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15. Kapitel. Die erste Zensur.

Die wenigen Wochen bis zu den Oktoberferien vergingen im Umsehen. Bei Doktor Brauns im Hause herrschte große Aufregung. Wie würden die Zensuren am nächsten Tage ausfallen?

Hans war ein guter und gesitteter Schüler. Der brauchte keine Angst vor seinem Zeugnis zu haben. Aber da er ein bescheidener Junge war und seine Leistungen nicht zu hoch anschlug, klopfte ihm doch das Herz, wenn er an morgen dachte.

Der Frechdachs Klaus dagegen war, trotzdem er nicht besonders bei seinen Lehrern angeschrieben stand, durchaus davon überzeugt, daß er eine glänzende Zensur bekommen müsse. Der fürchtete den Zensurentag ganz und gar nicht.

Und unser Nesthäkchen? Ei, das hatte große Sorgen. Würde sie die Erste bleiben? Oder kam eine andere auf den Ehrenplatz?

»Was meinst du, Gerdachen?« fragte Annemarie ihre Puppe, für die sie heute, da keine Schularbeiten zu machen waren, wieder mehr Zeit hatte. »Glaubst du, daß ich oder Mariannchen Erste komme?«

Puppe Gerda zuckte die Achsel. Ihr erschien es recht zweifelhaft, daß Annemarie ihren ersten Platz behalten würde. Denn die Hefte und Schulbücher, die sie öfters zu sehen bekam, schauten nicht gerade sauber aus.

Und Puppe Gerda sollte recht behalten.

Zwar hatte Nesthäkchen auf Vaters Frage: »Na, was wird uns denn unsere kleine Lotte heute das erstemal für eine Zensur nach Hause bringen?« freudig versichert: »Eine feine, ich bleibe bestimmt die Erste!« Aber Mutti hatte warnend den Finger erhoben: »Du, Lotte, sei nicht zu siegesgewiß, eine Erste muß in allem vorbildlich sein. Denke an die Tintenflecke und Eselsohren in deinen Heften.«

»Aber nicht wahr, Mutti, wenn ich Erste bleibe, darf ich in den Ferien alle meine Freundinnen einladen, du hast es mir doch versprochen, daß dann zur Belohnung bei uns Kindergesellschaft ist?« Erwartungsvoll schaute Nesthäkchen die Mutter an.

»Wenn ich aus deiner Zensur ersehe, daß du dir Mühe gegeben hast, deine Fehler, Unachtsamkeit und Unsauberkeit, abzulegen, Lotte. Nur für den Fall habe ich es dir versprochen. Der erste Platz hat damit nichts zu tun.«

Als Annemarie und ihre Freundin Margot am nächsten Morgen in ihren Sonntagskleidchen zur Schule gingen, um die Zensuren in Empfang zu nehmen, sprach Nesthäkchen von nichts anderem, als von der in Aussicht stehenden Kindergesellschaft.

»Dich lade ich zu allererst ein, Margotchen, weil du doch meine beste Freundin bist. Und dann noch Ilse und Marlenchen, und Ruth und Mariannchen. Aber Hilde Rabe muß auch kommen, weil die immer so fein ungezogen ist. Am besten ist's, ich lade gleich die ganze Klasse ein, denn eigentlich sind es doch alle meine Freundinnen.«

»Mich darf Hilde Rabe nicht besuchen, meine Mutti sagt, ich darf nur mit artigen Kindern verkehren«, vertraute Margot ihrer Freundin an.

Annemarie machte ein erschrecktes Gesicht. Ach Gott, am Ende verbot Frau Thielen ihrer Margot auch eines Tages die Freundschaft mit ihr! Durch das offene Fenster mußte doch ihr Geschrei, wenn sie sich mit Klaus zankte, bis zu Thielens hinüberschallen. Nein, da war es doch gescheiter, sie sah sich vor und vertrug sich besser mit dem Bruder. Sie hatte ja ihre Freundin Margot so lieb, die sollte sie nicht auch für ein unartiges Kind halten.

»Meine Mutti hat mir eine Zensurenmappe versprochen, wenn ich ein gutes Zeugnis bekomme«, erzählte Margot weiter.

»Ich kriege auch eine, eine rote mit Silberschrift! Meine Großmama schenkt sie mir, wenn ich wieder Erste werde. Da muß ich doch Erste bleiben, nicht, Margotchen? Und dann noch wegen meiner Kindergesellschaft.«

Margot sah die Notwendigkeit ein. Auch war sie von Annemaries Unübertrefflichkeit fest durchdrungen. Von ihrem eigenen Können war das bescheidene kleine Mädchen weniger überzeugt. Margots Herzchen klopfte poch – poch, sobald sie an die Zensur dachte.

Aber als Fräulein Hering nun die zehnte Klasse betrat, im Arm ein großes Pack weißer Blätter, da schlug auch manch anderes Kinderherz noch aufgeregt poch – poch. Es erschien allen, als ob die junge Lehrerin, die doch oft so lustig mit den kleinen Mädchen zu lachen und zu scherzen verstand, heute besonders feierlich dreinschaute.

»Liebe Kinder,« begann Fräulein Hering und legte das umfangreiche Pack Zensuren vor sich auf das Katheder, »wir schließen heute das erste Halbjahr unserer gemeinsamen Arbeit. Wir haben zusammen gelernt und gestrebt, und ich kann wohl sagen, daß ich mit eurem Fleiß, eurem Betragen und euren Leistungen im ganzen zufrieden bin. Bis auf wenige Ausnahmen habt ihr euch redlich Mühe gegeben, mir nur Freude zu machen. Und wer das bisher noch nicht getan hat,« – hier blickte Fräulein Hering zu der sich verkriechenden Hilde Rabe hin – »soll es sich für das künftige Halbjahr vornehmen. Es ist niemals zu spät dazu, das Gute zu beginnen. Aus euren Zeugnissen, die ich jetzt verteilen werde, ersieht eine jede, worin sie sich noch bessern muß.«

Fräulein Hering griff nach dem obersten weißen Blatt. »Die Erste der Klasse wird« – hier stand Annemarie höflich auf, in der festen Annahme, daß die Lehrerin sie meine. »Nein, Annemie, setze dich nur wieder hin, es tut mir leid, aber du kannst den ersten Platz nicht behalten. Deine Hefte und Bücher sehen nicht so aus, daß sie der Klasse als Vorbild dienen können. Aber du wirst dir gewiß Mühe geben, daß es bis Ostern anders wird, nicht wahr?« setzte Fräulein Hering freundlich hinzu, als sie sah, daß es in dem Kindergesicht weinerlich zuckte.

Klein-Annemarie nickte, während die Tränchen zu kullern begannen. Ade, Kindergesellschaft – ade, rote Zensurenmappe! Damit war es nun sicher nichts.

Da fuhr Fräulein Hering fort: »Die Erste wird diesmal Margot Thielen.«

Margot, die noch eben mitleidig auf die Freundin geblickt, verfärbte sich vor Schreck.

»Ich« – stieß sie beinah entsetzt heraus. In ihrer Bescheidenheit konnte sie sich das gar nicht vorstellen.

»Ja, du«, lächelte Fräulein Hering. »Dein nettes, artiges Benehmen, dein steter Fleiß und deine musterhafte Sauberkeit haben mir viel Freude gemacht, Margot. Keine andere verdient den ersten Platz wie du. Fahre so fort.«

Erglühend nahm Margot ihr Zeugnis mit einem tiefen Knicks in Empfang. Sie wußte nicht, ob sie sich darüber freuen durfte, weil ihre Freundin Annemarie so betrübt war. Ach, dabei ahnte Margot ja gar nicht, wie sehr sich Annemarie schämte. Nicht nur, weil eine andere Erste geworden, nicht allein, weil Fräulein Hering sie ihrer Unordentlichkeit wegen vor der ganzen Klasse getadelt hatte. Nein, hatte sie nicht oft auf die schüchterne Margot herabgesehen und war sich viel klüger vorgekommen als sie? Nun mußte sie erkennen, daß die Bescheidenste die Beste war. Hilde Rabe aber, die stets solchen großen Mund hatte, wurde die Allerletzte.

Auch den zweiten Platz erhielt Annemarie nicht, Marianne behauptete denselben. Dritte wurde Marlenchen, und erst als Vierte überreichte Fräulein Hering Annemarie das Zeugnis.

»Du mußt auch noch ruhiger in den Stunden werden, nur sprechen, wenn du gefragt bist, Annemie,« sagte die Lehrerin, »doch das ersiehst du ja aus deiner Zensur.«

Aber Annemarie hatte vorläufig noch keine Zeit, ihre Zensur zu studieren. Sie mußte doch zuhören, auf welchen Platz die anderen Kinder kamen, und worin sie sich bessern sollten. Dabei legte sich ihr Schmerz allmählich. Und daß Ilse Hermann, die sie so gern hatte, die Fünfte geworden und von nun an neben ihr saß, war doch eigentlich fein. Annemarie verstand es, auch bei dem Schlechten das Gute herauszufinden.

Als Nesthäkchen mit ihrer Zensur, deren Inhalt es noch nicht einmal kannte, nach Schluß der Schule unten auf dem Hof anlangte, erwartete sie ihr Fräulein nicht an dem gewohnten Platz. Vergeblich suchte Annemarie nach ihr. Sie hatte wohl geglaubt, die Schule würde erst später geschlossen. Im Grunde genommen war der Kleinen dieser Aufschub nicht unlieb. Sie fürchtete die berechtigten Vorwürfe. Wie oft hatte Fräulein sie ermahnt, sorgsamer mit ihren Schulheften umzugehen.

»Annemie, komm doch mit uns mit«, forderte sie Margot, die von ihrer Emilie und den kleinen Geschwistern abgeholt wurde, auf. »Oder bist du böse mit mir, daß ich jetzt Erste bin – ich kann doch nichts dafür«, setzte sie leise hinzu.

Annemarie schlang ungestüm die Arme um die Freundin, denn das häßliche Gefühl des Neides war ihrem Herzen zum Glück fremd.

»Nein, Margotchen, ich habe dich lieb, wenn du auch die Erste bist«, versicherte sie. »Aber ich muß auf mein Fräulein warten, sie wollte bestimmt kommen und weiß nachher nicht, wo ich geblieben bin.«

Gegen diesen verständigen Einwand ließ sich nichts sagen. Margot folgte, Bubi an der Hand, dem den weißen Sportwagen mit Baby schiebenden Kindermädchen. Annemarie blieb auf dem sich leerenden Schulhof zurück.

Da es ihr dort bald zu einsam wurde, trat sie hinaus auf die Straße. Aber weiter wagte sie sich nicht. Mutti hatte es streng verboten, daß sie allein ging.

Nesthäkchen begann mühsam die Zensur zu buchstabieren. Aber es kam nicht weiter als bis »Zeugnis für Annemarie Braun. Platz 4 unter 50 Schülerinnen«. An der Zeile, die darauf folgte, scheiterte es bereits. »Führung lobenswert, nur noch zu lebhaft«, buchstabierte die Kleine im Schweiße ihres Angesichts. Und als sie das glücklich heraus hatte, war sie noch gerade so klug wie zuvor. Klein-Annemarie hatte keine Ahnung, daß Führung dasselbe bedeutete wie Betragen. Sie kannte das Wort nur von ihren Kriegsspielen mit den Brüdern her. Da hatten entweder die Weißen oder die Indianer die Führung. Aber was hatte denn das mit der Schule zu tun? Auch die Bezeichnung lobenswert war ihr fremd.

Wenn Fräulein doch endlich kommen und ihr die Zensur vorlesen würde! Aber Fräulein war nirgends zu sehen.

Da kam Klein-Annemarie plötzlich ein Gedanke. Hatte Mutti ihr nicht gesagt, sie solle sich, wenn sie irgendwo mal unterwegs in Verlegenheit sei, an den erstbesten Schutzmann wenden? Keine zwanzig Schritt weit an der Ecke stand ein Polizist, sein Helm blinkte im Sonnenlicht.

Nesthäkchen nahm allen Mut zusammen, denn eigentlich hatte es ein bißchen Angst vor der Polizei.

»Ach, Herr Schutzmann,« bat die Kleine schüchtern und machte einen Knicks, »wollen Sie nicht so gut sein und mir meine Zensur mal vorlesen?«

Der Schutzmann schmunzelte. Mancherlei war ihm schon in seinem schweren Amte zugemutet worden, aber das doch noch nicht. Belustigt sah er auf den reizenden, kleinen Blondkopf, der noch nicht einmal seine Zensur selbst lesen konnte.

»Gern, Kleine«, sagte er so freundlich, daß bei Nesthäkchen jede Furcht schwand. Dann las er ihr das Zeugnis vor.

»So viele Sehr gut!« rief Annemarie dazwischen und hopste vor Begeisterung um den Schutzmann herum. Freilich, im Schreiben stand nur genügend. Als aber der Schutzmann las »Handarbeiten: mangelhaft, zuletzt besser«, rief das kleine Mädchen eifrig: »Jetzt kann ich schon stricken, ich hab's bei meiner Großmama gelernt. Und weil Sie so nett zu mir waren, Herr Schutzmann, werde ich Ihnen ein Paar Strümpfe stricken.«

Da lachte der Schutzmann trotz seiner Würde ganz laut, und die Vorübergehenden, die sich um die beiden allmählich gesammelt hatten, lachten alle mit. Der Polizist gab Annemarie ihr Zeugnis zurück. »Na, du hast ja eine sehr schöne Zensur!« sagte er dabei.

»Wirklich?« Vor Nesthäkchens Augen stiegen plötzlich die schon verlorengegebene Kindergesellschaft, die rote Zensurenmappe mit Silberschrift wieder verheißungsvoll auf.

In diesem Augenblick stand Fräulein erschreckt hinter der Kleinen. Sie hatte Nesthäkchen im Vorübergehen mitten in dem Menschenauflauf entdeckt und glaubte nicht anders, als der Schutzmann hätte die Kleine wegen irgendeines Vergehens in Gewahrsam genommen.

»Annemie, Kind, was hast du denn bloß begangen?« stieß sie aufgeregt hervor.

»Ich habe mir doch bloß von dem Herrn Schutzmann meine Zensur vorlesen lassen«, beruhigte sie Klein-Annemarie, als ob dies das natürlichste Ding auf der Welt sei und ein Schutzmann zu nichts anderem da wäre.

Fräulein fiel ein Stein vom Herzen. Sie entschuldigte sich bei dem Polizisten und machte, daß sie mit Annemarie aus der Menge herauskam.

»Der Herr Schutzmann hat gesagt, meine Zensur wäre sehr schön, Fräulein, und ein Schutzmann muß das doch wissen, nicht?« begann die Kleine das heikle Thema.

»Ja, ist sie denn nicht gut?« fragte Fräulein und griff nach dem Blatt. »Aber Annemie, Vierte bist du gekommen, drei Plätze herunter? Und was steht denn hier unten bei Haltung der Hefte und Bücher? ›Annemarie muß sich größerer Sauberkeit befleißigen.‹ Schämst du dich nicht, daß man dir so was auf die Zensur schreibt?«

»Das hat der Herr Schutzmann gar nicht vorgelesen, und er hat doch gesagt, meine Zensur sei sehr gut«, verteidigte sich die Kleine.

Eine Weile gingen die beiden schweigend nebeneinander her. Fräulein war ärgerlich, daß sich die Kleine, die sie zu Hause nur zu oft wegen ihrer Unachtsamkeit tadeln mußte, auch in der Schule nicht mehr zusammennahm.

»Fräulein, glaubst du, daß man als Vierte auch noch eine Kindergesellschaft geben kann?« erkundigte sich Nesthäkchen, nachdem es selbst schon eine ganze Weile über diesen Punkt nachgedacht hatte.

»Das schlage dir nur aus dem Sinn«, lautete die wenig tröstliche Antwort. »Mutti wird nicht gerade erbaut von deiner Zensur sein.«

Mutti war in der Tat nicht sehr erbaut von der ersten Zensur ihres Nesthäkchens.

»Ich habe doch aber so oft Sehr gut«, wandte die Kleine mit zuckenden Lippen auf Muttis Vorhaltungen ein.

»Die Hauptsache bei einem kleinen Mädchen sind Ordnung und Eigenheit, das ist mehr wert als alle Sehr gut!« sagte Mutti ernst.

»Und der Schutzmann hat doch gesagt, meine Zensur sei sehr schön, dann muß ich doch auch zur Belohnung eine Kindergesellschaft geben dürfen.« Nesthäkchen verzog den Mund weinerlich.

»Nein, mein Kind, für diesmal hast du jede Belohnung verwirkt. Aber wenn ich sehe, daß du bis Weihnachten bemüht bist, deinen Fehler abzulegen und achtsam mit deinen Sachen umzugehen, erlaube ich es dir vielleicht in den Weihnachtsferien.« Gegen diesen bestimmten Ton Muttis nützte alles Bitten nichts, das wußte Klein-Annemarie.

Die Brüder, die aus der Schule kamen, sahen gleich, was die Glocke geschlagen hatte. Hans streichelte mitleidig Nesthäkchens tiefgesenktes Köpfchen. Klaus aber begann sie zu foppen.

»Schmierfink – Schmierfinkchen!« rief er.

Dabei hatte Klaus doch ganz und gar keinen Grund, sich so mausig zu machen. Denn das Zeugnis, das er selbst mit heimgebracht, war so jämmerlich, daß Mutti ihm ernstlich drohte: »Ist die Zensur das nächstemal nicht besser, Klaus, geben wir dich in eine strenge Pension.«

Das machte Eindruck auf den Schlingel, denn fort von Haus, von Vater und Mutter und den Geschwistern, das mochte er trotz all seiner wilden Streiche nicht.

Nur Hans hatte den Eltern Freude bereitet. Vater allerdings war ja auch mit der Zensur von seiner Lotte ganz zufrieden. Sie war doch noch solch ein kleines Ding und mußte sich erst an die Anforderungen der Schule gewöhnen. Aber er stimmte der Mutter bei, daß Nesthäkchen es lernen mußte, mit ihren Sachen ordentlich umzugehen.

»Ihr habt's gut, Kinder«, sagte Annemarie zu ihren Puppen, die erstaunt die betrübten Mienen der sonst immer fröhlichen Kleinen sahen. »Ihr kriegt keine Zensur und keine Schelte!« Sie schmiegte das heiße, noch tränenfeuchte Gesicht an Gerdas kühle Porzellanwangen.

»Bessere dich doch, werde ein ordentliches kleines Mädchen, dann bekommst du auch keine Schelte mehr!« Ohne daß Puppe Gerda einen Ton sprach, wußte die Kleine wieder ganz genau, was sie dachte.

»Ja, ich will – ich will mich ganz bestimmt bessern!« flüsterte sie ihrer Puppe ins Ohr.

Als Großmama am Nachmittag kam und ihrem kleinen Liebling die versprochene rote Zensurenmappe mit Silberschrift mitbrachte, sagte Klein-Annemarie, so schwer es ihr auch wurde: »Ich – ich – Mutti meint, ich hätte keine Belohnung für meine Zensur verdient. Aber sei doch so gut, Großmuttchen, und hebe sie mir bis Weihnachten auf, bis dahin bin ich bestimmt ganz schrecklich ordentlich geworden!«

Ob Nesthäkchen Wort gehalten hat?


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