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6. Himmelfahrts-Gesang.

Rist, Himlische Lieder. 1657. S. 100 fg.

Du Lebensfürst, Herr Jesu Christ,
Der du bist aufgenommen
Gen Himmel, da dein Vater ist
Und die Gemein der Frommen,
Wie sol ich deinen großen Sieg,
Den du durch einen schweren Krieg
Erworben hast, recht preisen
Und dir gnug Ehr' erweisen?

Du hast die Höll' und Sündennot
Ganz ritterlich bezwungen,
Du hast den Teufel, Welt und Tod
Durch deinen Tod verdrungen,
Du hast gesieget weit und breit!
Wie werd' ich solche Herlichkeit,
O Herr, in diesem Leben
Gnug würdiglich erheben?

Du hast dich zu der rechten Hand
Des Vaters hingesetzet,
Der alles dir hat zugewandt,
Nachdem du, kaum verletzet,
Die starken Feind' hast ümgebracht,
Triumph und Sieg daraus gemacht,
Ja gar auf deinen Wagen Wagen, Triumphwagen.
Sehr herlich Schau getragen.

Nun liget alles unter dir,
Dich selbst nur ausgenommen,
Es müssen Engel für und für,
Dir aufzuwarten, kommen;
Die Fürsten stehen auf der Bahn
Und sind dir willig unterthan,
Luft, Wasser, Feur und Erden
Muß dir zu Dienste werden.

Du starker Herscher fährest auf
Mit Jauchzen und Lobsagen
Und gleich mit dir in vollem Lauf
Auch mehr denn tausend Wagen.
Du fährest auf mit Lobgesang,
Es schallet der Posaunen Klang;
Mein Gott, für allen Dingen
Wil ich dir auch lobsingen.

Du bist gefahren in die Höh,
Hinführend die gefangen,
Welch' uns mit Thränen, Ach und Weh
Genetzet oft die Wangen;
Drüm preisen wir mit süßem Schall,
O starker Gott, dich überall,
Wir, die wir so viel Gaben
Hierdurch empfangen haben.

Du bist das Häubt in der Gemein',
Und wir sind deine Glieder,
Du wirst der Glieder Schutz ja sein,
Wir dienen dir hinwieder.
Du stärkest uns mit Trost und Licht;
Wann uns für Angst das Herz zerbricht,
Dann kanst du Kraft und Leben,
Ja, Fried' und Freude geben.

Du salbest uns mit deinem Geist
Und gibst getreue Hirten,
Die Lehrer, welch' uns allermeist
Mit Himmelsbrot bewirten.
Du Hoherpriester zeigest an,
Daß deine Faust uns retten kan,
Ja, von der Höllen Rachen
Uns frei und ledig machen.

Du hast durch deine Himmelfahrt
Die Straßen uns bereitet;
Du hast den Weg uns offenbart,
Der uns zum Vater leitet,
Und weil denn du, Herr Jesu Christ,
Nun stets in deiner Wonne bist,
So werden ja die Frommen
Dahin zu dir auch kommen.

Ist unser Haubt im Himmelreich,
Als die Apostel schreiben,
So werden wir, den Engeln gleich,
Auch nicht heraußen bleiben;
Du wirst uns, deine Gliederlein,
Mein Gott, nicht lassen von dir sein,
Die doch so fest vertrauen,
Dein' Herrlichkeit zu schauen.

Herr Jesu, zieh' uns für und für,
Daß wir mit den Gemütern
Nur oben wohnen stets bei dir
In deinen Himmelsgütern;
Laß unsern Sitz und Wandel sein,
Wo Fried und Wahrheit gehn herein,
Laß uns in deinem Wesen,
Das himlisch ist, genesen.

Hilf, daß wir suchen unsern Platz
Nicht hier in diesem Leben,
Besondern dort, wo du den Platz
Wirst Gottes Kindern geben.
Ach, laß uns streben fest und wol
Nach dem, das künftig werden sol,
So können wir ergründen,
Wo dein Gezelt zu finden.

Zieh uns dir nach, so laufen wir,
Gib uns des Glaubens Flügel;
Hilf, daß wir fliehen weit von hier
Auf Israelis Hügel.
Mein Gott, wann fahr ich doch dahin,
Woselbst ich ewig frölich bin,
Wann werd' ich für dir stehen,
Dein Angesicht zu sehen?

Wenn sol ich hin ins Paradies
Zu dir, Herr Jesu, kommen?
Wann kost' ich doch das Engelsüß,
Wann werd' ich aufgenommen?
Mein Heiland, komm und nim mich an,
Auf daß ich frölich jauchzen kan
Und klopfen in die Hände:
Gelobt sei Gott ohn' Ende!


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