Christian Friedrich Daniel Schubart
Gedichte
Christian Friedrich Daniel Schubart

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Neujahrsschilde

(Ausgehängt im Januar 1775)

An die stumme Iris
                            Hast du mich lieb, mein Kind?
»Hm! Hm!«
So laß dich küssen – nur geschwind!
»Hm! Hm!«
Darf ich im neuen Jahre hoffen?
»Hm! Hm!«
Läßt du für mich die Kammer offen?
»Hm! Hm!«
An Crispus
Herr Crispus, der berauscht von Glück,
Recht große Augen drehet,
Und immer mit dem Falkenblick
Des Nächsten Fehler spähet; –
O werde in dem neuen Jahr
Noch blinder als Tobias war,
Dich heile keine Salbe!
Ein Dichter, den du jüngst geschmäht
Mit priesterlicher Gravität, –
Der werde deine – Schwalbe!
An Herrn Grobian
Sammle doch in deine Scheuren
Dieses Jahr viel Früchte ein!
Einen Knecht brauchst du zum Dreschen,
Und du kannst der Flegel seyn.
An mein Mädchen
Es ist in Amors weitem Reich
Kein Mädchen dir, o Mädchen! gleich.
Wenn du dies Jahr die Meine wirst,
Bezaubernde Gertrude!
So bin ich größer als ein Fürst,
Und reicher, als ein Jude.
Der Kupferstecher nach der Mode
Ein Kupferstecher stach
Ein Kind in einer Wiege.
Wie schön! die Unschuld sprach
Aus jedem seiner Züge. –
Ein schönes Mädchen sah in Ruh'
Dem schlauen Kupferstecher zu.
Sie spricht – so süß, wie Mädchen sprechen –
Mit Unschuld im Gesicht:
»Ach! können Sie denn nicht
Mir auch ein solches Kindchen stechen?«
Der Künstler lacht, und geht: die Schöne schleicht ihm nach –
Nun weiß ich weiter nicht, was er dem Mädchen stach.
An Mops
Sey dumm!
Dies wünsch' ich dir zum neuen Jahr!

Warum ?

Weil Dummheit in dem alten Jahr
So manches Schöpsen Glück gebar.

Darum
Sey dumm!

An Tilla
Hier ist, o liebes Weibchen!
Ein kleiner Wunsch für dich.

Ich wünsche dir, mein Täubchen,
Ein kugelrundes Leibchen,
Und ach! – zum Autor – mich!

 


 


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