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Bei der Huberbauerin brennt's

Spielt in der Inflationszeit.

Gewitterstimmung – Wetterleuchten – Wind – Regen – Donner – Blitz – es schlägt ein.

Huberbäuerin (von innen): Herein, herein, wer ist denn da? Hat es denn jetzt net grad klopft? Ich hab gmoant, es hat wer pumpert. Bin neugierig, wie heute der Dollar steht. Entweder ist er droben oder herunten – oder er ist gleich gar wieder naufganga. (Liest Zeitung.)

Nachbar (kommt): Grüß di Gott, Huberbäuerin.

Bäuerin: Ja, der Ferdinand, was willst denn du bei mir?

Nachbar: Huberbäuerin, ich hab dir ein Geheimnis zu sagen.

Bäuerin: Was, ein Geheimnis? Ja wennst mir's sagst, dann is ja kein Geheimnis mehr.

Nachbar: Dös muaß i dir sagn, das ist sehr wichtig für dich.

Bäuerin: Mein Gott, erschreck mi net. Ist am End gar der Butter billiger wor'n?

Nachbar: Naa, naa, so gfährlich is net, gib mir d'Hand, daß du niemand was sagst.

Bäuerin: Da hast mei Hand. Ich bin verschwiegen, wie a Millifrau.

Nachbar: Also, dei Häusl brennt.

Bäuerin: Jesaß Maria, ja was is dös, das hätt ich mir net denkt, dös is aber a traurig. Hat soviel Geld kost, das arme Häusl.

Nachbar: Ich hab's gsehn von mein Fenster aus, dann bin i glei rüber und hab dir's gsagt.

Bäuerin: I dank dir schön für die Mitteilung, und wegen der Kleinigkeit bist du extra 10 Meter weit bis zu mir herglaufen, da könnt i glei woana vor lauter Freud'.

Nachbar: I muß glei wieda gehn, nix für unguat, Pfui di Gott!

Bäuerin: Und soll amol dei Häusl brenna, dann sag i dir's a glei, also pfui di Gott! (Nachbar ab.)

Bäuerin: Mei Gott, mei Häusl brennt. I bin ganz resultatlos, oder sollt er mi anglogn hab'n? Naa, dös tuat er net, da Ferdinand. I kenn ihn ja scho über 14 Tag, dös is a aufrichtiga Mensch, aber ein falscher Kerl. No ja, i kann ja nachschaugn, ob's wirklich so ist, ich hab ja net weit. (Dreht sich um.) Ja, was is denn dös, hat er doch recht ghabt, da derf i glei meine Augnglasln aufsetz'n. Resi! Glang mir an brennenda Kerzenleuchta raus, o heiliger Florian, schau nur grad mei Häusl an, ja das wenn noch a Zeit lang so weiterbrennt, na werds imma größer. I bin ganz ratlos, i kauf mir doch no a Rad, da geh ich sofort zum Feuerwehr-Kommandant und sag, er soll glei zu mir kommen in einer dringenden Angelegenheit. Der gibt mir dann 'n Rat, was ma da machn kann. Resi! Glang mir mein Huat raus, ich muß schnell wohin gehen, und wenn wer nach mir fragt oder telefoniert, na sagst ganz einfach, mir ham koa Telefon.

(Kommandant tritt auf die Bühne.)

Bäuerin: Ja, da is er ja. Grüaß di Gott, Kommandant! Grad hätt i zu dir gehn wolln in einer dringenden Angelegenheit.

Kommandant: So? Wie geht's denn alleweil?

Bäuerin: Net guat, woaßt scho, den Verdruß und die Arbeit, de ma alleweil hat mit'm Geld, a paar Säck voll Tausender habn mir scho wieder die Mäus z'sammgfressn, jetzt hab i lauter Goldstückl abiglegt, dös wissn d'Mäus net, dann beiß'n sie sich die Zähn' aus. Ja und wia geht's denn dir alleweil?

Kommandant: Schlecht, ärgern muaß i mi halt soviel imma mit de Leut, weil, wenn wir Feuerwehrleut imma in Uniform auf der Straß genga, fragt imma glei a jeder: »Sie, bitt schön, wo brennts denn?« Dös is doch zu blöd, da müaßt ma doch an Gendarm auch fragn: »Sie, wo werd denn da was g'stohln?«

Bäuerin: Ja, da hast recht, da müaßt man 'n Gendarm auch fragen, wo werd denn da was g'stohln. Ganz richtig. Du Kommandant, wie is denn beim Maibräu z'Gögging no ganga? Habts no was rettn könna?

Kommandant: Ach nix, alles is verbrennt.

Bäuerin: Geh, was d' net sagst, wia is denn dös zuaganga?

Kommandant: Ach, mei Trompeter war schuld an der ganz'n G'schicht. Du weißt doch, wir haben bei der Feuerwehr zwei Signale. Zum Angriff, das hoaßt: Tä Tä, – tä – tä, und Gefahr vorüber hoaßt: tä – tä – tä – tä. Und wia ma 's Löschn anfanga wolln, blast der: Gefahr vorüber, weil er 's Signal verwechselt hat, natürlich is die ganze Feuerwehr wieder davon und habn alles brennen lassn.

Zeichnung: Karl Arnold

Bäuerin: A so a Rindvieh!

Kommandant: No ja, deswegn brauchst 'n net glei a Rindviech hoaßn, du woaßt doch, daß da Trompeter mei Bruader is.

Bäuerin: Jessas ja, dös is ja dei Bruder, entschuldigst vielmals, i habs net so gmoant.

Kommandant: Ja, ja, dös ist net so einfach bei der Feuerwehr, das muaß alles glernt sei.

Bäuerin: Ja, da hast recht, das muaß alles glernt sei.

Kommandant: Mir graust heit no, wenn ich an mei Feuerwehrlehr denk, wia i no Feuerwehrlehrbuab war, glernt hab i zwar nix, i hab aa nix learna könna.

Bäuerin: Warum net?

Kommandant: Weils grad die drei Jahr, wo ich in d' Lehr ganga bin, nirgends brennt hat.

Bäuerin: Wia bist denn du eigentlich dazua kemma, zur Feuerwehr?

Kommandant: Wia i dazua kemma bin? Dös war a so. Mei Vater war dreißig Jahr bei der Feuerwehr, dann is er pensioniert worn, dös woaßt ja aa so, d' Uniform, der Helm, alles war da, dann hab i mir denkt, wirst auch a Feuerwehrmann, passn tuat mir alles ....

Bäuerin: Bis auf den Halsriemen, der is dir z'weit.

Kommandant: Dös woaß i scho, aba dös kommt davon her, weil mei Vater so an großen Kropf ghabt hat. I hätt m'r 'n scho enger machn lassn, aber schließlich kriag ich auch an so an Kropf, dann muaß i ihn wieda weiter machn lassn.

Bäuerin: Ja, dann müaßt 'n wieda weiter machn lassn, ganz richtig.

Kommandant: Ja, ja, jawohl, heut vor fuchzehn Jahr is Unterhaching abbrennt. Ja, morgen nachmittag um ¾4 Uhr san's grad fuchzehn Jahr, daß Unterhaching abbrennt ist, dös hoaßt, angfangt hat's im Dezember und aufghört hat's im Winter. Herrschaft, war das a Feuer, a Großfeuer, das Feuer wird groß g'wesn sei, vierzig Meter lang und sechzehn Meter hoch, siebzehn Meter darf ma eigentlich sagn, denn ganz genau habn mir's net abmess'n könna, weils immer so hinaufgeschwanzelt ist. Das Feuer wär aber nicht so groß worn, wenn's wir gleich gemerkt hätten, aber erstens ist's bei der Nacht auskomma und unser Dorf is so schlecht beleucht', daß ma net amal des Feuer gseng habn, zweitens hat der Nachtwächter grad an dem Tag Ausgang g'habt, drauf komma san mer erst am dritten Tag, derweil hat das ganze Dorf scho lochterli, ah! lichterloh brennt. Wia mir's spritzn, anfang'n woll'n, hab'n wir koa Wasser ghabt, bei 30 Grad Kälte war das ganze Wasser gfroarn, jetzt hab'n sämtliche Bäuerinnen von der ganzn Gmoa zuerst den Schnee kochn müassn, daß mir a Wasser kriagt hab'n zum Lösch'n. Der Apotheker von unserm Dorf hat hundert Flaschen Appolinaris gestiftet, auf einmal hat sich der Wind dreht und 's Feuer hat aufghört am Abend und seit der Zeit habn wir zur Erinnerung alle Tag auf d'Nacht um 6 Uhr »Feuerabend«.

Bäuerin: Auf d'Nacht um 6 Uhr Feierabend. Ganz richtig! (Greift mit den Fingern an das Kinn.) Sarn di, was hab' etz i dir heut sagn wolln, 's fallt mir nimma ein.

Kommandant (schnüffelt mit der Rase): I woaß net, da muffelt's. (Es riecht nach Brand.)

Bäuerin: Hast'n an Katarrh?

Kommandant: Da branndlt's!

Bäuerin: Branndln? Jessas jetz fallt mir ein, was i dir sagn hab wolln! Bei mir brennts ja, möchst net amol nachschaugn, was da z'macha ist.

Kommandant: Selbstverständlich, das is ja mei Pflicht, schaug ma 's halt amol an, dös Feuer, wo hast es denn?

Bäuerin (zeigt aufs Haus): Da!

Kommandant: Hm Hm! Jeatz muaß i's halt amol genau untersuchn, was dös für a Brand is, ob's a Kellerbrand, oder a Dachstuhlbrand is. Ja, ja, das is nach meiner Ansicht a Dachstuhlbrand.

Bäuerin: Ja, des muaßt du wissn! I will dir da nix dreinredn.

Kommandant: Sag mir nur grad, Huberbäuerin, wia bist denn du eigentlich zu dem Brand komma?

Bäuerin: Ja mei, dös is a Zufall. I steh vor meim Häusl, auf amol kommt mei Nachbar rüber und sagt: Du, Huberbäuerin, bei dir brennts. I schaug aufs Hausdach nauf und wirklich wars aa a so.

Kommandant: Ja woaßt, i will dir da absolut kein Schreckn einjagn, aba soviel ich seh, handelt es sich bei dir um ein Großfeuer.

Bäuerin: Dös is mei Ansicht a.

Kommandant: De Gschicht kriagn mir schon. Ich schreib mir jetzt amol alles auf. Was hast denn für a Hausnummer?

Bäuerin: Nummer dreizehn.

Kommandant: Na also, da sann mir ja glei da mit der Spritzn. Stell dir vor, wennst d'Hausnummer Nr. dreißig ghabt hättst, da hättn ma scho weiterhin ghabt. I geh jetzt ummi ins Feuerhaus und laß die Sturmglockn läutn und ammalier die ganze Feuerwehr.

Bäuerin: Dann könnt ihr an mein Häusl gleich die neue Dampfspritzn ausprobiern.

Kommandant: Ja, de werd heut eingweiht. Also stell di net lang rum, tu aus deim Häusl das Wichtigste heraus, net daß dir alles verbrennt.

(Huberbäuerin geht ins Haus hinein.)

Kommandant: Schau nur, daß d'zuerst die leicht verbrennbaren Sachen rausbringst, die hölzernen, an Abtrittdeckel, Zahnstocher, Zündhölzer und dös Zeug. (Nimmt alles ab.) De andern Sachn wirfst auf'n Misthaufn hint außi. Ich muaß jetz gehn, Bäuerin, ich hol die andern und komm dann vielleicht bestimmt wieder.

(Kommandant ab.)

Nachtwächter (kommt und singt): Hört, ihr Herrn, und laßt euch sagen, die Glocke am Kirchturm hat vier Uhr geschlagen, bewahr das Feuer und auch das Licht, daß in unserer Stadt koa Brand ausbricht – – koa Brand ausbricht – – – Es is koa Fuchs, es is koa Has, i täusch mi net, da branndlt was, naa, naa dös täuscht mi vielleicht bloß, bin i a alts Rinozeros, vom Bäckermeister ganz genau, da druckts an Rauch raus gelb und grau, dem »Himmel Hermann Sabrament« san d'Loabln wieda all verbrennt. Er schürt aa ein, alls wia a Narr, aba branndln tuats 's, is sonderbar. Ma sieht nix, naa, 's is nix zum sehn, es is halt doch a Täuschung gwen, so is aa, ja es kunnt ja sein, was siech i da, an Feuerschein? I glaub glei gar beim Färberlenz, nein – bei der Huberbäuerin brennts. Leut aufstehn! (Tutet, schreit und geht ab.)

(Im selben Moment hört man von weitem die Sturmglocken läuten, die Feuerwehr marschiert an unter dem Signalmarsch; die Dampfspritze wird aufgefahren.)

Kommandant (gibt Zeichen): Ganze Kompagnie halt! Vor den Geräten, sammeln! Front! Abzählen!

Alle: Eins – zwei – drei – vier – fünf – sechs – sieben – acht.

Kommandant: Halt! Wieviel san denn heut da? Kustermann hier! Seidel hier! Metzler hier! Konsumverein hier! Also jetzt kommt die Ansprache:

Wiggerl, du soufflierst mir.

Liebe freiwillige Feuerwehr, Hochwohlgeborene Gemeinde Unterhaching, Bezirksamt Gögging, teure Kameraden und Freunde! Indem heute die große Freude über uns hereingebrochen ist, daß unsere Gemeinde eine Dampfspritze gekriegt hat, sehe ich mich veranlaßt, liebe freiwillige Feuerwehr-Männer, an euch einige Worte des Trostes zu richten. Achtundzwanzig Jahre sind vorbeigeflossen, daß wir keine Dampfspritze nicht gehabt haben, nur eine einfache Gumpspritze. Aber das sehnsüchtige Verlangen nach einer Dampfspritze war ein allgemeines, und so ist es heute der Tag, wo uns die Gemeinde Ilchingshofen diese Freude, uns eine Dampfspritze zu überreichen gelungen ist, möge es in unserer Gemeinde recht oft brennen, damit wir mit vollem Eifer und Aufopferung die Spritze in Funktionierung bringen können, und so übergebe ich heute unter feierlichem Glockengeläute und Böllerschüssen im Namen unseres hochgeliebten Herrn Bürgermeisters die neue Dampfspritze.

Zeichnung: Karl Arnold

Die neue Dampfspritze und der Herr Bürgermeister sollen leben hoch! hoch! hoch! An die Geräte! – rechts um – marsch! Ihr gehts mit'n Schlauch an Bach nunter und hängts 'n Schlauch in Mühlbach nei' – und wenn grad Bachauskehr is, na hängt's 'n in d' Mistlacka nei, na spritz ma einfach mit'n Odlwasser. Wiggerl und wir hoazn daweil ein in der Dampfspritzn.

Wiggerl: Du, Kommandant, kennst du dich aus mit dera Dampfspritzn?

Kommandant: Natürlich, ich brauch mich bloß nach der Gebrauchsanweisung richten, da steht alles drin, wie ma's machn muß.

Wiggerl: Du, in der Stadt drin habens auch so a ähnliche Maschine zum Abtritt räumen.

Kommandant: Ja, ja, aber dö hat an andern Geruch. – Also bevor wir einhoazn, müssen wir wissen, aus was für Teilen die Dampfmaschine besteht. Also jetz paß auf, Wiggerl, jetzt werd ich dir's erklären.

Gebrauchsanweisung

a)
Der Dampfkessel, b) der Zylinder, c) der Kamin, d) das Sicherheitsventil, e) der Wasserstandsbarometer, f) die Atmosphärenuhr, g) die Alarmglocke, h) der Dampfregulator, i) die Dampfpfeife, k) der Antriebswechsel, l) das Heizloch, m) n) das Aschloch.

Wiggerl: Wo is denn dös?

Kommandant: I find's aa net!

Wiggerl: A, dös is vielleicht hinten!

Kommandant: Ja, dös hab i mir denkt. (Beide schauen hinten.) – Da is ja. Oben ist das Heizloch, da wird eig'heizt und da fallt dann die Asche hinunter in das untere, das heißt Aschloch – nicht zu verwechseln mit – Heizloch – –.

Wiggerl: Aber jetzt hoaz i glei ein. Jetzt is wieder kein Papier da.

Kommandant: Zu was brauchst denn jetzt a Papier?

Wiggerl: Zum einhoazn.

Kommandant: Ja so!

Wiggerl (nimmt dem Kommandanten die Gebrauchsanweisung aus der Hand und heizt ein): Jetzt hab i wieder koane Zündhölzer – hat denn neamands a Feuer?

Kommandant (deutet auf das Dach): Da is a Feuer!

Wiggerl: Jetzt hab i scho oans! – Jetzt brennts scho.

Kommandant (schließt den Schlauch an, macht Feuer im Kamin, den Kessel anfassend): Er wird schon hoaß! – Also jetzt kommt d'Hauptsach. Wia jetzt der Kessel hoaß wird, also wenn sich der Dampf entwickelt, muß sofort der Wechsel aufgerieben werden, sonst z'reißts an Kessel und mir san alle beim Teufi!

Wiggerl: Jessas Maria! Wo is denn der Wechsel?

Kommandant: Ja dös woaß i aa net. Das steht alles ganz genau in der Gebrauchsanweisung drinna.

Wiggerl: Also schnell! Gebrauchsanweisung her – Wer hat denn d'Gebrauchsanweisung? (Aufgeregt.) I habs net! –

Kommandant: I aa net! (Aufgeregt) Kreuz Teufi nei, ich hab'n doch grad dag'habt den weißen Zettel da.

Wiggerl: Den weißen Zettel hab i zum Feuermach'n herg'nomma.

Kommandant: Jessas Maria g'fehlt is! hoazt der mit der Gebrauchsanweisung ein, jetzt is a Unglück fertig. (Schlagen die Hände über dem Kopf zusammen.)

Wiggerl: Laßt halt a neie Gebrauchsanweisung drucka. Oder holts an Hochwürden Herrn Pfarrer.

Kommandant: Was versteht denn der Herr Pfarrer von'r a Dampfspritzn, wenn scho dös Unglück nimma zum Aufhalten ist, dann müssen wir auf unserm Posten bleiben, wie a Schiffskapitän auf sein Schiff, wenns untergeht. Mir san doch alle Männer, – jetzt reib i halt amol an Wechsel auf – gehts weg!

(Alle schauen ängstlich aus den Ecken hervor.)

Wiggerl: Daß d' fei net an falschen Wechsel aufreibst, sonst werst wegen Wechselfälschung no eigsperrt aa.

Kommandant: Halts Mai, nur die Ruhe kanns machen, also das da is die Dampfuhr!

Wiggerl: Wieviel is denn?

Kommandant: Halt doch's Maul, Lehrbua saudummer, das is das Dampfpfeiferl!

(Kommandant läßt das Pfeiferl ertönen.)

Wiggerl: A fein – wiar a Lokomotiv!

Kommandant: Dann is dös der Dampfwechsel, da gibts koan Zweifel! Jetzt reib i amol auf. (Reibt auf, Maschine läuft.)

Wiggerl: A fein!!! Wunderbar – – –.

Kommandant: Und der Haufa Dampf, wo scho drin ist. (Macht Deckel auf.) Jetzt läut i der Mannschaft, daß mit'n Schlauch komma. (Läutet – die Mannschaft kommt und arbeitet.) Freistehende Leiter aufstellen! (Geht ins Haus, schaut bei den Flammen Die Flammen sind aus gelbem Seidenpapier gemacht und werden von einem Ventilator bewegt. heraus.) Herrgott, is da hoaß herin, wie im Fegfeuer. Jetzt wär halt a frische Maß Bier recht. (Geht wieder aus dem Haus. Zu Wiggerl.) Wer hat denn die freistehende Leiter ans Haus gloant, na is doch koan freistehende Leiter mehr, a so a Leiter nimmt ma, ziehts nur ausananda (Wiggerl läßt die Leiter aus). Au! Au! Du hast mir d'Finger eizwickt! (Läuft dem Wiggerl nach, Wiggerl steigt auf die Leiter, Kommandant will auch hinaufsteigen. Wiggerl tritt dem Kommandant auf die Hand.)

Kommandant: Au, au, Wiggerl geh runter, du stehst auf dem Ding droben.

Wiggerl: Auf der Leiter?

Kommandant: Naa, auf den –

Wiggerl: Sprossen?

Kommandant: Naa, auf meiner – – – mir fällt der Name nie ein, au, au, au, auf meiner Pratzen.

Wiggerl: Jessas, dös hab i net gwußt.

Kommandant: Ja hast du denn dös net gspürt?

Wiggerl: Ja woher! Du hast es gspürt!

(Kommandant geht rücklings und stößt mit dem Photograph zusammen.)

Photograph: Guten Tag, meine Herrschaften! Verzeihen Sie, wenn ich störe. Ich bin Spezialphotograph der Illustrierten Zeitung. Ich mache speziell Spezial-Aufnahmen von aktuellen Ereignissen, wie Eisenbahnunglücke, Schiffszusammenstöße, Fliegerabstürze, Feuersbrünste, Hochzeitsfeierlichkeiten und sonstigen Unglücksfällen. Ich komme nirgend zu spät. Ich habe schon die größten Explosionskatastrophen drei Tage vorher aufgenommen. Gestatten Sie, daß ich von dem Feuer schnell eine Aufnahme mache. (Zu Wiggerl.) Verzeihen Sie, sind Sie der Herr Kommandant?

Wiggerl: Nein, ich bin der Feuerwehrlehrbub. Ich bin nur der junge Spritzerl – Das is der Kommandant. Lach doch net so, der will mit dir reden, sags doch, daß du der Kommandant bist.

Kommandant: Sie wünschen?

Photograph: Ich möchte Herrn Kommandant nur fragen, ob ich von diesem Großfeuer eine Aufnahme machen kann?

Kommandant: Ja natürlich! Was wollen S'?

Photograph: Ich mein, ob ich das Feuer abnehmen kann.

Kommandant: Ja, das können wir leider nicht verkaufen, das g'hört der Huberbäuerin.

Photograph: Also, ich mach schnell eine Aufnahme – vielleicht möchten sich die Herren gruppieren?

Kommandant: Ah, habts ös ghört, die Herren sollen alle krepieren!

Photograph: Nehmen Sie bitte einmal alle eine Stellung ein – so, Sie daher – Sie dorthin – – – der Herr Kommandant lehnt sich vielleicht an die Dampfspritze an, das wird sich gut machen.

Kommandant: Au! Au!

Photograph: Haben Sie sich verbrannt?

Kommandant: Gekühlt hab ich mich am Dampfkessel!

Photograph: Vielleicht lehnen Sie sich hier an.

Kommandant: Sakra, das draht sich.

Photograph (gibt Stellung an): Also bitte, recht freundlich – 1 – 2 –

Wiggerl: Halt, ich muß mich zuerst noch schneuzen.

Photograph: Also jetzt 1 – 2 –

Kommandant: Schneuzen muß sich der Lausbub unterm Photographieren!

Photograph: Ach, jetzt haben Sie wieder gewackelt.

Kommandant: Ja, 's Feuer wackelt ja auch.

Photograph: Ja, kann man denn das Feuer nicht einen Moment aufhalten?

Wiggerl: Natürlich, da brauch i bloß an Ventilator ausschalten. – (Schaltet aus.)

Photograph: So ist's gut, also bitte, jetzt ganz ruhig.

Kommandant: Naa, i mag nimma! (Geht vor zur Rampe – geht wieder zurück und sagt dem Wiggerl leise was ins Ohr.)

Wiggerl: Ah, deswegen!

Photograph: Warum will er denn nicht?

Wiggerl: Er mag nicht, daß man ihm beim Photographieren zuschaut, jetzt geniert er sich, weil ihm die Leut im Parkett alle zuschau'n.

Photograph: Was für Leut?

Wiggerl: Das Theater-Publikum!

Photograph: Das ist doch sehr einfach – da laß ma halt den Vorhang runter.

Kommandant: Ja, dann mag ich! –

Vorhang fällt.

*

 


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