Paul Rebhun
Ein Geistlich spiel von der Gotfurchtigen vn keuschen Frawen Susannen
Paul Rebhun

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Actus quinti     scena prima.

Susanna.   Joachim.   Giezi.   Helchias.
Elisabeth.   Rebecca.   Abed.

Susanna:
        O Gott in ewigkeit, der du alleine
All heymlich ding erkennst, beyd groß und kleine,
Der du zuvor weist alls, ehe dans geschihet,
1390   Dein auge auch in das verborgen sihet,
Du, du erkennst, das dise haben geben     5
Ein falsch gezeuegnus, das sie mich vom leben
Zum tode brengen unverdienter sache!
Darumb, o mein Got, dich zu mir bald mache
1395   Und richt mein unschuld mit gerechtem grichte!
Dann ich des lasters schuldig bin mit nichte, 10
Das sie mit luegen habn auf mich ertichtet
Und drauff zum tod verurteilt und gerichtet.
Dieweil ich dann nu soll aufgebn mein sele,
1400   So wil ich dirs in deine hendt bevelen.
Dann du, o mein Got, wirft mich nicht verlassen 15
Und diser rach zur zeit dich recht anmassen! 156
 
Joachim:
Ach Gott, das unschult bleiben sol verschwigen
Und recht dem gwalt sol undern fuessen ligen,
1405   Wie lang wiltu zu disen dingen schweigen
Und deine augn zu uns herab nicht neygen? 20
Wie kum wir ytzt in soelche schwere schande?
Ach herr, erloeß uns durch dein starcke hande!
 
Giezi:
1410   Fraw, wollt uns das umb Gottes willn vergeben,
Das wir ytzt unser hendt an euch werdn legen!
Wir wolten uns viel lieber des endhalten, 25
Wo wir nicht muesten ghorsam sein den alten;
Drumb wollt euch nu gedueltig drein ergeben
Und eure hendt fuer euch zusamen legen!
 
Susanna:
1415   Ach, last mir noch ein klein weil frey mein hende,
Das ich die meinn mueg gsegnen für meim ende! 30
Gesegn euch Gott, mein allerliebster herre,
Wolt euch meinn todt nicht lassen kuemmern sehre:
Denn Gott der wirdt den grossen gwalt noch rechen,
1420   Mein unschult lassen auch herfuer noch brechen!
Mein liebe kindlein laß ich euch zur letze: 35
An disen wollt euch eures leids ergetzen
Und sie in Gottes forchten stets erhalten,
Auff das sie muegen sein ein freud euch alten!
 
Joachim:
1425   Fart hin nach Gottes will, mein liebste frawe!
Enr angesicht ich werd nicht mehr anschawen. 40
Eur seel die nehme Got zu seinen henden
Und woell das leyd in freude wider wenden!
 
Susanna:
Mein liebsten eldern, euch ich auch gesegen!
1430   Mein lieber Gott der woell euch lohn drumb geben,
Das yhr auff tuegnt und frumbkeit mich gelehret; 45
Dann yhr mich habt eins grossen trosts gewehret, 157
Das ich in unschuld sterb und nicht mit schulde.
Drumb wollt auch yhr das leiden mit gedulde;
1435   Mein Gott der wird es alls zum besten wenden
Und euch nach mir auch gebn ein seligs ende! 50
 
Helchias:
Mein liebste tochter, weil wir das solln sehen,
So kan es uns forthin nicht wol hie gehen:
Dann dises leid wird machen, das wir werden
1440   Nicht lang hie muegen bleibn auff diser erden.
Druemb weil es ia nicht anders kan geschehen, 55
So fahr du hin, wir wolln dir bald nachgehen!
 
Elisabeth:
O tochter mein, da ich dich underm hertzen
Getragen hab, fuelt ich nicht soelchen schmertzen,
1445   Als ich ytzunder deinenthalben habe:
Drumb werd ich auch nu eilen zu dem grabe! 60
Mein Got der woell in jehner welt uns geben
Beysam ein ewig unvergencklich leben!
 
Susanna:
Kumpt her, yhr lieben kindlein, zu meinn henden
1450   Und last mich euch umbfahen fur meim ende!
Der liebe Gott der woell sich eur erbarmen 65
Und euch nu selber fuern in seinen armen,
Dieweil es yhm nicht gfelt, das ich fort mehre
Auff erden hie euch leyten sol und nehren.
1455   Auch dich, mein liebe schwester, Got wol gsegnen
Und dir kein ubel lassen hie begegnen! 70
 
Rebecca:
Ach schwester mein, das dir soll widerfahren
Ein soelcher todt, dein Gott wol dich bewahren!
 
Abed:
Fraw, zeit ist da, wir sollen euch nu binden.
 
Susanna:
1460   Kan ich dann ja nicht lenger gnade finden,
So wil ich mich in eure gwalt ergeben 75
Und meinem Gott auffopfern hie mein leben! 158

 

Actus quinti     scena secunda.

Susanna.   Resatha.   Giezi.   Daniel.   Simeon.
Gamaliel.   Zacharias.   Nahor.   Ichaboth.   Abed.

Susanna:
        O Almechtiger herr und Gote,
Der du kanst mitten aus der note
1465   Die deinn erretten und verwalten,
Die sich an dein verheissung halten,     80
Du wollst dich auch zu mir her keren
Und deine trew an mir bewehren,
Auff das dein nahme werd geehret
1470   Und vieler hertz zu dir bekeret!
 
Resatha:
Wie lang verziecht yhr mit der sachen? 85
Wollt yhrs nicht schir ein ende machen?
Was soll das lange weynn und klagen,
Das sie die yhrn dest mehr thut plagen?
 
Giezi:
1475   Nu, fraw, wollt eure seel verwahren:
Wir doerfen nu nicht lenger harren! 90
 
Daniel:
Ich wil am blut kein teyl nicht haben,
Mit euch auch nicht die schulde tragen!
 
Simeon:
Horcht da!
 
Gamaliel:
                  Was da?
 
Zacharias:
                                Wes ist die stimme? 95
 
Nahor:
1480   Einn jungen knabn ich wol vernimme! 159
 
Resatha:
Wo kuemstu her mit deinem schreyen?
Halts maul, man sol dirs sonst zerblewen!
 
Gamaliel:
Haltt innen, herr, fart nicht mit gwalte!
Wer weis, wies hab mit yhm ein gstalte. 100
1485   Last hoeren vor, was yhn beweget,
Das er ein solches gschrey erreget!
 
Nahor:
Sag an, mein sohn, was bringst fuer mehre,
Das du uns nachschreyst also sehre?
 
Daniel:
Von Israel yhr grossen thoren! 105
1490   Wer hat euch so mit esels ohren
Gekroent, das yhr nichts mehr verstehet
Und gar nicht auff die warheit sehet,
Das yhr so gar unweis und blinde
Verdampt von Israel ein kinde, 110
1495   Die soelches hat verschult mit nichte?
Kert eilend wider zu gerichte:
Dann dise habn auff sie getichtet
Ein falsch gezeuegnus und gerichtet
Als schelck und bubn von haut und haren, 115
1500   Wie yhr ytzunder werd erfahren!
 
Ichaboth:
Das leugst du, bueb, in deinen rachen!
Du solst uns wol ein yrthum machen!
Zum henger weck und laß uns gehen!
Was solstu dich darauff verstehen? 120
1505   Der boese geist hat dich besessen,
Dast dich der klugkeit thust vermessen.
Drumb schweig, man sol dich sonst zerhawen
Und toedten auch sampt diser frawen! 160
 
Nahor:
Ey, nicht also! nempt euch der weilen! 125
1510   Man muß den knabn nicht uebereylen:
Er hat nichts unrechts noch gehandelt.
Wer weyß, wies Gott mit yhm noch wandelt?
Es wirt so plumpsweis nicht geschehen:
Drumb last uns vor das end besehen! 130
 
Simeon:
1515   Mein lieber sohn, so dir ist geben
Von Gott bevelch, was fuerzulegen,
Das angelanget dise sachen,
Drinn wir vieleicht was unrechts machen,
So bitt wir, wollest an die spitzen 135
1520   Zu uns in das gerichte sitzen
Und selber dise sache richten,
Die wir nicht recht habn kuennen schlichten!
 
Daniel:
So last die richter greyffen balde
Und secht nicht an yhr grosse gwalde! 140
 
Ichaboth:
1525   Was? sol der loß bueb uns noch richten?
Das wollen wir gestehn mit nichten!
Yhr herrn, werd yhr einn frevel uben
Und uns mit unrecht hie betrueben,
So sol es nicht umbsonst geschehen, 145
1530   Der schad der soll an euch außgehen!
 
Resatha:
Wie, das yhr setzt an unser stelle
Einn buebn, das er uns richten soelle,
Den jemand hat an uns gehetzet,
Das er sich unser schandt ergetzet? 150
1535   Wo habt yhr das jemals erfahren,
Das einem knabn von jungen jahren
Gebueret hett, zu widerfechten,
Was außgesprochen ist jm rechten? 161
 
Daniel:
Laßt euch nicht schrecken noch abwenden: 155
1540   Yhrn zorn den solln sie nicht volenden!
Last sie nur gfencklich bald annehmen,
Wir wollen sie wol recht bezemen
Und yhren hochmut niderlegen.
Denn Got yhn selbs wird widerstreben; 160
1545   Drumb hülfft sie gar kein widerfechten:
Allein bevelcht sie bald den knechten!
 
Gamaliel:
Yhr knecht, die frawen ledig lasset
Und an eur strick die Richter fasset!
Doerfft euch vor yhn nicht fuerchten sehre, 165
1550   Sie werden habn kein gwalt nicht mehre!
Ich ließ mich wol eins zwey beduncken,
Es wer erlogen und erstuncken,
Was sie von diser frawen sagten,
Weil sie so hefftig auff sie klagten, 170
1555   On das wir habn im maul kein zene
Und lassen uns beyr nasen dehnen.
Nu mueß wir lernen von eim knaben,
Was wir zuvor getan solln haben.
 
Abed:
Yhr hoert wol dise maehr, yhr herren! 175
1560   Drumb wollt euch wider uns nicht sperren
Und gebt euch gfangen also balde:
Wir muessen euch sonst mit gewalde
Angreiffen und die hend anlegen,
Drumb thut euch selber bald ergeben! 180
 
Ichaboth:
1565   Ach Gott, wie kum wir zu der sache,
Das diser bueb solch yrrthum mache?
Auff das er uns zu schanden bringe?
Ich meyn, das er nach unglueck ringe! 162
 
Daniel:
Last euch yhr klaffen gar nicht hindern 185
1570   Und thut sie bald vonander suendern,
So wil ich kumen zu den sachen
Und yhre boßheit sichtbar machen!
Den einn hieher furs grichte fueret,
Den andern haltt, wo sichs gebueret, 190
1575   Biß das ich einen hab vernuhmen:
Als dann sol auch der ander kumen!
 
Simeon:
Fluchs dran! was euch der knab thut sagen,
Das thut: doerfft weiter nicht viel fragen!
Yhr ungnad sol euch fort nicht schaden, 195
1580   Wenn yhr sie gleich auff euch thut laden!

 

Actus quinti     scena tertia.

Abed.   Ichaboth.   Giezi.   Resatha.   Joachim.
Helchias   Susanna.

Abed:
        Wolan! so nim du da zuhanden
Den Ichaboth mit deinen banden
Und fuern bey seits, wie sie gesaget,
Biß Resatha wird außgefraget!     200
1585   Verwahr yhn auch mit gutem vleisse,
Auff das er sich von dir nicht reisse!
 
Ichaboth:
Ach, das erst du mir solst gepieten,
Dazu mit stricken meiner huetten,
Und beide uns solt gfangen halten, 205
1590   Die yhr erst ward in unsern gwalden!
 
Giezi:
Das muest yhr selbs am besten wissen,
Was yhr fuer bossen habt gerissen, 163
Das yhr die schantz so habt versehen,
Das wir mit euch umb muessen gehen! 210
 
Resatha:
1595   Das macht der junge tellerlecker,
Der rotzloeffel und fingerklecker!
Ach, das man zu eim jungen knaben
Mehr zuversicht und glaubn sol haben,
Denn zu uns alten und regenten, 215
1600   Die wir in disen regimenten
Nu lange zeit her seind gesessen!
Ach, hat man aller ehrn vergessen,
Das man so bluetzlich stoest zu boden
Die, so erst ytzund schwebten oben? 220
 
Abed:
1605   Das glueck das thut sich bald verwenden,
Ytzt ehrt es einn, bald thuts yhn schenden!
 
Joachim:
Was wil da werden, liebe frawe?
Mein Gott der wird eur not anschawen
Und alle sach zum besten wenden; 225
1610   Vergebns wird er den knabn nicht senden.
 
Helchias:
Ich hoff, die schand sol werdn gerochen,
Dann Gott der hat uns huelff versprochen
Und wil uns ja kein mal verlassen,
Wenn wirs jm glaubn nur kunten fassen. 230
 
Susanna:
1615   Wie wuenderlich seind dein gerichte,
O Herr, wer sich darein kuendt richten!
Wie seltzam greiffstu zu den sachen,
Die weil du mich wilt ledig machen! 164

 

Actus quinti     scena quarta.

Daniel.   Resatha.   Ichaboth.   Simeon.   Gamaliel.
Zacharias.   Nahor.   Abed.

Daniel:
        Nu fuer den einn hertzu mit gwalde,     235
1620   So wil ich yhn verhoeren balde!
 
Resatha:
Wie kumt yhr auff die weys, yhr herren,
Das yhr euch last das maul auffsperren
Und gebet zu eim jungen puben,
Das er an uns sol frevel uben? 240
 
Daniel:
1625   Du alter pub, darffst nicht lang fragen!
Ich wil dir bald die antwort sagen:
Was meinstu, das dein unrecht gwalte
Dir Gott zu gut sol ewig halten?
In boßheit hast zubracht dein jugent 245
1630   Und dich gevlißen keiner tugent!
Darnach hastu mit falschem scheine
Dich gstelt, als werstu frumb und reyne,
Mit soelchem schein die leuet betrogen,
Das sie dich habn herfuer gezogen! 250
1635   Da du nu bist inn sattel gsessen,
Deins Gottes hastu gar vergessen,
Die grechtigkeit thetst unterdrucken,
Die unschuld sich fur dir must buecken,
Die ungerechten, die dir gaben 255
1640   Geschenck, die liest du ledig traben;
Wer aber dir nicht thet zu gfallen,
Der selbig must das glag bezalen.
In allen soelchen falschen handeln
Thetst du on Gottes forchte wandeln; 260
1645   An Gottes gsetz dein hertz nie keret,
Da er durch Mosen also lehret:
»Den unschueldigen und den frumen,
Den laß nicht umb sein leben kumen.« 165
Soelchs aber hastu alls verachtet, 265
1650   Noch je ein mal bey dir betrachtet,
Das Gott dein tueck werd hinderkumen!
Du hast auch des nicht wahr genuhmen,
Das nichts so gar subtil wird gspunnen,
Es kumt ein mal auch an die sunnen. 270
1655   Nu aber ist die stund außgloffen,
Das Gottes urteyl dich hat troffen,
Und eben ueber diser sachen,
Darinn du wolst zu schanden machen
Ein frume fraw, da solstu werden 275
1660   Zu schand vor aller welt auff erden.
Drum sag mir her, du grechter richter:
– Viel mer sag ich: du lugentichter! –
Bey welchem baum du habst jm garten
Die zwey der unzucht sehen warten, 280
1665   Wie du vorhin auff sie gewaschen.
Sag an, wo thets du sie erhaschen?
 
Resatha:
Ich hascht sie unter einer aschen!
Umb gelegenheit des reyms willen seind andere
baum hie genennet denn im text stehen.
 
Daniel:
Gotts urteyl sol dich recht erhaschen,
Dann du in deinen hals thust liegen, 285
1670   Damit du dich wirst selbs betriegen.
Drum siech, Gott hat das schwert gegeben
Seym engel, das er dir dein leben
Zerscheittern sol und dein nicht schonen,
Dann ytzt wil er dein suend belohnen. 290
1675   Fuert den beyseits und bringt auch here
Den andern, das ich yhn verhoere.
Wol her, der du von boesem samen
Des Canaams und nicht vom stammen
Des rechten Juda bist geboren! 295
1680   Auff dich ist kumen Gottes zoren,
Darumb dast dich unkeueschen alten
Anfechten liest Susannen gstalte. 166
Die boese lust dein hertz verkeret,
Der gleich yhr vielmals habt bethoeret 300
1685   Die toechter Israel und zwungen,
Das sie nach eurm gefalln gesungen
Und eurem willen raum gegeben,
Dann sie nicht dorfften widerstreben
Aus forcht eur grossen ungenaden, 305
1690   Die sie nicht thuersten auff sich laden.
Von Juda aber das frum weibe
Hat euch nicht wolln yhrn keueschen leibe
Zu eurem willen underlassen.
Des hat sie muessen auff sich fassen 310
1695   Eurn zorn und sich des lebns erwegen:
Drumb habt yhr auch falsch kundtschafft geben
Und euch vereyniget beysammen,
Das yhr sie wolt zum todt verdammen.
Weil du nu gsagt, du habs gesehen, 315
1700   Das diser ehebruch sey geschehen,
So thue mir disen baum ytzt kunde,
Da du sie hast beysamen funden!
 
Ichaboth:
Ich fand sie unter einer linden!
 
Daniel:
Die rach des herrn sol dich auch finden! 320
1705   Dann du ein rechte lueg hast gsaget
Und faelschlich dise fraw verklaget;
Drumb siech, der engel Gott des herren
Der wartt auff dich und ist nicht ferren:
Das schwert ist yhm in seine hende 325
1710   Gegebn, das er dein lebn behende
Abhaw und euch ytzt beide toedte
Und diß unschuldig blut erredte!
Fuern weck, die weil er ist nu gfraget
Und hat sein lueg auch auff gesaget! 330
        ¶ Zun Radthern:
1715   Yhr herrn, die weil yhr habt gesehen,
Wie sie mit luegen hie bestehen, 167
So wist yhr nu, was euch gebueret:
Das rechten vollnt mit yhn außfueret.
Yhr seyt der engel, den ich meine, 335
1720   Dem Gott hat gebn das schwert alleine,
Die ubeltheter hie zu straffen
Und frid vor yhn den frumen schaffen;
Drumb secht, das yhr in euren henden
Das schwert nicht unrecht thut verwenden: 340
1725   Die schneid wolt gegn den boesen keren,
Die frumen mit dem rucken ehren,
Das ist, auff eurer sorg sie tragen
Als auff eim rucken und handhaben.
In sonderheit merckt dise lehre, 345
1730   Das yhr forthin nu nimmer mehre
Eim grossen herrn zu wolgefallen
Yhm seiner sach solt bald zufallen,
Ehe yhr die sach im grund verstehet
Und allenthalben wol besehet, 350
1735   Dann offt ein herr aus zorn und neyde
Dem armen denckt zu thun ein leyde;
Wenn ers dann sonst nicht kan verfuegen,
So denckt er yhm darauff ein luegen,
Verlest sich auff sein ehr und gwalte, 355
1740   Man werd yhn fuer keinn luegner halten
Und nur seim wort on widerreden
Von stund an gwissen glauben geben,
Wie dann mit disen ist geschehen.
Drumb wollt euch forthin baß fuersehen, 360
1745   Euch auch kein gwalt vom recht last schrecken,
Ob einer schon die zeen thut blecken,
Er wird euch drumb so bald nicht fressen,
Dann Gott des grechten nie vergessen.
 
Simeon:
Wir dancken Gott in ewigkeite 365
1750   Das er ist noch zu rechter zeite
Itzt kumen und nicht zugelassen,
Das wuerd unschueldig blut vergossen! 168
Und dich, du ausserwelter knabe,
Dieweil dir Gott hierinn sein gabe 370
1755   Hat mehr gegeben, denn uns alten,
Wolln wir in allen ehren halten
Und uns mit nicht des lassen bschweren,
Fuerbaß zu volgn deinn guten lehren!
Was rhatt abr nu yhr herrn und alten, 375
1760   Wie mans mit disen zweyn sol halten?
 
Gamaliel:
Ein urteyl hat uns Gott gegeben,
Dem sollen wir nicht widerstreben!
Drumb doerff wir nu nicht lang radtschlagen:
Den todt den solln sie selber tragen, 380
1765   Den sie der frawen auffgeleget,
Durch yhre bitterkeit beweget.
Dann weil sie falsch gezeugnus geben,
Gebuert sichs nicht, das sie solln leben:
Drumb sol mans itzt on alle gnade 385
1770   Mit steynen werffen bald zu tode!
 
Zacharias:
Ich thue der meinung auch zufallen!
 
Daniel:
So thut mirs auch nicht ubel gfallen!
 
Simeon:
Im nahmen Gots so seys beschlossen!
Yhr blut das sol ytz werdn vergossen! 390
1775   Ihr knecht, fuert hin die luegentichter
Und haltt sie weiter nicht fuer richter:
Nach yhrm verdienst solt yhr sie ehren..
Mit steynen solt yhrs zubeschweren!
Yhr keins solt yhr aus gunst verschonen, 395
1780   Man wurd euch sonst mit yhn auch lohnen! 169
 
Abed:
Ich hoff, es sol an uns nicht feilen:
Wir wolln yhn recht yhrn lohn mitteilen!
Endlaufft uns einr, er wirdts wol sehen,
Wenn er wird undern steynn auffstehen! 400

 

Actus quinti     scena quinta.

Giezi.   Resatha.   Abed.   Olympa.
Ichaboth.   Ruth.

Giezi:
        1785   Wolan, yhr herrn, ziecht auff die fart!
Es ist mit euch nu ungehart,
Es gfall euch ubel oder wol:
Yhr hoert wol, was geschehen sol!
 
Resatha:
Wir hoeren leider alzu viel!     405
 
Abed:
1790   Yhr selber fuert euch in das spiel!
 
Olympa:
Yhr herrn, gedenckt yhr noch daran,
Das yhr mir unrecht habt gethan
Und mich umb meinen acker bracht?
Ytzund hat Gott eur sund gedacht 410
1795   Und rechet ab die alte schuld,
Die er bißher hat lang gedult!
 
Ruth:
Yhr herrn, habt yhr auch ytzund nicht
Der weil, das yhr mein sache richt?
Darnach yhr gestern eylet sehr, 415
1800   Das wirdt euch ytzund alzu schwer!
 
Ichaboth:
O wee, wie hat sichs glueck verkert!
Erst neulich warn wir hoch geehrt, 170
Ytzund sey wir der werlet spot
Und stecken in der tieffsten not! 420
1805   Wie gar ist nichts gewiß auff erdn!
Wer hett gedacht, das uns solt werdn
Ein soelches schendlichs end beschert?
O glueck, wie hastu dich verkert!
 
Giezi:
Nu secht euch fuer, es kost das lebn: 425
1810   Yhr must ytzund den geist auffgebn!
 
Resatha:
O wee meins kopff!
 
Ichaboth:
                                O wee meins rucks!
 
Giezi:
Was siechst dich umb? wirff auff sie flucks!
 
Resatha:
O Gott, biß gnedig zu der stundt, 430
Mein seel die fert dahin vom mundt!
 
Ichaboth:
1815   O Gott, nicht siech mein suende an,
Die ich von iugent hab gethan,
Kum mir zu huelff in diser not,
Das mich nicht halt der ewig todt! 435
 
Abed:
Wolan, halt inn, sie habn sein sat,
1820   Sie ligen beid an rechter stadt!
Sie werdn kein frawen schenden mehr,
Noch falschlich brengen umb yhr ehr!
 
Giezi:
Ey ja, wir habn yhn gebn dafuer 440
Ein ertzeney, ligt fuer der thuer,
1825   Sand Steffans brot mans nennen thut,
Die ist fuer soelch gebrechen gut,
Der kaufft man umb einn groschen viel! 171
 
Abed:
Mir nicht, das ich yhr kauffen wil, 445
Der ertzeney zu meinem leib!
1830   Ich wil on das mit willn keim weib
Abschneidn yhr ehr und gut geruecht,
So darff ich diser salben nicht.
 
Giezi:
Ich wolt, das ich die alle sol 450
Mit kißlingschmaltz recht salben wol,
1835   Die von yhrm nechsten sagen schandt,
Die sie an yhm nie habn erkandt.
Ich wolt yhn yhre zungen schmirn,
Sie sollns in dreyen tagn nicht ruern! 455
 
Abed:
Wir wollen davon lassen ab,
1840   Und dise schicken zu dem grab.
Was solln sie da lign auf der erdn,
Das sie dem volck das maul auffspern?
 
Giezi:
Potzhinden, diser hat vil schmer! 460
Er wird zu tragn sein leiden schwer!
 
Abed:
1845   Die helkuechlein, die er verzert,
Die haben yhm den bauch beschwert!
Greyfft auch ein wenig zu, yhr gselln:
Vom tranckgelt wir euch schencken woelln! 465

 

Actus quinti     scena sexta.

Susanna.   Beniamin.   Jahel.   Joachim.
Helchias.   Elisabeth.

Susanna:
        O Gott, der du allein gerecht,
1850   Du hast mich nu gerochen recht 172
Und mich errett aus disem todt,
Denn du allein in aller not
Der helffer bist und nicht verlest,     470
Die sich auff dich verlassen fest.
1855   Dein zusag bleibet allzeit war,
Kein mensch dich luegen zeihen thar;
Du hast deinn kindern zusag than,
Du woelst sie nimmer mehr verlan, 475
Sie soelln die rach nur dir zugebn,
1860   Du woellest sie wol rechen ebn;
Das hast an mir auch wahr gemacht
Und deiner zusag recht gedacht.
Darumb ich dich auch preysen wil, 480
Weil ich in mir das leben fuel,
1865   Und wil auch weiter des zu dir
Versehen mich, du werdest mir
Mein leben lang in aller noth
Erzeygen dich einn trewen Gott. 485
O lieben, frummen eldern mein,
1870   Und yhr, o liebster gmahel fein,
Last uns von hertzen lobn und ehrn
Den almechtigen Gott und herrn,
Der sich so freuntlich her geneygt 490
Und uns soelch wolthat heut erzeigt;
1875   Und yhr auch, liebsten kindlein mein,
Last das euch zum exempel sein,
Das yhr stets fuerchtet Gott den herrn,
Yhn liebt, vertrawt und haltt in ehrn: 495
Dann yhr ja ytzt habt gsehen frey,
1880   Wie Gott der her mir gstanden bey,
Mich hat errett bey meinem lebn
Und mich gesund euch widergebn!
 
Beniamin:
Ja, liebe, hertzne muter mein, 500
Wir wollen nn vil fruemer sein!
 
Jahel:
1885   Ich auch wil fumb und thosam sein! 173
 
Susanna:
Ja, thues, du liebes toechterlein!
 
Joachim:
Susanna, liebste frawe mein,
Ein steynen hertz furwahr muest sein, 505
Das Gott nicht dancket fur die gnad,
1890   Die er uns heuet erzeiget hat,
Das er euch hat errett so fein
Und wunderlich vons todes pein!
Ich hatt mich eur schon gar verzign, 510
Nu abr ich euch thue widerkriegn,
1895   So solt yhr mir viel lieber sein,
Weil yhr eur ehe gehalten rein,
Und Gott eur unschuld selbs bekant
Mit dem, das er von euch die schand 515
Hat in die luegner selbs gesteckt
1900   Und wider sie den knabn erweckt!
 
Helchias:
Das ist mir auch ein grosser trost,
Das du dich reyn gehalten hast
Und heut bestehst mit allen ehrn 520
Vor Gott und auch vor disen herrn!
1905   Das kan ich Gott verdancken nicht,
Das er dein unschult hat gericht!
 
Elisabeth:
Ja freylich kuenn wir nimmermehr
Bezalen Gott die grosse ehr, 525
Die er an uns hat heut gewandt,
1910   Das er den knaben hat gesandt,
Dein unschuld hie zu offenbarn:
Drumb solln wir auch kein zeit nicht sparn
Und dancken Gott on unterlaß, 530
Das er uns hat erzeiget das! 174

 

Actus quinti     scena septima.

Abed.   Simeon.   Susanna.   Daniel.
Joachim.   Nahor.   Abdi.

Abed:
        1915   Weisen herrn, wir haben eur geschefft volendet
Und die ubeltheter zu dem tod versendet,
Auch bestatt zur erden, wie sich das gebueret!
Hoff, wir haben diese sach recht außgefüret!     535
 
Simeon:
Gott sey lob, das er die unschuld hat gerochen
1920   Und den argen richtern yhren gwalt gebrochen,
Die uns hatten schir gefuert in grosse suende,
Wo uns Gott nicht hett erret durch dises kinde
Und sich selbs der frawen unschuld angenuhmen 540
Und das unrecht blutvergiessen underkumen.
1925   Fraw Susanna, das wir eur auch nicht vergessen,
Bitt wir euch, wolt uns in argem nicht zumessen,
Das wir habn zuvor ein urteil lassen gehen,
Welchem nach euch grosser gwalt von uns wer gschehen. 545
Dann wir achten, das es Gott so hat gewendet,
1930   Das der Richter boßheit wurd an euch geendet,
Und eur tugnt man dester klerer kuent ersehen,
Wie dann auch zu beydem teil nu ist geschehen.
Dann die Richter habn nu yhren lohn endpfangen 550
Yhrer boßheit, die sie habn bißher begangen;
1935   Aber eure tugnt wirdt weyter außgetragen,
Denn man hett zuvor gewuest davon zu sagen.
Alle menschen, die von diser gschicht werdn hoeren,
Werden euren nahmen halten stets in ehren. 555
Auch so werd yhr manchem biderweib hie geben
1940   Ein exempel eines reynen keueschen leben;
Uber das, die yhr ein kleine weil mit schanden
Neulich seyt alhie vor unsern augn gestanden, 175
Solt von uns dafür sybnfeltig ehr nu haben, 560
Welchs yhr Gott zu dancken habt und disem knaben,
1945   Welchen Gott aus gnaden ytzt zu uns her fandte,
Das eur unschuld iederman nu wuerd bekandte.
 
Susanna:
Lieben herrn, das urteil, das yhr heut thet sprechen,
Wil ich euch forthin in argem nicht zurechen, 565
Sonder wils fuer Gottes willen auch erkennen
1950   Und sein wunderthat zu grossem danck annehmen,
Welch er hat an seiner armen meid erzeyget
Und so veterlich sich her zu mir geneyget.
Dich auch, liebes kind, wil ich in ehren haben, 570
Weil dich mein Gott hat begabt mit soelchen gaben
1955   Und durch dich mich hat errett von diser gwalde.
Weil ich leb, wil ich gegn dir mich danckbar halten
Und fuer Gott meins herrn gesandten dich erkennen,
Auch nach Gott dich meines lebens heyland nennen! 575
 
Daniel:
Fraw Susanna, keiner ehrn ich nicht begehre,
1960   Dann ich meinenthalben nicht bin kumen here,
Sonder Gott der hat eur unschuld angeschawet
Und eur hertz, welchs yhm mit starckem glaubn vertrawet,
Welches halbn er eur gebet hat angenuhmen 580
Und verschafft, das ich den todt muest underkumen.
1965   Drumb so gebet Gott allein hierumb die ehre,
Dann so habt yhr auch schon than, was ich begehre.
 
Joachim:
Lieber sohn und yhr, mein liebe herrn und alten,
Billich soll von Gottes lob uns nichts auffhalten; 585
Wolln derhalbn wir all zugleich mit hoechstem vleise
1970   Uns gegn unserm lieben Gott mit danck beweissen
Und der wolthat forthin nimmer mehr vergessen.
Weyter aber alle, die yhr hie gesessen,
Thue ich auff das freuntlichst bitten und begehren 590
Das yhr euch mir nachzuvolgn wollt nicht beschweren 176
1975   Und den tag mir helffen vollnt mit freudn volenden,
Dran mir Gott mein leid in freud hat wollen wenden.
Dann wir wollen lob und danck dem herren singen,
Wolln uns froelich auch erzeygn mit tantzn und springen 595
Alles unserm lieben Gott zu lob und ehren.
1980   Alle unkost sol mich gar mit nicht beschweren;
Dann dieweil mein weib heut stund in todes gfare,
Meins bedunckens ich gereyt ein widwer ware;
Weik sie aber Gott erhalten hat beym leben 600
Und mirs gleichsam wider zu der ehe gegeben,
1985   Wil ich auch gleich als ein newe wirtschafft halten!
Drumb ich nochmals bitt, mein liebe herrn und alten,
Wollet euch dabey zu sein nicht lassen bschweren,
Gott zu lob und mir zu lieb, meinr frawn zu ehren! 605
 
Nahor:
Wollet yhm ein antwort gebn von unserntwegen:
1990   Wie yhrs macht, so sols uns auch nicht sein endgegen!
 
Simeon:
Lieber Joachim, eur bitt wir habn verstanden,
Wollen euch auch all zugleich nachvolgn zuhande,
Dann eur frumen frawn und euch zu lieb und ehren, 610
Soll uns diß und anders mehr zu thun nichts bschweren.
 
Joachim:
1995   Des bedanck ich mich gegn euch mit hoechstem vleisse:
Wil mich wider dienstlich gegen euch beweisen!
        Abdi ad spectators.Abdi zum Publikum
Alle, die yhr habt meim herren helffen klagen
Und ob fraw Susannen hertzlich mitleidn tragen, 615
Wollet euch auch froelich widerumb beweisen
2000   Und mit yhm den herrn fuer seine wohlthat preisen,
 
Cui uni sit gloria in secula! Amen!

 

Der Beschluß.

        Großguenstig liebe herrn und freund
Und all, so hie versamlet seind,
Die yhr dem spil habt zugehoert,
2005   Merckt, was nu wird von euch begehrt:
Das spil der meinung ist geticht     5
Und ytzt darauff auch angericht,
Das Gott dem herrn daraus endstuendt
Sein ehr, und nutz auch schaffen kuendt
2010   Bey allen den, die solchs wurdn hoern!
Drumb thue wir fuernehmlich begehrn, 10
Das yhm ein yeder nem daraus
Ein lehr und trags mit yhm zu haus
Und besser sich in seinem standt
2015   Er sey nu wie er sey genant!
 
¶ Die richter das mit yhrer that 15
Uns lehrn, was schand es auff yhm hat,
Wenn alte leuet erst bulen wolln,
Die soelchs den jungen wehren solln,
2020   Und wie ein elend ding es sey
Umb einen menschen, wenn er frey 20
Gelassen wird seim eygnen will,
Wie yhm kein boßheit ist zu viel;
Auch wies umb oebrikeit ein gstalt
2025   Hat, so sie fahren mit gewalt
Und die person der reichen herrn 25
Anschawn, die armen aber bschwern
Und richten nur nach gunst und neydt,
Verlassen die gerechtigkeit,
2030   Wie soelchs nicht bleibet ungestrafft
Und Gott die rach auch selbs verschafft! 30
An yhn auch das ein ieder lehrn:
Wer iemand schmecht an seiner ehrn
Durch zeugnus falsch und luegenthandt,
2035   Das der auch gmincklich werd zu schandt! 178
 
¶ Die radtherrn uns das zeigen an, 35
Das wir aus forcht nicht sollen lahn
Uns schrecken ab von dem, das recht,
Wenns uns gleich selber nachtheil brecht;
2040   Was unrecht ist, nicht willign drein,
In boeser sach kein jaherr sein; 40
Auch das kein herr sich schaeme nicht,
Von eim zu hoern ein gutn bericht,
Der etwas gringer ist denn er,
2045   Wie die habn gvolgt des knabens lehr!
 
¶ Der Daniel beweißt uns alln, 45
Wie hertzlich Gott die kinder gfalln,
Und wie er yhn auch geben kan
Seinn geist, wenns gleich vernunfft nicht han;
2050   Wie Gott auch durch der kinder mundt
Gepreißt wil werdn zu aller stundt! 50
 
¶ Die fraw Susanna gibt uns mehr
Vil Christlicher und schoener lehr;
Dann erstlich ists ein spiegel klar,
2055   Darinn sich solln beschawen gar
All frume frawen, die da wolln 55
Gern wandeln, wie sie wandeln solln,
Und trachten auch nach tugnt und ehr:
Die habn an yhr ein feine lehr,
2060   Wie sie yhr menner sollen ehrn,
Erkennen sie fuer yhre herrn 60
Nach Gotts Gepot und yhn zu gfalln
Sich halten stets, auch yhn fuer alln
Mit reiner lieb vest hangen an,
2065   Nicht volgen nach eim andern man;
Wie sie solln lehren offt und vil 65
Yhr kind und gsind den Gottes will!
    Vors ander lehrts uns all zugleich,
Das man von Gots gepot nicht weich,
2070   Und keinr sich laß verfuern davon,
Ehe setz sein leib und leben dran. 70
    Vors dritt so gibts uns lehr und trost,
Das wir gewiß solln werdn erlost, 179
Wenn wir gleich lign in hoechster not,
2075   So wir nur halten vest an Gott
Und unser creutz gedueltig tragn, 75
Das uns von Gott wirdt aufgeladn:
Dann ehe uns Gott verlassen kan,
So greifft ers ehe mit wunder an,
2080   Wie yhr ytzt gsehen klar und hell,
Das gschehen ist durch Daniel! 80
 
¶ Die widwen uns auch das bewehrn,
Das, wer die rach bevilcht dem herrn,
Das der auffs best gerochen werd,
2085   Mehr, denn er selbest hett begehrt!
 
¶ Der Jochem ein exempel fuert, 85
Was einem frumen mann gebuert,
Der dann sein eheweib liebt und ehrt,
Tregt sorg fuer sie, das yhr nicht werdt
2090   Zugfuert ein ungmach oder leid,
On not sich auch von yhr nicht scheidt! 90
 
¶ An disen eldern das man spürt,
Was ehr und freud uns das gepirt
Zuletz in unsern alten tagn,
2095   Wenn wir die kinder wol gezogn!
 
¶ An knecht und meid man das betracht, 95
Wie yhn gebuer, das sie in acht
Wol han und mercken gute lehr,
Die yhn fuergibt fraw oder herr;
2100   Yhr gschefft auch treulich richten aus,
Was yhn bevolen wirdt im haus! 100
 
¶ Des gleichen die zwey kinderlein
Die kinder lehren ghorsam sein,
Das sie mit lieb und nicht mit schleg
2105   Sich lassen fern den rechten weg,
Mit guter lehr sich spilen tragn, 105
Die yhn yhr eldern vor thun sagn, 180
Und was diß spil der gleichen mehr
In yhm begreifft fur gute lehr,
2110   Die ich nicht all verzelen kan,
Der woell sich brauchen yederman 110
Zu seinem besten, wie er weis:
So kriegt auch Gott davon seinn preis,
Und gschicht dem tichter und uns alln
2115   Nach unserm hoechsten willn und gfalln!
Noch ferner aber, lieben herrn, 115
Wir all zugleich von euch begehrn,
Dieweil wir fuernemlich euch alln
Zu besserung und wolgefaln
2120   Der muee uns underwunden han,
Diß spil gelernt und gfangen an, 120
Yhr wolt euch unsern dienst nu lahn
Gefalln und danckbar nemen an.
Und so wirs ettwo hetten nicht
2125   Nach notturfft gnugsam außgericht,
So bitt wir, nempt ytzund fuer lieb, 125
Biß sich ein ieder besser yeb,
Wenn er mehr zeit und weile hat.
Itzt nempt den willen fuer die that:
2130   Dann das wir soelchs gefangen an,
Das hab wir ja im besten than 130
Nach Gottes ehr, nichts gsuechet mehr,
Dann dass der jugnt ein reitzung wer
Zu Gottes forcht und erbarkeit,
2135   Zu tugent und Gotseligkeit,
Und kem zu nutz gemeiner stadt, 135
Und auch zu ehr eim Erbarn Rhadt,
Den wir daneben auch hiemit
Verehrt wolln habn, mit gmeiner bith,
2140   Er wolls ym besten nehmen an
Und unsern dienst yhm gfalln lahn! 140
Das wolln wir fort yhn anderm fal
Umb yhn verdienen all zu mal!

 

Finis.

Acta Calae Dominica Invocavit.
Anno Domini MDXXXV.

 


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