Christoph Martin Wieland
Die Grazien
Christoph Martin Wieland

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Fünftes Buch

Ohne den Beistand der Charitinnen ist die Schönheit was Pygmalions idealisches Bild war, eh es zu atmen und zu empfinden anfing. Alles was sie für sich allein tun kann, ist, den Wunsch sie beseelt zu sehen einzuflößen. Wenn man dies Liebe nennen will, so mag es immer Liebe sein. Aber was ist dies gegen jene unbeschreibliche Süßigkeit, womit die Grazie sich in die Herzen hinein schmeichelt, gegen jene geistigen, unauflöslichen Fesseln, mit denen sie die Seelen an sich zieht, jenen unbegreiflichen Zauber, dessen Quelle und seltsame Wirkungen der reizend schwärmende Petrarca aus seiner Erfahrung so unübertrefflich besungen hat?

War es etwa die körperliche Schönheit seiner geliebten Feindin (wie er seine Laura zu nennen pflegt), oder waren es nicht

Tanta negli occhi bei fuor di misura
Par ch' Amore e dolcezza e grazia piova.
Son. 121.
                                              Riso
Da far inamorar un uom selvaggio.
Son. 207.
Pace tranquilla senz' alcuno affanno,
Simile a quella, ch' è nel Ciel eterna,
Muove dal lor inamorato riso.
Canz. 20.
Quel vago impallidir, che'l dolce riso
D'un' amorosa nebbia ricoperse.
Son. 98.
Non era l'andar suo cosa mortale,
Ma d'angelica forma, e le parole
Suonavan altro che par voce umana.
Son. 69.
Leggiadria singolare e pellegrina.
Son. 178.

diese Augen, aus denen Amor Süßigkeit und Anmut ohne Maß zu regnen schien; – war es nicht dieses Lächeln, welches einen Wilden hätte in Liebe zerschmelzen können, – aus welchem eine selige Ruhe, die keinem Schmerze Raum ließ, derjenigen ähnlich, die man im Himmel genießt, in die Seele herab stieg; – dieses reizende Erblassen, welches (beim Anblick seiner Qual) ihr süßes Lächeln mit einer verliebten Wolke bedeckte; – dieser Gang, nicht der Gang einer Sterblichen, sondern eines himmlischen Wesens, und diese Worte, in deren Klang eine mehr als menschliche Lieblichkeit war, – mit Einem Worte, war es nicht diese (in dem süßen Irrtum eines Verliebten) ihr allein eigene und sonst nie gesehene Anmut,

was die schöne Seele dieses Platons der Dichter in einen so außerordentlichen, so ekstatischen Zustand setzte, daß er Dinge fühlte und phantasierte und sang und tat, die, vor ihm, in kein menschliches Herz gekommen waren, und, nach ihm, nur der kleinen Zahl empfindungsvoller Seelen, die jemals etwas ähnliches erfahren haben, verständlich sein können?Beweise hiervon finden sich vornehmlich in den Canzonen 18, 19, 20, 27, 30, 31, 35, und in den Sonetten 84, 123, 134, 142, 143.

Sie kennen die Lieder dieses liebenswürdigen Schwärmers zu gut, schöne Danae, daß Ihnen nicht zwanzig andere Stellen beifallen sollten, welche dieses bestätigen. Es ist wahr, er spricht an mehr als Einem Orte von der körperlichen Schönheit seiner Geliebten mit genugsamer Empfindung, um das Lächerliche einer bloß intellektualen Leidenschaft zu vermeiden. Aber nur die Schönheit ihrer Seele, und die Grazien, die diese über alles was sie sagt und tut ausgießt, sind (wie er sich ausdrückt) die Zauberer, die ihn verwandelt haben.

Grazie ch'a pochi il Ciel largo destina, etc.
Da questi Magi transformato fui.
Son. 178.

Die Mutter der Liebe und der Grazien, Sie, in welcher die Griechischen Musen den höchsten Begriff der Schönheit zu verkörpern gesucht haben, läßt sich zwar nicht ohne eigentümlichen Reiz denken: aber es ist dieser hohe Reiz, der (wie unser Winckelmann sagt) mehr mit den Augen des Verstandes unmittelbar erblickt, als durch Hülfe der Sinne empfunden werden kann.

»Wissen Sie auch, mein Herr, daß Sie und Ihr Winckelmann wirklich ein wenig schwärmen, um nicht ein härteres Wort zu gebrauchen? – Ein Reiz, der an einer körperlichen Gestalt – idealisch oder nicht – mit dem Verstande unmittelbar erblickt werden soll, welch eine Forderung! Und wie sollen wir uns überreden lassen, Ihnen ein solches Anschauungsvermögen zuzugestehen, mit dessen Hülfe Sie in jedem Gegenstande sehen könnten was Sie wollten, ohne daß uns andern Sterblichen erlaubt wäre, mit Beihülfe der Augen unsers Leibes zu untersuchen, ob die Augen Ihres Verstandes recht gesehen hätten?«

Soll ich Ihnen die Wahrheit gestehen, Danae? Ich besorge selbst Sie haben recht. Aber es gibt Augenblicke, wo ich diese hohe unkörperliche Grazie (welche, wenn ich nicht irre, Winckelmann zuerst von den Grazien im gewöhnlichen Verstande unterschieden hat) wirklich zu empfinden glaube. Diese Empfindung ist so fein, so geistig, daß sie mich vielleicht betrügen könnte: aber ich kann doch, alles wohl überlegt, selbst dem bescheidenen Geiste des Zweifels, den ich aus der Sokratischen Schule geerbt habe, nicht so viel einräumen, daß ich seinen Bedenklichkeiten die Gewißheit meiner Empfindung aufopfern sollte.

Doch dem mag sein wie Sie wollen; dies wenigstens geben alle, von denen wir unsre Nachrichten aus der Götterwelt empfangen, zu, daß Venus die Grazien von dem Augenblicke an, da Amor sie nach Paphos brachte, zu ihren vertrautesten und unzertrennlichsten Begleiterinnen gemacht habe. Nicht aus einem geheimen Mißtrauen in sich selbst (erlauben Sie mir, Danae, auf einen Augenblick diesen Rückfall in meine Grille), sondern um sich zu der Fähigkeit sinnlicher Wesen herab zu lassen, bediente sie sich der Hülfe der Grazien, wenn sie sterblichen Augen sichtbar werden wollte. Von den Grazien gebadet, und mit Ambrosia gesalbt und ausgeschmückt, und mit dem berühmten Gürtel umgeben, in welchen von den Händen ihrer lieblichen Töchter jeder anziehende Reiz, und zärtliches Verlangen, und das süße Liebkosen, das den Weisen selbst das Herz nimmtIliad. XIV. 215, 16, 17. , eingewebt war, ging sie, sich dem Urteil des Paris auf Ida auszustellen, ihres Sieges über die Schönsten unter den Göttinnen gewiß; – und an die Grazien angelehnt stand sie, als Adonis zum ersten Mal in den reizenden Gebüschen sie erblickte, welche in spätern Zeiten unter dem Namen Daphne den Göttern der Freude und den Musen gewidmet wurden.

Unwiderstehlich schön stand sie in Rosenschatten
An ihre Grazien gelehnt,
Und, Lilien gleich, die sich mit Veilchen gatten,
Durch sanftern Reiz verschönt.
Er blieb, in himmlischer Wonne verloren,
Schwebend, sprachlos, halb vergöttert stehn;
Denn seitdem das Meer die Lust der Welt geboren,
Hatte noch kein Gott so reizend sie gesehn.

Auch in den Olympus begleiteten die Grazien ihre Mutter, und nun konnte kein Götterfest ohne ihre Gegenwart mehr vollkommen seinPindar. Olymp. XIV. . Die Götter selbst, deren Sitten uns Homer nicht immer so fein und poliert vorstellt als man von Göttern billig erwarten sollte, änderten sich durch den geheimen Einfluß der Charitinnen gar sehr zu ihrem Vorteile. Sie brachen nicht mehr in ein unauslöschliches Gelächter aus, wenn der ehrliche hinkende Vulkan, um einem Hader zwischen seinem Vater und seiner Mutter ein Ende zu machen, mit wohl gemeinter, wiewohl possierlicher Geschäftigkeit die Stelle des Mundschenken vertratIliad. I. 599. ; und Jupiter drohte seiner Gemahlin nicht mehr, daß er ihr Schläge gebenIliad. I. 567. XV. 17. , oder sie, mit einem Amboß an jedem Fuße, zwischen den Wolken aufhängen wollteIliad. XV. 18-21. . Juno wurde die angenehmste Frau, Jupiter der gefälligste Ehemann, und die Götter überhaupt die beste Gesellschaft von der Welt.

Minerva, welche sonst die Philosophin machte,
Und, wenn die ganze unsterbliche Schar
Bis auf den Momus selbst bei guter Laune war,
In einem Winkel saß und Hypothesen erdachte,
Ließ itzt zuweilen doch der hohen Stirne Ruh,
Und sah dem Tanz der Musen und Grazien zu.
Die alte Vesta sogar, die (wie Homer erzählet)
Den edeln Jungfernstand
Zu ihrem Teil erwählet,
Und sonst an jedem Spiel viel ärgerliches fand,
Soll mit den Grazien, und mit Amorn und dem Knaben
Den Jupiter Sokratisch liebt und küßt,
Oft blinde Kuh gespielet haben;
Ein Spiel, das in der Tat die Unschuld selber ist.

Die Grazien sind lauter Gefälligkeit. Sollten sie nicht, um die Stirne der guten alten Vesta zu entrunzeln, sich auch zu Kinderspielen herunter lassen?

Die Sympathie, welche zwischen liebenswürdigen Wesen eine Freundschaft stiftet, die in ihrem ersten Augenblick alle Stärke eines reifen Alters hat, machte aus den Musen, den Töchtern Jupiters und der Harmonie, und aus den Grazien die vertraulichsten Gespielen. Die ersten konnten nicht anders als unendlich viel dabei gewinnen; ihre Ernsthaftigkeit hatte es wohl vonnöten, durch die Anmut der letztern gemildert zu werden.

Die Gesänge, welche sie ihren Günstlingen eingaben, hatten nun nicht bloß erhabene und die menschliche Schwachheit übersteigende Gegenstände, die Vermählung des Chaos mit der alten Nacht, den Ursprung der Götter und der Welt und die Wanderungen der Seele, zum Gegenstande: sie hielten es nun für ein edles, und wohltätigen Gottheiten sehr anständiges Geschäft, auch die Freuden der Sterblichen zu verschönern.

Nicht den Orpheen nur, nicht nur den Amphionen,
Auch den Sapphos und Anakreonen
Hauchten sie, bei Lieb und süßem Wein,
Unter Rosen sanfte Lieder ein.
Wenn zwischen jungen Dirnen,
Aus denen Freude glänzt,
Die heiterste der Stirnen
Mit Myrt und Ros umkränzt,
Der alte Tejer scherzt' und lachte,
Und fröhlich, wie SilenAnakreon, Ode 38. , die Jugend neidisch machte:
Warens oft die Grazien und Musen,
Die mit freiem Haar und offnem Busen
Hand in Hand um ihren lieben Alten
Tanzten zu der goldnen Leier Klang,
Und ihm jedes Lied mit einem Kuß vergalten,
Das er Amorn und der Freude sang.

Selbst die Muse der Philosophie lernte den Grazien das Geheimnis ab, zu gleicher Zeit zu unterrichten und zu gefallen.

Aus ihrer schönen Hand
Empfingen die Platon, die Humen
Und Fontenellen die Blumen,
Womit sie den steinigen Pfad der fliehenden Wahrheit bestreun,
Und, wenn sie erbitten sich läßt den Sterblichen sichtbar zu sein,
Das leicht gewebte Gewand,
Das unsrer Augen schont, und unter schlauer Zierde
Nur das versteckt, was uns verblenden würde.

Vorzüglich waren die Grazien die Schutzgöttinnen der Sokratischen Schule. Schon in der ersten Blume seiner Jugend von ihnen begeistert, versuchte es Sokrates sie in Marmor zu bilden; und daß es ihm gelungen sei, läßt sich daher vermuten, weil die Athener dieses einzige Werk seiner Kunst würdig fanden, ihm in dem Vorhof ihrer Burg einen Platz unter Meisterstücken zu geben. Speusippus, Platons Nachfolger, stellte die Grazien in dem Hörsaale auf, wo sie aus dem Munde seines Meisters gesprochen hatten. Und welchem Sterblichen sind sie jemals günstiger gewesen als dem liebenswürdigen Xenophon? ihm, der die wahren Züge der sittlichen Grazie in seinen Werken so vollkommen ausgedrückt, und in seinen Gedanken und Empfindungen, wie in seiner Schreibart, Wahrheit, Einfalt, und ungeschminkte Anmut so unverbesserlich vereiniget hat?

Den Grazien opferte bei den Griechen, wer gefallen wollte; und es war eine Zeit zu Athen, wo der Staatsmann und der Feldherr ihren Beistand eben so nötig hatten, als der geringste mechanische Künstler. Die Zauberei der Grazie, die über alles, was Alcibiades tat und sagte, ausgegossen war, gab seinen Fehlern selbst einen Reiz, der andrer Tugenden verdunkelte. Sollten wir uns wundern, daß durch ihren Einfluß eine Aspasia fähig wurde, Griechenland im Perikles zu beherrschen, und im Sokrates zu unterrichten? – Und wie liebenswürdig müßten wir uns (wenn eine strengere Sittenlehre über diesen Punkt uns gerecht zu sein erlaubte) diejenigen unter den Schönen des Sokratischen Jahrhunderts vorstellen, welche in einem besondern Verstande als Priesterinnen der Grazien angesehen wurden?

Nur den Phrynen, den Glyceren
Und Laiden konnt es zugehören,
Euern OrgienDie Grazien hatten zu Athen eine Art von geheimem festlichem Gottesdienste, welcher die Orgien der Charitinnen genannt wurde. Pausanias in Boeotic.
Würdig vorzustehn;
Ihnen, die zu Amors Künsten allen
Das Geheimnis, selbst den Weisen zu gefallen,
Euch in Paphos abgesehn.

O Danae, welch ein Jahrhundert war diese in den Jahrbüchern der Menschheit ewig unvergeßliche Zeit von Perikles zu Alexandern! diese Zeit, von der man mehr als von irgend einer andern sagen kann, daß sie unter der Herrschaft der Grazien gestanden habe!

Da Philosophen, Künstler, Dichter,
Archonten, Priesterinnen, RichterAnspielungen auf die Priesterin, welche sich weigerte, dem Alcibiades zu fluchen (s. Plutarch im Leben des Alcib.), und auf die Richter der schönen Phryne. Der Kunstgriff, dessen sich ihr Verteidiger, Hyperides, bediente, ist zu bekannt, hier angeführt zu werden. ,
Die Macht der Grazien empfanden,
Die Majestät im Phidias,
Den Reiz im Kalamis verstandenAnspielung auf die Pallas des erstern, und auf die Sosandra des letztern, wovon Lucian in dem Ideal einer vollkommnen Schönheit nachzusehen ist. ,
Geschmack mit jeder Lust verbanden,
Und Lust an allem Schönen fanden;
Da Plato denken, Hippias
Gefallen, Lais fühlen lehrte;
Da, wer kein Sklave war, die Kunst der Musen ehrte,
Der Philosoph mit kritischem Gefühl
Euphranorn malen sah, Damone singen hörte,
Und zwischen Scherz und Saitenspiel
Das Alter Munterkeit, die Jugend Weisheit lehrteS. Xenophons Gastmahl. ;
Zevs-PeriklesPerikles wurde von den komischen Dichtern seiner Zeit häufig unter dem Namen Jupiters, mit Beifügung eines spöttischen Beiworts, satirisiert. mit gleicher Leichtigkeit
Von Arbeit zu Ergetzlichkeit
Und von Aspasien ins PrytaneonDas Rathaus zu Athen. kehrte,
(Denn alles Ding hat seine Zeit)
Und Alcibiades, wiewohl Gelegenheit
Ihn dann und wann zur Schelmerei verführte,
Im Rat Ulyß, Achilles in Gefahr,
Und Paris nur bei freien Schönen war,
Und, ob er Amorn gleich in seinem Schilde führte,
Die Feinde schlug wie sichs gebührte.

O goldne Zeit, da noch sich schwesterlich umfaßt
Die Grazien und Musen hielten;
Da Helden noch die sanfte Lyra spielten,
Da Helden noch den Wert des Sängers fühlten
Durch den Achilles lebt; da zwischen Theophrast
Und Glycera sich ein Menander bildte;
Da noch kein blöder Wahn vor einem Alkamen
Und Zeuxis die Natur verhüllte;
Da, ohne Neid, Apelles, Protogen
Freundschaftlich sich den Vorzug streitig machten,
Und, willig sein Verdienst dem andern zu gestehn,
Nur auf den Ruhm der Kunst bei ihrem Wettstreit dachten;
Und jener, dem die Grazien
Zuerst aus allen Sterblichen
Am blumichten Cephisen
Sich ohne Gürtel wiesen,
Auf dessen Werke sie den Reiz, der nie verblüht,
Mit ihren süßen Lippen hauchten,
In Amors Flamme selbst ihm diesen Pinsel tauchten,
Durch den Cythere sich der Flut entsteigen sieht,
Es wagen durfte, die Gunst der Grazien laut zu bekennen,
Und ihren Maler sich zu nennen.

Nur mit flüchtigen Zügen, schöne Danae – denn die Grazien hassen ein mühsames nach der Lampe riechendes Werk – hab ich Ihnen den Einfluß dieser liebenswürdigen Gottheiten auf Wissenschaften, Künste und Sitten entworfen. Aber noch weiter erstreckt sich ihre Macht. Nicht nur das grenzenlose Reich der Einbildungskraft, nicht nur das ganze Gebiet der Freude, – die Tugend selbst steht unter ihrer Herrschaft. Die Epaminondas und die Scipionen opferten ihnen nicht weniger, als die Menander und Aristippe. Auch den Handlungen, dem Charakter und dem Leben eines weisen und guten Mannes – welches (wie Sokrates zu sagen pflegte) gleich einem vollkommnen Gemälde ein schönes Ganzes sein muß – müssen die Grazien dieses Ansehen von zwangloser Leichtigkeit, diesen Glanz der Vollendung geben, der sie mehr zu Geschenken der Natur als zu Werken der Kunst zu machen scheint.

Diese Grazie war es, die der Tugend des Cato von Utica fehlte; und bloß die Abwesenheit derselben ist, was so vielen andern vermeinten Tugenden ein widriges, die Herzen zurück stoßendes Ansehen gibt. Nur unter den Händen der Grazien verliert die Weisheit und die Tugend der Sterblichen das Übertriebene und Aufgedunsene, das Herbe, Steife, und Eckige, welches eben so viele Fehler sind, wodurch sie, nach dem moralischen Schönheitsmaß der Weisen, aufhört Weisheit und Tugend zu sein.

Dies war es, was Musarion ihren Schüler lehren wollte; und sagen Sie mir, Danae, wie war es möglich, sie nicht zu verstehen?


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