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Erstes Kapitel.

Sie zogen fort
in die Wüste, doch mit Waffen war's.

Gew. Paradies.

Die brennende Sonne Syriens hatte noch nicht ihren höchsten Stand am Himmel erreicht, als ein Ritter vom rothen Kreuz, der seine nördliche Heimath weit hinter sich gelassen und sich dem Heere der Kreuzfahrer in Palästina zugesellt hatte, in gemachem Schritte durch die Sandstrecken hinzog, die in der Nähe des todten Meeres oder des sogenannten lacus Asphaltites liegen, wo sich die Fluthen des Jordans in einen Landsee ergießen, aus dem sie keinen Ausfluß mehr haben.

Unser streitbarer Pilger hatte sich den ersten Theil des Morgens unter Klippen und Abgründen abgemüht; später, als er aus den gefährlichen Felsschluchten heraus war, hatte er voll Mattigkeit die große Ebene betreten, wo ruchlose Städte in alten Tagen die unmittelbare und furchtbare Rache des Allmächtigen auf sich gezogen hatten.

Mühe, Durst, die Gefahren des Weges waren vergessen, als der Wanderer des schrecklichen Strafgerichtes gedachte, welches das lachende, fruchtbare Thal Siddim in eine dürre, grauenvolle Wildniß umgeschaffen. Einst war es wohl bewässert wie der Garten des Herrn, jetzt eine versengte, ausgebrannte Einöde, zu ewiger Unfruchtbarkeit verdammt.

Der Wanderer, der sich bekreuzte, als er das Gewoge der dunklen Fluthen sah, die sich an Farbe und Beschaffenheit von denen jedes anderen Sees unterschieden, schauderte bei der Vorstellung, daß unter diesen trägen Wogen jene stolzen Städte der Ebene lägen, deren Grab vom Donner des Himmels oder vom Feuer des Abgrunds gegraben worden war, und deren Trümmer bedeckt wurden, grade von dem See, der weder lebendige Fische in seinem Schooße nährt, noch Kähne auf seiner Oberfläche trägt, und der, als wenn sein eigenes grauenvolles Bett der einzige würdige Aufenthalt für sein düsteres Gewässer sei, ungleich allen anderen Seen, dem Ocean keinen Tribut schickt. Das ganze Land umher war wie in den Tagen Mosis »Schwefel und Salz; es ist nicht besät, nicht befruchtet, kein Gräschen wächset darauf.« Sowohl das Land wie das Wasser kann todt genannt werden: denn es bringt nichts hervor, was an's Pflanzenreich erinnerte, und sogar die Luft war gänzlich leer von ihren gewöhnlichen, beflügelten Bewohnern, die vermuthlich durch den Pech- und Schwefelgeruch verscheucht worden waren, den die heiße Sonne dem Wasser des Sees in Dampfwolken, welche gewöhnlich die Gestalt der Wasserhose annehmen, entdünsten läßt. Massen von schlammigen und schwefelhaltigen Substanzen, Naphtha genannt, schwammen träge auf den trüben, düsteren Wogen, und nährten jenes Nebelgewölk mit neuen Dämpfen, ein furchtbares Zeugniß darbietend für die Wahrheit der mosaischen Geschichte.

Auf dies Bild der Verwüstung blickte die Sonne mit unerträglichem Glanz herab, und alle lebendigen Geschöpfe schienen sich vor den heißen Strahlen geflüchtet zu haben mit Ausnahme der einsamen Gestalt, die durch den weichenden Sand im Schritt sich fortbewegte und das einzige athmende Wesen auf der ganzen weiten Ebene zu sein schien. Der Anzug des Reiters und das Geschirr seines Pferdes waren für die Reise in einem solchen Lande im höchsten Grade unbequem. Ein Ringelpanzer mit langen Aermeln, blechbezogene Handschuhe und ein Brustharnisch von Stahl waren noch keine hinlängliche Last geachtet worden; darum trug der Ritter noch einen dreieckigen Schild, der um seinen Hals hing, weiter einen vergitterten Stahlhelm, nach diesem einen geketteten Helmkragen, der sich rund um des Streiters Hals und Schultern zog und den Raum zwischen Harnisch und Helm ausfüllte. Seine unteren Glieder waren, wie der Leib, mit Ringelpanzerstücken bekleidet, zum Schutz der Beine und Schenkel; die Füße befanden sich in blechbeschlagenen Schuhen, die mit den Handschuhen übereinstimmten. Ein langes, breites, gradgeformtes, doppeltgeschliffenes Schwert mit einem Kreuzgriff war in Uebereinstimmung mit einem tüchtigen Dolch auf der anderen Seite. Der Ritter trug noch die an den Sattel gelehnte, lange Lanze mit stählerner Spitze, die seine eigentliche Waffe war und mit dem Ende auf dem Steigbügel ruhte, während unter dem Reiten der nach hinten geneigte obere Theil das kleine Fähnlein zeigte, wie es bald in den wehenden Lüftchen flatterte, bald in der todten Ruhe zusammenfiel. Zu dieser schweren Rüstung kam noch ein Waffenrock von gesticktem Zeug, der höchst verbraucht und abgerieben war, sich aber insofern gar nützlich erwies, als er die brennenden Sonnenstrahlen, welche das Tragen der Rüstung unerträglich gemacht haben würden, von derselben abwehrte. Der Waffenrock zeigte hier und da das Wappen seines Herrn, jedoch sehr verwischt. Es schien ein liegender Leoparde zu sein mit dem Wahlspruche: Ich schlafe – wecke mich nicht. Ein Umriß der nämlichen Wappenfigur mochte auf dem Schild gezeichnet gewesen sein; aber Streich und Stoß hatten das Bild vertilgt. Der platte Obertheil des cylinderförmigen Helmes war durchaus mit keinem Schmuck versehen. Es scheint, die nördlichen Kreuzfahrer haben durch Beibehaltung ihrer schwerfälligen Rüstung die Natur des Klimas und des Landes herausfordern wollen, wohin sie Krieges halber gekommen waren.

Das Rüstzeug des Pferdes war kaum weniger schwer und unbequem, als das des Reiters. Das Thier trug einen gewichtigen, mit Blech überzogenen Sattel, der sich nach vornen mit einer Art von Brustharnisch vereinte, nach hinten mit einem Panzer, der die Lenden beschützte. Dazu kam eine Axt oder ein Hammer von Stahl, Streitkolben genannt, und der Stirnriemen des Zaums war eine Stahlplatte, die mit Oeffnungen vor Augen und Nüstern versehen war, und aus deren Mitte eine kurze, scharfe Spitze hervorragte, die an den Kopf des fabelhaften Einhorns erinnerte.

Indeß die Gewohnheit hatte das Tragen dieser vollständigen Rüstung sowohl dem Ritter, als seinem stattlichen Streitrosse zur zweiten Natur gemacht. Es ist wahr, eine Unzahl der über Palästina losstürzenden westlichen Krieger starb, ehe sie sich an das heiße Klima gewöhnen konnten; aber es gab auch Andere, gegen welche sich dasselbe Klima unschädlich, ja sogar wohlthuend erzeigte, und zu der Zahl dieser Bevorzugten gehörte der einsame Reitersmann, der eben jetzt das Ufer des todten Meers bereiste.

Die Natur hatte seine Glieder nach einem außergewöhnlichen Maaße geformt, und dieselben geschickt gemacht, den Kettenpanzer mit so viel Leichtigkeit zu tragen, als wären's die Maschen eines Spinngewebes; sie hatte ihn mit einer Gesundheit begabt, die so fest war als seine Glieder, und die fast jedem Wechsel des Klimas trotzte, so wie den Beschwerden und den Entbehrungen jeglicher Art. Seine Gemüthsart schien gewissermaßen theilzunehmen an den Eigenschaften seines Körpers, und wie dieser große Stärke und Festigkeit mit gewaltiger Thatkraft vereinte, so besaß jene unter dem Anscheine von Ruhe und Gleichmuth viel von jener feurigen, schwärmerischen Ruhmbegierde, die das vornehmste Kennzeichen des normannischen Stammes ausmachte, und die diesen Stamm herrschend gemacht hat in allen Winkeln von Europa, wo derselbe sein abenteuerliches Schwert gezogen.

Indeß das Glück hatte nicht einem jeden aus diesem Stamme so verführerischen Lohn verliehen, und Alles, was der einsame Ritter während eines zweijährigen Feldzuges in Palästina erlangen konnte, bestand einzig und allein in zeitlichem Ruhm und, wie man ihn zu glauben gelehrt hatte, in geistlichen Vorzügen. Oftmals war seine geringe Baarschaft zu Nichts zusammengeschmolzen, um so eher, als er keines der Mittel ergriff, wodurch die Kreuzfahrer auf Unkosten der Bevölkerung von Palästina der Erschöpfung ihrer Hülfsquellen vorbauten: er erpreßte keine Geschenke von den unglücklichen Eingebornen für die Verschonung ihres Eigenthums, wenn er auf einer Kriegsfahrt war gegen die Saracenen, und er hatte die Gelegenheit, welche ihm die Loskaufung vornehmer Gefangenen zu seiner Bereicherung darbot, unbenutzt gelassen. Das kleine Häuflein, welches ihm aus dem Vaterlande gefolgt war, hatte sich in dem Grade vermindert, als die Mittel zu seinem Unterhalte verschwanden, und der einzige, ihm übriggebliebene Knappe lag auf dem Siechbette darnieder, unfähig, seinen Herrn zu begleiten, der, wie wir gesehen haben, einsam und allein reiste. Aber das war von geringer Bedeutung für unsern Kreuzfahrer, der sein gutes Schwert als seine sicherste Begleitung und fromme Gedanken als seine beste Gesellschaft zu betrachten pflegte.

Aber die Natur stellte ihre Forderungen von Erfrischung und Ruhe selbst an den eisernen Körper und an das ausdauernde Gemüth des Ritters vom schlafenden Leoparden; und um Mittag, als das todte Meer zu seiner Rechten in einiger Entfernung lag, begrüßte er voll Freude den Anblick von zwei oder drei Palmbäumen, die sich nahe bei der Quelle erhoben, die ihm als Ruheplatz für den Mittag bezeichnet worden war. Auch sein treues Roß, das sich vorwärts gearbeitet hatte mit der ausdauernden Geduld seines Herrn, hob nun den Kopf, dehnte die Nüstern und beschleunigte seinen Schritt, als röche es aus weiter Ferne das fließende Wasser, das den Platz der Ruhe und Erfrischung bezeichnete. Aber Arbeit und Gefahr sollten sich noch zuvor einstellen, ehe Roß und Reiter das Ziel ihrer Sehnsucht erreichten.

Als der Ritter vom schlafenden Leoparden fortfuhr, seine Augen aufmerksam auf die noch entfernte Palmbaumgruppe zu heften, kam es ihm vor, als wenn sich Etwas zwischen den Bäumen bewege. Die ferne Gestalt trennte sich von den Bäumen, die zum Theil ihre Bewegungen verborgen hatten, und kam dem Ritter mit einer Geschwindigkeit entgegen, die einen Reitersmann erkennen ließ, dessen Turban, langer Speer und im Winde fliegender grüner Caftan ihn bei größerer Annäherung als einen saracenischen Reiter ankündigten. In der Wüste, sagt ein morgenländisches Sprichwort, begegnet man keinem Freund. Dem Kreuzfahrer war es gänzlich gleichgültig, ob der Ungläubige, der sich ihm näherte, auf einem stattlichen Berberpferd, wie von Adlerschwingen getragen, als Freund oder Feind käme – vielleicht zog er wegen seines Gelübdes als Kreuzeskämpfer das letztere vor. Er machte seine Lanze vom Sattel frei, faßte sie mit der rechten Hand, setzte sie in den Lanzenschuh mit halb aufgestreckter Spitze, ergriff die Zügel mit der linken Hand, weckte seines Pferdes Muth mit dem Sporn, und schickte sich an, den Fremdling anzugreifen mit dem kalten Selbstvertrauen eines Mannes, der aus so manchen Kämpfen als Sieger davon gegangen war.

Der Saracene kam in dem hastigen Galopp eines arabischen Reiters heran; er lenkte sein Roß mehr mit den Gliedern und der Biegung des Leibes als mit den Zügeln, die schlaff in seiner linken Hand hingen; sonach war er nicht gehindert, einen leichten, runden, mit silbernen Schleifen verzierten Schild von Rhinocerosfell, den er am Arm trug, zu bewegen, und den er schwang, als gedächte er, dies schwache Rund dem Andrang der westlichen Lanze entgegen zu setzen. Sein Speer war nicht eingelegt und gerichtet nach der Weise seines Gegners, sondern mit der rechten Hand in der Mitte gefaßt, und auf Armeslänge über den Kopf erhoben. Als der Reiter gegen seinen Feind in vollem Lauf heransprengte, schien er zu erwarten, daß der Ritter vom Leoparden sein Pferd in Galopp setzen würde, um ihm zu begegnen. Aber der christliche Ritter, wohl vertraut mit der Kampfesart der Morgenländer, vermeinte nicht, sein gutes Roß durch eine unnöthige Anstrengung zu erschöpfen; er machte im Gegentheil ruhig Halt, versichert, daß, wenn der Feind zum wirklichen Angriff herankäme, seine eigene Schwere und die seines stattlichen Streitrosses ihm von hinlänglichem Vortheile sein würde, ohne daß er die Kraft einer schnellen Bewegung damit zu verbinden brauche. Der saracenische Reiter seiner Seits merkte und begriff vollkommen ein solches Ergebniß; darum, als er dem Christen auf zwei Speereslängen nahe gekommen war, schwenkte er seinen Hengst links mit unnachahmlicher Behendigkeit, und ritt zweimal um seinen Gegner herum, der, ohne seinen Platz zu verlassen, sich im Kreise drehte, und, indem er dem Feinde stets die Stirne bot, es demselben unmöglich machte, ihn auf einer unbewachten Seite anzugreifen, so daß der Saracene sich genöthigt sah, sein Pferd zu schwenken, und sich auf eine Entfernung von hundert Schritten zurückzuziehen. Zum zweiten Male, gleich dem Habicht, der sich gegen den Reiher losstürzt, erneuerte der Heide den Angriff, und zum zweiten Male ward er genöthigt, sich zurückzuziehen, ohne zum Handgemenge gekommen zu sein. Er nahte sich zum dritten Male auf die nämliche Weise, als der christliche Ritter, begierig, dies trügerische Gefecht zu enden, in welchem er auf die Länge durch die Behendigkeit seines Feindes erschöpft werden konnte, plötzlich den am Sattelbogen hängenden Kolben ergriff, und denselben mit starker Hand und sicherem Ziele gegen den Kopf des Emirs schleuderte: denn ein Emir und nicht weniger schien der Feind zu sein. Der Saracene war genug auf seiner Hut gegen den furchtbaren Wurf, um noch schnell seinen leichten Schild zwischen dem Kolben und seinem Kopf erheben zu können; aber die Gewalt des Wurfs drängte den Schild auf den Turban nieder, und obgleich diese Vertheidigungsart die Gewalt des Wurfes brach, so wurde doch der Saracene vom Pferde geworfen. Ehe der Christ diesen Unfall benutzen konnte, sprang sein flinker Feind vom Boden auf; er rief sein Pferd, das sich alsbald zu seiner Seite einstellte, und, als er im Sprunge, ohne den Steigbügel zu berühren, seinen Sitz eingenommen, war er wieder im Besitz des Vortheiles, dessen ihn der Ritter vom Leoparden zu berauben gehofft hatte. Dieser Letztere hatte sich unterdessen wieder seines Kolbens bemächtigt, und der morgenländische Reiter, der daran gedachte, mit welcher Stärke und Geschicklichkeit sein Gegner auf ihn gezielt hatte, schien sich behutsam außerhalb des Bereichs dieser Waffe zu halten, deren Macht er so eben erst gefühlt hatte; zu gleicher Zeit zeigte er den Vorsatz, den Kampf aus der Ferne mit seinen Wurfgeschossen zu führen. Als er seinen langen Speer in einiger Entfernung vom Kampfplatze in den Sand gesteckt hatte, spannte er mit großer Kenntniß einen kurzen Bogen, den er hinter sich nachtrug, und, indem er sein Pferd in Galopp setzte, beschrieb er nochmals zwei oder drei Kreise von größerer Ausdehnung als das erste Mal, und während des Reitens schoß er sechs Pfeile auf den Christen mit so untrüglicher Fertigkeit, daß die Güte der Rüstung allein denselben bewahrte, an eben so vielen Stellen verwundet zu werden. Der siebente Pfeil traf vermuthlich auf eine weniger feste Stelle der Rüstung, und der Christ sank schwer vom Pferde herab. Aber wie groß war das Erstaunen des Saracenen, als er sich, nachdem er vom Pferd gestiegen, um den Zustand seines erlegten Feindes zu untersuchen, plötzlich in der Gewalt des Europäers befand, welcher diese List angewandt hatte, um seinen Feind in sein Bereich zu locken! Auch in diesem tödtlichen Handgemenge wurde der Saracene durch seine Gewandtheit und Geistesgegenwart gerettet. Er löste den Schwertgürtel auf, woran der Ritter vom Leoparden ihn festhielt, und, als er so der mörderischen Hand seines Feindes entschlüpft war, bestieg er sein Pferd, das alle seine Bewegungen mit menschlichem Verstand zu beobachten schien, und ritt wieder davon. Aber in dem letzten Zusammentreffen hatte der Saracene Schwert und Köcher verloren, beide waren an dem Gürtel befestigt, den er im Stich lassen mußte. Auch seinen Turban hatte er während des Kampfes eingebüßt. Diese Nachtheile schienen den Muselmann zu einem Waffenstillstand geneigt zu machen: er näherte sich dem Christen mit ausgestreckter Rechten und nicht länger in einer drohenden Stellung.

»Es ist Waffenstillstand zwischen unsern Nationen,« sagte er in der lingua franca, deren man sich gemeiniglich bediente, um sich mit den Kreuzfahrern zu verständigen; »warum denn sollte Krieg sein zwischen mir und dir? – Laß es Friede sein zwischen uns.«

»Ich bin es wohl zufrieden,« antwortete der vom schlafenden Leoparden; »aber was für eine Sicherheit bietest du mir, daß du den Waffenstillstand halten wirst?«

»Das Wort eines Nachfolgers des Propheten ist noch nie gebrochen worden,« antwortete der Emir. »Von dir vielmehr, braver Nazarener, müßte ich Sicherheit fordern, wenn ich nicht wüßte, daß Verrath und Muth selten beisammen wohnen.«

Der Kreuzfahrer fühlte, daß das Vertrauen des Muselmannes ihn wegen seiner eigenen Zweifel beschäme.

»Bei dem Kreuz meines Schwertes,« sprach er und hielt, während er redete, die Hand an die Waffe, »ich will dir ein treuer Geselle sein, Saracene, so lange unser Schicksal will, daß wir in Gesellschaft zusammen bleiben.«

»Bei Mahommed, dem Propheten Gottes, und bei Allah, dem Gott des Propheten,« erwiederte sein ehemaliger Gegner, »ich trage gegen dich keinen Verrath im Herzen. Und nun laß uns zu jener Quelle eilen: denn die Stunde der Rast ist da, und das Wasser hatte kaum meine Lippen benetzt, als ich durch dein Erscheinen zum Kampf gerufen ward.«

Der Ritter vom schlafenden Leoparden gab bereitwillig und freundlich seine Zustimmung, und die ehemaligen Feinde, ohne einen falschen Blick oder eine verdächtige Bewegung, ritten neben einander der kleinen Palmbaumgruppe zu.


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