Rudolf von Tavel
Ring i der Chetti
Rudolf von Tavel

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Vo denn ewäg isch es uus gsi mit der Rueh vom Herr Adrian, und nid numen isch wider di alti Längizyti na Lassarraz über d’Frou Jeanne cho, wil der Ritter für niemer und nüt meh daheim isch z’ha gsi; sogar d’Frou Änneli het je länger descht spitzigeri Ouge gmacht und mängisch sech gfragt, ob Spiez und alles andere, was dene Buebebärg ghört het, no müessi z’schande gah. Es isch fascht no erger worde, wo men im Herbscht verno het, di beide Diesbach sygen a französische Hof verreiset. Aber ds Alleri-Ergschten isch du der Winter gsi, a der änge Junkeregaß. Alles, was me vo dusse, änet dem Jura, verno het, isch böse Bricht gsi. Übermuet und Umtribe. Der Tüüfel het dä Hagebach gritte, er söll der Chnüttel vom Zuun bräche. — Und däm allem het men i syne vier Wände müesse zueluege.

Ändlech — ändlech, im Ustage, isch im Chlyne Rat beschlosse worde, der Herr Adrian müeß a burgundische Hof, es sygi nümme z’ertrage, was der Hagebach trybi. Das gangi nümme däwäg. Also nüt Gringers, als der Herzog derwäge ga z’Red stelle — hesch begriffe? — Der Herzog Karl ga z’Red stelle! Entweder — oder. Hahaha, dem mächtigschten und gfährlechschte Monarch vo der Wält ga säge: Du — entweder — oder! Ja, mir z’Bärn...! Aber bi Lyb und Stärbe kei 228 Chrieg. So. — Gang, mach’s! Wenn eine das fertig bringt, so bisch du’s, der Spiezer!

Ja, so ungfähr het d’Instruktion tönt. — «Nume!» het der Ritter uf der Rathuusstägen usse gseit, wo-n-er hei isch, und es het ne gluschtet, i d’Stadt use z’lache, wi albe sy Narr; aber er isch nid vo denen eine gsi, wo unnötig Lärme mache.

Daheime het’s großi Ouge gä. «Ga Dijon oder no wyters? A dä Hof, wo einen über und über verguldet sy sötti, für zum Wort z’cho! — Und wo söll me’s näh, wenn nüt ygeit und me mueß Land verchoufe, für syni Schulde z’zale?» — So hei di einten Ouge gfragt, und di andere, heiße, junge: «Aber dasmal, gället, Vatter?» — O ja, dasmal hätti’s Sinn und Zwäck. Het er nid sälber däwäg agfange, är, Adrian? Es wäre jitz grad füfezwänzg Jahr, sitdäm er mit sym Vatter ga Dijon gritten isch. Und was chönnti amene junge Möntsch Schöners wärden als so ne Hof-Fahrt! — Aber... Er möchti sy großi Rüterhand dem Suhn uf d’Ouge lege, für se nid müesse z’gseh. — D’Frou Jeanne meint: «He ja, warum o nid! Wenn me doch so vil Gäld dra wage mueß, so gieng’s i eis. Und das wär jitz einisch e Reis, wo ne junge Möntsch für syr Läbtig öppis dranne hätti. — Er isch doch jitz wider so guet zwäg.»

«Äben isch er», antwortet na churzem Bsinne der Ritter. «I glouben äben o, er chunnt guet, und drum nimen i ne nid mit. I wott ne nid i d’Hofluft bringe.»

229 Uf das hi isch es fascht uheimelig still worden i der Stube. Dert steit si a der Wand näbem Kamin, di schöni, stolzi Frou, är, der Ritter, grediübere, am offene Fänschter. Es rüehrt sech nüt an ere-n-als ihri Ougsdechle. Si schlat se groß uuf, wi wenn si ne Frag wetti tue: «Isch das...» — O nei, si weiß, es nützt nüt. Wenn er gredt het, so het er gredt. D’Ougelieder falle, und si geit use. Jitz weiß er, er het öppis z’totgschlage...

Syni Blicke gangen über d’Hüser ewäg, über d’Aare, a ds Waldbort, wo us tuused saftgrüene Tüller der Früehlig i blaue Himmel use reckt, daß es ein dunkt, me müessi d’Vögel dür ds Ruusche vo der Aare düre ghöre. — Ja, es isch wahr, er hätti für syr Läbtig öppis dervo, der Bueb. Warum eigetlech ihm vorebha, was mir sälber so guet ta het? Und... und... warum sötti so eine nid sy Vatter a der Arbeit gseh, im Ougeblick villicht, wo-n-er sys gröschte Chunschtstück macht? Het nid ds eigete Fleisch und Bluet ds erschten Anrächt uf d’Zügeschaft? Und wenn’s sünsch niemer gseht und ghört, so wüßti emel de der eiget Suhn, was gangen isch. — Er isch jitz eso, daß me ne darf zeige, der Philipp!

Me het nid i Wald übere bruucht i de nächschte Tage, für der Früehlig z’gseh und z’ghöre. Er isch dür ds Huus gfahre mit Juheien und Türschletze, sitdäm der Ritter gseit het, wohl, er welli der Bueb doch mitnäh. Und jitz isch erscht rächt a nütem meh gspart worde. Di Sach het e Gattig müesse ha. 230 Am Morge vo der Abreis het niemer gnue chönne luegen a däm Philipp. So ne schöne Kärli! Ds Dorothea isch ihm eismal über ds anderen um e Hals gfallen und het ne-n-abgmüntschlet, me het sech würklech gfragt, ob men eigetlech vo Bärn sygi. D’Frou Jeanne het gstrahlet wi ne Sunnen und uf ihrne Lippe nüt meh gha als «gäll jitz!» und geng wider «gäll jitz!» Der einzig, wo nüt derglyche ta het, isch der Herr Adrian gsi; er hätti sech jitz schier möge d’Finger abbyße. «Wenn i gwüßt hätti, wi hübsch dä Bürschtel sech cha usemache, so hätt i doch nid nahgä.»

Es paar Wuche sy verstriche, bis es dem Ritter graten isch, bim Herzog ne richtigi Audiänz z’ergattere. Gseh het er ne scho bald, und der Philipp isch ihm vorgstellt worde; aber du het’s ne bösi Geduldsprob gä. Es isch nümme gsi wi vor füfezwänzg Jahre. Der Hof isch no größer und prächtiger gsi als dennzumal; aber es isch na neren andere Wys gsungen und tanzet worde. Het me vor em alte Herzog us Reschpäkt schier nid dörfe schnuufe, so het me dä da gschoche. Syni böse Lüün sy wi Hagelwätter am Himmel ghanget. Luschtig und liederlech zuegangen isch es trotzdäm, aber der Herzog het niene mitgmacht. En alte Herr, wo der Ritter vo Spiez no gkennt het, isch verwunderet gsi, daß er sy Suhn i d’Neechi vom Herzog bringi, und uf sy Rat hi het der Herr Adrian der Philipp e chly absyts i Sicherheit bracht. Er het 231 emel gmeint, er sygi guet versorget. En andere Herr vom Hof hingäge het gfunde, der Herr Adrian heigi dermit e Trumpf us der Hand gä. Item, das sy Näbedsache gsi, Hofgschwätz. Vil uheimeliger isch dem Ritter di ganzi politischi Atmosphäre vorcho. Niemer het es dütlechs Wort welle rede. Me het ds Gfüehl gha, es wärdi a öppisem umedräjt, es wärdi bouet und byget und me gseji niene meh gnue Platz. Me het ja wohl gwüßt: D’Chünigsdörn, wo us der Herzogschrone wei wachse, fa afa stächen und löj niemerem meh Rueh.

Na vier Wuchen ändlech isch du der Ritter vor em Herzog gstande, i mene Saal, groß gnue für nes Hochzyt und doch äng, trotzdäm nume drei oder vier Herre vom Hof derby gsi sy. D’Wänd sy verhänkt gsi mit früsch gwobne Gobelins, wo eim d’Luft gno hei, alli Fänschter zue, e Chefi, und bald sy di zwee Leue drin uuf und ab gloffe. Dem Herzog syni Herre sy a der Wand bliben und hei ta, wi wenn si nid loste. Der Philipp isch zwüsche zwee Pagen a der Türe gstanden und het der Herzog und der Vatter mit Stächvogelblicke verfolget. Na der erschte fyrleche Begrüeßung scho isch der Herzog ufgstanden und het mit dem Herr Adrian afa rede, wi mit mene Jugedfründ. Sobald ihm der Herzog en Ougeblick ds Wort gönnt, leit der Ritter los. Aber chuum isch der Name Hagebach dusse, fragt der Herzog, ob der Herr Adrian dä Narr nid mitbracht heigi, wo vor 232 Jahre mit dem Vatter cho sygi. Höflech git er Uskunft und nimmt e neuen Alouf. Dasmal schynt ihm der Herzog z’lose. Der Ritter packt uus und seit, me well sech nid i Sache mischle, wo eim nüt agange, nume diräkti Übergriffe, wo chönnte derzue füehre, daß... Öb er sech no a das Lied bsinni, fragt der Herzog, wi us mene Troum use, wo si einisch zsäme gsunge heige bi mene Fasanefescht. Er probiert sogar es paar Tön und porzet es Lachen use. Der Herr Adrian hilft dem Herzog nache. Ja, wahrhaftig, si singen e halbe Värs mitenand, so daß di Herren a der Wand d’Ohre stelle wi erchlüpfti Roß.

Der Herzog winkt der Philipp häre, ob er nid wyter wüssi. Di Junge heigen anderi Lieder, erklärt der Vatter, und wo der Herzog dem Philipp uf d’Achsle hout und ne dermit umen a d’Wand schickt, probiert der Ritter sy Uftrag wider ufz’näh.

Er söll ihm dä Jüngling da la, underbricht ne der Herzog. Jitz wird der Herr Adrian ungeduldig. Settigi bruuch me daheim, antwortet er, die syge nüt für e Hofdienscht.

Und uf ne neue Versuech, vom Hagebach z’rede, fahrt der Herzog wider dry, ja und jitz, was das eigetlech sölli bedüte, daß der Herzog vo Savoyen und di beide Württebärger z’Bärn chöme cho Bünd schwöre mit den Eidsgenosse?

Es hälfi sech jede, wi-n-er chönni, antwortet der Herr Adrian.

233 Ja, was de den Eidsgenosse da dermit ghulfe sygi?

Er wüßti nid, was ne d’Fründschaft vo settige Fürschte sötti schade, antwortet der Bärner.

So? — Es wäri aber doch villicht gschyder, sech guet z’stelle mit dem größere Nachbar, meint der Herzog.

«Mer wette nüt lieber als das, aber äbe...»

«Aber was?»

«Wenn me zwee großi Nachbare het?»

Da lachet der Herzog. Ob si z’Bärn no dranne syge, z’wärweiße zwüsche dene beide Nachbare?

Wenn är allei z’befäle hätti, seit der Herr Adrian, so wär bald usgwärweiset; aber vil Chöpf, vil Sinn, und der Chünig vo Frankrych wüssi der Ton az’schla, wo vili Bärner gärn ghöre.

Und wider lachet der Burgunder, aber no gääler als vori. Ob er nid o gloubi, fragt er der Ritter, es wäri ratsamer, mit däm Nachbar guet z’stah, wo’s nid nötig heigi, jedem Völkli z’änetum schön z’tue! Är, der Herzog, bruuchi das nid. Är heig nüt Böses im Sinn, bsunders nid gäge Nachbare, wo sech na ihm richte. Aber es dunk ne, de Bärner sötti me nid erscht no müesse rate, si sölle sech de nid z’fascht uf e Chünig vo Frankrych verla.

Verla? dänkt der Ritter, jitz mueß es gseit sy, choschti’s, was es well. Häb’s mira: «Mir Bärner verlan is uf Gott und d’Treui vo den Eidsgenossen und sünsch uf niemer.»

234 Das chönnti dem Vetter Ludwig nume rächt sy, spottet der Herzog, und es isch nid schwär, z’errate, daß er derby dänkt, was dem einte Vetter rächt, syg dem andere billig. Gott wüssi scho, wän er uf Ärde zum Chünig gsalbet heigi, und was di Chüejerbuebe z’förchte syge, heig ja der Vetter Ludwig i junge Jahre bi Sankt Jakob mit eigeten Ouge gseh. Ne Stierechraft heige si, aber o d’Dummheit vo Munichälber.

Der Philipp macht a sym Türg’reis d’Füüscht und blitzet mit den Ouge, währed der Vatter dänkt: Jitz sy mer anne, es treit nüt meh ab, wyter z’rede. Der Herzog het das o gspürt und du der Philipp vätterlech fründlech agredt, ob er nid doch wetti hie am Hof blybe. Der Herr Adrian het ihm d’Antwort abgschnitten und danket. Wyter isch me nid cho.

Über d’Gaschtfründschaft vom Herzog het der Herr Adrian nid gha z’chlage und no weniger der Philipp i sym Quartier. So öppis Früschs und o, me cha wohl säge, Schöns, wi dä Bürschtel us de Bärge, het de Burgunder Frouen i d’Ouge gä. Wo men abgritten isch, het der Junker Philipp Meie mit übercho, amene Hochzyter z’trotz. Der Vatter het o syni Komplimänt g’ärntet für dä Suhn und sech dörfe meine; aber uf der Heireis het er sälte heiter drygluegt. Daß sy Suhn ’s mängisch schier nümmen usghalte het uf em Roß, het der Ritter nid gschine z’achte. Er het Tagmärsch gmacht, wo sogar dem Erk wohl sträng 235 worde sy, so het’s ihm pressiert für hei. Ihm isch gsi, es chömi öppis Furchtbars hinder ne här und är müessi sech schicke, für no z’rächter Zyt chönne ga z’warne. «Ja», seit er einisch so für sich, «da hätti me no lang chönne rede. Ganz rächt, Gott weiß, wän er salbet, aber o, wän er dem Tüüfel überlat.»

Daheim het sech der Herr Adrian chuum Zyt gno, öppis z’ässen und sech anders az’lege, du isch er uf ds Rathuus. Was er dert welli säge, het er sech wohl überleit. Daß der Hagebach zur Vernunft z’bringe sygi, het er ja nie gloubt. Dadrüber vil Wort z’mache, tragi nüt ab. Aber di burgundischi Sturmwälle, wo jeden Ougeblick über e Jura yne chönni cho...

«Heeh! — Gott seye geprise, Herr Ritter!» Der Herr Adrian luegt uuf. Da standen im halbfyschtere Gang vor der chlyne Ratsstube der Stadtschryber Frickart und der Seckelmeischter Fränkli, d’Armen ufgreckt, wi wenn si-n-ihm wetten um e Hals falle. «Wi geit’s? Wi steit’s?»

«Schlächt.»

«Aber allwäg geng no besser als hie!»

«Was isch de hie los?» Eigetlech begährt’s der Ritter gar nid z’wüsse; aber jitz hei si ne zwüsche sech innen und löj nid lugg.

«E Souerei isch los», seit der Seckelmeischter, und der ander hilft ihm: «Zum Chotzen isch es!»

«Verwiche», fahrt der Seckelmeischter furt, «het der Freiweibel vo Konolfinge, der Gfeller, 236 z’Rychige bi mene Hochzyt der Landfriden usgrüeft und du Händel übercho mit den Amtslüte vom Herr Niklaus vo Diesbach z’Worb. Es het e Chlopfete gä. Der Freiweibel het der Chürzer zogen und isch z’Worb i d’Chefi cho. Und jitz zieht er der Handel hie vor Rät und Burger. Aber der Herr vo Diesbach wott di Appellation nid la gälte.»

«Hoffetlech nid», seit der Ritter.

«Er het sicher rächt», meint der Dokter Frickart, «aber was weit Dr? Es geit jitz äben um öppis anders als bloß um di Chlopfete vo Rychige, es geit um d’Rächt vo allne Twingherre. Euch allne wott me di verbriefete Rächt absprächen und der Stadt zue-erchenne.»

«Der Chischtler und syni Lüt», bhertet der Seckelmeischter, «der Chischtler und syni Lüt — und das isch der groß Huuffe — hei nüt minder im Grind, als euch alli us em Stadtregimänt use z’drücke.»

«Es isch der Momänt, für so öppis!» seit der Herr Adrian.

«Gället», fahrt der Seckelmeischter furt, «dene Stadtchälber ds Regimänt usz’lifere?»

Dem Ritter fahrt e Ton us der Gurgle, wo’s keini Buechstabe derfür git. Er danket dene Ratsherre für ihre Bricht und fragt nam Schultheiß. Uf em Wäg zu syr Stube brummlet er vor sech ane: «Settige Dräck! — I däm Momänt! — Und jitz mueß men usgrächnet no dem Diesbach hälfe!»

Ds Gspräch mit dem Herr vo Scharnachthal 237 het länger duuret; aber me hätti’s i wenig Worte chönne zsämefasse. «Gseit han ig ihm’s, dem Herzog», so ungfähr het der Ritter vo Spiez brichtet, «ghört het er’s, nütze wird’s nüt.»

«Isch er der grob cho?» möchti der Schultheiß wüsse.

«Gar nid. Der Jugedfründ het er ufgspilt. Sogar gsunge hei mer zsäme!»

«Du und der Herzog?»

«Son Altesse et moi — ds nächschtmal Sa Majesté! Di Herre vom Hof hei Ouge gmacht wi Chinder vor der Affechräze. Schöni Sache gseit het er mer, guet z’ässen und z’trinke gä, alls, was de witt. Aber d’Chünigschrone, die het er im Chopf, und mir sötte hälfe, ihm se druuf z’tue — so oder so.»

«Das isch nid guete Bricht», seit der Herr vo Scharnachthal und strycht sech mit de Finger dür e Bart. «Und jitz — der Neechi nah — hei mer hie o no ungfreuti Sachen i d’Ornig z’tue.»

«Ha öppis ghört dervo.»

Uf em Heiwäg a d’Junkeregaß seit sech der Herr Adrian geng nume: «Der Neechi nah — der Neechi nah! — Rytet me für das über e Jura?»

Underdesse het me daheim der Philipp welle mache z’erzelle; aber me het nüt us ihm usebracht. Er het numen eis Verlange gha: I ds Bett, ga schlafe! Und me het ne la schlafe. Aber er isch nid mängi Stund gläge, so isch es uus gsi mit dem 238 Schlaf. «Wenn i nume chönnt!» D’Muetter het uf en erschte Blick gmerkt, daß ihre Suhn in eren andere Verfassung heicho isch. Gseit het si nüt. Si bildet sech y, si heig’s mit ihrem Duble zwängt, daß der Vatter ne mitgno heigi, und möcht sech das nid la under d’Nase ha.

Aber wo-n-es na vier Tage geng no nid wott zu mene rüejige Schlaf cho, und e Blinde ’s chönnti merke, seit si doch du zu ihrem Ma: «Er gfallt mer nid. Das isch Fieber.» Me redt vom Stadtdokter. Aber da wehrt sech der Philipp: «I bi nid chrank, nume müed.»

«Ga Spiez, a d’Sunne!» dezidiert der Herr Adrian. Das schlat y. Und ds morndrisch reisen alli vier Chinder zur Großmuetter.

Der Philipp mueß lige, under de Böum im Schloßhof. Ds Dorothea sitzt stundelang by-n-ihm, und di andere, weniger geduldig, chömen und gange. Wider und wider wott ds Dorothea wüsse, wi’s gsi sygi am burgundische Hof. «Uh, fein», isch di ewigi Antwort. Di fieberigen Ouge schimmeren uuf im Bsinnen a di Erläbnis; aber ds Dorothea gspürt es Gheimnis. Er erzellt allergattig; aber das alles brächti ihns emel nid derzue, so inbrünschtig «uh, fein!» z’säge.

Der Großmuetter ihri spitzigen Ouge sy im Bletterdach vo de Böum, hinder allne Stämm, i jedem Hag, a allnen Orte. Si luege dür ein düre. Es nützt nüt, daß me sech der Dokter vom Lyb ghalte het. Und d’Großmuetter isch sträng mit dem 239 Bätte. All Morge, all Abe chnöilet si i der Chilchen äne. — Der Buebebärg-Stamm darf nid erlösche! Und alles, was by-n-ere wott e Stei im Brätt ha, mueß mit i d’Chilche. Ds Theterli o. Wenn’s e Rosechranz düre het, befihlt si: «Noch emal ’rum!» Der Boden isch syne Chnöi z’hert worde. Da het es im verschleikten es Chüsseli under e Rock gheftet. Aber si isch ihm drüber cho, het ihm befole, das Chüssi dem Kaplan z’gä, er söll’s als ex voto i der Chilchen a d’Wand hänke. Es söll doch o dänke, wi-n-ihm das vor Gott es Zügnis wär, wenn’s einisch Schnatten a de Chnöi dörfti zeige! Da heige si daheim alben anders müesse! «He nu», het ds Theterli gseit, «wenn’s dem Philipp öppis nützt, so will i mer Rüf erchnöile, sovil Dir weit, Großmuetter!»

Hie und da, wenn d’Frou Änneli i d’Burehüser geit, chunnt der Narr, brichtet mit dem Philipp vo Dijon, und mängisch, wenn er di fieberigen Ougen und di spitzigi Nase vom Philipp aluegt, chunnt ne sys Lachen a, wo eigetlech ganz öppis anders isch, ehnder es Verchlage vo der Möntschheit; aber er het an sech. D’Achläger ghöre nid i ds Paradies vo der Juged. Gott im Himmel! Was chan er derfür, daß es ihn lächeret, wo anderi chönne briegge?


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