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11. Kapitel.
Die Grundrente.

Die Rente, als der für die Benutzung des Bodens gezahlte Preis betrachtet, ist natürlich der höchste, den der Pächter bei der jeweiligen Beschaffenheit des Landes zu zahlen imstande ist. Bei der Feststellung der Pachtbedingungen sucht der Grundherr ihm keinen größeren Anteil am Produkte zu lassen, als zur Erhaltung des Kapitals, mit dem er die Aussaat bestreitet, die Arbeit bezahlt und das Vieh nebst anderem Gerät der Landwirtschaft kauft und unterhält, hinreicht, dazu die gewöhnlichen Profite der Pächterkapitalien in der Nachbarschaft. Das ist offenbar der kleinste Anteil, mit dem sich der Pächter, wenn er nicht geradezu verlieren will, begnügen kann, und der Grundherr ist selten bereit, ihm mehr zu lassen. Was von dem Produkte, oder, was dasselbe ist, von dem Preise des Produktes über diesen Anteil hinaus übrig bleibt, das trachtet der Gutsherr natürlich für sich selbst als Grundrente zu behalten, die offenbar die höchste ist, welche der Pächter bei der jeweiligen Beschaffenheit des Bodens zu zahlen vermag. Manchmal freilich läßt die Liberalität, öfter die Unkenntnis den Grundherrn etwas weniger als diesen Teil annehmen; manchmal auch, obgleich seltener, läßt die Unkenntnis den Pächter sich unterfangen, etwas mehr zu zahlen, oder sich mit etwas weniger als dem in der Nachbarschaft üblichen Profit der Pächterkapitalien zu begnügen. Aber dieser Teil kann doch immer als die natürliche Grundrente, oder als die Rente angesehen werden, von der natürlicherweise angenommen wird, daß das meiste Land dafür verpachtet werden sollte.

Man könnte glauben, die Grundrente sei oft nichts weiter als ein billiger Profit oder Zins für das vom Grundherrn auf seine Kulturarbeiten verausgabte Kapital. Das kann unter Umständen allerdings teilweise der Fall sein; aber es kann wohl niemals mehr als teilweise der Fall sein. Der Grundherr verlangt auch für nicht kultiviertes Land eine Rente, und der angebliche Zins oder Profit für die Kulturkosten sind gewöhnlich nur ein Zusatz zu dieser ursprünglichen Rente. Überdies werden die Kulturarbeiten nicht immer mit dem Kapital des Grundherrn, sondern manchmal mit dem des Pächters ausgeführt. Kommt dann die Zeit, wo der Pachtkontrakt erneuert werden soll, so fordert der Grundherr gewöhnlich dieselbe Erhöhung der Rente, als wenn er die Kulturarbeiten mit eigenen Mitteln ausgeführt hätte.

Zuweilen verlangt er eine Rente für das, was einer Kultur durch Menschen durchaus unfähig ist. Kelp ist eine Seepflanzenart, welche verbrannt ein alkalisches Salz liefert, das zur Herstellung von Glas, Seife und zu einigen anderen Zwecken dient. Es wächst an einigen Orten Großbritanniens, namentlich in Schottland, nur auf solchen Felsen, die innerhalb der Flutgrenze liegen, die täglich zweimal vom Wasser bedeckt werden, und deren Produkt daher nie durch menschlichen Fleiß vermehrt wurde. Dennoch wird ein Grundherr, dessen Gut von einem Kelpufer eingeschlossen ist, ebensogut von diesem, wie von seinen Kornfeldern eine Rente verlangen.

Um die Shetlandsinseln herum ist das Meer außergewöhnlich reich an Fischen, die ein Hauptnahrungsmittel ihrer Bewohner ausmachen. Um aber von diesem Produkt Nutzen zu ziehen, müssen sie am daranstoßenden Lande eine Wohnung haben. Die Rente des Grundeigentümers richtet sich nicht danach, was dem Pächter das Land einbringt, sondern danach, was ihm beide, Land und Wasser, einbringen. Sie wird zum Teil in Seefischen bezahlt, und in jener Gegend tritt einer von den sehr seltenen Fällen ein, wo die Rente einen Teil des Preises jener Ware ausmacht.

Demnach ist die Grundrente, als der für die Benutzung des Bodens bezahlte Preis, natürlich ein Monopolpreis. Er richtet sich durchaus nicht danach, was der Grundherr für die Kultur des Landes verausgabt haben mag, oder womit er sich begnügen könnte, sondern danach, was der Pächter geben kann.

In der Regel können nur solche Bodenprodukte zu Markte gebracht werden, deren üblicher Preis genügt, um das Kapital, das darauf verwendet wurde, sie dahin zu schaffen, samt seinen üblichen Profiten wieder einzubringen. Ist der übliche Preis höher, so wird der Überschuß natürlich als Grundrente abfallen. Ist er aber nicht höher, so kann die Ware zwar zu Markte gebracht werden, wird aber für den Grundherrn keine Rente abwerfen. Ob der Preis höher ist, oder nicht, hängt von der Nachfrage ab.

Es gibt einige Teile des Bodenprodukts, nach denen die Nachfrage immer so stark sein muß, daß sie einen höheren Preis bewirkt, als genügt, um jene auf den Markt zu bringen; und es gibt wieder andere, nach denen sie so stark sein kann, daß sie diesen höheren Preis bewirkt, oder auch nicht. Die ersteren müssen dem Grundherrn immer eine Rente abwerfen. Die letzteren hingegen können dies tun, oder auch nicht, je nach den Umständen.

Man hat also wohl darauf zu achten, daß die Rente auf eine andere Weise in den Aufbau des Warenpreises eintritt als Lohn und Profit. Hohe oder niedrige Löhne und Profite sind die Ursachen eines hohen oder niedrigen Preises; hohe oder niedrige Rente ist dessen Wirkung. Weil hohe oder niedrige Löhne und Profite gezahlt werden müssen, damit eine bestimmte Ware zu Markte komme, ist auch ihr Preis hoch oder niedrig. Aber weil ihr Preis hoch oder niedrig ist, viel mehr, oder wenig mehr, oder gar nicht mehr, als nötig ist, um jene Löhne zu zahlen, erwirkt sie eine hohe oder eine niedrige oder gar keine Rente.

Die abgesonderte Betrachtung, erstens jener Teile des Bodenproduktes, die immer eine Rente gewähren, zweitens jener, die bald eine gewähren und bald nicht, und drittens der Veränderungen, die in den verschiedenen Perioden der Culturarbeiten im relativen Werte dieser beiden Arten von Rohprodukten naturgemäß eintreten, sowohl wenn, man sie unter einander, als wenn man sie mit Manufakturwaren vergleicht, teilt dieses Kapitel in drei Abteilungen.

1. Abteilung.
Die Bodenprodukte, die immer eine Rente abwerfen.

Da die Menschen sich gleich allen anderen tierischen Wesen natürlich im Verhältnis zu den vorhandenen Unterhaltsmitteln vermehren, so herrscht allezeit mehr oder weniger Nachfrage nach Nahrung. Sie kann sich stets eine größere oder kleinere Quantität Arbeit verschaffen oder dienstbar machen, und es findet sich immer jemand, der, um sie zu erlangen, bereit ist, etwas zu tun. Die Quantität Arbeit, die sie verschaffen kann, ist allerdings, wegen der hohen Löhne, die bisweilen für die Arbeit gezahlt werden, nicht immer so groß, als sie sein könnte, wenn sie aufs sparsamste zugemessen würde; aber sie kann doch immer eine so große Quantität Arbeit verschaffen, als sie unterhalten kann, entsprechend dem Satze, zu dem diese Art von Arbeit in der Gegend gewöhnlich unterhalten wird.

Es bringt aber der Boden fast in jeder Lage eine größere Quantität Nahrung hervor, als zum Unterhalt aller Arbeit die nötig ist, um sie zu Markte zu bringen, genügt, und zwar auf die reichlichste Art, auf die jene Arbeit je unterhalten wurde. Auch ist der Überschuß immer mehr als hinreichend, um das Kapital, welches jene Arbeit beschäftigte, samt den ihm zukommenden Profiten wieder einzubringen. Mithin bleibt dem Grundherrn stets etwas als Rente übrig.

Die wüstesten Moore Norwegens und Schottlands bringen noch eine Art Futter für das Vieh hervor, dessen Milch und Nachwuchs immer mehr als hinreichend ist, nicht nur die zu seiner Wartung erforderliche Arbeit zu unterhalten und dem Pächter oder Eigentümer der Herden den üblich Profit zu verschaffen, sondern auch noch für den Grundherrn eine kleine Rente abzuwerfen. Die Rente steigt mit der Güte der Weide. Der nämliche Fleck Landes ernährt dann nicht allein eine größere Menge Vieh, sondern erfordert auch, da es in einem kleineren Bezirk beisammen ist, weniger Arbeit zu seiner Wartung und zur Einsammlung seiner Produkte. Der Grundeigentümer gewinnt auf zweierlei Art: durch die Zunahme des Produktes und durch die Verminderung der Arbeit, die davon unterhalten werden muß.

Die Grundrente ist nicht nur, was auch immer das Produkt sei, je nach der Fruchtbarkeit, sondern auch, wie immer seine Fruchtbarkeit sei, je nach der Lage verschieden. Boden in der Nähe einer Stadt wirft eine größere Rente ab, als gleich fruchtbarer Boden in einem entlegenen Teile des Landes. Mag auch der Anbau des einen nicht mehr als der des anderen kosten, so muß es doch immer mehr Kosten verursachen, die Produkte des entlegenen Grundstücks auf den Markt zu bringen. Es muß daher eine größere Quantität Arbeit davon unterhalten werden, und der Überschuß, von dem sowohl der Profit des Pächters als auch die Rente des Grundeigentümers bezogen wird, geringer werden. Aber in entlegenen Teilen des Landes ist, wie schon gezeigt wurde, der Profitsatz gewöhnlich höher als in der Nachbarschaft einer großen Stadt. Daher kann dem Grundeigentümer nur ein kleinerer Anteil aus dem verringerten Überschuß zufallen.

Gute Straßen, Kanäle und schiffbare Flüsse bringen durch Ermäßigung der Frachtkosten zwischen den entlegenen Gegenden eines Landes und der Umgegend einer Stadt eine ziemliche Ausgleichung hervor. Sie sind in dieser Hinsicht die größten von allen Verbesserungen. Sie ermuntern den Anbau der entlegenen Kreise, die stets die ausgedehntesten eines Landes sein müssen. Sie nützen der Stadt, indem sie das Monopol des Landes in seiner Nachbarschaft aufheben. Sie sind selbst für diesen Teil des Landes vorteilhaft. Zwar bringen sie konkurrierende Waren auf den alten Markt, aber sie öffnen auch seinen Produkten viele neue Märkte. Zudem ist ein Monopol ein großer Feind guter Geschäftsführung, die sich nur infolge jener freien, allgemeinen Konkurrenz, welche jedermann zwingt, um seiner eigenen Selbstverteidigung willen danach zu greifen, allgemein verbreiten kann. Es sind kaum 50 Jahre her, daß gewisse Grafschaften in der Nähe von London bei dem Parlamente gegen eine Verlängerung der Chausseen in entferntere Grafschaften petitionierten. Die entlegeneren Grafschaften, behaupteten sie, würden durch die Wohlfeilheit der Arbeit instand gesetzt sein, ihr Heu und Getreide auf dem Londoner Markte wohlfeiler als sie zu verkaufen und würden dadurch ihre Renten herabdrücken und ihren Landbau zugrunde richten. Dessenungeachtet sind seit jener Zeit ihre Renten gewachsen, und ihr Landbau hat sich gehoben.

Ein Getreidefeld von mäßiger Fruchtbarkeit bringt eine viel größere Menge von Nahrung für die Menschen hervor als der beste Weideplatz von gleicher Ausdehnung. Erfordert seine Bestellung auch weit mehr Arbeit, so ist doch der Überschuß, der nach Wiederersatz der Saat und der Erhaltung jener ganzen Arbeit übrig bleibt, gleichfalls weit größer. Wenn daher angenommen wird, daß ein Pfund Fleisch nie mehr wert sei als ein Pfund Brot, so würde dieser größere Überschuß auch überall einen größeren Wert haben und sowohl für den Profit des Pächters als für die Rente des Grundherrn einen größeren Fonds abgeben. So scheint es wirklich beim rohen Anfang der Landwirtschaft allgemein der Fall gewesen zu sein.

Aber der relative Wert dieser zwei verschiedenen Nahrungsmittel, des Brotes und des Fleisches, ist in den verschiedenen Perioden der Landwirtschaft sehr verschieden. Bei ihrem rohen Anfang wird die nicht urbar gemachte Wildnis, die zu dieser Zeit den bei weitem größten Teil des Landes einnimmt, ganz dem Vieh überlassen. Es gibt dann mehr Fleisch als Brot, und folglich ist das Brot dasjenige Nahrungsmittel, für das die größte Konkurrenz besteht, und das eben darum den größten Preis hat. In Buenos-Ayres waren, wie wir von Ulloa erfahren, vor vierzig oder, fünfzig Jahren vier Realen, 21½ Pence Sterling, der gewöhnliche Preis eines aus einer Herde von zwei oder dreihundert Stück ausgesuchten Rindes. Über den Preis des Brotes sagt er nichts, wahrscheinlich weil er nichts Auffallendes darüber fand. Ein Rind, sagt er, kostet dort wenig mehr als die Arbeit, es zu fangen. Dagegen kann Korn nirgends ohne viel Arbeit gebaut werden, und in einem Lande, welches am La-Plata-Strom, zu jener Zeit der direkten Straße von Europa nach den Silberminen von Potosi, liegt, konnte der Geldpreis der Arbeit nicht sehr wohlfeil sein. Es verhält sich anders, wenn sich der Anbau über den größten Teil des Landes verbreitet hat. Da gibt es dann mehr Brot als Fleisch. Die Konkurrenz ändert ihre Richtung, und der Preis des Fleisches wird höher als der des Brotes.

Außerdem wird durch die Ausdehnung des Anbaues die nicht urbare Wildnis ungenügend, um der Nachfrage nach Fleisch zu genügen. Ein großer Teil der angebauten Strecken muß dann zur Zucht und Mast des Viehes hergegeben werden, dessen Preis hoch genug sein muß, um nicht nur die zu seiner Wartung nötige Arbeit, sondern auch die Rente, die der Grundeigentümer, und den Profit, den der Pächter aus solchen Strecken bei ihrer Benutzung als Ackerland hätte ziehen können, zu bezahlen. Das Vieh, das auf den unkultiviertesten Mooren aufwächst, wird auf dem Markte nach seinem Gewicht oder seiner Güte zu demselben Preise verkauft, wie das auf den besten Ländereien aufgezogene. Die Eigentümer solcher Moore gewinnen dabei und steigern die Rente ihres Landes im Verhältnis zum Preise ihres Viehes. Es ist noch kein Jahrhundert her, daß in vielen Gegenden der schottischen Hochlande Fleisch ebenso wohlfeil oder noch wohlfeiler war als Haferbrot. Die Vereinigung öffnete dem Hochlandvieh den englischen Markt. Jetzt ist sein gewöhnlicher Preis mehr als dreimal so hoch als zu Beginn des Jahrhunderts, und die Renten vieler Hochlandgüter haben sich in derselben Zeit verdreifacht und vervierfacht. In den meisten Teilen Großbritanniens ist jetzt ein Pfund vom besten Fleisch fast mehr wert als zwei Pfund vom besten Weißbrot; und in reichen Jahren ist es mitunter drei oder vier Pfund wert.

So geschieht es denn, das bei fortschreitender Kultur die Rente und der Profit unkultivierten Weidelandes einigermaßen durch die Rente und den Profit des kultivierten, und diese wieder durch die Rente und den Profit des Getreides geregelt werden. Getreide bedeutet eine jährliche Ernte; Fleisch hingegen eine Ernte, die vier oder fünf Jahre zum Reifwerden braucht. Da nun ein Acre Land eine viel geringere Quantität von dem einen als von dem anderen Nahrungsmittel hervorbringt, so muß die geringere Quantität durch den höheren Preis ausgeglichen werden. Würde sie mehr als ausgeglichen, so würde man mehr Getreideland in Weideplätze verwandeln; und würde sie nicht ausgeglichen, so würde man einen Teil der Weideplätze wieder zu Getreideland machen.

Doch muß man wissen, daß diese Gleichheit von Rente und Profit des Futters und von Rente und Profit des Getreides, d. h. von einem Boden, dessen unmittelbares Produkt Nahrung für Vieh, und einem, dessen unmittelbares Produkt Nahrung für Menschen ist, nur von dem größeren Teil des kultivierten Bodens eines großen Landes gilt. An einzelnen besonderen Örtlichkeiten ist es ganz anders, und Rente und Profit von Futter sind da weit höher, als was mit Getreide verdient werden kann.

So bewirkt oft in der Nähe einer großen Stadt die Nachfrage nach Milch und Pferdefutter, so wie der hohe Preis des Fleisches, daß der Wert des Futters das, was man sein natürliches Verhältnis zum Getreide nennen kann, übersteigt. Es ist klar, daß dieser örtliche Vorteil nicht den entlegenen Ländereien zugute kommen kann.

Besondere Umstände haben manche Länder so volkreich gemacht, daß das ganze Gebiet, in ähnlicher Weise wie die Ländereien in der Nähe einer großen Stadt, nicht ausreichte, um das für den Unterhalt der Einwohner nötige Futter und Getreide zu liefern. Darum wurden ihre Ländereien hauptsächlich zur Erzeugung des Futters verwandt, der voluminöseren Ware, die nicht so leicht aus weiter Ferne herbeigeschafft werden kann; und Getreide, das Nahrungsmittel der großen Masse des Volkes, wurde meist aus fremden Ländern importiert. Gegenwärtig befindet sich Holland in dieser Lage, und in der Blütezeit der Römer scheint es mit einem großen Teil des alten Italiens ebenso gewesen zu sein. Gute Viehzucht, sagt nach Cicero's Bericht der ältere Cato, ist die erste und profitabelste Sache bei der Bewirtschaftung eines Landgutes, mittelmäßige die zweite und schlechte die dritte. Der Ackerwirtschaft wies er nur den vierten Platz für Profit und Vorteil an. In der Tat muß auch die Feldwirtschaft in jenem Teile des alten Italiens, der in Roms Nähe lag, durch die Getreideverteilungen, mit denen das Volk häufig entweder umsonst oder zu sehr niedrigem Preise bedacht wurde, außerordentlich entmutigt worden sein. Dies Getreide wurde aus den eroberten Provinzen gebracht, deren manche der Republik anstatt Geld den zehnten Teil ihrer Bodenerzeugnisse zu einem festgesetzten Preise, etwa 6 Pence fürs Peck, liefern mußten. Der niedrige Preis, zu welchem dies Getreide an das Volk verteilt wurde, mußte notwendigerweise den Preis dessen, was aus Latium oder dem alten Gebiete Roms auf den römischen Markt kam, herabdrücken und von seinem Anbau in jenem Landesteil abschrecken.

Auch wird in einer offenen Gegend, deren Haupterzeugnis Getreide ist, ein wohl eingehegter Weideplatz oft besser rentieren, als irgend ein daranstoßendes Getreidefeld. Er dient zum Unterhalt des zum Getreidebau verwendeten Viehes, und seine hohe Rente wird in diesem Falle nicht sowohl von dem Werte seines eigenen Erzeugnisses als von dem des Getreidelandes gezahlt, das mit seiner Hilfe bestellt wird. Sie würde wahrscheinlich fallen, wenn die umliegenden Ländereien alle eingehegt würden. Die gegenwärtige hohe Rente des eingehegten Landes in Schottland scheint von der Seltenheit des Einhegens herzurühren und wird wahrscheinlich nicht länger dauern als jene Seltenheit. Der Vorteil des Einhegens ist für die Weide größer als für das Getreide. Es spart die Arbeit der Aufsicht über das Vieh, das auch viel besser gedeiht, wenn es nicht von dem Hirten oder seinem Hunde beunruhigt wird.

Wo sich jedoch kein ähnlicher örtlicher Vorteil findet, da muß natürlich die Rente und der Profit des Getreides oder von allem, was sonst etwa die gewöhnliche Pflanzennahrung des Volkes bildet, auf den dazu geeigneten Äckern die Rente und den Profit der Weideplätze bestimmen.

Man müßte erwarten, daß der Gebrauch der künstlichen Grasarten, der Rüben, der Möhren, des Kohls und der anderen Hilfsmittel, auf die man gekommen ist, um mit einem gleich großen Stück Land eine größere Anzahl Vieh zu ernähren als es bei natürlichen Grasarten möglich wäre, den höheren Preis, den in einem kultivierten Lande das Fleisch natürlicherweise vor dem Brote voraus hat, etwas herabdrücken sollte. Es scheint in der Tat auch der Fall gewesen zu sein; und man hat einigen Grund zu glauben, daß wenigstens auf dem Londoner Markte der Preis des Fleisches im Verhältnis zu dem Preise des Brotes in neuerer Zeit beträchtlich niedriger ist, als er es zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war.

In dem Anhange zum Leben des Prinzen Heinrich hat uns Doktor Birch ein Verzeichnis der Fleischpreise gegeben, wie sie jener Prinz gewöhnlich bezahlte. Da heißt es, daß die vier Viertel eines Ochsen im Gewichte von 600 Pfund ihn gemeiniglich 9 Pfund 10 Schilling oder so ungefähr kosteten; das macht 31 Schilling und 8 Pence für hundert Pfund. Prinz Heinrich starb am 6. November 1612 in seinem neunzehnten Jahre.

Im März 1764 fand eine parlamentarische Untersuchung über die Ursachen des damaligen hohen Preises der Lebensmittel statt. Unter anderen Aussagen aus demselben Anlaß wurde damals von einem virginischen Kaufmann bezeugt, daß er im März 1763 seine Schiffe mit Rindfleisch zu 24 oder 25 Schilling den Zentner versorgt habe, – ein Preis, den er für den gewöhnlichen hielt, – während er in jenem teuren Jahre 27 Schilling für dieselbe Quantität und Güte habe zahlen müssen. Gleichwohl ist dieser hohe Preis im Jahre 1764 um 4 Schilling und 8 Pence wohlfeiler als der vom Prinzen Heinrich gezahlte gewöhnliche Preis; und, das muß bemerkt werden, nur das beste Rindfleisch eignet sich dazu, für diese weiten Reisen eingesalzen zu werden.

Der vom Prinzen Heinrich bezahlte Preis beträgt 3? Pence auf das Pfund vom ganzen Ochsen, gewöhnliche und ausgesuchte Stücke zusammen; und nach diesem Satze konnten die ausgesuchten Stücke im Detailverkauf nicht unter 4½ d. oder 5 d. das Pfund verkauft werden.

Bei der parlamentarischen Untersuchung im Jahre 1764 gaben die Zeugen an, daß der Preis ausgesuchter Stücke vom besten Rindfleisch für den Konsumenten 4 und 4½ d. das Pfund und gewöhnlicher Stücke im allgemeinen 7 Farthings bis zu 2½ und 2 ¾ d. sei; und von diesem Preise sagten sie, daß er im ganzen um einen halben Penny höher sei, als wofür dieselben Stücke im Monat März gewöhnlich verkauft worden seien. Dennoch ist auch dieser hohe Preis noch beträchtlich wohlfeiler, als wie wir wohl annehmen können, der übliche Detailpreis zur Zeit des Prinzen Heinrich war.

Während der ersten zwölf Jahre des vorigen Jahrhunderts war der Durchschnittspreis des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor 1 £ 18 s. 3? d. der Malter zu neun Winchester Scheffeln.

Dagegen war in den zwölf Jahren vor 1764, einschließlich dieses Jahres, der Durchschnittspreis derselben Quantität des besten Weizens auf dem nämlichen Markte 2 £ 1 s. 9½ d.

Hieraus geht hervor, daß in den zwölf ersten Jahren des vorigen Jahrhunderts der Weizen beträchtlich wohlfeiler und das Fleisch beträchtlich teurer gewesen zu sein scheint, als in den zwölf Jahren vor 1764 einschließlich dieses Jahres.

In allen großen Ländern wird der größte Teil des kultivierten Bodens zu Erzeugung von Nahrung für Menschen oder von Nahrung für Vieh gebraucht. Die Rente und der Profit davon regulieren die Rente und den Profit alles anderen kultivierten Bodens. Brächte irgend ein Produkt weniger ein, so würde man den Boden bald in Korn- oder Weideland verwandeln; und brächte irgend eines mehr ein, so würde man einen Teil der Getreide- und Weideländereien bald diesem Produkt zuwenden.

Es scheinen zwar gewöhnlich jene Produkte, die entweder größere anfängliche Ausgaben für den Anbau, oder eine größere jährliche Ausgabe für Kultur erfordern, um das Land für sie geeignet zu machen, teils eine größere Rente, teils einen größeren Profit abzuwerfen, als Getreide- oder Weideland. Aber man wird selten finden, daß dieses Mehr einen entsprechenden Zins oder Ersatz für diese Mehrausgabe übersteigt.

Bei einem Hopfen-, Obst- oder Gemüsegarten pflegt die Rente des Grundeigentümers und der Profit des Pächters höher zu sein als bei einem Getreidefelde oder Weideland. Aber es erfordert mehr Ausgaben, den Boden dazu instand zu setzen. Daher muß dem Grundeigentümer eine höhere Rente zufallen. Andererseits ist eine aufmerksamere und geschicktere Behandlung nötig. Daher muß dem Pächter ein höherer Profit zufallen. Auch ist die Ernte, wenigstens bei Hopfen- und Obstgärten, unsicherer. Ihr Preis muß deshalb außer dem Ersatz aller gelegentlicher Verluste auch noch eine Art von Versicherungsprofit bieten. Die Vermögensverhältnisse der Gärtner, – gewöhnlich ärmlich und immer mäßig, – mögen uns zur Genüge beweisen, daß ihre große Geschicklichkeit in der Regel nicht übermäßig entlohnt wird. Ihre genußreiche Kunst wird von so vielen reichen Leuten zum Zeitvertreib ausgeübt, daß die, welche sie des Profites halber ausüben, nur wenig Vorteil daraus ziehen können, weil diejenigen Personen, die eigentlich ihre besten Kunden sein müßten, sich mit allen ihren höchst wertvollen Produkten selber versorgen.

Der Vorteil, den der Grundeigentümer aus solcher Kultur zieht, scheint zur keiner Zeit höher gewesen zu sein, als gerade genügt, um die ursprünglichen Anlagekosten auszugleichen. In der alten Landwirtschaft scheint nächst dem Weinberge ein wohlbewässerter Gemüsegarten der Teil des Gutes gewesen zu sein, von dem man annahm, daß er das wertvollste Produkt liefere. Dagegen glaubt Demokrit, der ungefähr vor zweitausend Jahren über die Landwirtschaft schrieb und von den Alten als einer der Väter dieser Kunst angesehen wurde, daß die nicht weise handelten, die einen Gemüsegarten einhegten. Der Profit, sagt er, würde die Kosten einer Steinmauer nicht ersetzen; Ziegel aber, (er meinte, wie ich glaube, an der Sonne gebackene Ziegel,) verwitterten durch den Regen und den Wintersturm und bedürften steter Ausbesserung. Columella, der dies Urteil des Demokrit mitteilt, widerspricht ihm nicht, sondern rät zu einer sehr dürftigen Einhegungsart, einer Hecke aus Brombeersträuchern und Dornen, die er, wie er sagt aus Erfahrung als einen haltbaren und undurchdringlichen Zaun erkannt habe, der aber, wie es scheint, zurzeit des Demokrit nicht allgemein bekannt gewesen ist. Palladius tritt der Meinung des Columella bei, die vordem auch von Varro empfohlen worden war. Nach dem Urteil dieser alten Landwirte war, wie es scheint, das Erzeugnis eines Gemüsegartens wenig mehr als hinreichend, um für die außerordentliche Pflege und die Bewässerungskosten zu entschädigen; denn man hielt es in der Sonne so nahen Ländern damals wie jetzt für gut, über ein fließendes Wasser zu verfügen, das in jedes Beet des Gartens geleitet werden könnte. Auch heute ist man noch im größten Teile von Europa der Meinung, daß ein Gemüsegarten keinen besseren Zaun als den von Columella empfohlenen verdiene. In Großbritannien und mehreren anderen nördlichen Ländern können die feineren Früchte nicht ohne Hilfe einer Mauer zur Reife gebracht werden. Darum muß ihr Preis in solchen Ländern hoch genug sein, um die Kosten des Baues und Unterhaltes dessen, was sie nicht entbehren können, zu tragen. Die Fruchtmauer schließt oft auch den Gemüsegarten ein, dem dadurch der Vorteil einer Einhegung zugute kommt, die sein eigenes Produkt selten bezahlen konnte.

Daß der gehörig bepflanzte und zur Vollkommenheit gebrachte Weinberg der wertvollste Teil des Gutes war, scheint ein unangefochtener Grundsatz in der Landwirtschaft der Alten gewesen zu sein, wie er es in der Gegenwart in allen Weinländern ist. Ob es aber vorteilhaft war, einen neuen Weinberg anzulegen, das war, wie wir von Columella erfahren, bei den alten italienischen Landwirten eine Streitfrage. Er selbst entscheidet sich, als ein wahrer Liebhaber alles sorgfältigen Anbaus, für den Weinberg und sucht durch eine Vergleichung des Profits mit der Ausgabe zu zeigen, daß er eine sehr vorteilhafte Kulturart sei. Solche Vergleichungen zwischen Profit und Ausgaben bei neuen Projekten sind jedoch in der Regel sehr trügerisch und nirgends so sehr wie in der Landwirtschaft. Wäre der aus solchen Anpflanzungen sich ergebende Gewinn gewöhnlich so groß gewesen, als er sich einbildete, so hätte vielleicht diesbezüglich kein Streit bestehen können. Derselbe Punkt ist auch heute noch in Weinländern häufig ein Gegenstand von Erörterungen. Ihre landwirtschaftlichen Schriftsteller scheinen in der Tat geneigt zu sein, sich als Freunde und Förderer einer hohen Kultur im allgemeinen mit Columella für den Weinberg auszusprechen. In Frankreich scheint die Ängstlichkeit, mit der die Eigentümer von alten Weinbergen die Anlagen irgendwelcher neuen zu hintertreiben suchen, für ihre Meinung zu sprechen und bei denen, welche die Erfahrung haben müssen, auf eine Kenntnis davon hinzuweisen, daß diese Art der Kultur für jetzt in jenem Lande vorteilhafter sei als irgend eine andere. Indes scheint sie zugleich auf ein andere Meinung hinzuweisen, nämlich auf die, daß jener höhere Profit nicht länger andauern kann als die Gesetze, welche gegenwärtig den freien Anbau des Weines einschränken. Im Jahre 1731 erhielten sie einen Staatsratserlaß, der sowohl die Anlage neuer Weinberge, als auch die Erneuerung derjenigen alten, deren Kultur zwei Jahre lang unterblieben war, verbot, ausgenommen eine ausdrückliche Erlaubnis des Königs, die nur auf einen Bericht des Intendanten der Provinz erfolgen könne, mit der Bescheinigung, daß er das Land untersucht und zu jedem anderen Anbau untauglich gefunden habe. Den Vorwand zu diesem Erlaß bildete die Knappheit an Getreide und Viehfutter und der Überfluß an Wein. Hätte aber wirklich dieser Überfluß bestanden, so würde er auch ohne irgend einen Staatsratserlaß die Anlage neuer Weinberge durch Verringerung des Profits dieses Kulturzweiges unter sein natürliches Verhältnis zu dem von Getreide und Viehfutter verhindert haben. Was die durch die Vervielfältigung der Weinberge verursachte angebliche Knappheit an Getreide betrifft, so wird in ganz Frankreich nirgends so sorgfältig Getreide gebaut als in den Weinprovinzen, so weit der Boden sich dazu eignet, so in Burgund, Guienne und der oberen Languedoc. Die vielen Arbeiter, die bei dem einen Kulturzweige beschäftigt werden, ermuntern notwendigerweise zu dem anderen, indem sie für die Produkte des letzteren einen lebhaften Markt schaffen. Die Zahl derer, welche es zu bezahlen imstande sind, zu verringern, ist gewiß ein höchst ungeeignetes Mittel, den Bau des Getreides zu fördern. Es ist das wie eine Wirtschaftspolitik, die den Landbau dadurch fördern möchte, daß sie die Manufakturen entmutigt.

Mithin sind Rente und Profit jener Erzeugnisse, die entweder eine größere anfängliche Ausgabe zur Kultur des Landes, um es für sie geeignet zu machen, oder eine größere jährliche Ausgabe für die Bebauung erfordern, zwar oft weit höher als die von Getreide und Weideland, aber sie werden auch, selbst wenn sie nur die außergewöhnlichen Kosten gerade wett machen, in Wirklichkeit durch die Rente und den Profit jener gemeinen Ernten bestimmt.

Es trifft sich in der Tat zuweilen, daß die Quantität Land, die für ein bestimmtes Erzeugnis eingerichtet werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Es kann das gesamte Erzeugnis solchen Abnehmern überlassen werden, die etwas mehr zu geben willens sind, als zur Bezahlung der ganzen Rente, des Lohnes und Profits erforderlich ist, die nötig sind, um es zu erzeugen und auf den Markt zu bringen, entweder nach dem natürlichen Satze, oder dem Satze, der in den meisten Teilen des übrigen kultivierten Landes bezahlt wird. Der Überschuß des Preises, der nach Bezahlung der gesamten Anbau- und Kulturkosten übrig bleibt, mag in diesem Falle, und nur in diesem Falle, gewöhnlich in keinem regelmäßigen Verhältnis zu dem gleichen Überschuß bei Getreide- und Weideland stehen, sondern ihn in jedem möglichen Grade überschreiten; und der größte Teil dieses Überschusses kommt der Rente des Grundeigentümers zugute.

Das übliche und natürliche Verhältnis, z. B. zwischen der Rente und dem Profit von Wein und denen von Getreide und Weideland kann man nur bei denjenigen Weinbergen anzutreffen hoffen, die nichts als guten gewöhnlichen Wein hervorbringen, wie er fast überall, auf jedem leichten, kiesigen oder sandigen Boden gezogen werden kann, und der keine andere Empfehlung hat, als daß er stark und der Gesundheit zuträglich ist. Nur mit solchen Weinbergen kann der gewöhnliche Boden des Landes die Konkurrenz aufnehmen: daß er es mit jenen von besonderer Qualität nicht kann, ist klar.

Der Wein wird von der Verschiedenheit des Bodens mehr beeinflußt als irgend eine andere Frucht. Von manchem Boden erhält er eine Blume, die, wie man annimmt, weder Kultur noch Behandlung auf irgend einem anderen ersetzen kann. Diese Blume, – ob wirklich oder eingebildet, – ist bald dem Produkte einiger weniger Weinberge eigen, bald erstreckt sie sich über den größten Teil eines kleinen Gebiets, bald endlich über einen beträchtlichen Teil einer großen Provinz. Das ganze Quantum solcher Weine, das zu Markte gebracht wird, bleibt zurück hinter der wirksamen Nachfrage, oder hinter der Nachfrage jener, die willens sind, Rente, Profit und Lohn, die notwendig waren, um sie vorzubereiten und dahin zu schaffen, nach dem gewöhnlichen Satz, oder dem Satz, der in gemeinen Weinbergen bezahlt wird, zu bezahlen. Daher kann das ganze Quantum an jene abgelassen werden, die mehr zu zahlen willens sind, was notwendigerweise den Preis über jenen des gemeinen Weines steigert. Die Differenz ist größer oder kleiner, je nachdem die Beliebtheit und der geringe Vorrat des Weines die Konkurrenz der Käufer mehr oder weniger stark macht. Wie es aber auch sei, das Meiste davon fällt der Rente des Grundeigentümers zu. Denn obgleich solche Weinberge gemeiniglich sorgfältiger kultiviert werden als die meisten übrigen, so scheint doch der hohe Preis des Weines nicht so sehr eine Wirkung, als die Ursache dieser sorgfältigen Kultur zu sein. Bei einem so wertvollen Produkte ist ein durch Nachlässigkeit herbeigeführter Verlust groß genug, um auch den Fahrlässigsten zur Aufmerksamkeit zu zwingen. Demnach genügt ein kleiner Teil des hohen Preises, um den Lohn für die außerordentliche Arbeit, die auf deren Kultur verwendet wird, und den Profit des außerordentlichen Kapitals, das jene Arbeit in Gang setzte, bezahlt zu machen.

Die Zuckerkolonien, welche viele europäische Nationen in Westindien besitzen, lassen sich mit diesen kostbaren Weinbergen vergleichen. Ihr gesamtes Erzeugnis bleibt hinter der wirksamen Nachfrage Europas zurück und kann an solche Abnehmer abgelassen werden, die mehr zu geben willens sind, als nach dem Satze, zu dem sie gewöhnlich bei jedem anderen Produkt bezahlt werden, zur ganzen Deckung der Rente, des Profits und des Lohnes, die nötig sind, um es vorzubereiten und auf den Markt zu bringen, genügt. In Cochinchina wird nach der Angabe Poivre's Voyages d'un philosophe., eines sehr sorgfältigen Beobachters der Landwirtschaft jenes Landes, der Zentner vom feinsten weißen Zucker für drei Piaster etwa 13 Schilling und 6 Pence in unserem Gelde, verkauft. Was dort Zentner genannt wird, wiegt zwischen 150-200 Pariser Pfund, oder durchschnittlich 175 Pariser Pfund, was den Preis eines englischen Zentners von 100 Pfund auf etwa 8 Schilling stellt, also nicht den vierten Teil dessen, was gewöhnlich für den aus unseren Kolonien eingeführten braunen Zucker, Muskovade, gezahlt wird, und nicht den sechsten Teil dessen, was für den feinsten weißen Zucker bezahlt wird. Der größte Teil des kultivierten Landes in Cochinchina wird zur Produktion von Getreide und Reis, der Nahrung der großen Massen des Volkes, verwendet. Die entsprechenden Preise von Getreide, Reis und Zucker stehen dort wahrscheinlich im natürlichen Verhältnis, oder in dem, welches sich natürlicher Weise bei den verschiedenen Ernten des größten Teils vom kultivierten Lande einstellt und den Grundeigentümer und den Pächter für das, was, soweit als man es berechnen kann, die anfänglichen Kosten der Anlage und die jährlichen Kosten der Kultur zu sein pflegen, entschädigt. Dagegen steht in unseren Zuckerkolonien der Preis des Zuckers zu dem von Reis und Getreide in keinem solchen Verhältnis, weder in Europa noch in Amerika. Man sagt gewöhnlich, ein Zuckerpflanzer erwarte, daß Rum und Melasse alle Kosten seiner Pflanzung decken, sein Zucker selbst aber als reiner Profit übrig bleiben werde. Wenn dies wahr ist, denn ich getraue mich nicht, es zu behaupten, so ist es so, als wenn ein Getreidebauer erwartete, daß alle Kosten seines Anbaues durch Streu und Stroh gedeckt würden, und er das Korn als reinen Profit übrig behielte. Wir sehen oft in London und anderen Handelsstädten Gesellschaften von Kaufleuten wüste Ländereien in unseren Zuckerkolonien kaufen, die sie durch Faktoren und Agenten mit Profit anzubauen und zu kultivieren gedenken, trotz weiter Entfernung und der Unsicherheit der Wiedererstattung infolge der in jenen Ländern mangelhaften Rechtspflege. Niemand wird es versuchen, die fruchtbarsten Ländereien Schottlands und Irlands oder die Kornprovinzen Nordamerikas auf die gleiche Weise anzubauen und zu kultivieren, obwohl sich wegen der geordneteren Rechtspflege in diesen Ländern eine regelmäßigere Wiedererstattung erwarten ließe.

In Virginien und Maryland wird der Bau des Tabaks dem des Getreides vorgezogen, weil er einträglicher ist. Tabak könnte in dem größten Teil Europas mit Vorteil gebaut werden; aber fast in jedem Teil Europas ist er ein Hauptobjekt der Besteuerung geworden, und man ist der Meinung, daß es schwieriger sein würde, die Steuer von jedem einzelnen Gute des Landes, wo diese Pflanze gezogen würde, einzutreiben, als eine bei ihrer Einfuhr an der Zollstätte zu erheben. Aus diesem Grunde verbot man unsinniger Weise den Tabaksbau in dem größten Teil von Europa, was notwendig den Ländern, wo er erlaubt ist, eine Art Monopol verleiht; und da nun Virginien und Maryland die größte Menge davon hervorbringen, so teilen sie sich, obgleich nicht ohne einige Konkurrenten, doch reichlich in die Vorteile dieses Monopols. Indes scheint der Bau des Tabaks doch nicht so vorteilhaft zu sein als der des Zuckers. Ich habe nie von irgend einer Tabakspflanzung gehört, die durch das Kapital von Kaufleuten, welche in Großbritannien wohnten, angelegt und kultiviert worden wäre, und unsere Tabakskolonien schicken uns keine so reichen Pflanzer nach Hause, als wir sie oft von unseren Zuckerinseln ankommen sehen. Wenn es auch nach dem Vorzug, den man in jenen Kolonien dem Bau des Tabaks vor dem des Kornes gibt, schiene, daß die wirksame Nachfrage Europas nach Tabak nicht vollständig befriedigt wird, so ist sie doch wahrscheinlich näher daran, als die nach Zucker: und wenngleich der jetzige Preis des Tabaks wahrscheinlich mehr als hinreichend ist, Rente, Lohn und Profit, die notwendig sind, um ihn vorzubereiten und auf den Markt zu bringen, nach dem Satze, zu dem sie in Getreideländern bezahlt zu werden pflegen, ganz zu decken, so kann er doch nicht um so Vieles größer sein als der gegenwärtige Preis des Zuckers. Darum haben auch unsere Tabakspflanzer dieselbe Furcht vor einem Überfluß an Tabak an den Tag gelegt, wie die Eigentümer alter Weinberge in Frankreich vor einem Überfluß an Wein. Durch einen Beschluß des Repräsentantenhauses schränkten sie den Tabaksbau auf sechstausend Pflanzen ein, unter der Annahme, für jeden Neger zwischen sechzehn und sechzig Jahren tausend Pfund Tabak zu bekommen. Ein solcher Neger kann nach ihrer Rechnung außer dieser Quantität Tabak noch vier Acres Mais besorgen. Sie sollen auch, wie uns Dr. Douglas erzählt, Douglas's Summary. vol. II. p. 372, 373. (ich halte ihn für schlecht unterrichtet), um den Markt vor Überschwemmungen zu schützen, zuweilen in reichen Jahren ein bestimmtes Quantum Tabak für jeden Neger verbrannt haben, genau so wie es die Holländer angeblich mit ihren Gewürzen machen. Wenn so gewaltsame Verfahren nötig sind, um den gegenwärtigen Preis des Tabaks aufrecht zu erhalten, so wird der größere Vorteil seines Anbaus vor dem des Getreides, wenn er ihn anders noch hat, wahrscheinlich nicht von langer Dauer sein.

Auf diese Weise also bestimmt die Rente des angebauten Landes, dessen Erzeugnis menschliche Nahrung ist, die Rente des größten Teils von anderem angebauten Land. Es kann kein Produkt lange Zeit hindurch weniger abwerfen, weil sonst der Boden sogleich für eine andere Nutzung eingerichtet würde; und wenn ein Produkt für gewöhnlich mehr abwirft, so hat das seinen Grund darin, daß die Strecke Landes, die dazu gebraucht werden kann, zu klein ist, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen.

In Europa ist das Getreide das Haupterzeugnis des Bodens, der unmittelbar zur Nahrung der Menschen dient. Daher bestimmt hier, außer in besonderen Lagen, die Rente des Getreidelandes die alles anderem angebauten Landes. Britannien braucht weder auf Frankreichs Weinberge noch Italiens Olivenpflanzungen neidisch zu sein. Ihr Wert wird, besondere Lagen ausgenommen, durch den des Getreides bestimmt, und in diesem steht Britannien keinem der beiden Länder an Fruchtbarkeit viel nach.

Wenn in irgend einem Lande das allgemeine und beliebteste pflanzliche Nahrungsmittel des Volkes von einer Pflanze gewonnen würde, von der der gewöhnlichste Boden bei gleicher oder fast gleicher Kultur eine weit größere Quantität hervorbrächte, als der fruchtbarste an Korn hervorbringt, so würde die Rente des Grundeigentümers oder der Fruchtüberschuß, der ihm nach Bezahlung der Arbeit und Wiedererstattung des Kapitals des Pächters samt dessen üblichen Profiten übrig bliebe, notwendigerweise viel größer sein. Welches auch der Satz wäre, zu dem Arbeit in jenem Lande gewöhnlich unterhalten wird, dieser Überschuß könnte stets eine größere Zahl unterhalten und folglich den Grundeigentümer instand setzen, diese größere Quantität zu erwerben oder über sie zu verfügen. Der wirkliche Wert seiner Rente, seine wirkliche Macht und Autorität und seine Verfügung über die Lebensbedarfs- und Genußgüter, die ihm die Arbeit anderer Leute verschaffen könnte, würde notwendigerweise viel größer sein.

Ein Reisfeld bringt eine weit größere Menge Nahrung hervor als das fruchtbarste Kornfeld. In der Regel sollen zwei Ernten im Jahr, jede von 30 bis 60 Scheffel, auf jedem Acre wachsen. Obgleich nun seine Bebauung mehr Arbeit erfordert, so bleibt doch nach dem Unterhalt dieser ganzen Arbeit ein weit größerer Überschuß zurück. Daher sollte in jenen Reisländern, wo der Reis das allgemeine und beliebteste pflanzliche Nahrungsmittel des Volkes bildet, und wo die Landarbeiter selbst fast ganz davon unterhalten werden, von diesem größeren Überschuß auch ein größerer Anteil dem Grundeigentümer gehören als in den Getreideländern. In Carolina, wo die Pflanzer, wie in anderen britischen Kolonien, im allgemeinen zugleich Pächter und Grundeigentümer sind, und wo deshalb Rente mit Profit verwechselt wird, findet man den Reisbau einträglicher als den Getreidebau, obgleich ihre Felder nur eine Ernte im Jahre geben, und obgleich der Reis wegen der vorherrschenden europäischen Lebensweise nicht das allgemeine und beliebteste Nahrungsmittel des Volkes bildet.

Ein gutes Reisfeld ist das ganze Jahr hindurch ein Sumpf und eine Jahreszeit hindurch ein mit Wasser bedeckter Sumpf. Es eignet sich weder für Getreide noch für Viehfutter oder Weingärten oder überhaupt für irgend ein pflanzliches Produkt, das Menschen erheblichen Nutzen brächte; und Ländereien, die für diese Zwecke geeignet sind, sind wieder nicht für den Reisbau geeignet. Daher kann selbst in Reisländern die Rente der Reisfelder nicht die Rente des übrigen angebauten Bodens bestimmen, der niemals zur Erzeugung eines solchen Produktes gebraucht werden kann.

Die Nahrung, die auf einem Kartoffelfelde erzeugt wird, steht jener, die auf einem Reisfelde erzeugt wird, an Quantität nicht nach und übertrifft bei weitem das, was auf einem Weizenfeld erzeugt werden kann. 12 000 Pfund Kartoffeln von einem Acre Land ist nicht mehr als 2000 Pfund Weizen. Tatsächlich steht die Nahrung oder der wirkliche Unterhalt, der aus jeder dieser beiden Pflanzen gewonnen werden kann, ganz und gar nicht im Verhältnis zu ihrem Gewicht, da die Kartoffeln wässeriger Natur sind. Aber wenn wir auch zugeben, daß das halbe Gewicht dieser Knollen zu Wasser wird, und das heißt viel zugeben, so bringt doch ein solches Kartoffelfeld 6000 Pfund wirklichen Unterhalt, dreimal so viel als der Weizenacker hervorbringt. Ein Kartoffelfeld läßt sich mit weniger Kosten bestellen als ein Weizenfeld, weil die Brache, die gewöhnlich der Aussaat des Weizens vorhergeht, das bei den Kartoffeln nötige Behacken und was ihnen sonst noch immer an besonderer Kultur gegeben wird, mehr als aufwiegt. Sollte diese Knolle je in irgend einem Teil von Europa ebenso, wie der Reis in manchen Reisländern, zum allgemeinen und beliebtesten pflanzlichen Nahrungsmittel des Volkes werden, so daß sie verhältnismäßig ebensoviel landwirtschaftlich genutzten Boden in Anspruch nehmen würde, als Weizen und andere Getreidearten, die der Ernährung der Menschen dienen, es jetzt tun, so würde die gleiche Strecke angebauten Landes eine weit größere Menschenmenge ernähren, und da die Arbeiter gewöhnlich von Kartoffeln leben würden, müßte sich nach Wiedererstattung des ganzen Kapitals und des Unterhalts aller bei der Bewirtschaftung beschäftigten Arbeit ein größerer Überschuß ergeben. Der größte Teil dieses Überschusses würde wieder dem Grundherrn zufallen. Die Bevölkerung würde wachsen, und die Renten würden weit höher steigen, als sie gegenwärtig stehen.

Der Boden, der sich zum Kartoffelbau eignet, eignet sich zu fast allen anderen nützlichen Gewächsen. Nähmen sie verhältnismäßig ebensoviel angebautes Land ein, als das Getreide es jetzt tut, so würden sie auf dieselbe Weise die Rente des größten Teils des übrigen angebauten Lande regeln.

In einigen Gegenden von Lancashire behauptet man, wie ich mir habe sagen lassen, daß Haferbrot eine kräftigere Nahrung für arbeitendes Volk sei als Weizenbrot, und in Schottland habe ich diese Behauptung oft aufstellen hören. Ich hege jedoch einigen Zweifel an ihrer Richtigkeit. Das gemeine Volk in Schottland, das sich von Hafermehl nährt, ist in der Regel weder so stark noch so hübsch als die gleiche Volksklasse in England, wo sie sich von Weizenbrot ernährt. Sie arbeiten weder so gut, noch sehen sie so gut aus; und da zwischen den Leuten in beiden Ländern kein solcher Unterschied besteht, so würde die Erfahrung offenbar zeigen, daß die Nahrung des gemeinen Volks in Schottland der menschlichen Konstitution nicht so zuträglich ist als die ihrer Nachbarn von der gleichen Klasse in England. Aber mit den Kartoffeln scheint es sich anders zu verhalten. Die Senftenträger, Türsteher und Kohlenablader in London, und jene unglücklichen Frauen, die von der Prostitution leben, vielleicht die kräftigsten Männer und die schönsten Frauen im britischen Gebiete, sollen größtenteils der untersten Volksklasse Irlands entstammen, die sich fast nur von dieser Knolle ernährt. Keine Speise kann einen entscheidenderen Beweis ihrer Nährkraft oder ihrer besonderen Zuträglichkeit für die Wohlfahrt der menschlichen Konstitution aufweisen.

Es ist schwer, die Kartoffeln ein Jahr lang aufzubewahren, und unmöglich, sie wie Korn gleich zwei oder drei Jahre zu lagern. Die Furcht, sie nicht verkaufen zu können, ehe sie faulen, schreckt von ihrem Anbau ab und ist vielleicht das wichtigste Hindernis, weshalb sie nicht wie Brot in irgend einem großen Lande das hauptsächliche pflanzliche Nahrungsmittel für alle die verschiedenen Klassen des Volkes werden.

2. Abteilung.
Bodenprodukte, die manchmal eine Rente abwerfen und manchmal nicht.

Nahrungsmittel für Menschen scheinen das einzige Bodenprodukt zu sein, das immer und notwendigerweise etwas Rente für den Grundherrn abwirft. Andere Arten von Produkten tun es manchmal und tun es manchmal nicht, je nach verschiedenen Umständen.

Nächst Nahrung sind Kleidung und Wohnung die zwei Hauptbedürfnisse der Menschen.

In seinem natürlichen rohen Zustande kann der Boden für viel mehr Menschen Material zu Kleidung und Wohnung bieten, als er ernähren kann. Im Kulturzustande hingegen kann er manchmal eine weit größere Menge Menschen ernähren, als mit jenem Material versorgen, wenigstens auf die Art, wie sie es suchen und geneigt sind dafür zu zahlen. Daher ist in dem einen Zustande immer ein Überfluß an diesem Material vorhanden, das dadurch oft von geringem oder gar keinem Wert ist. Im anderen herrscht dagegen oft ein Mangel, der ihren Wert notwendigerweise steigert. In dem einen Zustande wird ein großer Teil davon als nutzlos weggeworfen, und der Preis dessen, was genutzt wird, wird nur so hoch angeschlagen, als die Arbeit und die Kosten der Nutzbarmachung betragen und kann also dem Grundherrn keine Rente abwerfen. Im anderen dagegen wird alles genutzt, und es herrscht oft eine Nachfrage nach mehr, als zu haben ist. Irgend jemand ist stets bereit, für eines oder das andere von diesem Material mehr zu geben, als nötig ist, um die Kosten des Transports bis zum Markte zu decken. Darum kann ihr Preis stets eine Rente für den Grundherrn abwerfen.

Die Felle der größeren Tiere waren das ursprüngliche Material für die Kleidung. Bei Jäger- und Hirtenvölkern, deren Nahrung hauptsächlich aus dem Fleisch dieser Tiere besteht, versorgt sich also jeder, der sich mit Nahrung versorgt, zugleich mit dem Material zu mehr Kleidung, als er tragen kann. Gäbe es keinen auswärtigen Handel, so würde der größte Teil davon als wertloses Zeug weggeworfen werden. Wahrscheinlich war dies bei den Jägervölkern Nordamerikas der Fall, bevor ihr Land von den Europäern entdeckt war, an die sie jetzt ihr überflüssiges Pelzwerk gegen Zeug, Feuerwaffen und Branntwein vertauschen, die ihm einigen Wert verleihen. Bei der gegenwärtigen Lage des Handels der bekannten Welt haben, wie ich glaube, auch die wildesten Völker, bei denen Grundeigentum eingeführt ist, einen auswärtigen Handel dieser Art und finden unter ihren wohlhabenderen Nachbarn eine solche Nachfrage nach allem Material zur Kleidung, das ihr Land hervorbringt, und das sie zu Hause weder verarbeiten noch verbrauchen können, daß dessen Preis die Kosten übersteigt, die die Versendung zu jenen wohlhabenderen Nachbarn verursacht. Mithin wirft es für den Grundeigentümer eine Rente ab. Als das Hochlandsvieh noch größtenteils auf seinen heimischen Bergen verzehrt wurde, bildete die Ausfuhr der Häute den ansehnlichsten Handelsartikel dieses Landes, und das, wogegen sie eingetauscht wurden, warf einen Zuschuß zu der Rente der Hochlandsgüter ab. Die Wolle in England, die in alten Zeiten daheim weder verbraucht noch verarbeitet werden konnte, fand in dem damals wohlhabenderen und gewerbfleißigeren Lande Flandern einen Markt, und ihr Preis warf einen Beitrag zu der Rente des Landes ab, das sie hervorbrachte. In Ländern, die nicht besser kultiviert wären, als England es damals war, oder die Hochlande Schottlands es jetzt sind, und die keinen auswärtigen Handel hätten, würde das Material zur Kleidung offenbar in einem solchen Überfluß vorhanden sein, daß ein großer Teil davon als nutzlos weggeworfen würde, und kein Teil dem Grundeigentümer irgend eine Rente abwerfen könnte.

Das Material für die Wohnung kann nicht immer so weit verschickt werden als das für die Kleidung und wird nicht so leicht Gegenstand des auswärtigen Handels. Ist es in dem Lande, das es erzeugt, im Überfluß vorhanden, so geschieht es selbst bei der gegenwärtigen Lage des Welthandels oft, daß es für den Grundeigentümer wertlos ist. Ein guter Steinbruch in der Nähe von London würde eine ansehnliche Rente abwerfen. In vielen Gegenden von Schottland und Wales wirft er gar keine ab. Trockenes Bauholz hat in einem bevölkerten und gut bewirtschafteten Lande großen Wert, und der Boden, der es erzeugt, wirft eine ansehnliche Rente ab. Dagegen würde in vielen Gegenden Nordamerikas der Grundeigentümer es jedem Dank wissen, der ihm den größten Teil seiner hohen Bäume wegfahren wollte. In einigen Gegenden der schottischen Hochlande ist die Rinde der einzige Teil des Holzes, der wegen Mangels an Land- und Wasserfracht zu Markte geschickt werden kann. Das Bauholz läßt man auf dem Boden verfaulen. Wenn das Material für die Wohnung in solchem Überfluß vorhanden ist, so ist der Teil, den man nutzt, nur die Arbeit und die Kosten dieser Nutzbarmachung wert. Er wirft keine Rente für den Grundeigentümer ab, der ihren Gebrauch gewöhnlich jedem gestattet, der sich die Mühe nimmt, ihn darum zu bitten. Doch setzt ihn zuweilen die Nachfrage wohlhabenderer Nationen in den Stand, eine Rente daraus zu ziehen. Das Pflastern der Straßen in London setzte die Eigentümer einiger kahler Felsen an der schottischen Küste in den Stand, aus dem, was früher nie eine lieferte, eine Rente zu ziehen. Die Wälder in Norwegen und an den Küsten des baltischen Meeres finden in vielen Teilen Großbritanniens einen Markt, den sie zuhause nicht finden konnten, und werfen so ihren Eigentümern eine Rente ab.

Länder sind nicht gemäß der Zahl von Leuten bevölkert, denen ihr Produkt, Kleidung und Wohnung verschaffen kann, sondern gemäß der Zahl jener, die es ernähren kann. Ist für Nahrung gesorgt, so fällt es leicht, die nötige Kleidung und Wohnung zu finden. Dagegen mag, obwohl diese vorhanden sein mögen, es oft schwer sein, Nahrung zu finden. Selbst in einigen Gegenden des britischen Reichs kann das, was man ein Haus nennt, von einem Manne mit der Arbeit eines Tages gebaut werden. Die einfachste Art der Bekleidung, die Tierhäute, zurechtzumachen und für den Gebrauch vorzubereiten, erfordert etwas mehr Arbeit. Bei wilden und barbarischen Völkern reicht der hundertste oder etwas mehr als der hundertste Teil von der Arbeit des ganzen Jahres hin, um sie mit so viel Kleidung und Wohnung zu versehen, als der größte Teil des Volkes braucht. Alle übrigen neunundneunzig Teile reichen oft gerade hin, um sie mit Nahrungsmitteln zu versorgen.

Aber wenn infolge des Fortschritts und der Kultur des Landes die Arbeit einer Familie Nahrung für zwei versorgen kann, so genügt die Arbeit der halben Gesellschaft, um die ganze mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die andere Hälfte oder wenigstens ihr größter Teil kann sich nun damit beschäftigen, andere Dinge zu versorgen, oder die anderen Bedürfnisse und Launen der Menschen zu befriedigen. Kleidung und Nahrung, Hausgerät, und was man so Ausstattung nennt, bilden den größten Teil dieser Bedürfnisse und Launen. Der Reiche verzehrt nicht mehr Nahrung als sein armer Nachbar. An Qualität mag sie sehr verschieden sein, und es mag mehr Arbeit und Kunst kosten, sie auszusuchen und zuzubereiten; aber an Quantität ist sie so ziemlich dieselbe. Man vergleiche aber den geräumigen Palast und die große Garderobe des einen mit der Hütte und den wenigen Lumpen des anderen, und man wird merken, daß der Unterschied ihrer Kleidung, Wohnung und ihres Hausgeräts der Quantität nach fast eben so groß ist als der Qualität nach. Das Verlangen nach Nahrung ist bei jedem Menschen durch das beschränkte Fassungsvermögen des menschlichen Magens beschränkt; aber das Verlangen nach Bequemlichkeiten und Schmuck bei Häusern, Anzug, Ausstattung und Hausgerät scheint keine Grenzen oder sichere Schranken zu haben. Darum sind nun die, denen mehr Nahrung zu Gebote steht, als sie selbst verzehren können, immer bereit, den Überschuß oder, was dasselbe ist, seinen Preis gegen Vergütungen dieser anderen Art zu vertauschen. Was nach der Befriedigung jenes begrenzten Verlangens übrig bleibt, wird zur Sättigung desjenigen Verlangens ausgegeben, dem nie vollkommen genügt wird, das aber ganz und gar endlos zu sein scheint. Die Armen strengen sich, um Nahrung zu erhalten, an, jenen Launen der Reichen entgegenzukommen, und, um sie umso sicherer zu erhalten, überbieten sie einander in der Wohlfeilheit und Vollendung ihrer Arbeit. Die Menge der Arbeiter wächst mit der steigenden Menge von Nahrungsmitteln oder mit der zunehmenden Verbesserung und Kultur des Bodens; und wo die Natur ihres Geschäfts sich mit der höchsten Arbeitsteilung verträgt, nimmt die Menge des Materials, das sie verarbeiten können, in einem weit größeren Maßstabe zu, als ihre eigene Anzahl. Daraus entspringt eine Nachfrage nach allen Arten von Material, das der erfinderische Geist des Menschen entweder zu Nutz oder Zierrat bei Gebäuden, Kleidung, Ausstattung oder Hausgerät gebrauchen kann, nach den im Innern der Erde enthaltenen Fossilien und Mineralien, nach edlen Metallen und Edelsteinen.

So sind also die Nahrungsmittel nicht nur die ursprüngliche Quelle der Rente, sondern es leitet auch jedes andere Bodenprodukt, das später Ernte abwirft, diesen Teil seines Wertes von den infolge Verbesserung und Kultur des Bodens vervollkommneten Kräften der auf Nahrungserzeugung verwendeten Arbeit ab.

Doch werfen diese anderen Bodenprodukte, die später eine Rente abwerfen, sie nicht immer ab. Selbst in bebauten und kultivierten Ländern ist die Nachfrage danach nicht immer groß genug, um einen Preis abzuwerfen, der mehr als hinreichend wäre, die Arbeit bezahlt zu machen, und das Kapital, das notwendig war, um sie auf den Markt zu schaffen, samt seinen gewöhnlichen Profiten wiederzuerstatten. Ob es so ist, oder nicht so ist, hängt von allerlei Umständen ab.

Ob z. B. eine Kohlengrube eine Rente abwerfen kann, hängt zum Teil von ihrer Ergiebigkeit und zum Teil von ihrer Lage ab.

Ein Bergwerk wird ergiebig oder unergiebig genannt, je nachdem die Quantität Mineralien, die sich durch eine bestimmte Quantität Arbeit daraus gewinnen läßt, größer oder kleiner ist, als die, welche durch eine gleiche Quantität Arbeit aus den meisten Bergwerken derselben Art gewonnen werden kann.

Manche Kohlenbergwerke, die vorteilhaft gelegen sind, können wegen ihrer Unergiebigkeit nicht genutzt werden. Ihr Produkt deckt die Kosten nicht. Sie bringen weder Profit noch Rente.

Es gibt einige, deren Produkt nur gerade hinreicht, die Arbeiter zu bezahlen, und das zu ihrem Betrieb gebrauchte Kapital samt seinen gewöhnlichen Profiten wiederzuerstatten. Dem Unternehmer des Betriebs werfen sie einigen Profit ab, aber dem Grundeigentümer keine Rente. Sie können daher von niemand als von dem Grundeigentümer mit Vorteil genutzt werden, der dadurch, daß er selbst Unternehmer ist, den gewöhnlichen Profit des dabei gebrauchten Kapitals bezieht. Viele schottische Kohlengruben werden auf diese Weise in Gang erhalten und können auf keine andere Art genutzt werden. Der Grundeigentümer würde keinem gestatten, sie ohne Zahlung einer Rente zu bearbeiten, und niemand ist imstande, eine Rente zu entrichten.

Andere Kohlengruben desselben Landes, die ergiebig genug sind, können wegen ihrer Lage nicht genutzt werden. Es könnte zwar eine Quantität Mineral, groß genug, um die Betriebskosten zu decken, durch die gewöhnliche oder sogar durch weniger als die gewöhnliche Quantität Arbeit aus der Grube gewonnen werden: aber diese Quantität könnte in einem spärlich bewohnten Binnenlande und ohne gute Wege oder Wasserstraßen nicht verkauft werden.

Kohlen sind ein weniger angenehmes Brennmaterial als Holz: man sagt auch, sie seien weniger gesund. Darum müssen die Kosten der Kohlen an dem Orte, wo sie verbraucht werden, im allgemeinen etwas geringer sein, als die des Holzes.

Der Preis des Holzes seinerseits ändert sich wieder je nach dem Stande der Landwirtschaft, und zwar so ziemlich in derselben Art und genau aus demselben Grunde wie der Preis des Viehes. In seinem rohen Urzustande ist der größte Teil jedes Landes mit Holz bedeckt, das dann eine reine Last ohne allen Wert für den Grundeigentümer ist, der es gern jedem gäbe, der es fällt. Mit dem Fortschritt der Landwirtschaft werden die Wälder teils durch das Umsichgreifen des Ackerbaus gelichtet und teils durch die Zunahme des Viehes zugrunde gerichtet. Dieses vermehrt sich zwar nicht in demselben Maße wie Getreide, das durchaus eine Frucht des menschlichen Fleißes ist, vermehrt sich aber doch unter der Sorgfalt und dem Schutz der Menschen, die in der Jahreszeit der Fülle aufspeichern, was in der des Mangels zu seinem Unterhalt nötig ist, die ihm das ganze Jahr hindurch mehr Futter geben, als die nicht kultivierte Natur dafür vorsieht, und die ihm den freien Genuß alles dessen, was sie vorsieht, dadurch sichern, daß sie seine Feinde vernichten und ausrotten. Wenn man zahlreiche Viehherden durch die Wälder ziehen läßt, so vernichten sie zwar nicht die alten Bäume, lassen aber die jungen nicht aufkommen, so daß im Laufe von ein oder zwei Jahrhunderten der ganze Forst zugrunde geht. Dann steigert der Mangel an Holz dessen Preis. Es wirft eine gute Rente ab und der Grundeigentümer findet zuweilen, daß er seine besten Ländereien kaum vorteilhafter benutzen kann, als wenn er trockenes Bauholz darauf zieht, bei dem der große Profit oft den späten Wiederersatz aufwiegt. Dies scheint ungefähr der jetzige Stand der Dinge in einigen Teilen Großbritanniens zu sein, wo man den Profit des Anbaus eben so groß findet als bei dem des Getreides oder Futters. Der Vorteil, den der Grundeigentümer bei dem Anbau hat, kann nirgends, wenigstens nicht für nennenswerte Dauer, die Rente übersteigen, die jene ihm abwerfen konnten; und sie wird oft in einem hochkultivierten Binnenlande nicht weit hinter dieser Rente zurückbleiben. An der Meeresküste eines gut bebauten Landes mag es freilich wenn Kohlen zur Feuerung leicht zu haben sind, zuweilen billiger sein, trockenes Bauholz aus weniger kultivierten fremden Ländern zu bringen, als es im Lande zu ziehen. In der innerhalb dieser wenigen Jahre erbauten Neustadt von Edinburg gibt es vielleicht nicht ein einziges Stück schottisches Bauholz.

Was auch der Preis des Holzes sein mag, so können wir doch sicher sein, daß, wenn der der Kohlen so hoch ist, daß die Kosten eines Kohlenfeuers denen eines Holzfeuers ziemlich gleich kommen, der Kohlenpreis an diesem Orte und unter diesen Umständen so hoch ist, als er sein kann. So scheint es in einigen der inneren Teile Englands, besonders in Oxfordshire, der Fall zu sein, wo es selbst bei der Feuerung des gemeinen Volks üblich ist, Kohlen und Holz miteinander zu mischen, und der Unterschied in den Kosten dieser beiden Brennmaterialien demnach nicht sehr groß sein kann.

In den Kohlengegenden stehen die Kohlen überall weit unter diesem höchsten Preise. Wäre das nicht, so könnten sie nicht die Kosten einer weiten Land- oder Wasserfracht tragen. Es könnte nur eine geringe Quantität verkauft werden, und die Kohlenhändler und Kohleneigner finden, daß es mehr in ihrem Interesse gelegen sei, eine große Quantität zu einem etwas höheren als dem niedrigsten Preise, als eine kleine Quantität zu dem höchsten zu verkaufen. Auch bestimmt die ergiebigste Kohlengrube den Preis der Kohlen für alle anderen Gruben in der Nachbarschaft. Der Eigentümer sowohl als der Unternehmer des Baues finden, wenn sie ihre sämtlichen Nachbarn etwas unterbieten, der eine, daß er eine größere Rente, der andere, daß er einen größeren Profit erlangen kann. Ihre Nachbarn sind bald gezwungen, zu demselben Preise zu verkaufen, obgleich sie ihn nicht ebensogut aushalten können, und obgleich er ihre Rente sowohl als ihren Profit immer verringert und oft ganz und gar aufhebt. Manche Gruben werden gänzlich verlassen; andere können keine Rente abwerfen und nur noch von den Eigentümern ausgebeutet werden.

Der niedrigste Preis, zu dem Kohlen eine nennenswerte Zeit hindurch verkauft werden können, ist, wie bei allen anderen Waren, der Preis, der gerade hinreicht, das Kapital, das gebraucht wird, um sie auf den Markt zu bringen, samt seinen gewöhnlichen Profiten, wiederzuerstatten. Bei einer Kohlengrube, von der der Eigentümer keine Rente bekommen kann, die er aber entweder selbst ausbeuten oder ganz aufgeben muß, muß sich der Kohlenpreis im allgemeinen etwa diesem Preise nähern.

Wo aber auch wirklich die Kohlen eine Rente abwerfen, bildet diese doch gewöhnlich in deren Preise einen kleineren Teil als in dem der meisten anderen Teile des Rohertrages des Bodens. Die Rente eines Grundstücks über der Erde beträgt gewöhnlich so viel wie man auf den dritten Teil des Rohertrages rechnet; und sie ist im ganzen eine sichere und von den zufälligen Veränderungen der Ernte unabhängige. Bei Kohlengruben ist ein Fünftel des Rohertrages eine sehr große Rente; ein Zehntel ist die gewöhnliche, und diese Rente ist selten sicher, sondern hängt von den zufälligen Veränderungen des Ertrages ab. Diese sind so groß, daß in einem Lande, wo der dreißigjährige Ertrag als ein mäßiger Preis für den Besitz ländlicher Grundstücke betrachtet wird, ein zehnjähriger Ertrag als ein guter Preis für den von Kohlengruben angesehen wird.

Der Wert einer Kohlengrube für ihren Eigentümer hängt eben so sehr von ihrer Lage wie von ihrer Ergiebigkeit ab. Der eines Erzbergwerkes hängt mehr von seiner Ergiebigkeit und weniger von seiner Lage ab. Die groben, und noch mehr die edlen Metalle sind, wenn einmal aus den Erzen geschieden, so wertvoll, daß sie gewöhnlich die Kosten einer sehr langen Land- und der weitesten Seereise tragen können. Ihr Markt ist nicht auf die Gegenden in der Nachbarschaft der Grube beschränkt, sondern erstreckt sich über die ganze Welt. Das japanische Kupfer bildet in Europa, das spanische Eisen in Chile und Peru einen Handelsartikel. Das peruanische Silber findet seinen Weg nicht nur nach Europa, sondern von Europa nach China.

Die Kohlenpreise in Westmoreland oder Shropshire können wenig Einfluß auf den zu Newcastle haben; und ihr Preis im Lyonnais hat gar keinen. Die Erzeugnisse so weit auseinander liegender Kohlengruben können niemals miteinander in Konkurrenz treten. Dagegen kann dies bei den Erzeugnissen der entferntesten Erzbergwerke häufig der Fall sein und ist es in der Tat für gewöhnlich. Daher muß notwendigerweise der Preis der gemeinen und noch mehr der der edlen Metalle in den ergiebigsten Gruben der Welt mehr oder weniger auf ihren Preis in allen anderen Gruben wirken. Der Preis des Kupfers in Japan muß auf den Preis in den europäischen Kupfergruben einigen Einfluß haben. Der Preis des Silbers in Peru, oder die Quantität von Arbeit und anderen Gütern, die es sich dort dienstbar machen kann, muß nicht nur auf ihren Preis in den Silberbergwerken Europas, sondern auch in denen Chinas einigen Einfluß haben. Nach der Entdeckung der peruanischen Gruben wurden die europäischen Silberbergwerke zu ihrem größten Teile aufgelassen. Der Wert des Silbers sank so sehr, daß ihr Produkt nicht länger die Kosten ihrer Ausbeutung decken, oder die bei dieser Tätigkeit verbrauchte Nahrung, Kleidung, Wohnung und sonstigen Bedürfnisse mit Profit wiedererstatten konnte. Dies war auch bei den Bergwerken von Cuba und Sanct Domingo und selbst bei den alten Gruben Perus der Fall, nachdem man die von Potosi entdeckt hatte.

Da nun der Preis jedes Metalls in jedem Bergwerke gewissermaßen durch seinen Preis in der ergiebigsten Grube der Welt, die man gerade ausbeutet, bestimmt wird, kann er in den meisten Gruben wenig mehr als die Kosten der Ausbeutung decken und für den Eigentümer nur selten eine sehr hohe Rente abwerfen. Die Rente scheint demnach bei den meisten Gruben nur einen kleinen Teil von dem Preise der gemeinen, und einen noch kleineren von dem der edlen Metalle auszumachen. Den größten Teil von beiden bilden Arbeit und Profit.

Ein Sechstel des Rohertrages kann man, wie uns der ehrenwerte Herr Borlace, Vizedirektor der Zinngruben, berichtet, als die durchschnittliche Rente der Zinnbergwerke von Cornwall rechnen, die die ergiebigsten sind, welche man auf der Welt kennt. Einige, sagt er, werfen mehr, und andere nicht so viel ab. Den sechsten Teil des Rohproduktes beträgt die Rente auch bei einigen sehr ergiebigen Bleigruben in Schottland.

In den peruanischen Silbergruben verlangt der Eigentümer, wie Frezier und Ulloa berichten, von dem Unternehmer des Baues oft keine weitere Gegenleistung, als daß er das Erz auf seiner Mühle pocht und ihm dafür das gewöhnliche Mahl- oder Pochgeld zahlt. Bis 1736 belief sich freilich die Abgabe an den König von Spanien auf ein Fünftel vom feinen Silber, und dies konnte bis dahin als die wirkliche Rente des größten Teils der peruanischen Silbergruben, der reichsten, die man kennt, angesehen werden. Hätte es keine Abgabe gegeben, so würde dieses Fünftel natürlich dem Grundeigentümer zugute gekommen, und manche Grube in Angriff genommen worden sein, die damals nicht in Angriff genommen werden konnte, weil sie die Abgabe nicht aufbrachte. Die Abgabe vom Zinn an den Herzog von Cornwall soll sich auf mehr als fünf Prozent oder ein Zwanzigstel vom Werte belaufen; und wie hoch sie auch sein mag, sie würde natürlich dem Eigentümer des Bergwerks gleichfalls zufallen, wenn das Zinn abgabenfrei wäre. Addiert man ein Zwanzigstel zu einem Sechstel, so findet man, daß die ganze durchschnittliche Rente der Zinngruben von Cornwall sich zu der ganzen durchschnittlichen Rente der Silbergruben von Peru wie dreizehn zu zwölf verhielt. Doch sind jetzt die Silbergruben von Peru nicht imstande, auch nur diese niedrige Rente zu zahlen, und die Abgabe auf Silber wurde 1736 von ein Fünftel auf ein Zehntel herabgesetzt. Aber selbst diese Abgabe auf Silber verführt noch immer mehr zum Unterschleif als die Abgabe von einem Zwanzigstel auf Zinn; und der Unterschleif muß bei einer edlen Ware viel leichter sein, als bei einer groben. Daher soll auch die Abgabe des Königs von Spanien sehr schlecht, die des Herzogs von Cornwall sehr gut bezahlt werden. Hier ist also anzunehmen, daß die Rente einen größeren Teil vom Preise des Zinns aus den ergiebigsten Zinngruben der Welt, als von dem des Silbers aus den ergiebigsten Silbergruben der Welt bildet. Nach Wiedererstattung des in den Betrieb dieser Gruben gesteckten Kapitals samt seinen üblichen Profiten ist der Rest, der für den Eigentümer übrig bleibt, wie es scheint, bei dem gemeinen Metall größer als bei dem edlen.

Auch sind in Peru die Profite der Unternehmer des Bergbaus auf Silber gewöhnlich nicht sehr groß. Die gleichen höchst achtenswerten und wohlunterrichteten Schriftsteller berichten uns, daß jeder der sich in Peru daran macht, eine neue Grube in Betrieb zu nehmen, allgemein als ein Mann betrachtet wird, der sicherem Bankerott und Ruin verfallen ist, und daß ihn alle Leute aus diesem Grunde meiden und fliehen. Es scheint, daß der Bergbau dort mit denselben Augen angesehen wird wie hier, als eine Lotterie, in der die Gewinnste die Nieten nicht ausgleichen, obgleich die Größe von einigen manche Abenteurer reizt, ihr Vermögen für so ungedeihliche Projekte wegzuwerfen.

Da der Souverän jedoch einen beträchtlichen Teil seines Einkommens aus dem Produkte der Silbergruben bezieht, so gibt das Gesetz in Peru alle mögliche Aufmunterung zur Entdeckung und zum Bau neuer. Jeder, der eine neue Grube entdeckt, ist berechtigt, in der Richtung, in welcher er die Ader vermutet, 246 Fuß in der Länge und halb so viel in der Breite abzumessen. Er wird Eigentümer dieses Teils des Bergwerkes, und kann ihn bearbeiten, ohne dem Grundherrn irgend einen Anerkennungszins zu zahlen. Das Interesse des Herzogs von Cornwall veranlaßte eine Verordnung so ziemlich derselben Art in jenem alten Herzogtum. Auf wüstem und uneingezäunten Boden darf jeder, der eine Zinngrube entdeckt, ihre Grenzen in einem gewissen Umfang abstecken, was man eine Grube abgrenzen nennt. Der Abgrenzende wird der wirkliche Eigentümer der Grube und kann sie entweder selbst abbauen, oder sie einem anderen in Pacht geben, ohne Zustimmung des Grundeigentümers, an den nur für den Betrieb ein kleiner Anerkennungszins gezahlt werden muß. In beiden Verordnungen werden die geheiligten Rechte des Privateigentums den angeblichen Interessen der Staatseinkünfte geopfert.

Die nämliche Aufmunterung läßt man in Peru der Entdeckung und dem Abbau neuer Goldgruben zuteil werden; und beim Golde beläuft sich die königliche Abgabe nur auf den zwanzigsten Teil des reinen Metalls. Einst war es ein Fünftel und dann ein Zehntel, wie beim Silber; aber man fand, daß der Abbau auch nicht die kleinere dieser beiden Abgaben tragen konnte. Wenngleich es etwas Seltenes ist, sagen dieselben Schriftsteller, Frezier und Ulloa, einen Menschen zu finden, der durch eine Silbergrube reich geworden ist, so ist es noch etwas weit Selteneres, einen zu finden, der es durch eine Goldgrube geworden ist. Jener zwanzigste Teil scheint die ganze Rente zu sein, die von den meisten Goldgruben in Chile und Peru geliefert wird. Auch ist das Gold dem Unterschleif viel leichter ausgesetzt als selbst das Silber; nicht bloß wegen seines höheren Wertes im Verhältnis zu seiner Masse, sondern auch wegen der besonderen Art, wie die Natur es hervorbringt. Das Silber wird sehr selten rein gefunden, sondern ist, wie die meisten übrigen Metalle, gewöhnlich mit einigen anderen Mineralien vererzt, von denen es unmöglich in so großen Quantitäten, wie sie zur Bestreitung der Kosten nötig sind, anders als durch ein sehr mühsames und langwieriges Verfahren ausgeschieden werden kann, das sich nur in besonderen, zu dem Zwecke errichteten Werkhäusern durchführen läßt und aus diesem Grunde der Aufsicht der königlichen Beamten nicht unterliegt. Dagegen findet sich das Gold fast überall rein. Manchmal findet es sich in Stücken von ziemlicher Größe; und wenn es auch mit kleinen und meist unmerklichen Stücken Sand, Erde oder anderen Fremdkörpern vermischt ist, so läßt es sich von ihnen doch durch ein sehr kurzes und einfaches Verfahren scheiden, das in einem Privathause von jedem, der etwas Quecksilber hat, vorgenommen werden kann. Wird also schon die königliche Abgabe auf Silber schlecht bezahlt, so wird die auf Gold wahrscheinlich noch viel schlechter gezahlt; und die Rente muß im Preise des Goldes einen weit geringeren Teil ausmachen, als selbst in dem des Silbers.

Der niedrigste Preis, zu welchem die edlen Metalle eine ziemliche Zeit lang verkauft werden können, oder die kleinste Quantität anderer Güter, gegen die man sie vertauschen kann, wird durch dieselben Grundsätze bestimmt, die den niedrigsten gewöhnlichen Preis aller anderen Güter festlegen. Es bestimmen ihn das Kapital, das dabei gewöhnlich angelegt werden muß, die Nahrung, die Kleidung und die Wohnung, die beim Transport von der Grube bis zum Markt gewöhnlich verbraucht werden müssen. Er muß wenigstens groß genug sein, um jenes Kapital samt seinen gewöhnlichen Profiten wieder einzubringen.

Ihr höchster Preis scheint hingegen notwendigerweise durch nichts anderes bestimmt zu werden als durch den wirklichen Mangel oder Überfluß der Metalle selbst. Er wird nicht durch den irgend einer anderen Ware bestimmt, auf die Art, wie der Preis der Kohlen durch den des Holzes, über den hinaus ihn kein Mangel je treiben kann. Man steigere den Mangel an Gold bis zu einem gewissen Grad, und das kleinste Stückchen davon wird kostbarer werden als ein Diamant und gegen eine größere Quantität anderer Güter in Tausch gehen.

Die Nachfrage nach diesen Metallen entspringt teils aus ihrer Nützlichkeit und teils aus ihrer Schönheit. Mit Ausnahme des Eisens sind sie nützlicher als vielleicht jedes andere Metall. Da sie dem Rosten und der Verunreinigung weniger ausgesetzt sind, können sie leichter rein gehalten werden; und das daraus angefertigte Tafel- oder Küchengerät ist schon darum angenehmer. Ein silberner Kessel ist reinlicher als ein bleierner, kupferner oder zinnener; und ein goldener Kessel würde in dieser Hinsicht noch besser sein als ein silberner. Ihr Hauptverdienst jedoch ist ihre Schönheit, die sie besonders zur Verzierung von Kleidern und Gerätschaften geeignet macht. Keine Farbe oder Tünche gibt ein so glänzendes Kolorit als Vergoldung. Das Verdienst ihrer Schönheit wird bedeutend durch ihre Seltenheit gehoben. Bei den meisten reichen Leuten besteht das Hauptvergnügen am Reichtum in der Schaustellung, die in ihren Augen erst dann vollständig ist, wenn sie jene entscheidenden Zeichen des Überflusses besitzen, die außer ihnen niemand zu besitzen imstande ist. In ihren Augen wird das Verdienst eines Gegenstandes, der in irgend einem Grade nützlich oder schön ist, bedeutend gehoben durch seine Seltenheit oder durch die Größe der Arbeit, die es erfordert, eine beträchtliche Quantität davon zu sammeln, eine Arbeit, die außer ihnen niemand bezahlen kann. Solche Gegenstände sind sie zu einem höheren Preise zu kaufen bereit, als viel schönere und nützlichere, aber gewöhnlichere Dinge. Die Eigenschaften der Nützlichkeit, Schönheit und Seltenheit sind der ursprüngliche Grund des hohen Preises dieser Metalle, oder der großen Quantität anderer Güter, gegen die sie jederzeit vertauscht werden können. Dieser Wert ging auch ihrer Verwendung zu Münzen voran, war davon unabhängig und war die Eigenschaft, die sie zu dieser Verwendung geeignet machte. Doch mag diese Verwendung durch Verursachung einer neuen Nachfrage und Verminderung der zu allen anderen Zwecken verwendbaren Quantität später dazu beigetragen haben, ihren Wert aufrechtzuerhalten oder zu erhöhen.

Die Nachfrage nach Edelsteinen beruht allein auf ihrer Schönheit. Sie haben keine andere Verwendung, denn als Schmuck; und das Verdienst ihrer Schönheit wird durch ihre Seltenheit oder durch die Schwierigkeit und die Kosten, die ihre bergmännische Gewinnung verursacht, bedeutend vermehrt. Daher besteht ihr hoher Preis in den meisten Fällen fast ganz ans Löhnen und Profit. Die Rente nimmt nur einen sehr kleinen, oft gar keinen Anteil daran, und nur die allerergiebigsten Gruben liefern eine ansehnliche Rente. Als der Juwelier Tavernier die Diamantengruben von Golconda und Visiapour besuchte, erfuhr er, daß der Herrscher des Landes, für dessen Rechnung sie ausgebeutet wurden, befohlen hatte, alle Gruben, außer denen, welche die größten und schönsten Steine lieferten, zu schließen. Es scheint also, daß die übrigen für den Eigentümer den Betrieb nicht wert waren.

Da der Preis der edlen Metalle und Edelsteine überall in der Welt durch ihren Preis in deren ergiebigster Grube bestimmt wird, so steht die Rente, die eine derartige Grube für ihren Eigentümer abwerfen kann, nicht im Verhältnis zu ihrer absoluten Ergiebigkeit, sondern zu der, welche man ihre relative nennen kann, oder zu ihrer Überlegenheit über andere Gruben derselben Art. Würden neue Gruben entdeckt, die denen von Potosi um eben soviel überlegen wären, als diese den europäischen überlegen waren, so würde der Wert des Silbers so sehr vermindert werden, daß selbst die Gruben von Potosi den Betrieb nicht mehr wert wären. Vor der Entdeckung von Spanisch-Westindien mögen die ergiebigsten Gruben in Europa dem Eigentümer eine ebenso große Rente abgeworfen haben, als es die reichsten Gruben von Peru gegenwärtig tun. War auch die Quantität Silber weit geringer, so konnte es doch gegen eine gleiche Quantität anderer Güter vertauscht werden, und der Anteil des Eigentümers mag ihn in den Stand gesetzt haben, eine gleiche Quantität von Arbeit oder Waren zu kaufen oder sich dienstbar zu machen. Der Wert des Produktes und der Rente, das wahre Einkommen, das sie sowohl dem Publikum als dem Eigentümer brachten, mag durchaus derselbe gewesen sein.

Die reichsten Gruben edler Metalle oder Edelsteine könnten zu dem Reichtum der Welt nur wenig hinzufügen. Ein Produkt, dessen Wert hauptsächlich seiner Seltenheit zuzuschreiben ist, verliert notwendigerweise durch seine Häufigkeit. Ein Tafelgeschirr und der eitle Staat in Kleidung und Gerätschaften könnte für eine geringere Quantität Arbeit oder für eine geringere Quantität Waren gekauft werden; und hierin würde der einzige Vorteil bestehen, den die Welt aus jenem Überfluß zöge.

Anders ist die Sache bei Grundstücken über der Erde. Der Wert ihres Produktes und ihrer Rente richtet sich nach ihrer absoluten und nicht nach ihrer relativen Ergiebigkeit. Ein Land, das eine gewisse Quantität Nahrung, Kleidung und Wohnung hervorbringt, kann auch immer eine gewisse Zahl von Menschen nähren, kleiden und mit Wohnung versorgen; und was auch der Anteil des Grundeigentümers sein mag, so wird er ihm doch immer eine entsprechende Gewalt über die Arbeit dieser Leute und über die Waren geben, mit denen ihn diese Arbeit versehen kann. Der Wert der ödesten Ländereien wird durch die Nachbarschaft der fruchtbarsten nicht verringert. Er wird im Gegenteil gewöhnlich dadurch erhöht. Die große Menge Menschen, die das fruchtbare Land erhält, bietet für viele Produkte des öden einen Markt, den es niemals hätte bei denen finden können, die sein Produkt allein ernähren könnte.

Alles, was die Fruchtbarkeit des Bodens in Bezug auf das Hervorbringen von Nahrung vermehrt, erhöht nicht nur den Wert der Ländereien, denen die Verbesserung zuteil werden, sondern trägt auch dazu bei, den Wert vieler anderen Ländereien zu steigern, indem es für ihre Produkte eine neue Nachfrage schafft. Jener Überschuß an Nahrung, von der infolge der Bodenverbesserung viele Leute noch etwas über ihren eigenen Bedarf übrig haben, ist die große Ursache der Nachfrage nach edlen Metallen und Edelsteinen, sowie nach allen anderen Bequemlichkeiten und Zieraten in Kleidung, Wohnung, Haushalt und Ausrüstung. Die Nahrungsmittel bilden nicht nur den Hauptteil des Reichtums der Welt, sondern es ist auch der Überfluß an Nahrung, der vielen anderen Arten von Reichtum erst ihren hauptsächlichsten Wert gibt. Die armen Eingeborenen von Kuba und St. Domingo pflegten, als sie das erstemal von den Spaniern aufgefunden wurden, kleine Stückchen Gold als Zierat im Haar und an anderen Stellen ihres Anzugs zu tragen. Sie schienen sie ebenso zu schätzen, wie wir es etwa mit kleinen Kieselsteinen von etwas mehr als gewöhnlicher Schönheit tun, und hielten sie wohl des Aufhebens wert, nicht aber für wertvoll genug, um sie irgend einem, der darum bat, zu verweigern. Sie gaben sie ihren neuen Gästen, sobald sie sie verlangten, und schienen nicht zu glauben, daß sie ihnen ein sehr wertvolles Geschenk gemacht hätten. Mit Erstaunen sahen sie die Gier der Spanier nach deren Besitze und hatten keine Kenntnis davon, daß es in der Welt ein Land geben könnte, wo vielen Menschen eine solche Fülle an Nahrungsmitteln, die bei ihnen immer so spärlich waren, zu Gebote stände, daß sie davon gegen ein sehr kleines Quantum von jenen glitzernden Flittern gern so viel, als eine ganze Familie auf mehrere Jahre braucht, herzugeben bereit waren. Hätte ihnen das verständlich gemacht werden können, so würde sie die Leidenschaft der Spanier nicht überrascht haben

3. Abteilung.
Veränderungen in dem Verhältnisse zwischen dem jeweiligen Werte derjenigen Art von Produkten, die immer eine Rente abwerfen, und derjenigen, die manchmal eine Rente abwerfen und manchmal wieder nicht.

Die infolge zunehmender Bebauung und Kultur zunehmende Fülle von Nahrungsmitteln muß notwendig auch die Nachfrage nach jedem Bodenprodukte vermehren, das nicht Nahrungsmittel ist und doch zu Nutz oder Schmuck verwendet werden kann. Man müßte demnach erwarten, daß sich im gesamten Fortschritt der Kultur nur eine einzige Veränderung in den relativen Werten dieser beiden verschiedenen Arten von Produkten zeigen sollte. Der Wert derjenigen Art, die manchmal eine Rente abwirft und manchmal wieder nicht, sollte beständig wachsen, im Verhältnis zu der, welche stets eine Rente abwirft. Es sollten in dem Maße, als Kunst und Gewerbstätigkeit fortschreiten, das Material zu Kleidung und Wohnung, die nützlichen Fossilien und Mineralien der Erde, die edlen Metalle und Edelsteine stufenweise mehr und mehr begehrt werden, sollten stufenweise gegen eine immer größere Quantität von Nahrungsmitteln in Tausch gehen, oder sollten, mit anderen Worten, stufenweise teurer und teurer werden. Das ist nun allerdings auch bei den meisten dieser Dinge in den meisten Fällen geschehen und würde in allen Fällen geschehen sein, wenn nicht in manchen Fällen der Vorrat einiger von ihnen durch besondere Zufälle größer geworden wäre als die Nachfrage.

So wird z. B. der Wert eines Quadersteinbruchs notwendig mit der zunehmenden Bebauung und Bevölkerung rund um ihn herum zunehmen, besonders wenn er der einzige in der ganzen Gegend sein sollte. Dagegen wird der Wert einer Silbergrube, wenn auch innerhalb tausend Meilen keine andere vorhanden wäre, nicht notwendig mit der Bebauung des Landes, in dem sie sich befindet, zunehmen. Der Markt für das Produkt eines Quadersteinbruchs kann sich selten weiter als auf einige Meilen um ihn herum erstrecken, und die Nachfrage muß sich im allgemeinen nach der Bebauung und Bevölkerung dieses kleinen Umkreises richten. Dagegen kann sich der Markt für das Produkt einer Silbergrube über die ganze bekannte Welt ausdehnen. Solange nicht die Welt im allgemeinen in Bebauung und Bevölkerung fortschreitet, kann die Nachfrage nach Silber durchaus nicht durch den Fortschritt eines, wenn auch großen Landes in der Nachbarschaft der Grube wachsen. Und wenn auch die Welt im allgemeinen fortschritte, so würde doch, wenn man im Verlauf des Fortschritts neue Gruben entdeckte, die weit ergiebiger wären, als irgend eine bisher bekannte, trotz des notwendigen Wachstums der Nachfrage nach Silber, der Vorrat in einem soviel größeren Verhältnis zunehmen, daß der wirkliche Preis dieses Metalls stufenweise heruntergehen müßte; d. h. eine bestimmte Quantität davon, z. B. ein Pfund, könnte stufenweise eine immer geringere Quantität von Arbeit kaufen oder sich dienstbar machen, oder nur gegen eine immer kleinere Quantität Getreide, das Hauptlebensmittel des Arbeiters, in Tausch gehen.

Der große Markt für Silber ist der handeltreibende und zivilisierte Teil der Welt.

Wenn bei dem allgemeinen Fortschritt der Kultur die Nachfrage dieses Marktes wüchse, während zu gleicher Zeit der Vorrat nicht in demselben Maße zunähme, würde der Wert des Silbers stufenweise im Verhältnis zu dem des Korns steigen. Eine gegebene Quantität Silber würde gegen eine immer größere Quantität Korn in Tausch gehen, oder, mit anderen Worten, der durchschnittliche Geldpreis des Korns würde stufenweise immer wohlfeiler werden.

Wenn umgekehrt durch irgend welche Zufälle der Vorrat viele Jahre hindurch in größerem Maße zunähme, als die Nachfrage, so würde dieses Metall stufenweise immer wohlfeiler werden, oder, mit anderen Worten, der durchschnittliche Geldpreis des Getreides würde ungeachtet aller Verbesserungen stufenweise immer teurer werden.

Aber wenn andererseits der Vorrat des Metalls fast in demselben Maße zunähme wie die Nachfrage, so würde es weiterhin für fast dieselbe Quantität Korn in Kauf oder Tausch gehen, und der durchschnittliche Geldpreis des Korns würde weiterhin ungeachtet aller Verbesserungen fast ganz derselbe bleiben.

Diese drei Fälle scheinen alle möglichen Kombinationen, die beim Fortschritt der Kultur vorkommen können, zu erschöpfen; und im Laufe der vier letzten Jahrhunderte scheint, soweit wir nach dem, was in Frankreich und Großbritannien geschehen ist, urteilen können, jede dieser drei verschiedenen Kombinationen auf dem europäischen Markte eingetreten zu sein, und zwar auch in derselben Ordnung, in welcher ich sie hier aufgeführt habe.

Besondere Abhandlung über die Veränderungen im Silberwerte während der letzten vier Jahrhunderte.

Erste Periode

Im Jahre 1350 und etwas früher scheint der Durchschnittspreis des Malters Weizen in England nicht geringer als 4 Unzen Silber Towergewicht geschätzt worden zu sein, was etwa 20 Schilling unseres jetzigen Geldes gleichkommt. Von diesem Preise scheint er stufenweise bis auf 2 Unzen Silber, die also etwa 10 Schilling unseres jetzigen Geldes gleichkommen, gefallen zu sein, der Preis, zu dem wir ihn im Anfang des 16. Jahrhunderts veranschlagt finden, und den er bis ungefähr 1570 beibehalten zu haben scheint.

Im Jahre 1350, dem 25. der Regierung Eduards III., wurde das sogenannte Arbeitergesetz gegeben. Im Eingange dazu wird über die Unverschämtheit der Dienstboten geklagt, die ihren Herren einen höheren Lohn abzunötigen strebten. Deshalb verordnet es, daß alle Dienstboten und Arbeiter in Zukunft mit dem nämlichen Lohne und Deputat, (Deputat nannte man zu jener Zeit nicht bloß Kleidung, sondern auch Lebensmittel), zufrieden sein sollten, die sie im 20. Regierungsjahre des Königs und in den vier vorhergehenden gewöhnlich bekamen, daß also ihr Deputatweizen nirgends höher eingeschätzt werden sollte, als mit 10 Pence für den Scheffel, und daß es den Herren stets freigestellt bleiben müßte, ihnen den Weizen oder das Geld zu geben. Der Scheffel zu 10 Pence wurde also im 25. Regierungsjahre Eduards III. als ein sehr mäßiger Preis des Weizens angesehen, da es eines besonderen Gesetzes bedurfte, um die Dienstboten zu verpflichten, ihn statt ihres üblichen Lebensmitteldeputats anzunehmen; und er wurde 10 Jahre früher, d. h. im 16. Regierungsjahre des Königs, dem Zeitpunkt auf den das Gesetz zurückgeht, für einen billigen Preis gehalten. Im 16. Regierungsjahre Eduards III. enthielten aber 10 Pence ungefähr eine halbe Unze Silber Towergewicht, und waren etwa so viel wie eine halbe Krone unseres jetzigen Geldes. 4 Unzen Silber Towergewicht, also 6 Schilling und 8 Pence im Gelde jener Zeit, oder beinahe 20 Schilling jetzigen Geldes, mußten als ein mäßiger Preis für den Malter von 8 Scheffeln gelten.

Dies Gesetz ist gewiß ein besseres Zeugnis dafür, was zu jenen Zeiten als mäßiger Kornpreis galt, als die von Geschichtschreibern und anderen Schriftstellern mit Bezug auf ihre außergewöhnliche Teuerung oder Wohlfeilheit allgemein verzeichneten Preise einzelner Jahre, nach denen es deshalb schwer ist, sich irgend ein Urteil darüber zu bilden, was damals ihr gewöhnlicher Preis gewesen sein mag. Es gibt außerdem andere Gründe, die es glaubhaft machen, daß im Anfang des 14. Jahrhunderts und etwas früher der übliche Weizenpreis nicht unter 4 Unzen Silber der Malter betrug, und der Preis der übrigen Getreidearten dazu im Verhältnis stand.

1309 gab Ralph de Born, Prior zu St. Augustin, Canterbury, am Tage seiner Installation ein Fest, von dem uns William Thorn nicht nur den Speisezettel, sondern auch die Preise vieler Einzelheiten aufbewahrt hat. Bei diesem Feste wurden verzehrt: 1) 53 Malter Weizen, die 19 Pfund, oder 7 Schilling und 2 Pence der Malter, gleich etwa 21 Schilling und 6 Pence unseres jetzigen Geldes kosteten. 2) 58 Malter Malz, die 17 Pfund 10 Schilling, oder 6 Schilling der Malter, gleich etwa 18 Schilling unseres jetzigen Geldes kosteten. 3) 20 Malter Hafer, die 4 Pfund oder 4 Schilling der Malter, gleich etwa 12 Schilling unseres jetzigen Geldes kosteten. Die Malz- und Haferpreise scheinen hier höher zu sein, als es ihr übliches Verhältnis zum Weizenpreise ist.

Diese Preise wurden nicht wegen ihrer außergewöhnlichen Teuerung oder Wohlfeilheit verzeichnet, sondern wurden nur zufällig als die seinerzeitigen Preise großer Getreidequantitäten, die bei einem durch seine Pracht berühmten Feste verbraucht wurden, erwähnt.

Im Jahre 1262, dem 51. der Regierung Heinrichs III., wurde ein altes Gesetz, die sogenannte Brot- und Biertaxe, das, wie der König im Eingange sagt, zu Zeiten seiner Voreltern, weiland der Könige von England, gegeben worden, erneuert. Demnach ist es wahrscheinlich wenigstens so alt, daß es in die Zeit seines Großvaters, Heinrichs II., reicht, und kann so alt gewesen sein als die Eroberung. Es reguliert den Preis des Brotes nach den jeweiligen Weizenpreisen, den Malter von 1 bis zu 20 Schilling damaligen Geldes. Man nimmt aber von Gesetzen dieser Art gewöhnlich an, daß sie mit gleicher Sorgfalt allen Abweichungen vom mittleren Preise, sowohl denen unter, als denen über ihn vorbeugen. Nach dieser Voraussetzung mußten daher 10 Schilling, die 6 Unzen Silber Towergewicht enthielten, und etwa 30 Schilling unseres jetzigen Geldes gleichkamen, als der mittlere Preis des Malters Weizen zu der Zeit, als jenes Gesetz zum ersten Male erlassen wurde, angesehen werden und mußten dies auch bis in das 51. Regierungsjahr Heinrichs III. sein. Wir werden daher nicht sehr irren, wenn wir annehmen, daß der mittlere Preis nicht weniger als ein Drittel des höchsten Preises betrug, den jenes Gesetz für den Brotpreis festsetzt, 6 Schilling und 8 Pence damaligen Geldes, oder 4 Unzen Silber Towergewicht.

Diese verschiedenen Fakta geben wohl einigen Grund zu dem Schlusse, daß um die Mitte des 14. Jahrhunderts und ziemlich lange vorher der Durchschnitts- oder übliche Preis des Malters Weizen nicht unter 4 Unzen Silber Towergewicht angenommen wurde.

Ungefähr von der Mitte des 14. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts scheint der Weizenpreis, den man als einen billigen und mäßigen, d. h. als den üblichen oder Durchschnittspreis ansah, stufenweise auf etwa die Hälfte dieses Preises gesunken zu sein, so daß er zuletzt bis auf etwa 2 Unzen Silber Towergewicht, oder etwa 10 Schilling unseres jetzigen Geldes fiel. Er wurde weiter zu diesem Preise eingeschätzt bis gegen 1570.

In dem Haushaltungsbuche Heinrichs, des fünften Grafen von Northumberland, geführt im Jahre 1512, finden sich zwei verschiedene Schätzungen des Weizens. Nach der einen wird der Malter zu 6 Schilling und 8 Pence, nach der anderen nur zu 5 Schilling und 8 Pence berechnet. 1512 enthielten 6 Schilling und 8 Pence nur 2 Unzen Silber Towergewicht und betrugen nach heutigem Gelde etwa 10 Schilling.

Vom 25. Regierungsjahre Eduards III. bis zum Anfang der Regierung Elisabeths, in einem Zeitraume von mehr als zweihundert Jahren, wurden fortwährend, wie man aus verschiedenen Gesetzen ersieht, 6 Schilling und 8 Pence als sogenannter mäßiger und billiger, d. h. als der übliche oder Durchschnittspreis des Weizens angesehen. Aber das in dieser gleichnamigen Summe enthaltene Silberquantum nahm im Laufe dieser Zeit beständig ab, weil man an der Münze einige Änderungen vorgenommen hatte. Allein es hatte der wachsende Wert des Silbers, wie es scheint, die Verminderung des in der gleichnamigen Summe enthaltenen Silberquantums so weit ausgeglichen, daß die Gesetzgebung es nicht für nötig erachtete, diesen Umstand zu berücksichtigen.

So wurde 1436 ein Gesetz gegeben, daß der Weizen dann ohne besondere Erlaubnis ausgeführt werden dürfe, wenn sein Preis nicht höher als 6 Schilling und 8 Pence wäre, und 1463 wurde ein Gesetz gegeben, daß kein Weizen eingeführt werden dürfe, wenn der Preis des Malters nicht über 6 Schilling und 8 Pence stünde. Der Gesetzgeber dachte, daß die Ausfuhr bei so niedrigem Preise keinen Anstand ergeben könnte, daß es aber klug wäre, sobald der Preis höher stiege, die Einfuhr zu gestatten. Mithin galten 6 Schilling und 8 Pence, die ungefähr die nämliche Quantität Silber enthielten wie 13 Schilling und 4 Pence unseres jetzigen Geldes (ein Drittel weniger als die gleichnamige Summe zur Zeit Eduards III. enthielt), damals für einen sogenannten mäßigen und billigen Weizenpreis.

Im Jahre 1554 wurde durch Gesetze aus dem ersten und zweiten Regierungsjahre Philipps und Marias, und im Jahre 1558 durch eines aus dem ersten Regierungsjahre Elisabeths die Ausfuhr des Weizens ganz ebenso für den Fall verboten, daß der Preis des Malters 6 Schilling und 8 Pence überstiege, eine Summe, die damals nicht um 2 Pence mehr Silber enthielt als die gleichnamige Summe in unserer Zeit. Indes fand man bald, daß die Weizenausfuhr bis zu jenem niedrigen Preis zurückzuhalten, sie in der Tat ganz verhindern hieß. Deshalb wurde 1562, im fünften Regierungsjahre Elisabeths, die Ausfuhr des Weizens aus gewissen Häfen für den Fall gestattet, daß der Preis des Malters 10 Schilling nicht überstiege, d. h. etwa dasselbe Silberquantum, das jetzt die gleichnamige Summe enthält. Mithin galt dieser Preis damals für den sogenannten mäßigen und billigen Weizenpreis. Es stimmt das ziemlich mit der Schätzung des Northumberlandbuches vom Jahre 1512.

Daß ebenso in Frankreich der Durchschnittspreis des Korns um das Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts viel niedriger war, als in den beiden vorhergehenden Jahrhunderten, wurde sowohl von Duprè de St. Maur, als auch vom geschmackvollen Verfasser des Versuchs über die Politik des Getreides beobachtet. Wahrscheinlich war sein Preis während derselben Periode in den meisten Teilen Europas ebenso gesunken.

Dieses Steigen des Silberwertes im Verhältnis zu dem des Getreides kann seinen Grund entweder im Zunehmen der Nachfrage nach diesem Metall, einer Folge der zunehmenden Kultur haben, während der Silbervorrat in derselben Zeit derselbe blieb; oder es mag seinen Grund darin gehabt haben, daß die Nachfrage zwar die nämliche wie früher blieb, der Vorrat aber nach und nach abnahm, weil die meisten, der Welt damals bekannten Bergwerke sehr erschöpft waren, und folglich die Betriebskosten stark zugenommen hatten; oder es kann endlich seinen Grund zum Teil in dem einen und zum Teil in dem anderen dieser beiden Umstände haben. Gegen das Ende des 15. und zu Beginn des 16. Jahrhunderts näherte sich der größte Teil der europäischen Länder einer festeren Regierungsform, als er sie Jahrhunderte lang gehabt hatte. Die größere Sicherheit mußte natürlich auch den Gewerbfleiß und die Landeskultur heben, und die Nachfrage nach edlen Metallen, so wie nach allen anderen Luxus- und Schmucksachen mußte natürlich mit dem Zunehmen des Reichtums stärker werden. Um ein größeres jährliches Produkt in Umlauf zu bringen, war eine größere Quantität Geld nötig, und eine größere Anzahl reicher Leute mußte eine größere Menge silberner Geschirre und Schmucksachen begehren. Auch ist natürlich anzunehmen, daß die meisten Bergwerke, die damals den europäischen Markt mit Silber versorgten, sehr erschöpft waren und höhere Betriebskosten erheischten. Viele von ihnen waren seit der Römerzeit abgebaut worden.

Trotzdem hat die Mehrzahl derer, die über die Warenpreise in alten Zeiten geschrieben haben, die Meinung gehegt, daß der Wert des Silbers von der Eroberung, ja vielleicht schon von dem Einfalle Julius Cäsars an bis zur Entdeckung Amerikas in steter Abnahme begriffen war. Zu dieser Ansicht scheinen sie teils durch die Beobachtungen gekommen zu sein, die sie über die Preise des Getreides und einiger anderer Rohprodukte des Landes zu machen in der Lage waren, teils durch die volkstümliche Anschauung, daß in dem Maße, als in jedem Lande mit dem Zunehmen des Wohlstandes natürlicher Weise die Menge des Silbers zunimmt, auch sein Wert abnimmt.

Bei ihren Bemerkungen über die Getreidepreise scheinen dreierlei Umstände sie oft irregeleitet zu haben.

Erstens: In früheren Zeiten wurden fast alle Renten in natura entrichtet, in einer bestimmten Quantität Getreide, Vieh, Geflügel usw. Mitunter kam es jedoch vor, daß der Grundeigentümer sich die Freiheit ausbedang, die jährliche Zahlung vom Pächter entweder in natura zu fordern, oder statt dessen eine bestimmte Summe Geldes. Der Preis, zu dem auf diese Weise die Zahlung in eine bestimmte Geldsumme verwandelt wurde, heißt in Schottland der Konversionspreis. Weil nun der Grundeigentümer immer die Wahl hat, entweder die Sache, oder ihren Preis zu nehmen, so erfordert es die Sicherheit des Pächters, daß der Konversionspreis eher unter als über dem durchschnittlichen Marktpreise stehe. Er beträgt demnach auch an vielen Orten nicht viel mehr als die Hälfte dieses Preises. Im größten Teile Schottlands besteht diese Sitte noch für das Geflügel, und an einigen Orten für das Vieh. Sie würde wahrscheinlich auch für das Getreide fortbestanden haben, wenn nicht die Einrichtung der öffentlichen Fiars dem ein Ende gemacht hätte. Es sind dies jährliche, nach dem Urteil einer Kommission gemachte Schätzungen des durchschnittlichen Preises der verschiedenen Getreidearten und ihrer verschiedenen Sorten in Gemäßheit des tatsächlichen Marktpreises in den verschiedenen Grafschaften. Diese Einrichtung machte es für den Pächter unbedenklich und für den Grundeigentümer viel bequemer, die von ihnen sogenannte Getreiderente lieber nach dem jeweiligen Preise der Fiars eines jeden Jahres, als nach irgend einem festen Preise zu konvertieren. Aber die Schriftsteller, die die Getreidepreise früherer Zeiten sammelten, scheinen oft das, was in Schottland der Konversionspreis heißt, mit dem tatsächlichen Marktpreis verwechselt zu haben. Fleetwood räumt gelegentlich ein, daß er diesen Irrtum begangen habe. Da er jedoch sein Buch in einer besonderen Absicht schrieb, so hielt er es nicht für geeignet, dieses Geständnis eher zu machen, als bis er diesen Konversionspreis bereits fünfzehnmal abgeschrieben hatte. Der Preis beträgt 8 Schilling für den Malter Weizen. Diese Summe enthielt im Jahre 1423, mit dem er den Anfang macht, so viel Silber, wie jetzt 16 Schilling. Dagegen enthielt sie 1562, das Jahr, mit dem er schließt, nicht mehr, als die gleichnamige Summe heute enthält.

Zweitens: Sie ließen sich durch die nachlässige Art irreleiten, in der einige alte Taxordnungen manchmal von faulen Kopisten abgeschrieben, und vielleicht auch von den Gesetzgebern selbst verfaßt waren.

Die alten Taxordnungen scheinen stets mit der Festsetzung angefangen zu haben, welche Höhe der Preis des Brotes und Bieres haben solle, wenn der Weizen- und Gerstenpreis am niedrigsten stände, und scheinen dann stufenweise zu den Bestimmungen fortgegangen zu sein, welche Höhe er haben solle, sowie die Preise dieser beiden Getreidearten sich stufenweise über ihren niedrigsten Satz erheben. Allein die Abschreiber jener Ordnungen scheinen es oft für hinreichend gehalten zu haben, die Bestimmung nur bis zu den drei oder vier ersten niedrigsten Preisen zu kopieren, indem sie sich auf diese Weise ihre Arbeit sparten und, wie ich glaube, dachten, daß es genug sei, um das Verhältnis zu zeigen, das bei allen höheren Preisen eingehalten werden sollte.

So wurde in der Brot- und Bierordnung aus dem 51. Regierungsjahre Heinrichs III. der Brotpreis entsprechend den verschiedenen Weizenpreisen zwischen 1 und 20 Schilling damaligen Geldes für den Malter reguliert. In den Manuskripten aber, nach denen die verschiedenen Ausgaben der Verordnungen, die der von Ruffhead vorausgingen, gedruckt wurden, waren die Abschreiber nie über den Preis von 12 Schilling hinausgegangen. Einige Schriftsteller, die durch diese mangelhafte Abschrift irregeleitet waren, schlossen daher ganz natürlich, daß der mittlere Preis, nämlich 6 Schilling der Malter, gleich etwa 18 Schilling unseres Geldes, zu jener Zeit der gewöhnliche oder Durchschnittspreis des Weizens war.

In der Tauchschemel- und Pranger-Verordnung, die etwa um dieselbe Zeit erlassen wurde, wird der Bierpreis nach jedesmaligem Steigen des Gerstenpreises um 6 Pence, von 2 Schilling auf 4 Schilling für den Malter reguliert. Daß jedoch 4 Schilling nicht für den höchsten Preis gehalten wurden, bis zu dem die Gerste zu jenen Zeiten öfters steigen mochte, und daß diese Preise nur als ein Beispiel des Verhältnisses gegeben wurden, das bei allen anderen höheren oder niedrigeren Preisen eingehalten werden sollte, läßt sich aus den letzten Worten der Verordnung schließen: »et sic deinceps crescetur vel diminuetur per sex denarios«. Der Ausdruck ist sehr nachlässig, aber der Sinn ist deutlich genug: »es soll der Bierpreis in dem Maße steigen oder fallen, als der Gerstenpreis um je 6 Pence steigt oder fällt.« Die Gesetzgeber scheinen bei der Abfassung dieses Statuts eben so nachlässig gewesen zu sein, wie die Kopisten beim Abschreiben der anderen.

In einem alten Manuskript des Regiam Majestatem, eines alten schottischen Gesetzbuches, findet sich eine Taxordnung, in der der Preis des Brotes für alle verschiedenen Weizenpreise bestimmt ist, von 10 Pence bis zu 3 Schilling für den schottischen Boll, gleich etwa einem halben englischen Malter. 3 schottische Schillinge waren zur Zeit, als diese Taxordnung erlassen wurde, so viel als etwa 9 Schilling Sterling unseres jetzigen Geldes. Ruddiman S. dessen Vorrede zu Andersons Diplomata Scotiae. scheint hieraus zu schließen, daß 3 Schilling der höchste Preis waren, den der Weizen zu jener Zeit überhaupt erreichte, und daß 10 Pence, 1 Schilling, oder höchstens 2 Schilling die gewöhnlichen Preise waren. Sieht man das Manuskript aber näher an, so wird es ganz klar, daß alle diese Preise nur als Beispiele des Verhältnisses verzeichnet wurden, das zwischen den jeweiligen Weizen- und Brotpreisen festgehalten werden sollte. Die letzten Worte der Verordnung lauten: »reliqua judicabis secundum praescripta habendo respectum ad pretium bladi«. »Man beurteile die übrigen Fälle nach obigem unter Berücksichtigung des Getreidepreises.«

Drittens: Es scheint auch, daß sie sich durch den sehr niedrigen Preis, zu welchem der Weizen zuweilen in sehr früher Zeit verkauft wurde, haben irre führen lassen und zu dem Glauben gekommen sind, daß, da sein niedrigster Preis damals niedriger war als in späterer Zeit, auch sein gewöhnlicher Preis viel niedriger gewesen sein müsse. Sie hätten indes finden können, daß in jenen alten Zeiten sein höchster Preis ebensoweit über, als der niedrigste unter dem stand, was je in späteren Zeiten bekannt geworden ist. So gibt uns Fleetwood für das Jahr 1270 zwei Preise für den Malter Weizen. Der eine ist 4 Pfund 16 Schilling im Gelde jener Zeit, gleich 14 Pfund 8 Schilling im unsrigen, der andere 6 Pfund 8 Schilling, gleich 19 Pfund 4 Schilling unseres jetzigen Geldes. Es läßt sich kein Preis am Ende des 15. oder am Anfang des 16. Jahrhunderts finden, der die Absonderlichkeit dieses erreicht. Der Getreidepreis ist zwar stets der Veränderung unterworfen, ändert sich aber am meisten in jenen unruhigen und ungeordneten Gesellschaften, wo die Unterbrechung alles Handels und aller Verbindung den Überfluß des eines Landesteils daran hindert, den Mangel eines anderen zu beheben. In dem ungeordneten Zustande Englands unter den Plantagenets, die es von der Mitte des 12. bis gegen das Ende des 15. Jahrhunderts beherrschten, konnte der eine Distrikt Überfluß haben, während in geringer Entfernung ein anderer, der seine Ernte entweder durch Zufälle der Witterung und durch den Einfall irgend eines benachbarten Barons zerstört sah, alle Schrecken einer Hungersnot erdulden mochte; und doch konnte der eine, wenn das Land eines feindlichen Herrn dazwischen lag, dem anderen nicht den geringsten Beistand leisten. Unter der kraftvollen Verwaltung der Tudors, die während des letzten Teils des 15. und das ganze 16. Jahrhundert hindurch England beherrschten, war kein Baron mächtig genug, um es wagen zu können, die öffentliche Sicherheit zu stören.

Am Ende dieses Kapitels wird der Leser alle von Fleetwood von 1202 bis 1597 – mit Einschluß beider – gesammelten Weizenpreise finden, und zwar auf unser heutiges Geld reduziert und nach der Zeitfolge in sieben Abteilungen von je zwölf Jahren gebracht. Auch findet er am Ende jeder Abteilung den Durchschnittspreis der zwölf Jahre, aus denen sie besteht. In diesem langen Zeitraum hat Fleetwood die Preise von nicht mehr als achtzig Jahren zusammenzubringen vermocht, so daß vier Jahre fehlen, um die letzten zwölf Jahre vollzumachen. Darum habe ich aus den Rechnungen des Eton College die Preise von 1598, 1599, 1600 und 1601 hinzugesetzt. Das ist der einzige Zusatz, den ich gemacht habe. Daraus nun wird der Leser sehen, daß vom Anfang des 13. bis nach der Mitte des 16. Jahrhunderts der Durchschnittspreis von je zwölf Jahren stufenweise niedriger und niedriger wird und daß er sich gegen das Ende des 16. Jahrhunderts wieder zu heben beginnt. Freilich scheinen die Preise, welche Fleetwood zusammenzubringen imstande war, vornehmlich solche zu sein, die wegen ungewöhnlicher Teuerung oder Wohlfeilheit merkwürdig waren, und ich will nicht behaupten, daß sich irgend welche ganz sichere Schlüsse daraus ziehen lassen. So weit sie jedoch überhaupt etwas beweisen, bestärken sie die Aufstellung, welche ich zu geben suchte. Fleetwood selbst hingegen, sowie die meisten anderen Schriftsteller, scheint geglaubt zu haben, daß während dieser ganzen Periode der Wert des Silbers sich wegen seines immer wachsenden Überflusses stetig verringert habe. Doch stimmen die Getreidepreise, die er selber gesammelt hat, mit dieser Meinung gewiß nicht überein. Sie stimmen aber vortrefflich mit der Meinung des Duprè de St. Maur und derjenigen überein, welche ich darzulegen suchte. Bischof Fleetwood und Duprè de St. Maur sind die beiden Schriftsteller, die mit der meisten Sorgfalt und Treue die Preise der Dinge in alten Zeiten gesammelt zu haben scheinen. Es ist etwas sonderbar, daß, obgleich ihre Meinungen so sehr verschieden sind, ihre Daten, so weit sie sich wenigstens auf die Getreidepreise beziehen, so ganz genau zusammentreffen sollten.

Indes sind es nicht sowohl die niedrigen Preise des Getreides, als die mancher anderen Rohprodukte des Landes, aus denen die scharfsinnigsten Schriftsteller den großen Wert des Silbers in jenen ganz alten Zeiten gefolgert haben. Da das Getreide eine Art von Manufakturartikel ist, so war es, sagte man, in jenen rohen Zeiten verhältnismäßig weit teurer als der größte Teil der anderen Waren; gemeint ist, wie ich glaube, der größte Teil der nicht durch Manufaktur entstandenen Waren, wie Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art usw. Daß diese in jenen Zeiten der Armut und Barbarei verhältnismäßig viel wohlfeiler als Getreide waren, ist ohne Zweifel richtig. Aber diese Wohlfeilheit war nicht die Wirkung des hohen Silberwertes, sondern die des niedrigen Wertes jener Waren. Der Grund war nicht der, daß das Silber in solchen Zeiten eine größere Quantität Arbeit gekauft oder vorgestellt hätte, sondern der, daß solche Waren eine weit geringere Quantität kauften oder vorstellten, als in Zeiten größerer Wohlhabenheit und Kultur. Das Silber muß sicherlich im spanischen Amerika wohlfeiler sein als in Europa, d. h. in dem Lande, wo es hervorgebracht wird, wohlfeiler als in dem Lande, wohin es mit den Kosten einer langen Land- und Seefracht, der Verladung und der Assekuranz gebracht wird. 21½ Pence Sterling waren jedoch, wie wir von Ulloa erfahren, noch vor einigen Jahren in Buenos-Ayres der Preis eines aus einer Herde von 3 bis 400 Stück ausgesuchten Ochsen. 16 Schilling Sterling waren, wie uns Byron berichtet, der Preis eines guten Pferdes in der Hauptstadt von Chile. In einem von Natur fruchtbaren Lande, dessen größter Teil jedoch durchaus unkultiviert ist, können Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art usw., da sie mit einer sehr geringen Quantität Arbeit erworben werden können, auch nur eine sehr geringe Quantität kaufen oder sich dienstbar machen. Der niedrige Geldpreis, für den sie verkauft werden können, ist kein Beweis dafür, daß der wirkliche Wert des Silbers dort sehr hoch steht, sondern nur dafür, daß der wirkliche Wert jener Waren sehr niedrig ist.

Die Arbeit, das muß stets hervorgehoben werden, und nicht irgend eine Ware oder Gattung von Waren ist das wahre Maß für den Wert des Silbers sowohl, als für den aller anderen Waren.

Da in vorwiegend öden oder nur dünn bevölkerten Ländern Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art usw. freiwillige Erzeugnisse der Natur sind, so bringt diese sie oft in weit größeren Quantitäten hervor, als der Verbrauch der Einwohner es erfordert. Bei einem solchen Zustande der Dinge übersteigt die Zufuhr gewöhnlich die Nachfrage. Daher werden in verschiedenen Zuständen der Gesellschaft auf verschiedenen Stufen der Kultur solche Waren immer sehr verschiedene Quantitäten von Arbeit vorstellen oder aufwiegen.

Bei jedem Zustande der Gesellschaft, auf jeder Stufe der Kultur ist Getreide das Erzeugnis der menschlichen Tätigkeit. Es ist aber das durchschnittliche Produkt jeder Art von Tätigkeit immer mehr oder weniger genau dem durchschnittlichen Verbrauch angemessen, die durchschnittliche Zufuhr der durchschnittlichen Nachfrage. Hierzu kommt, daß auf jeder besonderen Stufe der Kultur die Erzeugung gleicher Getreidequantitäten bei demselben Boden und Klima durchschnittlich fast gleiche Arbeitsquantitäten, oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis fast gleicher Quantitäten erfordern wird, da die stets zunehmenden Produktivkräfte der Arbeit bei fortgeschrittener Kultur mehr oder weniger durch den stets zunehmenden Preis des Viehes, des hauptsächlichsten Werkzeuges der Agrikultur, aufgewogen werden. Aus allen diesen Gründen können wir daher überzeugt sein, daß gleiche Quantitäten Getreide bei jedem Zustande der Gesellschaft und auf jeder Stufe der Kultur weit eher gleiche Quantitäten Arbeit vorstellen oder aufwiegen werden, als gleiche Quantitäten von irgend einem andern Teile des Rohproduktes des Bodens. Mithin ist das Getreide, wie bereits bemerkt worden, auf all den verschiedenen Stufen des Wohlstandes und der Kultur ein genaueres Wertmaß als irgend eine andere Ware oder Gattung von Waren. Folglich können wir auf allen jenen verschiedenen Stufen den wirklichen Wert des Silbers besser beurteilen, wenn wir ihn mit Getreide, als wenn wir ihn mit irgend einer anderen Ware oder Gattung von Waren vergleichen.

Hierzu kommt, daß Getreide oder was sonst das gewöhnliche und allgemein beliebte vegetabilische Nahrungsmittel des Volkes ist, in jedem zivilisierten Lande den Hauptbestandteil des Unterhaltes der Arbeiter bildet. Infolge der Ausbreitung des Landbaues bringt der Boden eines jeden Landes eine viel größere Quantität vegetabilischer, als animalischer Nahrung hervor, und der Arbeiter lebt überall vorzugsweise von dem gesunden Nahrungsmittel, welches das wohlfeilste und reichlichste ist. Fleisch bildet, außer in den blühendsten Ländern, oder da, wo die Arbeit sehr hoch entlohnt wird, nur einen unbedeutenden Teil seines Unterhaltes; Geflügel ist ein noch kleinerer Teil davon und Wildpret gar keiner. In Frankreich und selbst in Schottland, wo die Arbeit etwas besser als in Frankreich entlohnt wird, ißt der arbeitende Arme, außer an Feiertagen und bei anderen außerordentlichen Gelegenheiten, selten Fleisch. Daher hängt der Geldpreis der Arbeit weit mehr von dem durchschnittlichen Geldpreis des Getreides, des Unterhaltes der Arbeiter, als von dem des Fleisches oder irgend eines anderen Teils der Rohprodukte des Bodens ab. Es hängt also der wirkliche Wert des Goldes und Silbers, das wirkliche Quantum von Arbeit, das sie kaufen oder erwerben können, weit mehr von der Quantität Getreide ab, das sie kaufen oder erwerben können, als von der Quantität Fleisch oder anderer Teile des Rohproduktes des Bodens.

Indes würden solche unbedeutende Beobachtungen über die Preise des Getreides oder anderer Waren wahrscheinlich nicht so viele einsichtsvolle Schriftsteller irregeleitet haben, wenn diese nicht gleichzeitig von der populären Anschauung beeinflußt worden wären, daß, da die Quantität des Silbers natürlicherweise in jedem Lande mit der Zunahme des Wohlstandes wächst, auch sein Wert sich in dem Maße vermindere, als seine Quantität wächst. Diese Meinung scheint aber durchaus grundlos zu sein.

Die Quantität der edlen Metalle kann in jedem Lande aus zweierlei Ursachen wachsen: entweder, erstens, durch die wachsende Ergiebigkeit der Bergwerke, aus denen sie kommen; oder, zweitens durch den zunehmenden Wohlstand des Volkes, durch das zunehmende Produkt seiner jährlichen Arbeit. Die erste dieser Ursachen hängt ohne Zweifel notwendig mit der Verringerung des Wertes der edlen Metalle zusammen; die zweite aber nicht.

Wenn ergiebigere Bergwerke entdeckt werden, kommt eine größere Quantität edler Metalle zu Markte, und da die Quantität der Lebensbedarfs- und Genußgüter, gegen die sie eingetauscht werden müssen, die nämliche bleibt wie früher, so müssen gleiche Quantitäten der Metalle gegen geringere Quantitäten von Waren eingetauscht werden. Soweit also die Zunahme der Quantität der edlen Metalle in irgend einem Lande von der gesteigerten Ergiebigkeit der Bergwerke herkommt, ist sie notwendig mit einer gewissen Verringerung ihres Wertes verbunden.

Wenn umgekehrt der Wohlstand eines Landes wächst, wenn das jährliche Produkt seiner Arbeit stufenweise größer und größer wird, so wird eine größere Quantität gemünzten Geldes nötig, damit eine größere Quantität von Waren zirkulieren könne, und die Leute werden, da sie es tun können, weil sie mehr Waren dafür geben können, natürlich auch immer mehr Gerät von edlem Metall kaufen. Die Quantität ihres gemünzten Geldes wird aus Bedürfnis wachsen, die Quantität des Geräts aus edlem Metall aber aus Eitelkeit und Prunk, oder aus demselben Grunde, aus dem wahrscheinlich die Menge schöner Statuen, Gemälde, jedes andern Luxus und jeder anderen Liebhaberei unter ihnen zunimmt. Da aber Bildhauer und Maler in Zeiten des Wohlstandes und des Gedeihens wahrscheinlich nicht schlechter entlohnt werden, als in Zeiten der Armut und des Niederganges, so wird man auch Gold und Silber wahrscheinlich nicht schlechter bezahlen.

Da der Preis des Goldes und Silbers, wenn er nicht durch die zufällige Entdeckung ergiebiger Bergwerke heruntergedrückt wird, ganz natürlich mit dem Wohlstand jedes Landes steigt, so ist er, wie immer auch der Zustand der Bergwerke sei, zu allen Zeiten in einem reichen Lande seiner Natur nach höher, als in einem armen. Gold und Silber suchen natürlich, wie alle anderen Waren, den Markt, wo der beste Preis für sie bezahlt wird, und der beste Preis wird für jedes Ding gewöhnlich in dem Lande bezahlt, das dies am leichtesten tun kann. Am Ende ist es doch immer die Arbeit der Preis, das darf nicht vergessen werden, der für alle Dinge bezahlt wird, und in Ländern, wo die Arbeit gleich gut bezahlt wird, wird der Geldpreis der Arbeit im Verhältnis zu dem der Lebensmittel der Arbeiter stehen. Gold und Silber werden aber in einem reichen Lande natürlich gegen eine größere Menge von Lebensmitteln in Tausch gehen als in einem armen, in einem Lande, das an Lebensmitteln Überfluß hat, gegen eine größere, als in einem, das nur mäßig damit versorgt ist. Sind die beiden Länder weit von einander entfernt, so kann die Differenz sehr groß sein, weil, wenn die Metalle auch von selbst von dem schlechteren zu dem besseren Markte wandern, es doch schwer sein mag, sie in genügenden Quantitäten dahin zu bringen, um ihren Preis an beiden Orten auszugleichen. Liegen die beiden Länder dagegen nahe bei einander, so wird die Differenz geringer und manchmal kaum merkbar sein, weil der Transport in diesem Falle leicht ist. China ist ein weit reicheres Land, als irgend ein Teil von Europa, und die Differenz zwischen dem Preise der Lebensmittel in China und Europa ist sehr groß. Der Reis ist in China weit wohlfeiler, als der Weizen irgendwo in Europa. England ist ein viel reicheres Land als Schottland, aber die Differenz zwischen dem Geldpreise des Getreides ist in diesen beiden Ländern weit geringer und nur gerade noch merkbar. Im Verhältnis zur Quantität oder zum Maße scheint das schottische Korn beträchtlich wohlfeiler zu sein als das englische; aber im Verhältnis zur Qualität ist es gewiß etwas teurer. Schottland erhält fast alle Jahre sehr reiche Zufuhren aus England, und jede Ware muß in der Regel in dem Lande, wohin es gebracht wird, etwas teurer sein, als in dem, woher es kommt. Daher muß das englische Korn in Schottland teurer sein als in England und kann nach Verhältnis seiner Qualität, oder der Quantität und Güte des feinen oder groben Mehls, das daraus bereitet werden kann, in der Regel dort nicht teurer verkauft werden als das schottische Getreide, das mit ihm auf dem Markte konkurriert.

Die Differenz zwischen dem Geldpreise der Arbeit in China und in Europa ist noch größer als die zwischen dem Geldpreise der Lebensmittel, weil der wirkliche Lohn der Arbeit in Europa höher ist als in China, da der größte Teil Europas im Fortschreiten begriffen ist, während China still zu stehen scheint. In Schottland ist der Geldpreis der Arbeit niedriger als in England, weil der wirkliche Lohn der Arbeit weit niedriger ist; denn wenn Schottland auch zu größerem Wohlstand fortschreitet, so schreitet es doch viel langsamer fort als England. Die Häufigkeit der Auswanderungen aus Schottland und ihre Seltenheit aus England tut deutlich dar, daß die Nachfrage nach Arbeit in beiden Ländern sehr verschieden ist. Das Verhältnis des wirklichen Lohnes der Arbeit in verschiedenen Ländern richtet sich, das darf nicht vergessen werden, nicht nach ihrem damaligen Wohlstand oder ihrer Armut, sondern danach, ob sie fortschreiten, stille stehen, oder im Niedergange begriffen sind.

Wie Gold und Silber natürlich bei den reichsten Nationen den größten Wert haben, so haben sie natürlich den geringsten bei den ärmsten. Bei den Wilden, die die ärmsten aller Nationen sind, haben sie fast keinen Wert.

In großen Städten ist das Getreide immer teurer als in abgelegenen Teilen des Landes. Das ist jedoch nicht die Folge der wirklichen Wohlfeilheit des Silbers sondern der wirklichen Teuerung des Korns. Es kostet nicht weniger Arbeit, Silber in eine große Stadt, als in die abgelegenen Teile des Landes zu bringen; aber es kostet beträchtlich mehr, Getreide dahin zu bringen.

In vielen reichen und handeltreibenden Ländern, wie in Holland und dem Gebiete von Genua, ist das Getreide aus demselben Grunde teuer wie in großen Städten. Sie bringen nicht genug für den Unterhalt ihrer Einwohner hervor. Sie sind reich an Gewerbfleiß und Geschicklichkeit ihrer Künstler und Gewerbetreibenden, reich an jeder Art von Maschinen, die die Arbeit zu erleichtern und abzukürzen vermögen, reich an Schiffen und allen anderen Werkzeugen und Mitteln des Transportes und Handels; aber sie sind arm an Korn, das, da es aus fernen Ländern dahin gebracht werden muß, durch einen Aufschlag auf seinen Preis die Fracht aus jenen Ländern zu zahlen hat. Es kostet nicht weniger Arbeit, Silber nach Amsterdam zu bringen als nach Danzig, aber es kostet bedeutend mehr, Getreide dahin zu bringen. Die wirklichen Kosten des Silbers müssen an beiden Plätzen fast die nämlichen, die des Getreides aber sehr verschieden sein. Man vermindere den wirklichen Reichtum Hollands oder Genuas und lasse dabei die Zahl ihrer Einwohner dieselbe bleiben; man vermindere ihre Fähigkeit, sich aus fernen Ländern zu versorgen: und der Preis des Getreides wird, anstatt mit dieser Verringerung in der Quantität ihres Silbers, die jene Abnahme notwendig entweder als Ursache oder als Wirkung begleiten muß, zu sinken, bis auf den Preis einer Hungersnot steigen. Wenn wir am Notwendigen Mangel leiden, müssen wir uns von allem Überflüssigen losmachen, und so wie dessen Wert in Zeiten des Reichtums und Gedeihens steigt, so sinkt er in Zeiten der Armut und des Elends. Anders ist es mit dem Notwendigen. Sein wirklicher Preis, die Quantität von Arbeit, die es kaufen oder sich dienstbar machen kann, steigt in Zeiten der Armut und des Elends und sinkt in Zeiten der Wohlhabenheit und des Gedeihens, die stets Zeiten großen Überflusses sind; sonst könnten sie nicht Zeiten der Wohlhabenheit und des Gedeihens sein. Das Getreide ist etwas Notwendiges, das Silber nur etwas Überflüssiges.

Wie groß also auch immer die Zunahme in der Quantität der edlen Metalle gewesen sein mag, die in der Zeit zwischen der Mitte des 14. und der des 16. Jahrhunderts aus der Zunahme des Wohlstandes und der Kultur hervorging, so konnte sie dennoch nicht die Tendenz haben, ihren Wert in Großbritannien oder irgend einem anderen Teile Europas zu verringern. Hatten daher diejenigen, die die Preise der Dinge in alten Zeiten sammelten, keinen Grund, in jener Periode die Verringerung des Silberwertes aus Beobachtungen zu folgern, die sie über die Preise des Getreides oder anderer Waren angestellt hatten, so hatten sie noch weit weniger Grund, sie aus irgend einer angeblichen Zunahme des Wohlstandes und der Kultur zu folgern.

Zweite Periode.

So verschieden aber auch die Meinungen der Gelehrten über das Fortschreiten des Silberwertes während dieser ersten Periode waren, so stimmen sie hinsichtlich seiner während der zweiten Periode überein.

Von etwa 1570 bis etwa 1640, während eines Zeitraums von etwa 70 Jahren, nahm die Änderung in dem Verhältnis des Silberwertes zum Getreidewerte eine ganz entgegengesetzte Richtung. Das Silber sank in seinem wirklichen Werte oder ging gegen eine geringere Quantität von Arbeit als früher in Tausch, und das Getreide stieg in seinem Nominalpreise und wurde, statt für etwa 2 Unzen Silber der Malter, oder für etwa 10 Schilling unseres heutigen Geldes, für 6 und 8 Unzen Silber, oder etwa 30 und 40 Schilling unseres heutigen Geldes verkauft.

Die Entdeckung der reichen amerikanischen Gruben scheint die einzige Ursache der Verringerung des Silberwertes im Verhältnis zu dem des Getreides gewesen zu sein. So wird die Sache von jedermann erklärt, und es erhob sich weder über das Faktum selbst, noch über seine Ursache jemals ein Streit. Der größte Teil Europas machte in jenem Zeitraume in Gewerbfleiß und Kultur Fortschritte und die Nachfrage nach Silber mußte darum auch stets im Zunehmen sein. Allein die Zunahme des Vorrats hatte, wie es scheint, die der Nachfrage so sehr überschritten, daß der Wert jenes Metalles bedeutend fiel. Die Entdeckung der amerikanischen Bergwerke scheint, wie bemerkt werden muß, auf die Preise der Dinge in England bis nach 1570 keinen sehr fühlbaren Einfluß gehabt zu haben, obgleich sogar die Gruben von Potosi mehr als 20 Jahre früher entdeckt worden waren.

Von 1595 bis 1620, mit Einschluß beider Jahre, betrug der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens, wie aus den Rechnungen des Eton College hervorgeht, auf dem Markte zu Windsor 2 l. 1 sh. 6 9/13 d. Läßt man von dieser Summe den Bruch weg, und zieht ein Neuntel oder 4 sh. 7? d. ab, so kommt heraus, daß der Preis des Malters von 8 Scheffeln 1 l. 16 sh. 10? d. betrug. Läßt man von dieser Summe ebenfalls den Bruch weg und zieht ein Neuntel oder 4 sh. 1 1/9 d. für die Differenz zwischen dem Preise des besten Weizens und dem des Mittelweizens ab, so kommt heraus, daß der Preis des Mittelweizens 1 l. 12 sh. 8 8/9 d., oder etwa 6 Unzen und eine Drittel Unze Silbers betrug.

Von 1621 bis 1636, mit Einschluß beider Jahre, betrug, wie aus denselben Rechnungen hervorgeht, der Durchschnittspreis des gleichen Maßes vom besten Weizen auf demselben Markte 2 l. 10 sh.; macht man hiervon dieselben Abzüge wie im vorhergehenden Falle, so kommt heraus, daß der Durchschnittspreis des Malters von 8 Scheffeln Mittelweizen 1 l. 19 sh. 6 d. oder etwa 7 und zwei Drittel Unzen Silbers betrug.

Dritte Periode.

Zwischen 1630 und 1640, oder um 1636, scheint die Wirkung der Entdeckung der amerikanischen Gruben auf die Erniedrigung des Silberwertes zu Ende gewesen, und der Wert dieses Metalles im Verhältnis zu dem des Getreides niemals tiefer gesunken zu sein, als er es um diese Zeit war. Er scheint im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts sich etwas gehoben zu haben und hatte damit wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Ende des vorigen angefangen.

Von 1637 bis 1700, mit Einschluß beider Jahre, also in den 64 letzten Jahren des vorigen Jahrhunderts, war, wie aus den nämlichen Rechnungen hervorgeht, der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln vom besten Weizen auf dem Markte zu Windsor 2 l. 11 sh. ? d., was nur 1 sh. ? d. höher ist, als er während der vorhergehenden 16 Jahre gewesen war. Aber im Verlaufe dieser 64 Jahre traten zwei Begebenheiten ein, die einen weit größeren Mangel an Getreide hervorbringen mußten, als der Witterungsverlauf ihn sonst hervorgebracht hätte, und aus denen sich, ohne daß man deshalb eine weitere Abnahme im Silberwerte anzunehmen braucht, jene kleine Erhöhung des Preises sehr wohl erklären läßt.

Die erste dieser Begebenheiten war der Bürgerkrieg, der dadurch, daß er den Ackerbau entmutigte und den Handel unterbrach, den Preis des Getreides viel höher hinaufgetrieben haben muß, als es durch den Witterungsverlauf sonst verursacht worden wäre. Er mußte diese Wirkung mehr oder weniger auf all die verschiedenen Märkte des Königreichs haben, insbesondere aber auf die in der Nähe von London, die sich ihren Vorrat aus der größten Entfernung verschaffen müssen. Es war demnach auch nach denselben Berichten 1648 der Preis des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor 4 l. 5 sh., und 1049 4 l. für den Malter von 9 Scheffeln. Der Überschuß dieser beiden Jahre über 2 l. 10 sh., (dem Durchschnittspreis der 16 vor 1637 vorhergehenden Jahre), beträgt 3 l. 5 sh., was, auf die 64 letzten Jahre des vorigen Jahrhunderts verteilt, schon allein jene kleine Preiserhöhung erklärt, die stattgefunden zu haben scheint. Diese Preise sind aber, wenngleich die höchsten, keineswegs die einzigen hohen Preise, die durch die Bürgerkriege verursacht zu sein scheinen.

Die zweite Begebenheit war die auf die Getreideausfuhr im Jahre 1688 bewilligte Prämie. Diese Prämie mag, wie viele Leute geglaubt haben, dadurch, daß sie zum Ackerbau ermutigte, eine lange Reihe von Jahren hindurch eine größere Fülle und folglich eine größere Wohlfeilheit des Getreides auf dem heimischen Markte hervorgebracht haben, als ohne sie stattgehabt hätte. Inwiefern die Prämie zu irgend einer Zeit diese Wirkung haben konnte, werde ich später untersuchen; für jetzt will ich nur bemerken, daß sie zwischen 1688 und 1700 keine Zeit hatte, eine solche Wirkung hervorzubringen. In diesem kurzen Zeitraume konnte ihre Wirkung nur die sein, daß sie, indem sie zur Ausfuhr des Überschußerzeugnisses eines jeden Jahres aufmunterte und dadurch den Überfluß des einen Jahres verhinderte, den Mangel des anderen auszugleichen, den Preis auf dem heimischen Markte hinauftrieb. Der Mangel, der in England von 1693 bis 1699 mit Einschluß beider Jahre herrschte, mußte, obgleich er ohne Zweifel vorzugsweise der schlechten Witterung zuzuschreiben ist und sich darum über einen großen Teil von Europa erstreckte, durch die Prämie etwas vergrößert werden. Daher wurde auch 1699 die weitere Getreideausfuhr auf 9 Monate verboten.

Noch eine dritte Begebenheit trat in demselben Zeiträume ein, die, wenn sie auch keinen Getreidemangel, noch auch vielleicht eine Vermehrung in der wirklichen Quantität des dafür üblicherweise bezahlten Silbers veranlassen konnte, doch notwendig eine Vermehrung der nominellen Summe veranlaßt haben muß. Diese Begebenheit war die große Verschlechterung der Silbermünzen durch Beschneiden und Abnutzen. Dieses Übel hatte unter der Regierung Karls II. begonnen und ununterbrochen bis 1695 fortgedauert; zu dieser Zeit war, wie wir von Lowndes erfahren, die gangbare Silbermünze durchschnittlich fast 25 Prozent unter dem gesetzlichen Wert. Nun wird aber die nominelle Summe, die den Marktpreis jeder Ware bildet, notwendigerweise nicht sowohl durch die Quantität Silber bestimmt, die dem Münzfuße gemäß in ihr enthalten sein sollte, als durch die, welche erfahrungsgemäß wirklich in ihr enthalten ist. Diese nominelle Summe ist daher notwendig höher, wenn die Münze durch Beschneiden und Abnutzen sehr verschlechtert, als wenn sie ihrem gesetzlichen Werte nahe ist.

Im Verlauf des gegenwärtigen Jahrhunderts ist die Silbermünze nie tiefer unter ihrem gesetzlichen Gewicht, gewesen als jetzt. So sehr sie aber auch verschlechtert ist, so wurde ihr Wert doch durch den der Goldmünze, mit der sie vertauscht wird, aufrecht erhalten. Denn wenn auch die Goldmünze vor der letzten Umprägung beträchtlich verschlechtert war, so war sie es doch weniger als das Silber. Im Jahre 1695 dagegen wurde der Wert der Silbermünze nicht durch die Goldmünze aufrecht erhalten; damals wurde eine Guinee gewöhnlich gegen 30 Schilling des abgenutzten und beschnittenen Silbers eingewechselt. Vor der letzten Umprägung des Goldes war der Preis des Barrensilbers selten höher als 5 Schilling und 7 Pence die Unze, was nur 5 Pence über den Münzpreis ist. Im Jahre 1695 aber war der gewöhnliche Preis des Barrensilbers 6 Schilling und 5 Pence die Unze Lowndes's Essay on the Silver Coin p. G8., was 15 Pence mehr ist, als der Münzpreis. Selbst vor der letzten Umprägung des Goldes stand also das Geld, Gold und Silber zusammen, wenn es mit Barrensilber verglichen wurde, angeblich nicht mehr als 8 Prozent unter seinem gesetzlichen Werte. Dagegen nahm man 1695 an, daß es beinahe 25 Prozent unter diesem Werte sei. Aber zu Beginn des gegenwärtigen Jahrhunderts, d. h. unmittelbar nach der großen Umprägung zu König Wilhelms Zeit, muß das meiste gangbare Silbergeld seinem gesetzlichen Gewichte noch näher gestanden haben als jetzt. Auch gab es im Verlauf des gegenwärtigen Jahrhunderts keine große öffentliche Kalamität, wie den Bürgerkrieg, die vom Ackerbau hätte abschrecken, oder den inneren Handel des Landes unterbrechen können. Und obgleich die Prämie, die den größten Teil dieses Jahrhunderts hindurch bestand, den Preis des Getreides stets etwas höher hinauf treiben mußte, als er sonst bei dem dermaligen Stande des Ackerbaus sein würde, so läßt sich doch, da die Prämie während dieses Jahrhunderts Zeit genug hatte, all die guten Wirkungen, die man ihr gewöhnlich zuschreibt, zu offenbaren, also zum Ackerbau aufzumuntern und dadurch, die Quantität des Getreides auf dem heimischen Markte zu vermehren, nach dem Prinzipien, des Systems, das ich später auseinanderzusetzen und zu prüfen gedenke, annehmen, daß sie etwas dazu beigetragen habe, den Preis dieser Ware auf der einen Seite eben so zu verringern, als auf der anderen zu erhöhen. Viele glauben, sie habe noch mehr dazu beigetragen. In den 64 Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts scheint daher der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor nach den Rechnungen des Eton College 2 l. 0 s. 6 19/32 d. gewesen zu sein, was etwa 10 Schilling und 6 Pence, oder mehr als 25 Prozent wohlfeiler ist, als er während der letzten 64 Jahre des vorigen Jahrhunderts gewesen war; etwa 9 Schilling und 6 Pence wohlfeiler, als er in den 16 vor 1636 vorhergehenden Jahren gewesen war, wo die Entdeckung der reichen amerikanischen Gruben, wie man annehmen kann, ihre volle Wirkung geoffenbart hatte; und etwa 1 Schilling wohlfeiler, als er in den 26 vor 1620 vorhergehenden Jahren gewesen war, ehe, wie man annehmen kann, jene Entdeckung ihre volle Wirkung geoffenbart hat. Bei dieser Rechnung kommt heraus, daß der Durchschnittspreis des Mittelweizens während jener ersten 64 Jahre des gegenwärtigen Jahrhunderts etwa 32 Schillinge für den Malter von 8 Scheffeln betrug.

So scheint also der Wert des Silbers im Verhältnis zu dem des Getreides im gegenwärtigen Jahrhundert etwas gestiegen zu sein, und er hatte damit wahrscheinlich schon einige Zeit vor dem Ende des vorigen angefangen.

Im Jahre 1687 betrug der Preis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor 1 l. 5 sh. 2 d., was der niedrigste Preis ist, den er seit 1595 jemals gehabt hat.

Im Jahre 1688 schätzte Gregory King, ein wegen seiner Kenntnisse in diesen Dingen sehr angesehener Mann, daß der Durchschnittspreis des Weizens in Jahren mäßiger Fülle für den Produzenten 3 sh. 6 d. der Scheffel, oder 28 sh. der Malter sei. Unter dem Produzentenpreis verstehe ich das, was man zuweilen den Kontraktpreis nennt, oder den Preis, zu dem ein Pächter sich verpflichtet, dem Händler mehrere Jahre hintereinander eine bestimmte Quantität Getreide zu liefern. Da ein Kontrakt dieser Art dem Pächter die Kosten und Mühe des Marktbesuchs erspart, so ist der Kontraktpreis gewöhnlich niedriger als der durchschnittliche Marktpreis. King nahm an, daß 28 sh. für den Malter zu jener Zeit der gewöhnliche Kontraktpreis in Jahren mäßiger Fülle war. Vor der durch die letzte Aufeinanderfolge ungewöhnlich schlechter Jahre verursachten Knappheit war dies, wie mir versichert wurde, der übliche Kontraktpreis in allen gewöhnlichen Jahren.

Im Jahre 1688 wurde vom Parlament die Prämie auf die Getreideausfuhr bewilligt. Die Landedelleute, die damals einen noch größeren Teil der gesetzgebenden Versammlung bildeten als jetzt, hatten bemerkt, daß der Geldpreis des Getreides im Fallen war. Die Prämie war ein Mittel, es künstlich auf den hohen Preis zu bringen, zu dem das Getreide oft in der Zeit Karl I. und II. verkauft worden war. Sie sollte daher solange bestehen, bis der Weizen auf 48 sh. für den Malter gestiegen, d. i. bis er 20 sh., oder um 5/7 teurer war, als King in demselben Jahre den Produzentenpreis für Zeiten mäßiger Fülle berechnet hatte. Wenn seine Berechnungen den guten Ruf einigermaßen verdienen, den sie sich allgemein erworben haben, so waren 48 sh. für den Malter ein Preis, der ohne ein Mittel wie die Prämie zu jener Zeit nur in Jahren ungewöhnlichen Mangels erwartet werden konnte. Allein die Regierung König Wilhelms war damals noch nicht völlig gesichert. Sie war nicht in der Lage, den Landedelleuten, bei denen sie gerade damals die Festsetzung der jährlichen Landsteuer betrieb, etwas abschlagen zu können.

Es ist demnach der Wert des Silbers im Verhältnis zu dem des Getreides vor dem Ende des letzten Jahrhunderts wahrscheinlich etwas gestiegen, und es scheint dabei während des größten Teils des Verlaufes des jetzigen geblieben zu sein, obgleich die notwendige Wirkung der Prämie dieses Steigen daran gehindert haben muß, so merklich zu werden, als es sonst bei dem dermaligen Zustande der Landwirtschaft gewesen sein würde.

In reichen Jahren erhöht die Prämie dadurch, daß sie zu einer ungewöhnlichen Ausfuhr antreibt, den Preis des Getreides mehr, als es sonst in diesen Jahren der Fall sein würde. Der ausgesprochene Zweck dieser Einrichtung war, der Landwirtschaft durch Hochhalten der Getreidepreise selbst in den reichsten Jahren eine Aufmunterung zuteil werden zu lassen.

In Jahren großen Mangels wurde die Prämie allerdings gewöhnlich suspendiert. Sie mußte jedoch auch auf die Preise mancher dieser Jahre einigen Einfluß haben. Durch die außerordentliche Ausfuhr, die sie in Jahren der Fülle verursachte, mußte sie oft verhindern, daß die Fülle des einen Jahres den Mangel des anderen ausglich.

Sowohl in Jahren der Fülle als in denen des Mangels erhöht also die Prämie den Preis des Getreides über die Höhe, die er bei dem dermaligen Zustande der Landwirtschaft natürlich haben würde. Wenn daher der Durchschnittspreis in den ersten 64 Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts niedriger gewesen ist, als in den letzten 64 Jahren des letzten, so hätte er bei dem nämlichen Zustande der Landwirtschaft noch weit niedriger sein müssen, wäre jene Wirkung der Prämie nicht gewesen.

Aber, kann man sagen, ohne die Prämie würde der Zustand der Landwirtschaft nicht der nämliche gewesen sein. Welche Wirkungen diese Einrichtung auf die Landwirtschaft des Landes gehabt haben kann, will ich später zu erklären suchen, wenn ich dazu komme von den Prämien im besonderen zu sprechen. Für jetzt will ich nur bemerken, daß dieses Steigen im Werte des Silbers im Verhältnis zu dem des Getreides für England nicht charakteristisch gewesen ist. Es ist von drei sehr getreuen, glaubwürdigen und fleißigen Sammlern der Getreidepreise, Dupre de St. Maur, Messance und dem Verfasser des Versuchs über die Getreidepolitik beobachtet worden, daß es in Frankreich zur selben Zeit und beinahe im nämlichen Verhältnis stattgefunden hat. Dennoch war in Frankreich bis 1764 die Ausfuhr von Getreide gesetzlich verboten, und es ist etwas schwer, anzunehmen, daß fast dieselbe Verringerung des Preises, die in dem einen Lande trotz dieses Verbotes statthatte, in dem anderen der dadurch gebotenen, ungewöhnlichen Aufmunterung zur Ausfuhr zuzuschreiben sei.

Es würde vielleicht angemessener sein, diese Änderung in dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides als die Wirkung eines stufenweisen Steigens des wirklichen Silberwertes auf dem europäischen Markte anzusehen, denn als die Wirkung eines Fallens des wirklichen Durchschnittswertes des Getreides. Das Getreide ist, wie bereits bemerkt wurde, in weit auseinander liegenden Zeitabschnitten ein genaueres Wertmaß als Silber oder vielleicht irgendeine andere Ware. Als nach der Entdeckung der so ergiebigen amerikanischen Gruben das Getreide einen drei bis viermal höheren Geldpreis als zuvor erlangte, schrieb man diesen Wechsel allgemein nicht einem Steigen des wirklichen Getreidewertes, sondern einem Fallen des wirklichen Silberwertes zu. Wenn daher in den ersten 64 Jahren des gegenwärtigen Jahrhunderts der durchschnittliche Geldpreis des Getreides etwas niedriger geworden ist, als er es während des größten Teils des vorigen Jahrhunderts gewesen war, so sollten wir ebenso diesen Wechsel nicht einem Fallen des wirklichen Getreidewertes, sondern einem Steigen des wirklichen Silberwertes auf dem europäischen Markte zuschreiben.

Der hohe Preis des Getreides während der letzten 10 oder 12 Jahre hat allerdings die Vermutung erregt, daß der wirkliche Silberwert auf dem europäischen Markte noch immer im Fallen sei. Dieser hohe Preis des Getreides scheint jedoch offenbar nur eine Wirkung der außergewöhnlichen Ungunst der Witterung gewesen zu sein und sollte daher nicht als eine dauernde, sondern als eine vorübergehende und zufällige Erscheinung angesehen werden. Die Witterung war in den letzten 10 oder 12 Jahren im größten Teil Europas ungünstig, und die Unruhen in Polen haben den Mangel in all den Ländern, die sich in teuren Jahren von diesem Markte her zu versorgen pflegten, sehr vermehrt. Eine so lang anhaltende schlechte Witterung ist zwar keine sehr gewöhnliche Erscheinung, aber auch keineswegs etwas ganz Besonderes, und wer sich viel mit der Geschichte der Getreidepreise in früheren Zeiten beschäftigt hat, dem wird es nicht schwer fallen, manche andere Beispiele derselben Art aufzufinden. Zudem sind ja auch 10 Jahre ungewöhnlichen Mangels nicht wunderbarer als 10 Jahre ungewöhnlicher Fülle. Der niedrige Preis des Getreides von 1741 bis 1750, einschließlich beide Jahre, kann sehr wohl seinem hohen Preise in den letzten 8 oder 10 Jahren gegenübergestellt werden. Von 1741 bis 1750 war, wie aus den Rechnungen des Eton College hervorgeht, der Durchschnittspreis des Malters von 9 Scheffeln des besten Weizens auf dem Markte zu Windsor nur 1 l. 13 sh. 9? d., was beinahe 6 Schilling und 3 Pence unter dem Durchschnittspreise der ersten 64 Jahre des jetzigen Jahrhunderts ist. Nach dieser Rechnung ergibt sich, daß der Durchschnittspreis des Malters von 8 Scheffeln Mittelweizen in jenen 10 Jahren nur 1 l. 6 sh. 8 d. betrug.

Zwischen 1741 und 1750 mußte jedoch die Prämie den Preis des Getreides daran hindern, auf dem heimischen Markte so tief zu fallen, als er natürlicherweise hätte fallen müssen. Wie sieh aus den Zollbüchern ergibt, betrug in jenen 10 Jahren die Quantität aller Sorten ausgeführten Getreides nicht weniger als 8 029 156 Malter und 1 Scheffel. Die dafür bezahlte Prämie belief sich auf 1 514 962 l., 17 s. 4½ d. Daher bemerkte im Unterhause 1749 Pelham, damals Premierminister, daß in den drei letzten Jahren eine ungewöhnlich große Summe als Prämie für die Getreideausfuhr bezahlt worden sei. Er hatte guten Grund, diese Bemerkung zu machen, und hätte im folgenden Jahre noch besseren gehabt. In diesem einen Jahre belief sich die ausgezahlte Prämie auf nicht weniger als 324 176 l. 10 s. 6 d. Siehe Tracts on the Corn Trade; Tract. 3d. Es braucht nicht bemerkt zu werden, wie sehr diese erzwungene Ausfuhr den Getreidepreis über den Stand hinauftreiben mußte, den er sonst auf dem heimischen Markte eingenommen haben würde.

Am Ende der diesem Kapitel beigegebenen Aufstellungen wird der Leser die besondere Aufstellung für diese 10 Jahre von den übrigen getrennt finden. Er wird dort auch die besondere Aufstellung über die vorhergehenden 10 Jahre finden, deren Durchschnitt wahrscheinlich niedriger, wenn auch nicht viel niedriger ist, als der Durchschnitt der ersten 64 Jahre des Jahrhunderts. Dagegen war das Jahr 1740 ein Jahr außergewöhnlichen Mangels. Jene 20 Jahre vor 1750 können also sehr wohl den 20 Jahren vor 1770 gegenübergestellt werden. Wie die ersteren, trotz der Dazwischenkunft von einem oder zwei teuren Jahren, beträchtlich unter dem allgemeinen Durchschnitt des Jahrhunderts waren, so waren die letzteren trotz der Dazwischenkunft von einem oder zwei billigen, z. B. von 1759, weit über ihm. Wenn die ersteren nicht ebensoviel unter dem allgemeinen Durchschnitt zurückblieben, als die letzteren über ihm standen, so haben wir das wahrscheinlich der Prämie zuzuschreiben. Auch ist die Veränderung offenbar zu schnell gewesen, als daß sie einem Wechsel im Werte des Silbers, der allezeit langsam und allmählich ist, zugeschrieben werden könnte. Die Plötzlichkeit der Wirkung kann nur aus einer Ursache, die plötzlich wirkt, aus der zufälligen Witterungsänderung erklärt werden.

Der Geldpreis der Arbeit ist im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts in Großbritannien allerdings gestiegen. Das scheint jedoch weniger die Folge einer Verringerung im Werte des Silbers auf dem europäischen Markte gewesen zu sein, als die einer Zunahme der Nachfrage nach Arbeit in Großbritannien, die aus dem starken und fast allgemeinen Gedeihen des Landes entsprang. In Frankreich, einem nicht ganz so gut gedeihenden Lande, hat man bemerkt, daß der Geldpreis der Arbeit seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts stufenweise mit dem durchschnittlichen Geldpreise des Getreides fiel. Sowohl im vorigen wie im gegenwärtigen Jahrhundert soll der Tagelohn für gemeine Arbeit fast ohne Veränderung etwa den 20. Teil des durchschnittlichen Preises des Septier Weizen betragen haben, eines Maßes, das etwas mehr als 4 Winchester Scheffel enthält. In Großbritannien hat, wie bereits gezeigt worden, die wirkliche Entlohnung der Arbeit, die wirklichen Quantitäten von Lebensbedarfs- und Genußgütern, die dem Arbeiter gegeben werden, im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts beträchtlich zugenommen. Das Steigen in ihrem Geldpreise scheint nicht die Wirkung einer Verringerung des Silberwertes auf dem allgemeinen europäischen Markte, sondern die eines Steigens im wirklichen Preise der Arbeit auf dem besonderen Markte Großbritanniens gewesen zu sein, was den besonders glücklichen Umständen des Landes zu danken ist.

Einige Zeit nach der ersten Entdeckung Amerikas wurde das Silber weiterhin zu seinem früheren, oder nicht viel unter seinem früheren Preise verkauft. Die Bergwerksprofite waren eine Zeitlang sehr groß und weit über ihrem natürlichen Satze. Indes fanden die, welche dies Metall nach Europa brachten, bald, daß die ganze jährliche Einfuhr nicht zu diesem hohen Preise abgesetzt werden konnte. Silber wurde stufenweise gegen eine immer geringere Quantität von Gütern eingetauscht. Sein Preis sank tiefer und tiefer, bis er auf seinen natürlichen Preis, d. h. auf den Betrag fiel, der gerade hinreichend war, um, entsprechend ihren natürlichen Sätzen, den Arbeitslohn, die Kapitalprofite und die Grundrente zu bezahlen, die bezahlt werden mußten, um es vom Bergwerk auf den Markt zu bringen. In den meisten Silbergruben von Peru verschlingt, wie bereits bemerkt worden ist, die Abgabe an den König von Spanien, die sich auf ein Zehntel des Rohertrags beläuft, die ganze Grundrente. Diese Abgabe bestand ursprünglich in der Hälfte; bald nachher fiel sie auf ein Drittel, dann auf ein Fünftel und zuletzt auf ein Zehntel, den Satz, den sie noch heute behauptet. Dies ist, wie es scheint, in den meisten peruanischen Silbergruben alles, was übrig bleibt, nachdem das Kapital des Unternehmers des Werks samt seinen üblichen Profiten wiedererstattet ist; und es scheint allgemein anerkannt zu sein, daß diese Profite, die einst sehr hoch waren, jetzt so niedrig sind, als es sich mit der Fortführung der Werke verträgt.

Die Abgabe an den König von Spanien wurde 1504 Solorzano, Vol. 11., 41 Jahre vor 1545, dem Jahre der Entdeckung der Bergwerke von Potosi, auf den fünften Teil des registrierten Silbers herabgesetzt. Innerhalb 90 Jahren, oder vor 1636, hatten diese Bergwerke, die ergiebigsten in ganz Amerika, Zeit genug, ihre volle Wirkung zu üben, oder den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte so weit herabzudrücken, als er eben fallen konnte, während es fortfuhr, diese Abgabe an den König von Spanien zu zahlen. 90 Jahre sind Zeit genug, um eine Ware, für die es kein Monopol gibt, auf ihren natürlichen, d. h. auf den niedrigsten Preis herabzubringen, zu dem sie, während sie eine besondere Abgabe zahlt, eine beträchtliche Zeit hindurch verkauft werden kann.

Der Preis des Silbers hätte vielleicht auf dem europäischen Markte noch tiefer fallen, und es hätte nötig werden können, entweder die Abgabe darauf nicht nur auf ein Zehntel, wie im Jahre 1736, sondern ganz so wie bei dem Golde auf ein Zwanzigstel herabzusetzen, oder den Abbau des größten Teils der amerikanischen Gruben, die gegenwärtig abgebaut werden, aufzugeben. Wahrscheinlich ist die stufenweise Zunahme der Nachfrage nach Silber, oder die stufenweise Vergrößerung des Marktes für das Produkt der amerikanischen Silbergruben der Grund, der dies verhinderte und der nicht nur den Wert des Silbers auf dem europäischen Markte auf seiner Höhe erhielt, sondern ihn vielleicht sogar etwas höher steigerte, als er um die Mitte des vorigen Jahrhunderts gewesen war.

Seit der ersten Entdeckung Amerikas ist der Markt für das Produkt seiner Silbergruben stufenweise immer ausgedehnter geworden.

I. Der europäische Markt ist stufenweise immer ausgedehnter geworden. Seit der Entdeckung Amerikas hat der größte Teil Europas sehr an Kultur zugenommen. England, Holland, Frankreich und Deutschland, selbst Schweden, Dänemark und Rußland haben in Agrikultur und Manufaktur bedeutende Fortschritte gemacht. Italien scheint nicht zurückgegangen zu sein. Der Verfall Italiens ging der Eroberung von Peru vorher. Seit dieser Zeit scheint es sich eher etwas erholt zu haben. Von Spanien und Portugal glaubt man freilich, daß sie zurückgegangen seien. Indes ist Portugal nur ein kleiner Teil von Europa, und der Niedergang Spaniens ist vielleicht nicht so groß, als gewöhnlich geglaubt wird. Im Anfange des 16. Jahrhunderts war Spanien sogar im Vergleiche mit Frankreich, das seit jener Zeit so sehr fortgeschritten ist, ein sehr armes Land. Der Kaiser Karl V., der so oft durch beide Länder gereist war, machte die wohlbekannte Bemerkung, daß in Frankreich an allen Dingen Überfluß, in Spanien an allen Dingen Mangel wäre. Der wachsende Ertrag des Ackerbaues und der Gewerbe in Europa mußte notwendig eine allmähliche Zunahme der Quantität von Silbermünzen, die zu seiner Zirkulation dienen, erfordern; und die wachsende Zahl wohlhabender Leute mußte eine gleiche Zunahme in der Quantität silbernen Gerätes und Schmuckes erfordern.

II. Amerika ist selbst ein neuer Markt für das Produkt seiner eigenen Silbergruben, und da es im Ackerbau, im Gewerbfleiß und in der Bevölkerung weit schnellere Fortschritte macht als die blühendsten Länder Europas, so muß auch seine Nachfrage weit schneller zunehmen. Die englischen Kolonien sind ein durchaus neuer Markt, der teils für Münzen teils für Gerät eine stets wachsende Silberzufuhr in einem großen Gebiete erfordert, wo früher nie eine Nachfrage gewesen war. Auch die meisten spanischen und portugiesischen Kolonien sind durchaus neue Märkte. Neu-Granada, Yucatan, Paraguay und Brasilien waren, ehe sie von den Europäern entdeckt wurden, von wilden Völkerschaften bewohnt, die weder Gewerbe noch Ackerbau hatten. Von beiden ist jetzt ein beträchtlicher Teil bei ihnen allen eingeführt worden. Selbst Mexiko und Peru sind, wenn sie auch nicht als durchaus neue Märkte betrachtet werden können, doch gewiß jetzt weit größere Märkte, als sie es jemals vorher waren. Wer nach all den wunderbaren Erzählungen, die über den glänzenden Zustand dieser Länder in alten Zeiten veröffentlicht worden sind, mit einem einigermaßen nüchternen Urteil die Geschichte ihrer ersten Entdeckung und Eroberung liest, wird mit Sicherheit erkennen, daß ihre Bewohner in Gewerben, im Ackerbau und im Handel weit unwissender waren, als es heute die Tartaren der Ukraine sind. Selbst die Peruaner, das zivilisiertere der beiden Völker, hatten, obgleich sie Gold und Silber zum Schmuck gebrauchten, doch keinerlei gemünztes Geld. Sie betrieben all ihren Handel tauschweise, und es gab deshalb bei ihnen auch kaum irgend eine Arbeitsteilung. Die, welche den Boden bestellten, waren genötigt, sich ihre eigenen Häuser selbst zu bauen, ihren eigenen Hausrat, ihre eigenen Kleider, Schuhe und Ackergeräte selbst zu verfertigen. Die wenigen Handwerker unter ihnen sollen vom Fürsten, von den Adeligen und den Priestern erhalten worden sein, und waren wahrscheinlich deren Diener oder Sklaven. Alle die alten Gewerbe von Mexiko und Peru haben nie auch nur eine einzige Manufakturware nach Europa geliefert. Die spanischen Armeen, die doch kaum jemals mehr als 500 Mann zählten und sich oft nicht auf halb so viel beliefen, fanden fast überall große Schwierigkeit bei der Beschaffung ihrer Lebensmittel. Die Hungersnöte, die sie beinah überall, wohin sie kamen, verursacht haben sollen, selbst in Gegenden, die gleichzeitig als sehr bevölkert geschildert werden, beweisen hinlänglich, daß die Geschichte von jenem Volksreichtum und jener hohen Kultur zum großen Teil erdichtet ist. Die spanischen Kolonien stehen unter einer Regierung, die in vieler Hinsicht dem Ackerbau, der Kultur und Bevölkerung weniger günstig ist, als jene der englischen Kolonien. Gleichwohl scheinen sie in all dem weit schnellere Fortschritte zu machen, als irgend ein Land Europas. Auf einem fruchtbaren Boden und unter einem günstigen Klima ist, wie es scheint, der große Überfluß und die Wohlfeilheit des Landes, ein Umstand, der allen neuen Kolonien gemeinsam ist, ein so großer Vorteil, daß er viele Mängel der Zivilverwaltung wieder wett macht. Frezier, der Peru 1713 besuchte, sagt von Lima, daß es zwischen 25 000 und 28 000 Einwohner habe. Ulloa, der sich in demselben Lande zwischen 1740 und 1746 aufhielt, sagte von ihm, daß es mehr als 50 000 habe. Der Unterschied in ihren Aufstellungen über die Bevölkerung mancher anderen Hauptstädte in Chile und Peru ist ziemlich derselbe; und da kein Grund vorhanden zu sein scheint, an der richtigen Information der beiden zu zweifeln, so deutet das auf eine Zunahme, die kaum hinter der der englischen Kolonien zurücksteht. Es ist also Amerika für das Produkt seiner eigenen Silbergruben ein neuer Markt, dessen Nachfrage weit schneller zunehmen muß, als die der blühendsten Länder Europas.

III. Ostindien ist ein weiterer Markt für das Produkt der amerikanischen Silbergruben, und ein Markt, der seit der Zeit der ersten Entdeckung dieser Gruben beständig eine immer größere Menge Silber in Anspruch nahm. Seit jener Zeit hat der direkte Handel zwischen Amerika und Ostindien, der auf den Acapulco-Schiffen betrieben wird, stets zugenommen, und der indirekte Verkehr über Europa ist in noch stärkerem Maße gewachsen. Während des 16. Jahrhunderts waren die Portugiesen die einzige europäische Nation, die einen regelmäßigen Handel nach Ostindien betrieb. In den letzten Jahren dieses Jahrhunderts fingen die Holländer an, dieses Monopol anzugreifen, und vertrieben sie innerhalb weniger Jahre aus ihren hauptsächlichsten Besitzungen in Indien. Während der größeren Hälfte des vorigen Jahrhunderts teilten diese beiden Nationen sich in den ansehnlichsten Teil des ostindischen Handels, wobei der Handel der Holländer in einem noch stärkeren Maße wuchs, als der der Portugiesen abnahm. Die Engländer und Franzosen trieben zwar im vorigen Jahrhundert einigen Handel mit Indien, aber er ist erst im Laufe des jetzigen stark ausgedehnt worden. Der Ostindienhandel der Schweden und Dänen begann im Laufe des jetzigen Jahrhunderts. Selbst die Moskowiter treiben jetzt einen regelmäßigen Handel mit China mittels einer Art von Karawanen, die über Land durch Sibirien und die Tartarei nach Peking ziehen. Der Ostindienhandel aller dieser Nationen hat, wenn wir den der Franzosen, den der letzte Krieg beinahe vernichtet hatte, ausnehmen, fast ununterbrochen zugenommen. Die zunehmende Konsumtion ostindischer Güter ist in Europa, wie es scheint, so groß, daß sie jenen allen eine stufenweise wachsende Beschäftigung gewährt. So war der Tee z. B. ein Artikel, den man vor der Mitte des vorigen Jahrhunderts nur wenig brauchte. Gegenwärtig beläuft sich der Wert des von der englisch-ostindischen Kompagnie alle Jahre für den Gebrauch ihrer eigenen Landsleute eingeführten Tees auf mehr als anderthalb Millionen; und selbst das reicht nicht hin; denn aus den Häfen Hollands, von Gothenburg in Schweden und auch von den Küsten Frankreichs, wurde, wenigstens solange die französisch-ostindische Kompagnie gedieh, beständig noch viel mehr in das Land eingeschmuggelt. In fast demselben Verhältnis ist der Konsum des Porzellans aus China, der Gewürze von den Molukken, der Stückgüter aus Bengalen und unzähliger anderer Artikel gewachsen. Daher war auch der Tonnengehalt aller im Ostindienhandel beschäftigten europäischen Schiffe vielleicht zu keiner Zeit im vorigen Jahrhundert viel größer als der der englisch-ostindischen Kompagnie vor der letzten Verringerung ihrer Schiffe.

Aber der Wert der edlen Metalle war in Ostindien, zumal in China und Hindostan, zu der Zeit, als die Europäer mit jenen Ländern Handel zu treiben anfingen, weit höher als in Europa, und er ist es auch noch heute. In Reisländern, die gewöhnlich zwei, zuweilen drei Ernten im Jahre liefern, jede reicher als eine gewöhnliche Getreideernte, muß die Fülle von Nahrungsmitteln weit größer sein, als in irgend einem Getreidelande von gleicher Ausdehnung. Solche Länder sind daher auch weit stärker bevölkert. In ihnen haben auch die Reichen, da ihnen ein größerer Überschuß von Nahrungsmitteln über das Maß dessen hinaus, was sie selbst verzehren können, zu Gebote steht, die Mittel, eine weit größere Menge der Arbeit anderer Leute zu kaufen. Daher ist auch das Gefolge eines chinesischen oder hindostanischen Großen, allen Nachrichten zufolge, weit zahlreicher und glänzender als das der reichsten Untertanen in Europa. Derselbe Überschuß an Nahrungsmitteln, über den sie verfügen, setzt sie in den Stand, eine größere Quantität davon für alle jene eigenartigen und seltenen Produkte hinzugeben, die die Natur nur in sehr geringen Quantitäten liefert, wie z. B. für die edlen Metalle und Steine, diesen Haupt-Gegenstand des Wettbewerbs unter den Reichen. Wenn daher auch die Bergwerke, welche den indischen Markt versorgten, ebenso ergiebig gewesen wären, als die, welche den europäischen Markt versorgten, so würden jene Waren doch in Indien gegen eine größere Quantität von Nahrungsmitteln in Tausch gehen als in Europa. Aber die Bergwerke, welche den indischen Markt mit edlen Metallen versorgten, scheinen beträchtlich weniger, und die, welche ihn mit Edelsteinen versorgten, beträchtlich mehr ergiebig gewesen zu sein, als die, welche den europäischen versorgten. Natürlich mußten daher die edlen Metalle in Indien gegen eine etwas größere Quantität von Edelsteinen und gegen eine noch größere Quantität von Nahrungsmitteln in Tausch gehen, als in Europa. Der Geldpreis der Diamanten, dieses überflüssigsten Dinges, mußte in dem einen Lande etwas geringer, und der der Nahrungsmittel, dieses notwendigsten Dinges, beträchtlich geringer sein, als in dem anderen. Aber, wie bereits bemerkt worden, ist der wirkliche Preis der Arbeit, das wirkliche Quantum von Lebenserfordernissen, das den Arbeitern gegeben wird, in China und Hindostan, den beiden großen Märkten Indiens, niedriger als in den meisten Teilen Europas. Der Lohn des Arbeiters wird dort eine geringere Quantität von Nahrungsmitteln kaufen; und da der Geldpreis der Nahrungsmittel in Indien weit niedriger ist als in Europa, so ist der Geldpreis der Arbeit dort aus einem doppelten Grunde niedriger, nämlich wegen der geringen Quantität von Nahrungsmitteln, die dafür zu haben ist, und des geringen Preises dieser Nahrungsmittel. Aber in Ländern von gleicher Kunst und gleichem Gewerbfleiß wird der Geldpreis der meisten Manufakturwaren sich nach dem Geldpreise der Arbeit richten, und wenn auch China und Hindostan an Kunst und Gewerbfleiß in den Manufakturen zurück sind, so scheinen sie doch nicht gegen irgend einen Teil Europas sehr zurück zu sein. Daher wird natürlich der Geldpreis der meisten Manufakturwaren in diesen großen Reichen weit niedriger sein als irgendwo in Europa. Auch vermehrt im größten Teil Europas die Ausgabe für Landfracht den wirklichen und den Nominalpreis der meisten Manufakturwaren beträchtlich. Es kostet mehr Arbeit, und darum auch mehr Geld, erst das Material und dann die fertige Ware zu Markte zu bringen. In China und Hindostan spart die Ausdehnung und Vielseitigkeit der Binnen-Schiffahrt den größten Teil dieser Arbeit und dieses Geldes und verbilligt dadurch sowohl den wirklichen als den Nominalpreis des größten Teils ihrer Manufakturwaren noch weiter. Aus allen diesen Gründen sind die edlen Metalle eine Ware, deren Ausfuhr von Europa nach Indien jederzeit sehr vorteilhaft war und es noch heute ist. Es gibt schwerlich irgend eine Ware die dort einen besseren Preis bringt, oder die, im Verhältnis zur Quantität von Arbeit und Waren, die sie in Europa kostet, eine größere Quantität von Arbeit und Waren in Indien zu erkaufen vermag. Auch ist es weit vorteilhafter, Silber hinüber zu bringen, als Gold, weil in China und auf den meisten anderen indischen Märkten das Verhältnis zwischen reinem Silber und reinem Golde nur wie 10 oder höchstens wie 12 zu 1 ist, während es in Europa wie 14 oder 15 zu 1 ist. In China und auf den meisten anderen indischen Märkten kauft man für 10 oder höchstens 12 Unzen Silber 1 Unze Gold; in Europa braucht man dazu 14 bis 15 Unzen. Deshalb bildet das Silber in den Ladungen der meisten europäischen Schiffe, die nach Indien segeln, gewöhnlich einen der wertvollsten Artikel. Es ist der wertvollste Artikel auf den Acapulco-Schiffen, die nach Manila segeln. So scheint das Silber des neuen Kontinents eine der wichtigsten Waren zu sein, in denen zwischen den beiden äußersten Enden des alten Handel getrieben wird, und zu einem großen Teil trägt es dazu bei, jene so weit voneinander entfernten Teile der Welt miteinander in Verbindung zu bringen.

Um einen so weit ausgedehnten Markt zu versorgen, muß die jährlich aus den Bergwerken gebrachte Silbermenge nicht nur groß genug sein, jene stete Zunahme sowohl an gemünztem Gelde als an Gerät, die in allen aufblühenden Ländern gefordert wird, zu tragen, sondern auch die stete Abnützung und den Verbrauch des Silbers zu ersetzen, die in allen Ländern, wo dies Metall gebraucht wird, stattfinden.

Der stete Verbrauch der edlen Metalle in Münzen durch den Gebrauch, und im Geräte durch den Gebrauch und das Reinigen ist sehr fühlbar, und würde bei Waren, deren Verwendung soweit ausgedehnt ist, allein eine sehr große jährliche Zufuhr erfordern. Der Verbrauch dieser Metalle in einigen besonderen Manufakturen ist, obwohl er vielleicht im ganzen nicht größer ist als jener allmähliche Verbrauch, doch weit fühlbarer, weil er viel rascher ist. Allein in den Manufakturen von Birmingham soll die Quantität Gold und Silber, die jährlich zum Vergolden und Platieren verwendet und dadurch unfähig gemacht wird, jemals wieder in der Gestalt dieser Metalle zu erscheinen, sich auf mehr als 50 000 Pfund Sterling belaufen. Daraus können wir uns eine Vorstellung machen, wie groß der jährliche Verbrauch in all den verschiedenen Teilen der Welt sein muß, entweder für solche Waren, wie die von Birmingham, oder für Tressen, Stickereien, Gold- und Silberstoffe, das Vergolden von Büchern usw. Auch muß alle Jahre eine große Menge dieser Metalle beim Transport von einem Ort zum andern, zu Wasser und zu Lande, verloren gehen. Dazu muß in den meisten asiatischen Staaten, die fast allgemein verbreitete Sitte, Schätze in der Erde an Stellen zu vergraben, deren Kenntnis oft mit der Person stirbt, die sie vergraben hat, den Verlust einer noch größeren Menge hervorrufen.

Die Menge des nach Cadix und Lissabon eingeführten Goldes und Silbers (einschließlich des Betrages, den man als eingeschmuggelt annehmen kann, nicht nur dessen, der registriert wird), beläuft sich nach den besten Rechnungen auf etwa 6 000 000 Sterling im Jahre.

Nach Meggens Nachtrag zum Universal Merchant p. 15 u. 16. Dieser Nachtrag wurde erst 1756, drei Jahre nach der Herausgabe des Buches, das niemals eine zweite Auflage erfuhr, gedruckt. Der Nachtrag findet sich daher nur in wenigen Exemplaren; er berichtigt einige Irrtümer des Buches. betrug die jährliche Einfuhr der edlen Metalle nach Spanien in einem Durchschnitt von 6 Jahren, nämlich von 1748 bis 1753 mit Einschluß beider Jahre, und die nach Portugal in einem Durchschnitt von 7 Jahren, nämlich von 1747 bis 1753 mit Einschluß beider Jahre, an Silber 1 101 107 Pfund und an Gold 49 940 Pfund. Das Silber, zu 62 sh. das Troy-Pfund, beträgt 3 413 431 l. 10 sh. Sterling. Das Gold, zu 44½ Guineen das Troy-Pfund, beträgt 2 333 446 l. 14 sh. Sterling. Beide zusammen betragen 5 746 878 l. 4 sh. Sterling. Der Nachweis des Betrages, der laut Register eingeführt worden ist, versichert er uns, sei genau. Es gibt uns eine eingehende Auskunft über die einzelnen Plätze, von denen das Gold und Silber gebracht wurde, und über die einzelnen Quantitäten jedes Metalls, das jeder dieser Plätze den Registern zufolge lieferte. Er berechnet auch die Quantität jedes Metalls, die, wie er glaubt, eingeschmuggelt worden ist. Die große Erfahrung dieses verständigen Kaufmanns verleiht seiner Meinung ein bedeutendes Gewicht.

Nach dem beredten und zuweilen gut unterrichteten Verfasser der »Philosophischen und politischen Geschichte der Niederlassung der Europäer in den beiden Indien« betrug die jährliche Einfuhr von registriertem Gold und Silber nach Spanien in einem Durchschnitt von 11 Jahren, nämlich von 1754 bis 1764, mit Einschluß beider Jahre, 13 984 185? Piaster (zu 10 Realen). Mit Hinzurechnung dessen, was eingeschmuggelt sein kann, mag sich jedoch, wie er annimmt, der Betrag der gesamten jährlichen Einfuhr auf 17 000 000 Piaster belaufen haben, was, wenn man den Piaster zu 4 sh. 6 d. rechnet, eine Summe von 3 825 000 l. Sterling macht. Er gibt auch ausdrücklich die einzelnen Plätze, von denen das Gold und Silber gebracht wurde, und die einzelnen Quantitäten jedes Metalles an, die den Registern zufolge jeder von ihnen lieferte. Er belehrt uns auch, daß, wenn wir über die jährlich von Brasilien nach Lissabon eingeführte Quantität Gold nach dem Betrage der an den König von Portugal entrichteten Auflage urteilen dürften, die, wie es scheint, ein Fünftel des reinen Metalls ausmacht, wir sie auf 18 000 000 Cruzados oder 45 000 000 französischer Livres, also etwa 2 000 000 Sterling veranschlagen könnten. Auf Rechnung dessen jedoch, was eingeschmuggelt worden sein mag, können wir, sagt er, getrost noch ein Achtel oder 250 000 l. Sterling hinzutun, so daß das Ganze sich auf 2 250 000 l. Sterling belaufen würde. Nach dieser Rechnung beträgt daher die ganze jährliche Einfuhr der edlen Metalle nach Spanien und Portugal etwa 6 075 000 l. Sterling.

Einige andere sehr gut beglaubigte, wenn auch nur handschriftliche Rechnungen, stimmen, wie man mir versichert hat, darin überein, daß sie diesen Betrag der gesamten jährlichen Einfuhr im Durchschnitt auf etwa 6 000 000 Sterling, zuweilen etwas mehr, zuweilen etwas weniger, angeben.

Die jährliche Einfuhr an edlen Metallen nach Cadix und Lissabon ist freilich nicht dem gesamten jährlichen Produkte der amerikanischen Bergwerke gleich. Ein Teil wird jährlich auf den Acapulco-Schiffen nach Manila geschafft, ein Teil wird im Kontrebandehandel, den die spanischen Kolonien mit denen anderer europäischer Völker treiben, verwendet, und ein Teil bleibt zweifellos im Lande selbst. Überdies sind die amerikanischen Bergwerke keineswegs die einzigen Gold- oder Silberbergwerke der Welt. Doch sind sie die weitaus ergiebigsten. Das Produkt aller anderen bekannten Gruben ist, wie zugestanden wird, in Vergleich mit ihnen unbedeutend, und es wird auch der bei weitem größte Teil ihres Produktes, wie gleichfalls zugestanden wird, nach Cadix und Lissabon gebracht. Nun ist der Verbrauch Birminghams allein, zu dem Satze von 50 000 Pfund im Jahr, der hundertundzwanzigste Teil jener jährlichen Einfuhr zu dem Satze von 6 000 000 im Jahr. Es mag also der gesamte jährliche Verbrauch von Gold und Silber in all den verschiedenen Ländern der Welt, wo man diese Metalle benutzt, dem gesamten jährlichen Produkt ziemlich gleich sein. Der Rest wird nicht mehr als gerade hinreichend sein, um die wachsende Nachfrage aller aufblühenden Länder zu befriedigen. Er bleibt vielleicht so weit hinter dieser Nachfrage zurück, daß er den Preis dieser Metalle auf dem europäischen Markte etwas in die Höhe treibt.

Die Menge Kupfer und Eisen, die jährlich aus den Bergwerken auf den Markt gebracht wird, ist unverhältnismäßig größer, als die des Goldes und Silbers. Wir glauben aber darum nicht, daß diese gemeinen Metalle sich vielleicht über die Nachfrage hinaus vermehren, oder etwa allmählich immer wohlfeiler werden. Warum sollten wir glauben, daß dies etwa bei den edlen Metallen der Fall sein werde? Freilich wird von den gemeinen Metallen, wenn sie auch gröber sind, ein um so gröberer Gebrauch gemacht, und man trägt für ihre Erhaltung, da sie geringen Wert haben, auch nur geringere Sorgfalt. Indes sind die edlen Metalle nicht notwendig unzerstörbarer als sie, sondern ebensogut auf allerlei Weise dem Verluste, der Abnutzung und dem Verbrauche ausgesetzt.

Der Preis aller Metalle, obwohl langsamen und allmählichen Veränderungen unterworfen, ändert sich weniger von Jahr zu Jahr, als der der meisten anderen Rohprodukte des Bodens; auch ist der Preis der edlen Metalle plötzlichen Veränderungen weniger ausgesetzt, als der der gemeinen. Der Grund dieser außerordentlichen Beständigkeit des Preises liegt in der Dauerhaftigkeit der Metalle. Das im letzten Jahre zu Markt gebrachte Getreide wird noch lange vor Ende des Jahres ganz oder beinahe ganz konsumiert. Dagegen kann ein Teil des Eisens, das vor zwei- oder dreihundert Jahren aus dem Bergwerk gefördert wurde, noch im Gebrauche sein, und vom Golde vielleicht manches, das schon vor zwei- oder dreitausend Jahren von dort gebracht wurde. Die Massen Korns, die in den einzelnen Jahren den Konsum der Welt versorgen müssen, werden fast immer im Verhältnis zum Ertrage dieser Jahre stehen; dagegen wird das Verhältnis zwischen den verschiedenen Massen Eisens, die in zwei verschiedenen Jahren gebraucht werden, nur sehr wenig durch die zufällige Differenz im Ertrage der Eisengruben dieser beiden Jahre berührt; und noch weniger wird das Verhältnis der Massen Goldes durch eine Differenz im Ertrage der Goldminen verändert. Obgleich daher der Ertrag der meisten Metallgruben vielleicht von Jahr zu Jahr noch mehr wechselt, als der der meisten Getreidefelder, so haben diese Veränderungen doch nicht denselben Einfluß auf den Preis der einen Art von Waren, wie auf den der anderen.

Veränderungen in dem Verhältnis zwischen den respektiven Werten des Goldes und des Silbers.

Vor der Entdeckung der amerikanischen Bergwerke wurde der Wert des reinen Goldes zum reinen Silber in den verschiedenen europäischen Münzen nach dem Verhältnis von 1: 10, oder von 1: 12 bestimmt, d. h. 1 Unze feinen Goldes wurde zu 10 bis 12 Unzen feinen Silbers geschätzt. Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts wurde es nach dem Verhältnis von 1: 14 und 1: 15 bestimmt, d. h. 1 Unze feinen Goldes wurde zu 14 bis 15 Unzen feinen Silbers geschätzt. Das Gold stieg in seinem Nominalwerte oder in der Quantität von Silber, die dafür gegeben wurde. Beide Metalle fielen in ihrem wirklichen Werte, oder in der Menge Arbeit, die man dafür kaufen konnte; aber Silber sank mehr als Gold. Obgleich sowohl die Gold- als die Silbergruben Amerikas alle anderen bis dahin bekannten an Ergiebigkeit übertrafen, so scheint doch die Ergiebigkeit der Silbergruben verhältnismäßig noch größer gewesen zu sein, als die der Goldgruben.

Die großen jährlich von Europa nach Indien gebrachten Silbermengen haben in einigen englischen Niederlassungen den Wert dieses Metalles im Verhältnis zum Gold stufenweise erniedrigt. In der Münze von Calcutta wird 1 Unze feinen Goldes zu 15 Unzen feinen Silbers geschätzt, ganz wie in Europa. Vielleicht wird es in der Münze für den Wert, den es auf dem bengalischen Markte hat, zu hoch angeschlagen. In China ist das Verhältnis des Goldes zum Silber weiterhin 1: 10 oder 1: 12. In Japan soll es wie 1: 8 sein.

Das Verhältnis zwischen den Mengen von Gold und Silber, die jährlich nach Europa eingeführt werden, ist nach Meggens Berechnung beinahe wie 1: 22, d. h. auf 1 Unze Gold werden etwas mehr als 22 Unzen Silber eingeführt. Die große Menge Silber, die alle Jahre nach Ostindien geschickt wird, bringt, wie er glaubt, diejenigen Mengen dieser Metalle, die in Europa zurückbleiben, auf das Verhältnis von 1:14 oder 15, das Verhältnis ihrer Werte, herab. Das Verhältnis zwischen ihren Werten muß, so scheint er zu glauben, notwendigerweise dasselbe sein, wie das zwischen ihren Quantitäten und würde daher wie 1: 22 stehen, wenn jene größere Silberausfuhr nicht wäre.

Allein das gewöhnliche Verhältnis zwischen den respektiven Werten zweier Waren ist nicht notwendig dasselbe wie das zwischen den Quantitäten von ihnen, die gewöhnlich auf dem Markte sind. Der Preis eines Ochsen, zu 10 Guineen gerechnet, ist etwa sechzigmal so groß als der Preis eines Lammes, dieses zu 3 sh. 6 d. gerechnet. Es wäre aber unsinnig, daraus zu schließen, daß auf 1 Ochsen gewöhnlich 60 Lämmer auf dem Markte sind, und es wäre ebenso unsinnig, zu schließen, daß, weil für 1 Unze Gold gewöhnlich 14 oder 15 Unzen Silber zu haben sind, gewöhnlich auch nur 14 oder 15 Unzen Silber auf 1 Unze Gold auf dem Markte sind.

Das Verhältnis des auf dem Markte gewöhnlich vorhandenen Silberquantums zum Goldquantum ist wahrscheinlich weit größer, als das des Wertes eines bestimmten Goldquantums zu dem eines gleichen Silberquantums. Die ganze Quantität einer wohlfeilen, zu Markte gebrachten Ware ist gewöhnlich nicht nur größer sondern auch von größerem Werte als die einer teueren. Die ganze Quantität des jährlich zu Markte gebrachten Brotes ist nicht nur größer, sondern auch von größerem Werte als die ganze Quantität des Fleisches, die ganze Quantität des Fleisches als die ganze Quantität des Hausgeflügels, und die ganze Quantität des Hausgeflügels wieder als die des wilden Geflügels. Es gibt soviel mehr Käufer für die wohlfeile als die teuere Ware, daß gewöhnlich nicht nur eine größere Quantität, sondern auch ein größerer Wert davon verkauft werden kann. Daher muß die ganze Quantität der wohlfeilen Waren im Verhältnis zu der ganzen Quantität der teueren größer sein als der Wert einer bestimmten Quantität der teueren es zu dem Werte einer gleichen Quantität der wohlfeilen ist. Wenn wir die edlen Metalle miteinander vergleichen, so ist das Silber eine wohlfeile, das Gold eine teuere Ware. Wir müssen daher auch erwarten, daß auf dem Markte stets nicht nur eine größere Quantität, sondern auch ein größerer Wert von Silber als von Gold vorhanden sein wird. Man lasse einen Menschen, der von beiden etwas hat, sein Silber-, mit seinem Goldgerät vergleichen, und er wird wahrscheinlich finden, daß nicht nur die Quantität sondern auch der Wert beim ersteren weit größer ist als beim letzteren. Dazu kommt, daß viele Leute, die kein Goldgerät haben, ziemlich viel Silbergerät haben, wobei jenes auch bei denen, die es haben, sich im allgemeinen auf Uhrgehäuse, Tabaksdosen und ähnlichen Kram beschränkt, deren ganzer Betrag selten von großem Werte ist. In den britischen Münzen überwiegt allerdings der Wert des Goldes bei weitem, aber das ist nicht in denen aller anderen Länder der Fall. In den Münzen einiger Länder ist der Werth beider Metalle ziemlich gleich. In der schottischen Münze überwog zwar, wie aus den Münzrechnungen hervorgeht, vor der Union mit England das Gold, aber nur um ein Geringes Siehe: Ruddimans Vorrede zu Andersons Diplomata etc. Scotiae.. In der Münze vieler Länder überwiegt das Silber. In Frankreich werden die größten Summen gewöhnlich in diesem Metall gezahlt, und es ist dort schwer, mehr Gold zu bekommen, als man in seiner Tasche bei sich zu führen nötig hat. Doch wird der höhere Wert des Silbergerätes gegenüber dem des Goldgerätes, der in allen Ländern statthat, das Überwiegen der Goldmünze über die Silbermünze, das nur in wenigen Ländern statthat, mehr als ausgleichen.

Obgleich in einem Sinne des Wortes Silber immer viel wohlfeiler gewesen ist, und es wahrscheinlich auch stets sein wird, als Gold, so kann man doch in einem andern Sinne vielleicht sagen, daß Gold auf dem spanischen Markte bei seinem jetzigen Zustande etwas wohlfeiler ist als Silber: Man kann eine Ware nicht nur nach der absoluten Höhe oder Tiefe ihres üblichen Preises, sondern auch teurer oder wohlfeiler nennen, je nachdem dieser Preis mehr oder weniger über dem niedrigsten steht, zu dem sie sich eine beträchtliche Zeit hindurch auf den Markt bringen läßt. Dieser niedrigste Preis ist derjenige, der mit mäßigem Profite das Kapital wieder ersetzt, das dazu gebraucht wurde, sie dahin zu bringen. Es ist der Preis, der für den Grundbesitzer nichts abwirft, in dem die Rente keinerlei Bestandteil ausmacht, weil er in Arbeitslohn und Profit aufgeht. Nun ist aber auf dem spanischen Markte bei seinem jetzigen Zustande Gold diesem niedrigsten Preise gewiß etwas näher als Silber. Die Abgabe auf Gold an den König von Spanien ist nur der 20. Teil vom reinen Metall oder 5%, während seine Abgabe auf Silber den 10. Teil oder 10% beträgt. Auch ist bereits bemerkt worden, daß in diesen Abgaben die ganze Rente der meisten Gold- und Silbergruben des spanischen Amerikas besteht, und daß die auf Gold noch schlechter bezahlt wird, als die auf Silber. Es müssen auch die Profite der Unternehmer von Goldgruben, da sie weit seltener zu Vermögen kommen, im allgemeinen noch mäßiger sein als die der Unternehmer von Silbergruben. Es muß also der Preis des spanischen Goldes, da es weniger Rente und auch weniger Profit abwirft, auf dem spanischen Markte dem niedrigsten Preise, zu dem es dahin geschafft werden kann, etwas näher stehen, als der Preis des spanischen Silbers. Wenn man alle Ausgaben zusammenrechnet, so kann die ganze Quantität des einen Metalls, wie es scheint, dort nicht mit so viel Vorteil abgesetzt werden, als die ganze Quantität des anderen. Die Abgabe auf das brasilianische Gold an den König von Portugal ist in der Tat die nämliche wie die alte Abgabe auf das mexikanische und peruanische Silber an den König von Spanien, oder der 5. Teil des reinen Metalls. Es ist daher ungewiß, ob die ganze Masse des amerikanischen Goldes, wenn sie auf den allgemeinen europäischen Markt kommt, sich mehr dem niedrigsten Preise nähert, zu dem sie dahin gebracht werden kann, als die ganze Masse des amerikanischen Silbers.

Der Preis von Diamanten und anderen Edelsteinen mag sich vielleicht noch mehr dem niedrigsten Preise nähern, zu dem sie zu Markte gebracht werden können, als selbst der Preis des Goldes.

Obgleich es nicht sehr wahrscheinlich ist, daß eine Abgabe, die nicht nur auf eines der geeignetsten Besteuerungsobjekte, einen reinen Luxus und etwas ganz Überflüssiges, gelegt ist, sondern auch eine so bedeutende Einnahme gewährt, wie die Abgabe auf Silber, je aufgegeben werden wird, solange es möglich ist, sie zu zahlen, so kann doch dieselbe Unmöglichkeit, sie zu zahlen, die es 1736 nötig machte, sie von einem Fünftel auf ein Zehntel herabzusetzen, es mit der Zeit nötig machen, sie noch weiter herabzusetzen, gerade so, wie sie es nötig machte, die Abgabe auf Gold auf ein Zwanzigstel herabzusetzen. Daß der Bau der Silbergruben von Spanisch-Amerika, wie der aller anderen Gruben, wegen der größeren Tiefen, bis zu denen der Bau fortgesetzt werden muß, und wegen der größeren Kosten, die bei diesen Tiefen das Auspumpen des Wassers und die Versorgung mit frischer Luft macht, immer kostspieliger wird, gibt jeder zu, der den Zustand dieser Gruben untersucht hat.

Diese Umstände, die einer zunehmenden Knappheit des Silbers gleichkommen (denn man kann von einem Gute sagen, daß es knapper wird, wenn es schwieriger und kostspieliger wird, eine bestimmte Quantität davon zu sammeln), müssen mit der Zeit einen oder den andern von folgenden drei Fällen hervorrufen. Es muß die Zunahme der Kosten entweder, erstens gänzlich durch eine entsprechende Zunahme im Preise des Metalls ausgeglichen werden, oder, zweitens gänzlich durch eine entsprechende Verringerung der Abgabe auf Silber ausgeglichen werden, oder, drittens teils durch die eine, teils durch die andere dieser beiden Möglichkeiten ausgeglichen werden. Dieser dritte Fall ist sehr möglich. Wie Gold in seinem Preise im Verhältnis zum Silber, trotz der großen Verringerung der Abgabe auf Gold, stieg, so kann das Silber in seinem Preise im Verhältnis zu Arbeit und Waren, ungeachtet einer gleichen Verringerung der Abgabe auf Silber, steigen.

Doch müssen solche allmähliche Herabsetzungen der Abgabe, wenn sie auch das Steigen des Silberwertes auf dem europäischen Markte nicht gänzlich verhindern, es doch jedenfalls mehr oder weniger verzögern. Es können infolge solcher Herabsetzungen manche Bergwerke abgebaut werden, die man früher, weil sie die alte Abgabe nicht zu zahlen vermochten, nicht hatte abbauen können, und es wird die Quantität des jährlich zu Markt gebrachten Silbers immer etwas größer, und darum auch der Wert jeder gegebenen Quantität etwas geringer sein, als er es sonst gewesen sein würde. Infolge der Herabsetzung im Jahre 1736 ist der Wert des Silbers auf dem europäischen Markte, wenn er auch heute nicht niedriger sein mag als vor jener Herabsetzung, doch wahrscheinlich um 10% niedriger, als er sein würde, wenn der spanische Hof weiter die alte Abgabe erhoben hätte.

Daß ungeachtet jener Herabsetzung der Wert des Silbers im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts, auf dem europäischen Markte etwas zu steigen begonnen habe, das lassen mich die oben angeführten Tatsachen und Gründe glauben, oder vielmehr vermuten; denn die beste Meinung, die ich mir über diesen Gegenstand bilden kann, verdient wohl kaum den Namen Vermutung. In der Tat ist das Steigen, angenommen, daß überhaupt eines stattgefunden hat, bisher so geringfügig gewesen, daß nach allem, was bisher gesagt worden, es wohl noch manchem ungewiß erscheinen mag, ob dieser Fall wirklich eingetreten sei. ja ob nicht das Gegenteil eingetreten sei, oder ob nicht der Wert des Silbers auf dem europäischen Markte noch immer im Fallen sei.

Es muß indes bemerkt werden, daß, welche jährliche Einfuhr von Gold und Silber man auch annehmen mag, ein Zeitpunkt eintreten muß, in welchem der jährliche Verbrauch dieser Metalle ihrer jährlichen Einfuhr gleichkommt. Ihr Verbrauch muß steigen, wie ihre Masse zunimmt, oder sogar in einem noch stärkeren Maße. In dem Maße, als ihre Masse zunimmt, vermindert sich ihr Wert. Sie werden mehr gebraucht und weniger geschont, und ihr Verbrauch wächst dadurch in einem stärkeren Maße als ihre Masse. Mithin muß also nach einer bestimmten Zeit der jährliche Verbrauch dieser Metalle ihrer jährlichen Einfuhr gleichkommen, vorausgesetzt, daß die Einfuhr nicht im steten Wachsen begriffen ist, was für unsere Zeit nicht angenommen wird.

Sollte, wenn der jährliche Verbrauch der jährlichen Einfuhr gleich geworden ist, die jährliche Einfuhr sich allmählich vermindern, so kann der jährliche Verbrauch eine Zeitlang die jährliche Einfuhr übersteigen. Es kann sich die Masse dieser Metalle allmählich und unmerklich vermindern, und ihr Wert allmählich und unmerklich steigen, bis die jährliche Einfuhr wieder stationär wird, und der jährliche Verbrauch sich dem Grade, den diese jährliche Einfuhr vertragen kann, allmählich und unmerklich anpaßt.

Gründe für die Vermutung, daß der Wert des Silbers noch im Fallen ist.

Die Zunahme des Wohlstandes in Europa und die populäre Anschauung, daß so, wie der Wert der edlen Metalle mit dem Wachsen des Wohlstandes natürlicherweise wächst, auch ihr Wert sich vermindert wenn ihre Quantität wächst, kann manchen zu dem Glauben gebracht haben, daß ihr Wert auf dem europäischen Markte noch weiter im Fallen sei; und der immer noch allmählich steigende Preis vieler Rohprodukte des Bodens kann ihn in dieser Meinung bestärken.

Daß jene Zunahme in der Quantität der edlen Metalle, die aus der Zunahme des Wohlstandes in einem Lande entspringt, nicht die Wirkung hat, ihren Wert zu verringern, habe ich bereits zu zeigen versucht. Gold und Silber ziehen sich natürlich in ein reiches Land, und zwar aus demselben Grunde, aus dem alle Arten von Gegenständen des Luxus und der Liebhaberei dahin fließen: nicht weil sie wohlfeiler sind als in ärmeren Ländern, sondern weil sie teurer sind, oder weil ein besserer Preis für sie gegeben wird. Es ist der höhere Preis, der sie anzieht, und sobald dieser aufhört, hören auch sie notwendigerweise auf, dahin zu gehen.

Ich habe bereits zu zeigen gesucht, daß mit Ausnahme von Getreide und solchen Vegetabilien, die ausschließlich durch menschlichen Fleiß hervorgebracht werden, alle übrigen Arten von Rohprodukten, wie Vieh, Geflügel, Wildpret aller Art, die nützlichen Fossilien und Mineralien der Erde usw. in dem Grade teurer werden, als die Gesellschaft an Wohlstand und Kultur zunimmt. Obgleich daher solche Waren gegen eine größere Quantität Silber in Tausch gehen als früher, so folgt daraus doch noch nicht, daß das Silber wirklich wohlfeiler geworden, oder daß weniger Arbeit als früher dafür zu kaufen ist, sondern daß solche Waren teurer geworden sind, oder daß mehr Arbeit als früher dafür zu kaufen ist. Nicht bloß ihr Nominalpreis, sondern auch ihr wirklicher Preis ist es, der mit dem Portschritt der Kultur steigt. Das Steigen ihres Nominalpreises ist nicht die Wirkung einer Verringerung des Silberwertes, sondern die des Steigens ihres wirklichen Preises.

Verschiedene Wirkungen des Fortschrittes der Kultur für dreierlei Arten von Rohprodukten.

Die verschiedenen Arten von Rohprodukten lassen sich in drei Klassen einteilen. Die erste begreift diejenigen in sich, deren Vermehrung durch menschlichen Fleiß so gut wie unmöglich ist; die zweite diejenigen, die sich durch Fleiß im Verhältnis zur Nachfrage vermehren lassen; die dritte diejenigen, bei welchen die Wirkung des Fleißes beschrankt oder unsicher ist. Bei dem Fortschreiten des Wohlstandes und der Kultur kann der wirkliche Preis der ersteren eine außerordentliche Höhe erreichen und scheint durch keine bestimmte Grenze beschränkt werden zu können. Die Produkte der zweiten Klasse können zwar sehr hoch steigen, haben aber doch eine bestimmte Grenze, über die sie nicht für längere Zeit hinausgehen können. Die der dritten Klasse haben zwar die natürliche Tendenz, bei fortschreitender Kultur zu steigen, es kommt aber auch vor, daß sie auf derselben Kulturstufe bald sogar fallen, bald unverändert bleiben, und bald mehr oder weniger steigen, je nachdem verschiedene Zufälligkeiten die Anstrengungen menschlichen Fleißes, diese Art von Rohprodukten zu vermehren, mehr oder weniger erfolgreich machen.

Erste Art.

Die erste Art von Rohprodukten, deren Preis bei fortschreitender Kultur steigt, ist diejenige, deren Vermehrung durch menschlichen Fleiß so gut wie unmöglich ist. Sie besteht aus den Dingen, die die Natur nur in gewissen Quantitäten hervorbringt, und von denen man, da sie sehr vergänglicher Art sind, unmöglich das Produkt vieler einzelner Jahreszeiten zusammen aufhäufen kann. Dahin gehören die meisten seltenen und eigentümlichen Vögel und Fische, manche Arten von Wildpret, fast alles wilde Geflügel, insbesondere alle Zugvögel und viele andere Dinge. Wenn der Wohlstand und der damit verbundene Luxus zunimmt, so ist anzunehmen, daß die Nachfrage nach jenen zugleich stärker wird, und keine Anstrengung des menschlichen Fleißes kann bewirken, daß der Vorrat davon größer werde, als er es vor dem Wachsen der Nachfrage war. Da nun die Quantität solcher Waren die nämliche oder beinahe die nämliche bleibt, während die Konkurrenz beim Kaufe stetig wächst, so kann ihr Preis eine außerordentliche Höhe erreichen und scheint durch keine bestimmte Grenze beschränkt werden zu können. Wenn die Schnepfen so sehr in die Mode kämen, daß man das Stück mit zwanzig Guineen verkaufte, so wäre doch keine Anstrengung des menschlichen Fleißes imstande, die Zahl der auf den Markt kommenden weit größer zu machen, als sie gegenwärtig ist. Auf diese Weise läßt sich der hohe Preis, den die Römer in den Zeiten ihrer größten Machtentfaltung für seltene Vögel und Fische bezahlten, leicht erklären. Diese Preise waren nicht die Folgen des niedrigen Silberwertes in jenen Zeiten, sondern die des hohen Wertes solcher Seltenheiten und Liebhabereien, die menschlicher Fleiß nicht nach Belieben vermehren konnte. Der wirkliche Wert des Silbers war in Rom einige Zeit vor und nach dem Untergange der Republik höher, als er es gegenwärtig im größten Teil von Europa ist. 3 Sestertii, etwa 6 Pence Sterling, waren der Preis, den die Republik für den Modius oder Peck des sizilianischen Zehntweizens zahlte. Dennoch war dieser Preis wahrscheinlich unter dem durchschnittlichen Marktpreise, da die Verpflichtung, ihren Weizen zu diesem Satze zu liefern, als ein den sizilianischen Pächtern auferlegter Tribut betrachtet wurde. Wenn daher die Römer in die Lage kamen, mehr Getreide kommen zu lassen, als der Zehntweizen betrug, waren sie durch Vertrag gehalten, den Überschuß mit dem Satz von 4 Sestertii oder 8 Pence Sterling für den Peck zu bezahlen, und dies wurde wahrscheinlich für einen mäßigen und billigen, d. h. für den gewöhnlichen oder durchschnittlichen Kontraktpreis in jenen Zeiten gehalten; es ist das etwa so viel wie 21 Schilling für den Malter. 28 Schillinge für den Malter waren vor den letzten Jahren des Mangels der gewöhnliche Kontraktpreis für englischen Weizen, der dem sizilianischen an Qualität nachsteht und auf dem europäischen Markte in der Regel zu einem niedrigeren Preise verkauft wird. Der Wert des Silbers muß daher in jenen alten Zeiten sich zu dessen Werte in unserer Zeit wie umgekehrt 3: 4 verhalten haben, d. h. für 3 Unzen Silber mußte damals die nämliche Quantität Arbeit und Waren zu kaufen sein, als jetzt für 4 Unzen. Wenn wir daher im Plinius lesen Lib. X. c. 29., daß Seius als ein Geschenk für die Kaiserin Agrippina eine weiße Nachtigall zum Preise von 6000 Sestertii, gleich etwa 50 Pfund unseres jetzigen Geldes kaufte, und daß Asinius Celer Lib. IX. c. 17. eine Meerbarbe für 8000 Sestertii, gleich etwa 66 l. 13 sh. 4 d. unseres jetzigen Geldes kaufte, so überrascht uns zwar die außerordentliche Höhe dieser Preise, muß uns aber noch um etwa ein Drittel geringer zu erscheinen, als sie wirklich waren. Ihr wirklicher Preis, die Quantität von Arbeit und Lebensmitteln, die dafür gegeben wurde, betrug etwa ein Drittel mehr, als ihr Nominalpreis uns heutzutage auszudrücken pflegt. Seius gab für die Nachtigall die Verfügung über eine so große Quantität von Arbeit und Lebensmitteln, als gegenwärtig für 66 l. 13 sh. 4 d. zu haben sein würde; und Asinius Celer gab für die Meerbarbe die Verfügung über eine so große Quantität, als jetzt für 88 l. 17 sh. 9? d. zu haben sein würde. Was die außerordentliche Höhe dieser Preise verursachte, war nicht sowohl der Überschuß an Silber, als der Überschuß an Arbeit und Lebensmitteln, über den jene Römer, über den Betrag dessen hinaus, was zu ihrem eigenen Bedarf nötig war, zu verfügen hatten. Die Quantität Silber, die ihnen zu Gebote stand, war um vieles geringer, als die ist, die ihnen heute die Verfügung über eine gleiche Quantität Arbeit und Lebensmittel würde verschaffen können.

Zweite Art.

Die zweite Art von Rohprodukten, deren Preis mit der fortschreitenden Kultur steigt, ist die, welche der menschliche Fleiß im Verhältnis zur Nachfrage vervielfältigen kann. Sie besteht aus jenen nützlichen Pflanzen und Tieren, welche die Natur in unkultivierten Ländern in so verschwenderischer Fülle hervorbringt, daß sie nur wenig oder gar keinen Wert haben und die daher auch, sobald die Bebauung fortschreitet, anderen einträglicheren Produkten Platz machen müssen. Ihre Quantität ist eine geraume Zeit hindurch bei fortschreitender Kultur in steter Abnahme begriffen, während zu gleicher Zeit die Nachfrage nach ihnen fortwährend wächst. Es steigt daher auch allmählich ihr wirklicher Wert, die wirkliche Quantität Arbeit, die für sie zu haben ist, bis er zuletzt so hoch wird, daß er sie zu einem eben so gewinnreichen Produkte macht, als irgend etwas anderes, was menschlicher Fleiß auf dem fruchtbarsten und bestkultivierten Lande hervorbringen kann. Wenn er so hoch geworden ist, so kann er nicht gut höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Land und mehr Fleiß auf die Vergrößerung ihrer Quantität verwendet werden.

Wenn z. B. der Preis des Viehes so hoch steigt, daß es eben so vorteilhaft wird, Land zur Erzeugung von Viehfutter, als zur Erzeugung von menschlichen Nahrungsmitteln zu bebauen, so kann er nicht wohl höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Getreideland in Weide verwandelt werden. Die Ausdehnung des Ackerbaues verringert dadurch, daß sie die Quantität wilden Weidelandes vermindert, die Quantität Fleisch, die das Land ohne Arbeit und Kultur von selbst hervorbringt, und vermehrt dadurch, daß sie die Zahl derjenigen vergrößert, die Getreide, oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis des Getreides dafür in Tausch zu geben haben, die Nachfrage. Es muß daher der Preis des Fleisches, und folglich auch der des Viehes, immer mehr steigen, bis er so hoch geworden ist, daß es eben so vorteilhaft wird, das fruchtbarste und bestkultivierte Land zur Erzeugung von Viehfutter zu verwenden, als wie zur Erzeugung von Getreide. Aber die Kultur muß weit fortgeschritten sein, bis der Ackerbau soweit ausgedehnt wird, daß der Preis des Viehes diese Höhe erreicht; und bis er sie erreicht hat, muß dessen Preis, wenn das Land überhaupt fortschreitet, ununterbrochen steigen. Es gibt vielleicht Gegenden in Europa, in denen der Preis des Viehes diese Höhe noch immer nicht erreicht hat. In keinem Teile Schottlands war diese Höhe vor der Union erreicht. Wäre das schottische Vieh immer auf den Markt Schottlands beschränkt geblieben, eines Landes, in welchem die Menge des Bodens, der zu keinem anderen Zweck als zur Viehfütterung gebraucht werden kann, im Verhältnis zu demjenigen, der sich zu anderen Zwecken eignet, so groß ist, so ist es vielleicht kaum möglich, daß ihr Preis je hätte hoch genug steigen können, um die Bodenkultur für den Anbau von Viehfutter einträglich zu machen. In England scheint, wie bereits bemerkt wurde, der Preis des Viehes in der Nähe von London diese Höhe zu Anfang des vorigen Jahrhunderts erreicht zu haben; aber wahrscheinlich erreichte er sie erst viel später in den meisten der entlegeneren Grafschaften, in deren mancher er sie wohl heute noch nicht erreicht haben mag. Dennoch ist unter allen den Dingen, aus denen diese zweite Art von Rohprodukten besteht, das Vieh vielleicht dasjenige, dessen Preis bei fortschreitender Kultur zuerst auf diese Höhe steigt.

In der Tat scheint es, bevor der Preis des Viehes diese Höhe erreicht hat, kaum möglich, daß der größte Teil selbst derjenigen Böden, die der höchsten Kultur fähig sind, vollständig kultiviert werden kann. Auf allen Pachtgütern, die zu weit von einer Stadt entfernt sind, als daß Dünger aus ihr dahin gebracht werden könnte, d. h. auf den meisten Pachtgütern eines ausgedehnten Landes, muß die Quantität des gutkultivierten Bodens der Quantität des Düngers entsprechen, den das Pachtgut selbst erzeugt, und dieser muß wieder dem Kapital an Vieh, welches auf ihm gehalten wird, entsprechen. Der Boden wird entweder dadurch gedüngt, daß man das Vieh auf ihm weidet, oder dadurch, daß man es im Stalle füttert und seinen Dung von dort hinausschafft. Wenn aber der Preis des Viehes nicht hinreicht, die Rente und den Profit kultivierten Landes zu bezahlen, so vermag der Pächter nicht, es darauf zu weiden; und er vermag noch viel weniger, es im Stalle zu füttern. Nur mit dem Produkte angebauten und kultivierten Landes kann das Vieh im Stalle gefüttert werden, weil es zu viel Arbeit erfordern und zu kostspielig sein würde, die spärlichen und zerstreuten Produkte eines öden und unangebauten Bodens zu sammeln. Wenn daher der Preis des Viehes nicht hinreicht, das Produkt eines angebauten und kultivierten Bodens zu bezahlen, sobald man es dahin auf die Weide schickt, so wird dieser Preis noch weniger hinreichen, dieses Produkt zu bezahlen, wenn es mit einem reichlichen Mehr an Arbeit gesammelt und in den Stall gebracht werden muß. Deswegen kann unter solchen Umständen nicht mehr Vieh im Stalle mit Profit gefüttert werden, als zum Ackerbau nötig ist. Dieses aber kann nie genug Dünger erzeugen, um alles Land, das es zu bearbeiten fähig wäre, fortwährend in gutem Stande zu erhalten. Da, was es erzeugt, für das ganze Gut unzureichend ist, so wird es natürlich für den Boden aufgespart, auf dem es am vorteilhaftesten und passendsten angewandt werden kann, also auf dem fruchtbarsten, oder etwa auf dem, der an den Pachthof angrenzt. Dieser wird also beständig in gutem Stande und anbaufähig erhalten. Den übrigen läßt man größtenteils öd liegen, da er höchstens noch etwas elendes Viehfutter abwirft, gerade genug, um ein darauf vereinzelt grasendes, halb verhungertes Vieh am Leben zu erhalten; und das Gut ist, wenn auch im Verhältnis zu dem Grade, wie ihn seine vollständige Kultur erfordern würde, mit einem viel zu kleinen, dennoch sehr oft im Verhältnis zu seinem dermaligen Ertrage mit einem zu großen Viehstande versorgt. Doch kann ein Teil dieses öden Landes, wenn es in dieser schlechten Weise sechs oder sieben Jahre abgeweidet worden ist, umgepflügt werden, wo es vielleicht ein oder zwei ärmliche Ernten schlechten Hafers oder einer anderen gemeinen Getreideart liefert, und dann, wenn es gänzlich erschöpft ist, muß es wie vorher wieder ausruhen und abgeweidet werden und ein anderer Teil umgepflügt werden, der wieder auf dieselbe Weise erschöpft wird, um darauf seinerseits auszuruhen. Das war das landwirtschaftliche Betriebssystem im ganzen schottischen Flachlande vor der Union. Der stets gutgedüngte und in gutem Stande erhaltene Boden bildete selten mehr als den dritten oder vierten Teil des ganzen Gutes und betrug mitunter nicht einmal den fünften oder sechsten Teil davon. Der Rest wurde niemals gedüngt, aber ein bestimmter Teil davon wurde in dieser Reihenfolge trotzdem regelmäßig bebaut und erschöpft. Es ist klar, daß bei diesem Betriebssysteme selbst derjenige Teil des schottischen Bodens, der einer guten Kultur fähig ist, im Vergleiche mit dem, was er hätte hervorbringen können, nur wenig hervorzubringen vermochte. So unvorteilhaft aber dieses System auch erscheinen mag, so scheint der niedrige Preis des Viehes vor der Union es doch beinahe unvermeidlich gemacht zu haben. Wenn es, ungeachtet der bedeutenden Erhöhung seines Preises, in einem großen Teile des Landes auch jetzt noch vorherrscht, so ist das an manchen Orten ohne Zweifel der Unwissenheit und der Anhänglichkeit an alte Gewohnheiten zuzuschreiben, an den meisten Orten aber den unvermeidlichen Hindernissen, die der natürliche Lauf der Dinge der unmittelbaren und eiligen Einführung eines besseren Systems entgegen setzt: erstens, der Armut der Pächter, oder dem Umstand, daß sie noch nicht Zeit hatten, sich ein Viehkapital anzuschaffen, das groß genug wäre, ihre Ländereien vollständiger zu bebauen, weil dasselbe Steigen des Preises, das es für sie vorteilhaft machen würde, ein größeres Viehkapital zu unterhalten, es wieder schwierig macht, es zu beschaffen; und zweitens dem Umstand, daß sie, angenommen, sie hätten es beschaffen können, noch nicht Zeit hatten, ihre Ländereien so einzurichten, daß dieses größere Viehkapital darauf ordentlich unterhalten werden könnte. Die Zunahme des Kapitals und der Landeskultur sind zwei Momente, die Hand in Hand gehen müssen, und von denen nirgends das eine dem anderen weit vorauseilen kann. Ohne eine Zunahme des Kapitals kann es kaum eine Melioration des Landes geben, aber es kann keine namhafte Zunahme des Kapitals geben, außer als Folge einer namhaften Melioration des Landes, weil der Boden es sonst nicht erhalten könnte. Diese natürlichen Hindernisse, die der Einführung eines besseren Systems entgegenstehen, lassen sich nur durch eine lange fortgesetzte Sparsamkeit und Arbeitsamkeit beseitigen, und es muß ein halbes oder auch wohl ein ganzes Jahrhundert darüber vergehen, bis das alte System, das allmählich schwindet, in allen Teilen des Landes vollständig abgeschafft werden kann. Unter all den kommerziellen Vorteilen, die Schottland aus der Union mit England gezogen hat, ist diese Erhöhung der Viehpreise vielleicht der größte. Er hat nicht nur den Wert aller Hochlandsgüter vergrößert, sondern ist vielleicht auch die Hauptursache der Melioration des Flachlandes gewesen.

In allen neuen Kolonien macht die große Menge öden Landes, das viele Jahre lang zu nichts anderem, als zur Viehfütterung gebraucht werden kann, das Vieh bald ausnehmend zahlreich, und überall ist ja Wohlfeilheit eine notwendige Folge von großem Überfluß. Obgleich alles Vieh der europäischen Kolonien in Amerika ursprünglich von Europa eingeführt wurde, so vermehrte es sich dort bald so sehr und sank so stark im Werte, daß man selbst die Pferde wild in den Wäldern herumlaufen ließ, ohne daß irgendein Besitzer es für der Mühe wert hielt, sie zu beanspruchen. Es kann erst lange Zeit, nachdem solche Kolonien gegründet worden sind, einträglich werden, mit den Produkten kultivierten Landes Vieh zu füttern. Es führen daher dort dieselben Ursachen, nämlich der Mangel an Dünger und das Mißverhältnis zwischen dem in die Kultur gesteckten Kapital und dem Boden, zu dessen Kultur es bestimmt ist, ein landwirtschaftliches System herbei, welches dem nicht unähnlich ist, das noch heute in manchen Teilen Schottlands platzgreift. Der schwedische Reisende Kalm, der über die Landwirtschaft einiger englischer Kolonien in Amerika, wie er sie 1749 fand, berichtet, bemerkt daher, daß er dort nur mit Mühe den Charakter der in all den verschiedenen Zweigen der Agrikultur so geschickten englischen Nation wiederzufinden vermag. Man bringt dort, sagt er, fast gar keinen Dünger auf die Getreidefelder; aber wenn man ein Stück Land durch stetes Ernten erschöpft hat, so lichtet und kultiviert man ein anderes Stück jungfräulichen Landes, und wenn dieses erschöpft ist, macht man sich an ein drittes. Sein Vieh läßt man in den Wäldern und auf dem übrigen unangebauten Boden herumlaufen, wo es halb verhungert; denn man hat längst fast alles jährlich wachsende Gras dadurch vernichtet, daß man es zu zeitig im Frühling aberntete, ehe es Zeit hatte, zu blühen und seinen Samen auszustreuen Kalms Reisen, Bd. 1. S. 343, 344.. Das jährlich wachsende Gras war, wie es scheint, das beste natürliche Gras in jenem Teile Nordamerikas, und zu der Zeit, als die Europäer sich dort niederließen, pflegte es sehr dicht zu wachsen und drei oder vier Fuß hoch zu werden. Ein Stück Landes, das zu der Zeit, als er schrieb, nicht eine einzige Kuh ernähren konnte, würde früher, wie er sich sagen ließ, deren vier ernährt haben, von denen jede viermal so viel Milch gegeben haben würde, als diese eine zu geben imstande war. Die Armut des Weidelandes war seiner Meinung nach schuld an der Entartung ihres Viehes, das zusehends von einer Generation zur anderen schlechter wurde. Es war wahrscheinlich jener verbutteten Rasse nicht unähnlich, die vor dreißig bis vierzig Jahren in ganz Schottland verbreitet war, und die jetzt in den meisten Teilen des Flachlandes nicht so sehr durch eine Änderung der Rasse, (obgleich man an einigen Orten auch dieses Mittel angewendet hat), als durch eine reichlichere Methode der Fütterung so sehr verbessert worden ist.

Wenn es also auch lange dauert, bis das Vieh bei fortschreitender Kultur einen so hohen Preis haben kann, daß es einträglich wird, Land seiner Fütterung wegen anzubauen, so ist es doch unter all den Dingen, aus denen diese zweite Art der Rohprodukte besteht, vielleicht das erste, das einen solchen Preis aufbringt; denn es scheint unmöglich zu sein, daß die Melioration, bevor es diesen Preis aufbringt, auch nur jenen Grad von Vollkommenheit erreichen kann, die sie in manchen Teilen Europas erreicht hat.

Wie das Vieh zu den ersten, so gehört das Wild vielleicht zu den letzten Teilen dieser Art von Rohprodukten, die einen solchen Preis einbringen. Der Preis des Wildes ist in Großbritannien, so außerordentlich hoch er auch erscheinen mag, nicht einmal ausreichend, um die Kosten eines Tiergartens zu ersetzen, wie alle, die in der Wildfütterung einige Erfahrung haben, wohl wissen. Wenn es anders wäre, so würde die Wildfütterung bald eine Sache der gewöhnlichen Pachtwirtschaft werden, gerade so, wie es bei den alten Römern die Fütterung jener kleinen Vögel war, die sie turdi nannten. Varro und Columella berichten uns, daß dies eine sehr einträgliche Sache war. Das Füttern der Ortolane, Zugvögel, die mager in das Land kommen, soll in einigen Gegenden Frankreichs etwas derartiges sein. Wenn das Wildpret in der Mode bleibt, und der Wohlstand und Luxus Großbritanniens so wächst, wie es seit einiger Zeit der Fall war, so kann sein Preis sehr wohl noch höher steigen, als er jetzt ist.

Zwischen jener Periode des Fortschrittes, die den Preis einer so notwendigen Sache, wie Vieh, zu solcher Höhe treibt, und derjenigen, die den Preis einer so überflüssigen Sache, wie Wild, hinauftreibt, ist ein sehr langer Zwischenraum, in dessen Verlauf viele andere Arten von Rohprodukten, die einen früher, die anderen später, je nach den verschiedenen Umständen allmählich zu ihrem höchsten Preise gelangen.

So pflegen auf jedem Gute die Abfälle der Scheunen und Ställe eine bestimmte Anzahl von Geflügel zu erhalten. Dieses ist, da es mit dem, was sonst verloren gehen würde, gefüttert wird, ein reines Sparmittel; und da es den Pächter kaum etwas kostet, so ist er imstande, es sehr billig zu verkaufen. Beinahe alles, was er dafür bekommt, ist reiner Gewinn, und sein Preis kann kaum so niedrig werden, daß er ihn abhalten könnte, jene Anzahl aufzuziehen. Nun ist aber in schlecht kultivierten und daher nur dünn bewohnten Ländern das so ohne alle Kosten gefütterte Geflügel oft vollkommen hinreichend, die ganze Nachfrage zu befriedigen. Bei diesem Stande der Dinge ist es dann oft so wohlfeil wie Schlachtfleisch, oder irgendeine andere Art tierischer Nahrung. Allein die ganze Menge Geflügel, die das Gut auf diese Weise ohne Kosten hervorbringt, muß immer viel geringer sein, als die ganze Quantität Schlachtfleisch, das darauf erzeugt wird; und in Zeiten des Wohlstandes und des Luxus wird immer das Seltene, wenn es nur von ziemlich gleicher Güte ist, dem Gewöhnlichen vorgezogen. Wenn daher Wohlstand und Luxus infolge der Meliorationen und der Kultur zunimmt, so steigt der Preis des Geflügels allmählich über den des Schlachtfleisches, bis er zuletzt so hoch wird, daß es vorteilhaft wird, das Land seiner Zucht wegen zu bebauen. Hat er diese Höhe erreicht, so kann er kaum höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Land für diesen Zweck bestimmt werden. In einigen französischen Provinzen wird die Geflügelzucht für eine sehr wichtige Sache in der Landwirtschaft und für vorteilhaft genug gehalten, um den Pächter zu bewegen, daß er zu diesem Zwecke eine ansehnliche Quantität Mais und Buchweizen pflanzt. Ein mittlerer Pächter hat auch manchmal vierhundert Stück Federvieh auf seinem Hofe. In England scheint die Zucht des Geflügels noch nicht allgemein für eine Sache von so großer Wichtigkeit gehalten zu werden. Und doch ist es in England teurer als in Frankreich, da England aus Frankreich namhafte Zufuhren erhält. Bei fortschreitender Kultur muß die Periode, in welcher jede Art von tierischer Nahrung am teuersten ist, diejenige sein, die unmittelbar dem allgemeinen Brauch, Boden ihrer Erzeugung wegen zu bebauen, vorhergeht. Denn bevor dieser Brauch allgemein wird, muß der Mangel notwendig den Preis steigern. Ist er aber erst allgemein geworden, so verfällt man gewöhnlich auf neue Fütterungsmethoden, die den Pächter instandsetzen, auf einer gleich großen Quantität Land eine weit größere Quantität von dieser besonderen Art tierischer Nahrung zu erzeugen. Die große Menge zwingt ihn dann nicht nur, wohlfeiler zu verkaufen, sondern sie setzt ihn auch durch jene Verbesserungen in den Stand, wohlfeiler zu verkaufen; denn wäre er dazu nicht imstande, so würde die große Menge nicht von langer Dauer sein. Wahrscheinlich hat auf diese Weise die Einführung des Klees, der Wasserrüben, der Möhren, des Kohls usw. dazu beigetragen, den gewöhnlichen Preis des Schlachtfleisches auf dem Londoner Markte etwas unter den Stand herabzudrücken, den es im Anfang des vorigen Jahrhunderts innehatte.

Das Schwein, das seine Nahrung im Unrat findet und viele Dinge, die jedes andere nützliche Tier verschmäht, gierig verschlingt, wird, wie das Geflügel, ursprünglich als ein Sparmittel gehalten. Solange die Zahl solcher Tiere, die mit wenig oder gar keinen Kosten aufgezogen werden können, groß genug ist, um der Nachfrage zu genügen, kommt diese Art von Schlachtfleisch zu einem weit niedrigeren Preise auf den Markt als jede andere. Wenn aber die Nachfrage größer wird, als diese Quantität befriedigen kann, wenn es nötig wird, zum Aufziehen und Mästen der Schweine Futter zu bauen, wie dies zum Aufziehen und Mästen anderen Viehes geschehen muß, so steigt notwendigerweise der Preis und wird im Verhältnis höher oder niedriger als der des anderen Schlachtfleisches, je nachdem die Natur des Landes und der Zustand seiner Ackerwirtschaft das Aufziehen von Schweinen mehr oder weniger kostspielig machen, als das von anderem Vieh. In Frankreich ist nach Buffon der Preis des Schweinefleisches fast ebenso hoch, als der des Rindfleisches. In den meisten Gegenden Großbritanniens ist er gegenwärtig etwas höher.

Das starke Steigen in dem Preise der Schweine und des Geflügels hat man in Großbritannien häufig der Verringerung der Zahl der kleinen Häusler und anderen Landbesitzer zugeschrieben; einer Erscheinung, die in ganz Europa der unmittelbare Vorläufer der Melioration und besseren Kultur war, die aber zu gleicher Zeit dazu beigetragen haben mag, den Preis dieser Artikel etwas früher und etwas schneller zum Steigen zu bringen, als er sonst gestiegen sein würde. Wie die ärmste Familie oft ohne alle Kosten eine Katze oder einen Hund halten kann, so können die ärmsten Landbesitzer gewöhnlich mit sehr geringen Kosten etwas Geflügel oder eine Sau und ein Paar Ferkel halten. Die kleinen Abfälle ihres Tisches, ihre Molken, ihre abgerahmte Milch und Buttermilch liefern für diese Tiere einen Teil ihrer Nahrung, und sie finden das übrige auf den nahegelegenen Feldern, ohne jemandem einen merklichen Schaden zu tun. Durch Verminderung der Zahl dieser kleinen Besitzer muß daher auch die Menge dieser Art von Lebensmitteln, die so mit wenigen oder ohne alle Kosten erzeugt werden, um ein gut Teil geringer geworden sein, und es muß infolgedessen ihr Preis früher und schneller gestiegen sein, als er sonst gestiegen sein würde. Indes muß er bei fortschreitender Kultur früher oder später in jedem Falle die äußerste Höhe erreicht haben, die er zu erreichen fähig ist, oder den Preis, mit welchem die Arbeit und die Kosten des Anbaues desjenigen Bodens, der ihr Futter liefert, so gut bezahlt werden, als sie auf dem. meisten übrigen angebauten Boden bezahlt werden.

Das Meiereigeschäft wird ursprünglich, wie das der Schweine- und Geflügelzucht, als ein Sparmittel betrieben. Das auf dem Gute notwendigerweise gehaltene Vieh gibt mehr Milch, als das Aufziehen seiner eigenen Jungen oder die Konsumtion der Pächterfamilie erfordert; und es liefert davon besonders in einer bestimmten Jahreszeit viel. Nun ist aber von allen Produkten des Landes Milch vielleicht das am leichtesten verderbliche. In der warmen Jahreszeit, wo am meisten davon da ist, hält sie sich kaum vierundzwanzig Stunden. Indem der Pächter frische Butter daraus macht, kann er einen kleinen Teil davon eine Woche lang, indem er gesalzene Butter daraus macht, ein Jahr lang, und indem er Käse daraus macht, kann er einen viel größeren Teil davon mehrere Jahre lang aufbewahren. Ein Teil vor alledem wird zum Gebrauch für seine eigene Familie zurückgelegt. Das übrige kommt auf den Markt, um dort zum besten Preise verkauft zu werden, der zu erhalten ist, und der kann kaum so niedrig sein, daß er ihn abhalten könnte, hinzuschicken, was über den Bedarf seiner eigenen Familie hinausgeht. Ist er freilich sehr niedrig, so wird er geneigt sein, seine Meierei auf eine sehr liederliche und schmutzige Art führen, und es vielleicht kaum der Mühe wert halten, ein eigenes Zimmer oder Gebäude dazu zu halten, sondern wird das Geschäft mitten im Rauch, Schmutz und Unrat seiner Küche treiben lassen; das war der Fall in den meisten Meiereien von Pächtern in Schottland vor dreißig oder vierzig Jahren, und ist bei vielen noch heute der Fall. Dieselben Ursachen, die ein allmähliches Steigen des Preises beim Schlachtfleisch bewirken, die Zunahme der Nachfrage und, als eine Folge der Melioration, die Verringerung der Menge, welche mit wenig oder gar keinen Kosten aufgezogen werden kann, bewirken auf dieselbe Weise ein Steigen der Meiereiprodukte, deren Preis natürlich mit dem des Schlachtfleisches, oder mit den Kosten, die die Viehzucht macht, zusammenhängt. Das Steigen des Preises bezahlt ein höheres Maß von Arbeit, Sorgfalt und Reinlichkeit. Die Meierei wird dadurch mehr der Aufmerksamkeit des Pächters wert, und die Qualität ihres Produktes wird allmählich besser. Am Ende erreicht der Preis eine solche Höhe, daß es der Mühe lohnt, einen Teil des fruchtbarsten und bestkultivierten Landes dazu zu verwenden, Vieh bloß der Meierei wegen aufzuziehen; und hat er diese Höhe erlangt, so kann er nicht wohl höher steigen. Geschähe es, so würde bald mehr Land demselben Zwecke gewidmet werden. Diese Höhe nun scheint er in den meisten Gegenden Englands, wo gewöhnlich viel gutes Land auf diese Weise benutzt zu werden pflegt, erreicht zu haben. Nimmt man die Nachbarschaft einiger namhafter Städte aus, so scheint er in Schottland noch nirgends diese Höhe erreicht zu haben, da dort gewöhnliche Pächter selten viel gutes Land zur Erzeugung von Viehfutter bloß für Meiereizwecke verwenden. Der Preis des Produktes ist, so stark er auch seit wenigen Jahren gestiegen ist, wahrscheinlich doch noch zu niedrig, um das zu erlauben. Die Minderwertigkeit der Qualität entspricht allerdings, wenn man sie mit der des Produktes von englischen Meiereien vergleicht, der Niedrigkeit des Preises. Aber diese Minderwertigkeit der Qualität ist wohl eher die Wirkung der Niedrigkeit des Preises, als die Ursache davon. Wenn auch die Qualität viel besser wäre, so könnte doch, glaube ich, bei den gegenwärtigen Verhältnissen des Landes der größte Teil dessen, was zu Markte gebracht wird, zu keinem viel besseren Preise verkauft werden, und der gegenwärtige Preis würde wahrscheinlich nicht genügen, um die zur Erzeugung einer viel besseren Qualität nötigen Ausgaben für die Arbeit und den Boden zu bezahlen. Im größten Teile von England wird die Meierei ungeachtet der größeren Höhe des Preises nicht für eine einträglichere Nutzung des Bodens gehalten, als der Getreidebau, oder die Viehmast, die beiden Hauptgebiete der Landwirtschaft. Mithin kann sie bis jetzt im größten Teile von Schottland noch nicht einmal so einträglich sein.

Es ist klar, daß in keinem Lande der Boden eher vollständig kultiviert und melioriert werden kann, als bis der Preis eines jeden Produktes, das menschlicher Fleiß darauf zu erzeugen genötigt ist, eine solche Höhe erreicht hat, daß er die Kosten einer vollständigen Kultur und Melioration bezahlt. Um dies zu können, muß der Preis eines jeden Produktes hoch genug sein, um erstens die Rente des guten Getreidelandes zu bezahlen, da dieses es ist, welches die Rente des meisten übrigen kultivierten Bodens regelt, und zweitens die Arbeit und die Kosten des Pächters ebensogut zu bezahlen, wie sie gewöhnlich auf gutem Getreidelande bezahlt werden, oder mit anderen Worten, um ihm das hineingesteckte Kapital samt den üblichen Profiten zurückzuerstatten. Dieses Steigen in dem Preise jedes einzelnen Produktes muß offenbar der Melioration und Kultur des zu seiner Erzeugung bestimmten Bodens vorhergehen. Der Zweck jener Melioration ist Gewinn, und nichts kann diesen Namen verdienen, was notwendig Verlust zur Folge hat. Verlust muß aber notwendig daraus folgen, wenn man den Boden eines Produktes wegen melioriert, dessen Preis die Kosten nie wiedererstatten könnte. Wenn die vollständige Kultur und Melioration des Landes das größte öffentliche Glück ist, wie es höchst wahrscheinlich der Fall ist, so sollte man das Steigen in dem Preise aller dieser verschiedenen Arten von Rohprodukten nicht für ein öffentliches Unglück, sondern für den Vorläufer und Begleiter des größten öffentlichen Glückes halten.

Auch ist das Steigen in dem nominellen oder in dem Geldpreise aller dieser verschiedenen Arten von Rohprodukten nicht die Folge einer Verringerung im Silberwerte, sondern die eines Steigens in ihrem wirklichen Preise gewesen. Sie sind nicht nur eine größere Quantität Silber, sondern eine größere Quantität Arbeit und Lebensmittel wert geworden, als früher. Da es eine größere Quantität Arbeit und Lebensmittel kostet, sie auf den Markt zu bringen, so stellen sie auch, wenn sie dahin gebracht worden sind, eine größere Quantität vor, oder sind ihr gleichwertig.

Dritte Art.

Die dritte und letzte Art von Rohprodukten, deren Preis bei fortschreitender Kultur naturgemäß steigt, ist die, bei welcher die Wirksamkeit menschlichen Fleißes, der ihre Quantität vermehren will, entweder beschränkt oder unsicher ist. Obgleich also der wirkliche Preis dieser Art von Rohprodukten bei fortschreitender Kultur naturgemäß zu steigen strebt, so kann es doch, je nachdem die Anstrengungen menschlichen Fleißes, der ihre Quantität vermehren will, durch allerlei Zufälligkeiten mehr oder weniger erfolgreich ausfallen, bisweilen sich ereignen, daß er in sehr verschiedenen Kulturperioden einmal sogar fällt, ein andermal sich gleich bleibt, und manchmal in ein und derselben Periode mehr oder weniger steigt.

Es gibt gewisse Arten von Rohprodukten, die die Natur gewissermaßen zu Anhängseln anderer Arten gemacht hat, so daß die Quantität, die ein Land von der einen hervorbringen kann, notwendig durch die der anderen beschränkt wird. So wird z. B. die Quantität von Wolle oder rohen Häuten, die ein Land hervorbringen kann, notwendig durch die Zahl des großen oder kleinen Viehes, das darin gehalten wird, beschränkt. Der Zustand seiner Kultur und die Natur seines Ackerbaues bestimmen wieder notwendig jene Zahl.

Man sollte glauben, daß dieselben Ursachen, die den Preis des Schlachtfleisches bei fortschreitender Kultur allmählich steigern, dieselbe Wirkung auf die Preise der Wolle und rohen Häute haben und sie fast in demselben Maße steigern müßten. So würde es wahrscheinlich sein, wenn in den rohen Anfängen der Kultur der Markt für die letzteren Waren auf ebenso enge Grenzen beschränkt wäre, als der für die ersteren. Aber die Ausdehnung dieser beiden Märkte ist gewöhnlich außerordentlich verschieden.

Der Markt für Schlachtfleisch zeigt sich fast überall auf das Land beschränkt, das es erzeugt. Zwar treiben Irland und einige Gegenden von Britisch-Amerika einen beträchtlichen Handel mit gesalzenen Lebensmitteln; aber sie sind, wie ich glaube, die einzigen Länder in der handeltreibenden Welt, die das tun, d. h. die einen beträchtlichen Teil ihres Schlachtfleisches nach fremden Ländern ausführen.

Dagegen ist der Markt für Wolle und rohe Häute in den ersten Anfängen der Kultur sehr selten auf das Land beschränkt, das sie erzeugt. Sie können leicht in ferne Länder gebracht werden: die Wolle ohne alle vorhergehende Zurichtung, und die rohen Häute mit sehr geringer; und da sie das Material zu mancherlei Manufakturen sind, so kann der Fleiß fremder Länder eine Nachfrage nach ihnen veranlassen, wenn auch der des Landes, das sie erzeugt, keine darbietet.

In schlecht kultivierten und darum nur dünn bevölkerten Ländern ist der Preis der Wolle und Häute im Verhältnis zu dem des ganzen Tieres immer weit größer, als in Ländern, wo die Kultur und Bevölkerung weiter fortgeschritten sind, und daher eine größere Nachfrage nach Schlachtfleisch herrscht. Hume bemerkt, daß in der Zeit der Angelsachsen das Vließ auf ? des Wertes vom ganzen Schaf geschätzt wurde, und daß dies das Verhältnis der heutigen Schätzung weit übersteigt. In einigen spanischen Provinzen werden, wie man mir versichert hat, die Schafe oft bloß des Vließes und Talges wegen geschlachtet. Das Fleisch wirft man weg und läßt es am Boden verfaulen, oder von Raubtieren und Vögeln fressen. Geschieht dies zuweilen sogar in Spanien, so geschieht es fast immer in Chile, in Buenos-Ayres und in vielen anderen Teilen von Spanisch-Amerika, wo das Hornvieh fast immer nur der Häute und des Talges wegen geschlachtet wird. Dies pflegte auch fast immer in Hispaniola zu geschehen, solange es von den Boucaniers beunruhigt wurde, und bevor die Ansiedlung, Kultur und Bevölkerung der französischen Pflanzungen, (die sich jetzt entlang der Küste beinahe der ganzen westlichen Hälfte der Insel erstrecken), dem Vieh der Spanier, die noch immer, nicht nur den östlichen Teil der Küste, sondern auch den ganzen inneren und gebirgigen Teil des Landes in Besitz haben, einigen Wert gegeben hatte.

Wenn auch der Preis des ganzen Tieres bei fortschreitender Kultur und Bevölkerung notwendig steigt, so wird von diesem Steigen doch der Preis des Fleisches wahrscheinlich weit mehr betroffen, als der der Wolle und der Haut. Der Markt für das Fleisch, der sich in dem rohen Zustande der Gesellschaft immer auf das Land, wo es erzeugt wird, beschränkt, muß sich im Verhältnis zur Kultur und Bevölkerung dieses Landes notwendig ausdehnen; aber da der Markt für Wolle und Häute, selbst eines barbarischen Landes, sich oft auf die ganze handeltreibende Welt erstreckt, kann er sich selten in demselben Verhältnis erweitern. Doch kann der Zustand der ganzen handeltreibenden Welt selten von dem Fortschritt eines einzelnen Landes stark berührt werden, und der Markt für solche Waren kann nach solchen Fortschritten derselbe, oder so ziemlich derselbe bleiben wie vorher. Indes dürfte er sich dadurch bei dem natürlichen Lauf der Dinge eher im ganzen um ein weniges ausdehnen. Wenn namentlich die Manufakturen, für die jene Waren die Materialien abgeben, je in dem Lande zur Blüte kommen, so wird der Markt sich zwar nicht sehr erweitern, aber er wird doch wenigstens dem Orte der Produktion weit näher gebracht werden, als früher; und der Preis jener Materialien kann wenigsten um soviel steigen, als die Kosten ihres Transports nach fernen Ländern zu betragen pflegten. Wenn er daher auch nicht in demselben Maße steigt, als der des Schlachtfleisches, so dürfte er doch wohl um etwas steigen und dürfte sicherlich nicht fallen.

Dennoch ist in England, trotz des blühenden Zustandes seiner Wollmanufaktur, der Preis englischer Wolle seit der Zeit Eduards III. sehr beträchtlich gefallen. Es gibt viele urkundliche Nachrichten, aus denen erhellt, daß unter der Regierung dieses Fürsten (um die Mitte des 14. Jahrhunderts, oder um 1339) dasjenige, was man als einen mäßigen und billigen Preis des Tod oder von 28 Pfund englischer Wolle ansah, nicht weniger als 10 Schilling des Geldes jener Zeit Siehe: Smith's Memoirs of Wool. Vol. I. c. 5, 6 u. 7; und Vol. II. c. 176. betrug, das, nach dem Satze von 20 Pence die Unze, 6 Unzen Silber Towergewicht enthielt, also etwa 30 Schilling unseres heutigen Geldes. In unseren Tagen können 21 Schilling für den Tod als ein guter Preis für sehr gute englische Wolle angesehen werden. Es verhält sich also der Geldpreis der Wolle zur Zeit Eduard III. zu ihrem Geldpreise in unseren Tagen wie 10: 7. Die Überlegenheit ihres wirklichen Preises war noch größer. Nach dem Satze von 6 Schilling und 8 Pence für den Malter waren 10 Schilling in jener alten Zeit der Preis von 12 Scheffeln Weizen. Nach dem Satze von 28 Schilling für den Malter sind 21 Schilling in unseren Tagen der Preis von nur 6 Scheffeln. Mithin ist das Verhältnis zwischen den wirklichen Preisen der alten und neuen Zeit wie 12: 6 oder wie 2:1. In jenen alten Zeiten würde der Tod Wolle zweimal soviel Lebensmittel gekauft haben, als er heute kauft, und folglich auch zweimal soviel Arbeit, wenn die wirkliche Entlohnung der Arbeit in beiden Zeiten die nämliche gewesen wäre.

Diese Herabsetzung des wirklichen und Nominalwertes der Wolle hätte niemals als Folge des gewöhnlichen Laufs der Dinge eintreten können. Sie ist eine Folge des Zwanges und künstlicher Mittel gewesen: erstens des absoluten Verbotes, Wolle aus England auszuführen, zweitens der Erlaubnis, sie aus Spanien zollfrei einzuführen, drittens des Verbotes, sie aus Irland nach irgend einem anderen Lande als England auszuführen. Infolge dieser Maßnahmen wurde der Markt für englische Wolle, statt sich infolge der steigenden Kultur Englands etwas auszudehnen, auf den inländischen Markt beschränkt, wo man die Wolle einiger anderen Länder mit ihr in Konkurrenz treten läßt und die irische zur Konkurrenz mit ihr zwingt. Da auch die irischen Wollmanufakturen so weit entmutigt werden, als es sich nur irgend mit Gerechtigkeit und Ehrlichkeit verträgt, so können die Irländer auch nur einen kleinen Teil ihrer eigenen Wolle im Lande verarbeiten und sehen sich gezwungen, den größten Teil derselben nach Großbritannien, dem einzigen ihnen eingeräumten Markte, zu schicken.

Ich bin nicht imstande gewesen, ähnliche urkundliche Nachrichten über den Preis der rohen Häute in alter Zeit zu finden. Wolle wurde gewöhnlich als eine Steuer an den König entrichtet, und ihre Bewertung bei dieser Steuer gibt wenigstens einigermaßen Aufschluß darüber, was ihr gewöhnlicher Preis war. Dies scheint aber bei rohen Häuten nicht der Fall gewesen zu sein. Indes gibt uns Fleetwood ihren Preis, wie er, nach einer Abrechnung zwischen dem Prior von Burcester Oxford und einem seiner Canonici im Jahre 1425 wenigstens für diesen besonderen Fall festgelegt wurde, nämlich 5 Ochsenhäute zu 12 sh., 5 Kuhhäute zu 7 sh. 3 d., 36 Häute von zweijährigen Schafen zu 9 sh., 16 Kalbshäute zu 2 sh. 1425 enthielten aber 12 Schilling etwa dieselbe Quantität Silber wie 24 Schilling unseres heutigen Geldes. Eine Ochsenhaut wurde also in jener Berechnung mit derselben Silbermenge bewertet wie 4? Schilling unseres heutigen Geldes. Ihr Nominalpreis war um vieles niedriger als gegenwärtig. Aber nach dem Satze von 6 Schilling und 8 Pence für den Malter würden für 12 Schilling in jener Zeit 14? Scheffel Weizen zu haben gewesen sein, die, den Scheffel zu 3 Schilling und 6 Pence gerechnet, gegenwärtig 51 sh. 4 d. kosten würden. Es war also damals für eine Ochsenhaut so viel Korn zu haben, als gegenwärtig für 10 Schilling und 3 Pence zu haben sein würde. Ihr wirklicher Wert war gleich 10 Schilling und 3 Pence unseres heutigen Geldes. Man kann für jene Zeit, wo das Vieh den größten Teil des Winters hindurch halb verhungert war, nicht annehmen, daß es sonderlich stark war. Gegenwärtig wird eine Ochsenhaut, die vier Stein zu je 16 Pfund avoir-du-pois wiegt, nicht für schlecht gehalten, und in jener alten Zeit würde man sie wahrscheinlich für sehr gut gehalten haben. Den Stein aber zu einer halben Krone gerechnet, was ich gegenwärtig (Februar 1773) als den gewöhnlichen Preis ansehe, würde eine solche Haut heute nur 10 Schilling kosten. Obgleich daher ihr Nominalpreis heute höher ist, als in jener alten Zeit, so ist ihr wirklicher Preis, die wirkliche Quantität von Lebensmitteln, die sie kaufen oder sich dienstbar machen kann, eher etwas niedriger. Der Preis der Kuhhäute, wie er in obiger Berechnung aufgeführt wird, steht so ziemlich im üblichen Verhältnis zu dem der Ochsenhäute. Der der Schafhäute steht bedeutend höher. Wahrscheinlich wurden sie mit der Wolle verkauft. Der der Kalbshäute dagegen steht weit darunter. In Ländern, wo der Preis des Viehes sehr niedrig ist, werden die Kälber, die man nicht zur Vermehrung der Herde aufzuziehen beabsichtigt, im allgemeinen sehr jung geschlachtet, wie das vor zwanzig oder dreißig Jahren in Schottland der Fall war. Man erspart dadurch die Milch, die deren Preis nicht bezahlt machen würde. Daher sind ihre Häute gewöhnlich wenig brauchbar.

Der Preis der rohen Häute ist jetzt beträchtlich niedriger, als er vor wenigen Jahren war, was wahrscheinlich daher kommt, daß der Zoll auf Seehundsfelle aufgehoben, und die zollfreie Einfuhr roher Häute aus Irland und den Kolonien auf eine bestimmte Zeit erlaubt wurde; dies geschah 1769. Nimmt man den Durchschnitt des gegenwärtigen Jahrhunderts, so war ihr wirklicher Preis wahrscheinlich etwas höher als in jener alten Zeit. Die Natur der Ware macht sie nicht so geeignet für den Transport nach fernen Märkten als Wolle. Sie leidet mehr durch Aufbewahrung. Eine gesalzene Haut wird weniger geschätzt als eine frische, und zu einem niedrigeren Preise verkauft. Dieser Umstand muß notwendig dazu führen, den Preis roher Häute, die in einem Lande erzeugt werden, welches sie nicht verarbeitet, sondern sie auszuführen gezwungen ist, herabzudrücken, und umgekehrt den solcher zu steigern, welche in einem Lande, wo sie verarbeitet werden, erzeugt werden. Er muß also dazu führen, ihren Preis in einem Barbarenlande herabzudrücken und ihn in einem zivilisierten und gewerbetreibenden Lande zu steigern. Folglich mußte er gewissermaßen dazu führen, ihn in alter Zeit herabzudrücken und ihn in neuerer Zeit zu steigern. Hierzu kommt noch, daß es unseren Gerbern nicht so gut, wie unseren Tuchmachern gelungen ist, die Weisheit der Nation zu überzeugen, daß das Wohl des Gemeinwesens von dem Gedeihen ihrer besonderen Manufaktur abhänge. Sie wurden darum auch viel weniger begünstigt. Die Ausfuhr der rohen Häute wurde freilich verboten und für eine Nuisance erklärt; aber ihre Einfuhr aus fremden Ländern wurde einem Zolle unterworfen; und obgleich die aus Irland und den Kolonien kommenden von diesem Zolle befreit waren (nur für die kurze Zeit von fünf Jahren), so wurde doch Irland für den Verkauf seiner überschüssigen Häute, oder derjenigen, die nicht im Lande verarbeitet werden, nicht auf den Markt von Großbritannien beschränkt. Die Häute von gemeinem Vieh sind erst seit diesen wenigen Jahren zu den bestimmten Waren gerechnet worden, die die Kolonien nur nach dem Mutterlande schicken dürfen; und der Handel Irlands ist noch bis heute nicht derartig zugunsten der großbritannischen Manufakturen unterdrückt worden.

Alle Maßnahmen, die darauf hinwirken, den Preis der Wolle oder der rohen Häute über den Punkt hinabzudrücken, auf dem er natürlicherweise stehen würde, müssen in einem kultivierten und fortgeschrittenen Lande ein wenig darauf hinwirken, den Preis des Schlachtfleisches zu erhöhen. Der Preis des Groß- wie des Kleinviehes, das auf kultiviertem und melioriertem Boden aufgezogen wird, muß hinreichen, die Rente, welche der Grundherr, und den Profit, welchen der Pächter von kultiviertem und melioriertem Boden erwarten können, zu bezahlen. Ist das nicht der Fall, so werden sie bald aufhören, Vieh zu züchten. Der Teil dieses Preises, der nicht durch die Wolle und die Haut bezahlt wird, muß durch das Fleisch bezahlt werden. Je weniger für das eine bezahlt wird, desto mehr muß für das andere bezahlt werden. In welcher Weise dieser Preis auf die verschiedenen Teile des Tieres zu verteilen ist, ist für die Grundherrn und Pächter gleichgültig, wenn er ihnen nur zur Gänze bezahlt wurde. Es kann daher in einem kultivierten und fortgeschrittenen Lande, obgleich ihr Interesse als Konsumenten bei dem Steigen des Lebensmittelpreises beteiligt ist, ihr Interesse als Grundherrn und Pächter von solchen Maßnahmen nicht sonderlich berührt werden. Ganz anders wäre jedoch die Sache in einem unkultivierten und nicht fortgeschrittenen Lande, wo der größte Teil der Ländereien nur zur Viehzucht genutzt werden könnte, und wo die Wolle und Haut den Hauptteil vom Werte dieses Viehes ausmachen. In diesem Falle würde ihr Interesse als Grundherrn und Pächter durch solche Maßnahmen sehr stark und ihr Interesse als Konsumenten sehr wenig betroffen werden. Das Fallen des Preises der Wolle und Haut würde in diesem Falle den Preis des Fleisches nicht steigern, weil der größte Teil des Landes zu nichts anderem als zur Viehzucht taugte, und daher weiterhin die gleiche Zahl Vieh aufgezogen werden würde. Es käme weiterhin dieselbe Quantität Schlachtfleisch auf den Markt. Die Nachfrage danach würde nicht größer sein, als vorher. Sein Preis würde daher derselbe sein wie vorher. Der ganze Preis des Viehes, und mit ihm die Rente und der Profit all des Bodens, dessen Hauptprodukt Vieh war, d. h. des größten Teils des Bodens im Lande, würde fallen. Das fortwährende Verbot der Wollenausfuhr, das man gewöhnlich, wiewohl sehr mit Unrecht, Eduard III. zuschreibt, würde bei den damaligen Zuständen des Landes die verderblichste Maßnahme gewesen sein, die man hätte ersinnen können. Sie würde nicht nur den damaligen Wert des größten Teils des Bodens im Königreiche vermindert, sondern sie würde durch die Verminderung des Preises der hauptsächlichsten Gattung von Kleinvieh die spätere Melioration sehr stark verzögert haben.

Die schottische Wolle fiel in ihrem Preise sehr erheblich infolge der Union mit England, durch die sie von dem großen europäischen Markte ausgeschlossen und auf den engen großbritannischen eingeschränkt wurde. Hätte nicht das Steigen des Schlachtfleischpreises den sinkenden Wollpreis vollkommen ausgeglichen, so würde der Wert der meisten Ländereien in den südlichen Grafschaften Schottlands, die hauptsächlich Schafzucht treiben, durch jenes Ereignis sehr hart getroffen worden sein.

Wie die Wirksamkeit menschlichen Fleißes bei der Vermehrung der Wolle oder der rohen Häute beschränkt ist, soweit sie von dem Ertrage des Landes abhängt, wo sie erzeugt werden, so ist sie unsicher, soweit sie von dem Ertrage anderer Länder abhängt. Sie hängt insofern nicht sowohl von der Quantität, die sie hervorbringen, als von der, die sie nicht verarbeiten, und von den Beschränkungen ab, die sie der Ausfuhr dieser Art von Rohprodukten aufzuerlegen möglicherweise für gut finden. Da diese Umstände sämtlich von dem einheimischen Fleiße unabhängig sind, so machen sie notwendig die Wirksamkeit seiner Anstrengungen mehr oder weniger unsicher. Es ist also die Wirksamkeit menschlichen Fleißes bei der Vermehrung dieser Art von Rohprodukten nicht nur beschränkt, sondern unsicher.

Bei der Vermehrung einer anderen sehr wichtigen Art von Rohprodukten, der Quantität von Fischen nämlich, die zu Markte gebracht werden, ist sie gleicherweise sowohl beschränkt als unsicher. Beschränkt wird sie durch die örtliche Lage des Landes, durch die geringere oder größere Entfernung der einzelnen Provinzen vom Meere, durch die Zahl seiner Seen und Flüsse, und durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit dieser Meere, Seen und Flüsse mit Bezug auf diese Art von Rohprodukten. In dem Maße, als die Bevölkerung zunimmt, als das jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit im Lande größer und größer wird, wächst auch die Zahl der Fischkäufer, und diese Käufer haben eine größere Menge und Mannigfaltigkeit von anderen Gütern, oder, was auf dasselbe hinauskommt, den Preis einer größeren Menge und Mannigfaltigkeit von anderen Gütern, um damit zu kaufen. Es wird aber im allgemeinen unmöglich sein, den großen und ausgedehnten Markt zu versorgen, ohne eine unverhältnismäßig größere Menge Arbeit aufzubieten, als zur Versorgung des engen und beschränkten Marktes aufgewendet wurde. Ein Markt, der früher nur 1000 Tonnen und dann jährlich 10 000 Tonnen erfordert, kann selten versorgt werden, ohne Aufwendung der mehr als zehnfachen Arbeit, die vorher zu seiner Versorgung genügte. Die Fische müssen im allgemeinen in einer weiteren Entfernung gesucht, größere Schiffe müssen dazu verwendet, und kostspieligere Werkzeuge aller Art gebraucht werden. Dadurch steigt natürlich der wirkliche Preis dieser Ware mit der Zunahme der Kultur. Wie ich glaube, ist das in jedem Lande mehr oder weniger der Fall gewesen.

Obgleich der Erfolg eines nur eintägigen Fischfangs eine sehr unsichere Sache sein mag, sollte man vielleicht glauben, daß, bei gegebener örtlicher Lage des Landes, das Ergebnis des auf die Zur-Marktbringung einer gewissen Menge von Fischen verwendeten Fleißes, wenn man ein ganzes Jahr oder mehrere Jahre zusammenrechnet, im allgemeinen sicher genug ist; und ohne Zweifel ist dies der Fall. Da er jedoch mehr von der örtlichen Lage des Landes, als von seinem jeweiligen Wohlstand und Fleiß abhängt, da er aus diesem Grunde in einem Lande in verschiedenen Kulturperioden der gleiche, und wieder in ein und derselben Periode sehr verschieden sein kann, so ist sein Zusammenhang mit dem Stande der Kultur unsicher, und diese Art von Unsicherheit ist es, von der ich hier spreche.

Bei Vermehrung der Quantität der verschiedenen Mineralien und Metalle, die aus dem Innern der Erde herausgeschafft werden, zumal derjenigen der edleren Metalle, scheint die Wirksamkeit des menschlichen Fleißes nicht beschränkt, wohl aber durchaus unsicher zu sein.

Die Quantität der edlen Metalle, die sich in einem Lande findet, wird in nichts durch seine örtliche Lage, also etwa durch die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit seiner eigenen Bergwerke, beschränkt. Diese Metalle sind oft in Ländern, die keine Bergwerke besitzen, im Überfluß vorhanden. Ihre Quantität scheint in jedem einzelnen Lande von zweierlei Umständen abzuhängen: erstens von seiner Kaufkraft, von dem Zustande seines Gewerbefleißes, von dem jährlichen Produkte seines Bodens und seiner Arbeit, durch die es befähigt wird, eine größere oder geringere Quantität von Arbeiten und Lebensmitteln aufzubieten, um solche überflüssige Dinge, wie Gold und Silber, entweder aus seinen eigenen Bergwerken zu schaffen, oder aus denen anderer Länder zu kaufen; und zweitens von der Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade zu einer bestimmten Zeit die handeltreibende Welt mit diesen Metallen versorgen. Die Quantität dieser Metalle muß in den Ländern, die von den Bergwerken am meisten entfernt sind, mehr oder weniger durch diese Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit bestimmt werden, weil der Trausport dieser Metalle wegen ihres geringen Umfangs und großen Wertes leicht und wohlfeil ist. Ihre Quantität muß in China und Hindostan mehr oder weniger durch den Reichtum der amerikanischen Bergwerke bestimmt worden sein.

Soweit ihre Quantität in irgendeinem Lande von dem ersteren jener beiden Umstände (der Kaufkraft) abhängt, wird wahrscheinlich ihr wirklicher Preis, gleich dem aller anderen Gegenstände des Luxus und Überflusses, mit dem Wohlstand und Aufschwung des Landes steigen, und mit seiner Armut und seinem Niedergang fallen. Länder, die eine große Quantität Arbeit und Lebensmittel übrig haben, sind in der Lage, eine bestimmte Quantität jener Metalle durch Verausgabung einer größeren Quantität von Arbeit und Lebensmitteln zu kaufen, als Länder, die weniger übrig haben.

Soweit ihre Quantität in irgendeinem Lande von dem letzteren jener beiden Umstände (der Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade die handeltreibende Welt versorgen) abhängt, wird ihr wirklicher Preis, die wirkliche Quantität von Arbeit und Lebensmitteln, welche dafür zu kaufen oder einzutauschen ist, ohne Zweifel, im Verhältnis zu der Ergiebigkeit jener Bergwerke mehr oder weniger fallen, und im Verhältnis zu ihrer Unergiebigkeit steigen.

Aber die Ergiebigkeit oder Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade zu einer bestimmten Zeit die handeltreibende Welt versorgen, ist ein Umstand, welcher, das ist augenscheinlich, mit dem Stande des Gewerbfleißes in einem bestimmten Lande keinerlei Zusammenhang hat. Er scheint sogar mit dem der ganzen Welt keinen sehr notwendigen Zusammenhang zu haben. Wenn freilich Gewerbe und Handel sich allmählich über einen immer größeren Teil der Erde erstrecken, mag das über eine weitere Fläche ausgedehnte Aufsuchen neuer Gruben eine etwas bessere Aussicht auf Erfolg haben, als es hatte, solange es in engere Grenzen eingeschlossen war. Aber die Entdeckung neuer Gruben nach der allmählichen Erschöpfung der alten ist eine höchst ungewisse Sache, und kann durch menschliche Geschicklichkeit oder Fleiß durchaus nicht verbürgt werden. Anerkanntermaßen sind alle Anzeichen zweifelhaft, und nur die tatsächliche Entdeckung und der glückliche Abbau einer neuen Grube geben erst Gewißheit über die Realität ihres Wertes, ja sogar ihrer Existenz. Es scheinen bei diesem Suchen der mögliche Erfolg oder die mögliche Täuschung menschlichen Fleißes keine sicheren Grenzen zu haben. Es ist möglich, daß im Laufe eines oder zweier Jahrhunderte neue Gruben entdeckt werden, die ergiebiger sind als alle bisher bekannten; und es ist ebenso möglich, daß die bis dahin bekannten ergiebigsten Gruben unergiebiger werden, als irgendeine, die man vor der Entdeckung der amerikanischen Gruben abbaute. Ob zufällig der eine oder der andere dieser beiden Fälle eintritt, ist für den wahren Wohlstand und das wahre Gedeihen der Welt, für den wirklichen Wert des jährlichen Produktes des Bodens und der Arbeit des Menschengeschlechtes von sehr geringem Belang. Sein Nominalwert, die Quantität Gold und Silber, durch welche sein jährliches Produkt ausgedrückt und vorgestellt wird, würde ohne Zweifel sehr verschieden sein; aber sein wirklicher Wert, die wirkliche Quantität Arbeit, die es kaufen oder sich dienstbar machen könnte, würde ganz genau derselbe sein. Ein Schilling würde in dem einen Falle nicht mehr Arbeit vorstellen, als es heute ein Penny tut, und ein Penny würde in dem anderen ebensoviel vorstellen, als es heute ein Schilling tut. Aber in dem einen Falle würde der, welcher einen Schilling in der Tasche hätte, nicht reicher sein, als der, welcher heute einen Penny hat; und in dem anderen würde, wer einen Penny hätte, ebenso reich sein, als der, welcher heute einen Schilling hat. Die Wohlfeilheit und der Überfluß an Gold- und Silbergerät wäre der einzige Vorteil, den die Welt aus dem einen Fall zöge, und die Teuerung und der Mangel an diesen unbedeutenden Überflüssigkeiten der einzige Nachteil, den sie um des anderen willen zu tragen hätte.

Schluß des Exkurses über die Veränderungen des Silberwertes.

Die meisten Schriftsteller, die die Geldpreise der Dinge in alter Zeit gesammelt haben, scheinen den niedrigen Geldpreis des Getreides und der Güter überhaupt, oder, mit anderen Worten, den hohen Wert des Goldes und Silbers, als einen Beweis nicht nur für den Mangel dieser Metalle, sondern auch für die Armut und Barbarei des Landes, in dem er vorkam, angesehen zu haben. Diese Vorstellung hängt mit dem System der politischen Ökonomie zusammen, das den Volkswohlstand als den Überfluß, und die Volksarmut als den Mangel an Gold und Silber darstellt, ein System, das ich in dem vierten Buche dieser Untersuchung ausführlich zu besprechen und zu prüfen versuchen werde. Für jetzt will ich nur bemerken, daß der hohe Wert der edlen Metalle zu der Zeit, in der er vorkommt, kein Beweis für die Armut oder Barbarei eines bestimmten Landes sein kann. Er ist nur ein Beweis für die Unergiebigkeit der Bergwerke, die gerade die handeltreibende Welt versorgen. Wie ein armes Land nicht mehr Gold und Silber kaufen kann, als ein reiches, so ist es ebensowenig imstande, dafür mehr zu bezahlen; und es ist deshalb nicht wahrscheinlich, daß der Wert dieser Metalle in dem ersteren höher ist, als in dem letzteren. In China, einem Lande, das weit reicher ist, als irgendein Teil Europas, ist der Wert der edlen Metalle weit höher, als in irgendeinem Teil Europas. Freilich hat sich in Europa, wie der Wohlstand seit der Entdeckung der amerikanischen Bergwerke sehr gewachsen ist, der Wert des Goldes und Silbers allmählich vermindert. Allein diese Verminderung ihres Wertes ist nicht dem Wachstum des wirklichen Wohlstandes in Europa, des jährlichen Produktes seines Bodens und seiner Arbeit zuzuschreiben, sondern der zufälligen Entdeckung von Bergwerken, die ergiebiger waren, als alle bis dahin bekannten. Die Zunahme der Gold- und Silbermenge in Europa und die Zunahme seiner Manufakturen und seiner Landwirtschaft sind zwei Tatsachen, die zwar ziemlich um dieselbe Zeit eintraten, aber sehr verschiedene Ursachen und kaum irgendeinen natürlichen Zusammenhang miteinander haben. Die eine entsprang einem reinen Zufall, woran weder Klugheit noch Wirtschaftspolitik irgendeinen Anteil hatten oder haben konnten; die andere dem Falle des Feudalsystems und dem Aufkommen einer Regierung, welche dem Gewerbfleiße die einzige Aufmunterung, die er braucht, nämlich eine leidliche Sicherheit dafür, daß er die Früchte seiner eigenen Arbeit genießen werde, zuteil werden ließ. Polen, wo sich das Feudalsystem noch immer behauptet, ist heute ein ebenso bettelarmes Land, als es vor der Entdeckung Amerikas war. Dennoch ist dort der Geldpreis des Getreides gestiegen, und der wirkliche Wert der edlen Metalle gefallen, genau so, wie in anderen Teilen Europas. Es muß also ihre Quantität dort ebenso wie an anderen Orten, und fast in demselben Verhältnisse zu dem jährlichen Produkte seines Landes und seiner Arbeit, zugenommen haben. Allein diese Zunahme in der Quantität dieser Metalle hat, wie es scheint, nicht das jährliche Produkt vermehrt, hat auch nicht die Manufakturen und die Landwirtschaft des Landes gehoben, noch die Lebensverhältnisse seiner Einwohner verbessert. Spanien und Portugal, die Länder, die die Bergwerke besitzen, sind nächst Polen vielleicht die beiden bettelärmsten Länder in Europa. Dennoch muß der Wert der edlen Metalle in Spanien und Portugal niedriger sein, als in irgendeinem anderen Teil Europas, da sie von jenen Ländern aus nicht nur mit den Kosten der Fracht und der Versicherung, sondern auch, da ihre Ausfuhr verboten oder einer Abgabe unterworfen ist, mit den Kosten des Schmuggels belastet nach allen übrigen Teilen Europas kommen. Ihre Quantität muß daher in jenen Ländern im Verhältnis zu dem jährlichen Produkte des Bodens und der Arbeit größer sein, als in irgendeinem Teil Europas; und doch sind jene Länder ärmer als diese. Obwohl das Feudalsystem in Spanien und Portugal abgeschafft ist, so ist kein viel besseres an seine Stelle getreten.

Wie demnach der niedrige Wert des Goldes und Silbers kein Beweis für den Wohlstand und die blühende Lage des Landes ist, wo er vorkommt, so ist auch ihr hoher Wert, oder der niedrige Geldpreis der Güter im allgemeinen, oder des Kornes im besonderen, kein Beweis für ihre Armut und Barbarei.

Ist aber auch der niedrige Geldpreis der Güter im allgemeinen oder des Kornes im besonderen kein Beweis für die Armut oder Barbarei der Zeiten, so ist doch der niedrige Geldpreis einiger bestimmter Arten von Gütern, wie der des Viehes, Geflügels, Wildprets aller Art usw. in seinem Verhältnis zu dem des Korns ein sehr entscheidender. Er zeigt deutlich: erstens ihre große Menge im Vergleich zu der des Kornes, und folglich die große Ausdehnung des Bodens, den sie einnahmen, im Verhältnis zu dem, der vom Korn eingenommen wurde; und zweitens den niedrigen Wert dieses Bodens im Verhältnis zu dem des Getreidelandes, und folglich den unkultivierten und unmeliorierten Zustand des bei weitem größten Teils vom Boden des Landes. Er zeigt deutlich, daß das Kapital und die Bevölkerung des Landes nicht in demselben Verhältnis zur Ausdehnung des Gebietes standen, das sie in zivilisierten Ländern zu haben pflegten, und daß die Gesellschaft zu jener Zeit und in jenem Lande erst in ihrer Kindheit war. Aus dem hohen oder niedrigen Preise der Güter im allgemeinen und des Korns im besonderen kann man nur schließen, daß die Bergwerke, die gerade zu jener Zeit die handeltreibende Welt mit Gold und Silber versorgten, ergiebig oder unergiebig waren, nicht aber, daß das Land reich oder arm war. Dagegen kann man aus dem hohen oder niedrigen Geldpreise einiger Arten von Gütern im Vergleich zu dem anderer mit einem Grade von Wahrscheinlichkeit, der sich stark der Gewißheit nähert, schließen, daß es reich oder arm war, daß der größte Teil seiner Ländereien kultiviert oder unkultiviert war, und daß es sich entweder in einem mehr oder weniger barbarischen, oder in einem mehr oder weniger zivilisierten Zustande befand.

Ein Steigen des Geldpreises der Güter, das ganz aus der Verringerung des Silberwertes hervorginge, würde alle Arten von Gütern gleichmäßig treffen und ihren Preis gleichmäßig um ein Drittel, ein Viertel oder ein Fünftel erhöhen, je nachdem das Silber um ein Drittel, ein Viertel oder ein Fünftel an seinem früheren Werte verlöre. Aber das Steigen der Lebensmittelpreise, worüber man so viel hin und her geredet hat, trifft nicht alle Arten von Lebensmitteln gleichmäßig. Nimmt man den Durchschnitt des ganzen jetzigen Jahrhunderts, so ist der Preis des Getreides, wie selbst von denjenigen anerkannt wird, die sein Steigen aus der Verringerung des Silberwertes erklären, viel weniger gestiegen, als der einiger anderer Arten von Lebensmitteln. Das Steigen des Preises jener anderen Arten von Lebensmitteln kann folglich nicht allein an der Verringerung des Silberwertes schuld sein. Man muß vielmehr einige andere Ursachen mit in Rechnung ziehen, und die oben bezeichneten sind vielleicht, ohne mit der angeblichen Verringerung des Silberwertes in Verbindung zu stehen, hinreichend, das Steigen bei jenen besonderen Arten von Lebensmitteln sattsam zu erklären, deren Preis tatsächlich im Verhältnis zum Kornpreise gestiegen ist.

Was den Preis des Korns selbst betrifft, so war er in den ersten 64 Jahren des jetzigen Jahrhunderts und vor der letzten ungewöhnlichen Aufeinanderfolge schlechter Jahre etwas niedriger, als er während der letzten 64 Jahre des vorigen Jahrhunderts war. Diese Tatsache wird nicht nur durch die Rechnungen des Marktes von Windsor, sondern auch durch die öffentlichen Fiars all der verschiedenen schottischen Grafschaften und durch die Rechnungen mancher Märkte Frankreichs, die Messance und Dupré de St. Maur mit großem Fleiße und großer Genauigkeit gesammelt haben, bezeugt. Die Beweismittel sind vollständiger, als man sie hätte bei einer Sache erwarten können, die ihrer Natur nach so überaus schwer zu erhärten ist.

Was den hohen Kornpreis während dieser letzten 10 oder 12 Jahre betrifft, so erklärt er sich vollkommen aus der schlechten Witterung, ohne daß man eine Verringerung des Silberwertes anzunehmen braucht.

Mithin scheint die Ansicht, daß das Silber fortwährend in seinem Werte gesunken sei, sich nicht auf gute Beobachtungen die man über die Preise von Korn, oder über die von anderen Lebensmitteln angestellt hat, zu gründen.

Man kann vielleicht sagen, daß selbst nach der eben hier angestellten Berechnung gegenwärtig für die gleiche Quantität Silber eine viel kleinere Quantität einiger Arten von Lebensmitteln zu haben sei, als während eines Teils des vorigen Jahrhunderts; und zu behaupten, daß an dieser Änderung entweder ein Steigen im Werte jener Güter, oder ein Fallen im Werte des Silbers schuld sei, heißt nur eine leere und nutzlose Unterscheidung aufstellen, die einem Menschen, der für seine Einkäufe nur eine bestimmte Menge Silber, oder ein bestimmtes festes Einkommen in Geld hat, nicht im geringsten von Nutzen sein kann. Ich behaupte sicherlich nicht, daß die Kenntnis dieses Unterschiedes ihn instandsetzen wird, wohlfeiler zu kaufen. Aber sie ist deshalb doch noch nicht ganz nutzlos.

Sie kann dem Publikum dadurch einigen Nutzen bringen, daß sie einen bequemen Beweis für die glückliche Lage des Landes liefert. Wenn das Steigen des Preises einiger Arten von Lebensmitteln allein von einem Fallen des Silberwertes herkommt, so rührt es von einem Umstande her, aus dem sich auf nichts weiter als auf die Ergiebigkeit der amerikanischen Bergwerke schließen läßt. Der wirkliche Reichtum des Landes, das jährliche Produkt seines Bodens und seiner Arbeit, kann ungeachtet dieses Umstandes entweder, wie in Portugal oder Polen, allmählich abnehmen, oder, wie in den meisten anderen Teilen Europas, allmählich zunehmen. Wenn aber das Steigen des Preises einiger Arten von Lebensmitteln von einem Steigen des wirklichen Wertes des Bodens, auf dem sie erzeugt werden, von seiner vermehrten Fruchtbarkeit, oder davon herrührt, daß er infolge einer ausgedehnteren Melioration und besseren Kultur zum Kornbau geeignet gemacht worden ist, so ist es einem Umstande zuzuschreiben, der aufs klarste das Gedeihen und den Fortschritt des Landes anzeigt. Der Boden bildet den bei weitem größten, wichtigsten und dauerhaftesten Teil des Reichtums in jedem ausgedehnten Lande. Es kann gewiß einigermaßen nützlich sein, oder kann wenigstens dem Publikum einige Genugtuung gewähren, einen so entscheidenden Beweis für den wachsenden Wert des bei weitem größten, wichtigsten und dauerhaftesten Teils seines Reichtums zu haben.

Auch kann es für das Publikum durch die Regelung des Geldlohns einiger seiner geringeren Diener einigermaßen nützlich sein. Wenn dieses Steigen des Preises einiger Arten von Lebensmitteln von einem Sinken des Silberwertes herrührt, so müßte ihre Entlohnung in Geld, vorausgesetzt, daß sie früher nicht zu groß war, unstreitig im Verhältnis zur Größe dieses Sinkens erhöht werden. Wird sie nicht erhöht, so wird ihre wirkliche Belohnung offenbar um ebensoviel vermindert. Wenn jenes Steigen des Preises hingegen der Wertsteigerung zuzuschreiben ist, welche sich aus der vermehrten Fruchtbarkeit des Bodens ergibt, der solche Lebensmittel erzeugt, so wird es eine weit bedenklichere Sache, darüber zu urteilen, in welchem Verhältnis die Entlohnung in Geld erhöht werden soll, oder ob sie überhaupt erhöht werden soll. Wie die Ausdehnung der Melioration und Kultur notwendig den Preis jeder Art tierischer Nahrung im Verhältnis zum Kornpreise mehr oder weniger steigert, so verbilligt sie eben so notwendig, wie ich glaube, jede Art pflanzlicher Nahrung. Sie erhöht den Preis der tierischen Nahrung, weil ein großer Teil des Bodens, der sie erzeugt, wenn er zum Kornbau geeignet gemacht wird, dem Grundherrn und Pächter die Rente und den Profit von Kornland abwerfen muß. Sie erniedrigt aber den Preis der pflanzlichen Nahrung, weil sie dadurch, daß sie die Fruchtbarkeit des Bodens vergrößert, seinen Überschuß vermehrt. Auch führt die Verbesserung des Landbaues manche Arten von pflanzlicher Nahrung ein, die weniger Land und nicht mehr Arbeit als das Getreide erfordern und daher weit wohlfeiler auf den Markt kommen. Dahin gehören die Kartoffeln und der Mais, oder das sogenannte indianische Korn, die beiden wichtigsten Verbesserungen, die der Landbau Europas, ja Europa selbst durch die große Ausdehnung seines Handels und seiner Schiffahrt erfuhr. Ferner gelangen manche Arten pflanzlicher Nahrung, die in dem rohen Zustande des Ackerbaues auf den Gemüsegarten beschränkt sind und nur mit dem Spaten gezogen werden, in seinem fortgeschrittenen Zustande zur Einführung in die großen Felder und zur Bearbeitung mit dem Pflug, so z. B. Rüben, Möhren, Kohl, usw. Wenn also bei fortschreitender Kultur der wirkliche Preis der einen Art von Nahrungsmitteln notwendig steigt, so fällt ebenso notwendig der der anderen, und es wird eine heikle Sache, zu beurteilen, inwiefern das Steigen der einen durch das Fallen der anderen ausgeglichen wird. Sobald der wirkliche Preis des Schlachtfleisches einmal seine Höhe erreicht hat (was, wenn man etwa das Schweinefleisch ausnimmt, bei allen übrigen Arten in den meisten Teilen Englands seit mehr als einem Jahrhundert stattgefunden zu haben scheint), kann irgend ein Steigen, das später bei einer anderen Art tierischer Nahrung eintritt, die Lage der unteren Volksklassen nur wenig berühren. Die Lage der Armen kann in einem großen Teil Englands gewiß durch eine Preissteigerung des Federviehes, der Fische, des wilden Geflügels oder Wildprets nicht so sehr beeinträchtigt werden, als sie durch das Fallen des Kartoffelpreises erleichtert werden muß.

In der gegenwärtigen Zeit des Mangels leiden die Armen ohne Zweifel unter dem hohen Kornpreise. Aber in Zeiten mäßiger Fülle, wo das Korn seinen gewöhnlichen oder durchschnittlichen Preis hat, kann das natürliche Steigen in dem Preise irgendeiner anderen Art von Rohprodukten sie nicht sonderlich berühren. Sie leiden vielleicht mehr durch das künstliche Steigen, welches die Abgaben bei den Preisen einiger Manufakturwaren verursacht haben, so z. B. auf Salz, Seife, Leder, Kerzen, Malz, Bier und Ale usw.

Wirkungen der fortschreitenden Kultur auf den wirklichen Preis der Manufakturwaren.

Es ist nun aber die natürliche Wirkung der Kultur, daß sie den wirklichen Preis fast aller Manufakturwaren allmählich vermindert. Der Preis der Manufakturarbeit vermindert sich vielleicht in ihnen allen ohne Ausnahme. Infolge besserer Maschinen, größerer Geschicklichkeit und angemessener Teilung und Verteilung der Arbeit, was alles die natürliche Wirkung der Kultur ist, wird eine weit geringere Menge Arbeit zur Herstellung jedes einzelnen Stückes nötig; und sollte auch infolge des Gedeihens der Gesellschaft der wirkliche Preis der Arbeit sehr beträchtlich steigen, so wird doch die große Verminderung der Quantität das größte Steigen, das beim Preise eintreten kann, gewöhnlich mehr als ausgleichen.

Es gibt in der Tat einige Manufakturwaren, bei denen das notwendige Steigen des wirklichen Preises der Rohstoffe alle Vorteile, welche die Kultur bei der Ausführung der Arbeit mit sich bringen kann, mehr als ausgleicht. Bei der Arbeit der Zimmerleute und Schreiner und bei den geringeren Arten der Kunsttischlerarbeit pflegt das infolge der Bodenmelioration notwendige Steigen des wirklichen Preises von trockenem Bauholz alle die Vorteile, die man aus den besten Maschinen, der größten Geschicklichkeit und der angemessensten Teilung und Verteilung der Arbeit ziehen kann, mehr als aufzuwiegen.

In allen Fällen hingegen, wo der wirkliche Preis der Rohstoffe entweder überhaupt nicht steigt, oder nicht sehr stark steigt, sinkt der der Manufakturwaren sehr erheblich.

Diese Preisverringerung ist im Laufe des gegenwärtigen und vorigen Jahrhunderts in denjenigen Manufakturen sehr merklich gewesen, bei denen der Rohstoff aus den gröberen Metallen besteht. Man kann jetzt vielleicht für 20 Schilling ein besseres Uhrwerk bekommen, als man um die Mitte des vorigen Jahrhunderts für 20 Pfund hätte kaufen können. Bei den Arbeiten der Messerschmiede und Schlosser, bei all den kleineren Waren, die aus den gröberen Metallen gemacht werden, und bei allen den Gütern, die im allgemeinen unter dem Namen der Birminghamer und Sheffielder Waren bekannt sind, ist in der nämlichen Periode eine sehr große Preisverringerung eingetreten, wenn auch eine nicht ganz so große wie bei den Uhrwerken. Sie war jedoch hinreichend, um die Gewerbsleute des übrigen Europas in Staunen zu setzen, die in vielen Fällen anerkennen, daß sie für den doppelten und selbst für den dreifachen Preis keine so gute Arbeit herstellen könnten. Es gibt vielleicht keine Manufakturen, bei denen die Arbeitsteilung weitergetrieben werden kann, oder bei denen die angewandten Maschinen mannigfachere Verbesserungen zulassen, als die, deren Rohstoffe die gröberen Metalle sind.

In der Zeugmanufaktur hat in der nämlichen Periode keine so merkliche Preisverringerung stattgefunden. Man hat mir im Gegenteil versichert, daß der Preis des superfeinen Tuches in den letzten 25 bis 30 Jahren im Verhältnis zu seiner Qualität etwas gestiegen ist, woran, wie man sagte, eine bedeutende Preissteigerung des Materials, das ganz aus spanischer Wolle besteht, schuld ist. Der Preis des Yorkshirer Tuches, das ganz aus englischer Wolle gefertigt wird, soll freilich im Laufe des gegenwärtigen Jahrhunderts im Verhältnis zu seiner Qualität um ein gut Teil gefallen sein. Indes ist Qualität eine so unbestimmbare Sache, daß ich alle Angaben dieser Art als ungewiß ansehe. In der Zeugmanufaktur ist die Arbeitsteilung gegenwärtig so ziemlich dieselbe, wie sie vor einem Jahrhundert war, und die dabei angewendeten Maschinen sind nicht viel anders. Indes können wohl einige kleine Verbesserungen bei beiden vorgekommen sein, die eine Preisverringerung zur Folge gehabt haben können.

Die Verringerung wird aber viel merklicher und unleugbarer erscheinen, wenn man den Preis dieser Manufakturware in jetziger Zeit mit dem vergleicht, was er in einer weit früheren Zeit, nämlich gegen das Ende des 15. Jahrhunderts war, wo die Arbeit wahrscheinlich weit weniger geteilt, und die verwendeten Maschinen weit unvollkommener waren, als sie heute sind.

Im Jahre 1487, dem vierten Regierungsjahre Heinrichs VII., wurde verordnet, daß »jeder, der im Kleinhandel eine Elle breit vom feinsten scharlachfarbigen oder anderem echtfarbigem Zeug der feinsten Arbeit zu mehr als 16 sh. verkaufe, eine Strafe von 40 sh. für jede so verkaufte Elle verwirkt haben solle.« Es wurden also 16 sh., die ungefähr ebensoviel Silber enthielten wie 24 sh. unseres heutigen Geldes, damals als ein nicht unbilliger Preis für die Elle des feinsten Zeuges angesehen; und da dies ein Aufwandsgesetz ist, so ist es wahrscheinlich, daß solches Zeug etwas teurer verkauft zu werden pflegte. Gegenwärtig kann man eine Guinee als den höchsten Preis ansehen. Wenn man daher auch annimmt, daß die Qualität der Tücher gleich war, – und die jetzige ist wahrscheinlich weit besser, – so scheint doch auch unter dieser Voraussetzung der Geldpreis des feinsten Zeuges seit dem Ende des 15. Jahrhunderts bedeutend gesunken zu sein. Sein wirklicher Preis ist aber noch weit mehr gesunken. 6 sh. und 8 d. galten damals und noch viel später für den Durchschnittspreis eines Malters Weizen. 16 sh. waren also der Preis von 2 Maltern, und mehr als 3 Scheffeln Weizen. Schätzt man den Malter Weizen gegenwärtig zu 28 sh., so muß der wirkliche Preis einer Elle feinen Zeuges damals wenigstens 3 l. und 6½ sh. unseres jetzigen Geldes gewesen sein. Wer es kaufte, mußte dafür die Verfügung über eine so große Quantität von Arbeit und Lebensmitteln hingeben, als man heute für diese Summe kaufen könnte.

Die Erniedrigung des wirklichen Preises der gemeineren Manufakturware war zwar beträchtlich, doch nicht so groß als die der feineren.

Im Jahre 1463, dem dritten Regierungsjahre Eduards IV., wurde verordnet, daß »kein Dienstbote auf dem Lande, kein gemeiner Arbeiter, kein Dienstbote bei einem Handwerker, der außerhalb einer Stadt oder Burg wohnte, für seine Kleidung Zeug brauchen oder verwenden sollte, von dem die Elle breit mehr als 2 sh. koste«. Im dritten Jahre Eduards IV. enthielten 2 sh. etwa dieselbe Quantität Silber wie 4 unseres jetzigen Geldes. Aber das Yorkshire-Zeug, von dem jetzt die Elle mit 4 sh. bezahlt wird, ist wahrscheinlich weit besser, als irgendeines, das damals zur Kleidung für die ärmste Klasse gemeiner Dienstboten gemacht wurde. Es mag daher sogar der Geldpreis ihrer Kleidung, im Verhältnis zu ihrer Qualität, gegenwärtig etwas wohlfeiler sein, als er es in jenen alten Zeiten war. Der wirkliche Preis ist gewiß um ein gut Teil wohlfeiler. 10 d. galten damals für einen mäßigen und billigen Preis des Scheffels Weizen. 2 sh. waren also der Preis von 2 Scheffeln und etwa 2 Pecks Weizen, die gegenwärtig, der Scheffel zu 3½ sh. gerechnet, 8 sh. und 9 d. wert sein würden. Für eine Elle dieses Tuches muß der arme Dienstbote damals die Verfügung über eine ebenso große Quantität von Lebensmitteln hingegeben haben, als heute 8 sh. und 9 d. kaufen würden. Das ist aber noch dazu ein Aufwandsgesetz, das dem Luxus und der Verschwendung der Armen steuert. Ihre Kleidung ist daher für gewöhnlich noch weit kostspieliger gewesen.

Durch das nämliche Gesetz wurde derselben Volksklasse verboten, eine Fußbekleidung zu tragen, deren Preis 14 d. für das Paar, also etwa 28 d. unseres heutigen Geldes überstiege. Nun waren aber 14 d. damals der Preis von einem Scheffel und etwa 2 Pecks Weizen, der gegenwärtig, den Scheffel zu 3½ sh. gerechnet, 5 sh. und 3 d. machen würde. Wir würden das heute als einen sehr hohen Preis für ein Paar Strümpfe für einen Dienstboten der ärmsten und niedrigsten Klasse betrachten. Dennoch muß er damals so viel dafür bezahlt haben, als diesem Preise wirklich entsprach.

Zur Zeit Eduards IV. war das Strumpfstricken in Europa wahrscheinlich noch nirgends bekannt. Man machte die Fußbekleidung aus gemeinem Zeug, und das war wohl eine der Ursachen, warum sie so teuer waren. In England soll die erste Person, die gestrickte Strümpfe trug, die Königin Elisabeth gewesen sein. Sie erhielt sie von dem spanischen Gesandten zum Geschenk.

In der Manufaktur sowohl grober als feiner Wollen waren die verwendeten Werkzeuge damals weit unvollkommener als sie heute sind. Es sind ihr seitdem hauptsächlich drei Verbesserungen zuteil geworden, wozu man wahrscheinlich noch manche kleinere zu rechnen hat, deren Zahl oder Wichtigkeit sich schwer angeben läßt. Die drei hauptsächlichsten Verbesserungen sind: erstens die Vertauschung des Rockens und der Spindel mit dem Spinnrade, das bei gleicher Quantität Arbeit ein mehr als doppelt so großes Ergebnis liefert; zweitens, der Gebrauch einiger sehr sinnreicher Maschinen, die das Winden des Woll- und Kammwollgarns, oder die angemessene Zurichtung der Kette und des Einschlags, ehe sie auf den Stuhl kommen, noch mehr erleichterten und abkürzten; diese Operation mußte vor der Erfindung jener Maschine äußerst langwierig und mühsam gewesen sein; drittens die Anwendung der Walkmühle zur Verdichtung des Tuches statt des früher üblichen Tretens im Wasser. Wind- oder Wassermühlen irgendeiner Art waren vor dem Anfange des 16. Jahrhunderts weder in England bekannt, noch, so viel ich weiß, in dem Teil Europas nördlich der Alpen. Nach Italien waren sie etwas früher gekommen.

Die Betrachtung dieser Umstände macht es uns vielleicht einigermaßen deutlich, warum der wirkliche Preis der groben und feinen Manufakturwaren in jener alten Zeit so viel höher war als in der heutigen. Es kostete eine größere Menge Arbeit, die Güter auf den Markt zu bringen. Und darum mußten sie, einmal dahin gebracht, für den Preis einer größeren Menge gekauft werden.

Die grobe Manufaktur wurde in jenen alten Zeiten in England wahrscheinlich eben so betrieben, wie sie immer in Ländern betrieben wurde, wo die Künste und Manufakturen in den Kinderschuhen stecken. Sie war wahrscheinlich eine Hausmanufaktur, deren jeder einzelne Teil von allen Gliedern fast jeder abgesonderten Familie gelegentlich getrieben wurde; aber so, daß nur dann daran gearbeitet wurde, wenn sie weiter nichts zu tun hatten, und nicht als ihr Hauptgeschäft, aus dem irgendeiner den größten Teil seines Unterhalts bezog. Eine so gearbeitete Sache kommt, wie bereits bemerkt wurde, immer viel wohlfeiler auf den Markt, als eine, die die hauptsächlichste oder einzige Quelle des Lebensunterhalts für den Arbeiter ist. Andererseits wurde die feine Manufaktur zu jener Zeit nicht in England, sondern in dem reichen und handeltreibenden Lande Flandern betrieben, und wahrscheinlich wurde sie ebenso wie jetzt von Leuten getrieben, die davon ganz oder größtenteils ihren Unterhalt bezogen. Es war noch dazu eine fremde Manufaktur, und es lag eine Abgabe an den König darauf, wenigstens der alte Tonnen- und Pfundzoll. Diese Abgabe war wahrscheinlich nicht sehr groß. Die Politik Europas ging damals nicht darauf aus, durch hohe Abgaben die Einfuhr fremder Manufakturwaren zu beschränken, sondern sie vielmehr aufzumuntern, damit die Kaufleute imstande wären, die großen Herren mit den Genußmitteln und Luxusgegenständen, die sie brauchten, und die ihnen der Gewerbfleiß ihres eigenen Landes nicht schaffen konnte, so wohlfeil als möglich zu versorgen.

Die Beachtung dieser Umstände mag es uns vielleicht einigermaßen erklären, warum in jenen alten Zeiten der wirkliche Preis der groben Manufakturwaren im Verhältnis zu dem der feinen soviel niedriger war, als gegenwärtig.

Schluß des Kapitels.

Ich will dieses sehr lange Kapitel mit der Feststeilung schließen, daß jede Verbesserung der gesellschaftlichen Zustände mittelbar oder unmittelbar dahinführt, die wirkliche Grundrente zu erhöhen, den wirklichen Reichtum des Grundherrn, seine Macht, die Arbeit oder das Arbeitsprodukt anderer Leute zu kaufen, zu vergrößern.

Die Ausdehnung der Verbesserungen und der Kultur führt unmittelbar zu dieser Erhöhung. Der Anteil des Grundherrn an dem Produkte wächst notwendig mit der Zunahme des Produktes.

Das Steigen des wirklichen Preises von denjenigen Rohprodukten des Bodens, das zuerst die Wirkung einer ausgedehnten Verbesserung und Kultur, und später die Ursache ist, daß diese sich immer weiter ausdehnen, also z. B. das Steigen des Viehpreises, führt gleichfalls unmittelbar und in noch weit höherem Grade dahin, daß die Grundrente größer wird. Nicht nur der wirkliche Wert des Anteils, den der Grundherr erhält, d. h. seine wirkliche Verfügung über die Arbeit anderer Leute, steigt mit dem wirklichen Werte des Produktes, sondern es steigt zugleich auch das Verhältnis seines Anteils zu dem ganzen Produkte. Die Einheimsung dieses Produktes erfordert nach dem Steigen seines wirklichen Preises nicht mehr Arbeit als zuvor. Es ist daher schon ein kleinerer Teil davon hinreichend, das diese Arbeit beschäftigende Kapital mit dem üblichen Profit wiederzuerstatten. Daher muß ein größerer Teil dem Grundherrn zufallen.

Alle jene Verbesserungen in den Produktivkräften der Arbeit, die unmittelbar dahin streben, den wirklichen Preis der Manufakturwaren zu erniedrigen, streben mittelbar dahin, die wirkliche Grundrente zu erhöhen. Der Grundherr vertauscht denjenigen Teil seiner Rohprodukte, den er zu seiner eigenen Konsumtion nicht nötig hat, oder, was auf dasselbe herauskommt, den Preis dieses Teils gegen Manufakturerzeugnisse. Alles, was den wirklichen Preis der letzteren erniedrigt, erhöht den der ersteren. Eine gleiche Quantität der ersteren wird dadurch einer größeren Quantität der letzteren gleichwertig, und der Grundherr wird in den Stand gesetzt, eine größere Menge von Genußmitteln, Zierraten und Luxusgegenständen, die er zu haben wünscht, zu kaufen.

Jede Zunahme des wirklichen Reichtums der Gesellschaft, jede Zunahme der in ihr beschäftigten Menge nützlicher Arbeit führt mittelbar zur Erhöhung der wirklichen Grundrente. Ein gewisser Teil dieser Arbeit kommt natürlich dem Boden zugute. Bei seiner Kultur wird eine größere Zahl von Menschen und Vieh beschäftigt, das Produkt wächst mit dem so bei seiner Erzeugung beschäftigten größeren Kapital, und die Rente wächst mit dem Produkte.

Anderseits führen die entgegengesetzten Umstände, die Vernachlässigung der Verbesserung und Kultur, das Fallen des wirklichen Preises bei irgendeinem Teile des Rohproduktes des Bodens, das durch den Niedergang des Manufakturgewerbes und Gewerbfleißes verursachte Steigen des wirklichen Preises der Manufakturwaren, die Abnahme des wirklichen Reichtums der Gesellschaft dahin, die wirkliche Grundrente zu erniedrigen, den wirklichen Reichtum des Grundherrn zu verkleinern, seine Fähigkeit, die Arbeit oder das Arbeitsprodukt anderer Leute zu kaufen, zu verringern.

Das ganze jährliche Produkt des Bodens und der Arbeit jeglichen Landes, oder, was auf dasselbe herauskommt, der ganze Preis dieses jährlichen Produktes zerfällt, wie bereits gezeigt worden ist, naturgemäß in drei Teile: die Grundrente, den Arbeitslohn und die Kapitalprofite, und bildet ein Einkommen für drei verschiedene Volksklassen: die, welche von der Rente leben, die, welche vom Lohn leben, und die, welche vom Profit leben. Dies sind die drei großen, ursprünglichen Klassen, aus denen jede civilisirte Gesellschaft besteht, und von deren Einkommen schließlich das Einkommen jeder anderen Klasse herrührt.

Das Interesse der ersten dieser drei großen Klassen ist, wie aus dem eben Gesagten hervorgeht, mit dem allgemeinen Interesse der Gesellschaft eng und unzertrennlich verbunden. Was dem einen förderlich oder hinderlich ist, das ist notwendig auch dem anderen förderlich oder hinderlich. Wenn von seiten der Öffentlichkeit eine den Handel oder die Politik betreffende Maßnahme beraten wird, so können die Grundeigentümer sie hier niemals in der Absicht, das Interesse ihres eigenen, besonderen Standes dadurch zu fördern, irreführen wollen; wenigstens dann nicht, wenn sie auch nur eine leidliche Einsicht in dieses Interesse haben. Freilich sind sie auch mit Bezug auf diese leidliche Einsicht manchmal schlecht beraten. Sie sind der einzige Stand unter den dreien, dessen Einkommen ihnen weder Arbeit noch Sorge kostet, sondern sozusagen ganz von selbst und ohne irgendwelche Pläne und Entwürfe ihrerseits zu ihnen kommt. Diese Indolenz, die die natürliche Wirkung ihrer bequemen und sicheren Lage ist, macht sie allzuoft nicht nur unwissend, sondern auch unfähig, jene Anstrengung des Geistes auf sich zu nehmen, die notwendig ist, um die Folgen einer öffentlichen Maßnahme vorherzusehen und zu verstehen.

Das Interesse der zweiten Klasse, derjenigen, die vom Lohne lebt, ist ebenso eng mit dem Interesse der Gesellschaft verknüpft, als das der ersten. Der Lohn des Arbeiters ist, wie bereits gezeigt wurde, niemals so hoch, als wenn die Nachfrage nach Arbeit in stetem Zunehmen ist, oder die verwendete Quantität von Jahr zu Jahr ansehnlich wächst. Bleibt dieser wirkliche Reichtum der Gesellschaft stationär, so sinkt sein Lohn bald soweit, daß er ihn eben noch instand setzt, eine Familie durchzubringen oder das Arbeitergeschlecht fortzupflanzen. Gerät die Gesellschaft in Verfall, so sinkt der Lohn sogar noch tiefer. Die Klasse der Grundeigentümer mag vielleicht bei dem Gedeihen der Gesellschaft noch mehr gewinnen, als die der Arbeiter; aber keine Klasse leidet so schrecklich unter ihrem Verfall. Obgleich indes das Interesse des Arbeiters so eng mit dem der Gesellschaft verknüpft ist, so ist er doch unfähig, dieses Interesse zu begreifen oder dessen Zusammenhang mit dem seinigen zu verstehen. Seine Lebenslage läßt ihm keine Zeit, sich darüber gehörig zu unterrichten, und Erziehung und Gewohnheiten sind bei ihm gewöhnlich so, daß sie ihn ganz unfähig machen, sich ein Urteil zu bilden, selbst wenn er aufs beste unterrichtet wäre. Daher wird bei öffentlichen Beratungen auf seine Stimme nur wenig gehört und geachtet, außer in einigen bestimmten Fällen, wo seine Arbeitgeber nicht in seinem, sondern in ihrem eigenen besonderen Interesse sein Geschrei erregen, anfeuern und unterhalten.

Seine Arbeitgeber bilden die dritte Klasse, die derjenigen, welche vom Profit leben. Es ist das auf Profit angelegte Kapital, das den größten Teil der nützlichen Arbeit in jeder Gesellschaft in Gang bringt. Die Pläne und Entwürfe derer, welche Kapitalien anlegen, regeln und leiten die wichtigsten Verrichtungen der Arbeit, und Profit ist der bei allen diesen Plänen und Entwürfen beabsichtigte Zweck. Allein der Profitsatz steigt nicht, wie die Rente und der Arbeitslohn, mit dem Gedeihen der Gesellschaft, und sinkt nicht mit ihrem Verfall. Er ist im Gegenteil seiner Natur nach in reichen Ländern niedrig, und in armen hoch; und in Ländern, die am schnellsten ihrem Untergang entgegeneilen, ist er stets am höchsten. Darum hat das Interesse dieser dritten Klasse keinen solchen Zusammenhang mit dem allgemeinen Interesse der Gesellschaft, als das der beiden anderen. Kaufleute und Manufakturisten sind in dieser Klasse die beiden Volksgruppen, die gewöhnlich die größten Kapitalien anlegen, und sich durch ihren Reichtum den größten Anteil an der öffentlichen Achtung erwerben. Da sie sich ihr ganzes Leben lang mit Plänen und Entwürfen tragen, haben sie häufig mehr Verstandesschärfe als die meisten Landedelleute. Weil ihre Gedanken sich aber gewöhnlich mehr mit dem Interesse ihres eigenen, besonderen Geschäftszweiges beschäftigen, als mit dem der Gesellschaft, so kann man sich auf ihr Urteil, selbst wenn es mit der größten Aufrichtigkeit gegeben wird, (was nicht in allen Fällen geschehen ist), viel mehr in betreff des ersteren der beiden Gegenstände verlassen, als in betreff des letzteren. Ihre Überlegenheit über den Landedelmann besteht nicht so sehr in ihrer besseren Einsicht in die öffentlichen Interessen, als darin, daß sie ihre eigenen Interessen besser kennen, als jener die seinen. Durch diese überlegene Kenntnis ihres eigenen Interesses haben sie oft seine Großmut hintergangen und ihn überredet, sein eigenes und das Interesse der Allgemeinheit aufzugeben, aus dem einfältigen aber ehrenwerten Glauben heraus, daß ihr Interesse und nicht das seinige das der Allgemeinheit sei. Und doch ist das Interesse der Händler in jedem einzelnen Zweige des Handels und der Manufaktur stets in gewisser Hinsicht von dem allgemeinen Interesse verschieden und ihm sogar entgegengesetzt. Es liegt immer im Interesse der Händler, den Markt zu erweitern und die Konkurrenz zu verengen. Die Erweiterung des Marktes kann oft mit dem allgemeinen Interesse ganz im Einklang sein; aber die Verengung der Konkurrenz widerstreitet ihm immer, und kann nur dazu dienen, den Händlern dadurch, daß sie ihre Profite größer macht, als sie natürlicherweise wären, Gelegenheit zu geben, ihres eigenen Vorteils wegen ihren Mitbürgern eine alberne Abgabe aufzuladen. Auf einen Vorschlag zu einem neuen Gesetz oder einer neuen Vorschrift betreffend den Handel, die von dieser Klasse ausgeht, sollte man jederzeit nur mit der größten Vorsicht hören und sollte ihn niemals annehmen, bevor man ihn nicht nur mit der größten Gewissenhaftigkeit, sondern auch mit dem größten Argwohn lange und reiflich geprüft hätte. Denn er kommt von einer Klasse, deren Interesse niemals ganz mit dem allgemeinen zusammenfällt; die gewöhnlich ein Interesse hat, das Publikum zu täuschen und sogar zu unterdrücken, und die es demgemäß bei vielen Gelegenheiten getäuscht und auch unterdrückt hat.

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