Wilhelm Raabe
Der gute Tag
Wilhelm Raabe

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IV.

Was hatte dieser, übrigens wegen seiner Aufopferung für die Wissenschaft nicht genug zu belobende Astronom denn nun eigentlich gesehen?

Selbstverständlich nichts weiter als die Quintessenz der Seele Adelgundas: ein vorüberflatternd Stück von dem bekannten Stoff, aus dem die Träume gemacht werden!

Wenn die Redaktion der Spenerschen Zeitung sein »Eingesandt« ganz gestrichen hätte, so würde die Wissenschaft freilich kaum etwas dabei verloren haben, wohl aber wir, die wir uns nun wieder einmal seitenlang abgequält haben, uns und der Welt das Unerhörte sichtbar, das Unglaubliche möglich und das Unmögliche glaublich zu machen.

Spiritismus nennt man das. Spiritist waren wir, Spiritist sind wir und Spiritist bleiben wir! Man kann uns sogar von gegnerischer Seite daraufhin totschlagen; denn der bornierte Mörder gibt uns ja doch nur die Gelegenheit, ihn nächtlicherweile, ja auch bei Tage, herauszuklopfen, an der Nase zu ziehen, mit Kalk von der Wand oder dem Stiefelknecht zu werfen und ihn also in der geistigsten Weise zu überzeugen, daß er sich irrte und wir recht hatten. Ein Mann und eine Frau von Geist oder besser der Geist eines Mannes oder einer Frau brauchen wahrhaftig nicht auf das Verdikt eines Geschworenengerichts zu warten: sie rächen sich selber, und zwar fein, indem sie ihren Gegner nicht nur um seinen Mittagsschlaf und seine Nachtruhe, sondern auch um den Rest seines vorgeblichen Verstandes bringen.

Doch nun fort mit allem, was Geist, Seele, Spuk, Schaum oder Traum heißt! Der Morgen dämmerte ja längst; aus dem tiefsten, ruhigsten, traumlosesten Morgenschlummer erwachend, hatte Fräulein dreimal den jungen Tag angeniest: wir haben sie – wir haben sie wieder in der wirklichsten Wirklichkeit, und wir befinden uns wieder da, von wo wir ausgingen! Es war der erste April, und Fräulein hatte ihren guten Tag!


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