Ludwig Thoma
Der Wittiber
Ludwig Thoma

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Elftes Kapitel

Mit rot gefrorenem Gesicht kam die Zenzi ins Möselholz, wohin sie der Bauer bestellt hatte, damit sie Daxen zusammenklauben sollte. Aber sie dachte sich gleich, daß noch ein anderer Grund dabei sein werde. Ein Holzknecht zeigte ihr, wo sie den Schormayer antreffen könnte; und als sie ihn sah, ging sie zögernd und von allerlei Bedenken beschwert, auf ihn zu.

»Wo soll i na Dax'n z'sammklaab'n?« fragte sie schüchtern.

»Dös pressiert it. I ho mit dir was z'red'n.«

»Wos nacha?«

»Dös werst d' glei hör'n.«

Der Schormayer machte erst die Zugstränge von den Wagscheiteln los, damit die Gäule nicht anziehen konnten; dann schaute er die Person, die ihre Hände schützend unter ihr Tuch versteckt hatte, scharf an.

»Du hoscht ma vorgeschtan was g'sagt. Wos soll denn dös sei?«

»Ja no.«

»Daß du in da Hoffnung waarst?«

»J–ja.«

»Wia kam denn dös?«

»Woaßt as ja so!«

Die Zenzi gab ihre Antworten in weinerlichem Ton, denn die Fragen des Bauern kamen grob und mißtrauisch daher, und von Mitleid war nichts darin zu spüren.

»Woaßt as ja so!«

»Nix woaß i. Und daß vo dem oa'mal, vo dera Dummheit, so was kam, dös sell glaab i dir no lang it. I bin ja volla Rausch g'wen.«

»Gar so g'suffa werst d' it g'wen sei.«

»Da hon i Zeug'n dafür, mei Liabi; de müass'n dös aufweis'n, daß i durchaus rauschi g'wen bi.«

»Wos ko denn i dafür, daß du kemma bischt? I ho da 's ja g'sagt, du sollst dös it thoa, und ho no mei Thür vor deina zuag'spirrt, und hoscht ma s' schier ei'tret'n mit de Stiefeln.«

»So g'stellt si a jede; dös kennt mi guat.«

»I ho mi durchaus gar it g'stellt. Mi is selm it recht g'wen.«

»Ja, mei Liabi! Net recht g'wen! Weil dös it a jede daher bringt! Und bal's d' as it an Sinn g'habt hättst, nacha hättst ja d' Thür zualass'n kinna. I bi halt in Rausch a weng hi'g'falln.«

Zenzi verzog ihr Gesicht schmerzlich und fing zu weinen an.

»I ho ma 's scho glei denkt, daß d' di weglaugna willst, weil i jetzt an Elend do hock, und weil i mir selm nimma z'helfa woaß.«

»Plärr it a so! Dös sell hot jetz gar koan Wert.«

»Da sollst d' it woana, bal's du a so daher kummst und sagst, i war schuld.«

»Dös sag i pfeigräd. Z'weg'n was bischt denn du daher kemma im Hemmad? Hot dir dös wer g'hoaß'n?«

»I hon a Untarock aa'r o'ghabt!«

»Ja. Aba ob'nauf hoscht di sehg'n lass'n und hoscht d' as mit Fleiß recht herzoagt. Und bal mi b'suffa is, na is schnell was g'schehg'n. Is vielleicht it a so?« fragte er barsch, weil Zenzi schwieg und vor sich bin schluchzte.

»I sag gar nix mehr, wei i dös scho siech, daß di du weglaugna willscht.«

»Ja no! Moanst, i zahl für an andern?«

Zenzi hob den Kopf rasch in die Höhe.

»Wos für an andern?«

»Werst scho anort mit oan z' thoa g'habt hamm! Was woaß i?«

»Bal's d' as it woaßt, muaßt d' as aa'r it sag'n.«

»Weil i 's net glaab, daß i mit mein Rausch do auf 's erstmal scho da Vata sei müaßt.«

»Dös werd si wohl aufweis'n, weil mi d' Zeit aa woaß.«

»Vo dem is nix bekannt, daß mi 's auf oan Tag sag'n ko.«

»Bring ma halt oan her, der wo dös mit Recht'n behaupt'n ko, daß i mit eahm beinand g'wen bi.«

»Zenzi, verlaß di it z' viel auf dös! So was kimmt gern auf.«

»Bei mir kimmt gar nix auf, weil nix aufkemma ko.«

»Net, moanst d'?«

»Na, durchaus gar it, und da kon i a niad'n Eid schwiarn.«

»Aba meini Zeug'n kinnan aa schwiarn, daß i durchaus b'suffa g'wen bi.«

»Dös werd na 's G'richt scho ausmacha; und jetzt geh'n i, und i ho ma 's glei denkt, daß 's a so kimmt . . .«

Zenzi wandte sich langsam um und ging erst zögernd und dann schneller den Waldweg hinunter.

Sie war nicht weit gekommen, als der Schormayer laut pfiff und sie beim Namen rief.

Da blieb sie stehen und schaute rückwärts.

»Wos willscht no?«

»Geh nomal her!«

»Z'weg'n wos denn?«

»Geh no her! I sag da 's scho.«

Seine Stimme klang ruhiger, und sie kam gehorsam zurück. Er hatte den Fuß auf einen Baumstamm gestellt und schaute in Gedanken verloren zu Boden.

Schüchtern fragte sie wieder.

»Was willscht d' ma denn no sag'n?«

Der Schormayer redete nun beinahe sanft und mit Güte.

»Siehgst, i will koan Prozeß g'wiß it, und i moan, wir kinnan da aa'r in Guat'n ausanand kemma. Aba dös derfst d' ma'r it übl hamm, daß mi dös vadriaßt, wann i z'weg'n dera oan' Dummheit ganz und gar an Vata macha müaßt.«

Zenzi gab keine Antwort.

Er stimmte seinen Ton noch um eins milder.

»Schaug, für di is dös aa koa Vorteil, bal's du g'rad an alt'n Mensch'n hernimmscht, und no dazua dein Bauern, wei dir dös d' Leut ganz schlecht ausleg'n. Bal's du aba an junga Bursch'n aufweist, na is dös für di vui bessa, wei' di der villeicht aa heireth', und wei' dös übahaupts schöna ausschaugt. Hoscht d' denn gar koan?«

»Na, Baua! G'wiß it! Bal i da 's amal sag.«

»Du b'stehst ma 's halt net ei! Aba du muaßt it moan, daß i di zu dein Schad'n frag, und daß i nacha bei'n G'richt den selbinga o'gab. Dös is durchaus net da Fall. Dös sell ko'scht da leicht ei'bild'n, daß i mi it für 's G'richt hi'stell und üba d' Vataschaft streit wia'r Deanstknecht. I moan da 's guat, und i ja besser aa, wann mir zwoa z'sammhelfan, daß si de G'schicht no guat ausgeht. Du derfst ma 's g'wiß sag'n, was für an Bursch'n daß d' g'habt hoscht.«

Zenzi schaute ihren Herrn ehrlich an und gab aufrichtig Antwort:

»Siehgst, i that da 's gern sag'n, bal i oan g'habt hätt'. Aba es hot si it auftroffa . . .«

»Geah zua, so a sauber's Madl wia du werd na leb'n wia'r an alta Betschwesta!«

»Mi sagt it vo dem, und dös laugn' i aa gar it, daß i früherszeit'n mit an Bursch'n was z' thoa g'habt ho, aba dös is scho a guate Zeit her, und in Kollbach übahaupts it . . .«

»Wia lang is na dös her?«

»Ja, weit über 's halbi Johr, und der lasset si 's wohl net g'fall'n, bal i eahm o'geb'n that.«

»B'sinn di no a wengl, vielleicht is do it so lang her.«

»Bal i da 's sag, Baua, daß 's a so is. I bin unta'n Johr bei dir ei'gstanna, in der Arndt, und seit dera Zeit woaß i von koan' Mannsbild nix mehr.«

»Du moanst vielleicht, i möcht mi von Zahl'n drucka, Zenzi. Dös is aba it wohr. I zahl scho, und i that glei an schön Betrag auf oamal hergeb'n, und na kunntst d' mit dem Geld heireth'n aa . . .«

»Dös waar mir freili dös liaba.«

»I sag da 's aufrichti, i hoaß da'r an g'wiss'n Betrag, und du gibst den richtinga Vata o und sagst eahm, daß du a bissel a Vermög'n hoscht; und bal er g'scheit is, na heireth a liaba, als daß er si bucklat zahlt.«

»Aba, Baua, es is koana do!«

»Herrgottsaggerament, jetzt fangst d' ma wieda'r a so o!«

»I muaß sag'n, wia 's is. Wos hoscht 'n du davo, bal i di o'lüag?«

»Du lüagst mi scho o!«

»Auf Ehr und Seligkeit it! Auf da Stell sollt' i tot umfall'n, bal's it wahr is!«

»A!«

»Siehgst d', Baua, i waar ja selm froh, wann i an ledinga Bursch'n aufweis'n kunnt. Wei' de ganz Sach anderst waar, und bal er mi aa net heireth'n that, auf dös gang 's it z'samm, aba 's G'redt waar it so viel, und da Vadruß a it . . .«

Der Schormayer schaute nachdenklich vor sich hin; er kratzte mit dem Fuß den Schnee zusammen und wieder auseinander. Es war still um sie herum.

Ein Nußhäher, der in ihrer Nähe aufbaumen wollte, flog erschrocken und schimpfend weg.

Von weither klang eine Säge, und dazwischen auch der Ruf eines Holzknechts.

Da fragte der Bauer vor sich hin, ganz leise, als wenn er mit sich selber redete:

»Wia denkst dir nacha du, daß dös werd?«

»I woaß wohl it.«

»Hoscht du scho an Platz auf Lia'meß?«

»Beim Untaburger kunnt' i ei'steh'.«

»Wos? Bei ins in Kollbach? In da näscht'n Nachba'schaft?«

»Er hat mir sag'n lass'n, daß i zu eahm kemma sollt.«

»Und du hoscht di scho vadingt?«

»Na. I ho de Botschaft erscht gesting kriagt.«

Der Schormayer redete wieder laut und befehlshaberisch:

»Aus dem werd nix! Dös sag' i da glei.«

»Was will i macha? I muaß do an Deanst hamm!«

»Ja, muaßt d' hamm! In an etla Monat woaß dös ganz Dorf, wia 's bei dir steht. Dös sell geht it.«

Die Zenzi schaute ihren strengen Herrn ganz und gar hilflos an. Aber der fuhr eifrig fort:

»Und wia lang ko'scht d' denn dei Arbet richti macha? Mitt'n an Summa muaßt d' weggeh'. Na, dös paßt mi gar it.«

»Leb'n muaß mi na do und si was vodean.«

»Aba'r it bei ins in Dorf. Du bischt vo Wolnzach umanand dahoam, gel?«

»J–ja.«

»Warum gehscht na it dort hi? Du werscht dort aa'r an Platz find'n.«

»Bal i neamd mehr kenn', und meine Leut' leb'n nimma. Da bin i ganz fremd, und auf's Gradwohl hi'laffa kon i do it!«

Der Schormayer dachte nach; und da fiel ihm sein Freund Tretter ein. Der war für so eine Sache zu brauchen.

»Vielleicht kunnt da i an Platz zuabringa«, sagte er.

»Wo nacha?«

»Dös woaß i jetzt an Aug'nblick aa it, aba i bi mit an Handler bekannt, der wo weit umadum kimmt, und dem selln reib' i a bissel was ei', daß a für di an Deanst ausfindi macht. Ja, dös thua i.«

»Werd' na do scho a richtiga Platz sei?« fragte die Zenzi kleinlaut.

»Warum it? Anderst wo is aa net schlechta wia'r in Kollbach.«

»Aba bis er oan findt?«

»Bis a'r oan findt, bleibscht bei mir! Jetzt geht 's auf a paar Wocha nimma z'samm, und vielleicht kimmt ins scho bis Lia'meß was passet's unta. Is da recht a so?«

»Mi muaß 's scho recht sei.«

»Na red'n ma nix mehr drüba. Und was i no sag'n will: i befrag mi bei an Advikat'n z' Dachau, ob dös it glei g'scheita waar, bal's du koan Vatern überhaupts gar it o'gibscht.«

»Na! Dös sell möcht i net!«

»Z'weg'n wos net?«

»A niad's Kind muaß do an Vatern hamm!«

»Wo steht dös g'schrieb'n? Dös, glaab i, liaß si ganz guat macha.«

»Na! Wia schaugst denn dös aus, bal dös Kind vo gar neamand waar?«

»Auf dös geht 's wohl net z'samm, wann 's amal a ledig's is.«

»Na, auf dös sell laß i mi it ei . . .«

»Spreiz di no it gar a so! Bal da Advikat sagt, daß so was nach 'n G'setz geht, z'weg'n wos soll'n denn mir nacha so a Blamaschi hermacha?«

»An Vatern muaß a niad's Kind hamm, und dös waar ja grad, als wenn 's vo da Straß'n aufklaubt waar.«

»Mein Nama ko 's nia kriag'n.«

»Aba dös wurd' geschrieb'n, vo wem daß er is, und bal a größa wurd, na wisset a do, wer'n herg'setzt hot . . .«

»Du red'st g'rad, als wann's d' an Buam scho do hättst.«

»Bal's a Madl werd, is aa it anderst.«

»Paß auf, Zenzi! Und thu ano it glei ob'n außi fahr'n! I woaß ja heunt aa net mehra wia du. Aba bal da Advikat ins den Rat gab, g'setzt den Fall, daß er 'n gab, na is do g'scheidta, mir thean, wos er sagt, indem daß a 's do bessa vasteht. Es is ja g'rad z'wenga dem.«

Zenzi gab keine Antwort. Zwischen den Augenbrauen saß ihr eine Falte, und in ihrem Schweigen lag ein trotziger Widerstand.

»Red amal a Wort!« mahnte der Schormayer gutmütig.

»Da wissat ma'r amal gar nix vo eahm, bal nix g'schrieb'n werd, und d' Leut kunnt'n moana, woaß Gott wos das fürkemma is . . .«

»Dös is a G'red't, dös koa Hoamath it hot. Du muaßt do vui g'scheidta sei. Mi kunnt'n mit anand an Hand'l macha. Bal da'r i an achthundert, a tausad March gab, nacha hättst du an auflieget's Geld, und waar it schlecht spekaliert, indem daß ja dös Kind sterb'n ko.«

»Aba'r a niad's muaß an Vatern hamm!«

»Geah zua! Mi red'n heunt nix mehr üba dös, und übalegst da de Sach amal richti, na kimmst scho auf 'n Vastand, daß i 's g'rad guat moan. Und bal di oana heireth, der sell kunnt ja dös Kind o'nehma. Waar dös it des allabescht?«

»Aba . . .«

»Na, jetz gehst hoam, und laß da nix o'kenna; und bal da Untaburga no mal was sagt, nacha laßt d' eahm wiss'n, daß du it mogst, oda sagst glei, du bleibscht bei mir in Deanst.«

»Daß i bei dir bleib?«

»Ja. No hoscht dei Ruah. Und jetz pfüad di!«

»Pfüa Good!«

*

»So a Weibsbild is scho wirkli was Dumm's«, sagte der Schormayer zu sich selber und schaute der Zenzi nach. »Auf dös kimmt oana gar it vo selm, wos dena all's eifallt. 's Kind muaß an Vatern hamm, sagt s', und ganz wehleidi thuat s', als wann dös wos davo hätt', bal s' mi ins Protakoll eini schreib'n! Na! Es is wirkli a so: sie san abscheuli dumm! Wiah! Steh um, Bräundl! Öh! . . .« – Aber gar so einfältig waren die Gedanken der Magd nicht, als sie durch den stillen Wald ging und über lauter Sinnieren ihre Schritte langsamer werden ließ.

Die letzte Meinung des Bauern hatte sich fest bei ihr eingehakt.

Geld haben und einen heiraten, das wäre freilich das Beste und Schönste. Und als richtiges Frauenzimmer wußte sie alsobald, wer der selbige sein könnte. Eine Viertelstunde außerhalb Kollbach stand in einer Waldecke das kleine Haus, in dem tausend bare Mark eine gute Hilfe gewesen wären. Und es gehörte der alten Holzweberin, die zwei Kühe hatte und einen Sohn. Über den Winter verdingte er sich als Holzknecht, und im Sommer taglöhnerte er, wenn daheim die Arbeit getan war, die nicht viel hieß bei den etlichen Tagwerken Acker und Wiesen. In der letzten Ernte hatte er beim Schormayer ausgeholfen, und sie waren oft beisammen gesessen in der Mittagzeit auf einem Feldrain oder im Schatten einer Haselnußstaude. Er war ein lustiger Mensch, der keck zu reden wußte mit jedem Mädel; und auch der Zenzi hatte er diesmal was gesagt, das ihr jetzt einfiel.

Vorhin, auf ihrem Weg zum Bauern, hatte sie ihn von weitem gesehen, und er hatte die Axt niedergestellt und herübergeschaut. Wenn es der für gewiß hätte, daß sie tausend Mark kriegen könnte, ließe er vielleicht mit sich reden. Sie blieb stehen; seitab von ihr rief jemand in langgezogenem Ton, und dann fiel krachend ein Baum zu Boden.

Wie sie hinschaute, sah sie etliche Leute an der Waldlichte stehen; einer wischte sich mit dem Ärmel den Schweiß von der Stirne, und ein anderer trank lange und herzhaft aus einer Bierflasche.

Das war der Holzweber Simmerl.

Die Zenzi erkannte ihn gleich mit scharfen Augen, und schier von selber tappte sie vom Weg ab in den Schnee und ging auf die Holzknechte zu.

»Guat Morg'n beinand!« sagte sie und lachte den Simmerl freundlich an. »Is insa Hansgirgl it bei enk?«

Der Simmerl wischte sich den Schnurrbart ab.

»Na. Is er enk valor'n ganga? Der kimmt scho wieda, bal 'n hungert.«

»Geha weita!«

»Lang gnua is er do beim Schormoar, daß a wieda hoam find't.«

»Du bischt oana!«

»Hoscht an Strick bei dir, daß d' 'n glei o'hängscht, bal a dir untakimmt?«

»I ho ma grad denkt, ob er it do is, wei i eahm wos sag'n möcht.«

»Du muaßt vui Zeit hamm, bal's du zu'n Dischkriern do außa gehscht?«

»I bi ja beim Baua'n hint'n g'wen.«

»I woaß scho; mi hamm di scho g'sehg'n.«

Der Simmerl drückte ein Auge zu und lachte.

Und da sagte die Zenzi eifrig:

»Du muaßt dir nix denka dabei.«

»Mit 'n denka hob 's i übahaupt it.«

»Ja no, weil's d' a so lachst. I ho grad Daxn z'sammklaab'n müass'n.«

»So, Daxn? Dö hoscht aba g'schwindi beinand g'habt. Und buckt hoscht di aa it viel, wos ma g'sehg'n hot.«

Er blinzelte lustig zu seinem Kameraden hinüber.

»Geah zua, du lachst oiwei!« sagte Zenzi schmollend. »I woaß it, wos du zu'en Lacha hoscht.«

»I wer halt mein luschtinga Tag hamm.«

»Du bischt wohl it oft trauri, han?«

»Net leicht, so lang i mir no a Maß Bier kaffa ko.«

»Daß ma di gar nia siecht?«

Zenzi schaute bei der Frage den Simmerl ganz freundlich an.

Er nahm wieder einen Schluck aus der Bierflasche und sagte:

»Muaßt halt öfta zu'n Daxn klaab'n kemma, na siechst mi scho.«

»Du thatst mi jetzt grad dablecka.«

»I? Ja, was moanscht denn? I dableck koa Madl g'wiß it.«

»Du net?«

»Na! D' Madln san für was anders do.«

»Ah du! Jetz red amal g'scheidt: kimmscht d' gar it amal zu'n Hoamgart'n?«

Zenzi fragte leise, daß es der andere nicht hören konnte; aber Simmerl dämpfte seine Stimme nicht.

»Mögst d' ma was vazähl'n?«

»Vielleicht woaß i was?«

»Wos nacha?«

»A so halt.«

Da lachte der Bursche wieder kreuzvergnügt.

»I wer amal schaug'n,« sagte er, »bal i an Weg find', kimm i vielleicht.«

»Du find'st 'n scho.«

»It allmal. Bei da Nacht is gar finschta.«

»Gehscht halt beim Mo'schei.«

»Dös is wohr. Heunt schaug i amal glei an Kalenda nach.«

»Vielleicht g'freut 's di, wos i dir sag?«

»Warum it? Mir g'freut so wos schnell.«

»Nacha pfüat di, Simmerl.«

»Adjes, Zenzi! Und kimm vielleicht wieda ins Daxen klaab'n!«

»N . . . du!«

Sie stapfte durch den Schnee zurück, und am Weg schaute sie noch einmal freundlich lachend herüber. Aber sie konnte nicht sehen, was für ein Gesicht der Simmerl machte, denn er stand zurückgebogen da und trank den Rest aus der Flasche.

Und sie war außer Hörweite, wie der andere Holzknecht sagte:

»Mit dera kunntst d' bal glückli wer'n.«

»Moanscht?«

»De hat si ja d' Aug'n außakegelt vo lauta Gernmög'n.«

»Vo mir aus!«

»Du thuast it feini um?«

»Na.«

»I möcht g'rad wiss'n, was de bei'n Schormoar hint tho' hot.«

»Hoscht as ja g'hört. Daxn hot s' klaabt.«

Da lachten alle zwei, und der Simmerl nahm seine Axt und ging daran, den Baum zu putzen. Nach ein paar Hieben fiel ihm ein alter Vers ein:

He, ös meine Menscher,
Enk darf 's net vadriaß'n,
De Manner zahl'n sauren Wein,
D' Jungg'sell'n an süaß'n!«


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