Maximilian Schmidt
Maria Pettenpeck
Maximilian Schmidt

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III.

Herzog Ferdinand war unter den Segenswünschen seiner Mutter, der Herzogin-Witwe Anna, einer Tochter Kaiser Ferdinands I. von Oesterreich, seines Bruders und seiner Schwägerin Renata, sowie des ganzen Volkes mit seinem Kriegsheere aus München abgezogen. Es war ein beschwerlicher Zug durch so vieler Herren Länder, in welche damals Deutschland zerstückelt war. In Koblenz fand die Vereinigung mit einer dem Kurfürsten Ernst zu Hilfe geschickten spanischen und einer vom Markgrafen von Baden herbeigeführten Armee statt. Die Spanier wurden vom Grafen von Arenberg, die kurkölnischen Truppen von dem Grafen Valentin von Isenburg befehligt, über alle aber hatte Herzog Ferdinand von Bayern den Oberbefehl, und er wurde bei seinem Eintreffen von den vereinigten Truppen mit freudigem Zurufe empfangen.

Diese gesamte Armee war wohl im stande, dem aufrührerischen Gebhard und seinen Verbündeten die Spitze zu bieten.

Zuerst wurde Bonn belagert, indessen die kurkölnischen Truppen unter dem Chorbischofe Friedrich in dem unteren Teile des Erzstiftes den Kampf gegen die Gebhardiner eröffneten. Nun folgten die Wechselfälle der Krieges rasch aufeinander. Da sich Bonn nicht ergeben wollte, beschloß 227 Ferdinand, zuerst die kleineren, am Wege liegenden Schlösser zu erobern, um dann mit ganzer Macht, im Rücken unbehelligt, gegen Bonn operieren zu können. Nachdem Poppelsdorf nach tapferer Gegenwehr erobert, rückte er gegen die starkbesetzte Burg Godesberg vor. Dieselbe war von niederländischen Marinesoldaten, mutigen und abgehärteten Leuten, besetzt. Ferdinand ließ auf einem gegenüber liegenden Hügel die Geschütze auffahren. Da aber das stärkste Geschützfeuer nicht die erwünschte Wirkung that, begann er den Angriff durch Legung von Minen. Die Aufforderung, die Burg zu übergeben, ward vom Kommandanten der Festung, Oberst Freudenberg, mit Hohn zurückgewiesen. So beschloß man im Kriegsrate, die Burg in die Luft zu sprengen, und ging sofort an die Ausführung.

Es war eine furchtbare Katastrophe. Die Erde erzitterte, Turm und Mauern wurden aus ihren Fundamenten gehoben und ausgeworfen und dadurch eine große Bresche geschaffen. Ferdinand ließ die Belagerten nicht zur Besinnung kommen, gab das Zeichen zum Sturm, und todesmutig begannen seine Scharen die Trümmer zu ersteigen und in die Bresche einzudringen. Allen voran stürmte der Herzog selbst, seine Soldaten durch sein heldenmütiges Vorgehen begeisternd und mit Siegesgewißheit erfüllend. Das geschah im Jahre 1586.Ein Freskogemälde in den Arkaden zeigt diesen Moment.

Doch auch die kühnen Niederländer hatten sich bald von ihrem ersten Schrecken erholt, und führten nun alle ihre Geschütze gegen die Maueröffnung und suchten dieselbe mit ihrer Brust zu decken. Die Belagerer wurden mit 228 wohlgezielten Schüssen empfangen und manch Tapferer hauchte hier sein Leben aus.

Gräßlich war der Kampf, immer kleiner wurde die Anzahl der Verteidiger der Feste, alles wurde niedergemacht, die Niederländer fochten mit dem Mute der Verzweiflung.

»Ergebt Euch!« rief Ferdinand, vordringend, dem Oberst der Besatzung zu.

»Niemals, solange ich meinen Arm bewegen kann,« ward ihm zur Antwort.

Doch Mann um Mann fiel an seiner Seite, und zuletzt sah sich der tapfere Oberst von allen Seiten umzingelt. Er mußte sich mit dem kleinen Reste seiner Leute auf Gnade und Ungnade ergeben. –

Die Nacht war unterdessen angebrochen. Der Mond beleuchtete die Trümmer einer bis jetzt für uneinnehmbar gehaltenen Feste und gar manches bleiche Kriegerantlitz, dessen trotzige Miene noch im Tode verkündete, mit welcher Erbitterung der Kampf geführt worden. –

Im folgenden Jahre erst wurde die Stadt Bonn, in welcher Gebhards Bruder Befehlshaber war, erobert und bald darauf auch der Herzog von Braunschweig, welcher sich des entsetzten Erzbischofes gleichfalls annahm, bei Burg geschlagen. Ganz Westfalen fiel nun ohne Schwertstreich in die Hände der Bayern, und Herzog Ferdinands Waffenruhm verbreitete sich allerwärts. Sein Bruder Ernst konnte sich nun von den Ständen wie von dem Volke der westfälischen Lande huldigen lassen und 229 bestieg den kurfürstlichen Stuhl zu Köln. Gebhard aber mußte aus dem Lande flüchten.Er starb nach vielen Drangsalen 1601 zu Straßburg.

Herzog Ferdinand war in allen Kämpfen unversehrt geblieben. Einmal traf ihn zwar eine Kugel mitten auf die Brust, sie drang in seinen Harnisch ein, blieb jedoch in dem unter demselben sich befindenden Wamse stecken. Ein zweites Mal war er in Gefahr, durch feige Mörder, die vom Feinde gedungen, meuchlings ermordet zu werden. Zur rechten Zeit noch wurde dies entdeckt und die Strolche der verdienten Strafe übergeben. So war er heil aus dem Feldzuge hervorgegangen und freudig bewegt trat er mit seinen tapfern Truppen nach fast zweijähriger Abwesenheit den Marsch in die Heimat an.

Dort erwartete ihn der Jubel der Hauptstadt und des ganzen Bayernlandes. Doch nicht die Sehnsucht, im Triumphe dort einzuziehen, war es, was ihn nach der Heimat trieb. Maria wollte er wiedersehen, deren engelgleiches Bild ihm stets vorgeschwebt im Gewühle der Schlachten und in den Stunden der Ruhe. Sie sollte der Lohn seiner tapferen Erfolge sein. Hatte er durch diese den Ruhm des Hauses Wittelsbach erhöht, dem Bruder zum Kurfürstentum verholfen, so wollte er als schönsten Kampfpreis die Hand Marias sich von seinem Bruder, Herzog Wilhelm, jetzt erbitten.

Daß die Gewährung seines Wunsches nicht ohne Kampf abgehen würde, sah er wohl voraus. Er kannte den Einfluß und die Strenge der Gesinnung seiner Mutter, der 230 stolzen Kaisertochter und fürchtete sie wohl am meisten. Indessen meinte er, sei es ihm gelungen, die jungfräuliche Burg Godesberg zu bezwingen, so würde er auch den Panzer starrer Herzen zu brechen wissen, und er hoffte auch in diesem Kampfe, wenn auch nicht ohne bittere Stürme, siegreich hervorzugehen und dereinst sein geliebtes Mädchen als Herzogin heimführen zu können. 231


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