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Viertes Kapitel.

Kenneth, der Schotte, wußte nicht, wie lange seine Sinne in tiefem Schlafe begraben gewesen waren, als er durch Verspürung eines Drucks auf der Brust aufgeweckt wurde, was ihm zuerst einen flüchtigen Traum von einem Kampfe mit einem gewaltigen Feinde eingab, und ihn am Ende völlig zur Besinnung zurückrief. Er war im Begriff zu fragen, was es gäbe, als er, seine Augen aufschlagend, den Einsiedler bemerkte, der an seinem Lager mit jenem irren und wilden Blicke stund, den wir von ihm beschrieben haben, und der die rechte Hand auf des Ritters Brust drückte, während die linke eine kleine, silberne Lampe hielt.

»Schweige,« sagte der Einsiedler, als ihn der auf dem Lager ausgestreckte Ritter mit Befremden ansah; »ich habe dir Dinge zu sagen, die dieser Ungläubige nicht hören darf.«

Er sagte diese Worte in französischer Sprache und nicht in der lingua franca, dem Gemisch von morgenländischen und abendländischen Mundarten, worin sie sich bis jetzt unterhalten hatten.

»Steh' auf,« fuhr er fort, »häng' deinen Mantel um – sprich nicht, tritt leise auf, und folge mir.«

Sir Kenneth stund auf, und nahm sein Schwert.

»Du hast es nicht nöthig,« flüsterte ihm der Einsiedler zu, »wir gehen an einen Ort, wo geistige Waffen viel vermögen, fleischliche aber wie Rohr sind und wie der verwelkte Kürbiß.«

Der Ritter legte sein Schwert wieder am Bette nieder, und bloß mit seinem Dolche bewaffnet, von dem er sich in diesem gefährlichen Lande niemals trennte, schickte er sich an, seinem geheimnißvollen Wirthe zu folgen.

Der Einsiedler bewegte sich hierauf langsam vorwärts, und der Ritter folgte ihm in einiger Ungewißheit, ob nicht die vor ihm herschleichende Gestalt des Wegweisers eigentlich nur das Geschöpf eines unterbrochenen Traumes sei.

Ohne den heidnischen Emir aufzuwecken, der immer in tiefem Schlafe begraben lag, erreichten sie das äußere Gemach. Vor dem Kreuz und Altar brannte fortwährend eine Lampe; ein Meßbuch war aufgeschlagen, und auf dem Boden lag eine Bußgeißel von dünnen Stricken und Draht, die ganz frische Blutspuren an sich trug, ein sicheres Zeichen von der strengen Buße des Einsiedlers. Hier kniete Theodorich nieder, und machte dem Ritter bemerklich, neben ihm Platz zu nehmen auf den harten Kieseln, die absichtlich hierher gebracht worden waren, um die Haltung der andächtigen Ehrfurcht so unbequem als möglich zu machen; er las mehrere Gebete der katholischen Kirche, und sang mit gedämpfter aber feierlicher Stimme drei Bußpsalmen. Die letztern begleitete er mit Seufzern, Thränen und krampfhaften Zuckungen, was das tiefe Gefühl beurkundete, womit er die göttliche Dichtung hersagte. Der schottische Ritter nahm ungeheuchelten Antheil an diesen Uebungen der Andacht; in der nämlichen Zeit änderte sich die Meinung, die er von seinem Wirthe hatte, so sehr, daß er zweifelte, ob er ihn nicht wegen seiner strengen Buße oder wegen seines feurigen Gebets als einen Heiligen betrachten müsse; und als sie sich vom Boden erhuben, stund er mit einer Ehrfurcht vor ihm, wie ein Zögling vor einem verehrten Lehrer. Der Einsiedler war einige Minuten lang stille und tiefsinnig.

»Sieh, in jener Blende, mein Sohn,« sagte er, nach der anderen Ecke der Zelle weisend, »dort wirst du einen Schleier finden – bring' ihn hieher.«

Der Ritter gehorchte, und in einer schmalen in die Wand gehauenen, mit einer Thür von Weiden versehenen Oeffnung fand er den verlangten Schleier. Als er ihn an's Licht brachte, bemerkte er, daß er zerrieben war und an einigen Stellen von dunklen Flecken beschmutzt. Der Einsiedler blickte auf ihn mit einer tiefen, aber unterdrückten Rührung, und bevor er zu dem schottischen Ritter zu sprechen vermochte, mußte er seinem Gefühle Luft machen durch ein krampfhaftes Stöhnen.

»Du bist nun auf dem Wege, die köstlichsten Schätze zu sehen, welche die Erde besitzt,« sagte er endlich; »wehe mir, daß meine Augen unwürdig sind, nach ihnen zu schauen! Ach! ich bin nur das schlechte, verachtete Schild, das dem müden Wanderer eine gemächliche und sichere Herberge bezeichnet, während es selbst auf immer außerhalb der Thüren bleibt. Umsonst bin ich in die Mitte der Felsen und der trockenen Wüste geflohen. Mein Feind hat mich gefunden – grade der, den ich verläugnet habe, ist mir in meine Feste gefolgt!«

Er hielt wiederum inne, und sich gegen den schottischen Ritter kehrend, sagte er mit finsterer Stimme: »Ihr bringt mir einen Gruß von Richard von England?«

»Ich komme von der Versammlung der christlichen Fürsten,« sagte der Ritter; »da aber der König von England unpaß ist, so bin ich mit Sr. Majestät Befehlen nicht beehrt.«

»Euer Zeichen?« fragte der Einsiedler.

Sir Kenneth zögerte – sein früherer Argwohn, die Merkmale von Wahnsinn, die der Einsiedler vorhin gegeben hatte, fielen ihm auf einmal wieder ein; aber wie mochte er in Rücksicht eines Mannes argwöhnisch bleiben, dessen Sitten so heilig waren? – »Mein Losungswort,« sagte er endlich, »ist dieses – Könige bettelten bei einem Bettler.«

»Es ist richtig,« sagte der Einsiedler, als jener schwieg; »ich kenne Euch wohl; aber die Schildwache auf dem Posten – und der meine ist ein wichtiger – ruft Freund wie Feind an.«

Hierauf schritt er vorwärts mit der Lampe, den Weg nach dem Gemache nehmend, das sie verlassen hatten. Der Saracen lag auf seinem Bette immer fest eingeschlafen. Der Einsiedler stellte sich neben ihn, und blickte auf ihn nieder.

»Er schläft,« sagte er, »in Dunkelheit, und darf nicht geweckt werden.«

Die Lage, in welcher sich der Emir hielt, ließ auf einen festen Schlummer schließen. Da er mit der Hälfte des Gesichts gegen die Wand gekehrt lag, so verbarg der über den Körper erhobene eine Arm mit dem weiten und langen Aermel den größeren Theil des Gesichts, während die hohe Stirn sichtbar blieb. Seine Muskeln, die zur Zeit des Wachens so ungewöhnlich thätig waren, zeigten sich nun so bewegungslos, als wenn das Gesicht aus dunklem Marmor bestände, und lange seidene Wimpern schlossen seine durchbohrenden Falkenaugen. Die offene, schlaffe Hand, der tiefe, gleiche und sanfte Athem waren sichere Beweise des festesten Schlafs. Der Schlummernde bildete eine sonderbare Gruppe mit dem langgestalteten Einsiedler in den langhaarigen Ziegenfellen und dem Ritter in der engen ledernen Bekleidung; jener mit dem strengen Ausdruck ascetischen Trübsinns, dieser mit einer seinen männlichen Zügen tief eingeprägten, unruhigen Neugier.

»Sein Schlaf ist tief,« sagte der Einsiedler mit derselben gedämpften Stimme wie zuvor, und er wiederholte diese Worte, indem er ihren wörtlichen Sinn in einen bildlichen verkehrt zu haben schien – »Er schläft im Finstern, aber es wird ein Morgen für ihn kommen. O Ilderim, die Gedanken deines Wachens sind für jetzt noch so eitel und närrisch wie diejenigen, die im flüchtigen Tanz dein schlafendes Gehirn umkreisen; aber die Trompete wird erschallen, und dein Traum wird verschwinden.«

Als er so gesprochen und dem Ritter ein Zeichen gegeben hatte, ihm zu folgen, wandte sich der Einsiedler nach dem Altar und, als er denselben im Rücken hatte, drückte er auf eine Feder, die, ohne Geräusch aufspringend, eine schmale, in der Wand der Grotte angebrachte Eisenthüre sehen ließ, die außer bei der strengsten Untersuchung fast gar nicht bemerklich war. Ehe der Einsiedler es wagte, die Thüre völlig zu öffnen, goß er einige Tropfen vom Oel seiner Lampe auf die Angeln. Eine schmale, in den Felsen gehauene Stiege zeigte sich, als die Eisenthüre endlich ganz offen war.

»Nimm den Schleier, den ich hier habe,« sagte der Einsiedler in einem schwermüthigen Tone, »und verbinde mir die Augen: denn ich kann den Schatz, den du nun schauen wirst, ohne Sünde und Vermessenheit nicht sehen.«

Ohne ein Wort zu erwiedern, hüllte der Ritter behende das Haupt des Einsiedlers in den Schleier ein, und der letztere stieg zuerst die Treppe hinan wie einer, der des Weges kundig war, ohne des Lichts zu bedürfen, während er seine Lampe dem Schotten hinhielt, der ihm auf dieser schmalen Stiege folgte. Endlich hielten sie in einem engen Gewölbe von unregelmäßiger Form, in dessen einer Ecke die Treppe aufhörte, während in einem anderen Winkel eine zweite Treppe als Fortsetzung des Auswegs sich zeigte. In einem dritten Winkel war eine gothische Thüre, die mit der gewöhnlichen Umgebung von Säulen und Schnitzwerk sehr grob verziert, und von einem stark mit Eisen und großen Nägeln beschlagenen Pförtchen vertheidigt war. Nach diesem wandte der Einsiedler seine Schritte, die, als er sich demselben näherte, zu wanken schienen.

»Zieh' deine Schuhe aus,« sagte er zu seinem Begleiter, »der Boden, auf dem du stehest, ist heilig. Verbanne aus deinem innersten Herzen jeden weltlichen und fleischlichen Gedanken: denn solche an diesem Orte zu hegen, wäre eine Todsünde.«

Der Ritter legte seine Schuhe weg, wie ihm befohlen war, und der Einsiedler stund unterdessen, als unterhielt er sich im Geiste mit stillem Gebet, und als er sich wieder zu regen begonnen hatte, befahl er dem Ritter, dreimal an das Pförtchen zu klopfen. Dieser that also. Die Thüre öffnete sich von selbst, wenigstens sah Sir Kenneth keinen Menschen, und seine Sinne wurden zugleich von einem Strom des reinsten Lichtes und von einem starken und fast erstickenden Duft der köstlichsten Wohlgerüche überfallen. Er trat zwei oder drei Schritte zurück, und es dauerte eine Minute, ehe er den blendenden, überwältigenden Eindruck des plötzlichen Uebergangs aus Dunkelheit zum Lichte ertragen konnte.

Als er in den Raum hineingetreten war, in welchem sich dies glanzvolle Licht verbreitete, bemerkte er, daß dasselbe von einer Menge silberner Lampen herkäme, die, mit dem reinsten und wohlriechendsten Oel angefüllt, an silbernen Ketten von der Decke einer kleinen gothischen Kapelle hingen, die, wie der größte Theil der seltsamen Wohnung des Einsiedlers, aus dem starken und festen Felsen gehauen war. Aber während an jedem anderen Platze, den Sir Kenneth gesehen, die Bearbeitung des Felsen einen einfachen und unvollendeten Geschmack zeigte; so war an dieser Kapelle der Erfindungsgeist und der Meißel der geschicktesten Baukünstler verwandt worden. Die Gurten-Decke wölbte sich von beiden Seiten über sechs Säulen, die auf das kunstvollste gearbeitet waren; die gothischen Spitzbogen waren mit einander verbunden durch angemessene Verzierungen, und dies Alles war im feinsten Geschmack der Baukunst jenes Zeitalters. In Uebereinstimmung mit der Säulenreihe befanden sich zu beiden Seiten sechs reich gearbeitete Nischen, von denen jede ein Bild eines der zwölf Apostel enthielt.

Auf dem erhöhteren, nach Osten gerichteten Ende der Kapelle stand der Altar, hinter welchem ein sehr reicher und schwer mit Gold gestickter Vorhang von persischer Seide eine Blende verbarg, die ohne Zweifel irgend ein Bild oder eine Reliquie von ungemeiner Heiligkeit enthielt, welcher zu Ehren dieser seltsame Ort der Anbetung eingerichtet worden war. Unter der Voraussetzung, daß dies der Fall sein müsse, näherte sich der Ritter dem Altar, und als er vor demselben niedergekniet war, wiederholte er mit Inbrunst seine Gebete; doch mitten in der Andacht wurde seine Aufmerksamkeit auf den Vorhang gelenkt, der plötzlich aufgehoben oder vielmehr auf die Seite gezogen wurde; wie und durch wen dies geschah, konnte er nicht sehen; aber in der Nische, die so enthüllt war, bemerkte er einen Schrank von Silber und Ebenholz mit einer Flügelthüre, der im Kleinen das Bild einer gothischen Kirche darstellte.

Als er mit ängstlicher Neugier nach dem heiligen Schreine blickte, thaten sich auch die beiden Flügel auf, und ließen ein großes Holz sehen, auf welchem die Worte gemalt waren: Vera Crux; zu gleicher Zeit sang ein Chor weiblicher Stimmen das Gloria Patri. In dem Augenblick, wo der Gesang aufhörte, schloß sich der Schrein, der Vorhang ward vorgezogen, und der Ritter, der vor dem Altar kniete, konnte nun ungestört seine Andacht fortsetzen zur Ehre der heiligen Reliquie, die so eben seinem Blicke enthüllt worden war. Er that dies mit dem tiefgefühlten Eindruck Eines, der mit eigenen Augen ein ehrwürdiges Zeugniß für die Wahrheit seines Glaubens gesehen, und es verging einige Zeit, ehe er, sein Gebet geendigt habend, aufstund und sich nach dem Einsiedler umsah, der ihn zu diesem heiligen und geheimnißvollen Ort geführt hatte. Er erblickte ihn, wie er, den Kopf immer mit dem Schleier, den er ihm selbst umgebunden, verhüllt habend, gleich einem ausgescholtenen Hunde auf der Schwelle der Kapelle lag, und es war augenscheinlich, daß er es nicht wagte, dieselbe zu überschreiten; die heiligste Scheu, die bußfertigste Zerknirschung drückte sich in dieser Haltung aus, welche die eines Mannes zu sein schien, der niedergebeugt und zu Boden geworfen wird von der Last seines inneren Gefühls. Es schien dem Schotten, daß nur das aufrichtigste Gefühl von Buße, Zerknirschung und Demüthigung im Stande gewesen sei, eine solche Kraftgestalt und einen solchen Feuergeist in solchem Maße niederzudrücken.

Er nahte sich ihm, um mit ihm zu sprechen, aber der Einsiedler kam ihm zuvor, indem er in dumpfen Tönen, die wie die Stimme klangen, die hinter einem Leichentuche hervorkommt, hinter der sein Haupt umhüllenden Vermummung hervormurmelte: »Bleibe, bleibe – Heil dir, daß du bleiben darfst – die Erscheinung ist noch nicht geendet.« So sprechend richtete er sich vom Boden auf, zog sich von der Schwelle, wo er bisher ausgestreckt gelegen, zurück, und schloß die Thüre der Kapelle, die mit einem inneren Federriegel versehen war, dessen Schnappen durch den Raum widerhallte, und nur noch als ein Theil des Felsen, aus dem die Grotte gehauen war, erschien, so daß Kenneth mit Mühe die Stelle bezeichnen konnte, wo sich die Oeffnung befunden hatte. Er war nun allein in der lichten Kapelle, welche die Reliquie, der er vorhin erst seine Andacht bezeigt hatte, enthielt, ohne alle anderen Waffen als seinen Dolch, und ohne andere Gefährten als seine frommen Gedanken und seinen unerschrockenen Muth.

Ungewiß, was nun kommen würde, aber entschlossen, den Lauf der Ereignisse abzuwarten, durchschritt Sir Kenneth die einsame Kapelle bis um die Zeit des ersten Hahnengeschreis. Um diese stille Stunde, wo Nacht und Morgen zusammentreffen, hörte er, aber von welcher Seite konnte er nicht entdecken, das Klingen einer kleinen silbernen Schelle, die man bei Erhebung der Hostie in der Ceremonie oder, wie man auch sagte, dem Opfer der Messe zu schwingen pflegte. Die Zeit und der Ort machten diesen Klang feierlich-furchtbar, und der Ritter, obwohl kühn, zog sich nach dem anderen Ende der Kapelle, dem Altar gegenüber, zurück, um ungestört die Folgen dieses unerwarteten Zeichens beobachten zu können.

Es währte nicht lange, als der seidene Vorhang abermals weggezogen wurde, und die heilige Reliquie wiederum seinem Blicke sich zeigte. Als er ehrfurchtsvoll auf die Kniee gesunken war, hörte er die Töne des Lobgesanges, womit in der katholischen Kirche der Frühgottesdienst beginnt, von weiblichen Stimmen gesungen, die sich wie vorhin in einen Chor zur Ausführung des Gesanges vereinigten. Der Ritter bemerkte bald, daß die Töne sich nicht mehr immer aus derselben Entfernung vernehmen ließen, sondern daß sie sich der Kapelle näherten und lauter würden, als auf einmal eine Thüre, welche wie die, durch die er hereingekommen, verschlossen nicht bemerkt werden konnte, an der andern Seite des Gewölbes sich öffnete, und dem Chorgesang größeren Raum bot, sich nach dem gerippten Bogen der Decke zu erheben.

Mit athemloser Beklommenheit heftete der Ritter sein Auge nach der offenen Thüre, und immer auf den Knieen, in einer dem Ort und der Umgebung gemäßen andächtigen Haltung, erwartete er den Verlauf dieser Anstalten. Eine Prozession schien sich durch die Thüre zu nahen. Vier schöne Knaben, deren Arme, Nacken und Beine bloß waren, und deren braune, morgenländische Farbe von den schneeweißen Leibröcken, welche sie trugen, abstach, traten paarweise zuerst in die Kapelle herein. Das erste Paar trug Rauchfässer, welche sie herüber und hinüber schwangen, doppelten Wohlgeruch zu den Düften spendend, von denen die Kapelle bereits angefüllt war. Das andere Paar streute Blumen.

Auf diese folgten in geziemender, majestätischer Ordnung die Frauen, welche den Chor bildeten; sechs schienen, wie die schwarzen Scapuliere und die schwarzen Schleier über der weißen Kleidung zeigten, eingekleidete Nonnen vom Orden des Berges Karmel zu sein; und sechs andere mit weißen Schleiern gaben sich als Novizen oder als vorübergehende Bewohner des Klosters zu erkennen, die noch durch kein Gelübde an dasselbe gebunden wurden. Die vorderen hielten lange Rosenkränze in den Händen, während die jugendlicheren und leichteren Gestalten, welche folgten, jede ein Paternoster von rothen und weißen Rosen trug. Sie bewegten sich in Prozession in der ganzen Kapelle herum, ohne, so schien es, im Geringsten auf Kenneth zu achten, obwohl sie an demselben so nahe vorbeikamen, daß ihre Gewänder ihn fast berührten; als sie zu singen fortfuhren, zweifelte der Ritter nicht mehr, daß er sich in einem Kloster befände, wo, wie es vormals geschah, edle christliche Fräuleins sich öffentlich dem Dienst der Kirche widmeten. Viele dieser Klöster wurden, als die Mahommedaner Palästina erobert hatten, unterdrückt; aber viele auch, die sich Duldung durch Geschenke erkauft oder dieselbe von der Gnade oder Verachtung der Sieger umsonst erhalten hatten, fuhren immer noch fort, im Stillen die Regel zu beobachten, zu welcher sie sich durch Gelübde geweihet hatten. Obgleich Kenneth dies Alles wußte, so hatte doch der Ernst von Ort und Stunde, die Ueberraschung und die plötzliche Erscheinung dieser Geweihten und die geisterartige Weise, womit sie an ihm vorüberschwebten, einen solchen Einfluß auf seine Einbildungskraft, daß er es sich kaum vorstellen konnte, wie die schöne Prozession, die er sah, aus Geschöpfen dieser Welt bestünde: so sehr glichen dieselben einem Chor überirdischer Wesen, die dem höchsten Gegenstand der Anbetung ihre Huldigung brächten.

Solches war des Ritters erster Gedanke, als die Prozession an ihm vorbei kam, kaum sich bewegend, das heißt nur so viel, um nicht an derselben Stelle zu bleiben, so daß, in dem schattigen, gedämpften Lichte gesehen, das die Lampen durch Wolken von Weihrauch, welche den Raum verfinsterten, ausgossen, die Prozession mehr zu schweben als zu gehen schien.

Aber als sie beim Umgang in der Kapelle zum zweiten Male an dem Fleck vorbei kamen, wo der Ritter kniete, ließ eine der weißgekleideten Jungfrauen, die vorüberschwebten, aus dem Paternoster, das sie trug, eine abgelöste Rosenknospe aus der Hand und, vielleicht unwillkürlich, gerade zu den Füßen von Sir Kenneth niederfallen. Der Ritter fuhr zusammen, als hätte ihn plötzlich ein Pfeil getroffen: denn ist das Gemüth in hohem Grade durch Richtung und Erwartung überspannt, so schürt der geringste Zufall, der unverhofft kommt, das Feuer weiter an, das die Einbildungskraft angefacht hat. Aber er unterdrückte seine Bewegung, indem er bedachte, wie leicht ein so geringfügiges Ereigniß rein zufällig stattgefunden haben könne, und daß nur die stumme Einförmigkeit der vorüberziehenden Gestalten diesen Zufall ein wenig beachtenswerth gemacht habe.

Während die Prozession zum dritten Male im Umgang die Kapelle durchkreiste, folgte Kenneth mit Gedanken und Blicken ausschließlich der einen unter den Novizen, welche die Rosenknospe hatte fallen lassen. Ihr Gang, ihr Ansehen, ihr Wuchs unterschied sie so wenig von den übrigen Chorsängerinnen, daß es unmöglich war, das kleinste Merkmal von Persönlichkeit aufzufinden, und doch pochte Kenneth's Herz, wie das eines Vogels, der aus seinem Käfig fliegen möchte, gleich als wollte es ihm durch sympathetische Winke die Versicherung geben, daß das weibliche Wesen, das mit den Novizen im zweiten Rang und in rechter Linie einherzog, ihm theurer sei, nicht nur als alle die übrigen Anwesenden, sondern als das ganze weibliche Geschlecht. Die romantische Leidenschaft der Liebe, wie sie durch das Ritterwesen gepflegt und wirklich ausgebildet wurde, vertrug sich gut mit dem nicht weniger romantischen Gefühl der Andacht; und beide mochten in ihrer Wechselwirkung eher einen günstigen, als einen widerstrebenden Einfluß haben. Es war darum mit einer glühenden Erwartung, die gewissermaßen einen religiösen Charakter hatte, daß Sir Kenneth, dem die Empfindsamkeit vom Herzen bis in die Fingerspitzen bebte, ein zweites Zeichen von der Verbindung mit einer Person erwartete, die, er bildete sich es fast ein, ihm bereits das erste gegeben. Obschon der Zeitraum, den die Prozession zu einem dritten Umgang in der Kapelle bedurfte, nur kurz war – er schien dem Ritter eine Ewigkeit. Endlich kam die Gestalt, die er mit so ergebener Aufmerksamkeit beobachtete, in seine Nähe – es war kein Unterschied zwischen dieser verhüllten Form und den Anderen, mit denen sie sich gemeinschaftlich dahinbewegte, bis endlich, gerade als sie zum dritten Male an dem knieenden Ritter vorbei kam, ein Theil einer kleinen, niedlichen Hand, die so schön gebaut war, daß sie das höchste und vollkommenste Ebenmaß von dem zu ihr gehörigen Körper erwarten ließ, sich heimlich aus dem sie verhüllenden Seidenflor hervorstahl, wie der Mondschein hinter den weißen Wölkchen einer Sommernacht, und wiederum lag eine Rosenknospe zu den Füßen des Ritters vom Leoparden.

Dieser zweite Wink konnte nicht zufällig sein – eben so wenig die Aehnlichkeit dieser halbgesehenen, schönen Frauenhand mit einer, die seine Lippen einstens berührt hatten, und deren Eignerin er während dieser Berührung innige Ergebenheit geschworen hatte. Hätte er ferneren Beweises bedurft, so hatte er auch an dem schneeweißen Finger das Licht des unvergleichlichen Rubinrings gesehen, dessen unschätzbaren Werth Kenneth in geringeren Anschlag gebracht haben würde, als das geringste Zeichen von diesem Finger – und obwohl sie verschleiert war, so ließ ihn doch Zufall oder Gunst eine verirrte Locke ihres schwarzen Haares sehen, wovon ihm jedes einzelne lieber war, als eine Kette von gediegenem Gold. Es war die Dame seiner Liebe! Aber daß sie hier sein sollte – in dieser wilden, abgeschiedenen Wüste – unter Nonnen, die freiwillig Wüsten und Höhlen zum Aufenthalte wählen, um heimlich den christlichen Ritus ausüben zu können, den sie öffentlich zu befolgen nicht wagten – daß dies sein sollte – in Wahrheit und Wirklichkeit – schien zu unglaublich – es mußte ein Traum sein – eine täuschende Entzückung der Einbildungskraft. Während diese Gedanken durch Kenneth's Geist fuhren, kehrte die Prozession nach der nämlichen Thüre zurück, durch welche sie hereingekommen war. Die Chorknaben, die schwarzen Nonnen verschwanden nach und nach durch die offene Thüre – endlich ging auch sie hindurch, von der er das doppelte Zeichen erhalten hatte – doch beim Durchgang drehte sie das Haupt, zwar nur ein wenig, aber doch merklich, der Stelle zu, wo er starr, wie ein Bild, zurückblieb. Er bemerkte das letzte Wehen ihres Schleiers – sie war fort – und eine Finsterniß sank über seine Seele kaum weniger schwarz als die, welche unmittelbar darauf sein Auge umhüllte: denn die letzte Chorsängerin hatte nicht so bald die Schwelle der Thüre überschritten, als dieselbe mit lautem Schalle sich schloß, und in demselben Augenblicke schwieg der Chorgesang, die Lichter der Kapelle erloschen auf einmal, und Sir Kenneth blieb allein im Stockfinstern zurück. Aber Einsamkeit und Finsterniß, und die Ungewißheit seiner geheimnißvollen Lage waren für Kenneth nichts – er dachte nicht daran – er kümmerte sich nicht darum – er dachte an nichts in der Welt, außer an die flüchtige Erscheinung, die so eben an ihm vorübergeschwebt war, und an die Zeichen der Gunst, die sie ihm zurückgelassen hatte. Auf dem Boden nach den Knospen zu tasten, die sie hatte fallen lassen – dieselben an seine Lippen zu drücken – dann an seine Brust – bald eine um die andere, bald beide zugleich – seine Lippen auf die kalten Steine zu pressen, auf welche sie, so weit er dieselben herauszufinden hoffte, vor wenigen Augenblicken erst getreten war – alle Schwärmereien auszuführen, die eine heftige Leidenschaft denen, die sich ihr unterwerfen, eingibt – das Alles waren nur Beweise einer leidenschaftlichen Liebe, wie sie allen Zeiten gemein ist. Aber es war den Ritterzeiten eigenthümlich, daß der Ritter bei der heißesten Leidenschaft nicht einmal daran gedachte, dem Gegenstand seiner Liebe nachzuspüren oder ihm zu folgen, daß er von ihr die Vorstellung hatte, wie von einer Gottheit, die für einen Augenblick ihren ergebnen Verehrer ihrer Erscheinung gewürdigt habe, und dann wieder in ihr verborgenes Heiligthum zurückgekehrt sei – oder wie von einem einflußreichen Planeten, der, nachdem er zu glücklicher Stunde in heilverkündendem Lichte gestrahlt, sich wieder in seinen Nebelschleier verhüllt habe. Die Zuneigung der Dame seiner Liebe war für ihn die eines höheren Wesens, die sich äußerte, ohne Beaufsichtigung und Zwang, die ihn durch ihr Erscheinen beglückte, durch ihre Abwesenheit betrübte, die ihn durch ihre Gewogenheit ermuthigte, durch ihre Kälte zur Verzweiflung trieb – dies Alles nach ihrem eigenen freien Willen und ohne alle weiteren Beschwerden und Vorstellungen von Seiten des Ritters, der ihr nur Beweise von der innigsten Ergebenheit seines Herzens und Schwertes ablegte, und der keinen anderen Zweck im Leben kannte, als den, ihre Befehle zu vollziehen, und ihren Ruhm durch den Glanz seiner Thaten zu erhöhen.

So war die Regel des Ritterthums und der Liebe, welche die vornehmste Grundlage desselben war. Aber Sir Kenneth's Neigung wurde noch durch weitere und sonderbarere Umstände romantisch. Er hatte niemals die Stimme seiner Dame gehört, obgleich er ihre Schönheit oft mit Entzücken betrachtet hatte. Sie gehörte einem Kreise an, dem er sich, vermöge seiner Ritterwürde, zwar nähern durfte, aber ohne sich hineinzubegeben, und obgleich er wegen seiner Kriegserfahrung und Kriegsthaten hoch ausgezeichnet stund, so war er, als armer schottischer Ritter, dennoch gezwungen, seiner Gottheit aus einer Entfernung zu huldigen, die fast so groß war als die, welche den Perser von der Sonne scheidet, die er anbetet. Aber wann wäre der hohe Stand eines Weibes je zu hoch gewesen, um die leidenschaftliche Neigung eines Liebhabers zu übersehen, auch wenn derselbe geringeren Standes war? Ihr Blick ruhte auf ihm bei den Turnieren, ihr Ohr hörte sein Lob in jedem Berichte der Schlachten, die täglich geliefert wurden, und während Grafen, Herzoge und Lords sich um ihr Herz bewarben, wandte sich dasselbe, vielleicht unwillkührlich im Anfange oder doch unwissentlich, dem armen Ritter vom Leoparden zu, der, seinen Rang zu behaupten, außer seinem Schwerte nur Weniges hatte. Wann sie schaute und wann sie horchte, sah und hörte die Lady genug, was sie in ihrer Wahl bestärken konnte, die im Anfange blindlings gehandelt hatte. Wurde die persönliche Schönheit eines Ritters belobt, so wußte selbst die sprödeste Dame des kriegerischen Hofes von England eine Ausnahme zu Gunsten des Schotten Kenneth zu machen; und öfters ereignete es sich, daß ungeachtet der großen Geschenke, welche Fürsten und Pairs an die Sänger verschwendeten, ein freier und unabhängiger Geist sich des Dichters bemächtigte, und daß die Harfe vom Heldenmuth eines Ritters ertönte, der weder Zelter noch Gewänder als Zeichen seines Beifalls zu verleihen hatte.

Die Augenblicke, wo sie auf das Lob ihres Liebhabers horchte, wurden der hochgebornen Edith nach und nach theurer: sie entschädigten ihr Ohr für die Schmeicheleien, deren es überdrüssig war, und boten ihr Stoff zu geheimer Betrachtung, je mehr er denn auch der allgemeinen Meinung nach an Verdienst diejenigen übertraf, die ihm an Rang und Reichthum vorübergingen. Als ihre Aufmerksamkeit beständig, obwohl mit Behutsamkeit, auf Sir Kenneth gerichtet blieb, wurde sie von seiner Neigung zu ihr immer mehr und mehr überzeugt, und in ihrem Glauben immer mehr und mehr bestärkt, daß sie in Kenneth von Schottland den ausersehenen Ritter erblickte, der dazu bestimmt sei, in Wohl und Weh – und die Zukunft zeigte sich düster und gefahrvoll – jene leidenschaftliche Zuneigung mit ihr zu theilen, der die Dichter der Zeit eine so ausgedehnte Herrschaft zuschrieben, und die ihrem Geiste und Wesen nach auf gleiche Linie mit der Andacht sich stellte.

Verbergen wir unsern Lesern die Wahrheit nicht. Als Edith sich des Zustandes ihres Herzens bewußt wurde, obwohl ihre Liebe eine edle war, wie sie einem dem Throne von England nahe stehenden Mädchen ziemte, obwohl ihr Stolz sich geschmeichelt fühlte durch die zwar stummen aber unausgesetzten Huldigungen, welche der Ritter, den sie begünstigte, ihr darbrachte; so kamen Augenblicke, wo die Gefühle des liebenden und geliebten Weibes gegen den Zwang murrten, womit Lage und Verhältnisse sie umgaben, und wo sie fast die Schüchternheit ihres Liebhabers tadelte, der entschlossen schien, nichts dagegen zu unternehmen. Die Etikette, um ein neueres Wort zu gebrauchen, von Geburt und Rang, hatte um sie einen magischen Kreis gezogen, außerhalb welches Sir Kenneth sich beugen und schauen durfte, aber innerhalb welches zu kommen er so wenig wagen durfte, als ein beschworner Geist es wagt, die Gränze zu überschreiten, die ihm der Stab eines mächtigen Beschwörers vorgezeichnet hat. Unwillkührlich bemächtigte sich ihrer der Gedanke, daß sie selber, wäre es auch nur mit der Spitze ihres schönen Fußes, sich über die vorgezeichnete Gränze hinüber wagen müsse, wenn sie je einem so zurückhaltenden und schüchternen Liebhaber Gelegenheit verschaffen wolle zu einer so geringen Gunstbezeugung, wie es eine wäre, die Schleife ihres Schuhes zu küssen. Ein Beispiel war da, die bekannte Geschichte der »ungarischen Königstochter,« die so großmüthig den »Knappen von geringer Geburt« aufmunterte, und Edith, obgleich von königlichem Blute, war keine Königstochter, so wenig als ihr Liebhaber von geringer Geburt war – das Glück hatte ihrer Neigung keine so unübersteigliche Schranke in den Weg gelegt. Ein gewisses Etwas jedoch, das im Busen des Mädchens sich regt, und der Liebe selber Fesseln anlegt, jener sittsame Stolz verbot ihr, ungeachtet ihres hohen Standes, die ersten Schritte zu thun, die in jedem Fall das Zartgefühl dem männlichen Geschlechte zuerkennt. Vor Allem Sir Kenneth war ein so wackrer, würdiger, trefflicher Ritter, wie ihre Einbildungskraft wenigstens ihn sich malte; er verstand so vollkommen, was er ihr und sich selber schuldig sei, – wie zwangvoll daher auch ihre Lage sein mochte, indem sie Huldigung empfing, wie das Bild einer Gottheit, von dem die Anbeter weder Gefühl noch eine Erwiederung voraussetzen; so fürchtete sich das Idol doch immer, zu frühe von seinem Gestelle herabzusteigen, und sich dadurch in den Augen seines ergebenen Anbeters herabzusetzen.

Jedoch der andächtige Verehrer eines wirklichen Ideals vermag Zeichen von Billigung in den kalten und regungslosen Zügen eines Marmorbildes zu entdecken, und es ist kein Wunder, daß Etwas, das für Gunst angesehen werden konnte, aus dem hellen Auge der lieblichen Edith glänzte, deren Schönheit wirklich mehr in der ächten Gewalt des Ausdrucks bestand, als in einer vollkommenen Regelmäßigkeit der Formen oder im Glanze der Gesichtsfarbe. Gewisse kleine Zeichen von Gunst waren ihr entschlüpft trotz ihrer wachsamen Behutsamkeit; wie hätte sonst Sir Kenneth so leicht und so sicher die liebliche Hand erkannt, von welcher kaum zwei Finger vor dem Schleier sichtbar wurden, oder wie hätte er so fest überzeugt sein können, daß zwei Blumen, die hinter einander auf die nämliche Stelle fielen, von der Dame seiner Liebe als Erkennungszeichen gebraucht worden wären? Durch welche Folge von Beobachtungen – durch welche geheime Winke, Blicke und Geberden – durch welche natürliche Freimaurerei der Liebe sich das Einverständniß zwischen Edith und ihrem Liebhaber bis zu diesem Grade ausgebildet hat, wir wagen nicht, dies auszuforschen: denn wir sind alt, und so unscheinbare Zeichen der Gunst, die von jungen Augen flugs bemerkt werden, entgehen den unserigen. Genug, diese Neigung bestand zwischen zwei Personen, die sich nie gesprochen hatten, obgleich sie von Edith's Seite gehemmt ward durch die Ahnung der Schwierigkeiten und Gefahren, auf die ihre Neigung bei weiterer Entwickelung nothwendig stoßen müsse, und von Seiten des Ritters durch tausend Zweifel und Befürchtungen, ob er nicht die kleinen Achtungsbezeugungen seiner Dame überschätzt habe, da dieselben, wie es denn nicht anders sein konnte, mit langen Zwischenräumen äußerer Kälte abwechselten, während welcher Edith, entweder aus Furcht, die Aufmerksamkeit Anderer zu erregen und so ihren Liebhaber in Gefahr zu stürzen, oder in der Achtung desselben zu sinken, wenn sie sich ihm zu willig ergäbe, in ihrem Betragen die Gleichgültige spielte, die seine Gegenwart im Geringsten nicht zu berücksichtigen schien.

Das Erzählte, langweilig vielleicht, aber nothwendig in dieser Geschichte, mag dienen, uns den Grad von Einverständniß, wenn man es so nennen darf, auseinander zu setzen, der zwischen den Liebenden bestand, als Edith's unerwartete Erscheinung in der Kapelle einen so gewaltigen Eindruck auf das Gemüth des Ritters machte.


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