Felicitas Rose
Kerlchen als Sorgen- und Sektbrecher
Felicitas Rose

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Zweiter Brief an Kerlchen, dem ersten gleich nachgejagt.

»Kerlchen!

Eben kommt Dein Brief, unsere geehrten Schreiben haben sich demnach gekreuzt. – Kerlchen, ich fürchte, ich fürchte, ich hab' da in meiner, Gott sei's geklagt, allbekannten Art: »Mund vorweg, Verstand hinterher,« eine grobe, große Taktlosigkeit begangen. Franz zieht ein furchtbar strenges Gesicht, – er hat mir diesen zweiten Brief eigentlich verboten, denn er sagt, ich machte es nur noch schlimmer, aber liebes, liebes Kerlchen, sieh', Du mußt mir verzeihen, ich kann's gar nicht ertragen, Dich gekränkt zu wissen, ach und ebensowenig kann ich's ertragen, daß mein Franz mir zürnt. Aber gelt, ich wollte Dich ja nur necken, weil ich so ganz sicher dachte – – nein, das wollt' ich ja gar nicht sagen. Also ich meine, Du schreibst so ernst von neuen Plänen, Du willst am liebsten Krankenpflegerin, Diakonissin in einem Kinderhospital werden? Aber es ist doch wirklich eine Herzensfreude, daß Du noch langst nicht mündig bist, und daß Deine liebe, verständige Mama Dir diesen Wunsch einfach nicht erfüllt.

Liebes Kerlchen, hättest Du den Brief von Fräulein von Hartwig gelesen, dann sagtest Du nicht mehr, daß Dein Dasein in Villa Hartwig ein Drohnenleben sei.

Du bist ja wahr und wahrhaftig der Sonnenschein von ganz Mölln, bist an allen Krankenbetten hilfreich und verdienst Deinen Namen »Sorgenbrecherchen« mit Recht.

O Kerlchen, wär' ich doch in Mölln, oder in Brasilien, oder hätte ich die beiden Rumohre hier, ich wollte mit ihnen rumrumoren, – –

*


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