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Die Verleugnung.

Als furchterfüllt die andern Jünger flohn,
Da folgte Petrus treu dem Gottessohn
Und ging mit ihm in den Palast hinein
Und stand dort beim Gesind am Feuerschein.
Da nahte sich ihm eine Magd und sprach:
»Du folgtest auch dem Galiläer nach!«
Er aber leugnete, bleich im Gesicht:
»Was du behauptest, Weib, versteh' ich nicht!«
Doch ward's ihm schwül und schwüler in dem Haus
Und in den Vorhof schlich er still hinaus.
Und eine Andre, die ihn dort erspäht,
Sprach: »Der war auch mit Dem von Nazareth.«
Er aber leugnete, zu ihr gewandt:
»Ich habe diesen Menschen nicht gekannt.«
Und wieder stand er eine Zeit in Ruh',
Bald aber traten Andre auf ihn zu
Und riefen: »Wahrlich, du warst ihm vertraut,
Denn es verräth dich deiner Sprache Laut.«
Da flammte auf im Zorn sein Angesicht,
Und er rief laut: »Ich kenn' den Menschen nicht!«
Und hub zu fluchen und zu schwören an –
Da krähte auf dem Hofe laut der Hahn,
Und er gedachte seines Herren Wort
Und schlich sich weinend aus dem Hofe fort.

Ach, wer ermißt, du feurig stolzes Herz,
Nach solchem tiefen Falle deinen Schmerz
Und fühlet dir die heißen Qualen nach,
Die dich durchwühlt, als später zu dir sprach
Der Auferstandne, der dir treu verblieb:
»Simon Johanna, hast du mich noch lieb?«

*


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