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J. Rist, Neue Sonderb. Lieder. Lüneb. 1658. S. 454.
Nun, Welt, du must zurücke stehn
      
 Mit allen deinen Schätzen;
      
 Mit Freuden wil ich schlafen gehn,
      
 Den Leichnam sol man setzen
      
 Ins Grab hinein; da keine Pein
      
 Hinfür' ihn wird verletzen. 
      
Mein Seelichen fleugt himmelan,
      
 Der Leib schläft in der Erden,
      
 Bis daß er mit der Seelen kan
      
 Wiedrüm verknüpfet werden;
      
 Inmittelst sol er ruhen wol
      
 Ohn' einige Beschwerden.
O was für Reichtum werd' ich doch
      
 In jenner Welt besitzen!
      
 Hinfüro wird des Kreuzes Joch
      
 Mich nimmermehr erhitzen;
      
 Es wird die Sünd ein Gottes Kind
      
 Nicht können mehr beschmitzen
      
beschmitzen, beflecken..
O was für Ehr' und Herlichkeit
      
 Wird mir daselbst gegeben!
      
 Wie lieblich werd' ich nach der Zeit
      
 Im Hause Gottes leben!
      
 In welchem Glanz werd' ich doch ganz
      
 Verkleidet
      
verkleidet, eingekleidet. ewig schweben!
Wie groß wird sein der Liebe Macht
      
 Ohn' einiges Betriegen!
      
 Wie herlich meiner Glieder Pracht,
      
 So durch die Wolken fliegen!
      
 Hätt' ich nur schon die Freudenkron'
      
 In Gottes Sal erstiegen
      
erstiegen, erreicht, errungen.!
Wie groß wird dort die Wollust sein,
      
 Die gar nicht Eitles heget!
      
 Ein Himmelskind bleibt allzeit rein,
      
 Sein Herz wird nie beweget
      
 Von Haß und Neid; auch alles Leid
      
 Wird dort rein abgeleget.
Wie werd' ich auch der Jugendkraft
      
 So trefflich wol empfinden!
      
 Es wird ein süßer Lebenssaft
      
 Von Neuem mich verbinden,
      
 So daß noch Not, noch Schmerz, noch Tod
      
 Mein Herz kan überwinden. 
      
Wie werd' ich künftig sein so klug,
      
 Wenn ich mag Christum sehen
      
 Und alle Sachen kan genug
      
 Dem Grunde nach verstehen!
      
 Wie wol wird mir denn für und für
      
 In Gottes Reich geschehen!
Wie trefflich wird der Freiheit Schatz
      
 Nach dieser Knechtschaft prangen!
      
 Drum trag ich auch nach diesem Platz'
      
 Ein sehnliches Verlangen,
      
 Ach wär' ich nur des Lebens Uhr
      Hätt' ich nur erst den Lauf des Lebens vollendet!
      
 Einst völlig durchgegangen!
Wie wird mir dort die werte Schar
      
 Der Engel und der Frommen
      
 Mein Herz ergetzen immerdar,
      
 Wenn ich bin aufgenommen!
      
 Möcht' ich nur bald, mein Aufenthalt,
      
Aufenthalt, Aufrechterhaltung, Trost.
      
 Herr Jesu, zu dir kommen!
Mein Gott, wie werd' ich jauchzen dort,
      
 Wie werd' ich mich erquicken,
      
 Wenn ich an deinem schönsten Ort
      
 Dich selber werd' erblicken!
      
 Ich wil mit Lust an meine Brust
      
 Dich, o mein Heiland, drücken.
Ich wil nach dieser kurzen Zeit
      
 Dich unaufhörlich preisen,
      
 Du heilige Dreifaltigkeit,
      
 Und deinen Knecht mich weisen;
      
 Du wirst ja mich auch ewiglich
      
 Mit Freud' und Wonne speisen.
Hinfort, o Welt, kenn' ich dich nicht,
      
 Ich weiß ein ander Leben:
      
 Dem Himmel wil ich meine Pflicht
      
Pflicht, Dienst.
      
 Nun ganz für eigen geben,
      
 Der wird geschwind mich armes Kind
      
 Zur Herlichkeit erheben. 
      
Kom denn, o hocherwünschter Tag,
      
 Mich herzlich zu befreien,
      
 Kom, liebstes Stündlein, das mich mag
      
 Zum Himmelsfürsten weihen.
      
 Kom bald heran, damit ich kan
      
 Dein ewigs Lob ausschreien.