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7. Kapitel.
Der natürliche und der Marktpreis der Waren.

Es gibt in jeder Gesellschaft oder in jeder Gegend einen gewöhnlichen oder Durchschnittssatz für Arbeitslohn und Profit bei jeder verschiedenen Beschäftigung von Arbeit und Kapital. Dieser Satz wird, wie ich später zeigen werde, auf natürliche Weise bestimmt: teils durch den allgemeinen Zustand der Gesellschaft, ihren Reichtum oder ihre Armut, ihr Fortschreiten, Stehenbleiben oder Zurückgehen, und teils durch die besondere Natur jeder Beschäftigung.

Ebenso gibt es in jeder Gesellschaft oder Gegend einen gewöhnlichen oder Durchschnittssatz für die Rente, der gleichfalls, wie ich später zeigen werde, theils durch den allgemeinen Zustand der Gesellschaft oder Gegend, in der sich der Boden befindet, und teils durch die natürliche oder gesteigerte Fruchtbarkeit des Bodens bestimmt wird.

Diese regelmäßigen oder Durchschnittssätze kann man für die Zeit und den Ort, wo sie vielleicht für gewöhnlich vorherrschen, die natürlichen Sätze von Arbeitslohn, Rente und Profit nennen.

Wenn der Preis einer Ware weder höher noch niedriger ist, als er sein muß, um die Grundrente, den Arbeitslohn und den Profit des auf Erzeugung, Bereitung und Transport bis zum Markte verwendeten Kapitals nach ihrem natürlichen Satze zu bezahlen, so wird die Ware für einen Preis, den man ihren natürlichen nennen kann, verkauft.

Die Ware wird dann genau für das verkauft, was sie wert ist, oder was sie dem, der sie zu Markte bringt, wirklich kostet; denn obgleich im gewöhnlichen Sprachgebrauche das, was man den Einkaufspreis einer Ware nennt, nicht den Profit des Wiederverkäufers mit einschließt, so ist doch dieser, wenn er sie zu einem Preise verkauft, der ihm nicht den in seiner Gegend üblichen Profitsatz gewährt, offenbar bei dem Handel im Verluste, da er ja durch irgend eine andere Anlage seines Kapitals diesen Profit vielleicht gemacht hätte. Zudem ist sein Profit sein Einkommen, die eigentliche Quelle seines Unterhalts. So wie er während der Zeit, wo er die Güter bereitet und zu Markte bringt, seinen Arbeitern ihren Lohn oder ihren Unterhalt vorschießt, so schießt er auf dieselbe Art sich selbst seinen eigenen Unterhalt vor, der sich dann gemeiniglich nach dem Profit richtet, den er vernünftigerweise vom Verkaufe seiner Güter erwarten kann. Bringen sie ihm nun diesen Profit nicht ein, so erstatten sie ihm nicht wieder, was sie ihm doch wirklich gekostet haben.

Obgleich also der Preis, der ihm diesen Profit läßt, nicht immer der niedrigste ist, zu dem ein Handelsmann zuweilen seine Güter verkaufen kann, so ist er doch der niedrigste, zu dem er sie wahrscheinlich lange Zeit hindurch verkaufen wird, wenigstens da, wo vollkommene Freiheit herrscht, oder wo er sein Geschäft, so oft es ihm gefällt, ändern darf.

Der tatsächliche Preis, zu dem eine Ware gewöhnlich verkauft wird, wird ihr Marktpreis genannt. Er kann über dem natürlichen Preise, oder unter ihm, oder ganz gleich mit ihm sein.

Der Marktpreis einer Ware wird geregelt durch das Verhältnis der Quantität, die tatsächlich zu Markte gebracht wird, zur Nachfrage derer, welche willens sind, den natürlichen Preis, d. h. den ganzen Wert von Rente, Arbeit und Profit, der gezahlt werden mußte, um sie bis dahin zu bringen, zu zahlen. Solche Leute kann man die wirksamen Nachfrager, und ihre Nachfrage die wirksame Nachfrage nennen, weil sie in der Tat genügt, um das Auf-den-Markt-bringen der Ware zu bewirken. Sie unterscheidet sich von der absoluten Nachfrage. Von einem ganz armen Manne läßt sich in gewissem Sinne sagen, er habe eine Nachfrage nach einem Sechsgespann; er möchte es gern haben; aber seine Nachfrage ist keine wirksame Nachfrage, weil die Ware niemals zu dem Zwecke, sie zu befriedigen, zu Markte gebracht werden kann.

Wenn die Quantität einer Ware, welche zu Markte kommt, zu klein für die wirksame Nachfrage ausfällt, so können nicht alle, die willens sind, den ganzen Wert von Rente, Löhnen und Profit zu bezahlen, der gezahlt werden mußte, um sie bis dahin zu bringen, mit der von ihnen gewünschten Quantität versorgt werden. Lieber als sie gänzlich zu entbehren, werden sich manche von ihnen willens zeigen, mehr zu geben. Sogleich beginnt eine Konkurrenz unter ihnen, und der Marktpreis steigt mehr oder weniger über den natürlichen Preis, je nachdem entweder die Größe des Mangels, oder die Wohlhabenheit und Zügellosigkeit der Konkurrenten den Eifer der Konkurrenz mehr oder weniger anfeuert. Unter Konkurrenten von gleicher Wohlhabenheit und gleichem Luxus wird sich die Konkurrenz bei einem gleichen Mangel im allgemeinen mehr oder weniger eifrig gestalten, je nachdem die Erwerbung der Ware für sie eine größere oder geringere Wichtigkeit hat. Hieraus erklärt sich der unmäßige Preis der Lebensmittel während der Belagerung einer Stadt oder zur Zeit einer Hungersnot.

Wenn die feilgebotene Quantität die wirksame Nachfrage übersteigt, so kann sie nicht ganz an die verkauft werden, welche willens sind, den ganzen Wert von Rente, Löhnen und Profit zu bezahlen, die gezahlt werden mußten, um sie dahin zu bringen. Ein Teil der Ware muß dann an die verkauft werden, welche weniger zahlen wollen, und der niedrige Preis, den sie geben, muß den Preis des Ganzen hinunterdrücken. Es sinkt nun der Marktpreis mehr oder weniger unter den natürlichen Preis, und zwar in dem Maße, als die Größe des Überflusses die Konkurrenz der Verkäufer mehr oder weniger lebhaft macht, oder als es für sie mehr oder minder wichtig ist, ihre Ware auf der Stelle loszuwerden. Derselbe Überfluß bei der Einfuhr von leicht verderbenden Waren bringt eine viel größere Konkurrenz hervor, als einer bei der von dauerhaften; so z. B. ist er größer bei Orangen, als bei altem Eisen.

Wenn die feilgebotene Quantität gerade hinreichend ist, die wirksame Nachfrage zu befriedigen, und nicht mehr, so wird der Marktpreis natürlich entweder ganz, oder doch möglichst genau dem natürlichen Preise gleichkommen. Die ganze vorhandene Quantität kann dann zu diesem Preise abgesetzt werden, – sie kann aber auch zu keinem höheren abgesetzt werden. Die Konkurrenz der verschiedenen Verkäufer zwingt sie alle, diesen Preis anzunehmen, aber sie zwingt sie nicht, einen geringeren anzunehmen.

Die Quantität jeder zu Markte gebrachten Ware richtet sich natürlich von selbst nach der wirksamen Nachfrage. Es liegt ja im Interesse aller derer, welche Boden, Arbeit oder Kapital dazu verwenden, eine Ware auf den Markt zu bringen, daß die Quantität derselben niemals die wirksame Nachfrage übersteige; und andererseits liegt es im Interesse der übrigen, daß sie niemals hinter dieser Nachfrage zurückbleibe.

Wenn sie zu irgend einer Zeit die wirksame Nachfrage übersteigt, so müssen Bestandteile ihres Preises unter ihrem natürlichen Satze bezahlt werden. Ist dies die Rente, so wird die Grundbesitzer ihr Interesse sogleich veranlassen, einen Teil ihres Bodens anders zu verwenden; und ist es Arbeitslohn oder Profit, so wird sowohl die Arbeiter als die Arbeitgeber ihr Interesse veranlassen, einen Teil ihrer Arbeit oder ihres Kapitals anders, als bei dieser Beschäftigung zu verwenden. Dann wird die feilgebotene Quantität bald nur noch hinreichen, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Alle verschiedenen Teile ihres Preises werden wieder auf ihren natürlichen Satz, und der ganze Preis auf den natürlichen Preis hinaufgehen.

Wenn dagegen die feilgebotene Quantität einmal unter der wirksamen Nachfrage zurückbleiben sollte, so müssen einige der Bestandteile ihres Preises über ihren natürlichen Satz hinaufgehen. Ist dies die Rente, so wird natürlich das Interesse alle übrigen Grundbesitzer veranlassen, mehr Land für die Erzeugung dieser Ware vorzubereiten; ist es Arbeitslohn oder Profit, so wird das Interesse aller übrigen Arbeiter und Geschäftsleute sie bald dahin bringen, mehr Arbeit und Kapital auf die Zubereitung und den Verkauf dieser Ware zu verwenden. Bald wird dann die feilgebotene Ware hinreichen, um der wirksamen Nachfrage zu entsprechen. Alle verschiedenen Teile ihres Preises werden bald auf ihren natürlichen Satz, und der ganze Preis auf ihren natürlichen Preis heruntergehen.

Demnach ist der natürliche Preis sozusagen der Zentralpreis, gegen den die Preise aller Waren beständig gravitieren. Mancherlei Zufälle können sie zu einer Zeit weit über ihm erhalten, und zu einer anderen sogar etwas darunter hinabdrücken. Was aber auch immer für Hindernisse sie abhalten mögen, sich in diesem Mittelpunkte der Ruhe und Beständigkeit festzusetzen, so streben sie doch unablässig zu ihm hin.

Die ganze Quantität von Gewerbfleiß, der jährlich aufgewendet wird, um irgend eine Ware auf den Markt zu bringen, richtet sich natürlich derart von selbst nach der wirksamen Nachfrage. Er erstrebt natürlicherweise, immer genau jene Quantität dahin zu bringen, die hinreicht, diese Nachfrage zu befriedigen, aber auch nicht mehr als zu befriedigen.

Doch bringt bei manchen Beschäftigungen dieselbe Quantität an Fleiß in verschiedenen Jahren sehr verschiedene Quantitäten an Ware hervor, während sie bei anderen die gleiche oder beinahe die gleiche hervorbringt. Die gleiche Anzahl von Arbeitern bringt in der Landwirtschaft in verschiedenen Jahren sehr verschiedene Quantitäten von Getreide, Wein, Öl, Hopfen usw. hervor; dagegen bringt eine gleiche Anzahl von Spinnern oder Webern in einem Jahre wie im anderen die nämliche oder beinahe die nämliche Quantität an Leinen- und Wollenzeugen hervor. Bei der einen Art des Gewerbfleißes kann nur das Durchschnittsprodukt der wirksamen Nachfrage einigermaßen angepaßt werden; und da das tatsächliche Produkt oft viel größer und oft viel geringer ist als das Durchschnittsprodukt, so übersteigt entweder die Quantität der Waren, die zu Markte gebracht werden, die wirksame Nachfrage um ein bedeutendes, oder bleibt um vieles hinter ihr zurück. Sollte daher auch jene Nachfrage immer die nämliche bleiben, so würde dennoch der Marktpreis großen Schwankungen unterworfen sein und bald tief unter den natürlichen Preis fallen, bald sich wieder weit über ihn erheben. Bei der anderen Art des Gewerbfleißes kann das Produkt gleicher Arbeitsquantitäten, da es immer das nämliche oder beinahe das nämliche ist, genauer der wirksamen Nachfrage angepaßt werden. Solange daher diese Nachfrage sich gleich bleibt, wird auch wahrscheinlich der Marktpreis der Waren sich gleich bleiben und entweder ganz und gar, oder so gut man es beurteilen kann, derselbe sein wie der natürliche Preis. Daß der Preis der Leinen- und Wollenzeuge weder so häufigen noch so großen Veränderungen unterworfen ist als der Getreidepreis, davon kann sich jedermann leicht durch eigene Erfahrung überzeugen. Der Preis der einen Art Waren ändert sich nur mit den Veränderungen in der Nachfrage, dagegen der der anderen Art nicht allein mit den Veränderungen in der Nachfrage, sondern auch mit den weit größeren und häufigeren Veränderungen in der Quantität dessen, was auf den Markt gebracht wird, um jene Nachfrage zu befriedigen.

Die gelegentlichen und zeitweiligen Schwankungen im Marktpreise irgend einer Ware fallen hauptsächlich auf diejenigen Teile ihres Preises, welche in Arbeitslohn und Profit aufgehen. Der Teil, der in Rente aufgeht, wird weniger davon betroffen. Eine in Geld festgesetzte Rente wird davon weder in ihrer Höhe noch in ihrem Werte betroffen. Eine Rente, welche aus einem bestimmten Anteil oder einer bestimmten Quantität des Rohproduktes besteht, wird zwar durch die gelegentlichen und zeitweiligen Schwankungen im Marktpreise dieses Rohproduktes in ihrem jährlichen Werte, selten jedoch in ihrer jährlichen Höhe betroffen. Der Grundbesitzer und Pächter suchen bei Abfassung des Pachtvertrages nach bestem Können jene Höhe nicht nach dem gelegentlichen und zufälligen, sondern nach dem durchschnittlichen oder gewöhnlichen Preise festzusetzen.

Solche Schwankungen treffen den Wert und die Höhe des Arbeitslohnes oder des Profits in dem Verhältnis, als der Markt gerade übermäßig versorgt oder unzulänglich versorgt ist, mit Waren oder mit Arbeit, mit schon geleisteter oder mit erst zu leistender Arbeit. Eine allgemeine Trauer treibt den Preis von schwarzem Zeug, (mit dem der Markt bei solchen Gelegenheiten fast immer unzulänglich versorgt ist), in die Höhe und steigert die Profite der Kaufleute, die irgend eine nennenswerte Quantität davon besitzen. Sie hat keinen Einfluß auf den Arbeitslohn der Weber. Der Markt ist unzulänglich versorgt mit Waren, nicht mit Arbeit: mit schon geleisteter, nicht mit erst zu leistender Arbeit. Sie steigert den Arbeitslohn der Schneidergesellen. Der Markt ist in dieser Beziehung unzulänglich mit Arbeit versorgt. Es ist eine wirksame Nachfrage nach mehr Arbeit, nach mehr Erzeugnissen, als vorhanden sind. Der Preis farbiger Seiden- und Wollenzeuge sinkt, und der Profit der Kaufleute, die davon irgend eine nennenswerte Quantität vorrätig haben, wird daher geringer. Gleicherweise sinkt auch der Arbeitslohn der Arbeiter, die mit der Anfertigung von solchen Waren, für die die Nachfrage auf sechs, vielleicht auf zwölf Monate unterbrochen ist, beschäftigt sind. In dieser Beziehung ist der Markt mit Waren und Arbeit übermäßig versorgt.

Obgleich nun aber der Marktpreis jeder Ware fortwährend gegen den natürlichen Preis, wenn man so sagen darf, gravitiert, so halten doch bald besondere Umstände, bald natürliche Ursachen, bald besondere polizeiliche Maßregeln den Marktpreis vieler Waren lange Zeit hindurch beträchtlich über dem natürlichen Preise fest.

Wenn durch ein Anwachsen der wirksamen Nachfrage der Marktpreis irgend einer Ware einmal beträchtlich über den natürlichen Preis hinaufgeht, so lassen diejenigen, welche ihr Kapital bei der Versorgung dieses Marktes verwenden, sich's gewöhnlich angelegen sein, diese Gunst der Verhältnisse zu verbergen. Würde sie allgemein bekannt, so würde ihr großer Profit so viele neue Rivalen veranlassen, auch ihre Kapitalien in gleicher Weise anzulegen, daß die wirksame Nachfrage bald vollkommen befriedigt, und der Marktpreis auf den natürlichen Preis, ja vielleicht für einige Zeit selbst unter ihn herabgesetzt würde. Wenn der Markt weit von dem Aufenthaltsorte derer, die ihn versorgen, entfernt ist, so können sie bisweilen das Geheimnis einige Jahre bewahren und während dieser Zeit die außergewöhnlichen Profite ohne neue Rivalen einstreichen. Doch muß man sich vor Augen halten, daß solche Geheimnisse selten lange bewahrt werden können; und der außergewöhnliche Profit kann nur sehr wenig länger dauern, als sie gewahrt werden.

Fabrikationsgeheimnisse lassen sich länger bewahren als Handelsgeheimnisse. Ein Färber, der ein Mittel gefunden hat, um eine bestimmte Farbe mit Materialien herzustellen, die nur halb so viel kosten, als die gewöhnlich gebrauchten, kann bei gehöriger Vorsicht den Vorteil seiner Entdeckung, solange er lebt, genießen, ja ihn als ein Vermächtnis seinen Nachkommen hinterlassen. Sein außergewöhnlicher Gewinnst entspringt aus dem hohen Preise, den man ihm für seine geheim gehaltene Arbeit zahlt. Er besteht eigentlich aus dem hohen Lohne dieser Arbeit. Da er sich indes bei jedem Teile seines Kapitals wiederholt, und seine ganze Höhe hierdurch in einem regelmäßigen Verhältnis zu ihm steht, so wird er gewöhnlich als außerordentlicher Kapitalprofit betrachtet.

Solche Erhöhungen des Marktpreises sind offenbar Wirkungen besonderer Umstände, deren Einfluß allerdings bisweilen viele Jahren dauern kann.

Manche Naturprodukte erfordern eine so eigentümliche Beschaffenheit des Bodens und der Lage, daß selbst in einem großen Lande aller Grund und Boden, der zu ihrer Hervorbringung geeignet ist, doch oft nicht hinreicht, die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Daher kann die ganze zu Markte gebrachte Quantität an die abgesetzt werden, die mehr zu geben geneigt sind, als nötig wäre, um die Rente des Bodens, der sie hervorbrachte, sowie die Löhne für die Arbeit und den Profit des Kapitals, die bei ihrer Zubereitung und ihrem Transport zum Markte beschäftigt waren, ihrem natürlichen Satze nach zu bezahlen. Solche Waren können ganze Jahrhunderte hindurch zu diesem hohen Preise verkauft werden, und es ist dann der Preisteil, der in der Grundrente aufgeht, der, welcher im allgemeinen über seinem natürlichen Satze bezahlt wird. Die Rente des Bodens, der so einzige und geschätzte Produkte hervorbringt, wie z. B. die Rente einiger französischen Weinberge von außerordentlich glücklicher Bodenbeschaffenheit und Lage, steht zu der Rente anderer gleich fruchtbarer und gut kultivierter Ländereien ihrer Umgegend in keinem entsprechenden Verhältnis. Der Arbeitslohn und der Kapitalprofit bei diesen Produkten übersteigt dagegen selten das natürliche Verhältnis, das bei den übrigen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital in ihrer Umgegend üblich ist.

Solche Erhöhungen des Marktpreises sind offenbar Wirkungen natürlicher Ursachen, die es verhindern, daß die wirksame Nachfrage je völlig befriedigt werde, und die darum auch für immer fortwirken können.

Ein einem einzelnen oder einer Handelsgesellschaft verliehenes Monopol hat die nämliche Wirkung wie ein Handels- oder Fabrikationsgeheimnis. Indem die Monopolisten den Markt beständig dadurch unzulänglich versorgt halten, daß sie die wirksame Nachfrage nie völlig befriedigen, verkaufen sie ihre Waren weit über dem natürlichen Preise, und treiben ihre Vorteile, ob sie in Arbeitslohn oder Profit bestehen, weit über ihren natürlichen Satz hinaus.

Der Monopolpreis ist in jedem Falle der höchste, der zu erreichen ist. Der natürliche Preis hingegen, oder der Preis bei freier Konkurrenz ist der niedrigste, der sich, zwar nicht in jedem Falle, aber doch irgend einen nennenswerten Zeitraum hindurch nehmen läßt. Jener ist in jedem Falle der höchste, der von den Käufern herausgepreßt werden kann, oder von dem sich annehmen läßt, daß sie ihn bewilligen werden, dieser dagegen ist der niedrigste, den die Verkäufer im allgemeinen zu nehmen imstande sind und bei dem sie zugleich ihr Geschäft fortführen können.

Die ausschließlichen Zunftprivilegien, die Verordnungen über den Lehrgang und alle jene Gesetze, welche in gewissen Gewerben die Konkurrenz auf eine geringere Anzahl beschränken, als sonst auftreten würde, haben, wenn auch in geringerem Grade, die nämliche Tendenz. Sie sind eine Art ausgedehnter Monopole, die oft Menschenalter hindurch in großen Klassen von Gewerben den Marktpreis einer Ware über dem natürlichen Preise erhalten und sowohl den Lohn der Arbeit als auch den Profit des Kapitals, die dabei beschäftigt werden, etwas über ihrem natürlichen Satze stehen lassen.

Solche Erhöhungen des Marktpreises können so lange dauern wie die Polizeimaßregeln, die sie veranlassen.

Obgleich der Marktpreis einer Ware sich lange über dem natürlichen Preise halten kann, so kann er sich doch selten lange darunter halten. Welcher seiner Teile auch immer unter dem natürlichen Satze bezahlt würde, es würden doch die Personen, deren Interesse berührt würde, den Verlust sogleich fühlen, und so viel Land, oder so viel Arbeit, oder so viel Kapital zurückziehen, daß die zu Markt gebrachte Ware bald nur noch hinreichen würde, um die wirksame Nachfrage zu befriedigen. Mithin würde ihr Marktpreis bald auf den natürlichen Preis hinaufgehen. Wenigstens träte dieser Fall überall da ein, wo vollkommene Freiheit herrscht.

Zwar nötigen dieselben Verordnungen über den Lehrgang und andere Zunftgesetze, die den Arbeiter, solange ein Gewerbszweig blüht, instand setzen, seinen Arbeitslohn beträchtlich über den natürlichen Satz zu erhöhen, denselben Arbeiter zuweilen, wenn das Gewerbe in Verfall gerät, ihn beträchtlich unter jenen Satz fallen zu lassen. Wie sie im ersten Falle viele Leute von seinem Gewerbe ausschließen, so schließen sie im letzteren ihn von vielen Beschäftigungen aus. Doch ist die Wirkung solcher Verordnungen im Herabdrücken des Arbeitslohnes lange nicht so andauernd, als im Erhöhen desselben über seinen natürlichen Satz. In der einen Weise kann ihr Einfluß Jahrhunderte dauern, in der anderen aber nicht länger, als das Leben der Arbeiter währt, die zu dem Geschäfte in der Zeit seiner Blüte erzogen wurden. Sind sie gestorben, so wird die Zahl derer, die später für dies Gewerbe ausgebildet werden, sich von selbst nach der wirksamen Nachfrage richten. Die Polizei müßte so tyrannisch sein wie die in Hindostan oder im alten Ägypten, (wo jedermann durch die Religion gezwungen war, das Geschäft seines Vaters fortzusetzen, und wenn er's mit einem anderen vertauschte, dies als das schrecklichste Sakrileg galt), um in einem Gewerbe mehrere Generationen hindurch den Arbeitslohn oder den Kapitalprofit unter ihrem natürlichen Satze erhalten zu können.

Dies ist alles, was ich für jetzt in betreff der gelegentlichen oder andauernden Abweichungen des Marktpreises der Waren vom natürlichen Preise bemerken zu müssen glaube.

Der natürliche Preis selbst ändert sich je nach dem natürlichen Satze eines jeden seiner Bestandteile, des Arbeitslohnes, Kapitalprofits und der Rente; und in jeder Gesellschaft ändert sich wieder dieser Satz je nach ihren Umständen, nach ihrem Reichtum oder ihrer Armut, ihrem Fortschritt, Stillstande, oder Rückschritt. Die Ursachen dieser verschiedenen Veränderungen werde ich so vollständig und deutlich, als mir's möglich ist, in den vier folgenden Kapiteln zu erklären suchen.

1. Ich werde auseinanderzusetzen suchen, welche Umstände auf natürliche Weise die Höhe des Arbeitslohnes bestimmen, und in welcher Art diese Umstände durch den Reichtum oder die Armut, durch den Fortschritt, den Stillstand oder den Rückschritt der Gesellschaft berührt werden.

2. Ich werde zu zeigen suchen, welche Umstände auf natürliche Weise den Satz des Profits bestimmen, und in welcher Art auch diese Umstände durch die gleichen Veränderungen im Zustande der Gesellschaft berührt werden.

3. Obgleich der Geldlohn und Geldprofit bei verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit und Kapital sehr verschieden sind, so scheint doch für gewöhnlich zwischen dem Geldlohn in allen verschiedenen Beschäftigungsarten von Arbeit, und den Geldprofiten in allen verschiedenen Beschäftigungsarten von Kapital ein gewisses Verhältnis zu bestehen. Dies Verhältnis hängt, wie sich später zeigen wird, teils von der Natur der verschiedenen Beschäftigungsarten, und teils von den verschiedenen Gesetzen und Polizeieinrichtungen der Gesellschaft ab, in der sie Eingang finden. Wenn aber auch in vieler Beziehung von den Gesetzen und Polizeieinrichtungen abhängig, so scheint dies Verhältnis doch wenig vom Reichtum oder der Armut einer Gesellschaft, von ihrem Fortschritt, Stillstande oder Rückschritt berührt zu werden, sondern in allen diesen Zuständen das nämliche oder beinahe das nämliche zu bleiben. Ich werde daher all' die verschiedenen Umstände, die dies Verhältnis regulieren, auseinanderzusetzen suchen.

4. und leztens werde ich zu zeigen suchen, welche Umstände die Grundrente regulieren und den wirklichen Preis aller Stoffe, die das Land erzeugt, erhöhen oder erniedrigen.


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