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Jenseits des Meeres.

Wie erwähnt (vergl. S. 30), hatte Fürst Bülow am 19. März sämtlichen diplomatischen Vertretern des Reiches im Auslande eine letzte Mitteilung zugehen lassen und sie darin auf ihre am Tage vorher in einem chiffrierten Telegramm erhaltenen Instruktion verwiesen. Diese, die alsbald ihre Wirkung äußerte, bedeutete eine notwendige Verteidigungsmaßregel Deutschlands.

Ohne ausländische Flottenstützpunkte und Kohlenstationen, an Kabeln nur über die sehr fragwürdige Verbindung über Vigo-Azoren nach New York verfügend, war man auf dem Weltmeer einfach den feindlichen Seemächten ausgeliefert. Um diesen wenigstens eine sehr wertvolle Waffe zu entwinden, hatte jene chiffrierte Depesche den deutschen Gesandten und Konsuln im Auslande (soweit diese letzteren deutsche Staatsangehörige waren) den Befehl übermittelt, die Führer der in den neutralen Häfen liegenden deutschen Schiffe anzuweisen, diese abzurüsten und die Mannschaften mit der schnellsten Gelegenheit in die Heimat zu entsenden und zwar auf Kosten der Regierung, die in der Auszahlung der Reisegelder den Konsulen freie Hand ließ. Andererseits erhielten mehrere große Handels- und Passagierdampfer in den Hafenplätzen der französischen und englischen Kolonien noch rechtzeitig die Ordre, sofort auszulaufen und, wo ihnen ein Unterseekabel erreichbar, es aufzunehmen und zu zerschneiden. Infolgedessen machte sich in dem überseeischen Nachrichtendienste, als man sich in London im Besitze eines absoluten Kabelmonopoles glaubte, die sehr verblüffende Erscheinung bemerkbar, daß eine große Anzahl englischer Kabel plötzlich nicht mehr funktionierte.

So waren im indischen Ozean die Verbindungen nach Australien plötzlich gestört, ebenso die Leitungen nach Kapstadt (in Swakopmund und Dar-es-Salam abgeschnitten) und große Bestürzung herrschte in London als am 24. März sämtliche von Valencia nach der neuen Welt hinübergehenden Seekabeln unbrauchbar waren. Das war ein Verdienst des deutschen Panzerkreuzers »Roon« der am 20. März mit den beiden kleinen Kreuzern »Leipzig« und »Medusa« und zwei Schnelldampfern des Norddeutschen Lloyd von Wilhelmshaven auslaufend, nördlich um Schottland herumgefahren war. In London glaubte man die gesamte deutsche Flotte in den Nordseehäfen blockiert und dachte auf der Rückseite des Kriegsschauplatzes an keine Gefahr. So wurden die beiden zum Schutze des Kabels bei Valencia stationierten englischen Kreuzer vom Auftauchen des »Roon« am Abend des 24. völlig überrascht. Ein Gefecht von etwa 20 Minuten entschied über ihr Schicksal. Die Zerstörung der Kabel durch Grundminen wurde dann vom »Roon« so gründlich besorgt, daß die meisten während der Dauer des Krieges nicht wieder hergestellt werden konnten. Der Feind war auf die südenglischen und die französischen Leitungen und die Kabel über die Azoren angewiesen. Aber auch hier hatte unser Kreuzer »Bremen« vorübergehend das deutsche Kabel unbrauchbar gemacht. Nachdem so dem Feinde der Nachrichtendienst erschwert war, suchte unser kleines fliegendes Geschwader den Atlantic nach fremden Schiffen ab, und versenkte zahlreiche große englische und französische Dampfer, aus denen es vorher stets seine Kohlen ergänzte. Riesige Transporte von Lebensmitteln und Kriegsmaterial ( made in America) wurden so vernichtet, und panischer Schrecken herrschte an der französischen Küste, als die geheimnisvollen deutschen Kaperschiffe Ende April plötzlich vor St. Nazaire auftauchten und einige Granaten in die Stadt warfen. Hierauf wurde in Brest ein englisch-französisches Kreuzergeschwader gebildet, welches auf die deutsche Flottille Jagd machte. Doch erst Ende Mai wurden diese an der amerikanischen Küste von großer feindlicher Übermacht gestellt. Das abendliche Gefecht auf der Höhe von Kap Hatteras endete mit dem Untergange der »Medusa« und der beiden Lloyddampfer – der Feind verlor zwei große Kreuzer – wogegen es dem »Roon« und der »Leipzig« noch gelang, im Dunkel der Nacht nach Fort Monroe zu entkommen. Beide Kreuzer mußten auf Verlangen der amerikanischen Regierung im Hafen von Baltimore abrüsten, wo sie von der Bevölkerung mit ungeheurem Jubel empfangen wurden, von denselben Leuten, die an den Lieferungen für englisch-französische Rechnung und an den Versicherungsprämien, wenn die Schiffe durch deutsche Granaten versenkt wurden, Unsummen verdienten. Der Kriegsgott hat eben zwei Gesichter.

Auch Singapore befand sich plötzlich außer Verbindung mit den chinesischen Häfen. Die Leitung Aden – Bombay war unterbrochen und das englische Kabelnetz hörte wenige Tage nach Ausbruch der Feindseligkeiten an vielen Stellen auf zu arbeiten. Das verhinderte freilich nicht, daß englische Kreuzer massenweis deutsche Schiffe aufbrachten. Fast ein Drittel des schwimmenden Nationalvermögens des deutschen Volkes befand sich Mitte April als Kriegsbeute im Besitz des Feindes. Die deutschen Reedereien bezifferten den Wert dieses Verlustes an großen Dampfern mit ihrer Ladung auf etwa eine halbe Milliarde Mark. Dem gegenüber war es deutschen Kreuzern nur gelungen, etwa 180 größere englische Schiffe – meist im Atlantic – zu kapern und sie, da man sie in keinen Heimathafen oder neutralen Hafen führen konnte, zu versenken, was an der Londoner Börse mit einem Minus von 9 Millionen Pfund notiert wurde.

Die deutschen Schiffe im Auslande.

Leichte Arbeit hatte der Feind mit den im Auslande stationierten deutschen Kreuzern. Die nach den westindischen Gewässern zusammengezogenen drei Schiffe »Bremen«, »Falke« und »Panther« lieferten auf der Höhe von St. Thomas der britischen »Isis« und dem französischen Kreuzer »Jurien de la Gravière« ein Gefecht. Nach einer Stunde sank die »Bremen« als letztes deutsches Schiff mit wehenden Flaggen. Der kleine Stationskreuzer »Sperber« und das Vermessungsfahrzeug »Wolf« wurden vor Bimbia an der Mündung des Kamerunflusses von drei französischen Kreuzern zusammengeschossen, worauf eine Abteilung französischer Senegalschützen von den Kameruner Gouverneurgebäuden Besitz nahmen, nachdem die deutsche Schutztruppe am Lande fast bis auf den letzten Mann vernichtet war. Kamerun und wenige Tage darauf auch Togo waren französisch.

Der kleine »Seeadler« schoß zwar vor Sansibar ein englisches Kanonenboot in den Grund, doch war Ostafrika nicht zu halten, als von Aden vier größere englische Kreuzer herannahten. Aus einer Entfernung, in der die deutschen 10 cm an Bord der Stationäre längst nicht mehr trafen, zerstörten die englischen Granaten binnen kurzem »Seeadler« und »Bussard« und bombardierten sodann Dar-es-Salam, Bagamojo und Tanga. Hierauf wurden die von der Somaliküste auf vier Transportdampfern der P. & O.-Linie herangeführten indischen Sikks in der Stärke von 2500 Mann in Tanga an Land gesetzt, vor denen sich die Reste der deutschen Schutztruppe langsam ins Innere zurückziehen mußten. Am Tanganjika und am Viktoriasee fanden einige kleine Gefechte in den Hafenplätzen statt und Ende Juni wehte über fast allen Stationen in Deutsch-Ostafrika der Union Jack.

Nach dem erfolgreichen Kampfe der deutschen Schiffe vor Apia, der den Krieg eingeleitet hatte, nahte auch hier Ende April das Verhängnis. Die englischen und französischen Schiffe auf der australischen Station suchten nacheinander sämtliche deutsch-australischen Inseln ab, hißten überall die Flaggen der Verbündeten. Gegenüber vier englischen Kreuzern, darunter der große Kreuzer »Powerful«, waren »Thetis« und »Cormoran« vor Apia machtlos. Ein Gefecht von kurzer Dauer entschied über das Schicksal Deutsch-Samoas. Eine bittere Kränkung bedeutete es allerdings für Herrn Dr. Solf, Apias heldenmütigen Verteidiger, daß er an Bord des Kreuzers »Prometheus« als Gefangener nach London gebracht wurde, wo er unter dem Geheul des Pöbels in einem offenen Wagen durch die Straßen gefahren, mehrfach insultiert und durch einen Steinwurf schwer verletzt wurde. Die kindische Wut der durch die Jingo-Presse aufgereizten Menge wandte sich in einer nachher auch von englischer Seite scharf getadelten, häßlichen Weise gegen den vermeintlichen Urheber des Krieges. Aber erst nachdem man der heulenden Bestie dieses Vergnügen gemacht, wies man Herrn Dr. Solf auf der Insel Wight ein Domizil an.

Von Windhuk nach Mafeking.

In Südwest gebot die noch immer 12 000 Mann starke deutsche Truppenmacht Vorsicht. Die Maßnahmen des Feindes beschränkten sich zunächst darauf, daß der von Kapstadt kommende Kreuzer »Crescent« Tag für Tag einige Granaten nach Swakopmund hineinschoß. Da diese aber nur einige alte Hererodamen getötet, ein paar Wellblechdächer zerschlagen, sonst aber außer großen Staubwolken keinen Schaden angerichtet hatten, so verschwand die »Crescent« wieder und blieb eine Zeitlang vor der Walfischbai vor Anker liegen. Auf eine Landung der Marinetruppen und einen Vormarsch auf Swakopmund verzichtete man aus guten Gründen. England benutzte ein ihm altvertrautes Mittel und bewaffnete unter Verleugnung des natürlichen Solidaritätsgefühls der weißen Rasse wiederum die Hottentotten und Hereros gegen die Deutschen. Schon Wochenlang vor Ausbruch des Krieges – auch ein Beweis, daß England ihn gewollt und vorbereitet hatte – gingen englische Agenten und reichliche Waffensendungen über die deutsche Grenze. Und als am 24. März die »Crescent« die ersten Schüsse auf die weißen Häuser von Swakopmund abgab, sahen sich die Deutschen bereits von der doppelten Gefahr eines englischen Einmarsches und eines neuen Eingeborenenaufstandes bedroht. Die Nachrichten aus dem Süden lauteten trostlos und in den einzelnen Orten wie Keetmanshoop vermochten sich die deutschen Garnisonen kaum des Andranges der Hottentotten zu erwehren. Wurden deren Banden nun noch durch kapländische Truppen und durch Artillerie verstärkt, so war das Schicksal der Stationen besiegelt. Wollte man nicht die einzelnen deutschen Abteilungen zwecklos nach einander aufopfern, so galt es rasche Entschlüsse zu fassen.

Da die Kolonie, die sich kaum von der furchtbaren Erschütterung durch den zweijährigen Eingeborenenkrieg zu erholen begann, bei weitem außer stande war, die Lebensmittel für die verhältnismäßig starke Truppenmacht zu liefern, und die englische Blockade nicht eine Konservenbüchse ins Land ließ, so war an der Menge der auf den Etappenstationen und in Windhuk, Swakopmund usw. lagernden Proviantvorräten die Dauer des Widerstandes fast bis auf den Tag genau zu berechnen. Der Hunger und das sicher bevorstehende Herannahen einer feindlichen Übermacht, waren die zwei Gewichte an der Uhr, deren Pendelschlag die Schicksalstunde Deutsch-Südwestafrikas ausmaß. Da galt es, wie gesagt, schnelle Entschlüsse zu fassen. Und gerade rechtzeitig noch zog der Gouverneur sämtliche Militärposten und sämtliche deutsche Farmer von Süden nach Norden zurück. Auf den schwerfälligen Ochsenwagen konnten die bedauernswerten Ansiedler, die nach zwei Jahren erzwungener Muße kaum erst wieder den Wirtschaftsbetrieb begonnen hatten, noch eben ihren Hausrat bergen; dann ging's, gedeckt durch Reiterpatrouillen, mit den Viehherden nach Norden in der Richtung auf Windhuk. Verlassene Weideflächen, verschüttete Brunnen und verbrannte Farmen bezeichneten den Rückweg der deutschen Bewohner des Schutzgebietes. So ward ein breiter Gürtel wüsten Landes, das dem Feinde nichts mehr liefern konnte, zwischen den Sammelplatz der Deutschen, den Windhuker Bezirk und die englische Grenze gelegt, eine Maßregel, die denn auch das Vorrücken des Feindes so erschwerte, daß es hier zu eigentlichen Kämpfen gar nicht kam.

Die Abschneidung der Lebensmittelzufuhr von der See her und der Aufstand der Eingeborenen im Süden konnten folgerichtig nur auf einen Weg weisen. Was man an der Küste nicht mehr erhalten konnte, mußte man sich auf der Landseite holen. Und so beschloß der deutsche Gouverneur selber einen Vorstoß in Feindesland in der Richtung auf Mafeking zu unternehmen. In Swakopmund und entlang der Bahnlinie bis Windhuk wurden überall kleine Garnisonen zurückgelassen. Dann begann der Bau der Feldbahn von Windhuk nach der englischen Grenze, wozu das vorhandene Material der Otavibahn und das erst vor Wochen für die Strecke Windhuk–Rehoboth eingetroffene verwendet wurde. An der Vormarschlinie wurden überall Etappenposten verteilt und an den Stationen feste Blockhäuser errichtet.

Die Kunde von dem deutschen Vormarsch traf erst Anfang Mai in Kapstadt ein, worauf sofort die englischen Truppen, die bereits Keetmanshoop erreicht hatten, zurückgerufen wurden. Man konzentrierte nämlich nunmehr alle verfügbaren Streitkräfte im Norden, in der Transvaalkolonie, schon um eine mögliche Burenerhebung im Keime ersticken zu können. Ein Aufstand im Betschuana- und West-Griqualande nötigte jedoch zur Detachierung mehrerer Regimenter, und die unruhige Haltung der Buren machte in den kleineren Garnisonen den britischen Besatzungen das Leben recht sauer, zumal man es schon nicht mehr wagte, jeder Unbotmäßigkeit mit voller Strenge zu begegnen. Es kamen täglich Raufereien mit englischen Soldaten auf den Straßen vor, auch hieß es, einzelne Militärposten seien von aufständischen Buren überwältigt worden. Der Nachrichtendienst und die Beweglichkeit der englischen Abteilung litt sehr unter der häufigen Zerstörung der Telegraphenlinien. Die Aufregung stieg ins Ungemessene, als Mitte Juni gemeldet wurde, die Deutschen seien in der Stärke von 7000 Mann im Anmarsch auf Mafeking. Unter unsäglichen Anstrengungen und Entbehrungen hatten diese den mühseligen Marsch durch die Wüste erzwungen. Bei einem Gefecht unweit Mafeking wurde am 20. Juni ein englisches Bataillon völlig vernichtet.

Da nunmehr die Burenbevölkerung den Engländern sämtliche Lieferungen an Lebensmitteln usw. verweigerte, und zu offenen Feindseligkeiten überging, so war es das Klügste, was der englische Höchstkommandierende tat, nämlich seine Truppen nach Süden zurückzuziehen, so lange er noch die Eisenbahnen in der Hand hatte. In einzelnen Städten hielten sich die englischen Garnisonen. Die Deutschen besetzten bei ihrem Vormarsch nach Süden zunächst Bloemfontein und machten dies zur Basis der weiteren Operationen. Es galt zunächst die Streitkräfte der ehemaligen Burenrepubliken zu organisieren, und es trat deshalb eine Pause in der Vorwärtsbewegung ein. Da sich verschiedene Mißhelligkeiten zwischen den Burengenerälen und der deutschen Heeresleitung ergaben, wurde der Einmarsch in die Kapkolonie immer wieder verzögert, bis man sich im Herbst von anderen Ereignissen überrascht sah.

Kiautschou.

Unsere in den chinesischen Gewässern stationierten Kriegsschiffe hatten im vollsten Maße ihre Schuldigkeit getan. Dutzende von Schiffswracks an der chinesisch-japanischen Küste zeugten von der Tätigkeit unserer Kreuzer. Den Ausbruch des Krieges hatte unser Geschwader durch den sibirischen Telegraphen erfahren und gleichzeitig den Befehl erhalten, dem feindlichen Handel soviel Schaden wie irgend möglich zuzufügen und so die Zeit auszunützen bis zu dem Erscheinen feindlicher Streitkräfte vor Tsingtau. Alle deutschen Handelsschiffe wurden durch die Konsuln angewiesen neutrale Häfen aufzusuchen. Einige auf hoher See befindliche Passagierdampfer konnten durch Funkspruch der Kriegsschiffe vor Beginn der Feindseligkeiten benachrichtigt werden, andere wurden durch diesen oder jenen Kreuzer in neutrale Häfen geleitet.

Gleichzeitig stürzten sich unsere Kreuzer, immer ihre Operationsbasis Kiautschou im Auge behaltend, auf die englischen und französischen Handelsschiffe. Traf man solche in der Nähe der Küste, so ließ man die Mannschaft ihre Boote besteigen, womit sie ziemlich sicher den nächsten Hafen erreichen konnten, und brachte an Bord des fremden Dampfers eine Mine am Schiffsboden an, die bei der Explosion diesen aufriß, so daß das Fahrzeug auf der Stelle sank. Lange konnte dieses Zerstörungswerk von deutscher Seite natürlich nicht betrieben werden.

Nachdem sich die englischen und französischen Geschwaderchefs über einen gemeinsamen Plan verständigt hatten, fand ein konzentrisches Vorgehen mit überlegenen Streitkräften auf Kiautschou statt. Am 9. April erschienen drei feindliche Panzerkreuzer (die englischen »Hogue« und »Sutley« und der französische »Gueydon«) mit sechs kleineren Kreuzern, auf der Reede von Tsingtau. Trotzdem gleich anfangs der »Sutley« auf eine deutsche Mine lief, die ihn augenblicklich zerriß, und zwei kleine Franzosen vernichtet wurden, erlag das schwache deutsche Geschwader doch nach einstündigem Gefecht der feindlichen Übermacht. Ja wenn wir Unterseeboote zur Verteidigung gehabt hätten! Die Batterien in Tsingtau und auf den die Stadt umgebenden Hügeln konnten während des Gefechtes nur wenig ausrichten, da die feindlichen Schiffe für ihre Granaten meist unerreichbar waren. Nach der Vernichtung der deutschen Schiffe genügte dann ein Bombardement von etwa zwei Stunden, um die deutsche Artillerie zum Schweigen zu bringen. Fast die gesamte Besatzung der Batterien fand dabei ihren Tod. Der Rest der Garnison von Tsingtau, kaum 200 gefechtsfähige Mannschaften, ging nach der Besetzung der Stadt durch den Feind in die Gefangenschaft. Zu spät bedauerte man, Tsingtau nicht rechtzeitig d. h. gleich nach der Besetzung und vor dem russisch-japanischen Kriege zu einem Waffenplatz umgeschaffen zu haben, dessen Befestigungen eine längere Verteidigung ermöglichten.

Von allen diesen Ereignissen, mit Ausnahme der Einnahme von Tsingtau, die durch den sibirischen Telegraphen über Tokio, Wladiwostok nach der Heimat gemeldet wurde, erfuhr man zu Hause nichts. Über das Schicksal der afrikanischen Kolonien war man bis in den Sommer völlig im Ungewissen, erst dann sickerten langsam die Nachrichten, die man in London nach Möglichkeit geheim hielt, durch und berichteten in Deutschland von Kämpfen, in denen ein unerhörter Heldenmut an eine aussichtslose Aufgabe verschwendet wurde. In stummer Pflichterfüllung waren die Söhne des Vaterlandes, die auf den fernen Außenposten treue Fahnenwacht gehalten, in den Tod gegangen, ein glänzendes Beispiel deutscher Tapferkeit.


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