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Zweites Kapitel.

Kaum war Bertram auf die Reise gegangen, als sich das Wetter änderte, und eine Reihe behaglich warmer, sonnenheller Herbsttage anbrach. Um so schwerer fiel Karoline die Trennung, welche sie erst erkennen ließ, was er für sie geworden war. Die altgewohnte Ordnung, die seit Jahren in klagloser Selbstverständlichkeit tagaus tagein hingenommen worden war, erschien jetzt als eine unerträgliche Qual, als das Leben in einer Einöde tödlichster Leere. Das alles nur, weil jenes halbe Stündchen abendlichen Verkehrs fehlte, auf das sie sich, wäre Bertram dagewesen, tagsüber hätte freuen können, und das dann in seiner kurzen Weile vollauf geboten hätte, um dem übrigen Leben Inhalt zu geben. Früher war es nur wie ein ferner, das Gemüt flüchtig trübender Sehnsuchtstraum an ihr vorübergezogen; jetzt fühlte sie es klar und deutlich, daß ein Leben ohne Liebe ein elendes Leben sei. Wie das immer zu sein pflegte, erholte sich Frau Pauer beim Wechsel der Witterung ziemlich rasch. Nach einigen kleinen Gängen in nächster Nähe des Hauses konnte sie bald einen verhältnismäßig größeren Spazierweg unternehmen. Auf der einen Seite in Karolinens Arm recht nachhaltig eingehängt, auf der andern einen Sonnenschirm mit starkem Stocke zur Stütze benutzend, ging sie, Schritt für Schritt schwerfällig dahinschleichend, nach dem vor dem Isarthore gelegenen Café Bock, für dessen schattigen Garten mit seinem freien Ausblicke auf den verkehrsreichen Platz sie von jeher eine große Vorliebe gehabt. Gar manchen Nachmittag oder Abend hatte sie dort mit ihrem Seligen verlebt, und auch als Witwe liebte sie es, zeitweilig dort bei guter Jahreszeit einzukehren. Es war eine bürgerlich wohlanständige Wirtschaft, die aber nicht so recht in der Mode war und daher trotz des schönen Gartens und der unterhaltenden Lage wenig besucht wurde. Einige Leute aus der Nachbarschaft und zufällig Vorübergehende, welche kurze Rast hielten, bildeten die Gäste. Nachdem sie zu dem Wege, der für einen guten Fußgänger etwa zehn Minuten betrug, eine halbe Stunde gebraucht hatten, betraten Mutter und Tochter den fast leeren Garten. Jene wies nach ihrem Lieblingsplatze am untersten Ende. Während das Paar über den bekiesten Weg dahinschlich, Karoline auf den belebten Platz hinausblickend, die Mutter mit zur Seite hängendem, etwas zitterndem Kopfe, sahen die wenigen Gäste ihnen mit mitleidiger Neugier nach, und vielleicht bedauerte der eine oder der andere das verblühende und doch so schöne Mädchen, das an eine wandelnde Ruine gekettet war, mehr als die arme Kranke selber. Karoline war solche Blicke zu lange schon gewohnt, als daß sie davon peinlich berührt worden wäre. Sie erbebte aber jählings und fühlte, wie ihre Gesichtsfarbe wechselte, als sie an einem Tische, ziemlich nahe dem Wege, den sie gingen, Bertram, den Blick starr aus sie gerichtet, neben einem andern Herrn sitzen sah. Er grüßte, als sie ihm das Gesicht zuwandte, sehr höflich, aber mit einer Miene, die sie befremdete. Sie hatte nie von ihm gehört, daß er an diesem Orte verkehre. Er war wohl erst heute zurückgekehrt, und ein geschäftlicher Zufall hatte ihn in das Café Bock geführt. Statt aber in seinen Zügen etwas wie jäh aufflackernde Freude über die unerwartete Bewegung zu offenbaren, malte sich darin, Karolinens eigenen freudigen Schreck in das Gefühl banger Enttäuschung wandelnd, der Ausdruck eines starren Erstaunens, wie vor einer höchst unerfreulichen Überraschung. Das Gasthaus war sehr anständig, Karoline dort in Begleitung ihrer Mutter zu treffen, konnte an sich keinen Grund zu solcher Miene bieten. Er selbst hatte auch keine Veranlassung, seine Anwesenheit wie ein entdecktes Geheimnis zu empfinden. Also war es der Anblick der ihm bisher fremd gewesenen Mutter, der ihn so lebhaft berührte? Karoline verhehlte sich keineswegs, daß deren Erscheinung Bertram ebenso auffällig sein mußte, wie jenen Leuten, die auf der Straße stehen zu bleiben und ihnen nachzublicken pflegten. Aber in seinem Blick war nichts zu sehen von dem Mitleid, das jeder Vorübergehende offenbarte, wenn er die kranke Frau am Arme der Tochter sah.

»Wer ist der Herr, der da gegrüßt hat?« sagte Frau Pauer. Karoline rief ihr den Namen laut ins Ohr und wurde sehr verlegen dabei, denn Bertram mußte es ja bemerken, daß von ihm die Rede war. Noch verlegener wurde sie, als die Mutter ihre Blicke sofort auf diesen richtete. Unwillkürlich drängte sie mit einer Armbewegung zu rascherem Gehen. Dadurch geriet die Kranke ins Straucheln und ließ den Schirm fallen.

»Aber was machst Du denn?« rief sie die Tochter mit weinerlichem Zorn so laut an, daß es weithin hörbar war. Dunkle Röte im Gesicht, schickte sich Karoline an, den Schirm aufzuheben, was darum etwas umständlich und schwierig war, weil die Mutter ohne Stütze auf dem Kiesboden nicht allein stehen konnte. Dieselbe hielt sich vielmehr ängstlich am Rücken der sich beugenden Tochter fest. Das Bild, das sich den Gästen bot, mußte, so meinte wenigstens Karoline, recht lächerlich erscheinen. Als sie sich wieder aufrichtete, sah sie Bertram bereits auf halbem Wege von seinem Platze zu ihrem Beistande herbeigeeilt. Sie dankte mit einem verlegenen Lächeln, das aber auch von einem leuchtenden Blicke begleitet war. Er zog sich grüßend auf seinen Platz zurück. Das verdroß sie wiederum, denn sie fand, daß der Anlaß, so peinlich er für sie selbst war, für ihn ganz besonders geeignet gewesen wäre, sich zu einem Gespräch zu nähern. Als man an den Platz kam, wohin sich Frau Pauer setzen wollte, begann wiederum ein umständlicher und auffälliger Vorgang. Karoline bemerkte, so sehr sie auch mit der Mutter beschäftigt war, ihr das schwierige Niedersitzen zu erleichtern, doch, daß Bertram der Scene aufmerksam zusah. Dann aber, eben als auch sie Platz genommen hatte, rief er das Schenkmädchen heran, bezahlte und verließ mit seinem Begleiter den Garten, ohne sich weiter umzusehen. Während Karoline nachsann, wie sie sich das Benehmen des Geliebten, das ihr mißfiel, zu deuten habe, begann Frau Pauer:

»Ein recht stattlicher Mann, dieser Herr Bertram!«

Karoline machte eine anscheinend zustimmende Kopfbewegung.

»Das wären so die rechten Jahre für Dich! Ich schätze ihn zu Anfang der vierzig! Was zu Junges wäre in Deinem Alter nicht mehr ratsam. Wollte Gott, Du brächtest es bald zu etwas! Mit mir geht es doch nicht mehr lang, und dann stehst Du ganz allein!«

»Aber, Mutter, wer wird so reden!« beschwichtigte Karoline.

»Laß, laß!« fuhr diese fort. »Ich weiß es und gräme mich nicht darüber. Wenn man, wie ich, sich selber und anderen zur Last so ein halbes, verstümmeltes Leben führt, dann macht man sich aus dem Sterben nicht mehr viel. Aber für Dich blieb's trotzdem hart, denn wenn ich Dir auch viele Mühe mache, es ist immerhin noch besser, als das Alleinsein. Was ist's denn eigentlich mit dem Herrn Bertram da? Glaubst Du, daß er ernste Absichten hat? Oder ist es nur ein Wunsch von Dir, der Dich neulich so lebhaft von dem Manne reden ließ?«

Karoline war peinlich überrascht von der zugreifenden Art, mit welcher die Mutter ihr eine so schwerwiegende Frage stellte. Wohl hätte sie die bedeutsamen Worte erwähnen können, die Bertram vor seiner Reise gesprochen hatte, aber ein rascher Entschluß, der im Augenblicke ohne klare Ursache in ihr reifte, ließ sie noch Vorsicht bewahren, und so sprach sie im Tone einer den übereilten Gedankengang der Mutter zurückweisenden Besonnenheit:

»Er war zuweilen recht freundlich mit mir und sagte mir auch manches Artige. Mir gefällt er wohl, und ich würde nicht »nein!« sagen, wenn er käme. Zum Pläneschmieden, liebe Mutter, möcht's aber doch zu früh sein.«

»Letzthin aber«, warf die Mutter ein, »sprachst Du so eifrig von ihm – – –«

Rasch schnitt ihr Karoline die Rede mit den Worten ab:

»Einer zufälligen guten Laune, die mich etwas lebhafter sprechen ließ, gabst Du eine allzuweit gehende Deutung.«

Ein unbedeutender Vorfall auf der Straße gab ihr erwünschte Gelegenheit, das Gespräch nach einer andern Richtung zu lenken. Ein Gendarm brachte, gefolgt von zahlreicher Straßenjugend, zwei aneinander gefesselte Arrestanten ein, deren gute Kleidung ihre Lage um so auffälliger erscheinen ließ. Der Vorfall gab Anlaß zu einigen Vermutungen, was diese so anständig aussehenden Leute wohl verbrochen haben mochten, und der frühere Gesprächsgegenstand kam nicht mehr zum Vorschein.

Auf dem langsamen Nachhauseweg, währenddessen Frau Pauer zu sehr mit ihrer mühseligen Vorwärtsbewegung beschäftigt war, um viel sprechen zu können, hatte Karoline Muße genug, über ihre Stellung zu Bertram in Verbindung mit der Äußerung ihrer Mutter über deren Lebensdauer nachzudenken. Dem so heiß herbeigesehnten Ereignisse der Rückkehr Bertrams war die eigentliche Freudeempfindung benommen durch sein Betragen, das sie nicht unmittelbar zu tadeln wagte, aber doch, soviel sie es versuchte, auch nicht als richtig anerkennen konnte. Die Äußerung der Mutter wirkte sehr lebhaft auf sie ein. Trotz deren Kränklichkeit hatte sie niemals an die Möglichkeit eines baldigen Todes gedacht. Jetzt überwältigte sie der Gedanke an eine völlig vereinsamte Zukunft und sie fühlte sich zu Bertram nicht mehr allein durch die unklare Sehnsucht des Geschlechtes, die sie bislang beherrscht hatte, hingezogen, sondern es gesellte sich dazu ein sehr klarer Selbsterhaltungstrieb, der nach Rettung vor der Vereinsamung begehrte. Eine steigende Unruhe bemächtigte sich ihrer, und diese wuchs zu heftigster Qual, als sie an diesem Abende Bertram vergebens beim Kaufmann erhoffte. Mühsam beherrschte sie sich vor der Mutter. Als sie Gelegenheit fand, sich in die Küche zu flüchten, flossen leise Thränen über die Wangen herab, während sie sich alle Gründe vordachte, die jede Furcht als grundlos erwiesen. Sie hatte ihn ja in Gesellschaft eines Herrn gesehen, der wohl Wichtiges mit ihm zu bereden und ihn darum den ganzen Abend hindurch in Anspruch genommen hatte. Es war auch kein Umstand denkbar, der irgend welche Befürchtungen gerechtfertigt hätte. Das leise Weinen wandelte sich aber in ein heftiges Schluchzen, in den verzweifelten Schmerz über das rettungslose Dahinsinken teuerster Hoffnungen, glücklichster Träume, als Bertram auch am folgenden Tage nichts von sich hören und sehen ließ. Aus solchen Tagen Schmerz und Wonne zu wohligem Genusse mischender, hoffnungsfreudiger Sehnsucht zurückzumüssen zu jenem ungemischt herben Schmerzgefühl in hoffnungsloser Sehnsucht dahinwelkender Lebenstage, die Miene lächelnder Freude wieder wandeln zu müssen in die bittere Verschlossenheit widerwilligen Verzichtes, das war hart, unerträglich, jammervoll. Arm sein ist schwer, doch läßt es mit Geduld sich tragen; arm werden ist ein Schicksal, das zu Boden beugt. Noch einmal ging sie in den Kaufmannsladen, mit jener häßlichen Hoffnung, die der Selbsterhaltungstrieb wie ein abgehetztes Pferd spornt, obwohl der Verstand sich klar darüber ist, daß das Ziel nicht erreicht wird.

»Bist Du nicht wohl? Was fehlt Dir?« fragte Frau Pauer, als sie die fahlen Wangen, die tief geränderten Augen der Tochter sah, und diese gebrauchte die Ausrede eines Unwohlseins, die zufällig nicht der Wahrheit widersprach.

Als sie wieder zum Kaufmann ging, regte sich kein Fünkchen Hoffnung mehr in ihrem Busen. Statt dessen war ihr so weh, daß sie auf der Straße laut hätte aufschreien können. Wie sie das Leben weiter ertragen würde, wußte sie nicht. Sie sann auch nicht darüber nach. Vorläufig zermarterte sie ihr Gehirn mit der immerwährenden Frage: »Warum? Warum?« Nur den Grund, die Ursache wollte sie wissen, weshalb der Mann, den sie nicht hassen konnte, ihr dieses Herzeleid bereitete. Sie zweifelte nicht daran, daß die Reise die Ursache alles Unheils war, daß während derselben etwas geschehen sein mußte, was ihm den Sinn geändert hatte. Das nun genau zu wissen, drängte es sie mit zehrender Begierde. Als sie in solcher Stimmung den Laden betrat, stand er vor ihr. Ihr war's, als hörte das Herz zu schlagen auf, vor den Augen flimmerte es, die Füße wollten nicht von der Stelle, und im Taumel legte sie die Strecke von der Thür zur Theke zurück. Er grüßte sie etwas verlegen, sie sah ihn groß an und nannte mit hastiger, stotternder Stimme der Kaufmannsfrau ihr Begehren. Die auf die Theke gestützte Hand zitterte sichtlich, während sie wartete. Ungestüm packte sie die Waren in ihr Körbchen, zählte eilig das Geld hin und stürzte davon, ein halb gemurmeltes »Guten Abend!« der Geschäftsinhaberin hinwerfend.

Gleich hinter ihr verließ Bertram den Laden.

»Ich muß Sie sprechen, Fräulein Karoline!« sagte er, ihr den Weg verstellend.

Fassungslos erwiderte sie nichts, folgte ihm aber, als er sich umdrehte, die Richtung gegen den Gärtnerplatz zu nehmen.

Er bot ihr nicht den Arm. Als sie so nebeneinander schritten, sprach er lebhaft auf sie ein, die Sätze bald rasch hervorsprudelnd, bald unsicher nach dem rechten Worte suchend, einen begonnenen Satz abbrechend und neu anhebend. Karoline fieberte in Ungeduld, als er so lange brauchte sich zu entschuldigen, und des weiteren beschrieb, wie er in den letzten Tagen selber nicht zur Ruhe gekommen sei, sondern hin und her gesonnen habe, das Rechte zu finden. Endlich, sie hatten den Platz schon hinter sich und waren etliche Schritte in eine der einmündenden Straßen hinaufgegangen, kam er zur Hauptsache. Auch da tastete er eine Weile und ging um den Kernpunkt herum, aber Karoline ahnte alsbald, um was es sich handelte. Die Mutter, sie war an allem schuld! Daran hatte sie nicht gedacht! Er aber sagte es deutlich, wie es ihn förmlich durchschauert habe beim Anblick der alten gelähmten Frau. So erschrocken, so ergriffen sei er gewesen, daß er nicht im stande war, die günstige Gelegenheit zu benutzen, sich mit der Mutter bekannt zu machen. Eine solche Kranke aber sei für eine Ehe eine schwer lastende Mitgift. Sie beanspruche so viel Aufmerksamkeit, daß die Frau nur zur Hälfte dem Manne eignen würde, und trotzdem würde die Kranke sich vielleicht vernachlässigt finden, und ihre Klagen würden Anlaß zu Verdrießlichkeiten geben. Karoline würde als junge Frau in die schwierigste Zwitterstellung kommen, von ihm aber sei nicht zu verlangen, daß er, die natürliche Kindesliebe zwar anerkennend, von vornherein seinen Wünschen und Absichten einen weitgehenden Zwang auferlege. So reiflich er es sich überlegt habe, immer wieder sei er zu dem Ergebnis gekommen, daß in solchen Verhältnissen die Quelle namenlosen Unglücks liege. Er habe es ehrlich gemeint und sei fest entschlossen gewesen, nach seiner Rückkehr von der Reise sich förmlich zu verloben, aber die Verhältnisse seien stärker als er, und damit könne ihr doch nicht gedient sein, daß sie beide unglücklich würden.

Karoline hatte ihn schweigend angehört. Ihr war so eisig kalt in der Seele, und mit schmerzlichen Klammern legte es sich ums Herz, daß das Weh sich nicht Luft machen konnte in Thränen.

»Ich danke Ihnen, Herr Bertram, daß Sie so offen waren!« sagte sie, als er eine längere Pause in seiner Rede eintreten ließ. »Daran freilich habe ich nicht gedacht, daß meine arme Mutter ein solches Hindernis bilden könnte. Da ist nichts zu machen, wenn ich auch meine, bei richtiger Liebe wäre darüber wegzukommen gewesen.«

Sie sprach ruhig, festen Tones, aber ihre Stimme klang scharf, und zum Schlusse wurde ihre Rede bitter höhnend. Bertram antwortete ihr sofort mit ruhiger Entschiedenheit, nicht mehr so lebhaft oder nach dem Worte suchend, wie vorher, sondern mit einer klaren, langsam betonenden Bestimmtheit, die seiner Rede das Gepräge verlieh, daß er sich im Rechte fühle. Junge, hitzige Leute, sagte er, kämen freilich für den Augenblick schnell über Schwierigkeiten hinweg. Um so schlimmer empfänden sie diese später. Er sei bereits in bedächtigeren Jahren, in denen man die Dinge schärfer ansieht und mehr dabei denkt. Er halte sich für keinen herzlosen Egoisten, sein Alter brächte es aber doch mit sich, daß gewisse, festgewurzelte Lebensanschauungen und Anforderungen nicht mehr so leicht gewechselt oder aufgegeben werden könnten. Gerade heraus sagte er, daß er den Verkehr mit Kranken nicht vertrage, daß ihn dieser im Gemüte bedrücken würde. Auf die Straße mit einer solchen Schwiegermutter zu gehen, wäre ihm erst recht unmöglich, und er würde es auch unangenehm empfinden, seine Frau in so auffälliger Art den Blicken der Leute ausgesetzt zu wissen. Dann lenkte er die Rede wieder auf seine warme Liebe und meinte, die Mutter könnte es ja doch nicht mehr allzu lange treiben. So sei es wohl am besten, mit der Heirat noch zuzuwarten. An seiner treuen Geduld dürfe sie nicht zweifeln.

Karoline hörte es durch seine Rede hindurchklingen, daß neben und wohl über der Liebe zu ihr in dem Manne ein tüchtiges Teil Selbstsucht steckte, die nicht gewohnt war, vom eigenen Wohlbehagen etwas zu opfern. Sie sah das lebendige Beispiel dessen vor sich, wie sie oft die Männer hatte schildern hören. Er liebte sie, weil sie ihm gefiel, und sein Gefallen war die Richtschnur seines Lebens; das Mißbehagliche schob er rücksichtslos, ohne weiche Regungen, beiseite und sein Behagen erzwang er sich wohl auch, wenn er die Macht dazu hatte. Er war der richtige Herr der Schöpfung, der gar nicht daran denken wollte, die Schultern unter irgend einer noch so leichten Last zu beugen. So klar Karoline das erkannte, so wenig war sie geneigt, dadurch das Bild des geliebten Mannes verunstaltet zu finden. Im Gegenteil, wie weh er ihr mit dem rücksichtslosen Urteile über die Mutter auch gethan hatte, er gefiel ihr jetzt besser als vorher, da er verlegen und unsicher nach Verteidigungsgründen gesucht hatte. Er dünkte ihr männlicher, stärker in dieser ruhigen Selbstsucht. Weniger hart und mit einem würgenden Gefühle in der Kehle ringend, kam es jetzt von ihren Lippen:

»Ich will nicht davon reden, wie unchristlich es wäre, wollte eine Tochter so auf der Mutter Tod warten. Aber ich bin nicht mehr in jüngsten Jahren, und da möchte es wohl kommen, daß schließlich nach allem Warten Sie des alternden Mädchens müde wären. Also, wie gesagt, besten Dank für Ihre Offenheit, Herr Bertram, und damit mag es sein Bewenden haben. 's ist immer besser so, als wenn Sie mich länger in der Täuschung gelassen hätten.«

Jetzt kamen doch die Thränen unaufhaltsam über die Wangen herabgeflossen und ließen sich nicht mit einem kurzen Fingerdrucke beseitigen. Verstohlen nahm sie das Taschentuch. Bertram bemerkte das, und als er lebhaft erregt sagte: »Karoline, so war es doch nicht gemeint? Wir werden doch nicht voneinander gehen!« da brach sie in ein heftiges Schluchzen aus. Nun faßte er ihren Arm, legte ihn in den seinen, und ihre Hand mit schmeichelndem Drucke fassend, redete er in dringlichen Worten auf sie ein. Ihre Thränen versiegten bald, und erst überrascht, dann in heftiger Erregung hörte sie ihm zu. Es war das eine Sprache, die aus zärtlicher Beschwichtigung sehr schnell überging zu Anspielungen, dann zu klarer Deutlichkeit von so dreister Art, daß Karoline damals, als er den ersten Kuß erbat, bei solcher Rede sicherlich den Kuß nicht nur verweigert, sondern jeden Verkehr abgebrochen hätte. Heiße Röte flog ihr über das Gesicht, es rang in ihr nach einem Worte erzürnter Zurückweisung, ihr Arm schwankte in dem seinen, als wollte er sich losreißen, aber das Wort blieb ungesprochen, und der Arm wurde wieder ruhig. Sie lauschte weiter seinen kühnen Worten und, so tiefe Scham sie empfand, so bange ihr wurde vor der sich enthüllenden Begehrlichkeit, sie fühlte, daß er wagte, was er wagen durfte, daß sie die Kraft nicht hatte, den entscheidenden Augenblick zu benutzen. Es gewöhnte sich der Gedanke an die kühne Deutung, wie man den Tod der Mutter abwarten könne, ohne ihn ungeduldig erwarten zu müssen, es schmeichelte sich in den Sinn, wie viele, die vor der Welt die Maske der Unschuld trügen, heimliche Liebschaft trieben, und, was weiter noch an ihr Ohr klang in einer heißen Sprache, welche die weibliche Eitelkeit reizte und zugleich weckte; was in ihren Jahren doch nur mehr in halbem Schlummer lag, das verlor seinen Schrecken und milderte ihn zu süßer Bangigkeit, die nicht mehr Furcht des Gewissens, die nur Furcht vor dem Unbekannten war. Betäubt, von wechselnden Empfindungen durchbebt, in denen nur der eine Gedanke bestimmte, vollste Gestalt trug, daß sie von Bertram nicht mehr lassen konnte, stand sie an jener Ecke, wo sie sich zu trennen pflegten, und als er sie fragte: »Nicht wahr, Karoline, wir wollen nicht voneinandergehen?« da schmiegte sie sich an ihn und flüsterte: »Was machen Sie aus mir?«

»Glücklich will ich Dich und mich machen, lieber Schatz!« antwortete er. »Morgen wollen wir weiter reden.«

»Morgen?« wiederholte sie lächelnd, und mit weit geöffneten, glänzenden Augen zu ihm aufschauend, bot sie ihm die Lippen.

Wohl beschlichen sie, als sie allein war, wieder bange Gedanken, und das Gewissen rührte sich kräftig, aber es lebten auch die Schmerzen der jüngsten Tage frisch im Gedächtnisse, und deutlich klangen Bertrams Worte in ihr Ohr, vor allem das eine: »Sie opfern in diesem traurigen Dasein nicht bloß einige Jahre, eine gewisse Zeit, Sie opfern ihr ganzes Leben, denn für ein Mädchen heißt leben jung sein.« So hatte er gesagt. Das Opfer war zu groß, das erkannte sie jetzt, wo sie erst ahnen gelernt, was Leben bedeutet. »Ich will leben, ich habe ein Recht zu leben!« war der Ruf, mit welchem sie alle Regungen der Gewissensfurcht erstickte. In ihre Adern war ein anderes Blut gekommen, verschwunden war der herbe Tugendstolz. Von einem seltsam süßen Sehnsuchtsgefühle durchrauscht, lag sie wachen Auges, nachsinnend des Morgens in ihren Kissen, und mit ihren Gedanken tändelnd, war es ihr, als hätte sie einen Verjüngungstrank genossen, als sei alles Herbe, Harte aus ihr gewichen und das alternde Mädchen in blühende, dem Leben zujauchzende Jugend gewandelt. »Das alternde Mädchen!« das häßliche Wort klammerte sich, wie eine neidische Spinne, in das Netz ihrer Gedanken. »Du bist zu alt zu Liebeständeleien! Was man der feurigen Jugend verzeiht, wird bei dir zum lächerlichen Wahne verspäteter Wünsche!« So krabbelte das häßliche Tier im Paradiese ihrer Gedanken, dieses vergiftend. Da sprang sie auf. Die Mutter lag in tiefem Schlafe. Sie eilte vor den Spiegel, denselben, aus dem sie oft mit bitterer Miene gelesen hatte, daß ihre Jugend schwinde. Auch heute konnte er die schärferen Linien der Züge, den stumpfen Ton der Gesichtsfarbe nicht leugnen. Da riß sie das weiße Jäckchen von den Schultern, löste das aufgeknotete Haar, daß es in dichten Fluten über den Rücken floß, legte die Hände über dem Scheitel zusammen, daß die vollen weißen Arme sich in schöner Biegung zeigten, schüttelte dann, sich drehend, das Haar zur Seite, daß der fein gewölbte, üppige Nacken sich spiegelte, und vor sich selbst errötend, setzte sie das eitle Fragespiel fort, bis ihr die nimmer lügende Scheibe sagte: »Du bist nicht alt, bist nicht verblüht! Du bist schön, sehr schön!«

In dieses glückliche Bewußtsein eingewiegt, von der heitersten Laune beseelt, traf sie im Laufe des Vormittags den Besuch einer Bekannten. Deren Gatte stand mit dem Theater am Gärtnerplatze in reger geschäftlicher Verbindung und hatte infolgedessen den Vorteil eines Freiplatzes auf dem zweiten Range. Frau Kurzbauer, so hieß die Bekannte, hatte früher ziemlich häufig Karoline den Platz geschenkt. Infolge eines Wohnungswechsels nach weiterer Entfernung hatte sie aber aus Bequemlichkeit diese Freundlichkeit seltener werden lassen. Karoline war daher über den unerwarteten Besuch überrascht. Das sonst freudig angenommene Geschenk war ihr jetzt auch ungelegen. Sie dachte sofort daran, daß sie dadurch um die abendliche Begegnung mit Bertram komme. Es ging aber nicht wohl an, es zurückzuweisen. Ihre gute Laune war verflogen, und der Dank für die Aufmerksamkeit kam ihr nicht so warm von den Lippen, wie sie es selbst gewünscht hätte, um den Schein zu wahren. Das fiel sogar der Mutter auf, die nach Frau Kurzbauers Entfernung ihre Verwunderung darüber aussprach. War ihr doch bekannt, daß Karoline eine große Theaterfreundin war. Diese beschwichtigte die Mutter und that sich kräftigen Zwang an, die Unruhe zu verbergen, welche sich steigerte, je näher die Abendstunden heranrückten. Als die Zeit gekommen war, sich für das Theater anzukleiden, war ihre Unlust bis zur nervösen Erregung gediehen, die einen deutlichen Zorn über diese Frau Kurzbauer mit ihrem »dummen« Theaterbillet in ihr erzeugte. Da, während sie ärgerlich in einer Schublade unter Schleifchen und Spitzen kramte, kam ihr, wie angeflogen, ein Gedanke, so einfach und so naheliegend, daß sie sich wunderte, nicht schon längst darauf verfallen zu sein. Beruhigt vollendete sie ihre Toilette und verließ das Haus, nachdem sie den Kopf statt mit einem Theatertuche mit ihrem besten Hütchen bedeckt hatte.

Das Stück, das gespielt wurde, eine lustige Operette mit glänzender Ausstattung, war wohl dazu angethan, ihr zu gefallen. Die prickelnde, tanzmäßige Musik, die frischen Gesänge, das farbige Bild wirkten anregend auf ihre Stimmung; aber ihre Aufmerksamkeit war doch nur eine geteilte. Als der Vorhang zum zweitenmal niederging, entzog sie sich gerne und mit Eilfertigkeit sogar dem weiteren Genusse: es war eben die Zeit, um welche sie mit Bertram zusammentreffen wollte. Ins Freie gelangt, blieb sie um sich blickend eine kurze Weile an der Ecke des Theaters stehen. Eben war sie in die Straße eingebogen, als es ihr beifiel, sich nochmals umzusehen. Da sah sie einen Herrn von der weit entfernten, entgegengesetzten Seite kommen und den Gärtnerplatz quer überschreiten. Gestalt und Gang deuteten auf Bertram, und als das Licht einer Laterne voll auf den Ankömmling fiel, erkannte sie auch den lang wallenden Vollbart. Sie ging ihm entgegen. Er war eben auf dem Wege zum Stelldichein gewesen, und der lebhafte Ausdruck seiner Freude ließ sie deutlich erkennen, daß er doch nicht der Wirkung seiner gestrigen Auseinandersetzungen ganz sicher gewesen war. Als er nun hörte, daß Karoline aus dem Theater komme, sagte er sofort: »Dann erwartet Sie ja die Mutter nicht vor zehn oder halb elf Uhr zurück?«

Etwas verwirrt und stockend antwortete Karoline: »Allerdings nicht.«

»Das ist prächtig! So haben wir ein paar Stündchen für uns, wie ich es schon lange gewünscht habe!« rief er lebhaft. »Kommen Sie, liebes, gutes Karolinchen! Wir wollen einen vergnügten Abend verleben!«

Damit nahm er ihren Arm und ging rasch auf die Reihe der nahe stehenden Droschken zu, einem der Kutscher winkend, der auch sofort von seinem Sitze sprang und seinen Gaul der übergelegten Decke entledigte.

»Was wollen Sie thun?« fragte Karoline, von einem bänglichen Gefühl erfaßt.

»Wir fahren irgend wohin, wo wir ungestört sind!« lautete die Antwort.

»Ja – aber – – – – –«

»So kommen Sie nur, kommen Sie nur!«

Sie standen vor dem Wagen. Der Kutscher hielt den geöffneten Wagenschlag in der Hand. Eine Gruppe von drei oder vier anderen Kutschern stand in nächster Nähe. Karoline hörte sie reden und lachen. Ohne ihre Worte zu verstehen, war es ihr doch, als lachten dieselben über sie. Sie fühlte, daß ein längeres Zögern oder eine Weigerung sie selbst und Bertram den Witzen dieser Gesellen überliefert haben würde, und sprang daher mit schnellem Entschlusse in den Wagen. Bertram folgte ihr, nachdem er dem Kutscher, ihr unhörbar, das Ziel der Fahrt angegeben hatte. Als der Wagen in ziemlich rascher Fahrt den Platz verließ, war es ihr, als sei sie eine Gefangene; sie sah im Geiste ihre Mutter und bekam eine heftige Sehnsucht danach, sich zu Hause zu wissen, wäre am liebsten aus dem Wagen gesprungen, hatte das Wort auf der Zunge, Bertram zu bitten, er möge halten lassen, und sprach in sich hinein! »Wäre ich doch im Theater geblieben!«

Bertram schlang den Arm um sie und brach das Schweigen mit zärtlichen Worten. Unter seinen Küssen schwand der auf ihr lastende Alp, und nachdem auch die letzte Sorge, daß sie sich nicht verspäten dürfe, beseitigt war, überließ sie sich willenlos dem traumhaften Zustande, in welchem sie die Fahrt im dunklen Wagen nach unbekanntem Ziele, vorbei an kurz aufleuchtenden Gasflammen, rasselnd über Straßenübergänge, schaukelnd an scharfen Biegungen versetzte. Als endlich der Wagen vor einem Hause mit buntfarbiger Laterne über der Thür hielt, fuhr sie wie aus einem Halbschlafe empor. Ausgestiegen, sah sie, während Bertram den Kutscher bezahlte, sich kurz um und erkannte, daß sie sich in einer der dem Centralbahnhofe benachbarten Straßen befand und, wie die Aufschrift an dem Hause bekundete, vor der »Restauration und Weinhandlung von Franz Josef Schärdinger.« Bertram reichte ihr den Arm und führte sie nicht an die von der Restauration nach der Straße führende Thür, sondern in den offenen, elegant mit Mosaik gepflasterten Flur und von da durch eine Glasthür in einen schmalen Gang. Dort trafen sie auf einen Kellner, den er halblaut befragte: »Noch frei?« »Zudienen, mein Herr, hier!« antwortete dieser und öffnete eine Thür. Vorausschreitend, entzündete er eine aus zierlich geschliffener Glasschale sich erhebende Gasflamme. Karoline sah einen kleinen, schmalen Raum vor sich, mit einem blumigen Teppiche belegt, an der mit dunkelroter, gepreßter Tapete geschmückten Wand einen länglichen Spiegel in reichem Goldrahmen mit Marmorkonsole, einen roten Sammetdiwan, und davor einen weißgedeckten Tisch. Aus diesem standen vier mit den Kelchen nach unten in Bereitschaft gehaltene Weingläser, vor denselben drei Rohrstühle. In der Ecke sah sie einen hohen Kleiderständer.

»Die Speise- und die Weinkarte!« befahl Bertram, mit unhörbarem Schritt in die Stube eintretend. Karoline folgte in staunender Ratlosigkeit. Nebenan hörte man Stimmen, männliche und weibliche. Die allgemeine Stube schien dort zu sein. Da erscholl ein lautes Gelächter, von einem gellenden Aufschrei aus weiblichem Munde übertönt.

»Wo sind wir? Wo haben Sie mich hingeführt?« fragte Karoline angstvoll.

Konnte sie nach der Fahrt nicht mehr im unklaren sein, daß sie den entscheidenden Schritt auf einem Wege ohne Umkehr gemacht hatte, so erschrak sie doch darüber, auf ihm solche Erscheinungen, wie diesen ihr durch Mark und Bein dringenden häßlichen Schrei, zu finden, der ihr die Schamröte in die Wangen jagte.

»Seien Sie unbesorgt! Wir sind in einem vortrefflichen Hause!« erwiderte Bertram. »Das ist eine lustige Gesellschaft nebenan, die uns nicht weiter stören wird.«

Sie beruhigte sich nur scheinbar, und Bertram mußte sie drängen, Hut und Jäckchen abzulegen. Dann setzte sie sich gedankenvoll an den Tisch, und bei jedem Geräusche in der Nebenstube erschreckt ausblickend, war sie wortkarg, nur spärlich von den Speisen, die der Kellner nach Bertrams Auswahl auftrug, und von dem feurigen Rotwein genießend. Endlich, als nebenan sich kein ärgerlicher Lärm weiter hörbar machte, sondern nur neben dem Geräusche von Tellern und Gläsern eine von harmloser Heiterkeit unterbrochene, nicht einmal besonders laut geführte Unterhaltung, schwand ihr Unbehagen. Sie stieß lächelnd mit dem Freunde an und that seiner Aufforderung zu trinken besseren Bescheid. Der Kellner brachte noch eine Champagnerflasche in hohem Gestell und ließ sich dann nicht mehr blicken.

Bertram setzte sich neben Karoline auf das Sofa und goß den schäumenden Sekt ein. Die prickelnde Kälte erfrischte sie, die der ungewohnte Genuß des Rotweines schließlich etwas erhitzt hatte. In langen gierigen Zügen leerte sie zweimal das Glas. Nebenan begann eine geschickte Hand die beliebtesten Operettenmelodieen auf einem Klavier zu spielen, die Gesellschaft sang bald leiser, bald lauter mit. Karoline schmiegte sich an den Freund, und die heiteren Weisen, der Wein, des Geliebten Zärtlichkeiten versetzten sie in eine Stimmung wortloser Glückseligkeit, in welcher sie es gar nicht mehr gewahr wurde, daß nebenan das Geräusch wieder wuchs. Stürmischer wurden die Tasten des Klaviers bewegt, Champagnerpfropfen knallten, der Gesang wurde lauter, Zwischenrufe klangen darunter, ein Glas zerbrach, ein Stuhl fiel polternd um, Gekicher wurde zwischen einem Geräusche, das von sich balgenden Menschen herzurühren schien, hörbar, dann etwas wie Wortwechsel und schmollende Zurechtweisung, wieder Lachen, Schwatzen, Rufen und gellende Schreie, wie jener, der Karoline bei ihrem Eintritte so erschreckt hatte. Jetzt achtete sie nicht mehr darauf. Wäre der Lärm der wachsenden Orgie zehnfach stärker gewesen, sie fühlte sich in dem kleinen, von der zuckenden Gasflamme nur mäßig erleuchteten Raume, mit heißen Lippen von Zeit zu Zeit am kühlen Glase nippend, so furcht- und wunschlos weltabgeschlossen, als trennte sie von den in der Nebenstube sich entfesselnden Dämonen nicht eine dünne Wand, sondern ein Gemäuer, an das die wildeste Brandung vergebens pocht.

Mitternacht war es, als sie an der Ecke der Klenzestraße aus dem Wagen stieg und, im wirren Kopfe die Lüge zusammenreimend, die sie der etwa erwachenden Mutter sagen wollte, heimwärts ging. Erschöpft, mit bleischweren Füßen, sich an das Geländer stützend, stieg sie die Treppe hinan. Da, als sie eben den Absatz des dritten Stockwerks betrat, öffnete sich die Thür von Fräulein Rieders Wohnung. Ein heller Lichtstrahl fiel auf die Treppe. Das Fräulein stand in reichgesticktem Nachtgewande, eine Petroleumlampe in der Hand, da, ihrem Liebhaber leuchtend.

Dieser war von der Dazwischenkunft der Heimkehrenden sichtlich unangenehm berührt, drückte dem Fräulein mit einem halblauten: »Gute Nacht!« die Hand, und den Säbel fest an sich haltend, eilte er an Karoline vorbei die Treppe hinab. Fräulein Rieder sagte mit einer bissigen Freundlichkeit: »Guten Abend, Fräulein! Sie kommen wohl aus Gesellschaft?«

»Ja, ja!« erwiderte Karoline verlegen und stürzte an der spöttisch lächelnden Courtisane vorbei ihrer Wohnungsthür zu.

Die Lampe war auf dem Korridor in Bereitschaft gestellt. Leisen Trittes ging sie in das Schlafzimmer. Die Mutter erwachte aber doch und fragte nach der Ursache so später Heimkunft. Gläubig nahm sie die Erzählung ihrer Tochter hin, ihre kürzlich verheiratete Freundin sei mit ihrem Manne im Theater gewesen, und von diesem habe sie sich in eine nahe Restauration einladen lassen.

»Dann wirst Du wohl das Bier und die kalte Wurst gar nicht mehr brauchen, die für Dich auf dem Küchentische bereit steht!« meinte sie. Karoline aber, nach Alleinsein schmachtend, behauptete, wenig genossen zu haben, und ging, nachdem sie die Überkleider abgelegt hatte, in die Küche. Dort sank sie auf den Stuhl. Der Anblick des leichtfertigen Mädchens von nebenan hatte sie erschüttert. Sie war jetzt auch eine Sünderin, und wenn sie auch in wildem Sträuben sich sagte, sie fühle sich doch besser als jene, sei doch nicht ganz dasselbe, die Erscheinung dünkte ihr wie ein vom Schicksal vor Augen geführtes, schreckhaftes Gleichnis. Sie hatte aber auch das höhnende Lächeln auf den Lippen des Mädchens gesehen, und das angsterfüllte Gewissen sagte ihr, die Kundige habe sie durchschaut, ahne das Geschehene. Und dieses Geschehene! Vor ihren Augen zuckte noch die Gasflamme, flimmerte die rote Farbe der Tapeten, sie hörte das Klaviergeklimper, das Lachen, Schreien. Ein fürchterlicher Ekel befiel sie, und die Scham überwältigte sie. Ihr Arm sank auf den Tisch, und vor sich selber fliehend, barg sie das Gesicht in den Arm. Nun öffnete sich der weite, dunkle Abgrund, ihr schwindelte vor dem Fürchterlichen, was sie geduldet, duldend begangen hatte! Ein Verbrechen, so nannte sie es, und wie einer Verbrecherin war ihr zu Mute. Sie glaubte eine höhnende, wüste Menge zu sehen, die lärmend, mit wilden Gebärden auf sie wies, auf sie, die Gefallene, Entehrte. Tief grub sich das Gesicht in das weiche Fleisch des Armes. Nein! nein! Es war nicht recht von ihm! Sie war ja nicht bei Besinnung gewesen, nicht im stande, von ihrem Thun sich Rechenschaft zu geben. Seine wilden Zärtlichkeiten hatten ihr Blut erhitzt, ihr Blick war umflort, die Brust rang nach Luft, ihr war, als müßte sofort etwas geschehen, etwas Ungewöhnliches, sie könne nicht mehr leben, sie müsse im nächsten Augenblicke sterben. Es war ein banges, schreckhaft banges Gefühl, und doch rauschte es so weich, so wohl durch die Glieder, schien dieses Todeswehen, dieses Gefühl des Zergehens so köstlich. Da löste er sanft ihre Arme von seinen Schultern, ihr zitternder Leib sank zurück, und das Verbrechen geschah. Dann, als sie sich aufrichtete, von seinem Rufe aus dumpfer Betäubung geweckt, als sie, vor sich selbst erschreckend, zu ihm, der vor ihr stand, aufsah und ein Lächeln auf seinen Lippen erblickte, da schauderte ihr vor diesem Lächeln, und sie wollte ihn hassen; aber sie stand auf, umklammerte ihn und stammelte: »Otto! Otto!« und dann, dann drängte sie: »Fort! fort! Ich will nach Hause gehen!« Das alles lebte sie noch einmal durch und wieder wollte sie ihn hassen und konnte es nicht und wollte ihn anklagen und fühlte sich selber schuldig. Mit Willen, mit vollem Willen war sie gegangen bis an jene Grenze, an welche ein ehrbares Mädchen nicht geht, in lüsternem Behagen hatte sie mit dem Geheimnisse der Natur ein verwegenes Spiel getrieben. Das Elend verspäteter Reue erging sich in dem nutzlosen Rufe: »Wär's nur etliche Stunden früher!« Wären nur diese wüsten Bilder vom Auge geschwunden, hätte nur in den Ohren nicht mehr jener ekle Lärm nachgeklungen! Sie raffte sich endlich auf, schlich matt in das Schlafzimmer, riß die Kleider mit bleierner Hand von sich und sank gebrochen in das Bett. In schwerem Schlafe, mit tiefen Atemzügen lag sie da, aber die Arme griffen zuweilen in die Luft wie abwehrend, und um die Lippen der Schläferin zuckte es in wechselndem Spiele.

Des andern Morgens, als sie, erwacht, zum Fenster hinaus in den sonnigen Herbsttag sah, fühlte sie zum erstenmal ganz deutlich, daß »gestern« ein Vergangenes, Gewesenes bedeute. Ihr war es, als läge zwischen diesem Gestern und Heute eine lange, lange Zeit und nicht der Verlauf etlicher Stunden. Allmählich sammelte sich ihr sich selbst fremd gewordener Geist, und die Notwendigkeit neuer Entschließungen beschäftigte sie. Am dringlichsten machte sich ihr das Bedürfnis geltend, was geschehen war, im Dunkel des Geheimnisses zu belassen. Dies hätte auch keine Schwierigkeit gehabt, wenn nicht Fräulein Rieder ihr in den Weg getreten wäre. Diese war die einzig mögliche Verräterin, aber auch die gefährlichste. Nach einigem Überlegen und Sträuben entschloß sie sich, das Durchgreifendste zu thun und die Nachbarin geradeswegs um ihr Stillschweigen zu bitten. Es schien ihr immer besser als das völlige Übersehen der Begegnung. Fräulein Rieder hatte allen Grund, ihr feindselig zu sein; durch diese Vertraulichkeit aber hoffte sie, die ungünstige Stimmung derselben zu bewältigen, so schwer es ihr auch fiel, sich in die Hände dieses von ihr sonst so verachteten Geschöpfes zu geben. Die Genugthuung, so rechnete sie, die jene durch eine solche Demütigung erhielt, war groß genug, ihr die Zunge zu binden. Völlig für die Straße angekleidet, that sie gegen zehn Uhr den sauren Gang. Die angebliche Mutter öffnete ihr und sah sie verwundert an, als sie in verlegenem Tone das Fräulein zu sprechen begehrte.

»Ich will einmal sehen, ob sie schon aufgestanden ist!« sagte sie, das Hochdeutsche anstrebend, in dem breiten, singenden österreichischen Dialekte und trat an eine nahe Thür, dort rufend:

»Stanzi, bist schon auf? 's Fräulein von drüben möcht' mit Dir reden!«

Die Thür öffnete sich nach einer kleinen Pause.

»Bitte, kommen Sie nur herein!« sagte Fräulein Rieder. »Sie müssen zwar entschuldigen, daß ich noch nicht angezogen bin – – –« setzte sie lächelnd hinzu und ließ den Blick über ihre mit einem Korsette und einem kurzen Unterröckchen bekleidete Gestalt herabgleiten.

»Ich möchte Sie nur einen Augenblick sprechen!« erwiderte Karoline mühsam und trat bangen Schrittes in das geöffnete Zimmer, das Fräulein Rieder hinter ihr schloß.

»Bitte, nehmen Sie Platz!« sagte diese, von einer Chaiselongue ein gesticktes Beinkleid wegnehmend und in eine Ecke des Zimmers werfend. »Was verschafft mir die Ehre?« fuhr sie fort, setzte sich selbst in einen niederen Fauteuil und sah halb verwundert, halb belustigt auf Karoline, die sich scheu und zagend niederließ.

Karoline gegenüber befand sich das noch ungeordnete, eben verlassene Bett, mit der wirr zurückgeworfenen seidenen Decke und den zerknitterten, spitzenbesetzten Kissen. Über das breite Lager erhob sich ein Baldachin von gelbem, durchsichtigem Stoffe mit bunten Blumensträußchen durchmustert. Auf dem Waschtische sah man neben dem blau bemalten Geschirr teils geöffnet, teils verschlossen eine Fülle von Fläschchen und Dosen, von der Decke hing eine dunkelrote, ampelartige Lampe, Cremegardinen mit hellblauer Untergardine schmückten das einzige Fenster, hellblau war die Chaiselongue bezogen, auf der Karoline saß, und die beiden kleinen Fauteuils. Auf dem runden, mit einer lichten, altdeutschen Decke belegten Tischchen stand ein Riechfläschchen neben einem goldenen Armbande und eine geöffnete, halbgeleerte Bonbonnière. Auf einem kleinen Stühlchen mit vergoldeter Lehne lag der rosenfarbene Schlafrock der Bewohnerin, den diese aber nicht umzunehmen sich veranlaßt fühlte. Das schwarzseidene, gelbgesteppte Korsett hielt in enger Spannung die unter dem reichgestickten Hemd hoch sich wölbende Brust fest, die nur von einer schmalen Spange des Hemdes überspannten, fleischigen Schultern und die breiten, blühend weißen Oberarme waren wie der volle Hals entblößt, das blauseidene, mit weißen Spitzen besetzte Röckchen reichte der Sitzenden eben über die Kniee, daß die von dunkelroten Strümpfen bedeckten, mächtigen Beine sichtbar wurden; das blonde Haar war leicht aufgeknotet, das Gesicht bereits mit Puder und Pinsel behandelt. Der heiße Dunst eines morgendlichen Schlafgemaches gesellte sich den süßlichen Gerüchen von Pomaden und Blumenessenzen. Karoline fühlte sich betäubt, angewidert. Mühsam raffte sie sich zu einleitenden Worten auf. Während sie sprach, legte Fräulein Nieder das linke Bein auf das rechte Knie, und sich niederbeugend, befestigte sie den Schuh, der ihr von der Ferse geglitten war, das Auge der Redenden zuwendend. Diese stockte, und hohe Röte stieg in ihren Wangen auf. Die Courtisane schien davon belustigt, mit einem versteckten Lächeln ließ sie den Blick über den eigenen Körper gleiten, und kehrte dann, am Korsette nestelnd, in ihre frühere Stellung zurück. Als Karoline ihre stockende Rede von einem Verhältnisse, das die Mutter zunächst nicht wissen dürfe, zufälliger Begegnung nach dem Theater, Besuch einer Restauration vollendet und dann mit einer das Weinen der Scham kaum zurückhaltenden Miene um Stillschweigen gebeten hatte, sagte Fräulein Rieder mit unverhohlenem Übermut:

»Warum erzählen Sie mir das alles? Das ist komisch. Ich habe heute Nacht wahrhaftig nicht darüber nachgedacht, ob Sie von Ihrem Liebhaber kommen oder nicht. Ist mir auch sehr gleichgültig, und ich rede nicht weiter darüber. Sie fürchteten wohl, ich könnte Vergeltung üben für die kleinen Liebenswürdigkeiten, die Sie bei der Hausfrau gegen mich anzubringen versucht haben? So sind wir aber nicht.«

Während dieser Neckrede hatte das Mädchen die Hände über den Kopf geschlungen und ihrem Körper eine derartig leichtfertige Stellung verliehen, daß Karoline in banger Unruhe keine passende Antwort fand. So fuhr jene fort:

»Sie sehen auch ein bisl übernächtig aus, haben wohl champagnisiert?«

Sie weidete sich an der Verlegenheit, mit welcher Karoline die Frage verneinte.

»Aber Sie sehen wirklich nicht gut aus!« sagte sie weiter. »Kommen Sie, ich will Ihnen ein bisl Puder geben.« Dabei stand sie mit einer raschen, wiederum nicht sehr wählerischen Bewegung auf. Karoline wehrte lebhaft ab und erhob sich gleichfalls.

Mit kurzen, trippelnden Schritten und sich in den weit geschwungenen Hüsten wiegend, war Fräulein Rieder an den Waschtisch getreten, und auf die Fläschchen und Dosen weisend, sagte sie:

»Da haben Sie eine ganze Apotheke von Schönheitsmitteln! Aber«, setzte sie schmeichelnd hinzu, »das brauchen Sie ja nicht!« und ließ ihr Auge auf Karolinens Gestalt ruhen. »Nur den Puder hier, der schön rot macht, sollten Sie heute nehmen!« Dabei nahm sie ein Döschen in die Hand.

Als Karoline nochmals verneinte und davon sprach, nicht weiter stören zu wollen, stellte sie das Döschen zur Seite, griff nach einem kleinen Fläschchen mit silberner Kapsel und spritzte daraus auf Hals und Oberarm eine sofort kräftig riechende Blumenessenz. Während dieser Hantierung fragte sie: »Sie wollen schon gehen?«

Karoline machte noch einmal eine zögernde und nur andeutende Bemerkung, welche auf das erbetene Stillschweigen abzielte.

»Seien Sie nur ruhig, von mir erfährt kein Mensch etwas!« erwiderte das Mädchen, und auf Karoline zuschreitend, klopfte sie ihr vertraulich auf den Rücken.

»Ist's ein schöner Mann?« fragte sie mit einem Blicke und einem Lächeln, die dieser widerlich erschienen.

»O ja!« antwortete Karoline kalt und schnitt dadurch ein weiteres Gespräch ab. Fräulein Rieder streckte nun ihre kleine runde Hand zum Abschied hin, die jene leise berührte.

»Mein Kaffee!« rief die Courtisane dann laut auf den Korridor, während Karoline die Wohnung verließ.

»Sie ging sofort die Treppe hinab auf die Straße, einen weiteren Entschluß, den sie gefaßt hatte, auszuführen. Der zwar um mehrere Jahre jüngeren, aber durch ihre Verheiratung ihr überlegen gegenüberstehenden Freundin wollte sie, in rückhaltlosem Vertrauen Trost und Rat erholend, das drückende Geheimnis ihrer Schuld enthüllen. Auf die Straße gelangt, atmete sie auf, die frische Luft wirkte befreiend auf sie. Sie hätte nicht länger bei der Rieder bleiben können. Zu den wüsten Erinnerungen des gestrigen Abends bildete dieser Besuch einen würdigen Abschluß. Ihr schauderte bei dem Gedanken, daß zwischen ihr und dieser die Sünde atmenden Welt keine unüberbrückbare Kluft mehr bestehen sollte. In schmerzvoller Pein sagte sie sich, daß die Brücke gebaut war, daß vor den Augen der Welt zwischen ihr und diesem Mädchen nur ein feiner Unterschied und zugleich eine sehr nahe Verwandtschaft bestand. Sie wehrte sich dagegen mit aller Kraft des Selbstgefühls. Dieses Weib, bei dem die Natur schon das Weibliche zum unweiblich Herausfordernden übertrieben hatte, und das diese schwellende Sinnlichkeit noch ausschmückte mit allen Mitteln lüsterner Berechnung, dieses Weib, dessen begehrliche Formenfülle ihr die Scham in die Wangen getrieben hatte, weil ihr zu Mute war, als seien in einem solchen Körper die zartesten Geheimnisse des Geschlechtes preisgegeben, verraten, dieses Weib, das unkeusch war vom Blicke und vom Lächeln bis zu den willenlosen Gliedmaßen, dieses Weib konnte nicht fühlen und also auch nicht sündigen im Übermaße des Gefühles, dieses Weib barg nicht die Schuld in die Stille undurchdringlichen Geheimnisses, das sündigte, als wäre es für die Sünde geschaffen, das prahlte vor der Welt mit seiner sündigen Schönheit, das kannte Liebe nur als das zuchtlose Treiben frech sich Genüge thuender Begierden. So verteidigte sich Karoline vor sich selber. Es war eine gute Strecke von der Klenzestraße bis nach Haidhausen. Ehe sie dieselbe noch ganz zurückgelegt hatte, war das ursprüngliche Gefühl der Angst und Beschämung vor der ehrbaren Freundin gewichen, und mit großer Sicherheit sah sie der Begegnung entgegen, die ihr nach ihrer jetzigen Meinung nur einen freundschaftlichen Rat bringen sollte, wie sie sich nach dem Geschehenen Bertram gegenüber am besten zu verhalten hätte, ohne ihn zu verlieren. Wohlmeinende Vorwürfe, die ihr etwa die Freundin machen würde, wollte sie sofort zurückweisen. Die langwierige Beschäftigung ihrer Gedanken mit der Courtisane hatte das Gefühl der Reue abgeschwächt, und in der tiefsten Falte ihres Herzens lauerte schon die bereitwillige Neigung, nicht nur die Vergangenheit, sondern auch eine etwaige Zukunft zu entschuldigen. Aus einem Schreckgespenst, einem warnenden Beispiele war Fräulein Rieder im Verlaufe des nachdenklichen Ganges zu einem bequemen Gegensatze geworden, an dem sie die eigene so viel besser geartete moralische Lage selbstschmeichelnd maß.


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