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Das Brilliantfeuerwerk

1. Akt

Freie Anlage mit einer Bank und einem Wegweiser: Zur Rosenau.

Personen: Soldat Karl (Bayerischer Schwerer Reiter), das Kindermädchen Liesl.

Karl (geht stumm über die Bühne von links nach rechts – bleibt zehn Sekunden hinter der Bühne und kommt wieder denselben Weg zurück. Wartet wieder kurze Zeit und geht dann am Horizont entlang, wieder nach rechts, kommt vor, geht auf den Hintergrund zu, kehrt wieder um und geht schnurgerade auf den Souffleurkasten zu, frägt den Souffleur): Wo geht's denn da zur Rosenau? – (Kehrt wieder um und sieht den Wegweiser, geht auf denselben zu, betrachtet ihn kopfschüttelnd und geht weiter rechts ab. Fragt hinten): Wo gehts da zur Rosenau?

Passant: Da müssen S' da 'nüber, immer gradaus.

Karl: Da komm ich ja her.

Passant: Ja, da müssen S' nüber.

Karl: So –! (Geht wieder über die Bühne, bleibt in der Mitte beim Wegweiser stehen und sagt.) Da ghört aa so a Hand her! (Geht links ab, kommt aber sofort wieder zurück, schreit zurück.) Da ist ja a Bach, da kann man nicht nüber.

Passant (von drüben): Ja über den Bach geht doch a Brücken, und über dö müssen S' nüber gehn.

Karl: So! – (Dreht sich um und geht wieder links ab, frägt hinten.) Sie, Fräulein, wo gehts denn da in d'Rosenau?

Liesl: Da müssen S' da nüber gehn in d'Rosenau.

Karl: Da hat mich aber einer da rüber gschickt in d'Rosenau.

Liesl (tritt auf, zieht Kinderwagen herein): Da müssen S' nüber gehn, immer grad aus, dann kommen S' direkt hin.

Karl: Ja, aber der hat gsagt, ich soll über den Bach nübergehn, der da herüben ist.

Liesl: Ja, das stimmt schon, der Bach ist da herüben auf der Seite.

Karl: Ja, und die Brücke?

Liesl: Die ist drüben auf der andern Seite.

Karl: Das gibts doch net, daß der Bach da ist und die Brücken da drüben.

Liesl: Ja, das kommt mir auch a bissl dumm vor.

Karl: Das ist schon saudumm.

Liesl: Ja wissen S', es ist schon da drüben auch a Bach.

Karl: Das waarn ja dann zwoa Bach.

Liesl: Ja ich glaub, daß des da drüben der gleiche Bach ist, wie der da herüben.

Karl: Wie gibts denn dös, der kann doch net zu gleicher Zeit da drüben und da herüben sein.

Liesl: Dös woaß i aa net, vielleicht schlangelt er sich so umanander.

Karl: Ja des teans gern die Bach.

Liesl: Da ham S' recht, – aber Sie wolln doch in d'Rosenau.

Karl: Jawohl –

Liesl: Ja, da gehts schon da nüber, denn wenn Sie da nunter ganga, komma Sie nia in d'Rosenau, da kommen's immer weiter weg davon.

Karl: Das stimmt.

Liesl: Sehng S', da ist aa so a Taferl.

Karl: Da kennt ma sich aber net aus.

Liesl: Ja, ja wissen muaß ma halt an Weg – Sie wollen wahrscheinlich heut zu dem Brilliantfeuerwerk, das soll ja wunderbar werden.

Karl: Ich habs no net gsehn.

Liesl: Ja, da müssen S' da nunter gehn, das ist leicht zum finden.

Karl: Für mich net.

Liesl: Ja, weil S' no nia dort warn, – ich wüßt ja an Weg guat, weil i schon a paarmal drunt war, aber heut kann i net, weil i 's Kind dabei hab. – Aber da finden S' schon hin, den Weg kann Ihna ja jeder kloane Bua sagn.

Karl: Wenn aber koaner kommt?

Liesl: Dann kommt vielleicht a großer – jetzt genga S' amal immer gradaus bis zu dem Bach, dann nüber über die Brücken – dann kommt der Baum mit de vielen Äst und dann genga S' links nei in dös Gaßl –

Karl: Merse, danke! (Macht die Honneurs.)

Liesl: Immer gradaus, dann links, dann über die Wiesen, wo die Blumen san, da, – wo vorigen Sonntag der Schmetterling g'flogn ist.

Karl: Dann find ichs schon. (Geht ab.)

Liesl: Und nach der Wiesen sehn S' so gleich das große Schild »Zur Rosenau«, und wenn S' Ihna nicht mehr auskenna, dann fragn S' noch amal, und wenn niemand kommt, dann kehrn S' nochmal um und fragns mich nochmal – jetzt hört er mich doch immer. (Geht zur Bank, zum Kind.) So Butzerl, jetzt hast as g'hört, der Soldat geht jetzt in d'Rosenau nunter zum Brilliantfeuerwerk – Brilliantfeuerwerk – das hoaßt auf lateinisch Pyrotechnisches Experement. – Siegst, jetzt wenn du auch schon groß waarst und waarst auch a Soldat, dann kannten wir zwei auch zum Feuerwerk gehn, aber du bist ja koa Soldat, du bist ja bloß a Drecksau, weilst schon wieder alles naß gmacht hast. Das iS a Kreuz mit dir, (Haut das Kind mit dem Kopf an.) O Verzeihung, ist ja wahr auch, nichts wie ärgern muß ma sich mit dir. Hast's net gsehn, was das für ein strammer Soldat war, der hätt mich sicher mitgnomma, aber mit dir kommt man ja nirgends hin. Wieviel Soldaten Hätt ich schon kenna glernt, wenn du net wärst. Du hast mir noch jeden Sonntag verpatzt – du bist das einzige Hindernis auf meinem Liebespfade – so jetz schlaf und laß mir mei Ruah, – (Setzt sich auf die Bank und strickt.) – Der wird wohl nunterfinden in d'Rosenau – ja ich denk schon, der is net so dumm – ich habs eahm ja ganz deutlich erklärt – das war ein netter Kerl – ganz mei G'schmackerl – und noch dazua a Schwerer Reiter – dö Schweren Reiter san von alle dö feschesten Soldaten, die man sich denken kann – jetzt d'Artilleristen gfalln ma zwar aa ganz guat, und d'Jäger san schneidig, da hab i amal oan kennt – d'Schwaolischö – die san schö – aber treu bleibn tut oan halt koaner – da genga s' oamal oder zwoamal mit oan fort und dann lassen s' oan wieder laufa. Und ich möcht halt so gern verheirat sein – so eine Schwere Reiterehe muaß was Herrlichs sein. Ach ja – wia hoaßt das Lied – Schatz, mein Schatz reise nicht so weit von hier – im Rosengarten sollst meiner warten, im grünen Klee, juhee, im weißen Schnee ... Weißer Schnee ist a Schmarrn, als obs an schwarzen Schnee auch gebn tat.

(Karl tritt auf.)

Liesl: Ja, wer kommt denn da? Sann Sie schon wieder da von der Rosenau?

Karl: Sie ham mich schön angschwindelt mit dem Schmetterling, d'Augn Hätt ich mir bald rausgschaut – ich hab koan fliagn sehngn.

Liesl: Ja Sie san guat, mit Eahna kunnt i glei so viel lacha, vorigen Sonntag hab' ich den Schmetterling gsehn, moana S', daß der wega Eahna acht Tag auf oan Platz umanander fliagt. Ja ham S' denn gar nicht hingfunden?

Karl: Naa, überhaupts net.

Liesl: Sie wollen doch zu dem Feuerwerk, ham S' gsagt – no ja, da hams ja noch Zeit – das ist ja erst auf d'Nacht – beim Tag ist ja nia a Feuerwerk, da braucha S' Ihna net so darenna – da sann S' ja in 10 Minuten drunt, da könnten S' leicht no a bisserl bei mir da bleibn. Setzen S' Ihna her da –

Karl: Wenn S' gestatten! (Setzt sich.)

Liesl: Da brauch ich doch nichts gestatten, ich bin ja froh, wenn ich a bißl a Unterhaltung ab.

Karl: Das Kinderwagl ist aa net billig gwesen?

Liesl: Naaa – gell Sie san a Schwerer Reiter?

Karl: Ja, aber mehra Retter wia schwer.

Liesl: Sie sann guat, mit Eahna kunnt ich so viel lacha – Sie san fei a strammer Soldat.

Karl: Passiert schon – lieb Vaterland magst ruhig sein, wenigstens so lang als ich dabei bin.

Zeichnung: Karl Arnold

Liesl: Sann S' scho lang beim Militär?

Karl: Zwoa Jahr – jetzt bin ich ja bei einem Major als Bedienter. Das ist aber a Schmarrn, denn wenn ich ihn bediena muaß, ist eigentlich er der Bediente.

Liesl: Hat der a Frau aa der Major?

Karl: Freili, dö Gnädige.

Liesl: Wia ist denn dö?

Karl: Windi –

Liesl: Wie schaut s' denn aus?

Karl: Grimmi –

Liesl: Naa, i moan, ob s' a Alte oder a Junge ist?

Karl: A kloane – dicke – a recht a langs G'stemm. Kenna Sie s' net?

Liesl: Naa, Gott sei Dank – no ja vielleicht siech ich s' amal.

Karl: Da sehns scho no was aa. (Das Kind schreit.)

Liesl: Jetzt fangt der aa wieder an. Glei, Butzerl, ich komm schon. Sehn S', so gehts mir allaweil. Ja, ich hab mirs ja denkt, jetzt hat er mir wieder 's ganze Wagl voll gmacht.

Karl: Da geht noch mehra nei.

Liesl (nimmt das Kind und die Betten heraus): Geh, möchten S' net a bißl halten, nehma S' 'n da um d'Mitten, aber lassen S' 'n ja net fallen.

Karl: Der ist ja net stad, ich leg'n daweil da nein. Wo ist er denn – Kuckuck dadadada. (Hat Kind am Boden hingelegt und sticht ihm mit Säbel in den Bauch hinein.)

Liesl: Ja, um Gotteswillen was treiben S' denn – Ja, Butzerl – (nimmt das Kind wieder.)

Karl: Der ist aber wehleidig.

Liesl: Das könna S' mit dem net machen, das ist ein empfindlicher Kerl, den wenn ma a bißl mitn Säbel in Bauch neisticht, dann fangt er glei zum Bläcken an. So jetzt schlaf wieder.

Karl: A Fliagn sitzt auf seiner Nasen. (Schlägt mit der Mütze auf das Kind.)

Liesl: Ja, was fallt denn Ihnen ein, der haut ihn glei mitn Kappe ins Gesicht nei.

Karl: Ist gut, daß ich heut an Helm net aufghabt hab.

Liesl: Sie waarn a saubere Kindsmagd, Ihna kannt ma net braucha dazua, das hab ich schon gspannt.

Karl (faßt ihr den Busen an): Da san S' staubig, das muaß ma wegwischen.

Liesl: Sie, tean S' fei ja net frech werden, das mag ich net. – Ja, ja, das ist net so leicht, gel, Butzerl, das woaßt du am besten, ja jetzt lacht er ja schon wieder – gelln S' das ist doch a netter Bua.

Karl: Und jung ist er.

Liesl: Und dö roten Backerln, die er hat. Jetzt ist er auch wieder gsund. Aber vor vier Wochen hätten S' 'n sehn solln, da hat er schlecht ausgschaut, da hätten S' 'n gar nimmer kennt.

Karl: Ja, was ist dös?

Liesl: Da war er schwer krank, da hat er die ersten Zähn kriegt.

Karl: Mei Gnädige hats vor 14 Tag kriegt.

Liesl: Ach Sie, dö werd erst dö ersten Zähn kriagt ham.

Karl: Die dritten hats schon kriagt, weils ich selber gholt hab.

Liesl: Das ist ja ganz was anders, – aber was moana S', was der Bua ausg'standen hat, Tag und Nacht hat er g'schrien.

Karl: Warum?

Liesl: Wega de Zähn!

Karl: Hat er Angst ghabt, daß er koa kriegt?

Liesl: Naa, so weh hatt eahm to, der hat ja gleich soviel Fieber ghabt.

Karl: Ja, was ist des?

Liesl: Er hat mich selber so viel erbarmt. Zum Doktor hab ich ihn auch fahren müssen, weil er net amal mehr a Mehlmus vertragn hat könna.

Karl: Aber dös Hätt er scho beißen könna.

Liesl: Bloß mehr an Haferschleim ham ma ihm gebn dürfen.

Karl: Den mag mei Schimmel auch, das heißt an Schleim weniger, aber an Hafer.

Liesl: Ja, und dann hat er d'Fraisen noch dazuakriegt, da ist er ganz blau worn, und umanandaghaut hat er dabei mit de Händ und mit de Füß.

Karl: Ja, das macht mein Schimmel auch, erst kurz hat er wieder d'Kehl ghabt, – da war er vor 8 Tag da hinten ganz offen.

Liesl: Und er vor 4 Wochen.

Karl: Ja, Kinder kriegens meistens früher. Da hat ma gar net hinkommen dürfen, – so ist er im Stall drinn gstanden – so ghört er nei, aber so war er drinn gstanden, und wia man angrührt hat, hat er ausghaut mit de Haxen. (Schlägt mit dem Fuß den Wagen um.)

Liesl: Jessas Maria, mein Kind – ja Butzerl – wo ist er denn – sei nur grad stad, ich tu dir ja alles – hast dir weh weh to – Butzi, Butzi – geh red halt, moana S', daß er sterbn muaß?

Karl: Das sehn S' schon, ob er alt werd.

Liesl: Mein Gott, bin ich jetzt derschrocken, wenns die Gnädige wissen tat, ich trauet mir nimmer hoam. Glei derfst wieder in das Betterl nei! (Will den Kinderwagen aufheben, kanns nicht.)

(Karl schaut zu.)

Liesl: Geh, helfen S' halt a bisserl mit. (Legt das Kind in den Wagen.)

(Karl hilft – verwickelt sich mit dem Säbel ins Strickzeug – schneidet die Wolle ab – sticht mit Säbel in den Wagen – haut sich den Ellbogen an.)

Liesl: Mein Gott, san Sie a Mannsbild, Sie arbeiten ja rum wie a Narrischer. Das geht doch net. Auf so a kloans Kind muaß ma doch Rücksicht nehmen.

Karl (schleicht auf den Zehen am Wagen vorbei): Malheur ghabt.

Liesl: Ja – jetzt werd ich schön langsam wieder heimfahren.

Karl: Und ich werd mich schleunigst verduften.

Liesl: Sie san ja fein heraus – Sie dürfen jetzt bei dem schönen Wetter in d'Rosenau nuntergehn.

Karl: Ja – hoffentlich find ich nunter. Also dann adje –

Liesl: Schad daß S' schon genga – jetzt waars eigentli erst schön worn.

Karl: Jawohl!

Liesl: Dann wünsch ich Ihnen halt recht viel Vergnügen.

Karl: O bitte.

Liesl: Treffen Sie jemand?

Karl: Nein – leider – höchstens meine Kompagniespezeln, und da hat jeder a Gschöpf dabei.

Liesl: Und Sie san ganz alloa?

Karl: Ja mei.

Liesl: Bräuchten S' halt aa a bißl a Ansprach. – Wissen S', ich möcht ja furchtbar gern zum Feuerwerk gehn, weil ich noch nia oans gsehn hab.

Karl: So, so ...

Liesl: Natürlich hängt das von Ihnen ab, – aufdrängen will ich mich nicht.

Valentin: Ja, ich auch nicht.

Liesl: Mitganga waar i ganz gern.

Karl: Das moan ja ich. Genga S' halt mit.

Liesl: Ist's wahr, mögn S'? Dös geht leider net, weil i 's Kind dabei hab.

Karl: Dös können S' doch da stehn lassn.

Liesl: Was fallt denn Ihna ein, naa naa, den fahr ich jetzt hoam, und Sie warten ma da auf der Bank.

Karl: Mir wars gnua, dös kenn i scho, mi versetzen, dös is mir scho z'oft passiert.

Liesl: Naa, i versetz Eahna net, in 10 Minuten bin i wieder da, mein Ehrenwort.

Karl: Naa, auf dös laß i mi net ei' – da geh i scho lieber mit.

Liesl: Sie könna doch net als Soldat mit'n Kinderwagl mitlaufen, da müssen S' Eahna ja schama.

Karl: Lieber schämen, als wie daß i da 10 Minuten wart.

Liesl: Also, na genga S' mit.

Karl: Wo wohnt denn Eahna Herrschaft?

Liesl: Glei da vorn in der Ludwigstraße.

Karl: In der Ludwigstraße? Das ist guat.

Liesl: Warum?

Karl: Ich hab an Freund – der hoaßt auch Ludwig.

Liesl: Also genga S' mit und warten mir unten a paar Minuten, nur derfen S' Ihna net direkt vors Haustor hinstelln, sonst sieht uns wer. Vielleicht vis a vis in a Eckerl nei.

Karl: Versteh schon – raffiniert halt.

Liesl: Dann, wann ich runterkomm, gehn wir gleich miteinander die Theresienstraße nunter, dann sann ma so glei in der Schleißheimerstraß.

Karl: Mir könna aa an kloan Umweg machen, durch den Englischen Garten, daweil wirds schön langsam dunkel, und zum Feuerwerk komma ma noch früah gnua. (Er nimmt sie um die Mitte und beide gehen ab.)

(Ende des 1. Aktes.)

2. Akt

Alter Biergarten zur Rosenau – im Hintergrund wird das Feuerwerk aufgestellt – im Vordergrund werden Lampions aufgehängt – lange Tische und Bänke – Schenke – wunderbarer Sommernachmittag

Wirt – Hausl – Wally – Hausierer – Feuerwerker, später Soldaten, Karl und Liesl.

Wirt: Also los, schickts euch, Lampions aufhängen. (Spricht so lange, bis Hausierer kommt.) An blauen, an roten, an grünen, – habts denn gar koan G'schmack? Italienische Nacht – das Wort alloa sagt schon, daß ma net lauter gleiche an oan Draht hinhängt.

Hausierer (tritt auf): Zigarrn, Zigaretten, Virginia, Feuerzeig, Zigarren, Zigaretten gefällig! (Geht an alle leeren Tische und dann monoton sprechend wieder ab.)

Zeichnung: Karl Arnold

Wirt: Anzapfen, viere ists bald, habts d' Kerzen schon neigsteckt? Die Tische müssen besser abgeputzt werden. (Man hört anzapfen.)

Soldat (mit Mädchen): Kellnerin, a Maß! (Ißt aus einem Paket.)

Kellnerin: Prost.

Wirt: Ah, Grüaß Gott beinand, wia gehts, wia stehts, bleim ma heut auch da beim Brilliantfeuerwerk? Sehn S', das ist der Herr Feuerwerker, der richt grad alles her, und steckt alles auf, fürs Brilliantfeuerwerk mit bengalischer Beleuchtung – a wunderbares Wetterl ham ma heut dada.

1. Soldat: Aber nimmer lang, heut halts net aus.

Wirt: Waar net übel – heut ist doch ein herrlicher Tag.

1. Soldat: Aber regnen tuts heut noch, das woaß i gwiß, denn wie ich heut mein Herrn sein Hund spaziern gführt hab, da hat er a Gras gfressen, und wenn a Hund a Gras frißt, das ist das sicherste Zeichen, daß auf d'Nacht noch regnt.

Wirt: Waar net übel, das waar so a Schlag für mich, das Feuerwerk kostet mich 300 Mark. Da taat ichs na scho glei lieber nächsten Sonntag abhalten. Sie, Herr Feuerwerker, was moana denn Sie? Grad sagt mir der Herr Soldat, daß heut 's Wetter wahrscheinlich net aushalten tuat.

Feuerwerker: Aaa – Papperlapapp – heute bei dem klaren blauen Himmel, kann es doch nicht regnen, wie kommen Sie denn auf so einen Unsinn?

Wirt: Ja, also der Soldat hat nämlich einen Herrn, und der Herr hat heut a Gras gfressen – nein – der Hund hat an Herrn gfressen – nein – der Soldat hat an Hund gfressen – nein – an Hund hat er spaziern gführt, und da hat der Hund a Gras gfressen, und er sagt, wenn a Hund a Gras frißt, dann regnts auf d'Nacht.

Feuerwerker: Das glaube ich kaum. Ich halte es für ausgeschlossen, daß es heute regnet. – Das heißt, gehört hab ich das allerdings auch schon oft, daß, wenn ein Hund ein Stück Gras frißt, daß es dann bestimmt regnet.

Wirt: Gel, Sie hams auch schon ghört?

Feuerwerker: Das wäre natürlich furchtbar unangenehm, wenn im letzten Moment ein Regenwetter käme – ja, ich mache Ihnen den Vorschlag – Wir verschieben das Feuerwerk auf nächsten Sonntag – ich bin allerdings mit meiner Arbeit schon fast fertig, aber wenn Sie wollen, dann nehme ich das ganze Feuerwerk wieder herunter.

Wirt: Runter ...

Feuerwerker: Pack Ihnen alles ein!

Wirt: ein ...

Feuerwerker: Sie heben die Kiste gut auf!

Wirt: auf ...

Feuerwerker: Und wir brennen das Feuerwerk nächsten Sonntag ab!

Wirt: ab – ...

Feuerwerker: Ich will Ihnen natürlich nichts dreinreden, aber es wäre ewig schade, wenn's alles verregnen würde. Ihre schönen Ballone werden naß, – das packen wir alles ein, und Sie heben die Kiste gut auf.

Wirt: Ja, dö stelln ma dann in d'Küch nei.

Feuerwerker: Um Gotteswillen nur nicht in die Küche, zum Ofen – das sind alles Explosivkörper – die Kiste stellen sie am besten in den Eiskasten.

Wirt: Naa, Naa, dö Raketen schaun so ähnlich aus wie d'Würst, und mei Alte das Rindvieh verwechselts und legts in d'Pfanna nei und Bumm –

Feuerwerker: Na, so dumm wird Ihre Frau Gemahlin doch nicht sein.

Wirt: Wally, teats die Ballon wieder runter, ich trau dem Wetter nicht recht, wir halten das Feuerwerk nächsten Sonntag ab. (Alles wird abgenommen und eingepackt.)

Feuerwerker: Ich packe gerne alles ein, wegen der Arbeit ist es mir nicht, denn nächsten Sonntag haben wir dann die Garantie, daß es schön Wetter wird.

(Wirt läuft immer an der Kiste herum.)

Feuerwerker: Sie mit Ihrer brennenden Zigarre, kommen Sie mir ja nicht so nahe an die Kiste.

(2. Soldat setzt sich, bestellt sich Bier.)

Wirt: Grüß Gott beinand, wia gehts, wia stehts, heut hätt ma a wunderbares Brilliantfeuerwerk ghabt, auf d'Nacht, aber ich trau mir leider nicht, weils Wetter net aushalt dada.

2. Soldat: Wer sagt denn das?

Wirt: Der Ding sagts – den sein Hund hat a Gras gfressen, und da sagt er, regnts auf d'Nacht bestimmt noch.

2. Soldat: Ah, Schmarrn, heut halts aus, schaun S', wir ham an Laubfrosch dahoam, und der sitzt schon seit acht Tagen ganz z'höchst oben auf der Leiter drobn, und das ist das sicherste Zeichen, daß schön Wetter bleibt.

Wirt: Ja, ghört hab ich das schon oft, Sapprament –

Feuerwerker: So, Herr Wirt, jetzt bin ich fertig – also nächsten Sonntag komm ich wieder – vielleicht so um dieselbe Zeit wie heute, und da brennen wir unser Feuerwerk ab. Auf Wiedersehen. (Will abgehen.)

Wirt: Jaaaaaa – Herr Feuerwerker, könnt ich Sie noch einen Moment sprechen.

Feuerwerker: Gewiß, haben Sie mir noch was zu sagen, haben Sie noch einen Wunsch?

Wirt: Jetzt sagt mir grad der Soldat, eben im Moment, daß heut auf d'Nacht doch schön Wetter bleibt.

Feuerwerker: Ja, was ist das?

Wirt: Er sagt, er hat einen Laubfrosch und der sitzt in an Glasl drinn, ganz hoch auf der Leiter drobn, und das, sagt er, ist das sicherste Zeichen, daß schön Wetter bleibt.

Feuerwerker: Lassen Sie sich doch nicht beeinflussen, Herr Wirt!

Wirt: Ja, das ist eben ein Fehler von mir.

Feuerwerker: Ich meine, das ist doch ein Ding der Unmöglichkeit, daß an ein und demselben Tag ein Hund ein Gras frißt und ein Laubfrosch oben auf der Leiter sitzt.

Wirt: Ja – das ist mir auch das Auffällige.

Feuerwerker: Kein Mensch kanns vorher sagen, wie das Wetter wird.

Wirt: Ja, weils eben kein Mensch sagen kann, drum braucht man eben diese Viecher.

Feuerwerker: Ja, gehört hab ich das auch schon, daß der Laubfrosch der sicherste Wetterprophet sein soll – das lernt man doch schon in der Schule. Ich glaube selbst schon bald, daß der Laubfrosch recht hat – denn ich will Ihnen was sagen – warum hat der Hund a Gras gfressen?

Wirt: Das woaß i net.

Feuerwerker: Ganz einfach – weil er Hunger gehabt hat. Hätte der Soldat seinem Hund eine Wurst gegeben, dann hätte derselbe nie Gras gefressen.

Wirt: Natürlich – ja – wenn a Hund a Wurst frißt, dann wirds ja net schlecht Wetter.

Feuerwerker: Wissen Sie was – wir brennen das Feuerwerk doch heute ab – ich packe Ihnen wieder alles aus und Sie hängen Ihre Lampions wieder auf.

Wirt: Wally – Hausl – hängts d' Lampions wieder nauf, das Feuerwerk findet heute statt. (Beide hängen Lampions auf.)

Feuerwerker: Es ist wirklich besser, wenn wir das Feuerwerk heute abbrennen, wer weiß, wie nächsten Sonntag das Wetter wird – da kann es vielleicht noch viel mehr regnen wie heute.

Wirt: Ja, regnts denn heut?

Feuerwerker: Das weiß ich nicht – aber gehn Sie mir bitte mit Ihrer brennenden Zigarre weg! (Packt wieder alles aus.)

2. Soldat: Ich möcht drei Quartl und an saubern Teller. (Schneidet einen mitgebrachten Rettich auf.)

Wirt: Aaa, san ma heut auch komma zum Brilliantfeuerwerk?

3. Soldat: Was ist heut? A Brilliantfeuerwerk? Wann?

Wirt: Wenns finster ist, weil man's beim Tag net siecht – sehn S', jetzt richtets der Feuerwerker schon her – das wird kein gewöhnliches Feuerwerk, sondern ein Brilliantfeuerwerk, mit Raketen und Speibteufeln. Wenn dö da naufsausen!

3. Soldat: Das wirds Eahna schön dawaschen, denn daß heut auf d'Nacht noch regnt, da wett ich meinen Kopf.

Wirt: Waar net übt, heut ist doch ein herrlicher Tag.

3. Soldat: Aber regna tuats heut no, denn wia ich heut in der Fruah meine Roß putzt hab, sann d'Fliagn so am Stallfenster umananda gsummt, und wenn d'Fliagn so am Stallfenster umanandersummen SSSSS, das ist das sicherste Zeichen, daß auf d'Nacht regnt.

Wirt: Jetzt kenn i mi gar nimmer aus. (Geht weg, für sich.) Der Hund frißt a Gras, der Laubfrosch sitzt am Stangl drobn, und d'Fliagn sann bös – ja was ist dös. Sie, Herr Feuerwerker, genga S' amal her.

Feuerwerker: Und was ist los, Herr Wirt?

Wirt: Jetzt sagt mir der Schwere Reiter grad, daß wenn d'Fliagn am Fenster umanander summa, daß da bestimmt an dem Tag auf d'Nacht no regnt.

Feuerwerker: Das ist doch schrecklich mit Ihnen, jetzt hätte alles schön geklappt, jetzt lassen Sie sich wieder beeinflussen. Ich kann Sie gar nicht verstehen – von jedem Deppen lassen Sie sich was erzählen.

3. Soldat: Was Depp – ich gib Eahna na glei an Deppen ...

Feuerwerker: Beruhigen Sie sich doch – Sie sind doch gar nicht gemeint damit, ich meine doch Sie, Herr Wirt.

Wirt: Mich hat er doch gemeint.

Feuerwerker: Auch mit Recht, weil Sie nie wissen, was Sie wollen. Denn wegen dem seine drei oder vier Fliegen, die da am Fenster ...

Wirt: Ah – drei oder vier – wieviel warns?

3. Soldat: A ganzer Haufen, a paar Hundert.

Wirt: Na also – a paar Hundert Fliagn sann mir doch maßgebender als wia dem sein einzelner saudummer Laubfrosch.

Feuerwerker: Ja, gehört hab ich das allerdings auch schon. Es wäre natürlich sehr unangenehm, wenns im letzten Moment alles verregnen würde. Ich will Ihnen aber in keiner Weise dreinreden – aber wie gesagt, wenn Sie sich nicht traun, dann ist es besser, wir verschieben das Feuerwerk. Denn stellen Sie sich vor, wenn im letzten Moment ein Wetter kommt. – Alle Gäste laufen Ihnen weg, alles wird naß...

Wirt: Ja, mein Bier. –

Feuerwerker: Ach, das Bier kann ja naß werden.

Wirt: Nein, überbleiben tut es mir.

Feuerwerker: No ja, das wäre nicht so schlimm, Sie können Ihr übrig gebliebenes Bier selber trinken, aber ich kann mein Feuerwerk nicht fressen. Ich pack Ihnen wieder alles ein –

Wirt: Wally – Hausl – das Feuerwerk findet heute nicht statt, ich trau mir net; jetzt wieder alles einpacken – warten S', ich hilf a bisserl.

Feuerwerker: Jetzt sind Sie schon wieder da mit der Zigarre, wie oft muß ichs denn noch sagen?

Wirt (läßt die Zigarre fallen): Sie, Herr Feuerwerker, mei brennende Zigarre ist in die Kiste gefallen.

Feuerwerker: Wo, hier – um Gotteswillen! (Macht den Deckel zu, Explosion!)

Wirt steht zitternd oben am Tisch.

Feuerwerker: Jetzt hat man die Bescherung! Das war ja ein Leichtsinn, sondergleichen, – dreimal habe ich Sie gewarnt.

Wirt: Und einmal ist's bloß explodiert.

Feuerwerker: Das ist noch gut abgelaufen, die Kiste hätte in die Luft fliegen können, – da schauen Sie her, was Sie angestellt haben. Jetzt gehen Sie mir aber nicht mehr her. Jetzt ham ma den Salat.

Zeichnung: Karl Arnold

4. Soldat: Herrgott, ham ma heut a schöns Wetter. Grad a Freud is, weil Sonntag is! (Setzt sich.)

Wirt: Ist's erlaubt? Grüß Gott.

Feuerwerker: Halt! Machen Sie, daß Sie wegkommen, Sie reden ja doch bloß wieder vom Wetter, was anderes wissen Sie nicht, sonst geht's wieder an! (Zieht den Wirt weg.)

4. Soldat: Herrgott, ham ma heut a schöns Wetter, grad a Freud ist's – jetzt bleibt's aa mindestens 14 Tag so schön. – Da g'freut einem der Ausgang nochmal so, wenn's gar so schön Wetter ist, so sollen alle Sonntag fein, und d' Schwalberln fliagn ganz hoch droben und zwitschern – und der Rauch steigt kerzengrad in 'd Höh – da kanns überhaupt net regna, dann muaß ja schö Wetter bleibn.

Wirt (hat aufmerksam zugehört und schreit): Herr Feuerwerker...

Feuerwerker: Weiß schon, weiß schon, Ballon aufhängen, Feuerwerk auspacken, das ist ja zum verrückt werden. Jetzt wird es mir zu dumm, einmal heißt es auspacken, dann wieder einpacken, ich mache nicht mehr mit. Zum letzten Mal pack ich's Ihnen jetzt wieder aus, aber dabei muß es nun bleiben.

Wirt: Da wird nichts mehr g'redt – Herr bin i! Das Feuerwerk findet heute unter allen Umständen statt.

Feuerwerker: Ich glaub' Ihnen nicht mehr, braucht bloß jemand wieder sagen, es regnet, dann sprechen Sie wieder anders.

Wirt: Was? – Oana soll mir heut noch kommen und bloß das Wort Regen sagen, den hau ich mit mein Bratschlegl nieder wie an Stier ... (Haut mit Holzschlegel auf den Tisch.)

(Karl kommt mit Liesl herein.)

4. Soldat: Grüß Gott, Fräulein.

Liesl: Grüß Gott.

Karl: Servus, Kamerad! (Beide setzen sich zum 4. Soldat.)

Kellnerin: Was is?

Karl: Sonntag is.

Kellnerin: Naa, was kriagen ma –, a Maß oder a Halbe?

Karl: Was magst denn?

Liesl: Entweder a Maß, oder a Halbe, das ist ja gleich.

Karl: Das ist gleich.

Kellnerin: Ja, was soll ich na bringen?

Karl: Bringen S' 2 Halbe in oan Maßkrug!

Kellnerin: Das ist ja a Maß – also na bring i a Maß.

Karl: Ja.

Liesl: Naa – dös is ja zvui, i mag überhaupt koa Bier, i mag höchstens a Schlückerl.

Karl: Also na bringen S' a Maß und a Schlückerl. (Kellnerin ab.)

Karl: (bricht eine Breze auseinander): Der Bäcker lebt a nimmer, der wo die Brezn gebacken hat.

Kellnerin: (bringt eine Maß und ein Halbe): Gsundheit!

Liesl: Jetzt hat's do zvui bracht, so viel Geld hättst net ausgeben brauchn.

Karl: Für di is mir nix zvui. Trink nur.

Liesl: Bittschön! (Trinkt eine ganze Halbe aus.)

Karl (gibt das Glas der Kellnerin): No a Schlückerl – da, trink derweil da, bis das andere kummt.

Liesl: Naa, dank schön – also i hab jetzt Durst ghabt.

Karl: Des ham ma scho gsehng.

(Kellnerin bringt Bier.)

Karl: S'nächst mal bringen S' mir aber an Deckelkrug.

Kellnerin: Warum jetzt an Deckelkrug.

Karl: Weil da allweil der Dreck so neifallt.

Kellnerin: In der Rosenau gibts koan Deckel.

Karl: Aber an Dreck.

Liesl: Mir brauchan doch koan Deckel, i mag sogar die Gläser ohne Deckel viel lieber. Da braucht ma net lang an Deckel aufmacha, da kann ma schneller trinka.

Karl: Ja ja ...

Liesl: Ja, und dö Arbeit mit der Putzerei, so an Deckel muaßt mit Zinnkraut putzen, da kannst glei zehn Minuten hinfummeln, bis er sauber is.

Karl: Du brauchst'n do net putzen!

Liesl: Ja, du aa net!

Karl: Arbeitn möchts nichts, faule Luder seids, denk an das Sprichwort, des ma scho in der Schule gelernt ham, »Sich segen bringt Regen« ...

Wirt: Regen? Dir gib i glei an Regen! (Haut ihm den Schlegel nauf. Allgemeiner Aufruhr. Alle halten den Wirt zurück und schimpfen.)

4. Soldat: Da braucht ma oan do net glei an Schlegel auf's Dach naufhaun.

Wirt: Dir Hab ich'n net naufghaut, also bist staad. Da woaß ma ja gar nimmer, wo man die Nerven hernehmen soll. (Zu Karl.) Herr Nachbar, werden S' schon entschuldigen, i hab nimmer g'wußt, was i tua, sann S' ma halt net bös, wenn i Eahna den Schlegel naufg'haut hab.

Karl: Was haben S'?

Wirt: An Schlegel hab i Eahna naufg'haut?

Karl: Wen?

Wirt: Ihnen.

Karl: Wann? Heut?

Wirt: Jetzt grad im Moment.

Karl: Mir?

Wirt: Freilich Ihnen doch, oder soll i mir 'n selbst naufg'haut haben?

Liesl: Ja was hast denn du für an Kopf? Hast du des net g'spürt?

Karl: Naa, ich hab ja a Kappe aufg'habt.

Wirt: Dös müssen S' halt 's nächst mal aba tun, bei solcher Gelegenheit, sonst spürn Sie ewig nix, oder net so saudumm daherreden, und sagen vom Regen, wo i a schöns Wetter brauch, weil i heut a Feuerwerk abbrenna will.

Liesl: Ja, Sie, wann ist denn das Feuerwerk?

Wirt: Jetzt na, wenns finster wird.

Liesl: Jetzt is aber no lang net finster.

Wirt: Drum wird's aa jetzt no net abbrennt.

Karl: Wenn's aber heut net finster wird?

Wirt: Dös is mir wurscht, ob's finster wird oder net, abbrennt wird's auf alle Fälle.

Karl: Na kannst 's aa jetzt abbrenna, jetzt is ja no net finster.

Wirt: Jetzt is do no hell, dunkler nmaß auf alle Fäll werden.

Liesl: Ja Sie, was taten S' denn da, wenn's heut ausnahmsweis net finster werden tat?

Wirt: Geh', reden S' do net so dumm daher, finster werd's do alle Tag auf d'Nacht!

Karl: Wenn's alle Tag finster werd, dann kannt' ma ja alle Tag a Feuerwerk abbrennen.

Wirt: Freili kannt' ma das, aber wenn ma alle Tag a Feuerwerk abbrennt, dann ist ja a Feuerwerk was ganz alltägliches, das hätt ja gar kein Sinn.

Karl: Na hätt ja des aa kein Sinn, wenn's alle Tag dunkel werd'.

Wirt: Das hat eben schon an Sinn, denn wenn's auf der Welt gar niemals mehr dunkel werden tat, dann könnt ma gar nia a Feuerwerk abbrenna.

Karl: Warum net – es hoaßt doch »Alles kann ma, wenn ma will!«

Wirt: Natürli kann ma ... jetzt woaß i nimmer, was i sagen soll ...

Liesl: Ja, Sie, wenn's aber dunkel is, und Sie zünden Ihr Feuerwerk net an, dann kann ma's ja auch net sehn?

Wirt: Das ist doch klar, daß ma im Finstern net sieht.

Karl: A Feuerwerk aa net?

Wirt: Jo, grad a Feuerwerk sieht ma im Finstern besser.

Liesl: Auch wenn's net ozunden is?

Wirt: Jessas, Jessas, die bringa mich direkt zur Verzweiflung. Jetzt laßt's mir mei Ruah und wartet's halt, bis finster is.

Karl: Ja, wir können do net bis morgen in der Früah da warten, bis des Feuerwerk angeht.

Wirt: Bis morgen in der Früah? Da is ja scho z'spät, da wird's ja scho wieder hell.

Liesl: Ja Sie, aber wenn...

Wirt: Jetzt laßt's ma mei Ruah, steigt's ma an Buckel nauf.

Karl: Ja, des is a guate Idee, von Eahnam Buckel aus, seh ich's Feuerwerk besser.

Liesl: Sag nichts mehr zu eahm, jetzt stinkt er ihm.

4. Soldat: Geh weiter, Musi, sing ma oans, bis 's Feuerwerk angeht.

(Kellnerin bringt Ziehharmonika.)

Karl spielt, alle Soldaten singen:

Des Morgens um a halbe viere ertönet der Trompenschall,
Da heißt es, auf, ihr Kürassiere, und marsch hinunter in den Stall!
Und putzt das Rößlein sauber ab, und putzt das Rößleinsauber ab,
Woran ich meine, woran ich's meine, woran ich's meine Freude hab.
Am Sonntag gehn wir promenieren, hintunter in die Rosenau,
Da kann ma sich gut amüsieren, da gibt es oft an Mordsradau.
Da haust halt oan a paar herab ... woran ich's meine ...

Karl: Ja, was ist jetzt mit dem Feuerwerk?

Feuerwerker: So, meine Herrschaften, jetzt kann's losgehen, jetzt bin ich so weit! (Alles geht nach hinten zum Zaun, Karl und Liesl nach vorne an die Rampe.)

Liesl: Jetzt wird's glei scheppern, da hinten.

Wirt: Was ist denn mit euch zwoa, was stellt's euch denn daher?

Karl: Ja, 's Feuerwerk möchten mir anschaun.

Wirt: Dös is doch dahinten, sehgt's denn net, wo die andern Leut stehgn?

Beide: Aso! (Gehen nach hinten.)

Liesl: Is scho anganga?

Alle: Naa, wir warten a scho drauf.

Feuerwerker: Einen Moment, Herr Wirt, jetzt kann ich's nicht abbrenna, ich kann nicht anfangen, weil ich kein Zündholz hab.

Wirt: Jessas, Jessas, jetzt hat er wieder koa Zündholz, des is doch blöd, des is grad so dumm, als wenn a Kaminkehrer koan Kamin dabei hat.

Feuerwerker: Das kann doch einmal vorkommen.

Wirt: Das derfat net vorkommen, Sie sann a trauriger Feuerwerker, hat denn niemand a Feuer?

Karl: Ja, in der Kuchel, da is Feuer gnua, brennt's es halt in der Kuchel ab.

Feuerwerker: In der Kuchel kann ma do kein Feuerwerk abbrenna.

Wirt: Red's koan Schmarrn und gebt's ihm Streichhölzer.

3. Soldat: Da!

Feuerwerker ab.

Alle: Wann geht's denn amal an? Wann werd's denn abbrennt?

Feuerwerker (kommt wieder, alles fragt, er bahnt sich den Weg durch die Leute): Herr Wirt, tut mir leid, aber ich kann das Feuerwerk no net abbrenna.

Wirt: Warum denn? Was ist denn scho wieder?

Feuerwerker: Es is noch viel zu hell –

Wirt: Jetzt machen S' mi aber bald närrisch, jetzt haben S' a schöns Wetter, haben S' Steichhölzer. Jetzt ist's Eahna auf einmal wieder zu hell, tean S' nur mir net traun.

Alles (lacht oder schimpft durcheinander): Das ist ja a Schwindel, so a Bamberlfeuerwerk, der alte Tritschler usw. (Setzen sich alle.)

Feuerwerker: Ich verbitte mir das, ich als Fachmann muß doch wissen, wann ich ein Feuerwerk abbrennen kann. Jetzt is doch noch hellichter Tag, und ich brauche eine tiefdunkle Nacht.

Karl: Brennen's Sie's doch im Keller drunt ab, da ist's dunkel.

Feuerwerker: Im Keller, Unsinn. Haben Sie schon amal im Keller drunt a Feuerwerk gsehn.

Karl: Ich schon. Im Augustinerkeller war schon oft a Feuerwerk.

Feuerwerker: Ja, im Augustinerkeller, aber net im Augustinerkeller-Keller, drum ich brauch eine stockdunkle, rabenschwarze Nacht.

Karl: Jetzt ist's aber schon ziemlich dunkel. (Trinkt vom Bier.)

Feuerwerker: Das nutzt mir gar nichts. Ich kann mein Feuerwerk nicht ziemlich abbrennen, ich muß es ganz abbrenna.

Liesl: Jetzt braucht ma halt an Barometer, daß ma wissn taten, wie dunkel es ist.

(Karl spuckt Bier aus und lacht.)

Liesl: Da brauchst gar net so gschwolln lachen, wenn i was sag.

Karl: Du Rindvieh – du moanst ja an Thermometer.

Liesl: Du kannst ja gleich sagen an Kilometer.

Wirt: Oder gleich an Manometer, zum Dummheit messen.

Feuerwerker: Das nützt mich alles nichts, ich brauch eine totale rabenschwarze Nacht.

Wirt: Ich weiß schon, eine rapide Finsternis.

Karl: Zu was Fensterkiß?

Liesl: A Finsternis hat er gsagt, a Dunkelnis. (Es wird schnell dunkel.)

Feuerwerker: So, jetzt können wir anfangen.

Liesl: Im Dunkeln tut's Feuerwerk funkeln! (Man hört im Dunkeln die Paare sich küssen, es folgt ein Schuß und wird einige Sekunden hell. Der Wirt sieht die küssenden Paare.) Ah, is dös das Feuerwerk?

Das Feuerwerk beginnt mit Feuerrad, Christbaumkugeln, sekundenlanges Aufblitzen der Scheinwerfer, rot und grünes bengalisches Zündholz, Rauchkerzen, Schuß. Alles hat während der Szene »AAAA« gerufen, zum Schluß klatschen alle »Bravo! Bravo!« – Bühne wird langsam hell, alle verlassen die Bühne.

Karl und Liesl (schauen in die Richtung zum Feuerwerk): Gute Nacht, schön war's.

Wirt: Halloh! Was ist denn mit Euch zwoa? Auf was wartet's denn noch?

Karl: Wann is denn das Feuerwerk aus?

Wirt: Jessas, Jessas, des sehgt's doch, daß schon aus is, sonst tat's doch noch was sehgn?

Liesl: Aber schön war des Feuerwerk!

Karl: Und kracht hat's oft!

Liesl: Aber stinken tut so ein Feuerwerk!

Karl: Ja, es riecht nicht alles gut, was kracht.

Wirt: Gute Nacht, macht's, daß weiter kommt's.

Karl: Hoffentlich finden ma hoam, weil's so finster is.

Wirt: Da habt's an Ballon, den schenk ich Euch!

(Beide raufen um den Ballon, zerreißen ihn.)

Liesl: Jetzt hast'n zerrissen, schade.

Karl: Will ihn einsteckn.

Liesl: Da brennst di ja.

Wirt: Der brennt net vor Dummheit. Gute Nacht!

Liesl: Sie, wann haben S' denn wieder amal so a schön´s Feuerwerk?

Wirt: Nächsten Sonntag.

Karl: Da gehn ma wieder runter, den Sonntag, der jetzt kommt?

Wirt: Jawohl.

Karl: Ja, wenn's aber nächsten Sonntag regnet?

Wirt: Jetzt leckt's mi am A...

Vorhang

Zeichnung: Karl Arnold

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