Paul Rebhun
Ein Geistlich spiel von der Gotfurchtigen vn keuschen Frawen Susannen
Paul Rebhun

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Actus quarti     scena prima.

Resatha.   Ichaboth.   Simeon.   Gamaliel.
Zacharias.   Nahor.   Abed.

Resatha:
        Das wir euch habn fordern lahn, liebn herrn und alten,
Neben uns auff disen tag gericht zu halten,
Dran man sonst kein grichtssachen zu handeln pfleget,
Wolln wir euch nicht bergn, was uns dazu beweget:
1020   Dann uns gestern hat ein soelche sach angstossen,     5
Die man nicht sol ungericht lang hangen lassen;
Was es sey, darauff wolt vleissig achtung geben,
Wie her Ichaboth dieselb euch fuer wird legen.
 
Ichaboth:
Lieben herren, euch ist klar und unverholen,
1025   Wie uns Got duerch Mosen hat mit ernst bevolen, 10
Das wir die zubrecher yhrer ehe solln richten
Zu dem tode und derselbn verschonn mit nichten;
Einer sey, was stands er sei, jung oder alte,
Edel, gwaltig, reich, lieb oder wolgehalten,
1030   Sol man keines standt, person noch gwalt ansehen, 15
Sonder uber yhn das urteil lassen gehen
Bei verluest des lebens und goetlicher hulde.
Das wir nu auff uns nicht lassen soelche schulde,
Sonder als gerechte richter werdn befunden,
1035   Achten wir, das wir mit recht nicht schweigen kunden 20
Einen ehebruch, den wir beyde selber gsehen,
Welchen, so wir wolten die person ansehen, 143
Oder vom gesetze unser augen keren,
Oder hoeher achten freundschafft, gunst und ehre,
1040   Wolten wir jn keinem weg euch offenbaren; 25
Weil uns aber Moses gleich als zeuecht bein haren
Und auff unsern nacken dringt mit Gottes gsetzen,
Wollen wir gunst, ehr und gwalt hindan ytzt setzen
Und den ubeltheter bey seim nahmen nennen
1045   Und darueber ytz mit euch, was recht, erkennen. 30
Nu ihr wisset alle wol und habt gespueret,
Wie jm schein ein erbar leben hat gefueret
Fraw Susann, Helchie kindt und Jochems weibe,
Das man meint, kein unzucht wer in yhrem leibe:
1050   Dise haben wir im ehebruch selbs befunden, 35
Wo und wie, das wolln wir alles machen kunde,
Wenn sie selbs personlich wird fuer grichte stehen;
Drumb so solln die knechte bald nach yhr hingehen,
So yhrs auch fur gut ansecht: drumb saget here,
1055   Was eur yeden duncket, das am besten were! 40
 
Simeon:
Eure wort die haben mich betrubet sere,
Das ich soelche klag von fraw Susannen here,
Welch ich nicht kund glaubn, wo ich nicht thet versehen
Mich zu euch, das yhr nicht thut unwarheit iehen.
1060   Weil dann yhr soelchs, wie yhr sagt, habt selbs gesehen, 45
Kan ich eurem vorschlag auch nicht widerstehen,
Sonder sage, das man sie sol lassen holen
Und darnach sie urteiln, wie uns Got bevolen!
 
Gamaliel:
Unerhoert ist mir von fraw Susann die maehre,
1065   Dan man nie vermerckt, das sie ein soelche wehre, 50
Sol sie dann die untuegut ytzt so habn besessen?
 
Resatha:
Wollet eures leids und nicht eur wort vergessen!
Glauebet mir, es wundert eben uns so sehre,
Als einn andern! glauebtens auch nicht, das so were, 144
1070   Wo wirs selber hetten sichtlich nicht erfaren! 55
Meint yhr dann, das wir alhie der warheit sparen,
Oder das uns wol mit sey, das wir solln richten
Einen menschen, der es hett verschuld mit nichten?
 
Gamaliel:
Lieben herrn, eur wort wil ich mit nichte straffen,
1075   Sonder mueget meinenthalben wol verschaffen, 60
Das sie werd eur meinung nach fur gricht gestellet
Und das urteil über yhre that gefellet!
 
Zacharias:
»Weiberlist ist ungezelt,« sagt man gemeine:
Drumb so denck ich nicht, das sie die sey aleine,
1080   Welche sei so rein, als hettens taubn erlesen, 65
Und so gar kein lust nicht hab zu soelchem wesen,
Oder auch nicht kund einmal die schantz versehen.
Drumb, dieweil yhr soelchs von yhr habt selbs gesehen,
Muegt yhr billich handeln auch mit yhr der massen,
1085   Wie yhr gsaget und fuer gricht sie holen lassen! 70
 
Nahor:
Lieben herrn, ich gib es zu, das sei geschehen,
Das von fraw Susannen yhr ein soelchs habt gsehen,
Dann kein mensch so grecht nie ward, der nicht het fallen
Kunnen, wies dann leider teglich geht uns allen.
1090   Das man aber sie laß holen durch die knechte, 75
Bsorg ich, dass uns ettwo nicht groß unglimpff brechte:
Dann ein frawn, die sich bißher hat ghalten rechte,
Auch geboren ist von tugentreichem gschlechte,
Yhrer tugnt und erbarkeit nicht lassen gniessen,
1095   Wurde manches bidermensch auff uns verdriessen. 80
 
Resatha:
Meynt yhr nicht, wir haben soelches auch betrachtet
Und zuvor denn yhr bewogen und geachtet?
Weil yhr aber neuelich habt von uns gehoeret,
Das uns Moses durch das gsetz gestrencklich weret, 145
1100   Das man kein person noch wirde sol ansehen, 85
Solt yhr billich anders lassen euch verstehen:
Uber das, wie yhre tugnt bißher geschehen
Nichts denn spiegelfechten gwest, werd yhr wol sehen,
Wenn wir euch der sach nu gebn volln berichte!
 
Nahor:
1105   Nu wolan, so wil ichs hindern auch mit nichte: 90
Muegt derhalben sie gefangen lassen bringen,
Das wir weyter handeln uber disen dingen!
 
Resatha:
Hört, yhr knecht, geht hin und bringt uns her gefangen
Fraw Susannen, denn sie hat was boeß begangen!
1110   So sie sich des wehren wolt, so fuerts mit gewalte! 95
Secht und last euch niemand hindern noch auffhalten!
 
Abed:
Weisen hern, wir wollen thun als trewe knechte:
Was yhr uns bevelcht, wolln wir außrichten rechte!

 

Actus quarti     scena secunda.

Abed.   Giezi.   Joachim.   Abdi.

Abed:
        Was ists, mein lieber gselle,
1115   Das wir fur gricht solln stellen     100
Die erbar fraw Susannen?
Was wird sie habn begangen
So ubels, das wir sollen
Mit gwalt sie hieher holen?
 
Giezi:
1120   Es wird kein gringe sache 105
Furwar nicht sein, die mache
Die fraw Susann zu schanden,
Das wirs mit strick und banden 146
Soelln oeffentlich herfueren,
1125   So man doch nie mocht spueren 110
An yhr, das sie boeß handelt!
Wie hat sichs ytzt verwandelt?
 
Abed:
Wir wollens dann woll sehen,
Wenn sie für gricht wird stehen,
1130   Was man zu yhr wird klagen. 115
Itzt wil ichs niemand sagen!
 
Hie kumpt Joachim wider anheim und redet das underwegen.
Joachim:
Ich weis nicht, wie mir gschehen!
Es wird nicht recht zugehen:
Mir ist mein hertz so sere
1135   Beschwert, als wenn yhm wehre 120
Ein muelstein auffgeleget,
Darumb ich bin beweget.
Mich ahnet eines boesen;
Got woell mich draus erloesen!
1140   Wenn nur meim frummen weibe 125
Nichts boess an yhrem leibe
Wer ettwo widerfahren!
 
Abed:
Ey, Got wirts wol bewahren
Und alls zum besten keren;
1145   Laft euch eur hertz nichts bschweren! 130
 
Joachim:
Es wird vergebns nicht gschehen:
Die sach wird ubel stehen,
Es sey gleich, was es woelle!
 
Abdi:
Ich wuest nicht, waß sein soelle!
 
Joachim:
1150   Ey sich, was die stadtknechte 135
Dort thun! es geht nicht rechte,
Das sie mit band und stricken
Vor meinem haus sich schicken, 147
Als wolln sie iemands binden!
1155   Wen werdn sie drinnen finden, 140
Der ubels hab begangen,
So das er werd gefangen
Und gfueret mit gewalde?
 
Abdi:
Weiß nicht, wofuer ichs halde!

 

Actus quarti     scena tertia.

Abed.   Elisabeth.   Joachim.   Susanna.   Helchias.   Giezi.   Beniamin.   Jahel.   Rebecca.

Abed:
        1160   Glueck zu!     145
 
Elisabeth:
                Huelff Got, sie wollen dran!
 
Joachim:
Was richt yhr da fuer lermen an?
 
Susanna:
O lieber herr!
 
Elisabeth:
                        O lieber sohn,
Wie sol wir unserm leide thun? 150
 
Abed:
Die herren habn uns her gesandt,
1165   Wir sollen eure fraw zu handt
Gefangen fueren fuer gericht!
Was sie hab than, das wiß wir nicht.
 
Joachim:
Das sey mir fern, das yhr hinaus 155
Mein fraw solt füren aus dem haus!
1170   Wie muest sie das verschueldet han? 148
 
Helchias:
Ach sohn, sie hat nichts ubels than:
Die richter zeihen sie einr tat,
Die sie mit nicht verschueldet hat! 160
 
Joachim:
Was ist es dann? zeigt mirs doch an!
 
Susanna:
1175   Ach lieber herr, ich hab nichts than!
 
Helchias:
Sie habn aus zorn auff sie erdacht,
Wie sie einn ehebruch hab verbracht.
 
Joachim:
Mein fraw? ach got, wo kumt das her? 165
Das sie wird gschmecht an yhrer ehr?
 
Giezi:
1180   Nu last uns hie nicht lang verharn!
Vor gricht da werdt yhrs wol erfarn.
Die hern habn uns gepoten schwindt,
Das jo wir nicht lang aussen sindt 170
Und das uns niemand hie auffhalt:
1185   So sol wirs fueren mit gewalt.
 
Joachim:
Ach fraw, woher kumt dise schand?
 
Susanna:
Ach mein got, dir ists alls bekant!
 
Helchias:
Schweyg, liebe tochter, got wird sein 175
Der helffer und erretter dein!
 
Elisabeth:
1190   Ach, das ich hab erlebt dy zeit,
Das ich an meinem kind soelch leidt
Und jahmer erst erfaren sol!
 
Abed:
Ey schweigt, got wird es schaffen wol! 149 180
 
Beniamin:
Wo solt yhr hin, lieb muter mein?
 
Susanna:
1195   Ach liebes kind, jns todes pein!
 
Jahel:
O we, laß mie mein memmelein!
 
Giezi:
Nein, liebes kind, es kan nicht sein!
Wir wolln dirs widerbrengen schon. 185
 
Jahel:
Nen, nen, ye wed ye ettwas thon!
 
Susanna:
1200   Laß gut sein, liebes kindlein mein:
Es wil doch ytz nicht anders sein!
 
Rebecca:
O liebe schwester, troest dich got
Und helffe dir aus diser not! 190

 

Actus quarti     scena quarta.

Abed, Resatha, Joachim, Ichaboth, Helchias.
Simeon.   Gamaliel.   Zacharias.   Nahor.   Giezi.

Abed:
        Weyse herrn, da bring wir euch verstricket
1205   Fraw Susann, nach welcher yhr geschicket!
 
Resatha:
Fuerts herzu und deckt yhr auf das gsichte,
Schafft auch, das sie sich gerad auffrichte,
Das ein iederman sie wol beschawe,     195
Wer sie fey, die fruem und keuesche frawe!
 
Joachim:
1210   Weysen herrn, was hat verschult mein weibe,
Die kein untugnt hat in yhrem leibe, 150
Das yhr yhr ein soelche schand auffleget?
Hat euch dann yhr unschuld nichts beweget, 200
Drinn sie hat bißher yhr lebn gefueret,
1215   Wie dann niemand anders hat gespueret?
Oder hab ich das umb euch verschuldet,
Das ich hab bißher von euch geduldet,
Offt in meinem haus gericht zu halten, 205
Das yhr also fahrt mit soelchen gwalten
1220   Gegn den meinn, von den euch nie geschehen
Irgnt ein leid, wie sol ich das verstehen?
 
Ichaboth:
Lieber Jochem, danck wir euch des wissen,
Sind auch zu verschulden das gevlissen: 210
Itzund aber kan es nicht geschehen,
1225   Dann uns Gots gepot jm weg thut stehen,
Welchs uns hart gepeuet, nicht anzuschawen,
Waser stands eins sey, man oder frawe,
gwaltig, reich, schoen oder ungestalte, 215
Noch wie sich zuvor hat eins gehalten;
1230   Sonder wo, wie, wenn eins ubel handelt
Und dem Gottesgsetz endgegen wandelt,
Sol dasselb sein straff darumb bald leiden,
Wolln wir anders Gottes zorn vermeiden. 220
Aber wie eur fraw nicht sey on suende,
1235   Werdet yhr in diser sach wol finden,
Welche wir ytzt wollen offenbaren,
Wie wirs selbs gesehen und erfaren.
Resatha, ich wil euch das bevelen, 225
Wolt die sach hie oeffentlich verzelen!
 
Resatha:
1240   Kumpt und last uns yhr die hend aufflegen,
Weil wir zeuegnus uber sie soln geben!
Lieben herrn, das sey euch allen kunde:
Da wir gestern umb die zwelffte stunde 230
On gefehr spaczierten in dem garten,
1245   Unser rhue ein weil zu pflegn und warten, 151
Unversehens kam die fraw Susannen
Mit zwey meiden in den garten gangen,
Underm schein, als wolt sie badn ein weile; 235
Drumb sie sandt die meid von yhr in eile,
1250   Ließ die thuer am garten fest verwahren,
Das yhr boßheit niemand solt erfahren.
Da die meyd nu wardn hinaus gewichen,
Bald ein junger gsel herfuer kam gschlichen, 240
Eilt zu yhr und thet sie bald umbfangen,
1255   Dran zu spuern, das sie soelchs mehr begangen,
Dann sie sich nichts weret uberalle,
Sonder ließ yhr soelches wolgefallen,
Senckt sich nider bald mit yhm zur erden. 245
Da wir warten, was daraus wolt werden,
1260   Bald sie sich ergab zu seinem willen,
Thet mit yhm der liebe lust zu spilen.
Da wir soelche schand von yhn ersahen,
Lueff wir zu und woltens beyde fahen; 250
Aber wir, die weil wir schwach und alte,
1265   Kundten nicht den jungen gseln erhalten,
Dann er riß sich schwind aus unsern henden,
Lueff zur thuer und sprang hinaus behende;
Aber sie ergriff wir jm aufstehen 255
Und gepoten yhr, sie solt veriehen,
1270   Wer der junge gsell gewesen were,
Dem sie hett so fein gezilet here,
Aber sie wolt yhn mit nichte nennen.
Soelches thue wir oeffentlich bekennen, 260
Das wirs selbs mit unsern augn habn gsehen,
1275   Draus dann nu auch gut ist zu verstehen,
Das yhr zuechtig lebn bißher alleine
Sey gewest ein euesserlicher scheine,
Drunder sie yhr boßheit hat verhuelet, 265
Also das es niemand hat gefuelet,
1280   Biß das stundlein ytzt ist ausgeloffen,
Das man yhre list hat angetroffen. 152
Drumb alhie ein jeder mensch nu schawe,
Wer da sey die hochgelobte frawe! 270
 
Joachim:
Weise herrn, die sach macht mich bestuertzet!
1285   Auch so ist mir dise zeit verkuertzet,
Das ich kuend erfahren, wie yhm were
Und meim weib erretten moecht yhr ere;
Dann ich allererst gewandert kumen: 275
Drumb ich noch die sach nicht hab vernuhmen,
1290   Hoffe aber und bin des vertrauen,
Das ich hab ein frum und keuesche frawen!
 
Ichaboth:
Joachim, yhr doerft nicht lang erfaren,
Dann wir euch der warheit nicht thun sparen: 280
Wie yhr ytzt von yhm habt hoern veriehen,
1295   Also und nicht anders ist es gschehen;
Dann wir seind euch nicht so feind furwahre,
Das wir euch mit willen umb ein hare
Schaden wolten, gschweig in diser sachen, 285
Wo wirs nach dem gsetz nicht muesten machen.
 
Helchias:
1300   Liebe hern, erlaubt mir auch, zu sagen
Und meinr tochter unschuld furzutragen,
Dann sie mich vil anders hat berichtet.
 
Ichaboth:
Ist kein wunder, das die luegn ertichtet, 290
Die ein soelche missethat darff wagen,
1305   Wie man ytzt von uns hat hoeren sagen!
Drumb, dieweil wir sie auff wahrer thate
Gfunden haben, geben wir kein state
Yhrer luegn, die sie aus list ertichtet, 295
Sonder nach dem gsetz sols werdn gerichtet!
1310   Waser straf yhr zuerkandt wirdt werden,
Sol sie leiden hie auff diser erden. 153
Drumb, yhr herrn, wir beyde euch ytzt fragen:
Yeder woell von rechtswegn uns das sagen, 300
Was in diser sach yhr thut erkennen,
1315   Auch den todt, den sie verschuelt, uns nennen.
 
Simeon:
Weil sichs mit Susannen helt der massen,
Wie ich mir von euch hab sagen lassen,
Sprich ich, das man uber sie laß gehen, 305
Was vom ehebruch im gesetz thut stehen!
 
Gamaliel:
1320   Weyl yhr uns der frawen schuld genennet,
Und das oeffentlich auff sie bekennet,
Wil ich eurem zeuegnus nach aussagen,
Das von rechtswegn sie den todt sol tragen, 310
Der jm gsetz dem ehebruch ist gestellet,
1325   Das sie werd mit steinn zu todt gefellet.
 
Zacharias:
Meine meinung wil ich bald dar geben:
Weil sie das gethan, soll sie nicht leben,
Sonder, wie uns heist des herrn gepote, 315
Sol sie gworffen werdn mit steinn zu tode!
 
Nahor:
1330   Eurm bericht kan ich nicht widerfechten,
Drumb ich das erkenn nach unserm rechten,
Das man sie mit steynn zu tode werffe,
Wie das gsetz gepeut mit seiner scherffe! 320
 
Ichaboth:
Weil yhr habt, wie recht, die sach erkennet,
1335   Auch den todt aus Mose gsetz ernennet,
Wolln wir auch das urteyl drueber schliessen,
Ungeachtet, wen es thue verdriessen,
Und den stab, wie gwoehnlich ist, zuebrechen, 325
Das wir nach dem gsetz den ehebruch rechen.
1340   Nu, yhr knecht, yhr wißt euch wol zu halten,
Nehmet hin das weib in eur gewalte, 154
Steynigt sie, wie euch das urteil lehret:
Was man widerklafft, euch dran nicht keret! 330
 
Giezi:
Lieben herrn, was yhr uns heist außrichten,
1345   Dorffen wir versagen euch mit nichten.
Weil yhr dann die fraw uns gebt zu straffen,
Wolln wir eur gepot mit vleis verschaffen!
 
Chorus quartus:
¶ O Gott, du richter aller welt, 335
                Der du hast selbs bestelt
1350           All oberkeit und gwalte,
Du wolst dein ordnung nicht verlahn,
                Drauff selber achtung han,
        Wie man darinn sich halte! 340
                Dann dir ja wol bekant,
1355                           Wo du dein hand
Abzeuchst, wies pflegt zu stehen;
                Kein frevel ist zu groß,
                        Den man nicht laß 345
        Der gerechtigkeit fuergehen.
1360           Wie wir ytzund wol sehen.
 
¶ Die unschuld, so beschuetzt soll werdn,
                Erbaermcklich zu der erdn
        Mit fuessen wird getreten. 350
Des Pharao verstockter mut
1365                   Yhr viel besitzen thut;
        Vor den kan niemand retten,
                Denn du, o herr und Gott,
                        Der alle not 355
Der deinen selbst erferest
1370                   Und widers teueffels rat
                        Mit wunderthat
        Yhn alls zum besten kerest,
        Dein kunft an yhn bewehrest. 155 360
 
¶ Denn das dein art und gwonheit ist,
1375                   Wie in der schrifft man list,
        Wol dem der soelchs kan mercken!
Das wider aller werlet weis
                Mit rhat und gutem vleis 365
        Dich stellst in allen wercken.
1380                   Wen du wilt hebn endbor,
                        Den laest zuvor
Ein zeit jm elend stehen,
                Biß das man denckt, sey aus, 370
                        Werd nichts mehr draus,
1385           So laest dein huelff erst sehen.
        O huelff, das wirs verstehen!

 


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