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I.
Die Beziehung des Einzelnen zum Weltganzen

Die Kultur der alten Griechen wurde zwischen Stadtmauern großgezogen. Ja, alle modernen Kulturen haben eine Wiege von Stein und Mörtel.

Solche Mauern hinterlassen tiefe Spuren im Geist des Menschen. Sie prägen uns von vornherein den Grundsatz ein: divide et impera, so daß wir uns gewöhnen, alle unsre Eroberungen dadurch zu sichern, daß wir sie befestigen und voneinander abgrenzen. Wir ziehen trennende Schranken zwischen Nation und Nation, Wissenschaft und Wissenschaft, Mensch und Natur. Und so erwächst in uns ein starkes Mißtrauen gegen alles, was jenseits dieser von uns errichteten Schranken ist, und es kostet allemal einen harten Kampf, bis wir ihm Aufnahme und Anerkennung gewähren.

Als die ersten arischen Eindringlinge in Indien erschienen, war es ein ungeheures Waldland, und die Ankömmlinge wußten sich dies bald zunutze zu machen. Die Wälder gewährten ihnen Schutz gegen die grimme Hitze der Sonne und gegen die Wut der Tropenstürme; sie gaben ihnen Weiden für ihr Vieh, Holz zum Opferfeuer und zum Bau ihrer Hütten. Und die verschiedenen arischen Stämme mit ihren patriarchalischen Häuptlingen ließen sich in den verschiedenen Waldgegenden nieder, die ihnen reichlich Nahrung und Wasser und außerdem den Vorteil irgendeines natürlichen Schutzes boten.

So waren es in Indien die Wälder, wo unsre Kultur geboren wurde, und diese Geburtsstätte und Umgebung gab ihr ihr bestimmtes Gepräge. Sie war umgeben von dem weiten und mannigfachen Leben der Natur, wurde von ihr genährt und gekleidet und war mit allen ihren wechselnden Erscheinungen aufs innigste vertraut und verbunden.

Man könnte glauben, daß solch Leben die Wirkung hätte, den menschlichen Geist abzustumpfen und jeden Antrieb zum Fortschritt verkümmern zu lassen, indem es den Menschen auf tieferer Stufe festhält. Aber beim alten Indien sehen wir, daß die primitiven Verhältnisse des Waldlebens den menschlichen Geist nicht in seiner Entwicklung hemmten, noch den Strom seiner Tatkraft schwächten, sondern ihm nur eine bestimmte Richtung gaben. Da er mit dem lebendigen Wachstum der Natur in beständiger Berührung war, konnte in ihm nicht der Wünsch entstehen, seine Herrschaft dadurch auszudehnen, daß er das Erworbene mit Mauern gegen sie abgrenzte. Er wollte letzten Endes nicht erwerben, sondern sich innerlich zu eigen machen, sein Bewußtsein erweitern, indem er mit seiner Umgebung wuchs und in sie hineinwuchs. Er fühlte, daß die Wahrheit allumfassend ist, daß es so etwas wie gänzliche Absonderung in der Welt nicht gibt und daß der einzige Weg, zur Wahrheit zu gelangen, die wechselseitige Durchdringung unsres Wesens mit allen Dingen ist. Diese große Harmonie zwischen dem Geist des Menschen und dem Geist der Welt zu verwirklichen, war das Bestreben der Waldweisen im alten Indien.

Später kam eine Zeit, wo jene Urwälder bebauten Feldern weichen mußten und reiche Städte überall emporblühten. Mächtige Königreiche wurden gegründet, die mit allen Großmächten der Welt in Verkehr standen. Aber selbst auf der Höhe seiner wirtschaftlichen Blüte blickte die Seele Indiens immer mit anbetender Verehrung zurück auf jenes alte Ideal unermüdlichen Strebens nach Vollendung und auf die Erhabenheit des einfachen Lebens in der Waldklause und schöpfte seine besten Inspirationen aus der Weisheit, die dort aufgespeichert war.

Das Abendland scheint stolz darauf zu sein, daß es sich die Natur unterwirft; als ob wir in einer feindlichen Welt lebten, wo wir alles, was wir brauchen, einer fremden und widerwilligen Ordnung der Dinge gewaltsam entreißen müßten. Dies Gefühl ist die Wirkung der Gewöhnung und Bildung unsres Geistes durch die Stadtmauern. Denn bei dem Leben in der Stadt richtet der Mensch ganz unwillkürlich sein ungeteiltes Augenmerk auf sein eigenes Leben und Schaffen, und dies bewirkt eine künstliche Entfremdung zwischen ihm und der All-Natur, in deren Schoß er liegt.

Aber in Indien war der Gesichtspunkt ein anderer; er umfaßte die Welt und den Menschen als eine große Wahrheit. Indien legte den ganzen Nachdruck auf die Harmonie zwischen dem einzelnen und dem Universum. Es fühlte, daß wir zu unsrer Umgebung überhaupt keine Beziehung haben können, wenn sie uns absolut fremd ist. Der Vorwurf, den der Mensch der Natur macht, ist, daß er ihr die meisten seiner Bedürfnisse erst mühevoll abringen muß. Ja, aber seine Mühe ist nicht vergeblich; jeden Tag erntet er Erfolg, und dies zeigt, daß zwischen ihm und der Natur eine vernunftgemäße Verbindung besteht, denn wir können uns nur das wirklich zu eigen machen, was uns innerlich verwandt ist.

Man kann einen Weg von zwei verschiedenen Gesichtspunkten aus betrachten. Der eine betrachtet ihn als das, was ihn von dem ersehnten Ziel trennt; dieser zählt jeden Schritt als etwas, das er mit Gewalt dem Hemmnis abringt. Der andre sieht in ihm die Straße, die ihn zu seiner Bestimmung führt, und als solche ist sie schon ein Teil seines Ziels. Sie ist schon der Anfang des Erreichens, und wenn er sie entlang wandert, so wird ihm noch obendrein das zuteil, was sie selbst ihm bietet. Dies ist der Gesichtspunkt Indiens der Natur gegenüber. Indien hat die eine große Wahrheit erkannt, daß wir in Harmonie sind mit der Natur; daß der Mensch denken kann, weil seine Gedanken in Harmonie mit den Dingen sind; daß er die Kräfte der Natur für seinen Zweck gebrauchen kann, weil seine Kraft in Harmonie ist mit der All-Kraft, und daß seine Zwecke auf die Dauer niemals mit den Zwecken der Natur feindlich zusammenstoßen können.

Im Abendlande herrscht das Gefühl, die Natur beschränke sich ausschließlich auf leblose Dinge und Tiere, und da, wo der Mensch beginnt, sei ein plötzlicher, unerklärlicher Riß. Danach ist alles, was auf einer niederen Stufe steht, bloß natürlich, und alles, was den Stempel geistiger oder sittlicher Vollkommenheit trägt, ist menschlich. Es ist, als ob man Knospe und Blüte zu zwei verschiedenen Kategorien zählte und ihren Liebreiz aus zwei verschiedenen und gegensätzlichen Ursprüngen ableitete. Aber der indische Geist erkennt freudig seine Verwandtschaft mit der Natur an und seinen innigen Zusammenhang mit allem, was zu ihr gehört.

Diese fundamentale Einheit der Schöpfung war für Indien nicht bloß eine philosophische Theorie; es betrachtete es als die Aufgabe seines Lebens, diese große Harmonie im Fühlen und im Handeln zu verwirklichen. Durch Meditation und Gottesdienst, durch strenge Regelung des Lebens entwickelte es sein Bewußtsein soweit, daß alles einen religiösen Sinn bekam. Ihm waren Erde, Wasser und Licht, Früchte und Blumen nicht bloße physische Erscheinungen, die man nutzte und dann beiseite warf. Sie waren ihm Unentbehrlich zur Erreichung seines Ideals, wie jede Note zur Vollständigkeit der Symphonie unentbehrlich ist. Indien fühlte unmittelbar die tiefe Bedeutung, die diese Allverbundenheit für unser Leben hat. Wir müssen ihrer immer eingedenk sein und im Bewußtsein alles auf sie beziehen – nicht aus bloßer wissenschaftlicher Neugier oder Sucht nach materiellem Vorteil, sondern im Geiste der allumfassenden Liebe, mit einem weiten Gefühl von Freude und Frieden.

Der Naturwissenschaftler weiß in einer Beziehung, daß die Welt nicht nur das ist, als was sie unsern Sinnen erscheint; er weiß, daß Erde und Wasser in Wahrheit nur ein Spiel von Kräften sind, die sich uns als Erde und Wasser darstellen – wie, das können wir nur zum Teil verstehen. So weiß auch der Mensch, der die Augen seines Geistes offen hält, daß wir die endgültige Wahrheit über Erde und Wasser nur soweit begreifen, als wir den ewigen Willen begreifen, der in der Zeit wirkt und in den Kräften Gestalt annimmt, die wir in der Form von Erde und Wasser wahrnehmen. Dies ist kein bloßes Wissen, wie die Naturwissenschaft, sondern es ist ein Wahrnehmen der Seele durch die Seele. Sie führt uns nicht zu Macht, wie das Wissen, sondern sie gibt uns Freude, wie sie aus der Vereinigung verwandter Wesen entsteht. Der Mensch, dessen Bekanntschaft mit der Welt ihn nicht tiefer geführt hat, als die Naturwissenschaft ihn führen kann, wird nie verstehen, was der Mensch mit dem Blick der Seele in jenen Naturerscheinungen findet. Das Wasser reinigt nicht nur seinen Leib, sondern auch seine Seele, denn es berührt auch sie. Die Erde trägt nicht nur seinen Körper, sondern macht auch seinen Geist froh, denn seine Berührung mit ihr ist nicht nur äußerlich, sie ist ihm lebendige Gegenwart. Solange der Mensch diese Verwandtschaft mit der Welt nicht begreift, lebt er wie in einem Gefängnis, dessen Mauern ihn fremd und feindlich anstarren. Doch wenn er den ewigen Geist in allen Dingen spürt, dann ist er befreit, dann entdeckt er den Sinn der Welt, in die hinein er geboren ist. Dann erkennt er sein wahres Wesen und fühlt sich in voller Harmonie mit dem All.

In Indien wird es dem Menschen zur ersten Pflicht gemacht, sich stets der Tatsache bewußt zu sein, daß er mit Leib und Seele allen Dingen um ihn herum aufs engste verwandt ist und daß er die Morgensonne, das fließende Wasser, die fruchtbringende Erde begrüßen muß als die Offenbarung derselben lebendigen Wahrheit, die ihn an ihrem Busen hält. Und so wählen wir zum Text unsrer täglichen Andacht die Gāyatrī Name eines vedischen Versmaßes und insbesondere der einen darin gedichteten Strophe Ṛgveda 3, 62, 10, die jeder Brahmane kennen und bei dem täglichen Morgengebete sprechen muß:

tát savitúr váreṇyam
bhárgo devásya dhīmahi
dhíyo yó naḥ pracodáyāt

(»Mögen wir erlangen den herrlichen Glanz des Gottes Savitar! Er soll unsre Andacht fördern!«) [Anm. d. Übers.]
, den Vers, der als Quintessenz aller Verse gilt. Mit seiner Hilfe versuchen wir die Wesenseinheit der Welt mit der zum Bewußtsein erwachten Seele des Menschen zu begreifen; wir lernen erkennen, daß diese Einheit zusammengehalten wird durch den Einen und Ewigen Geist, der die Erde, den Himmel und die Sterne schuf und der auch unsre Seelen mit dem Licht eines Bewußtseins erleuchtet, das in ununterbrochenem Zusammenhang mit der äußeren Welt sie durchrinnt.

Es ist nicht wahr, daß Indien den Wert der verschiedenen Dinge nicht zu unterscheiden weiß; es weiß, daß dies das Leben unmöglich machen würde. Der Vorrang des Menschen auf der Stufenleiter der Schöpfung ist ihm wohl bewußt. Aber es hatte von jeher seine eigene Vorstellung in bezug auf das, worin diese Überlegenheit in Wahrheit besteht. Sie besteht nicht in der Kraft der Besitzergreifung, sondern in der Kraft der Vereinigung. Daher wählte sich Indien seine Pilgerstätten immer dort, wo die Natur besondere Größe oder Schönheit zeigte, so daß sein Geist sich aus der Welt seiner kleinlichen Bedürfnisse freimachen und sich seines Platzes im Unendlichen bewußt werden konnte. Dies ist der Grund, warum in Indien ein ganzes Volk, das sich einst von Fleisch nährte, diese Nahrung aufgab, aus dem Gefühl der Liebe zu allem Lebenden – eine Tatsache, die einzig dasteht in der Geschichte der Menschheit.

Indien wußte: wenn wir uns durch physische oder geistige Schranken von dem unerschöpflichen Leben der Natur abschließen, wenn wir uns nur als Menschen und nicht als einen Teil des Alls fühlen, so geraten wir bald auf labyrinthische Irrwege, und da wir uns selbst den Ausweg abgeschnitten haben, versuchen wir alle Arten von künstlichen Methoden, aus denen selbst immer wieder neue Hemmnisse und unendliche Schwierigkeiten entstehen. Wenn der Mensch seinen Ruheplatz im All verläßt und sich auf das dünne Seil seiner Menschheit begibt, so muß er entweder auf diesem Seil tanzen oder abstürzen, er muß beständig jeden Nerv und Muskel anspannen, um sich bei jedem Schritt im Gleichgewicht zu halten – und dann wütet er gegen die Vorsehung und tut sich innerlich etwas darauf zugute, daß die Weltordnung ihn ungerecht behandelt hat.

Aber so kann es nicht in alle Ewigkeit weitergehen. Der Mensch muß den ganzen Umfang seines Daseins, seinen Platz im Unendlichen erkennen; er muß wissen, daß er, wie sehr er sich auch abmüht, nie seinen Honig in den Zellen seines Bienenstocks hervorbringen kann, sondern seinen Lebensbedarf außerhalb ihrer Wände suchen muß. Er muß einsehen: wenn der Mensch sich gegen die belebende und reinigende Berührung des Unendlichen abschließt und Nahrung und Heilung bei sich Selbstsucht, so hetzt er sich in Wahnsinn hinein, reißt sich in Fetzen und ißt sein eigenes Fleisch. Ohne den Hintergrund des Alls verliert seine Armut ihre Würde und wird schamvoll und schmutzig. Sein Reichtum verliert seine Großmut und ist nur noch verschwenderisch. Seine Begierden dienen nicht mehr seinem Leben, indem sie sich in den Grenzen ihres Zweckes halten; sie werden Selbstzweck, wachsen riesengroß empor, schleudern die Fackel in sein Leben und spielen ihr wildes Geigenspiel zum geisterhaften Flammentanz des Brandes. Dann geschieht es, daß unser Streben nach Ausdruck zum Streben nach Effekt wird; die Kunst hascht nur noch nach Originalität und verliert die Wahrheit, die alt und doch ewig jung ist, aus den Augen; der Dichter sieht nicht mehr den Menschen in seiner Ganzheit, in seiner Einfachheit und Größe, sondern erblickt in ihm ein psychologisches Problem oder die Verkörperung einer Leidenschaft, die als stark wirkt, weil sie abnorm ist und weil sie im künstlichen Schein eines grellen, blendenden Lichtes zur Schau gestellt wird. Wenn des Menschen Bewußtsein sich nur auf die unmittelbare Umgebung seines Ichs beschränkt, so können die tieferen Wurzeln seiner Natur keinen dauernden Halt finden, sein Geist ist immer am Rande des Verhungerns, und an Stelle von gesunder Nahrung müssen ihm Reizmittel dienen. Dann verliert der Mensch seine innere Perspektive und mißt seine Größe nach seinem Umfang und nicht nach seinem Lebenszusammenhang mit dem Unendlichen; er beurteilt seine Tätigkeit nach dem Grade seiner Bewegung und nicht nach dem ruhigen Gleichmaß, worin sich die Vollendung ausdrückt – der Ruhe, wie sie der Sternenhimmel hat und der ewig dahingleitende rhythmische Tanz der Schöpfung.

Die erste Invasion in Indien hat ihre genaue Parallele in dem Eindringen der europäischen Ansiedler in Amerika. Auch ihnen stellten sich Urwälder entgegen, auch sie mußten einen wilden Kampf mit Eingeborenen aufnehmen. Aber dieser Kampf zwischen Mensch und Mensch und zwischen Mensch und Natur dauerte dort bis zum Ende; sie kamen nie zu einer Verständigung. In Indien wurden die Wälder, einst die Wohnstatt der barbarischen Stämme, zum Heiligtum der Weisen, aber in Amerika hatten diese großen lebendigen Dome der Natur für den Menschen keine tiefere Bedeutung. Sie brachten ihm Reichtum und Macht, erfreuten auch wohl mitunter seinen Schönheitssinn oder begeisterten einen einsamen Dichter. Aber niemals verband sich mit ihnen im Geiste der Menschen die Vorstellung von einem heiligen Orte allgemeiner Versöhnung, wo die Seele des Menschen eins wird mit der Seele der Welt.

Ich will damit durchaus nicht sagen, daß es anders hätte sein sollen. Es wäre eine ungeheure Vergeudung von ungenutzten Möglichkeiten, wollte die Geschichte sich überall genau in derselben Weise wiederholen. Für den geistigen Güteraustausch ist es schon am besten, daß die Völker aus den verschiedenen Ländern ihre verschiedenen Erzeugnisse auf den Markt der Menschheit bringen, von denen jedes die der andern ergänzt und ihren Bedürfnissen dient. Was ich sagen möchte, ist dies: Indien fand am Anfang seiner Geschichte eine besondere Fügung von Umständen vor, die es sich zunutze zu machen wußte. Es hat gedacht und gesonnen, gestrebt und gelitten, sich versenkt in die Tiefen des Daseins und etwas vollbracht, was sicher für die Völker, deren Entwicklung in der Geschichte einen ganz andern Weg ging, nicht ohne Wert sein kann. Die Menschheit braucht zu ihrem vollkommenen Wachstum all die lebendigen Elemente, aus denen sich ihr Gesamtleben zusammensetzt, daher muß ihre Nahrung auf verschiedenen Feldern wachsen und aus verschiedenen Quellen fließen.

Die Kultur ist eine Art feste Form, die jede Nation für sich zu schaffen bemüht ist, um ihre Männer und Frauen nach ihrem Ideal bilden zu können. All ihre Einrichtungen, ihre Gesetzgebung, ihre sittliche Beurteilung, ihre bewußte und unbewußte Unterweisung, gehen auf dieses Ziel hin. Die moderne Kultur des Abendlandes versucht mit Hilfe all ihrer organisierten Kräfte die Menschen vollkommen zu machen in bezug auf physische, intellektuelle und sittliche Leistungsfähigkeit. Die Völker verwenden ihre ganze gewaltige Tatkraft darauf, die Herrschaft des Menschen über seine Umgebung auszudehnen; sie spannen jede Fähigkeit an, um sich alles irgend Erreichbare zunutze zu machen und jedes Hindernis auf ihrem Siegespfad zu überwinden. Sie schulen sich beständig für den Kampf gegen die Natur und gegen andre Rassen; ihre Rüstungen werden von Tag zu Tag ungeheurer; ihre Maschinen, ihre Geräte, ihre Organisationen vermehren sich in erstaunlichem Maße. Zweifellos ist dies eine glänzende Leistung und ein großartiges Zeugnis für die Herrscherkraft des Menschen, die kein Hindernis kennt und in der absoluten Gewalt über alle Dinge ihr einziges und letztes Ziel sieht.

Die alte Kultur Indiens hatte ihr eigenes Ideal von Vollkommenheit, dem sie zustrebte. Indiens Ziel war nicht, Macht zu erlangen, es vernachlässigte es, seine Fähigkeiten und Kräfte aufs höchste zu steigern und die Menschen zu Angriffs- und Verteidigungszwecken, zum gemeinsamen Erwerb von Reichtum oder von militärischer und politischer Überlegenheit zu organisieren. Das Ideal, das Indien zu verwirklichen suchte, führte die Besten seiner Söhne zu einem beschaulichen Leben in der Einsamkeit, und die Schätze, die es für die Menschheit erwarb, indem es in die Geheimnisse des wahren Seins eindrang, kamen ihm teuer zu stehen auf dem Gebiete weltlichen Erfolgs. Doch auch dies war eine erhabene Leistung, – es war die höchste Offenbarung jenes Strebens im Menschen, das keine Schranke kennt und das kein geringeres Ziel hat als die Vereinigung mit dem Unendlichen.

Indien hatte seine großen Männer, die hervorragten durch Tugend, Weisheit und Mut; es hatte seine Staatsmänner, Könige und Kaiser; aber welche unter allen diesen waren es, zu denen es aufsah und in denen es das Ideal des Menschen erblickte?

Es waren die Rischis. Wer waren diese Rischis?

Es waren die, die zur Erkenntnis des Höchsten gelangt und voll Weisheit waren, die sich eins mit Ihm fühlten und in vollkommener Harmonie mit dem innern Selbst; die, da sie Ihn in ihrem Herzen erkannt hatten, frei waren von allen selbstsüchtigen Wünschen, und da sie Ihn überall im Leben und Treiben der Welt spürten, zur Ruhe gelangt waren. Die Rischis waren die, welche, da sie überall Gott gefunden hatten, wo sie auch waren, in Gott ruhten, die, eins geworden mit allen Dingen, ins Allleben eingegangen waren. samprāpyainam ṛṣayo jñānatṛptāḥ
kṛtātmāno vītarāgāḥ praśāntāḥ
te sarvagaṃ sarvataḥ prāpya dhīrā
yuktātmānaḥ sarvam evāviśanti.
[Muṇḍaka-Upan. 3, 2, 5; Deussen S. 557:

Doch Weise, die, erkenntnissatt, ihn fanden,
Ihr Selbst bereitet, leidenschaftlos, ruhig,
Sie, deren Seele wohlgerüstet, gehen
Von allher in das All, allgegenwärtig.

So galt in Indien diese Erkenntnis der inneren Verbundenheit mit dem All und die Vereinigung mit Gott als letztes Ziel und höchste Vollendung der Menschheit.

Der Mensch kann zerstören und plündern, Schätze erwerben und anhäufen, kann Erfindungen und Entdeckungen machen, aber er ist nur groß, weil seine Seele das All umfaßt. Es bedeutet seelischen Tod für ihn, wenn er seine Seele mit einer harten, unempfindlichen Rinde von Gewohnheiten umgibt und wenn rings die Betriebe ihn umwirbeln und umtoben und ihm wie eine gewaltige Staubwolke den Horizont versperren. Dies zerstört in der Tat das innerste Wesen seiner Natur, das verstehende Liebe ist. Denn seinem Wesen nach ist der Mensch nicht ein Sklave, weder seiner selbst noch der Welt, sondern ein Liebender. Seine wahre Freiheit und Erfüllung findet er in der Liebe, die gleichbedeutend ist mit Verstehen. Durch diese Kraft des Verstehens und Allumfassens, diese Durchdringung seines Wesens mit allen Dingen, wird er eins mit dem alles durchdringenden Geist, der auch der Atem seiner Seele ist. Ein Mensch, der versucht, dadurch emporzugelangen, daß er alle andern beiseite drängt und stößt, um einen Platz zu erreichen, von wo er auf die andern herabsehen kann, ist jenem Geiste untreu geworden. Darum schildern die Upanischaden die, welche das Ziel des menschlichen Lebens erreicht haben, als praśāntāḥ voll Friedens. und yuktātmānaḥ eins mit Gott. [So nach indischer Deutung; eigentlich: »die ihr Selbst angeschirrt haben« zur Meditation. Anm. d. Übers.], das heißt als solche, die in vollkommener Harmonie mit den Menschen und der Natur und daher in ungestörter Vereinigung mit Gott sind.

Dieselbe Wahrheit begegnet uns in der Lehre Jesu, wenn er sagt: »Es ist leichter, daß ein Kamel durch ein Nadelöhr gehe, als daß ein Reicher ins Himmelreich komme.« Er will damit sagen: die Schätze, die wir für uns ansammeln, trennen uns von den andern; unsre irdischen Güter sind unsre Schranken. Wer nur darauf bedacht ist, Reichtümer aufzuhäufen, der ist, da sein Ich beständig anschwillt, nicht imstande, durch die Tore des Verständnisses in die Welt des Geistes, die Welt vollkommener Harmonie, einzugehen. Er bleibt eingeschlossen in den engen Wänden seines vergänglichen Besitzes.

Daher ist die Quintessenz aller Lehren der Upanischaden: Um Ihn zu finden, mußt du das All umfassen. Wenn du nach Reichtum trachtest, so gibst du in Wahrheit Alles auf, um Weniges zu erlangen, und so gelangst du nie zu Ihm, der alles in sich schließt.

Einige moderne Philosophen in Europa, die ihre Weisheit mittelbar oder unmittelbar aus den Upanischaden geschöpft haben – weit davon entfernt, das, was sie ihnen schulden, anzuerkennen – behaupten, daß der Brahma Indiens eine bloße Abstraktion sei, eine Verneinung alles dessen, was in der Welt ist. Mit einem Wort, daß der Unendliche nirgends als in der Metaphysik zu finden sei. Es ist möglich, daß solch eine Lehre bei einem Teil unsrer Landsleute gegolten hat und noch gilt. Aber sicher ist sie dem in Indien herrschenden Geiste entgegen. Vielmehr war dieser stets bestrebt, die Gegenwart des Unendlichen in allen Dingen sich vorzustellen und zu bejahen, und dieser Glaube war es, der ihn begeisterte.

»Es wird uns zur Pflicht gemacht, alles, was in der Welt ist, als eingehüllt in Gott anzusehen Iśā vāsyam idaṃ sarvaṃ yat kiñca jagatyāṃ jagat. [Īśā- oder Vājasaneyi-Saṃhitā-Up. 1.].

»Ich beuge mich wieder und wieder vor Gott, der im Feuer und im Wasser ist, der die ganze Welt durchdringt, der in den jährlichen Ernten ist wie in den die Jahre überdauernden Bäumen yo devo 'gnau yo 'psu yo viśvam bhuvanam āviveśa ya oṣadhiṣu yo vanaspatiṣu tasmai devāya namo namaḥ. [Śvetāśvatara-Up. 2, 17.].

Heißt das Gott von der Welt abstrahieren? Im Gegenteil, es heißt nicht nur, ihn in allen Dingen sehen, sondern ihn auch in allen Dingen dieser Welt verehren. Die innere Haltung des gottseligen Menschen der Upanischaden dem Weltall gegenüber ist ein tiefes Gefühl anbetender Liebe. Der Gegenstand seiner Verehrung ist überall gegenwärtig. Es ist die eine lebendige Wahrheit, durch die alles Dasein Wahrheit ist. Diese Wahrheit wird nicht nur durch Erkenntnis, sondern durch Hingebung erfaßt. »Namo namah« – wir verehren ihn überall und immer wieder. Wir erkennen sie in dem Ausbruch des Rischi, der in plötzlicher Verzückung der ganzen Welt zuruft: Hört auf mich, ihr Söhne des unsterblichen Geistes, ihr, die ihr in den himmlischen Wohnungen lebt! Ich habe den Höchsten erkannt, dessen Licht hinter dem Dunkel hervorleuchtet śṛṇvantu viśve amṛtasya putrā ā ye dhāmāni divyāni tasthuḥ. vedāham etam puruṣam mahāntam ādityavarṇaṃ tamasaḥ parastāt. [War in dieser Gestalt nicht zu finden. Die erste Hälfte steht Ṛgveda 10, 113, 1b, oft zitiert; die zweite Śvetāśvatara-Up. 3, 8; ebenda 2, 5 auch die erste mit dem Ind. śṛṇvanti. Anm. d. Übers]. Sehen wir hier nicht das überwältigende Entzücken einer unmittelbaren und positiven Erfahrung, die nicht die geringste Spur von Vagheit und Passivität zeigt?

Buddha, der die praktische Seite der Upanischad-Lehre entwickelte, predigte dieselbe Botschaft, als er sagte: Mit allem, sei es über oder unter dir, fern oder nah, sichtbar oder unsichtbar, soll dich schrankenlose Liebe verbinden, und gegen kein Wesen soll ein feindliches Gefühl oder der Wunsch zu töten in dir aufkommen. In diesem Bewußtsein leben, wo du stehst und gehst, sitzest oder liegst, bis du einschläfst, bedeutet Brahma vihāra, heißt im Geiste Brahmas leben und weben und in ihm seine Freude haben.

Was ist jener Geist? Die Upanischaden sagen: Der, dessen Wesen das Licht und. Leben aller ist, der Allbewußte, das ist Brahma yaś cāyam asminn ākāśe tejomayo ʼmṛtamayaḥ puruṣaḥ sarvānubhūḥ. [Bṛhad-āraṇyaka-Up. 2, 5,10; Deussen S. 421: was in dem Raum jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist.]. Alles fühlen, aller Dinge sich bewußt sein, das ist sein Wesen. Wir sind mit Leib und Seele in sein Bewußtsein eingetaucht. Durch sein Bewußtsein geschieht es, daß die Sonne die Erde anzieht; sein Bewußtsein ist es, das die Lichtwellen von einem Planeten zum andern trägt. Nicht nur im Raum, sondern auch in unsrer Seele ist dies Licht und Leben, dies allfühlende Wesen yaś cāyam asminn ātmani tejomayo ʼmr̥tamayaḥ puruṣaḥ sarvānubhūḥ. [ebenda 14; was in dem Selbst jener kraftvolle, unsterbliche Geist ist.]. Er ist allbewußt im Raum, der Welt der Extensität, und er ist allbewußt in der Seele, der Welt der Intensität.

Um zu solcher Allbewußtheit zu gelangen, müssen wir unser Gefühl mit diesem alles durchdringenden Gefühl vereinen. Ja, der einzig wahre Fortschritt des Menschen ist gleichbedeutend mit dieser Erweiterung des Gefühlskreises. All unsre Dichtung, Philosophie, Wissenschaft, Kunst und Religion dient dazu, den Bereich unsres Bewußtseins auf höhere und weitere Sphären auszudehnen. Der Mensch erwirbt sich keine Rechte dadurch, daß er einen größeren Raum einnimmt, oder durch irgendwelche äußere Taten, sondern sein Recht geht nur soweit, wie sein wahres Selbst, das heißt, wie sein Bewußtsein reicht.

Wir haben jedoch einen Preis zu zahlen für diese Freiheit des Bewußtseins. Worin besteht dieser Preis? Darin, daß wir uns selbst hingeben. Unsre Seele kann nur zu ihrem wahren Selbst kommen, indem sie sich verleugnet. Die Upanischaden sagen: Du sollst gewinnen, indem du fortgibst tyaktena bnuñjīthāḥ., du sollst nicht begehren mā gṛdhaḥ [tena tyaktena bhuñjīthā mā gṛdhaḥ kasyasvid dhanam. Īśā-Up. 1 b Fortsetzung der S. 2 angeführten Str., nach Deussen:

Wer ihm entsagt, genießt wahrhaftig;
Nach fremdem Gute giere nicht.
.

In der Gita Die Bhagavad-Gītā »Der Gesang des Erhabenen«), das berühmteste Lehrgedicht der Weltliteratur, als Episode dem großen Heldenepos Mahābhārata eingefügt. Als die Heere der Pānduinge und Kuruinge sich zur Schlacht gegenüberstehen und der Hauptheld der Pānduinge Ardschuna zögert, den Kampf gegen seine Verwandten zu eröffnen, trägt ihm sein Wagenlenker Krischna, eine Inkarnation des Gottes Wischnu, diese 18 Gesänge vor, um ihn zur Erfüllung seiner Pflicht als Krieger zu ermahnen. Deutsche Übersetzungen von Rich. Garbe (Leipzig 1905), Paul Deussen (Leipzig 1911), Leop. v. Schröder (Jena 1912), Th. Springmann (Hamburg 1920). [Anm. d. Übers.] werden wir ermahnt, ganz zweckfrei zu handeln und jedes Verlangen nach Erfolg aufzugeben. Mancher Fernstehende schließt aus dieser Lehre, daß die sogenannte Zweckfreiheit, die in Indien gepredigt wird, sich auf die Vorstellung gründe, die Welt sei nicht Wirklichkeit, sondern nur Schein. Aber das Gegenteil ist wahr.

Der Mensch, der nach seiner eigenen Vergrößerung strebt, unterschätzt alles andere. Mit seinem Ich verglichen, ist die übrige Welt nichts Wirkliches. Um sich daher der Wirklichkeit aller Dinge voll bewußt zu sein, muß man sich von den Banden persönlicher Wünsche befreien. Durch diese Zucht müssen wir hindurch, um uns auf unsre sozialen Pflichten vorzubereiten und die Lasten unserer Mitmenschen teilen zu können. Wer sich bestrebt, sein Leben auszuweiten, muß »fortgeben, um zu gewinnen, und nicht begehren«. Und so geht das Streben der Menschheit dahin, allmählich das Einzelbewußtsein zum Allbewußtsein auszudehnen.

Nein, der Unendliche war für Indien nicht ein blasses Nichts ohne Inhalt. Die Rischis Indiens erklärten mit Nachdruck: Ihn in diesem Leben kennen, heißt in der Wahrheit sein; ihn in diesem Leben nicht kennen, ist tödliches Verderben iha ced avedīd atha satyam asti, na ced ihāvedīn mahatī vinaṣṭiḥ. [Kena-Up. 13.]. Wie aber sollen wir ihn erkennen? Indem wir ihn in all und jedem Ding wahrnehmen bhūteṣu bhūteṣu vicintya. [Ebenda.]. Nicht nur in der Natur, sondern auch in der Familie, in der menschlichen Gesellschaft und im Staate; je mehr wir den Allbewußten in allem erkennen, desto besser ist es für uns. Wenn es uns nicht gelingt, ihn zu finden, so führt unser Weg uns zur Vernichtung.

Es erfüllt mich mit großer Freude und mit hoher Hoffnung für die Zukunft des Menschengeschlechts, wenn ich daran denke, daß es in ferner Vergangenheit eine Zeit gab, wo unsre Dichterpropheten, vom verschwenderischen Sonnenschein des indischen Himmels überströmt, die Welt im freudigen Erkennen der Verwandtschaft begrüßten. Es war keine anthropomorphe Einbildung. Es war nicht so, daß der Mensch nun überall das ins Groteske vergrößerte Spiegelbild seines Selbst sah und daß ihm das ganze reiche, ewig wechselnde Spiel von Licht und Schatten auf der Schaubühne der Natur nur als das Drama des Menschen im riesigen Maßstabe erschien. Im Gegenteil, es bedeutete, daß er die Schranke seines Ichs durchbrach und über die Grenzen der Menschheit hinausschritt, um eins mit dem All zu werden. Es war kein bloßes Spiel der Phantasie, sondern es war die Befreiung des Bewußtseins von all den Täuschungen und Übertreibungen des Ichs. Diese alten Seher fühlten in der reinen, klaren Tiefe ihres Gemüts, daß dieselbe Kraft, die in den unendlich mannigfaltigen Formen dieser Welt lebt und wirkt, sich in unserm Innern als Bewußtsein kundgibt, und daß in ihrer Einheit kein Bruch ist. Für diese Seher gab es keinen Riß in ihrer leuchtenden Vision der Vollendung. Selbst der Tod war für sie nicht eine Kluft auf dem Gefilde des Daseins. Der Tod ist ebenso sein Abglanz wie die Unsterblichkeit, yásya chāyā́mṛtaṃ yásya mṛtyúḥ. [Rgveda 10,121,2 b. sagten sie. Sie ließen keinen wesentlichen Unterschied gelten zwischen Leben und Tod und sagten in unerschütterlicher Zuversicht: Leben und Tod ist eins. prāṇó mṛtyúḥ. [Atharva-Veda 11, 4, 11a.] Sie begrüßten mit der gleichen heitern Seelenruhe das Leben im Moment des Kommens und im Moment des Scheidens. Das Vergangene und das Zukünftige, beides ist in diesem Leben eingeschlossen. námas te astv āyaté námo astu parāyaté. prāṇé ha bhūtám bhávyaṃ ca. [ebenda 7 a. 15 b.] Sie wußten, daß das bloße Erscheinen und Verschwinden nur an der Oberfläche ist, wie die Wellen auf der See, aber das Leben rinnt weiter im ewigen Strom, der nie fällt und versiegt.

Alles ist aus dem ewigen Leben entsprungen und vibriert von Leben, denn das Leben ist unendlich. prāṇó virā́ṭ. [ebenda, 12a.]

Dies ist das edle Erbe unsrer Vorfahren, das unser harrt, damit wir es uns zu eigen machen, dies Ideal von der vollkommenen Freiheit des Bewußtseins. Es ist nicht nur eine Sache des Verstandes oder des Gefühls, sondern es hat eine sittliche Basis und muß in Tat umgesetzt werden. In den Upanischaden heißt es: Das höchste Wesen ist alldurchdringend, daher ist es das Gute, das allen Dingen eingeboren ist. sarvavyāpī sa bhagavān tasmāt sarvagataḥ śivaḥ. [Śvetāśvatara-Up. 3, 11.] Mit allen Wesen durch das Band verstehender und dienender Liebe wahrhaft verbunden sein und so in Gott, der sie alle durchdringt, sein Selbst verwirklichen, das ist die Quintessenz aller Tugend, und das ist der Grundton der Lehren der Upanischaden: Das Leben ist unendlich. prāṇó virā́ṭ. [s. S. 35, A. 2]


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