Adolf Stoltze
Vinzenz Fettmilch
Adolf Stoltze

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Dritter Aufzug.

Sitzungssaal im Römer. Rechts und im Hintergrund Türen, über denselben der Wahlspruch: »Stark im Recht!« und ein Wandgemälde, Frankfurt um das Jahr 1600 darstellend. Links Fenster nach dem Römerberg. Beratungstisch, geschnitzte Holzstühle. Kerzenkronleuchter. Akten und Weinkrüge auf dem Tisch. Es ist Tag. Sonnenschein.

Erster Auftritt.

Erster, zweiter Ratsknecht.

Erster Ratsknecht. Des muß heint Nacht schee zugange sei vorm Leinewandhaus.

Zweiter Ratsknecht. Die Geselle hawwe den Fettmilch freigemacht, un dem Weiß die Fenster eigeschmisse.

Erster Ratsknecht. Hätte se's dem Faust gedaa, dem Schuft, dem Pyramber un Schacher, die sich die Händ mit Goldsalb eischmiern lasse.

Zweiter Ratsknecht. Dem Holzhause deets aach nix schadde wann err heint die Glaser bestelle mißt.

Erster Ratsknecht. Nit so laut.

Zweiter Ratsknecht. Es heert uns ja kaans. Freilich laafe soviel Lumbe im Remer erum, die sich e rot Reckelche verdiene un enn brave Mann um sei Stickelche Brod brenge wolle, daß mer sich des Maul mit Werg zustoppe soll.

Erster Ratsknecht. Deete se all den Hals breche!

Zweiter Ratsknecht. Unner uns: (Halblaut). Mei kinfdiger Eidam hat zugeguckt, wie se den Fettmilch ins Gefängnis geschleppt hawwe.

Erster Ratsknecht. Un hat emm nit beigestanne?

Zweiter Ratsknecht. Werd sich hiete, wo err e Aastellung bei der Stadt sucht. Der hatt's de Geselle gesteckt, des war gescheiter.

Erster Ratsknecht. Was e Oos!

Zweiter Ratsknecht. Hinner dem verguckt sich aaner. Des is dann wie e Lauffeuer in de Zunftstuwwe bekannt warn.

Erster Ratsknecht. Itzt wisse die kaiserliche Kommissarn wenigstens, daß se sich bei de Geselle verrechend hawwe.

Zweiter Ratsknecht. Die hawwe geglaabt, die Geselle weern ihresgleiche.

Erster Ratsknecht. Guck emal, was unser Rat for enn Dorscht hat. Verzeh Kanne misse merr for enn bereithalte.

Zweiter Ratsknecht. Uff alle Ämter saufe se so, sogar uff dem Gericht; kerzlich war ja emal e Richter so voll, daß err sich for den Aageklagte gehalte hat. Ich habb derr bald die Lachkrenk kriet; awwer sage derf mer nix!

Erster Ratsknecht. Was se in de Kanne iwwrig lasse, kimmt uns zu gut!

Zweiter Ratsknecht. Viel is es in der Regel nit. Versuch emal, des is e ausländischer, den hat der Kellner Baur vom Weißfrauenstift geliwwert; die Stadt hat enn nadirlich bezahle misse mit unsere Abgawe. (Erster Ratsknecht trinkt). Knie dich nit enei! Die Limborjer rieche an deim Atem sonst, was es for e Jahrgang war. Heer uff, ewe komme se!

Zweiter Auftritt.

Vorige. Erster, zweiter Ratsherr.

Erster Ratsknecht. Merr sin gleich mit der Ordnung ferdig.

Erster Ratsherr. Sollte längst geschehen sein.

Zweiter Ratsknecht. Verflossne Nacht is es e bissi spet warn.

Erster Ratsherr. Natürlich, beim Hexensabath der Rebellen gibt's allerhand Kurzweil.

Zweiter Ratsknecht. Der Herr Rat wern doch nit glaawe – – merr warn uff errer Kinddauf.

Zweiter Ratsherr. Schon gut, wir werden die Böcke von den Schafen scheiden, verlaßt auch drauf. (Liest die Aufschrift auf Akten). Friedrich Faust von Aschaffenburg. Diese Akten kommen wieder ins Archiv.

Zweiter Ratsknecht. Un der Wei?

Zweiter Ratsherr. Bleibt hier.

Erster Ratsknecht. Hättst de derr denke kenne.

Zweiter Ratsherr. Er hat sich nichts zu denken in seiner Stellung. Fort, fort! (Ratsknechte ab). Freches Pack!

Erster Ratsherr. Fettmilchs Geist spuckt auch im Römer. Bin gespannt, was heute im Rahmhof bei der Versammlung herauskommt.

Zweiter Ratsherr. Verdächtigungen unserer Freunde, was sonst? Schon haben sie einen fortgeängstigt.

Erster Ratsherr. So ist es wahr –?

Zweiter Ratsherr. Daß Faust nach den Vorgängen dieser Nacht die Stadt verlassen? Leider, leider!

Erster Ratsherr. Er wird für unsere Sache auswärts wirken wollen.

Dritter Auftritt.

Vorige. Beyer, Holzhausen, Baur, Hektor, Weiß, Knorpel, Weitz, Ratsherren, Hellebardieren. (Alle in Amtstracht und im Gespräch miteinander, kommen durch die Flügeltüre im Hintergrund, die von zwei Hellebardieren geöffnet wird.)

Beyer (tritt auf Knorpel zu, reicht ihm die Hand). Nun mein lieber Balser, möchte gerne von euch wissen, wie die Zunft euere Wahl zum Ratsherrn aufgenommen hat.

Knorpel (kratzt sich verlegen den Kopf). Sie hawwe merr die Stubb verbotte.

Beyer. Unmöglich!

Knorpel. Ganz gewiß; sie hawwe gesacht, ich weer e Parierer; un wann ich mich noch emal bei enn blicke ließ, deete se mich enausschmeiße.

Beyer. Einen Ratsherrn! – Das sollen sie sich zehnmal überlegen!

Knorpel. Sie behaupte, die Herrn vom Haus Lünborg hätte mich nortz gewehlt, weil ich nit lese kennt.

Beyer. Und wenn, auch solche Leute müssen im Rat vertreten sein.

Knorpel. Ganz mei Aasicht, Herr Borjemaaster; nit jeder kann in die Quardierschul gange sei.

Beyer. Die Hauptsache ist, daß ihr ja und nein sagen könnt, wie es schon die heilige Schrift verlangt.

Knorpel. Ganz mei Aasicht, Herr Borjemaaster, ganz mei Aasicht!

Beyer (nachdem die Ratsherren sich gesetzt haben). Wohlregierender, hochweiser Rat der ersten, zweiten und dritten Bank, liebwerte Freunde! Die Zeit, in der wir leben, ist schwer, sie durchzuhalten unsere Aufgabe. Die Ereignisse der jüngsten Nacht verdunkeln den Glanz der Reichs- und Krönungsstadt, schädigen die Messen, und haben ein rühriges Mitglied unseres Kollegiums in die Ferne getrieben. (Bewegung). Wir müssen auf Vorkehrungen bedacht sein, die eine Wiederkehr solcher Scheußlichkeiten unmöglich machen. Das muß noch heute geschehen. (Bravo). Obgleich uns die Volksversammlung im Rahmhof nicht an unserm Tun und Lassen beirren kann, habe ich doch Auftrag gegeben, durch Kundschafter deren Verlauf uns berichten zu lassen. Wir wissen uns in den meisten Fragen, die Rat und Bürgerschaft trennen, eins mit den Kommissaren des Kaisers und halten fest an unserem Wahlspruch: Stark im Recht! (Bravo).

Holzhausen. Die Worte unseres verehrten Bürgermeisters haben bei uns Widerhall gefunden; ich danke ihm dafür im Namen aller, die sie gehört haben.

Beyer. Kollega Hektor zum Jungen wird uns einige Eingänge vortragen. Prost! (Ratsherren trinken).

Hektor (sieht in die Akten). Die Oberräder beschweren sich, weil ihnen die Sachsenhäuser hundert Schweine, die im Stadtwald eichelten, gewaltsam weggenommen, sie geschlachtet und die Bestohlenen höhnisch zur Wurstsuppe eingeladen haben.

Baur. Sieht den Sachsenhäusern ähnlich; auch der Förster führt bittere Klage, sie fällten Bäume ohne Erlaubnis und gebärdeten sich wie die Herren des Waldes.

Holzhausen. Sie gehören zur Gefolgschaft Fettmilchs, das sagt genug. Ich möchte vorschlagen, sie für Vorstädter zu erklären und ihnen die bürgerlichen Rechte zu entziehen.

Baur. Vor solchem Entschluß möchte ich warnen; er würde nur die Zahl unserer Feinde mehren und selbst unsere Freunde stutzig machen.

Beyer. Überlassen wir diese Sache vorerst dem Gericht, zumal ein ähnlicher Willkürakt aus Bornheim gemeldet wird, wo sich die Metzgerzunft Weiderechte anmaßt, die ihr nicht zukommen.

Holzhausen. Wir laden eine große Verantwortung auf uns, wenn wir nicht Zustände herzustellen versuchen, wie sie bei dem alten Rat im Schwunge waren.

Beyer. Weiter.

Hektor. Die Fischerzunft versichert Treue und Gehorsam und bittet wiederholt, ihr den Fischfang in den städtischen Teichen und Bächen gnädigst verpachten zu wollen.

Weiß. Zudringliches Volk! Dasselbe Gesuch wurde bereits zweimal abgelehnt.

Beyer. Man lasse der Zunft wissen, daß es bei unserer Entscheidung bleibt. Der Fischfang in diesen Gewässern steht allein der Regierung zu.

Holzhausen. Und die Regierung sind wir.

Beyer. Unzweifelhaft. Wie denkt ihr darüber, Syndikus?

Weitz. Das ist eine heikle Sache, Herr Bürgermeister; ein Privileg ist nicht nachweisbar, höchstens ein Gewohnheitsrecht adhuc sub judice lis est! und ist das der Fall, kann billigerweise nicht verlangt werden, daß hoher Rat zum Schaden seiner Familien und Freunde auf den Genuß von Forellen, Karpfen, Hechten und Krebsen verzichtet; übrigens, mit Erlaubnis, Fische wollen schwimmen. Prost! (Trinkt; Ratsherren lachen, viele trinken).

Vierter Auftritt.

Vorige. Ratsknecht.

Ratsknecht (meldet). Rawiner Seligmann bitt dringend, vorgelasse zu wern.

Hektor. Herr Bürgermeister, ich möchte vorschlagen, erst die Eingänge zu erledigen. Die Juden mögen warten.

Weitz. Heute besonders. Die Versammlung im Rahmhof wird ihnen wahrscheinlich klarmachen, daß es bald Zeit ist, an Luftveränderung zu denken.

Beyer (der sich mit seinen Tischnachbaren besprochen). Ich bin der Meinung, sie gerade deshalb heute vorzulassen. Sollen eintreten. (Ratsknecht ab).

Fünfter Auftritt.

Vorige. Seligmann (im Ornat), Aaron, David.

Seligmann (ehrwürdiger Greis, kommt unterwürfig). Hochedler, gnädiger Rat der großmächtigen, reichen Krönungs-, Reichs- und weltberühmten Messestadt Frankfort! Gebeugte, arme Jidde erkihne sich ihre traurige Lage darzustellen und ehrfurchtsvoll um Schutz zu bitte. Wir werden verhöhnt mit Worte und geschlage mit Fäuste von des hohen Rates boshafte Feinde, die uns hassen weil wir euch lieben, und können uns nicht wehren gegen der Übermacht.

David. Gras soll enn wachse vor der Dir!

Aaron. Schweih' David! Der Rabbi redd alles for dir.

Seligmann (fortfahrend). Mer bedroht unser Eigentum, will uns vertreiwe von Weib und Kind, von Haus und Hof un der schöne Stadt Frankfort.

Weitz. Altes Lamento – denselben Schmus bekommen wir täglich zu hören.

David. Wie heußt Schmus, Herr Syndikus? Ist es nicht so?

Weitz. Halt's Maul, Schlemihl!

David. Bin ich e Schlemihl, iwwer Nacht? Gestern war ich noch kei Schlemihl, wie ich der Herr Doktor sei Wechselche prolongiert und nor zwölf Prozent gerechend habb.

Weitz (wütend). Frecher Judd!

Aaron. Mach derr nicht unglicklich, David!

Beyer. Weiter, weiter!

Seligmann. In unserer Bedrängnis gedenken wir dankbar eures Schutzes und erflehn auch für der Zukunft ein menschenwürdiges Dasein.

Beyer. Euer Los zu bessern ist Sache des Kaisers.

Seligmann. Des Kaisers? Oweih geschriee, Israel! Der Kaiser ist fern und der Gefahr is nah. Hätten wir der Posaunen von Jericho, wir würden doch nicht den Kaiser erweichen for unser Elend. Habt Erbarmen mit uns, edler Rat!

David (halblaut zu Aaron). Er redd uff der Riewe. Was e Mann, was e großer Mann!

Seligmann. Von der Schul sind wir gekomme zu geh iwwer die Fahrgass' und der Kräm bis in der Remer un mer hat uns gelassen in Frieden.

Weitz. Seht zu, daß ihr auch so heimkommt.

Seligmann. Der Allmächtige schützt die, die er lieb hat.

Beyer (ungeduldig). Faßt euch kürzer!

Seligmann. Mit Verlaub, Herr Bürgermeister, verzeiht, wenn mir sage was uns drückt und nicht verschweigen der Sorgen, die uns nicht schlafen lassen. Gestern abend sind gekommen landfremde Geselle an das Dor von unserer Gass' un hawwe begehrt Einlaß. Un wie wir uns hawwe geweigert – – –

David. Hawwe se geworfe mit Stei widder der Dor, iwwer der Dor und dorch der Gitter von der Dor, beinah hätt mir einer getroffe.

Seligmann. Und gedroht hawwe se, morje käme se widder, um abzumurkse unsere Leut, unsere Fraue und der Kinderchen.

Beyer. Wir haben davon gehört, weiter!

Seligmann. Und der Thora hawwe se abgerisse un mit der Fieß getrete.

Weitz. Da wird sich wieder einer von euch mausig gemacht haben.

Aaron. Mausig? mausig bei die Zeite!

Seligmann. Pünktlich haben wir geleist die Schatzung, so schwer se uns gefallen ist, in gute un böse Tage treu un gehorsam zum hohe Rat gehalte, stets der Stadt Bestes gewahrt un allzeit Bürger und Zünfte geehrt, damit unsere Schirmherrn es nicht zulasse, daß unsere Feinde uns mit Worte un Tate kränke un zu Grunde richte. Gerechter Gott! schütze uns vor denen, die ihre Zunge schärfen wie ein Schwert und mit giftigen Worten zielen wie mit Pfeilen.

Sechster Auftritt.

Vorige. Ratsknecht, später Bote.

Ratsknecht (meldet). Ein Bote.

Beyer. Er komme. (Ratsknecht ab.) Die Juden treten ab, bis man sie ruft. (Seligmann, Aaron und David ab.)

Bote (kommt). Die ganze Stadt is uff de Baa un stremt nach dem Rahmhof, schon uff dem Heumarkt is nit mehr dorchzukomme. Sie hawwe enn neue Berjerausschuß gewehlt, der alte war enn zu hannebammbelich.

Weiß. Mit Fettmilch an der Spitze?

Bote. Nadirlich, lauter Krakeeler. Ewe redd der Schopp gege die Jidde, die deete, mit Verlaub, mit dem Rat unner aaner Deck stecke.

Beyer. Genug! Und wie nimmt die Menge diese grundlosen Beschuldigungen auf?

Bote. Sie kreischt: So is es! Ich dank Gott, daß ich kaa Judd bin.

Beyer. Sonst hat er noch keinen Redner gehört?

Bote. Naa, der Fettmilch käm zuletzt draa, der hätt die große Roseine im Sack.

Beyer. Wie immer. Er kann gehen. (Bote ab.) Abermals ist es die Judenfrage, mit der die Aufwiegler die Massen erhitzen, um sie gelegentlich als Hilfstruppen gegen unsere Verwaltung zu mißbrauchen. Solchem Treiben müssen wir entgegentreten, bevor die Flut die Dämme durchbricht und über die Ufer schäumt zum Schaden unserer guten Stadt.

Weitz. Mit Gewaltmaßregeln dürfte dieser Strömung kaum zu begegnen sein; dafür wurzelt sie zu tief in dem Herzen des Volkes; lassen wir ihr vorerst ihren Lauf, sie dürfte wesentlich zur Reinigung der semitischen Luft beitragen. Die Bedenken unseres verehrten Herrn Bürgermeisters teile ich nicht.

Beyer. Ich denke vorerst nicht an Gewalt – sondern an Schutzmaßregeln, die Ausschreitungen vorbeugen sollen.

Stimmen (durcheinander). Wozu Schutz? – Sie sind kaiserliche Kammerknechte. Die Stadt hat Wichtigeres zu tun! – Gerechtigkeit für Alle!

Weiß. Ich möchte vorschlagen, unsere Verhandlung abzubrechen und die Sitzung zu vertagen. Sollte diese sogenannte Volksversammlung Forderungen an uns stellen, können wir sie auch morgen entgegennehmen.

Stimmen (einzelne). Sehr gut! – Warum nicht gar!

Holzhausen. Derartigen Anträgen muß ich entschieden widersprechen. Wir dürfen dem Treiben der Rebellen keinerlei Beachtung schenken; würden wir itzt auseinandergehen, bildete sich der Pöbel ein, es geschehe aus Schwäche. Mein Vorschlag geht dahin, den Umfang des Judenschutzes dem Bürgermeister zu überlassen, im übrigen aber in unserer Tagung fortzufahren.

Stimmen. Einverstanden! Sehr richtig!

Knorpel (sehr laut). Ganz meine Meinung!

Beyer. Ich danke für das Vertrauen! Man rufe die Juden.

Siebenter Auftritt.

Vorige. Seligmann, David, Aaron.

Beyer. Vernehmt unseren Beschluß: Von der Erwägung ausgehend, daß sich der hohe Rat den Schutz aller Einwohner unserer Stadt angelegen sein läßt, wird er das Tor zu eurer Gasse heute und in den nächsten Tagen von einer Rotte kriegstüchtiger Stadtknechte bewachen lassen.

Seligmann. Der Himmel segne euch für eure Worte! Die Kinder Israels danken – – –

Beyer (unterbrechend). Schon gut! Ihr seid entlassen.

Seligmann. Gott, deine Gerechtigkeit ist hoch, der du große Dinge tust! (Ab mit den Juden. Verschiedene Ratsglieder greifen nach den Weinkrügen und trinken, andere unterhalten sich.)

Weiß (zu Baur). Nach so heißen Debatten tut ein kühler Trunk immer gut.

Baur. Den Heckern ist dieser Jahrgang nicht mehr feil. Auf euer und eurer Eheliebsten Gesundheit! (Trinkt.)

Achter Auftritt.

Vorige. Ratsknecht, zweiter Bote.

Ratsknecht (meldet). Ein Bote.

Bote (atemlos). Mei Bericht is korz – awwer inhaltsschwer: Im Rahmhof geht's doll zu; – die Uffregung is ferchterlich; – sogar die Weibsleut mache mit. Kaa Mensch kann wisse, was des noch gewwe werd! – Der Ebel von Sachsehause, der Candor, Geiß un Gerngroß hawwe Redde gehalte un, ums gehorsamst zu melde, gesacht: der Stadtschreiwer Pyramber hätt noch vor zwaa Jahr behaupt, die Berjerschaft hätt iwwerhaupt kaa Privilegje, wie mer odder, gehorsamst zu melde, den Rat gezwunge hätt, damit erauszuricke, hätt err alles draagesetzt, se zu verhaamliche, un noch viele annere Stinkereie. Noch e greßerer Schuwiack weer, gehorsamst zu melde, der Stadtsyndikus Doktor Schacher, der ließ sich als Richter von de Bardeie besteche un der Rat, gehorsamst zu melde, deet die Geschichte verduckele un die Unnersuchung enausziehe.

Beyer. Unerhört!

Holzhausen. An den Galgen mit den Aufwieglern!

Beyer. Und niemand widersprach diesen elenden Verleumdungen?

Bote. Wann err dodgeschlage sei wollt, hätt err nor des Maul uffzeduh brauche.

Beyer. Wie ich vorhin ausführte, mit der Judenfrage haben die Rebellen das Feuer geschürt, an dem sie die Eisen gegen uns schmieden; weiter, weiter!

Bote. Es hat aach aaner, ich waaß net genau mehr wer, erkleert, die Berjerschaft mißt schufte, daß err des Blut unner de Nägel erauskem um die Abgawe uffzutreiwe, der hohe Rat awwer, namentlich die Limborjer, gehorsamst zu melde, deete iwwerhaupt nix berappe.

Neunter Auftritt.

Vorige. Ruger.

Ruger (kommt). Wie mir berichtet wird, nimmt die Aufregung in der Stadt zu. Trupps unreifer Burschen und landfremder Gesellen durchziehen, Freiheitslieder singend, die Gassen. Zünftler und Bürger besetzen eigenmächtig die Tore, und die Aufwieglung im Rahmhof hat noch nicht ihr Ende erreicht. Ich habe deshalb die nötigen Sicherheitsmaßregeln getroffen und die Söldner in die Römerhalle befohlen. (Einzelne Ratsherren entfernen sich unauffällig.)

Beyer. Herr Oberstrichter, was gedenkt ihr weiter zu tun?

Ruger. Sollte es der Pöbel wagen, seine Beschlüsse und Forderungen hohem Rat gewaltsam vortragen zu wollen, werde ich sämtliche Zugänge zum Römer schließen lassen und die Eindringlinge mit Gewalt zurückdrängen. (Wieder entfernen sich mehrere Ratsherren.)

Baur. Das ist eine bedenkliche Sache, den Bürgern den Weg zu ihrem Rat zu versperren. Man sollte mindestens Deputationen zulassen.

Holzhausen. Rebellen hören auf, Bürger zu sein. Friedfertigen werden wir stets unser Ohr leihen.

Ruger. Auf alle Fälle kann ich mich auf meine Leute verlassen; Wachtmeister Euler führt in der Halle das Kommando.

Holzhausen. Füglich sind wir auch noch da. (Schlägt an sein Schwert.)

Baur. Das sind wir.

Zehnter Auftritt.

Vorige. Dritter Bote.

Bote (aufgeregt). Die Revoluzer hawwe die Owerhand! Der Tumult is ferchterlich, alles außer Rand un Band! Fettmilchs Enthillunge hawwe Eel ins Feuer gegosse; des Volk is witend; Hunnerte laafe haam, um sich zu bewaffne; Dausende wolle druffschlage. Die Parierer sin wie eweckgeblase.

Beyer. Die Versammlung dauert noch an?

Bote. Is witend ausenannergange. Der greßte Haufe nach dem Rat Faust seiner Wohnung, annere wolle den Doktor Schacher un den Pyramber uffhenke, un e dritter Trupp hat's uff – – –

Holzhausen. Was stockt ihr? Ein dritter Trupp –?

Bote. Hat's – hat's uff euer Eed abgeseh. (Bewegung.)

Holzhausen. Dort ist die Brücke aufgezogen, die Fenster wohlverwahrt, aber die Schießscharten offen. Wo ist der Rädelsführer Fettmilch?

Elfter Auftritt.

Vorige. Fettmilch.

Fettmilch (zwischen den Hellebardieren rasch vortretend.) Der Rädelsführer Fettmilch steht hier! (Bewegung.)

Beyer. Was soll das? Ihr wagt es, eigenmächtig hier einzudringen.

Fettmilch. Der Weg zum Rat steht jedem Bürger frei.

Beyer. Zur rechten Zeit, doch nicht, wenn es euch beliebt.

Fettmilch. Was mich hierherführt duldet keinen Aufschub. Der neue Bürgerausschuß, dem das Wohl der Stadt und ihrer Bewohner am Herzen liegt, läßt sich durch mich beim hohen Rat vertreten.

Beyer. Das Wohl der Stadt zu wahren, ist unsere Sache.

Fettmilch. Gewiß, doch die Kontrolle steht dem Volke zu.

Holzhausen. Respekt, Fettmilch! Ihr sprecht zu uns fast wie zu euresgleichen.

Fettmilch. Ich spreche hier im Namen Tausender und führe ihre Sache. Den Edlen vom Haus Limpurg gleichzutun, war niemals mein Begehr.

Hektor. Schon unserer Ahnen wegen wäre etwas mehr Bescheidenheit am Platze.

Fettmilch. Was eure Ahnen Gutes einst vollbracht, bewahrt das Volk in dankbarem Gedenken; doch in der Gegenwart gilt nur das eigene Verdienst. Bescheidenheit bei Wahrung heiliger Rechte wäre ein Verrat an Zunft und Bürgerschaft.

Beyer. Wir sind an euch zwar dreisten Ton gewohnt, doch heute, scheint es, kennt ihr keine Schranken. Vergeßt nicht, daß es Gnade von uns ist, euch anzuhören.

Fettmilch. Ich weiß die Gnade des hohen Rats zu schätzen und wünsche, daß die Tausende, die unten auf dem Samstagsberg versammelt sind, ein ähnliches Gefühl beseelen möge.

Baur. Mit euerer Berufung auf verführte Horden schreckt ihr uns nicht.

Holzhausen. Was so ein Reformierter, so ein Welscher sich erlaubt, ist unerhört in der Geschichte Frankfurts!

Baur. Laßt ihn, die Leidenschaft entschleiert seine Seele und zeigt uns, wie sich die Welt in solchen Köpfen malt.

Beyer. Gut, er rede. (Zu Fettmilch.) Faßt euch kurz.

Fettmilch. Freiheit und Recht verlangt des Volkes Würde, wer sie nicht fordert, ist der Ketten wert – – –

Stimmen. Phrasen! Lächerlich! Zur Sache!

Fettmilch (fortfahrend). Die Bürgerschaft hat einmütig sie gefordert und ihrem Drängen fügte sich der Rat.

Stimmen. Leider! leider!

Fettmilch. Ja leider ging sie nicht bis an das Ende ihrer Wünsche und ließ so Spielraum jeder Hinterlist. Der Bürgervertrag, den wir unter Mitwirkung kaiserlicher Kommissare schlossen, bedarf schon heute der Verbesserung. Die Schatzung lastet schwer auf jedermann und läßt den Strebenden nicht Raum, sich zu erheben, willkürlich, wie es dem hohen Rat beliebt, bedroht sie selbst die Armen und Bedrängten.

Weiß. Der Bürger soll sich nach seiner Decke strecken und nicht beim Hecker Hab und Gut vertun, dann fallen ihm die Abgaben nicht schwer.

Fettmilch. Der Vorschlag läßt sich hören, nur geht ein hoher Rat mit Beispiel nicht voran. Der Bürger, der den Labetrank sich abends nach getaner Arbeit gönnt, zahlt ihn dem Hecker aus der eigenen Tasche; der hohe Rat jedoch und seine Sippen, seine Knechte und Mägde schwenken sich die Gurgel auf Kosten unserer guten Stadt. Das größte Wirtshaus ist bei uns der Römer, wo selbst bei dem Gericht der Weinkrug kreist. (Tumult.)

Stimmen. Hinaus! Unerhört! Rebell!

Hektor. Wir handeln nur wie andere Regenten.

Knorpel (sehr laut). Ganz mei Meinung!

Fettmilch. Regenten? Zaunkönige, die sich für Adler halten. Heute kommt das Volk nicht mit gekrümmtem Rücken, es fordert aufrechtstehend seine Rechte. Es fordert klipp und klar zum letztenmale die Offenlegung aller Schatzungsbücher.

Beyer. Abtrotzen läßt sich die Behörde nichts. Die Offenlegung dürfte in der Bürgerschaft nicht die Konflikte mindern, sondern mehren und nur zu neuen Klagen und Beschwerden führen; drum lehnen wir sie ab.

Fettmilch. Damit gibt sich das Volk auf keinen Fall zufrieden. Wohl habt ihr draußen auf dem Samstagsberg jüngsthin der Gerechtigkeit ein steinernes Mal errichtet, doch hier in ihrem Tempel sucht man sie vergebens. (Stürmischer Widerspruch.)

Zwölfter Auftritt.

Vorige. Gerngroß, Schopp, Geiß, Candor, Ebel.

Hellebardieren verwehren den Anstürmenden den Zutritt, indem sie ihre Hellebarden kreuzweise vorhalten.

Erster Hellebardier. Zurick, es is Sitzung ewe!

Gerngroß. Platz da, merr misse hier enei!

Zweiter Hellebardier. Gibts nit, zurick!

Beyer. Was soll das? Oberstrichter, laßt ihr so die Römerpforten bewachen, daß jeder Frechling uns belästigen kann?

Ruger. Rücksichten gibt es nicht mehr; ich werde von den Waffen itzt Gebrauch machen lassen, wenn neue Haufen einzudringen wagen. (Ab.)

Schopp. Beim erschte Troppe Blut geht der Remer in Flamme uff!

Geiß. Entscheidung verlangt des Volk uff sei Beschwerde! (Drohendes Stimmengewirr auf der Straße.)

Beyer. Hier kann nur einer reden – Fettmilch weiter!

Fettmilch. Wie bei der Schatzung die Gerechtigkeit im Argen liegt, so versagt sie völlig Katholiken und Reformierten gegenüber. Beide schließt ihr aus vom Rat, und uns, den Reformierten, wehrt ihr, im eigenen Gotteshause zu dem Allmächtigen zu beten.

Candor (schreit). Un sowas wolle Christe sei!

Beyer. Ruhe! wenn wir euch anhören sollen.

Fettmilch (fortfahrend). Die Juden sind nicht so im Recht beschränkt, wie viele unserer Bürger; ihr schützt sie und ihre Übergriffe; das ist die Quelle unseres Hasses gegen sie. Der Rat darf sich nicht wundern, wenn in der Bürgerschaft der Glaube immer mächtiger Wurzel faßt, daß er und sie das gleiche Ziel verfolgen und Wucherzinsen auch in seine Beutel fließen. (Großer Tumult.)

Holzhausen (wütend). Noch weiter so, und ich vergesse, wo ich bin und schlage den Frevler elendig zu Boden!

Fettmilch. Gemach, Herr Rat! Das Volk, das mich hierher gesandt, verlangt auch Klarheit über die Vermögenslage unserer Stadt. Wo ist das »noli me tangere«, das Kräutchen Rührmichnichtan, der Notschatz, den die Stadt sich aufgespart für knappe Tage, wie sie eben sind? Wo sind die Gelder, die vertrauensvoll der Bürger hohem Rat geliehen? Geschaffen habt ihr Großes nicht damit, im Gegenteil, verwahrlost ist die Stadt. Wir wollen wissen, wo die Gelder sind, wir wollen Rechenschaft bis auf den letzten Heller.

Beyer. Nicht weil wir schweigen müssen, bleiben wir die Antwort schuldig, nein, weil die Untersuchung noch im Gange ist, kann euch der Rat heute keine Antwort geben.

Fettmilch. Haha! Drei Monate sucht ihr schon in den Kassen und findet weder Geld noch Schuldige.

Candor. Obgleich mer se mit Hände greife kennt!

(Ein Zunftgenosse öffnet das Fenster und winkt mit einem Tuch. Das Volk auf der Straße schreit: Fettmilch hoch.)

Fettmilch (immer leidenschaftlicher). Advokaten und Schreiber regieren die Stadt und zupfen an der Schnur, daß die papierenen Hanswursten hohen Rats Arme und Beine spreizen.

Holzhausen. Das Maß ist voll! Bürgermeister wollt ihr noch länger uns beschimpfen lassen?

Stimmen. Nieder mit dem Rebellen! (Auf der Straße: Fettmilch hoch! Ratsherren sind aufgesprungen. Die Anhänger Fettmilchs versuchen sich gewaltsam Eingang in den Ratssaal zu verschaffen.)

Beyer. Verhaftet den Aufwiegler und Kränker!

Stimmen. Ins Eisen mit ihm!

Fettmilch. Ich stehe hier im Namen unserer Bürgerschaft, wer wagt's, mich anzutasten?

Baur (zu den zögernden Hellebardieren). Memmen! Tut eure Schuldigkeit, und Wein und doppelt Freßgeld wird euch lohnen. (Ein Hellebardier versucht es, auf Fettmilch einzudringen.)

Fettmilch (entreißt ihm die Hellebarde). Zurück, wenn dir dein Leben lieb, verwogener Bursche! (Zerbricht die Hellebarde und schleudert die Stücke auf den Ratstisch.) Wie ich der Hellebarde Schaft zerbrach, zerbrech' ich eure tückische Gewalt und bahne der bedrängten Wahrheit einen Pfad! (Wachsender Lärm auf der Straße.) Hört ihr den Sturm, der durch die Gassen fegt? Das ist die Stimme des empörten Volkes, das Rechenschaft verlangt für eure Taten. Ihr habt wie wir den Bürgervertrag beschworen, damit stets Frieden herrsche zwischen euch und uns.

Baur. Den ihr durch Nörgeleien sucht zu stören.

Fettmilch. Der Bürger kämpft mit offenem Visier für seine Freiheit und sein gutes Recht. Ratsglieder vom Haus Limpurg aber treten die heiligen Eide, die sie schwuren, in den Kot, um mit Kabalen und Verrätereien das Friedenswerk, das mühsam wir geschaffen, zu Grund zu richten, damit auf seinen Trümmern die alte Willkürherrschaft neu erstehe. (Großer Tumult.)

Stimmen, Lügen! Beweise! Beweise!

Fettmilch. Beweise wollt ihr? Daran solls nicht fehlen. (Hält einen Brief hoch.) Dies Dokument, von Friedrich Faust geschrieben, enthüllt den hochverräterischen Plan. Ein Zufall führte es in unsere Hände.

Stimmen. Diebstahl! Verrat!

Fettmilch. Die Echtheit wagt wohl keiner anzuzweifeln. Bis zu des Kaisers Thron in Prag hat sich die Niedertracht des Faust herangeschlängelt, um mit verlogenen Schurkenstreichen Bürger und Zünfte bei dem Kaiser anzuschwärzen. Verraten hat er Stadt und Volk, und fremde Fürsten forderte er auf, in unsere Mauern einzubrechen und freie Bürger zu Sklaven zu erniedrigen.

Stimmen. An den Galgen mit dem Hund! Ruhe!

Beyer. Wir haben keinen Anteil am Verrat!

Fettmilch. Rüttelt euch und schüttelt euch, die Niedertracht bleibt am Haus Limpurg hängen; Verrat treibt selten einer nur allein; im Hintergrunde stehen die Spießgesellen, die feig ihr Gift uns in den Becher schütten.

Beyer. Vergeßt nicht, Fettmilch, euer Rat steht unter Kaisers Schutz.

Fettmilch. Und hielt der Satan einen Schild vor euch, wir würden stolz auf unser Recht bestehen. (Es läutet Sturm. Der Saal füllt sich immer mehr mit bewaffneten Bürgern. Die Hellebardiere leisten nur geringen Widerstand.)

Weiß. Beruhigt das Volk, dann läßt sich mit euch reden.

Fettmilch. Zu spät! Wer sich Lawinen in die Wege stellt, den reißen sie hinunter in die Tiefe.

Beyer. Wir danken ab, führt ihr das Regiment der Stadt.

Ratsstimmen (wild durcheinander). Wir danken ab! führt ihr das Regiment!

Fettmilch. Uns gelüstet nicht nach eurer Macht. Was ihr euch eingebrockt, das mögt ihr selber fressen! Nicht einer hier verläßt den Römer, ehe er uns Rede gestanden hat!

Holzhausen. Ihr wollt den Kampf, wohlan, es sei! (Ratsherren ziehen ihre Degen.)

Dreizehnter Auftritt.

Vorige. Ruger, später Euler, Bürger, Söldner.

Ruger (stürmt herein). Es läutet Sturm, das Volk bestürmt das Haus, und meine Truppen verweigern den Gehorsam. Eine kleine Rotte nur blieb noch getreu, bereit den Sitzungssaal zu schützen! (Söldner dringen ein.)

Fettmilch (zu den Söldnern). Willkommen wackre Leute! Soldatenkleid ist Ehrenkleid, ich habe es einstens selbst getragen und mich darin bewährt, nichts trennt mich drum von euch. Ihr seid der Bürger und der Zünfte Schutz, ihr haltet fest zum Recht und straft Verrat und Tücke! Wohlauf, Soldaten! hier ist der rechte Ort, die Tugend hochzuhalten, die euch schmückt. Im Rate sind die finsteren Mächte, die unsere Stadt und Bürgerschaft verderben wollen. Wollt ihr euch trennen von dem Volk, von euren Brüdern? (Bewegung unter den Söldnern.) Kein Haar wollen wir dem Rate krümmen, doch solange ihn gefangen halten, bis er sich reinigt vom Verdacht des Hochverrats! Geht ihr mit uns, dann kehrt die Speere um!

Söldner (begeistert). Hoch, Fettmilch, hoch! (Wilde Bürgerscharen stürmen herein. Die Söldner gehen gegen den kämpfenden Rat vor; dieser weicht zurück und läßt sich in Nebenräume drängen, deren Türen sofort geschlossen und von Posten besetzt werden. Tumult auf der Straße. Gesang: »Bürger heraus! heraus mit blanker Wehre«! Hochrufe auf Fettmilch und Frankfurt.)

Fettmilch. Besetzt die Tore und bewacht die Türen! Ihr alle bürgt mit eurem Kopf, daß keiner hier entweicht!

Weitz (hat sich erhoben und ruft in die Masse). Des Rates Macht ist gebrochen, itzt heißt's die Judenfrage lösen!

Schopp. Uff, in die Judegass'!

Weitz (entfaltet ein buntes Tuch und winkt). Bürger, mir nach, mir nach! (Ab mit einem Trupp Bürger).

Fettmilch. Das war ein Sieg, laßt uns den Himmel preisen! (Das Volk hebt Fettmilch auf seine Schultern. Unter Lärm und begeisterten Hochrufen auf Fettmilch, Sturmgeläute und Gesang

fällt der Vorhang).


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