Plautus
Der Schaz (Trinummus)
Plautus

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Dritter Act.

Erste Scene.

Kallikles. Stasimus.

Kallikles. Stasimus, was sagst du da? Vernahm ich recht? Dein junger Herr,
Lesbonikus, habe seine Schwester heut verlobt?

Stasimus.                                                                     So ist's.

Kallikles. Und an wen versprach er sie?

Stasimus.                                                 An Philto's Sohn, Lysiteles,
Ohne Mitgift.

Kallikles.               Ohne Mitgift? Und in ein so reiches Haus?
Kann es gar nicht glauben.

Stasimus.                                   Nun denn, meinethalben glaub' es nicht.
Glaubst du's nicht, so glaub' ich –

Kallikles.                                               Was denn?

Stasimus.                                                                 Daß es mir gleichgültig ist

Kallikles. Wann geschah dies? Wo geschah es?

Stasimus.                                                           Eben hier vor deiner Thür,
Alleweil, heißt's in Präneste.Der Dichter spottet über die Mundart der Pränestiner, die nach Nonius sehr rauh und barbarisch klang. Alleweil' in einigen Gegenden Deutschlands für jezt, jezt eben, im Schwäbischen wirklich, französisch actuellement.

Kallikles.                                         Ward er denn besonnener,
Lesbonikus, seit er nichts hat, als er's war in seinem Glück?

Stasimus. Was noch mehr ist, Philto selbst kam, warb um sie für seinen Sohn.

Kallikles. Wird dem Mädchen keine Mitgift, ist es wahrlich eine Schmach.
Und am Ende fällt der Handel, seh' ich, gar mir selbst zur Last.
Will zu meinem Tadler»Zu meinem Tadler«, zu Megaronides. gehen, seinen Rath erbitt' ich mir.
    (ab.)

Stasimus. Was der eilt – ich merk' es fast, ich wittr' es: um sein Gütchen will
Er den Lesbonikus bringen, wie er ihn um's Haus gebracht.
Charmides, wie wird, indeß du ferne bist, dein Gut zerstückt!
Möcht' ich heim dich kehren sehen, daß du dich an deinem Feind
Rächtest, daß du mir vergöltest, was ich treu gethan an dir! –
Gar zu schwer ist's, einen Freund zu finden, dieses Namens werth,
Dem man all sein Gut vertrau'n und ohne Sorge schlafen kann.
Doch da seh' ich unsern Eidam ja mit seinem Schwager geh'n.
Scheint, sie stimmen nicht zusammen. Beide geh'n mit schnellem Schritt.
Einer hält den Andern hier, der vor ihm geht, am Mantel fest.
Keine sehr anständ'ge Stellung!»Keine sehr anständige Stellung!« Bei dem Zerren ihrer Gewänder entblößten sie sich gegenseitig mehr als sie sollten. Muß doch hier bei Seite geh'n,
Habe Lust zu hören, was der Schwager mit dem Schwager spricht.
    (er tritt auf die Seite.)

Zweite Scene.

Lysiteles. Lesbonikus. Stasimus (ohne von den Beiden bemerkt zu werden).

Lysiteles. Bleib doch steh'n! Sei nicht so störrisch, und verbirg dich nicht vor mir.

Lesbonikus. Laß mich geh'n, wohin ich geh'n will!

Lysiteles.                                                                 Lesbonikus, wenn es dir
Frommte, dir Ruhm oder Ehre brächte, gäb' ich's gerne zu.

Lesbonikus. Was du thust, ist leicht.

Lysiteles.                                           Was thu' ich denn?

Lesbonikus.                                                                     Du kränkst mich, deinen Freund.

Lysiteles. Solches that und lernt' ich niemals.

Lesbonikus.                                                     Ungelernt, thust du's geschickt.
Was erst thätst du, wenn dich Jemand lehrte, mir zur Last zu sein?
Während du mir gut zu thun scheinst, thust du schlecht und räthst mir schlecht.

Lysiteles. Ich?

Lesbonikus.     Ja, du.

Lysiteles.                     Was that ich Schlechtes?

Lesbonikus.                                                           Was ich nicht will, thatst du mir.

Lysiteles. Für dein Bestes will ich sorgen.

Lesbonikus.                                                 Besser als ich selbst es kann?
Ich bin klug genug, verstehe wohl, was mir zum Besten dient.

Lysiteles. Ist es klug, wenn man die Wohlthat eines Freundes von sich weist?

Lesbonikus. Nicht für Wohlthat kann ich achten, was dem, der's empfängt, misfällt.
Weiß ich doch und fühle, was ich thue, kenne meine Pflicht,
Und dein Wort hält mich nicht ab, zu glauben, was die Menge spricht.

Lysiteles. Was? (Denn dich zu schelten, wie du's werth bist, säum' ich länger nicht:)
Hinterließen deine Väter darum Ruhm und Ehre dir,
Daß du jezt schmachvoll verlörest, was dir ihre Kraft errang?
Nein, damit du deiner Enkel Ehre noch befestigtest,
Machte dir der Ahn, der Vater, leicht und eben deine Bahn,
Wo du Ehre dir errangest; doch du hast sie dir erschwert,
Deine Schuld war's, deine Trägheit, deiner Sitten Unverstand.
Deine Lust nur, deine Liebe zogst du dreist der Tugend vor.
Und du glaubst nun deine Fehler so zu decken? – Nimmermehr! –
Nimm die Tugend auf im Herzen, deine Trägheit wirf hinaus;
Diene vor Gericht den Freunden, fröhne nicht der Buhlerin.Wörtlich: Diene vor Gericht den Freunden, nicht der Freundin auf dem Bett.
Eben darum wünsch' ich dringend, daß das Gut dein eigen bleibt,
Daß du da dich bessern könntest, und in keiner Weise dich
Unsre Bürger, deine Feinde, deiner Armuth wegen schmäh'n.

Lesbonikus. Was du sagtest, weiß ich Alles, niederschreiben könnt' ich's selbst,
Daß ich meines Vaters Habe, meiner Ahnen Ruhm entehrt.
Ja, ich wußte, was sich ziemte; doch zu thun vermocht' ich's nicht.
So, von Venus' Macht bewältigt, fiel ich müßig in ihr Nez.
Jezt, wie du's um mich verdientest, weiß ich dir den besten Dank.

Lysiteles. Daß so fruchtlos meine Mühe, daß du so mein Wort verhöhnst,
Trag' ich nicht; zugleich verdrießt mich's, daß du dich so wenig schämst.
Endlich, wenn du nicht auf mich hörst, nicht, was ich dir sage, thust,
Bleibst du leicht vor dir verborgen, und die Ehre sucht dich nicht,
Liegst im Finstern, wenn du dich im hellsten Glanze zeigen willst.
Nur zu gut, mein Lieber, kenn' ich deinen unerfahrnen Sinn.
Daß du nicht mit Willen fehltest, weiß ich; nur die Liebe hat
Deinen Geist verfinstert, und der Liebe Wege kenn' ich selbst.
Gleich dem Wurfgeschosse, trifft sie; nichts enteilt im Flug so schnell,
Sie berückt der Menschen Herzen, macht sie toll und launenvoll.
Was man dringend räth, misfällt ihr; was man ihr abräth, gefällt.
Was du nicht hast, willst du haben; was du hast, das willst du nicht.
Wer dich abhält, treibt dich an, und wer dich anmahnt, mahnt dich ab.
Welch ein Wahnsinn, welch ein Unstern, in Cupido'sCupido, der Liebesgott, ein Sohn der Venus. Er wird bei Plautus von Amor unterschieden. Schenke geh'n!
Doch ich mahne dich, erwäge recht im Ernst: was willst du thun?
Wenn du thust, wie du gesagt hast, sezest du dein Haus in Brand:
Wasser wirst du dann dir wünschen, um dein Haus zu löschen, und
Hast du dies, wie denn Verliebte pfiffig sind, so lässest du
Keinen Funken mehr, woraus es wieder neu aufglimmen kann.

Lesbonikus. Leicht gefunden! Feuer wird dir, wenn du's auch bei'm Feinde suchst.»Feuer wird dir, wenn du's auch bei'm Feinde suchst.« In jenen Zeiten hielt man es für unmenschlich, einem Nachbar, und wenn es auch ein Feind war, das Anzünden des Feuers oder Lichtes zu verweigern.
Aber meine Fehler tadelnd, wirfst du mich in schlimmre Bahn.
Ohne Mitgift willst du meine Schwester? Doch das ziemt sich nicht:
Ich verthat ein solches Erbtheil, und ich soll hinfort ein Gut
Haben, reich, indeß sie darbte, daß sie wohl mich hassen muß!
Nie wird der bei Fremden gelten, der den Seinen wenig gilt.
Was ich sagte, thu' ich: mühe dich um mich nicht länger mehr.

Lysiteles. Also besser ist es, daß du deiner Schwester wegen darbst,
Und ich soll das Feld besizen, das dich dürftig nähren muß?

Lesbonikus. Sinne nicht darauf, mir meinen Mangel leicht zu machen; nein,
Sorge nur, daß ich dabei nicht ehrlos werde, daß man nicht
Sage, meine Schwester hab' ich lieber dir als Buhlerin
Ohne Mitgift übergeben, denn als ächte Frau verlobt.
Welcher Mensch erschiene schlechter? Dieser Leumund, nähmst du sie
Ohne Mitgift, ehrte dich wohl, und befleckte meinen Ruf.
Deiner Ehre wär's ein Zuwachs, mir ein Vorwurf, eine Schmach.

Lysiteles. Wirst du wohl Dictator werden, wenn ich deinen Acker nahm?Lysiteles thut diese spöttische Frage, weil Lesbonikus sagte, daß es dem Bräutigam Ehre bringen würde, eine Frau ohne Heiratgut zu nehmen, die Dictatur aber die höchste Ehrenstelle war. Er will also sagen: wenn wir den Fall umkehren, wenn ich das Grundstück als Heiratgut für deine Schwester von dir annehme, hoffst du dann noch mehr Ehre zu erhalten, als ich, wenn ich die angeboteue Aussteuer ausschlage? Danz.

Lesbonikus. Weder will ich's, noch verlang' ich's. Aber einem Ehrenmann
Ist es doch der Güter höchstes, daß er seiner Pflicht gedenkt.

Lysiteles. Was du vorhast, weiß ich, seh' ich, spür' ich, wittr' ich, merk' ich wohl.
Dieses ist's: wenn unter uns die Schwägerschaft berichtigt ist,
Du das Gut mir übergabest, und dir nichts zu leben blieb,
Läufst du fort mit leerer Hand, verlässest Stadt und Vaterland,
Anverwandte, Freunde, Vettern, ist die Hochzeit abgemacht:
Daß es heißt, durch meine Ränke, meine Habsucht sei's gescheh'n.
Daß mir das zu Schulden komme, glaube mir, das duld' ich nie.
Welcher Mensch erschiene schlechter? Dieser Leumund, nähm' ich sie
Mit der Mitgift, ehrte dich wohl, und befleckte meinen Ruf.
Deiner Ehre wär's ein Zuwachs, mir ein Vorwurf, eine Schmach.Diese drei Verse werden hier aus V. 66–68 von Lysiteles mit geringer Abweichung wiederholt, weil sie auch auf ihn passen. So sprechen also beide Freunde diese Verse, und Stasimus macht daher V. 82 den Wiz, diese Verse als eine Declamationsübung für beide anzusehen, dem Lysiteles aber, der jene Verse ihm selbst gelegener oder erwünschter spricht, als dem besseren Schauspieler den Preis zuzugestehen, dem er ein Bravo und ein Dacapo (auch im römischen Text ein fremdes griechisches Wort, πάλιν) zuruft. Dem Lesbonikus als dem schlechteren und überwundenen Schauspieler ruft er warnend zu: »Nimm dich in Acht; mache nicht, daß du, wie ein schlechter Schauspieler, auf Befehl des Vorstehers oder der spielbesorgenden Aedilen ausgehauen werdest.« Es ist bekannt, daß die Schauspieler bei den Römern meistens Sklaven sind, und daher unter der Peitsche stehen. Köpke.

Stasimus. Nein, ich kann mich nicht enthalten, rufe: Schön! Dacapo, Freund!
Dir gebührt die Palme! Dieser fiel. Dein Stück erhält den Preis,
Besser führte der den Stoff aus, wie sein Vers auch schöner ist.
Willst du gar noch deine Thorheit schüzen? – Nimm dich wohl in Acht!

Lesbonikus. Du erfrechst dich drein zu reden, drängst dich ein in unsern Rath?

Stasimus. Wie ich kam, so kann ich wieder gehen. (stellt sich auf die Seite,)

Lesbonikus. (zu Lysiteles)                                         Komm mit mir nach Haus!
Dort besprechen wir die Sache weiter noch, Lysiteles.

Lysiteles. All das Meine thu' ich offen; wie ich's meine, sprech' ich's aus.
Wird mir, wie ich's billig achte, deine Schwester angetraut
Ohne Mitgift, und du bleibst hier, theil' ich all mein Gut mit dir:
Willst du's nicht so, mag dir immer, was du sonst beginnst, gedeih'n;
Doch ich bin auf andre Weise nie dein Freund. Dies mein Entschluß!
    (Lesbonikus geht ab.)

Stasimus. Der geht wahrlich! Höre jezt, Lysiteles: nur auf ein Wort!
    (Lysiteles geht nach der anderen Seite ab.)
Der geht auch fort. Stasimus, du bleibst allein! Was thu' ich jezt?
Meinen Bündel schnür' ich, auf den Rücken nehm' ich einen Schild,
Lasse mir die Schuhe sohlen; denn ich komme nun zu Fall.
Merk' ich doch, ich muß den Troßknecht machen in nicht langer Zeit.
Wenn mein Herr bei einem König dann sich auf die Mast verdingt,
Wird er mit den bravsten Kriegern, traun, ein tapf'rer – Läufer sein;
Sicher fällt die Beute dem zu, der dem Herr entgegentritt.
Aber ich, sobald ich einmal Bogen, Köcher, Pfeile mir
Und die Sturmhaub' auf den Kopf nahm, – schlafe sanft in meinem Zelt.
Doch ich will jezt auf den Markt geh'n, fordre mein Talent zurück,
Das ich vor sechs Tagen auslieh: hab' ich dann doch Reisegeld!
    (Stasimus geht ab.)

Dritte Scene.

Megaronides. Kallikles.

Megaronides. Es geht nicht anders, wie du mir es dargestellt:
Man muß dem Mädchen eine Mitgift geben, Freund.

Kallikles. Ja wahrlich, ehrenhalber kann ich's nicht so leicht
Zugeben, daß das Mädchen in die Ehe tritt
Ganz ohne Mitgift, während ihr Vermögen doch
Bei mir daheim liegt.

Megaronides.                   Wohl, die Mitgift ist bereit,
Die hast du freilich, willst du nicht gewärtig sein,
Daß sie der Bruder ohne Heiratgut vermählt.
Dann geh zu Philto, sage dem, du wollest sie
Ausstatten; als des Vaters Freund erklärst du dies.
Doch muß ich freilich fürchten, dies Versprechen bringt
Dich bei den Leuten in Verdacht und üblen Ruf.
Du seist so gütig, (heißt es dann,) nicht ohne Grund;
Dir sei die Mitgift von dem Vater zugestellt;
Von dieser sei's genommen; nicht, wie du's empfingst,
Erstattest du's, nein, habest etwas abgezwackt.
Nun, wenn du freilich warten willst auf Charmides, –
Das währt zu lang, und Lesbonikus läuft davon.

Kallikles. An dieses alles hab' ich auch schon lang gedacht.

Megaronides. Wohl ist es besser (meinst du nicht?) und nüzlicher,
Ich sage dem Lesbonikus, wie die Sache steht.

Kallikles. Den Schaz verrathen sollt' ich denn dem Brausewind,
Dem ausgelassenen, dem verliebten jungen Fant?
Nein, bei den Göttern, nimmermehr! Ich weiß gewiß,
Den Ort, wo der Schaz liegt, schlingt er samt dem Schaz hinab.
Nicht graben mag ich, daß er nicht den Schall vernimmt;
So bleibt's geheim, wenn ich die Mitgift geben will.

Megaronides. Was soll es nun?

Kallikles.                                   Wir holen ingeheim den Schaz,
Wenn sich Gelegenheit ergibt; indessen borgt
Ein guter Freund auf meine Bitte mir das Geld.

Megaronides. Kannst du's von einem Freunde dir erbitten?

Kallikles.                                                                               Wohl.

Megaronides. O Possen! Sicher hörst du da sogleich das Wort:
»Ich habe nichts, bei'm Himmel, um es dir zu leih'n.«

Kallikles. Ich will die Wahrheit lieber als das Geld von dir.

Megaronides. Vernimm, gefällt dir's, meinen Rath.

Kallikles.                                                                 Was räthst du mir?

Megaronides. Ich habe, dünkt mir's, einen klugen Plan erdacht.

Kallikles. Und was?

Megaronides.           Du dingst dir einen Mann, so schnell du kannst,
Als ob's ein Fremder wäre.

Kallikles.                                     Was dann thun mit ihm?

Megaronides. Den puzen wir als einen fremden Mann heraus, –
Ein unbekanntes Aeußere, wie's kein Mensch geseh'n,
Voll kecken Trozes, arger List.

Kallikles.                                         Und was hernach?

Megaronides. Als käm' er her vom Vater aus Seleucia,
Bringt er dem Sohn vom Vater einen Gruß und sagt,
Er lebe noch, ihm geh' es wohl, er sei gesund,
Und komme demnächst heim. Er bringt zwei Briefe mit;
Die siegeln wir, als kämen sie vom Vater her;
Der Sohn erhält den einen, und den andern hat
Er dir zu bringen, sagt er –

Kallikles.                                   Sprich nur weiter fort.

Megaronides. Dann bringt er Gold vom Vater als Mitgift der Braut;
Das zahlt er dir aus, wie's der Vater ihm befahl.
Verstehst du mich?

Kallikles.                       So ziemlich; und gern hör' ich zu.

Megaronides. Sobald das Mädchen Ehefrau geworden ist,
Dann erst erhält der Junge dieses Gold von dir.

Kallikles. Sehr schlau, bei'm Himmel!

Megaronides.                                       So benimmst du den Verdacht
Dem jungen Menschen, gräbst du deinen Schaz heraus.
Er glaubt, der Vater habe dir das Gold geschickt.
Du nimmst's vom Schaze.

Kallikles.                                 Gar gescheidt und klug! Indeß
In meinem Alter schäm' ich mich der Gaunerei.
Doch wenn er jene Briefe nun versiegelt bringt,
(Daß sie versiegelt kommen, das versteht sich doch!)
Wie? Glaubst du, daß der Junge nicht den Siegelring
Von seinem Vater kennen wird?

Megaronides.                                     Ei, schweige doch!
Da gibt es hundert Gründe ja: den alten Ring
Verlor er, schaffte später sich 'nen neuen an.
Und wenn er offne Briefe bringt, so sagen wir,
Man habe sie bei'm Zollbeamten aufgemacht
Und untersucht. Bei Schwierigkeiten solcher Art
Den Tag mit Reden tödten, ist nur Zeitverderb,
Obgleich man gar wohl lange Reden spinnen kann.
Nun geh zu deinem Schaze – schnell und ganz geheim,
Die Knechte, Mägde schaffe fort, und – hörst du?

Kallikles.                                                                       Was?

Megaronides. Du mußt es deiner Frau sogar verheimlichen,
Zumal sie gar nichts auf der Welt verschweigen kann.
Was bleibst du stehen? Gehe doch und rege dich!
Grab' auf, vom Schaze nimm heraus, so viel du brauchst,
Und deck' ihn alsbald wieder zu, doch ingeheim,
Wie ich dir sagte; wirf sie alle zum Haus hinaus.

Kallikles. Ich thu's.

Megaronides.         Indeß – schon gar zu lange schwazen wir.
Wo Eile noth thut, tödten wir den lieben Tag.
Des Siegels wegen fürchte nichts, vertraue mir.
Ganz triftig ist, was ich gesagt; wir geben vor,
Der Zollbeamte habe sie erbrochen. Und
Bedenkst du nicht die Tageszeit? Was meinst du? Der
Ist längst betrunken, wie er lebt und wie er's treibt.
Ihm macht man unschwer Alles weiß, vornehmlich da
Der Bote nur zu bringen, nicht zu holen kommt.

Kallikles. Genug!

Megaronides.       Ich will den Gauner auf dem Markte nun
Gleich dingen, dann die beiden Briefe schreiben und
Schick' ihn darauf, gehörig eingeübt, hieher
Zu Lesbonikus.

Kallikles.                 Ich besorge mein Geschäft,
Und will hineingeh'n. Ordne du das deine nur.

Megaronides. Du Schwäzer und kein Ende, ja, das wird gescheh'n.


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