Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++
Weitere Erzählung. Äneas, mit zwanzig Schiffen fliehend, wird vom Anbau in Thracien durch ein Wunder geschreckt. Mißdeutung des delischen Orakelspruchs führt ihn nach Creta, wo er seine Bestimmung Italia deutlich erfährt. Weissagung der Harpyien auf den Strophaden. Spiele bei Actium. In Epirus Andromache und der prophetische Helenus, der ihm den Weg vorzeichnet. Fahrt auf Italien zu, die Meerenge vorbei, zu den Cyklopen am Ätna, dann um Sizilien nach Drepanum auf der Westseite, wo Anchises stirbt. Vom Wege nach Italien treibt ihn der Sturm nach Afrika.
Als nun Asias Macht und das Volk des Priamus schuldlos Auszurotten gefiel den Unsterblichen, als die erhabne Ilios sank, und in Schutt aufdampft' die neptunische Troja; Ferne Verbannungen jetzt und verlassene Lande zu suchen, |
||
5 | Treibt uns hinweg der Götter Verkündigung; und wir erbaun uns Unter Antandros die Flott' und den Höhn des phrygischen Ida, Zweifelnd, wohin das Geschick uns trag', und wo Ruhe vergönnt sei. Und wir versammeln die Schar. Kaum war im Beginne der Sommer, Und Anchises befahl dem Geschick zu entfalten die Segel; |
|
10 | Als ich die heimischen Ufer bethränt' und die Hafen verlasse, Und das Gefild', einst Troja genannt. Landflüchtig entsegl' ich, Auch die Genossen, der Sohn, obwaltende Mächt' und Penaten. Fern ist ein Land, weiträumig an Flur, und geweihet dem Mavors, |
|
15 | Trojas Volke von je Gastfreund' und verbundne Penaten, Weil noch währte das Glück. Hier jetzt am krummen Gestade Gründ' ich Mauern zuerst, mit feindlichem Schicksal gelandet; Äneaden benenn' ich vom eigenen Namen die Bürger. Opfer bracht' ich nunmehr der dionischen Mutter und andern |
|
20 | Vorbedeutenden Mächten des Bau's, und schlachtet' am Ufer Einen glänzenden Stier dem erhabenen König des Himmels. Nahe dabei war ein Hügel, worauf Cornellengesträuche Wucherten, und mit Schäften gedrängt aufstarrte die Myrte. Dorthin wandt' ich den Schritt; und indem ich grünende Waldung |
|
25 | Rang aus der Erde zu drehn, um in Laub die Altäre zu hüllen, Seh ich die gräßliche Schau des seltsam klingenden Wunders. Denn wie zuerst ich im Boden den Strauch aus zerrissenen Wurzeln Rüttele, fleußt an jenem das Blut in dunkelen Tropfen, Und es befleckt mit Verwesung das Land. Ein erkältender Schauder |
|
30 | Rafft mein Gebein, und es starrt von frostigem Schrecken das Herzblut. Drauf dem anderen auch das schwanke Gesproß zu entrütteln, Tret' ich hinzu, um völlig den Grund zu erkennen des Wunders; Auch dem anderen dringt schwarztropfendes Blut aus der Rinde. Unruhvoll und bestürzt, fleh' ich zu den ländlichen Nymphen, |
|
35 | Und, der den getischen Fluren gebeut, dem Vater Gradivus; Daß sie zum Heil umlenken die Schau und die Drohungen mildern. Aber sobald ich zum dritten mit mehr Anstrengung den Schößling Aufzieh', und mit den Knieen gestemmt anringe dem Sande: (Sag' ich es oder verstumm' ich?) ein Jammergetön aus dem Hügel |
|
40 | Klagt von unten herauf, und es schallt zu den Ohren der Ausruf:
Wehe, warum mich, Äneas, zerreißest du? Schone des Toten! |
|
45 | Denn Polydorus bin ich! Hier barg mich durchbohrender Waffen Eiserne Saat, die keimend aus spitzigen Lanzen emporwuchs. Jetzo von Schrecken und Angst in zagender Seele bewältigt, Seinen Sohn Polydorus, mit köstlichem Schatze des Goldes, |
|
50 | Sendete Priamus einst insgeheim zu erziehen, der Arme, Thracias Könige hin, da er schon mißtraute den Waffen Ilions, und er umringt von Belagerung sahe die Mauern. Der, wie das teucrische Reich hinsank, und das Glück sich entwandte, Folgt' Agamemnons Macht und siegenden Waffen, verletzend |
|
55 | Alles Recht. Er ermordet des Priamus Sohn und gewaltsam Nimmt er das Gold. Wozu zwingst nicht du der Sterblichen Herzen, Scheußlicher Hunger noch Gold! – Da die Angst den Gebeinen entflohn war, Jetzt den erkorenen Fürsten des Volks, und vor allen dem Vater, Meld' ich der Ewigen Drohn, und fordere, was der Entschluß sei. |
|
60 | Gleich ist allen der Sinn, aus dem frevelnden Lande zu weichen, Fern gastschändendem Gräuel und Wind zu gewähren der Flotte. Feierlich ehren wir nun Polydorus Leiche: gehäuft wird Hoch zum Hügel die Erd'; es stehn Altäre den Manen, Traurig in düstere Binden gehüllt und dunkle Cypresse; |
|
65 | Und rings ilische Fraun, die das Haar nach der Sitte gelöset. Dann wird lauliche Milch aus schäumenden Näpfen und drüber Heiliges Blut aus Schalen geströmt; und nachdem wir der Seele Ruh im Grabe geschafft, wird laut noch gerufen der Abschied. Drauf, wie die Flut Zutrauen erbot, und sie freundliche Winde |
|
70 | Sänftigten, und in das Meer sanftsäuselndes Wehen hinausrief, Ziehn die Genossen die Schiffe hinab und erfüllen die Ufer. Wir entsteuren dem Port und zurück gehn Fluren und Städte. Heilig erhebt sich im Meer ein wohlbestelletes Eiland, |
|
75 | Welches der schnellende Gott, da zuvor es um Küsten und Ufer Irrt', an Gyaros hohes Geklipp und Myconos festband, Und unbewegt zu stehn ihm verlieh und Stürmen zu trotzen. Hierher kommen wir müd'; im sicheren Hafen empfängt uns Delos; wir treten ans Land und grüßen die Stadt des Apollo. |
|
80 | Anius, König der Männer zugleich und Priester des Phöbus, Binden der Weih' um die Schläfen gedreht und heiligen Lorbeer, Wandelte her, und erkannte den alten Freund in Anchises; Hand wird gefüget in Hand, und wir gehn in die gastliche Wohnung. Phöbus Tempel, erbaut von altendem Steine, verehrt' ich: |
|
85 |
Gieb, Thymbräer, doch eigenen Herd, gieb Mauern den Müden, |
|
90 |
Kaum war geredet das Wort, da erzitterte plötzlich die Gegend, Dardanus hartes Geschlecht, wo euch von dem Stamme der Väter |
|
95 | Zeugte die Erd' im Beginn, da wird sie mit fröhlicher Scholl' euch, Die heimkehren, empfahn. Auf, sucht die bejahrete Mutter. Dort wird Äneas Haus ringsum obherrschen den Landen, Er, und die Söhne der Söhn', und die spät aufwachsenden Enkel. So weissagte der Gott; laut hebt sich in stürmischem Aufruhr |
|
100 | Jubelgetön'; und es fraget ein jeglicher, welcherlei Mauern Jene doch sein, und wohin aus der Fremd' uns senden wird Phöbus. Jetzo erwog der Vater die Denkmal' alter Geschlechte: Hört, ihr Fürsten, und lernt, so redet er, euere Hoffnung. Mitten im Meer liegt Creta, des herrschenden Juppiters Eiland, |
|
105 | Wo der idäische Berg und die Wieg' ist unseres Stammes. Hundert mächtige Städte bewohnen sie, fruchtbare Reiche; Auch der erhabene Vater, wenn recht das Gehörte mir einfällt, Teucros, welcher zuerst, am rhöteischen Ufer gelandet, Sich zum Reich auswählte den Ort. Nicht Ilion stand schon, |
|
110 | Noch die pergamische Burg; sie bewohneten unten die Thäler. Dort stammt Cybele her, und dort corybantische Erze, Samt dem Idagehölz; dorther das stumme Geheimnis, Und, vor den Wagen gespannt der herrschenden Mutter, die Löwen. Drum wohlan, und wohin die Unsterblichen führen, gefolget! |
|
115 | Sühnt die Mächte der Wind', und fahrt nach dem gnosischen Eiland. Auch nicht fern trennt jenes der Raum, wenn nur Juppiter beisteht, Ruht mit dem dritten der Tage die Flott' am cretischen Ufer. Also sprach er und weihte die schuldige Pflicht den Altären: |
|
120 | Schwarz dem Sturme sein Lamm, und weiß den günstigen Zephyrn.
Sage fliegt, daß vertrieben Idomeneus wandre, der König, |
|
125 | Naxos umtaumelte Berge vorbei und die grüne Donusa, Paros blendende Höhn und Olearos und die Cycladen Streifen wir, rings in der Flut, und die Wallungen engender Inseln. Mutiges Schiffergeschrei, vielfach wetteifernd, erhebt sich: Heimwärts, Creta gesucht und die Urgroßväter! ermahnt man; |
|
130 | Steigender Wind vom Steuer verfolgt die rüstige Meerfahrt, Bis wir zuletzt anrauschen zum Strand uralter Cureten. Rasch nun gründ' ich die Mauern der auserkorenen Pflanzstadt, |
|
135 | Fast schon standen erhöht am trockenen Strande die Barken; Ehen und neue Gefilde betrieb die geschäftige Jugend; Wohnungen gab ich und Recht: als schnell zum Verderben den Gliedern Aus weit stockender Luft, und erbarmungswürdig daherkam, Bäumen zugleich und Saaten, die tödliche Seuche des Jahres. |
|
140 | Manche veratmeten schon ihr süßes Leben, und andre Schleppten den Leib hinfällig; auch Sirius sengte die Felder; Falb verdorrte das Kraut, und brotlos krankte die Saatflur. Schleunig zurück auf der Flut zu Ortygias hehrem Orakel Heißt der Vater mich gehn und um Gnad' anrufen den Phöbus: |
|
145 | Welches End' er bestimme der Not, von wannen des Elends Hilfe zu spähn er gebiete, wohin zu lenken die Meerfahrt. Nacht war's; und in den Landen, was atmete, deckte der Schlummer. |
|
150 | Rettete, scheinen nunmehr vor den Blick zu treten dem schlaflos Liegenden, deutlich erkannt in heller Umschimmerung, wo sich Klar durch offene Gitter der Wand eindrängte der Vollmond. Sie nun redeten so, die tröstenden Worte beginnend: Was in Ortygia hätte dir Kommenden Phöbus geweissagt, |
|
155 | Meldet er hier, uns selber, o schau, zu den Schwellen dir sendend. Wir, die aus Trojas Brand dir gefolgt im Waffengetümmel, Wir, die in deinem Geleit hochwogige Meere durchsteuert, Werden dir unter die Sterne die kommenden Enkel erheben, Werden der Stadt Obherrschaft verleihn. Bau mächtige Mauern |
|
160 | Mächtigen, und nicht scheue der Flucht langwierige Mühe. Nein, du vertausche den Sitz. Nicht dies Meerufer befahl dir, Noch will, daß du in Creta dich anbaust, Phöbus Apollo. Westlich lieget ein Land, Hesperia nennt es der Grajer, Ehrwürd'gen Ruhms, durch Waffen gelobt und ergiebige Scholle. |
|
165 | Einst vom önotrischen Volke bewohnt; nun heißt es, die jüngern Nannten es Italerland, von Italus Namen, des Führers. Dort wird eigener Sitz uns empfahn; denn Dardanus stammet Dort und Jasius her, der Urahn unsres Geschlechtes. Dies unfehlbare Wort dem betagten Vater zu melden, |
|
170 | Mache dich auf. Des Corythus Stadt und Ausonias Lande Such' er. Dictäische Fluren versagt dir Juppiters Allmacht. Tief erstaunt ob solchem Gesicht und den Worten der Götter, |
|
175 | Auch war ganz mir der Leib von frostigen Schweißen umströme): Raff' ich empor vom Lager den Leib und strecke zum Himmel Rückwärts gebogene Hände mit Ruf, und sprenge verehrend Lauteren Wein auf den Herd. Dann froh nach vollendetem Opfer Meld' ich die That dem Anchises, getreu ihm alles berichtend. |
|
180 | Jener erkennt das Doppelgeschlecht zwiefacher Erzeuger, Und daß ihn neues Versehn altvätrischer Orte getäuschet. Sohn, beginnt er, o Sohn, den Ilions Schicksal umhertreibt, |
|
185 | Oft von Hesperia sprach sie und oft von italischer Herrschaft. Doch wer glaubte, daß je hesperischen Küsten die Teucrer Naheten? wer wohl glaubte Cassandras Ahnungen damals? Auf, dem Apollo gefolgt, und dem besseren Rate gehorsam! Also der Greis; frohlockend dem Wort willfahren wir alle, |
|
190 | Dort auch räumen wir jetzo den Sitz, und wenige lassend, Segeln wir aus und laufen in hohlem Gebälk durch die Meerflut. Als in die offene See wir bereits aufsteu'rten, und nirgends |
|
195 | Nacht mitbringend und Sturm; und es schauerte düster der Abgrund. Schnell nun wühlen die Winde das Meer auf, fürchterlich steigen Brandungen; uns, die Zerstreuten, umwogt unermeßlicher Strudel; Eingehüllt ist in Regen der Tag, und den Himmel entrafft rings Träufelnde Nacht, rings zuckt aus geborstenen Wolken die Leuchtung. |
|
200 | Abgestürmt von der Bahn, durchtreiben wir blinde Gewässer. Selbst nicht Tag am Himmel und Nacht zu erkennen gestehet, Noch sich des Wegs zu besinnen in tobender Flut Palinurus. Drei unsichere Sonnen in blind umdrängendem Düster Irren wir durch das Gewog', und drei ungestirnete Nächte. |
|
205 | Jetzt am vierten der Tag' erhob sich endlich dem Anblick Land, fern traten hervor Berghöhn und es wirbelte Rauch auf. Hurtig die Segel gesenkt und Ruder gerafft; ungesäumt dann Drehn sie mit Kraft anstrebend den Schaum und durchfegen die Bläue. Mich, der den Wogen entrann, herbergt der strophadischen Inseln |
|
210 | Ufer nunmehr. Strophaden mit grajischem Namen benennet, Ruhn sie im großen ionischen Meer, wo der grause Celäno Wohnt und die andern Harpyien zugleich, seit ihnen gesperrt ward Phineus Haus und gescheucht sie die früheren Tische verließen. Nicht heillosere Schau droht wo, und gräßlicher niemals |
|
215 | Hob sich aus stygischen Wogen ein Fluch und Verderben der Götter. Jungfraunhaft der Vögel Gesicht, scheuselig des Bauches Ekler Erguß, auch die Hände gekrallt, und von Hunger das Antlitz Immer gebleicht. Als hierher wir gelangt in die Bucht einsteuerten, siehe, |
|
220 | Muntere Rinderherden erblicken wir rings in den Feldern, Rings der Geiße Geschlecht in dem Gras, ohn' jeglichen Hüter. Rasch wird gestürmt mit dem Stahl; Unsterbliche ruft man und selbem Juppiter her zum Teile des Raubs; und am krummen Gestade Häuft man schwellende Lager und schmaust vom leckeren Festmahl. |
|
225 | Plötzlich in sausendem Sturz graunvoll von dem Felsengebirge Nahn die Harpyien, und schwingen mit hallendem Laute die Flügel; Und sie zerraffen den Schmaus und mit Unrat schänden sie alles, Durchgewühlt; ihr Geschrei tönt graß zum scheußlichen Aushauch. Wieder im Schoße der Thalwindung an gewölbeter Felswand, |
|
230 | [Unter der Bäume Verschloß ringsher und grauser Umschattung,] Ordnen wir unsere Tisch' und erneuen die Glut den Altären. Wieder aus anderem Raume der Luft und verborgenen Winkeln Tönet der Schwarm und umfliegt mit kralligen Klauen die Beute; Und sie entweihn mit dem Maule das Mahl. Jetzt, Waffen zu nehmen |
|
235 | Und zu bekriegen das Gräuelgezücht, ermahn' ich die Freunde. Gern wird, was ich befohlen, gethan; in den hüllenden Kräutern Legen sie Schwerter umher und bergen verheimlichte Schilde. Jetzo sobald abstürzend sie laut durch die krummen Gestade Töneten, giebt sein Zeichen aus hohlem Erze Misenus |
|
240 | Hoch von der Wart': an stürmen zum seltsamen Kampf die Genossen, Daß sie mit Stahl ausschänden des Meers unholdes Gevögel. Doch auch keine Gewalt an dem Flaum, noch Wunden am Rücken Fühlet der Schwarm; er entrauscht in beschleunigter Flucht zu dem Äther, Angenageten Raub und garstige Spuren verlassend. |
|
245 | Eine nunmehr saß nieder auf luftiger Klippe, Celäno, Graunweissagerin sie und stürmt aus dem Busen den Aufruf: Krieg für gemordete Rinder sogar und der Farren Erlegung, |
|
250 | Nun so vernehmt mein Wort und präget es tief in die Seele: Was dem Phöbus der Herrscher der Welt, mir Phöbus Apollo Angesagt, euch selbst ich der Furien älteste melde. Nach Italia lenkt ihr den Lauf mit erfleheten Winden; Nach Italia kommt ihr, und dürft in den Hafen hineingehn. |
|
255 | Doch nicht eher umgebt ihr die Stadt der Verheißung mit Mauern, Als bis gräßlicher Hunger und unseres Mordes Gewaltthat Euch die benageten Tische hinabzuschlingen genötigt. Sprach's und zurück in den Wald mit entraffenden Fittigen flohn sie. |
|
260 | Eiskalt, allen verzagte das Herz; nicht länger mit Kriegswehr, Nein, mit Flehn und Gelübd' ermahnen sie Frieden zu fordern, Ob Göttinnen sie sein, ob gräßliche Vögel des Fluches. Siehe der Greis Anchises, die Händ' ausstreckend am Ufer, Ruft die erhabenen Mächt' und verkündiget schuldige Ehren: |
|
265 | Götter, o wehret dem Drohn, lenkt ab, ihr Götter, das Unheil! Rettung schafft uns Frommen versöhnt! – Dann heißt er vom Ufer Trennen das Seil und lösen das aufgewickelte Tauwerk. Südwind spannte die Segel; einher durch schäumende Wasser |
|
270 | Schon erscheint in der Flut mit grünenden Hainen Zakynthos, Auch Dulichion, Same, und Neritos starrende Felshöhn; Ithacas ödem Gestein, dem Reich des Laertes entfliehn wir, Alle verwünschend das Land, die Heimat des grausen Ulixes. Auch Leucate nunmehr mit des Vorbergs dunstigen Gipfeln |
|
275 | Hüllet sich auf, und, vom Schiffer gescheut, der Tempel Apollos. Dorthin lenken wir müd' und nahn dem winzigen Städtlein; Vorne ruht am Anker der Kiel, und hinten am Strandseil. Froh nun endlich das Land, das unverhoffte betretend, |
|
280 | Weit auch den aktischen Strand verherrlichet ilisches Kampfspiel: Nackt in schlüpfrigem Öl übt heimische Künste des Ringens Unsere Schar. Es erfreut, so vielen argolischen Städten Doch zu entfliehn und zu finden durch Feind' und Gefahren den Ausgang. Ganz vollendet indes die rollende Sonne den Jahrkreis, |
|
285 | Und der beeisete Winter erregt die Gewässer mit Nordwind. Ein hohlerziges Schild, die Tracht des gewaltigen Abas, Heft' ich vorn an die Pfosten und zeichne die That mit der Inschrift: »Diese Wehr Äneas vom siegenden Danaervolke.« Jetzo, gereiht auf die Bänke, den Port zu verlassen, gebiet' ich. |
|
290 | Alles erhebt um die Wette den Schlag und durchstäubt die Gewässer. Stracks verbergen sich uns der Phäacier luftige Spitzen; Dann Epirus Gestad' umfahren wir, gehen hinein dann In den chaonischen Port und nahn der erhabnen Buthrotos. Hier ertönet dem Ohr ein Gerücht unglaublicher Thaten, |
|
295 | Helenus, Priamus Sohn, sei grajischer Städte Gebieter, Scepter und Eh' einnehmend des äacidischen Pyrrhus, Und in die Sippschaft sei Andromache wieder vermählet. Und ich erstaunt'; es entbrannte das Herz von inniger Sehnsucht, Anzureden den Mann und das Wundergeschick zu vernehmen. |
|
300 | Vorwärts wandl' ich vom Porte, Gestad' und Flotte verlassend: Als ihr feierlich Mahl und traurige Totengeschenke Dort im Hain vor der Stadt, an des täuschenden Simois Waldung, Eben Andromache weihte der Asch', und die Manen daherrief Zum Hectorischen Hügel, den leer sie aus grünendem Rasen, |
|
305 | Und, den Gram zu erneun, zwei Traueraltäre geheiligt. So wie mich Kommenden jene bemerkt', und die troischen Waffen Rings wie entseelt anschaute, bestürzt von der Wundererscheinung Starrte sie mitten im Blick, und die Wärme verschwand den Gebeinen, Matt nun sinkt sie, und kaum sich zuletzt erholend beginnt sie: |