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Aus der Heimat

Einleitung

Ich will dich in das kleine Dorf führen, wo die Geschichten spielen. Du bist schon dort gewesen oder doch daran vorbeigefahren, aber du hast nicht acht darauf gehabt.

Denn wer die Gegend nur flüchtig sieht, mag sie wohl für reizlos halten; da eine Wiese, dort ein Feld, in weiter Ferne vielleicht ein Wald, aber immer das Nämliche und nichts Großartiges, was den Blick fesselt oder den Wunsch aufkommen läßt, anzuhalten und länger zu bleiben. Ja, vielleicht hast du im geheimen die Leute bemitleidet, die nicht wie du im schnellen Fluge durch diese Gegenden eilen dürfen, sondern darin bleiben müssen, viele Wochen und Jahre, ihr ganzes Leben lang.

Aber steig nur aus und geh mit mir dort auf den Hügel hinauf. Vielleicht findest du manches, was dir gefallen mag, und vielleicht nimmst du Anteil an denen, die hier ihre Freude suchen und ihre Arbeit tun.

So weit dein Blick reicht, wölbt sich ein Hügel hinter dem andern, alle bedeckt mit reichem Gottessegen, weit hinten verlieren sich die dunkelgelben Ähren im blauen Himmel. Nun beugen sie sich im leichten Winde und wiegen sich hin und her. Da kommen tiefe Schatten in das helle Gold, und es sieht so aus, als läge ein wogendes Meer zu deinen Füßen.

Und schau nur hin: als wüchs er aus den Garben heraus, lugt dort ein Kirchturm vor.

Wenn du scharfe Augen hast, kannst du sehen, wie sich daneben ein leichter Rauch in der Luft verflüchtigt.

Das gibt uns anheimelnd Kunde, daß in der stillen Einsamkeit Menschen für ihr tägliches Brot sorgen.

Nun schreiten wir tüchtig aus und gehen darauf zu; an einem Weiher vorbei, in dem sich die gelben Halme und der Himmel darüber spiegeln, den Bach entlang, der sich bald in den Wiesen versteckt, bald lustig über glitzernde Kieselsteine plätschert, bis wir am Eingange des Dorfes stehen.

Da liegen nun die kleinen Häuser, in helles Licht getaucht, vor uns, und es mag dich ein eigenes friedliches Gefühl überkommen, wenn du denkst, daß auf dem kleinen, weltverlorenen Flecke Menschen ihr Leben zubringen, just so, wie es ihre Eltern und Ureltern taten.

Hier das sauber geweißte Schulhaus, drüben das stattliche Wirtsanwesen mit dem großen Hofe und dem lustig aufgeputzten Maibaume darin, weiter nach vorne auf einer Erhöhung die Kirche und der stille Friedhof.

Das ist die Welt.

Wünsche und Hoffnungen, Freud und Leid sind in den engen Raum gebannt; da spielen sie als Kinder und wachsen heran, da kämpfen sie mit der Sorge und werden alt.

Und wenn sie den Weg von der Schule zum Friedhof zurückgelegt haben, ist ihnen soviel geschehen, wie denen, welche draußen in der Welt hassen und lieben.

Meinst du nicht, daß es sich verlohnen könnte, das kleine Leben kennen zu lernen?

Die Vorrede ist fast zu ernst für ein Buch, das lustig sein will.

Aber ich will im Nachstehenden dieses Leben schildern, und wenn ich dabei, so gut und schlecht es ging, den heiteren Ton anschlug, so hat mich die Meinung dazu gebracht, daß man die Sorgen der Werkeltage am besten trifft, wenn man sie mit Humor behandelt.

Ob es mir gelungen ist, weiß ich nicht. Doch das eine kann ich versichern, daß mir bei dem Streben, wahr zu sein, die Absicht ferne gelegen hat, jemanden zu verspotten.


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