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Wohin?

1.

Wohin, wohin? So frage dich, wenn du zur Arbeit gehst;
Es ist nicht gleich, bei welchem Herrn du hier in Diensten stehst.
So lange du der Welt gehörst, lebst du in Sklaverei;
Wag's frei zu sein und brich ihr Joch, ihr schmählich Joch entzwei.
Sie nutzt nur deine Kräfte ab, und ist die Kraft entflohn,
Verweigert sie dir spöttisch noch den ausbedungnen Lohn.
Bei Gott allein, bei Gott allein mußt du in Arbeit stehn,
Dann wirst du an die Arbeit stets mit wahrer Freude gehn.
Du schaffst für ihn und schaffst für dich und fragst nach keinem Lohn,
Denn was dem Vater eigen ist, gehört ja auch dem Sohn.

2.

Wohin, wohin? So frage dich, eilst du zu Lust und Freud',
Es ist nicht gleich, wer dir zum Trunk den vollen Becher beut.
Lockt dich die Welt und fesselt dich ihr üppiges Gelag,
Es folgen ihrer Süßigkeit die bittern Hefen nach;
Mit Ehre kommst du angethan und gehst im Schelmenkleid
Und tauschest ein für kurze Lust ein ewig langes Leid.
Bei Gott allein, bei Gott allein such', was dein Herz erfreut,
Es hat der Vater für sein Kind der Wonnen viel bereit;
Auch trinkst du nie zum Ueberdruß dir seinen Freudenwein,
Der reich an Duft und Kraft und Glut und wie Krystall so rein.

3.

Wohin, wohin? So frage dich in Trübsal und in Angst,
Es ist nicht gleich, von wem du Trost in deinem Schmerz verlangst.
Gehst du zur Welt, sie treibt dir nur noch tiefer ein den Dorn,
Und stachelt tückisch in dir auf den ungerechten Zorn,
Und fügt zu deinen Leiden schlau noch bittern Hohn und Spott,
Bis sie dich zur Verzweiflung treibt an ihr und dir und Gott.
Bei Gott allein, bei Gott allein such' Trost in deinem Schmerz,
Und schütte deine Klagen aus ins treuste Vaterherz;
Er neigt sich dir und tröstet dich mit väterlicher Huld,
Und wenn er dir den Schmerz nicht nimmt, so gibt er dir Geduld.

*


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