Paul Rebhun
Ein Geistlich spiel von der Gotfurchtigen vn keuschen Frawen Susannen
Paul Rebhun

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Actus tertii     scena prima.

Susanna.   Sara.   Dabira.

Susanna:
        675   Ytzund scheind fein warm die sunn:
Drumb ich gehen wil zum brunn
Und daselbs mich badn ein weil;
Druemb so macht euch auff mit eyl,
Volgt mir in den garten nach,     5
680   Dann richt auß auch eure sach!
 
Sara:
Liebe fraw, wir seind bereit,
Euch zu geben hin das gleidt.
Solln wir auch was tragen mit?
 
Susanna:
Neyn, yhr doerfft ytzunder nit: 10
685   Darnach will ich sagen wol,
Was man mir als bringen sol.
        ¶ Das volgent redet sie jm garten.
Nu geht itzund wider hyn,
Weil ich nu beim brunnen bin:
Dann ich mich ein weil allein 15
690   Baden wil, dorfft nicht da sein;
Aber ubr ein kleine zeit
Secht, das ir bey mir do seyt.
Bringt mit euch die salbn und oel,
Seyff und was ich haben soel. 20
695   Dann so solt yhr salben mich,
Biß ich meine zeit ersiech;
Yzund aber habt in acht,
Das yhr wol die thuer vermacht,
Das nicht yemands kom herzu 25
700   Und mir leyd und ungmach thu! 131
 
Dabira:
Seit on sorge, liebe fraw:
Dann wir wolln mit aller traw
Euch die thuer verwahren fest,
Wie wihr muegn auffs aller best! 30
 
Sara:
705   Doerfft yhr unser sonst zu nicht?
 
Susanna:
Nein, secht, das yhr das außricht!

 

Actus tertii     scena secunda

Resatha.   Susanna.   Ichaboth.

Resatha:
              Wolauff, es ist itzunder zeyt,
Das glueck hat uns den weg bereit!
Ich hoff, wir wolln ytzt werdn gewert,     35
710   Was unser hertz hat lang begehrt!
 
Susanna:
Hülf got, was da? wo kumt yhr her?
Wie habt yhr mich erschreckt so sehr!
 
Ichaboth:
Endsetzt euch nicht, fraw tugentreich,
Das wir ytzt kumen her zu euch! 40
715   Die ursach, die uns einher treyb,
Das ist eur edler, zarter leib,
In welches lieb wir seind endzundt,
Das unser hertz on auffhoern brindt
Und gar nicht kan geleschet werdn, 45
720   Yhr thut dann, was wyr ytzt begehrn!
Drumb ist das unser bith gemein:
Dieweyl yhr ytzund seit alein,
Wolt euch ergebn zu unserm willn,
Der liebe brunst durch euch zu stilln! 132 50
 
Susanna:
725   Behut uns got, was saget yhr!
Eur bitten das sey weyt von mir!
Wolt yhr mich heissen, lieben hern,
Was yhr eim andern selbs solt wehrn?
 
Resatha:
Ein mal geht hin, es schadet nicht, 55
730   Es kan so gleich nicht sein gericht!
Eur lieb die hat uns so entzundt,
Das wir keins synns nicht mechtig sind:
All unser gmut sehnt sich nach euch!
Drumb bitten wir, fraw tugentreich, 60
735   Dieweil eur lieb das hat gethan,
Wolt uns derselben gniessen lahn!
Yhr solt es auch nicht thun umbsunst:
Stets solt yhr haben unser gunst,
Dieweil wir leben hie auff erdn, 65
740   Es soll auch wol verlohnet werdn!
Ein edel gschenck wir euch wolln gebn,
Des gleichen yhr bey eurem lebn
Nie gsehen habt, das glaubet mir,
So yhr ytz thut nach unser gihr. 70
 
Susanna:
745   Soelch gunst von euch ich nicht begehr!
Ist gnug, das mich mein lieber herr
Mit soelcher gunst umbfahen thut!
Dazu begehr ich nicht eur gut,
Dann mir von euch kein gschenck kan werdn, 75
750   Das mir moecht lieber sein auff erdn,
Dann das ich halt meim lieben herrn
Den ehestandt reyn und bleib bey ehrn!
 
Ichaboth:
Eur ehr und auch eur gut geruecht
Wirdt euch damit genuhmen nicht, 80
755   So yhr ytzt thut nach unserm wil:
Dacn soelches bleibt wol in der still,
Dieweil es niemand hoert noch siecht,
Und unser keiner saget nicht. 133
Dann wer wolt euch das sehen an, 85
760   Das yhr hett unsern willn gethan?
So yhr euch aber bschweren werdt,
Zu thun, was unser hertz begehrt,
So sol euch recht das unglueck bstehn,
Welchs yhr ytzunder wolt umbgehn: 90
765   Dann erstlich solt yhr eurer ehrn
Durch uns erst recht beraubet werdn!
Dann alßo wolln wir offentlich
Bezeugen, das wir sichtigklich
Gesehen habn an diser stell, 95
770   Das sey bey euch ein junger gsell
Gelegen und der unzucht braucht,
Biß das wir yhn habn weck geschauecht,
Und das yhr drumb von euch habt gsandt
Eur meid, das soelchs blib unbekandt! 100
775   Vors ander, weyl wir habn gewalt,
Zu richten uber jungk und alt,
So solt ihrs auch nicht haben gut,
Es muß euch kosten leyb und blut:
Dann wir das urteyl fellen wolln, 105
780   Das euch die straeffer handeln solln,
Wie man mit andern hat gethan,
Die yhre ehe zurissen han;
So solt yhr dann zugleich der ehrn
Und auch des lebns beraubet werdn! 110
785   Des werd yhr euch nicht muegn erwehrn:
Dann, wie yhr wist, wir seind die herrn,
Die yetzund habn die groeste macht,
Und sind vor yederman geacht!
Alls was wir redn, das glaubet man, 115
790   Und darff uns niemand wider stahn.
Drumb last euch euren syn nicht sein
So lieb, das er euch bring in pein,
Und volget unserm willen drat,
Das yhr vermeydet solche not. 134 120
 
Resatha:
795   Besinnt euch bessers, liebe fraw,
Das rhat ich euch in guter traw!
Verschont eurs lebns und eurer ehrn
Und thut, was wir von euch begehrn!
 
Susanna:
Die angst die hat mich beyder seit 125
800   Verstrickt mit kumer und mit leydt:
Ich greiff zu welchem ort ich woll,
So steckts mit gfaerlickeit gantz voll!
Dann so ich thue nach eurm gepot,
So werde ich zu theil dem todt! 130
805   So abr ich euch thue widerstandt,
So fall ich euch in eure handt
Und werd eur straff endpfliehen nicht:
Dann ungerecht seind eur gericht,
Die unschuld hat bey euch kein stadt, 135
810   Wenn euch der grym besessen hat!
Vil besser aber ist mir das,
Das ich mein leben fahren laß
Und leid von euch den todt mit gwalt,
Dann das ich mich verßuendign salt 140
815   Vor got meins herren angesicht,
Der aller menschen werck ansicht,
Unnd die wirt all zu seiner zeyt
Auch richten mit gerechtigkeit.
Daruemb, o got und herre mein, 145
820   Laß dir mein not bevolen sein,
Errette mich von dieser handt!
Yhr frevel ist dir wol bekandt!
Wo seit yhr ytzt, yhr knecht und meid?
Knmt, knmt und helfft mir aus dem leidt! 150
 
Ichaboth:
825   Ja, wolt yhr daran? hart ein weil:
Eur lohn der sol euch werdn zu teil!
Laufft yhr behendt, die thuer macht auff
Und rufft dem gsynde allm zu hauff! 135
Ich wil die weil sie halten wol, 155
830   Das sie mir nicht endwerden sol!
 
Resatha:
Wo seit yhr, knecht und meid ym haus?
Wo seit yhr? Laufft behend heraus!

 

Actus tertii     scena tertia.

Gorgias.   Samri.   Dabira.   Resatha.   Sara.
Ichaboth.   Susanna.  Beniamin.  Jahel.

Gorgias:
                Horch, lieber, horch, was hebt sich do?
Ich hoer ein gschrey, ich weis nicht wo!     160
 
Samri:
835   Ich halt, es werd im garten sein!
 
Dabira:
O kumt und last uns sehen drein:
Der frawn wird was sein widerfahrn!
 
Gorgias:
Wie? ist sie drinn?
 
Dabira:
                              Da ist keins harrn! 165
 
Resatha:
Yhr meint, yhr habt ein frawen fein,
840   Die gantz und gar sey keuesch und rein:
So ists ein außgeschuetter sack!
Yhr schalckheit kumt ytzund ann tag!
 
Gorgias:
Bhut got! 170
 
Sara:
                Huelff got, was sagt yhr hie? 136
 
Dabira:
Wir habens trawn gespuret nie!
 
Sara:
845   Ey, hertzne fraw, wie steht die sach:
Wie kumt yhr in soelch ungemach?
        Illa lacrimans tacet.Jene weint und schweigt.
 
Ichaboth:
Wie kumt ein ander balck darein, 175
Dem wol mit buberey thut sein?
 
Dabira:
Bhut, lieber herr!
 
Samri:
                            Was hats dann than?
850   Zeygt uns doch bald und klerlich an!
 
Ichaboth:
Einn jungen gselln wir gfunden han 180
Bey yhr alhie, der hat gethan,
Das ich mich schaeme außzusagn!
Das wollen wir den hern furtragn,
855   Auff das man einst yhr tuck erfahr,
Die sie verborgn hat etlich jahr 185
Im schein der ehrn und zuechtigkeit,
Als wer sie selbs die reynigkeit!
Dann wir auch selber hetten nicht
860   Geglaubt, wo wir mit unserm gsicht
Das selber hetten nicht erfarn! 190
Wir wollen aber heint verharrn
Biß morgn, so wolln wir weiter schawn,
Was sey zu thun mit eurer frawn!
 
Gorgias:
865   Wo hin ist dann der jung gesell,
Der gwest soll sein an diser stell? 195
 
Resatha:
Der boeßwicht ist zu starck gewest,
Ich kundt yhn nicht erhalten fest:
Er sprang zur thuer hinaus so schwindt,
870   Als wers ein hirsche oder hindt! 137
Kuenn wir yhn ettwo treffen an, 200
So soll er auch erkrign seinn lohn!
        His dictis discedunt Judices.Nach diesen Worten entfernen sich die Richter.
 
Dabira:
Ach, liebe fraw, weint nicht so sehr:
Wir glauben nicht, das wider ehr
875   Yhr habt gehandelt groß noch klein!
 
Sara:
Kumpt, fraw, mit uns ins haus hinein! 205
Ich hoff, es sol nicht haben not:
Der sach wirt aller noch wol rhat!
 
Susanna:
Ach, das mein herr schir wider kem
880   Und disen jahmer auch vernehm!
Lauff eine hin und thue es kundt 210
Meinr muter, das sie kum von stundt!
Den vater auch zu mir her bitt
Und heiß die schwester kumen mit!
 
Beniamin:
885   Was ist euch, liebe muter mein,
Das yhr so weinend kumpt herein? 215
 
Jahel:
We hat euch than, lieb memmelein?
 
Susanna:
Ich weiß nicht, lieben kinderlein;
Ich kan euch ytzt davon nicht sagn,
890   Ich muß es got meim herren klagn!
 
Dabira:
Die alten richter habens than! 220
Nicht weis ich, was sie gsaget han:
Das geht der muter an yhr ehr,
Drumb weinet sie ytzund so sehr!
 
Gorgias:
895   Die sach die wirt nicht recht zugehn!
Wir habn ja nie nicht mocht verstehn 138 225
An worten, noch an allm geper,
Das unser fraw ein solche wer,
Dann sie ja uns beyd, knecht und meid,
900   Sehr offt hat gwarnt fuer unkeuescheit
Und stets uns tugnt und frumbkeit glert! 230
Wie soll sie ytzt sich habn verkert?
 
Samri:
Ich kan es auch nicht glauben wol
Und weys nicht, was ich denken sol!
905   Ich hoer, das man jm sprichwort spricht:
»Das alter huelfft fur torheit nicht« 235
Die alten leuet ytz gleich so wol
Als junge stecken boßheit vol:
Druemb denck ich schir, die alten hern
910   Vileicht der frawen selber werdn
Ein untugnt angemuttet han, 240
Und weil sie nicht yhrn willn hat than,
So werdns auff sie erzurnet sein
Und wolln sie fuern in schandt und pein!
 
Gorgias:
915   Ist warlich mueglich, das so sey;
Yedoch es bleib ytzund dabey! 245
Wir thueren sie darumb nicht fragn:
Itzt, wenn sies wird yhrn eltern klagn,
So wolln wirs auch wol recht verstehn,
920   Wies muß mit diser sach zugehn.

 

Actus tertii     scena quarta.

Helchias.   Elisabeth.   Rebecca.   Susanna.   Samri.   Gorgias.

Helchias:
        Frid mit dir!     250
 
Elisabeth:
                    O liebste tochter mein! 139
 
Rebecca:
O Susann, du traute schwester mein!
 
Elisabeth:
Hülff uns, lieber got in ewigkeit!
Wie kumts ewig, das in soelches leid
925   Du, mein liebste tochter, kummen solt? 255
Welchs ich lang der meid nicht glauben wolt!
Solstu nu zur zeit deinr hoechsten ehrn
Fur ein soelche erst gehalten werdn,
Die du hast von jugnt dein lebn gefuert
930   Keuesch, wie einer frummen frawn gebuert? 260
Ach, das dir soll geschehen soelche gwalt!
Got woell sehen an dein unschuld baldt!
 
Susanna:
Sey dann, das mir got mein her helff draus,
Ist es auch mit meinem leben aus:
935   Dann sie mir den todt gedrohet han, 265
Weil ich nicht nach yhrem willn hab than!
 
Helchias:
Liebe tochter, hoer ytz auff vom klagn:
Dann wir wollen got dein not fuertragn,
Der on zweyffel dir wirt helffen aus,
940   Machen sie gleich, was sie woeln, daraus! 270
Wollst uns selber recht erzeln die sach,
Wie du kumst zu diesem ungemach!
 
Susanna:
Da die sonn heut warm zu scheinn anfieng,
Nach gewonheit ich jnn garten gieng,
945   Wolt beym brunn mich badn ein kleine weil, 275
Drumb ich sandt die meyd von mir jn eil,
Ließ den garten fest beschliessen zu,
Meint, ich wer nu da mit guter rhue.
Da erhubn sich pluetzlich zu mir her
950   Dise richter, des erschrackh ich sehr. 140 280
Bald sie mir yhr unart mutten an,
Lagn mir auch mit bitten hefftig an,
Theten mir dazu verheissung viel,
Das ich mich ergeb zu yhrem will;
955   Da sie aber nichts mit guet von mir 285
Kundten habn, da nahmens frevel fuer
Und bedrodten mich mit yhrer gwalt,
Sagten, was fuer gfar mir volgen sollt,
Wie sie mir mein ehr und auch das lebn
960   Nehmen wolten, so ich nicht ergebn 290
Wuerde mich zu yhrem willn so bald;
Da ich aber yhn nicht ghorchen wolt,
Worden sie von stund vol zorn und grym,
Rufften meinem gsindt mit lauter stim,
965   Sagten, wie ich die und dise wer: 295
Also kum ich leider jn die gfer!
 
Samri:
Hab ich nicht die sach errhaten fein,
Das die richter selber boeßwicht sein?
 
Gorgias:
Das sie potz! wer het sich des vertraut,
970   Das soelchs steckhen sol jn alter haut? 300
 
Helchias:
Helff dir got, du liebe tochter mein,
Welchem wol ist kund die unschuld dein!
 
Susanna:
Wenn doch nur mein her vorhanden wer,
Oder wuste disen yhamer schwer!
 
Elisabeth:
975   Schweig, vileicht wird er nu kumen schir! 305
 
Rebecca:
Liebe schwester, Got woell helffen dir! 141
 
Chorus tertius.
¶ David, der prophetisch man,
                                Zeigt an,
        Durch gottes geist gelehret:
980   Wer sich fest auff got erbawt 310
                                Und trawt,
        Der wirt nicht umbgekeret;
Wie Syon steht er unbewegt,
                                Wird nicht geregt
985           Von starcken winden 315
Des fleischs, des teueffels und der welt,
                                Gegn in sich stellt,
        Sich nicht mit sunden
Von yhn lasst ueberwinden.
 
990   ¶ Sein haus, auff einn felsen hart 320
                                Verwart,
        Ist gwaltig unterfasset;
Wasser, windt kans nicht bewegn,
                                Noch regn,
995           On schad sichs alls abstosset. 325
Got fuerchten ist sein burgk und schloß;
                                Kein teueffels gschoß
        Kan das zersprengen;
Gots wort sein waffen ist und schwert,
1000                                   Damit er wehrt, 330
        Laest sich nicht drengen,
Zu sundt und abfal brengen.
 
¶ Aber wer den herrn veracht,
                                Nicht tracht
1005           Auff seine wort und wege, 335
Den thut wie ein rhor jm teicht
                                Gar leicht
        Ein kleiner windt bewegen. 142
Sein haws gepaut ist auff den sandt,
1010                                   Hat kein bestandt, 340
        Kan sich nicht halten;
Wenn ihn ein kleine suendt anficht
                                Und nur besticht,
        Wird er zerspalten
1015   Und laest die boßheit walten. 345

 


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