Ludwig Thoma
Der Wittiber
Ludwig Thoma

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Achtes Kapitel

Es war jetzt eine Krankheit im Schormayerhause, an der alle leiden mußten; und sie waren still und mißmutig und so feindselig, daß auch die gleichgültigsten Worte wie Grobheiten klangen und wie Beleidigungen vom andern gespürt wurden. Wenn sie beim Essen zusammensaßen, merkte jedes das Unbehagen des andern und stärkte daran sein eigenes, und die Löffel klapperten lauter, und die Gabeln stachen spitziger wie ehedem. Über Mittag wurde selten etwas geredet, und der Knecht, der Hansgirgl, der erst ein paar Tage nach dem Streite aus dem Krankenhause zurückgekommen war, wußte sich zuerst in der schweigenden Gesellschaft nicht zurechtzufinden und rumpelte bei jedem mit seinen unbefangenen Fragen an, bis er merkte, daß hier keine Unterhaltung aufkommen konnte. Die Ursula stellt die Schüsseln unfreundlich und hart auf den Tisch, der Lenz schlang sein Essen so schnell hinein, daß man sah, wie gerne er wieder hinaus wollte, und der alte Schormayer schnitt ein grimmiges Gesicht und führte den Löffel so widerwillig zum Maul, als hätte er bittere Arzneien zum Einnehmen.

Kein Mannsbild hätte sich als Ursache und Gegenstand so vielen Hasses im Gleichgewicht gehalten, aber Zenzi war, wie manche ihres Geschlechtes, mit einer gewissen Lust am Kleinkrieg begabt und fand in der unbehaglichsten Stimmung immer noch stille Freude an der verhaltenen Wut ihrer Feindin Ursula. Sie erzählte auch gerne und unbefangen von den Erlebnissen im Stalle, daß die Scheck stiere und die Prittlbacherin in der Milch nachlasse und die Hoferin gewiß und wahr aufgenommen habe. Wie ihre Stimme aber niemals ein Echo weckte, gab sie das Reden allgemach auf und begnügte sich, schmatzend und kauend durch einen vortrefflichen Appetit stilles Ärgernis zu erregen.

»Woaßt du, was de hamm?« fragte sie einmal der Hansgirgl.

»Was soll'n denn de hamm?«

»No, dös siecht do a Blinda, daß s' wia Hund und Katz leb'n. Da is do eppas fürkemma!«

»Ko scho sei; mi bekümmert dös gar nix. Auf Liachtmeß geh'n i a so.«

»So? Du gehst? Warum nacha?«

»Weil i halt an andern Deanst möcht; allawei dös nemlinge is it schö'.«

»Aha! Freili, a bissel an Abwechslung mag a nieda Mensch.«

Der Hansgirgl war hell genug, daß er die Kündigung der Zenzi mit allem andern, was er sah, in Zusammenhang brachte; und ein paar Tage später erlebte er in der Küche einen Streit, der ihm ein Licht aufsteckte.

Wie er frühmorgens seine Kaffeesuppe trank, kam auch die Zenzi herein, und die Ursula schob ihr den Hafen hin, wie man keinem Hund das Fressen vorsetzt. Nah dem ersten Löffel spuckte die Zenzi heftig aus.

»Da is ja a Petrolium drin!«

»Na is halt oans drin«, sagte die Ursula.

»Allssammete is do it guat gnua für an Deanstbot'n; und bal i mei Arbet richtig mach', derf i aa a richtig's Ess'n valanga.«

»Für so a Mensch thuat 's leicht was.«

»So? Thuat's leicht was? Dös will i sehg'n, ob i dös sauf'n muaß! Da probier 's amal, Hansgirgl, ob da koa Petrolium it drin is!«

»Mein' Kaffee feit nix«, sagte der Knecht gleichmütig.

»Probier 's grad amal! Dös is ja ausg'schamt, daß mi oan so was gibt!«

»Dös is mei Sach it.«

»Aba i woaß scho, was i thua«, schrie die Zenzi und eilte mit ihrem Hafen zur Türe hin.

Ursula vertrat ihr den Weg.

»Was willst du thoa? Wo mögscht du hi?«

»Zu'n Bauern geh'n i eini, und der muaß amal sehg'n, wia du mit die Deanstbot'n umgehst!«

Ursula riß ihr den Hafen aus der Hand und schüttete den Inhalt auf den Boden.

»So, jetz geh eini zu dein' liab'n Bauern und zoag eahm dein' Kaffee!«

Zenzi riß die Tür auf und wollte hinaus, aber da trat der Lenz ein.

»Was geit 's da?«

»Dera Loas da waar da Kaffee it guat gnua, und zum Vatern möcht s'.«

»Und i laß ma 's it g'fall'n! Da müaßt ja oans krank wern aa no in dem Haus!«

»Du! Sei it so frech!« sagte der Lenz drohend.

»Da waar mi frech, bal mi si net vagift'n laßt! Laß mi außi! I geh' zu'n Bauern.«

Lenz nahm Zenzi beim Arm und führte sie zu der hinteren Tür, die ins Freie ging.

»Da gehst außi, und zu'n Vatern kimmst du it! Und drah mir da it lang auf, sinscht hast d' as mit mir z' thoa!«

Er gab ihr einen leichten Schub und schloß hinter ihr zu.

»Was is dös g'wen mit ihran Kaffee?« fragte er die Schwester.

»A Petrolium hat sie außag'schmeckt. Vielleicht is oans drin g'wen. Was woaß i!«

»Dös sell sollst d' bleib'n lass'n. Dös hat jetzt koan Werth gar it.«

»Bal s' 'n it mag, braucht s' 'n ja it saufa!«

»Laß 's guat sei und red' nix mehr über dös und gib ihr dös richtig Ess'n, so lang s' da is.«

Er gab ihr mit den Augen einen Wink und ging hinaus.

Hansgirgl hatte sich aus diesem Auftritt einiges entnommen und kannte sich beiläufig schon recht gut aus.

Er trank seine Kaffeesuppe ruhig und bedachtsam; und wie er fertig war, schleckte er den Löffel sauber ab.

Ursula hielt ihn noch auf.

»Du, Hansgirgl, hörst du gar nix, daß de sell recht schimpft über mi?«

»De Zenzi?«

»Ja.«

»Da hon i no gar nia nix g'hört.«

»Geh weita, du sagst as g'rad it.«

»Na, i müaßt lüag'n; sie hot si no gar nia auslass'n gegen meiner.«

»Bal sie 's aba thuat, na glaabst ihr nix! Dös is a ganz a schlecht's Weibsbild.«

»I gib ihr scho koan Audienz, bal si amal mit so was kam, und überhaupts: was mi nix o'geht, um dös sell bekümmer' i mi ganz weni.«

»Mi sagt g'rad, woaßt d', daß d' di auskennst.«

»Is scho recht nacha. Guad Morg'n!«

Draußen pfiff Hansgirgl leise durch die Zähne. »Aha! Da hat 's was! ›Zu dein' liab'n Bauern‹, hat de ander g'sagt. Schau! Schau!«

 

Der Schormayer hatte das Streiten wohl vernommen, aber er wunderte sich nicht darüber. Das war klar und ausgemacht, daß die Weibsbilder miteinander hakeln mußten; und wenn es nicht gar zu dick kam, wollte er sich nicht einmischen. Sonst brannte das Feuer lichterloh. Pfüat di Good!

Und das war auch gewiß, daß er die Ursula so bald als möglich ausheiraten mußte; denn sie würde keinen Frieden geben, und wenn die Zenzi schon lange aus dem Hause wäre.

Das tröpfelt immer noch; das hört nicht auf.

Er tauchte den Kamm ins Wasser und strich sich damit die Haare nach vorne.

Wurden auch schon dünn, sackerisch dünn, und der graue Esel schaute überall heraus.

Vierundfünfzig Jahre.

In der Stadt heißen sie es das beste Alter, aber heraußen denken sie anders.

Wird bald Feierabend sein, Bauer; und eine Zeit kommt, die nicht schön ist.

Im Austrag sitzen, jeden Brocken vorgezählt kriegen und überall im Weg und zu nichts mehr nutz sein. Kann sich einer ja ausrechnen, wie der Herr Sohn sich aufspielt, wenn er erst einmal am Regiment ist, und hat sich vorher nicht halten können. Die Geschichte mit dem Lenz wurmte ihn, und er wurde nicht fertig damit.

Daß die Kinder mit dem Alter nicht an Zärtlichkeit zunehmen, weiß man freilich, und es muß auch nicht jedes Wort fei sein, aber den Vater kotzengrob in die Ecke schieben und ihm mit einer Anzeige drohen, den Streit aus dem Haus hinaustragen – dasselbige war ein wenig viel getan.

Daß es den Lenz hinterher vielleicht gereut hatte, machte nichts anders, und wenn er den Hof einmal in Händen hielt, würde er dem Vater am Ende den Streit heimzahlen. Er traute ihm nicht mehr, und er wollte sich gut vorsehen. Am Ende war es wirklich das beste, wenn er sich mit einem guten Austrag nach Dachau verzog.

Ein Häusel mieten oder kaufen und allein sein mit einer richtigen Person, die ihm aufwarten konnte. Der Blank Andrä von Happach hatte es so gemacht und hockte dort noch heute zufrieden und guter Dinge. Unterhaltung konnte man genug finden; aufs Gericht gehen und den Verhandlungen zulusen, auch fleißig Messen und Rosenkränze aufsuchen, seinen Diskurs haben mit allen möglichen Leuten; und wenn man ins Wirtshaus wollte, hatte man die Auswahl.

Was erwartete ihn denn daheim in Kollbach? An jedem Zahltag ein Schimpfen über den unverschämten Austrag und Jammern, daß es der Sohn nicht erschwingen könne.

Jedesmal der Versuch, was abzuzwacken oder Schlechtes für Gutes herzugeben, und dieselbigen Kunststücke, mit denen man die unliebsamen Fresser in stille Wut bringt, daß sich ihre Tage verkürzen. Nur nicht angewiesen sein auf den guten Willen der Kinder! War eine Frau im Hause, hernach hetzte sie beim Schlafengehen und Aufstehen, wußte alle Tage was Neues zu finden und den jungen Bauern wegen seiner dummen Gutmütigkeit zu schelten. Und gab acht, daß verwässerte Milch und abgestandene Eier und immer das Schlechteste als Deputat hergegeben wurden. Streitest dann, ist der Teufel erst recht los, und du hast vielleicht den glücklichen Umstand, mit deiner Prozeßpartei Tür an Tür zu leben und einen heimlichen Krieg mit der Schwiegerin zu führen, der hundert Bosheiten einfallen, bis du selber auf eine einzige kommst.

Na – na, Lenz! Das wird sich der Schormayer noch genau überlegen, ob er sich dir mit Haut und Haaren ausliefert. Jetzt schon gar!

Hast ja ein scharfes Maulwerk zum Erbstück bekommen und kannst großmächtig aufdrahen, wie man's gesehn hat.

Ein Roß, das leicht ausschlagt, muß ein schweres Kummet tragen und kurz eingespannt werden.

»Höh, was is?«

Die Zenzi stand draußen und klopfte ans Fenster.

Der Schormayer öffnete.

»Was is denn dös für a Modi? Was willst denn?« fuhr er sie grob an.

»An Viechdokta hob i vorbeigeh sehg'n, und weil mi d' Scheck gar it g'fallt, hon i g'moant, ob er it herschaug'n soll.«

»Vo mir aus gnua! Aba muaßt du dös beim Fensta eina sag'n? Kunntst du it bei da Tür einakemma wia'r ander' Leut?«

»I derf ja it.«

»Was derfst it?«

»Bei da Thür derf i it eini, weil mi da Lenz it laßt.«

»Geah! Hört's auf mit de G'schicht'n!«

»G'wiß is wahr! Er hot mi bei da Kuch'l außig'schmiss'n; und, sagt a, bal i zu dir eina will, hot er g'sagt, na hon i 's mit eahm z' thoa.«

»Kreuz Teufi! I wer scho mein Fried' amal kriag'n! Was gengan mi denn enkere Streitereien o?«

»Jetzt sagst d' as so, und z'erscht . . .«

»Du! Mach, daß d' in Stall kimmst, und bal's d' ma wieda was z' sag'n hoscht, gehst vorn bei da Hausthür eina. I mach scho, daß di neamd aufhalt.«

»Und bal er mi amal bei da Kuch'l außischmeißt, und, sagt a, wia's d' ma grad an Schritt einagehst, hat er g'sagt . . .«

Der Schormayer schlug das Fenster zu.

Stand nicht die Zollbrechtin am Brunnen und schaute herunter und wußte jetzt etwas ganz Merkwürdiges: daß die Dirn beim Nachbarn fensterln ging!

So eine Gans! Stellt sich brettbreit hin und sagt zum Fenster herein, daß der Tierarzt im Dorf ist. Als wenn sie weiß Gott was für ein Geheimnis zu bringen hätte!

Aber freilich: wird schon der Herr Lenz wieder strohgrob gewesen sein! Der Schormayer ging in die Küche. »Mein' Kaffee!«

»Da is er!« sagte Ursula brummig und erhob die Tasse über den Herd hin.

»Vielleicht tragst d' 'n her am Tisch! Und schiebst d' 'n net zuawa wia'r a Hundsschüssel!«

»Ja no!«

Ursula war beleidigt, aber sie stellte den Kaffee doch recht manierlich vor den Vater hin.

»'s Brot!«

Sie brachte einige Semmeln, und er tunkte sich Brocken ein; und während er sie kaute, warf er mißmutige Blicke herum.

Die Ursula machte sich daran, Teller und Schüsseln zu waschen; sie konnte dabei ihren Zorn aufweisen, indem sie das Geschirr tüchtig widereinander stieß.

»Du!«

»Wos?«

»San meine Hausthür'n bei'n Tag off'n?«

»Ob de Thür . . .?«

»Ob meine Hausthür'n bei'n Tag off'n san, frag i.«

»Freili san s' off'n; wer soll s' denn zuasperr'n?«

»Für was müass'n na meine Deanstbot'n beim Fensta zu mir einared'n, bal s' was zu'n ausricht'n hamm?«

»Was is jetzt dös schon wieda?«

»G'stell di it a so unschuldi! Du hoscht ja do wieda'r an Lenz aufg'hetzt, daß er an Lackl g'macht hot und laßt d' Zenzi net bei da Thür eina!«

»Jetzt a so a Lug!«

»Ja, di kenn i.«

»Na, so a Lug! Und all's müaßt i g'wen sei, und allawei waar i schuld! Und dös werd ma scho gar z' dumm!«

»Sei staad! Und an Lenz sagst, er soll froh sei, bal i net de Thür zuamach, aba'r a so, daß von enk koans mehr eina kimmt!«

»Was dös Mensch wieda für a G'red o'g'richt hat! Und dös waar bald a so, daß mi gar nix mehr waar . . .«

»Is scho aufg'red't!«

Der Schormayer schlug die Tür hinter sich zu.

Ursula aber lief über den Hof in den Roßstall und traf den Bruder, wie er seinen Gäulen Wasser vorgab.

»Du, Lenz, i ho da was zu'n ausricht'n.«

»Vo wem denn?«

»Von eahm.«

Ursula deutete mit dem Kopf gegen das Wohnhaus hin.

»Was nacha?«

»Du sollst di z'sammnehma, daß er dir die Thür it vor da Nas'n zuaschlagt und di nimma ins Haus eini laßt.«

»Dös vasteh' i net. Was habt's denn da scho wieda g'habt?«

»Dös is it schwar zum vasteh': de ander hat 'n aufg'hetzt und hot eahm g'sagt, du laßt de Deanstbot'n nimma zu eahm eini, und sie müass'n z' an Fenschta eini red'n, bal's an Herrn was zu'n ausricht'n hamm.«

»A so a g'machte Lug!«

Lenz stellte zornig den Wasserkübel hin.

»Weil i dös Weibsbild net zu eahm in d' Kamma hab nei laff'n lass'n, daß da Krawall net schon in aller Fruah wieda'r o'geht!«

»Da Krawall is scho g'wen. Er kimmt zu mir in d' Kuchl eina, und grad grob, woaßt! Seine Kinda schmeißt a außi, und aufpass'n thuat a auf gar nix mehr, und was dös Mensch sagt, dös muaß wahr sei, und für ins gibt 's überhaupts koa Recht gar nimma.«

»Woaßt du 's gewiß, daß sie bei eahm g'wen is?«

»Er hat 's do selm g'sagt! Sie is beim Fensta zuawi g'stanna, daß sie 's ja recht markier'n hat kinna, und grad g'hetzt muaß s' hamm, und du sollst di no z'sammnehma, hat a g'sagt, daß er die Thür it zuaspirrt und ins mitand außi thuat . . .«

Lenz sah sich mit zornrotem Gesicht im Stall um.

»Wo is mei Goaßl?«

»Was willst d' denn, Lenz?« tat Ursula erschrocken.

»Mei Goaßl möcht i. Ob 's g'rad oda krumm geht, jetzt hau i dös Mensch umanand, daß 's am Leb'n vazagt.«

»Laß guat sei! Bitt di gar schö!«

»Soll i mir all's sag'n lass'n? Herrgottsaggerament! Hansgirgl!«

Lenz brüllte, was er aus dem Halse brachte.

»Wos?« antwortete hinten eine Stimme.

»Hoscht du mei Goaßl weg?«

»I net.«

»Dort'n loahnt s'!« sagte Ursula und deutete in die Ecke.

Lenz sprang hin und krampfte die Faust um die Peitsche.

»Wart', Luada! Jetzt red'n mir mitanand!«

Er wollte zur Tür, aber da war der Hansgirgl derweilen nach vorn gekommen und hielt ihn beim Arm zurück.

»Geh it außi, Lenz!«

»Wos willst denn du? Geht di dös was o?«

»It viel. Aba'r a zorniga Mensch woaß net allamal, was er thuat. Bleib herin! Es is g'scheiter.«

»Dös sag i aa,« fiel Ursula ein, »laß guat sei! Ma woaßt it, was allssammete g'schiecht.«

»Waarst du it eina kemma! Hättst di du it herg'stellt und mir all's vazählt! Daß i von Haus weg muaß, bal 's dös Mensch da draußd hamm will! Laßt's mi aus, sag i!«

»Net! Net!« bat Ursula.

»I laß di net aus«, sagte Hansgirgl. »Da schaug umi! Steht da Viechdokta bei'n Stall hiebi, und da Baua 'r aa. Werst d' eahm do vor fremde Leut'n koa selle G'schicht it hermacha.«

Lenz schnaufte zornig und fuhr sich mit der freien Hand durch die Haare.

»Dös is ihra Glück«, sagte er kurz und ging von der Tür weg.

»I dank da schö, Hansgirgl, daß d' eahm z'ruckg'halt'n hoscht! Dös hätt ja an Unglück geb'n!« jammerte Ursula.

»Nix zu'n dank'n. Aba bessa is, bal du dös Unglück z'erscht übalegst.«

»Ja no, mi muaß do sag'n, was g'schehg'n is; und bal er selm g'sagt hat, i soll 's an Lenz ausricht'n.«

»Mach, daß d' weita kimmst in dei Kuch'l!« fuhr sie der Lenz an. »I ko di do herin it braucha.«

»Vo mir aus! I sag da g'wiß nix mehr; und was mi thuat, is it recht, und dös waar jetzt scho bald a so, daß mi gar nix mehr recht macha ko, und . . .«

Vor sich hin greinend ging die Ursula auf den Hof hinaus und hielt erst das Maul, als sie merkte daß der Vater zu ihr hinschaute.

Er pfiff grell durch die Zähne.

»Wo kimmst denn du her?«

»An Stall bin i g'wen.«

»Hoscht du Zeit zu'n hoamgart'n?«

Der Schormayer drehte sich um und redete wieder mit dem Tierarzt.

Im Roßstall blieb der Hansgirgl noch beim Lenz stehen und sagte:

»Du, Lenz, i bin jetzt scho neun Jahr bei'n enk, und du woaßt, daß i zu'n Haus halt. Aba i sag' dir dös: paß auf koa Weibsbild durchaus gar it auf! Da macht mi 's allawei verdraht, bal mi si vo dena was ei'red'n laßt.«

»Du woaßt aa it all's, Hansgirgl, was bei ins los is.«

»Wiss'n thua'r i gar nix, na! Aba derrath'n hon i a bissel was.«

»Was hoscht du derrath'n?«

»Is g'scheita, ma red't it davo. Dös derfst d' mir glaab'n, inseroans hot aa seine Aug'n im Kopf, und mi brauchst ja net all's sag'n, was mi siecht.«

»Bal's du was g'spannt host, na werst d' aa sag'n müass'n, daß mi da it kalt zuaschaug'n ko.«

»Warum it, Lenz? Bal mi scho amal zuaschaug'n muaß, na is bessa, ma laßt si d' Hitz'n it gar z' stark aufsteig'n.«

»Na, bin i der gar neamd auf'n Hof?«

»Du bischt da Sohn, und über 's Jahr bischt da Baua. Na kost du dir allsammete richt'n, wia's du 's hamm willst.«

»Dös is no lang it g'wiß, ob i an Hof krieg, bal's as so weita geht.«

»Ö – hö – hö! Gar so gach werd 's it oba geh'! Wer soll denn 's Sach kriag'n als wia du?«

»Wart no, was no all's kimmt!«

»Na, na, Lenz! Dei Vata is so unrecht it, und i kenn eahm do aa guat. Bal's d' di staad hebst, werd 's so weit it fehl'n.«

»Heb di staad, bal's d' a niad'n Tag was anderst hörscht!«

»Hör nix! Dös is ja grad, was i dir sag'. D' Weiberleut koch'n allawei was z'samm, und d' Mannsbilder soll'n 's ausfress'n.«

»Recht host scho!«

»Freili hab i recht! Da werst nimma firti, bal's d' amal o'fangst und laßt di auf 's Vazähl'n ei. Hoscht du amal a Weibsbild g'sehg'n, dös von selm aufhört? I no net. Da muaß bohrt wer'n und bohrt wer'n, bis was bricht. Na stengan s' da und wiss'n eahr it z'helf'n, dö Luada, dö dumma!«

»Es is a so, Hansgirgl!«

»No also. Heb di staad und druck d' Aug'n zua und laß di vo da Urschula gern hamm! Gar so stocknarrisch werd scho da Baua aa'r it sei; und, daß i dir 's g'rad sag', wia 's is, von eahm aus hätt' i wohl nix g'spannt, aba in da Kuch'l drin bin i bald auf a G'spur kemma. De sell'n kinnan ja nix b'halt'n.«

»I heb mi scho staad, derfst d' ma 's glaab'n; dös hoaßt, so lang 's geht.«

»Es geht scho. Jetzt derf i aba macha, daß i ei'spann. Pfüat di!«

»Pfüat Good, Hansgirgl!«


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