren Beobachtern überwacht wurde, und sie hatte die Empfindung, noch genährt durch Hugos oft übertriebene Erzählungen, die ganze Stadt sei angefüllt mit Menschen, die auf geheimnisvolle Art alle zu Diensten einer grenzenlosen, grausamen Macht stehen. Und die Macht war ein Mann, breitschultrig, mit mächtigem Kopf und unheimlich großen, geisterhaft weißen Händen. Der Mann mit der Pranke, Gontard. Es kam ihr zuweilen vor, als wandelte sie in einem tiefen, verwirrend sich schlingenden Schacht ohne Ausgang, bedroht von schlagenden Wettern, die sie tückisch aus Spalten und verborgenen Höhlungen belauerten.

Hugo war mit dem veränderten Wesen seiner Frau unzufrieden. Er begann, sich gerade in seiner neuen Tätigkeit wohlzufühlen, war allmählich, von Eve unterstützt, in seinen Aufgabenkreis hineingewachsen und hatte sich in das Tempo, das in der Depositenbank üblich war, eingewöhnt. Auch Ton und Form, die von Gontard gewünscht wurde, hatte er sich schon angeeignet. Als endlich sogar ein von ihm ausgearbeiteter Vertrag vom Bankier ohne Veränderungen angenommen wurde und dem sonst so verschlossenen Mund ein knappes »Gut« entfuhr, war Hugo wie ein Schuljunge restlos glücklich.

»Du verstehst nicht, was das bei Gontard bedeutet«, sagte er seiner Frau, »das ist dasselbe, als wenn ein Fürst einen Orden verleiht. Und du machst ein Gesicht, statt dich zu freuen –«

Er war jetzt häufiger von zu Hause abwesend. Lena fragte nicht, wohin er ging. Ohne nachzuforschen, wußte sie, daß er mit dieser Sekretärin, die ihr als Feindin und Rivalin erschien, Zusammenkünfte hatte, die allerdings seltener waren, als sie vermutete. Hugo wollte sich nur der unbehaglichen Stimmung zu Hause entziehen. Auch mit Möllenhofs trafen sie jetzt öfter zusammen. Hugo wollte Gesellschaft haben, und Susi hoffte, daß er ihren Mann vielleicht in die Bank hineinbugsieren könnte.

»Ich muß mal die Fühler ausstrecken,« meinte Kröning etwas großspurig, »das ist bei uns nicht so einfach. Ich stehe zwar mit Gontard und auch mit seiner Sekretärin sehr gut, immerhin muß ich diese Beziehungen erst ein wenig persönlicher gestalten. Aber Lena ist ja in diesen Dingen so komisch. Jetzt ist sie wieder auf Fräulein von Gernsheim eifersüchtig. Direkt kindisch.«

»Ich bin nicht eifersüchtig.«

»Was denn? Ich wollte die junge Dame zu uns einladen, Lena mag nicht. Ich wollte, daß Lena mich im Büro besucht, so ganz zufällig, mal sehen, wie ich dort hause. Da kann sich doch Gelegenheit ergeben, man lernt sich kennen, spricht ein paar verbindliche Worte. Bei Lena nichts zu machen.«

»Das ist aber wirklich nicht richtig von dir«, sagte Susi und puderte sich das kecke Näschen. »Daß Hugo ein bißchen dieses Fräulein hofiert, finde ich ganz in der Ordnung. Ich freue mich auch, wenn mir jemand sagt, daß ich hübsch bin. Wir Weibsen sind doch nun mal so. Deshalb wird Hugo mit dem jungen Mädchen nicht gleich etwas anfangen. Besonders, wo er weiß, daß dieser Gontard und das Fräulein – – dazu ist Hugo viel zu klug.«

Sie verstand es immer, jemandem etwas Angenehmes zu sagen. Richard beteiligte sich fast gar nicht an dem Gespräch. Er war ein ruhiger, netter Mensch, fleißiger Arbeiter, sonst nichts. Er ließ Susi gewähren, obwohl ihm die vielen Menschen, die Susi ins Haus zog, oft lästig waren. Aber bei Auseinandersetzungen über diesen Punkt zog er bei seiner zungengewandten Frau stets den kürzeren, und sie verstand es, jede Sache so zu drehen, bis sie Richard schließlich eingeredet hatte, daß alles, was geschah, sein Wille war.

»Lena versteht eben nicht«, fing Kröning wieder an, »was es für einen Mann bedeutet, endlich am Ziel zu sein. Wenn ich denke, ich müßte wieder dort anfangen, wo ich vor einem Monat war, ich würde mich aufhängen. Aber glatt. Das ist ja ein so unerhörtes Glück, das einem da widerfahren ist. Und ich bin eigentlich erst am Anfang. Daß man da Himmel und Hölle in Bewegung setzen und seine persönlichen Neigungen hintanstellen muß, um jede Chance auszunützen, das will und will Lena nicht einsehen. Es ist zum Verzweifeln.«

Lena stand als die Egoistische da. Gott im Himmel, er treibt mich in die Arme des anderen, konnte sie nur denken, mein eigener Mann treibt mich mit Gewalt in die Arme des anderen. Warum finde ich nicht die Kraft, es herauszusagen, worum es hier geht, auch wenn dieses »unerhörte Glück« darüber in Scherben geht. Es ist ja gar kein Glück, es ist ja ein großes, großes Unglück. Und sie brachte es wieder nicht über sich, ihren Mann aus allen Hoffnungen zu reißen.

Susi legte sich ins Mittel.

»Hugo, du übertreibst. Du hast eine so liebe, kluge Frau, natürlich wird sie hinkommen, du mußt nur Geduld haben. Nicht, Lena? Frauen müssen erst ein bißchen widersprechen. Das ist nicht anders. Bei uns ist es auch so, Ricky, stimmt's? Am Ende geb ich auch immer nach.«

In Lena verwirrten sich die Gedanken. Auch Susi war eins von den Werkzeugen Gontards. Sie alle waren eine Meute, die hinter ihr her waren und sie dorthin trieben, wo schon fangbereit der Jäger stand. Nein, es war ja alles nur lächerliche Einbildung. Natürlich hatte Susi recht. Man muß hingehen in die Bank. Es ist nichts dabei. Es gibt keinen Jäger. Wenn man nicht will, kann einem nichts geschehen. Auch Hugo hat recht. Man muß Himmel und Hölle in Bewegung setzen. Es ist ja ein so großes, großes, unerhörtes Glück.

Sie ließ den zarten, blonden Kopf mit müder Schlaffheit vornüber sinken.

»Gut, gut. Ich werde kommen. Wann du es willst, Hugo. Ich komme.«

»Da siehst du's, Hugo«, sagte Susi, »was habe ich gesagt?«

*

»Also wann kommst du?« fragte Hugo jeden Tag seine Frau.

Er hatte sich in diese Idee verbissen wie ein Kind, das um jeden Preis etwas haben will. Was er sich davon versprach, wußte er wohl selbst nicht. Daß Lena und Eve sich kennenlernten, darauf legte er gar keinen Wert mehr. Eigentlich war es viel netter, sich mit Eve hin und wieder allein zu treffen. Die beiden Frauen zusammen, das gäbe doch nur eine unbehagliche Stimmung. Vielleicht fehlte ihm der winzig kleine Mut, seine Meinung zu ändern und zu sagen: Lassen wir's, es ist doch zwecklos. Und er fragte wieder:

»Wann also?«

Ihre Widerstandskraft dauerte noch ein paar Tage. Morgen. Morgen. Und wieder – morgen. Dann ergab sie sich. Heute.

Langsam kleidete sie sich am Nachmittag um. Nie, zu keiner Gesellschaft, zu keinem Ball hatte sie soviel Vorbereitungen getroffen, soviel Umstände gemacht wie zu diesem Gang. Sie fingerte unendlich lange an der blonden Fülle des Knotens, besah sich, den runden, langgriffigen Handspiegel hin- und herwendend, wohl ein dutzendmal von allen Seiten. Das neue blaue Kleid wurde angelegt und mit peinlicher Sorgfalt glattgestrichen, zurechtgezupft, geprüft, die weiße Glocke des Strohhutes mit dem schlichten, marineblauen Band mit gespreizten Fingern achtsam auf das Haar gedrückt. Sie wollte hübsch sein. Sie würde neben der Rivalin stehen. Hübsch sein. Mit krampfhafter Anstrengung zwang sie sich, immer an diese Frau zu denken – um nicht an etwas anderes zu denken. An dieses andere, das sich gegen ihren Willen vordrängte. Hartnäckig, herrisch, befehlend. Sie unterdrückte die Vorstellung, aber sie kam wieder und schob das Bild der anderen Frau, der Feindin, brüsk beiseite. Nicht die Sekretärin wird vor ihr stehen, sondern der Breitschultrige, Finstere, der Jäger. Die Gefahr. Er wird die Hand ausstrecken, die große, weiße, fürchterliche Hand und auf ihre Schulter, auf ihren Kopf legen, sie ganz zudecken, bis sie in ihr verschwinden würde wie ein kleiner, flatternder Vogel in der Hand des Fallenstellers. Gontard war noch nie im Zimmer ihres Mannes gewesen, hatte Hugo erzählt. Heute würde er kommen. Er wird wissen, daß sie kommt, wie er alles weiß. Alles. Daß sie hier steht und sich schmückt wie eine Sklavin, die einem fremden Herrn verkauft werden soll, daß sie jetzt fortgehen und in einer halben Stunde die Schwelle des großen Hauses überschreiten wird. Aus allen Wänden sehen seine verhängten Augen und folgen ihr. Seine Meute treibt sie, und er wartet. In allen Nerven spürte sie diese erste Begegnung und sie schauerte in allen Gliedern. Auf dem Frisiertisch stand Hugos Bild. Blond, hübsch, groß; mit sorglosem, frischem Gesicht stand er im schmalen, hellbraunen Holzrahmen. Schütz mich doch, schütz mich! Siehst du denn nicht – – –? Und das Bild lächelte. Was denn, Dummchen? Das ist mein Chef – – Herr Gontard – – der große Bankier Gontard, dem ich mein Glück verdanke – – die große Chance, die nur einmal im Leben – – Sei doch freundlich – – Es geschieht dir doch nichts – – Wenn eine Frau nicht will – – nicht will – – nicht will – –

Sie wurde fahrig. Riß hastig die Handschuhe an sich, die Handtasche, es war ihr schon gleichgültig, wie sie aussah. Die Treppen hinunter, zum Wittenbergplatz, Untergrundbahn. Sie blickte in den tiefen, dunklen Tunnel, in dem ganz weit hinten zwei kleine glühende Lichter aus der Schwärze tauchten. Das war der Schacht, aus dem es keinen Ausgang gab. Und die beiden Lichter waren Augen, die näher kamen. Lena flüchtete die Treppen wieder hinauf in die frische Luft. Lieber auf dem Autobus fahren. Oben auf dem Verdeck.

»Ihre Frau holt Sie ab?« fragte Eve. »Ich bin neugierig, Doktor, wie Ihre Frau aussieht.«

»Oh, ich glaube, sehr hübsch. Ganz anders als Sie. Mehr – – na – –.«

»– – bürgerlicher«, lachte sie.

Vor dem Haupteingang der Bank zögerte eine junge Frau. Das wuchtige Sandsteinportal war der Eingang einer Höhle. Die Drehtür war ein tückischer Strudel, der alles in die Höhle spülte. Der Strudel sog sie ein, schluckte sie mit schleifendem Laut.

»Erster Stock rechts, Zimmer 38«, zeigte der Portier nach oben.

Türen, Türen. Jede Tür konnte sich öffnen – – Der Läufer schluckte den leichten Schritt. Ein Botenjunge zeigte Lena den Weg, lief mit, klopfte an Krönings Tür, um sie anzumelden. Das Zimmer war leer. Hugo kam schon über den Korridor.

»Ah, da bist du ja! Tritt ein. Schön hier, was?«

Sie sah sich um und nickte. Ja, sehr schön. Es war nur so hingeredet. Sie bemerkte gar nichts, hatte nur eine undeutliche Vorstellung von den Möbeln, den hohen Fenstern, die von schweren Vorhängen gerahmt waren, alles lag hinter Schleiern. Auch Hugos Stimme war fern und klanglos, als käme sie aus einem andern Raum, ihr Blick lief immer zur Tür zurück. Die Klinke wird sich bewegen, die Flügel werden lautlos aufgehen – –

»Fräulein von Gernsheim wird gleich herüberkommen, um dich kennenzulernen. Sei nett. Es liegt mir viel daran.«

»Ja.«

Das Auge hing an der Tür, klammerte sich an der blanken Klinke fest. Es klopfte.

»Da ist sie schon. Freundlich sein. Ja? Bitte – –«

Die Tür, die Tür stand schon weit offen. Ein schwarzer, massiger Schatten stand unbeweglich und dunkel in der lichten Öffnung. Unter einem blauen Frauenkleid setzte ein Herz aus. Einen Augenblick war Kröning sprachlos.

»Oh«, haspelte er dann, »Herr Gontard – – ich bitte um Entschuldigung – – ich konnte nicht wissen – – meine Frau holt mich ab – – gestatten Sie – – meine Frau – –«

Die Luft ging ihm aus, so rasch stürzte er die Worte heraus. Zwei Schritte brachten Gontard ins Zimmer. Dicht vor Lena. Sein Gesicht war grau und farblos. Der mächtige Kopf neigte sich, der große Oberkörper ging kaum merkbar mit. Lenas Gesicht tauchte in tiefes Rot, in dem der Mund, eine blasse Koralle, sich lautlos bewegte.

»Ich freue mich«, sagte Gontard, und seine Stimme war noch heiserer als sonst. Seine Hände hingen herunter, die Rechte wartete mit einer kaum merkbaren Bewegung, daß sich eine Frauenhand ihm entgegenstreckte. Lena preßte die Finger um die Handtasche, ihre Schulter ging wie flüchtend etwas zurück. Ihr ganzer Körper zog sich mit einer kleinen, rührenden Gebärde zu ihrem Mann, der neben ihr stand. Hilf mir! Er gab ihr einen verstohlenen Stoß von hinten. Da neigte sie den brennenden Kopf demütig, ergeben und wiederholte mechanisch, tonlos, fast hauchend Gontards Worte:

»Ich freue mich.«

Aber sie hob den Arm nicht. Gontards Gesicht wurde unter dem Grau noch um einen Schein grauer. Seine Augen waren ganz überdeckt. Hugo zitterte vor Wut. Er versuchte die Situation zu retten.

»Darf ich Ihnen noch mit etwas dienen, Herr Gontard?«

»Nein. Unwichtig. Zeit bis morgen.«

Der große Kopf neigte sich wieder zur Frau hin. Die Hand wartete nicht mehr. Zwei Schritte. Die Tür ging und schloß sich. Kröning atmete erst auf, dann fuhr er mit zischender Stimme auf Lena los.

»Weißt du, wie du dich benommen hast? Wie eine dumme Gans. Entschuldige, aber es gibt kein anderes Wort. Wie eine dumme Gans. Ein Gontard wird einem vorgestellt, und man hat nicht soviel Verstand, den Mund aufzumachen. Nicht einmal die Hand gereicht – – Es ist zum Wahnsinnigwerden. Du wirst mich noch um Stellung und Karriere bringen. Die große Chance – –«

Lena antwortete nicht. Sie hielt den Kopf seitwärts geneigt, ohne Zeichen, ob sie zuhörte. In ihr Ohr drang nur ein Geräusch, das vielleicht Worte sein mochten, aber es war nur eine dünne, begleitende Melodie zu dem Brausen und Rauschen, das sie zum Zerspringen erfüllte. Die Gedanken kreisten in Bildern, Tönen, Farben. Jetzt hat er das Tor aufgerissen, kann jetzt kommen, wann es ihm beliebt, sie grüßen, sie ansprechen. Jetzt wird es wieder anfangen, das plötzliche Auftauchen, Umkreisen, Näherkommen. Und sie wird alles dulden müssen, weil es ihr Mann so haben will und die andern alle, die Gescheiten und Ehrgeizigen und Geldgierigen, alle, alle, die ihm zu Diensten sind, wie sie, auch sie ihm zu Diensten sein wird.


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