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Ergänzende Verse

Die Ansprüche der Armut

    »Zu kühn ist Dein Begehren, armer, dürftiger Wicht
Wenn Du am Himmel einen Platz Dir wünschst!
Denn voll Pedanterie und Trägheit ist die Tugend,
Die Du in Deiner niedern Hütte oder Deiner Tonne
Wohlfeil Dir züchtest in der Sonne, beim schatt'gen Quell
Bei Wurzelkost und dürftigen Topfgewächsen.
Mit Deiner rechten Hand reißt Du aus Deiner Brust
All jene menschlichen Begierden, aus deren Schoß
Der Tugend schönste Blüten sprossen.
So wird Natur von Dir geknechtet, so werden die Instinkte unterdrückt!
Wie der Meduse Haupt, verwandelst Du den Tätigen in Stein.
Wir brauchen die Gesellschaft jener blöden Menschen nicht,
Die in Enthaltsamkeit – gezwungen – leben!
Wir haben kein Verlangen nach dem widersinnig stumpfen Leben,
Das weder Schmerz noch Freude kennt; auch nicht nach
Jenem Duldermut, den Ihr, verblendet, höher wertet
Als den Mut der Kraft: Solch niedre und verworfne Brut,
In schaler Mittelmäßigkeit zu Haus,
Paßt, wahrlich, gut zu Eurem Knechtesinn.
Wir aber preisen nur die Tugenden, die überströmen,
Die kühnen und die milden Taten, auch königliche Herrlichkeit,
Allweise Klugheit, grenzenlose Großmut
Und jene Heldentugend, für die das Altertum
Zwar keinen Namen, doch manch Beispiel hinterließ:
Theseus – Achilleus – Herakles!
Zurück in Deine ekelhafte Zelle!
Willst Du die Welt im Strahlenglanze sehn,
Versuche diese Besten zu verstehn.«                    T. Carew

 


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