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6

Osterman schnitt in diesem Sommer seinen Weizen zeitiger als die andern Ranchbesitzer; sofort nach der Ernte wollte er eine große Treibjagd auf Präriehasen veranstalten. Diese Jagd sollte ebenso wie Annixters Barneinweihungsball eine Veranstaltung sein, an der jedermann aus der ganzen Umgegend teilnahm. Osterman beabsichtigte das Treiben im westlichsten Teile seiner Ranch beginnen zu lassen; dann sollte es sich nach Südwesten und in den nördlichen Teil von Quien Sabe ziehen – Annixter hatte dort keinen Weizen gebaut – und in den Hügeln am Oberlauf des Broderson-Baches enden, woselbst ein Barbecue im Freien abgehaltenes Volksfest, wobei ein ganzer Ochse auf dem Rost oder an einem riesigen Spieße gebraten wird. geplant war.

Als Harran und Presley am Tage der Jagd in aller Frühe ihre Pferde vor dem Stalle von Los Muertos sattelten, äußerte Phelps, der Vormann:

»Ich war gestern abend in der Stadt, und da hörte ich, daß Christian früh und spät hinter Ruggles her ist, damit er ihn in den Besitz von Los Muertos setzt. Delaney verlangt dasselbe für Quien Sabe.«

Ebendieser Christian, der Landmakler und Vetter S. Behrmans und eine der Hauptpersonen in dem Drama der Gefangennahme Dykes, war seinerzeit, als die Bahn mit der Preiserhöhung für ihre in den Ranchos enthaltenen Landsektionen herauskam, als Käufer von Los Muertos aufgetreten.

»Er behauptet,« fuhr Phelps fort, »daß ihm die Bahn den Besitz garantiert hat, als er Los Muertos von ihr kaufte. Er will die Ranch jetzt haben, um noch die Ernte machen zu können.«

»Das ist beinah' ein ebensolcher Schwindel,« brummte Harran vor sich hin, während er sein Pferd aufzäumte, »wie der Verkauf der Heimfarm von Quien Sabe an Delaney. Das Stück von Quien Sabe ist nach der Preisbemessung der Bahn wohl zehntausend, nein fünfzehntausend Dollar wert, und ich glaube nicht, daß Delaney den Preis für ein gutes Pferd aufbringen kann. Wahrhaftig, diese Bande versucht nicht einmal den Schein zu wahren. Wo sollte Christian das Geld her bekommen, um Los Muertos zu kaufen? Niemand in ganz Bonneville ist reich genug dazu. Die verdammten Schufte! Als ob wir nicht wüßten, daß Christian und Delaney S. Behrmans rechte und linke Hand sind. Nun, sie werden ihm abgeschnitten werden,« rief er in plötzlich aufwallender Erbitterung, »wenn er zu nahe an die Maschine herankommt!«

»Wie kommt es nur, Harran,« fragte Presley, als die beiden jungen Männer zum Hof hinaus ritten, »daß die Bahn etwas unternehmen kann, ehe der oberste Gerichtshof seine Entscheidung abgegeben hat?«

»Sie stellen die Sache eben so hin,« entgegnete mißmutig Harran. »Sie behaupten, daß die vor den obersten Gerichtshof gebrachten Fälle nicht grundlegend sind, wie wir behaupten, und daß Annixter und der Governor ihre Prozesse verloren haben, weil sie nicht zum Termin erschienen sind. Niederträchtige Gaunerkniffe sind das, aber sie werden nichts damit erreichen. Die Liga ist zu stark. Fürs erste werden sie sich nicht an uns heranwagen. In dem Augenblick, Presley, in dem sie versuchen, von einem der Ranchos hier herum mit Gewalt Besitz zu ergreifen, da knallen auch schon sechshundert Gewehre los. Weiß Gott, es würde ein ganzes Regiment Bundesmilitär dazu gehören, um irgendeinen von uns von seinem Lande zu vertreiben! Nein, bei Gott! Sie wissen, daß die Liga diesmal Ernst macht.«

Während Presley und Harran die Countystraße entlang trabten, kamen sie fortwährend an Reitern, Buggys, Breaks und Buckboards, ja selbst Farmwagen vorbei, die sich alle in derselben Richtung fortbewegten. In allen diesen Gefährten war die gesamte Landbevölkerung aus der Bonneviller Gegend unterwegs nach der Treibjagd. Man sah dieselben Leute in ihrem Sonntagsstaat wie bei Annixters Barnball – die jungen Mädchen in Musselinkleidern und breitrandigen Strohhüten, die älteren Frauen in bedrucktem Kattun und Kaliko; die Männer trugen Staubmäntel über ihren schwarzen Anzügen. Der Tag war sehr heiß; viele der Matronen hatten daher ihre Kapotthütchen abgenommen, sie sorgfältig in Zeitungspapier geschlagen und unter den Sitz gelegt: als Kopfhüllen und Staubschutz dienten dann Taschentücher, die entweder unter den Kragen des Kleides gestopft oder um den fetten Hals geknotet waren. An den Wagenachsen baumelten sorgfältig verpackte Eimer von verzinktem Eisenblech, die den Imbiß enthielten. Kleine Jungens mit gefältelten Halskrausen und Mädchen in schlecht passenden, die Füße drückenden Schuhen lehnten, Bananen und Makronen essend, zu den Gefährten heraus und glotzten stumpfsinnig wie Ochsen umher. An die Achsen gebundene staubbedeckte Hunde folgten mit weit heraushängenden Zungen den Hufspuren der Pferde.

Der kalifornische Sommer lag stickig und heiß wie eine dicke Wolldecke über dem Lande. Die knochentrockenen Hügel waren braun und ausgedörrt. Die trockenen, gelben Gräser und der wilde Hafer brachen wie Glasfäden, wenn man auf sie trat. Wege und Zäune, selbst die Blätter an den niedrigeren Baumzweigen waren mit einer dicken grauen Staubschicht bedeckt. Die Sonne hatte alle Farbe aus der Landschaft gebrannt; nur die bewässerten Flächen waren grüne Oasen in der braun und gelb gedörrten Wüste.

Der erst hellgelbe, dann goldfarben und schließlich braun gewordene Weizen war fast zur vollen Reife gelangt. Wie ein riesiger Teppich breitete er sich über das ganze Land. Soweit das Auge reichte, sah es nichts als ein unbegrenztes Meer von Weizen, dessen trockene, spröde Halme raschelten und rauschten, wenn immer ein heißer Lufthauch von Südosten her sie bewegte.

Die Reiter und Wagen wurden immer zahlreicher, als Presley und Harran weiterritten. Sie überholten Hooven, der Frau und Töchter auf seinen Farmwagen geladen hatte; ein gesatteltes Pferd war an das hintere Schiebebrett gebunden. Der kleine Deutsche in dem abgelegten Schoßrock von Magnus Derrick und einem neuen breitrandigen Strohhut nahm mit seiner Frau den Vordersitz ein; hinter ihnen auf einem quergelegten Brett saßen die kleine Hilda und Minna, ihre ältere Schwester. Presley und Harran hielten an, um mit der Familie einen Händedruck zu wechseln.

»Nu sähn Se bloß,« rief Hooven, ein altes, aber sehr, gut gehaltenes Gewehr hervorholend, »dadermit will 'ch uff de Hasen losknallen, you bet. Wenn so ä Hase uffheert zu rennen und sich uff de Hinterbeene setzt, nu, da knall 'ch äben los – bumm! da hab ich 'n.«

»Die Marshals werden Sie nicht schießen lassen, Bismarck,« bemerkte Presley, Minna anblickend.

Hooven krümmte sich vor Lachen.

»Haha! Das is ä famoser Witz. Was ich bin, ich bin doch sälber eener von de Marschäls,« prustete er heraus und schlug sich aufs Knie. Der Witz war seiner Ansicht nach unwiderstehlich. Den ganzen Tag konnte man ihn immer wieder erzählen hören. »Und Miester Brähsli meente doch: härn Se, Bismarck, de Marschäls wärn Se nich schießen lassen, und ich, mei Gott, was ich bin, ich bin doch sälber eener von de Marschäls!«

Als die beiden Freunde weiterritten, glaubte Presley Minna Hooven noch vor Augen zu haben, die in einem frischen Kleide von rosa Gingham und dem billigen Strohhut auf dem blauschwarzen Haar bildhübsch aussah. Er mußte an ihr zartes, weißes Gesicht mit den auffallend roten Lippen und den Augen von grünlichem Blau denken – sie war wirklich sehr hübsch und hatte stets eine Menge Bewunderer, die ihr nachliefen. Ganz Los Muertos redete von ihren Liebesangelegenheiten.

»Ich hoffe, das Hoovensche Mädel wird keine Dummheiten machen,« sagte Presley zu Harran.

»O, die weiß schon, was sie zu tun hat,« entgegnete der. »Minna ist nicht leichtsinnig, und ich denke, sie wird schon den Vormann von den Erdarbeitern heiraten.«

»Natürlich ist sie ein ordentliches Mädchen,« beeilte sich Presley zu erwidern, »aber für ein armes Mädel ist sie zu hübsch, und außerdem ist sie sich ihrer Schönheit zu sehr bewußt. Solche Mädchen,« fuhr er fort, »kommen in der Großstadt sehr leicht auf Abwege.«

Bei Caraher ging es sehr lebhaft zu. Dutzende von Reitpferden und Buggys standen unter dem Schutzdach oder waren an dem Geländer vor dem Wassertrog angebunden. Drei der portugiesischen Pächter Brodersons und ein paar Arbeiter aus den Eisenbahnwerkstätten in Bonneville lungerten auf der Veranda umher; sie waren schon schwer betrunken.

Junge Leute, die sich den Mund mit dem Handrücken wischten, kamen in Gruppen oder einzeln fortwährend aus der Kneipe heraus. Caraher war in fieberhafter Tätigkeit; an einem Sonntagvormittag konnte es nicht lebhafter bei ihm zugehen.

Der lange Zug strömte durch Bonneville und wurde an jeder Straßenecke verstärkt. Auf dem Oberen Wege kamen neue Hilfstruppen von Quien Sabe und besonders von Guadalajara her – junge dunkelhäutige Mexikaner auf tänzelnden Pferden, schwarzäugige Mädchen und Matronen in Rot, Gelb und Schwarz, sowie eine Anzahl Portugiesen, die zur Feier des Tages nagelneue Ueberhosen trugen und lange dünne Zigarren rauchten. Selbst Vater Sarria erschien.

»Sieh nur,« sagte Presley, »dort ist Annixter und Hilma. Er hat seinen Buckskin wieder.« Der Besitzer von Quien Sabe, in hohen Stiefeln und weichem Filzhut, eine Zigarre zwischen den Zähnen, ritt neben seinem Wagen, in dem Hilma und Frau Derrick saßen. Der junge Vacca kutschierte. Harran und Presley nahmen grüßend ihre Hüte ab.

Annixter hob sich in den Bügeln und winkte schon von weitem mit der Hand. »Hallo, hallo, Pres,« rief er über die Köpfe der ihn von den Freunden trennenden Menge hinweg. »Ein großartiger Tag! Was für 'n Gedränge, he? Hör mal, wenn die Geschichte vorüber ist und alle Welt sich an das Barbecue macht, da komm und frühstück mit uns. Ich werd' mich nach dir und Harran umsehen. Hallo, Harran, wo ist der Governor?«

»Er ist nicht mitgekommen,« rief Harran, während er von Annixter abgedrängt wurde. »Er ist mit dem alten Broderson in Los Muertos geblieben.«

Der Zug bog jetzt von der Straße auf das freie Feld ab und verbreitete sich über die Osterman-Ranch. Von allen Seiten her konnte man Reiter und Gefährte über den Stoppel hinweg dem Sammelpunkt zustreben sehen. Ostermans Ranchhaus blieb östlich von der eingeschlagenen Richtung liegen. Das Heer der Jagdgäste eilte jetzt – denn die Zeit war vorgerückt – der von hohem Maste wehenden roten Flagge zu, um die sich die Scharen der Reiter und Fuhrwerke versammelten. Die Marshals begannen ihre ordnende Tätigkeit auszuüben. Hooven kletterte vom Wagen, steckte das weiße Abzeichen an den Hut und stieg zu Pferde. Osterman in einem wundervollen Reitanzuge von englischem Schnitt galoppierte auf seinem besten Vollblut auf und nieder, wobei er, den großen Mund zu einem fortwährenden liebenswürdigen Lächeln verziehend, mit jedermann seinen Spaß trieb, Witze riß und sich in harmlosen Neckereien erging.

»Halt, halt hier!« schrie er, als er seinen Reitstock schwingend an Presley und Harran vorbeisprengte. Der Zug machte Halt; die Pferdeköpfe wurden ostwärts gewendet. Jetzt begann sich die Linie zu bilden. Schwitzend, ärgerlich und sich heiser schreiend galoppierten die Marschälle hier- und dorthin, hießen den vor-, den andern zurückrücken und ordneten die Tausende von Reitern und Fuhrwerken in eine lange Linie, die sich nach der Mitte zu halbmondförmig einbuchtete. An den beiden etwas vorgezogenen Spitzen führten Ostermans Unterbefehlshaber das Kommando. Er selbst nahm weit vor der Mitte Aufstellung, um dort wie ein eitler Schauspieler für die Galerie zu spielen und sein Pferd tänzeln zu lassen; das Bewußtsein, die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, beglückte ihn unsäglich.

»Na, nu kennt's doch bald losgehn,« rief Frau Hooven, die den Platz ihres Mannes auf dem Vordersitz des Wagens eingenommen hatte.

»Mir war noch nie so heiß,« murmelte Minna und fächelte sich mit ihrem Strohhut. Alles schien bereit zu sein. Meilenweit dehnte sich die nach innen gebogene unendliche Linie von Pferden und Fuhrwerken auf der unabsehbaren Stoppelfläche. Es mochten gewiß fünftausend Menschen versammelt sein. Das Treiben war eines der größten von den bisher veranstalteten. Aber noch rückte man nicht vor; unbeweglich stand der mächtige Halbmond unter der glühenden Sonne. Hier und dort hörte man über das lange Warten spotten.

»O, so fange doch jemand an.«

»Alle Mann an Bord!«

»Ich werde hier noch anwachsen.«

Einige Spaßvögel fanden ein boshaftes Vergnügen daran, falschen Lärm zu schlagen.

»Ah, jetzt aber!«

»Endlich geht's los!«

»Vorwärts!«

Immer wieder ließ sich jemand anführen. Irgendein alter, schwerhöriger Mann oder eine aufgeregte, alte Frau raffte die Zügel auf und fuhr los, um von dem nächsten Marshal sofort wieder in Reih' und Glied zurückgewiesen zu werden. Ein derartiger Vorgang erregte stets die allgemeine Heiterkeit der nächsten Umgebung. Jeder lachte den Angeführten aus; am lautesten spottete der Anstifter.

»He, Sie da! Zurück, zurück!«

»Nur keine Ueberstürzung!«

»Nehmen Sie sich Zeit, Großpapa!«

»Nanu! Wollen Sie denn ganz allein alle die Hasen treiben?«

Eine Gruppe von Spaßvögeln setzte eine ihrer Meinung nach »großartige« Fopperei in Umlauf.

»O, das ist's, worauf wir warten, auf den › do-funny‹.« wörtlich etwa: Lustigmacher. Der Ausdruck ist wahrscheinlich von den Veranstaltern des Scherzes erfunden.

»Den do-funny

»Nun natürlich! Man kann doch die Hasen nicht ohne den do-funny treiben.«

»Was ist denn ein do-funny

»O, hört nur, sie weiß nicht, was ein do-funny ist. Ohne den do-funny kann man nicht anfangen, das ist nun mal sicher. Pete ist zurück und holt ihn.«

»Ach, ihr macht nur Unsinn! So was gibt's ja gar nicht.«

»Na, worauf warten wir denn sonst?«

»O, seht nur, seht nur,« riefen einige Frauen in einem Wagen mit Sonnendach. »Seht, dort drüben geht's schon los!«

Es schien tatsächlich, als ob die eine Spitze des Halbmonds sich in Bewegung setzte. Auch sah man dort Staub aufsteigen.

»Sie gehen los. Warum tun wir's denn nicht?«

»Nein, sie halten wieder an. Es war nur blinder Lärm.«

»Und ich sage, sie halten nicht an. Warum gehen wir denn nicht los?«

Als aber ein paar Gefährte sich in Bewegung setzten, schrie der nächste Marshal in hellem Zorn:

»Zurück! Wollt ihr wohl zurück!«

»Aber dort drüben fangen sie doch an.«

»Zurück sag' ich, zurück!«

»Wo ist der do-funny

»Wir verpassen noch die ganze Sache. Dort drüben sind sie alle schon anmarschiert.«

Ein Adjutant Ostermans kam herangejagt. »Was gibt's denn hier?« rief er.

»Warum geht denn ihr nicht vorwärts?«

Ein lautes Freudengeschrei erhob sich.

»Aber nu los!«

»Endlich fängt's an!«

»Richtung halten, Richtung halten!« schrie der Abgesandte Ostermans. »Nicht zu schnell!«

Auf ihren schweißtriefenden Pferden rasten die Marshals hier- und dorthin, wo immer die Linie sich zu weit nach vorn ausbauchte. »Nicht zu schnell, nicht zu schnell!« schrien sie, wild mit den Armen winkend. »Richtung halten – – – nicht vorkommen – – – dichter zusammenbleiben hier! Sollen denn die ganzen Hasen zwischen euch durchrennen?«

Ein Durcheinander von Geräuschen erhob sich, – Achsen knarrten, eiserne Radreifen rumpelten über trockene Erdschollen, knirschend zerbrach der spröde Stoppel unter den Hufen der Pferde, Hunde bellten, fröhliches Lachen und laute Zurufe schallten von überall her.

Die ganze Linie von Reitern, Buggys, Farmwagen, Gigs, Hunden, Männern und jungen Burschen, die zu Fuß und mit Knüppeln bewaffnet waren, rückten langsam über das Blachfeld vor und wirbelten eine graue Staubwolke auf, die wie Rauch in der unbewegten Luft hing. Es herrschte allgemeine Heiterkeit. Jedermann war in der besten Laune; von Gespann zu Gespann flogen laute Zurufe, man lachte, schäkerte und neckte sich. Garnett von der Ruby-Ranch und Gethings von San Pablo, beide zu Pferde, waren zufällig nebeneinander gekommen. Das Hasentreiben und die laute Fröhlichkeit schienen sie nicht zu kümmern; die beiden Männer sprachen lange und eingehend über ein voraussichtliches Steigen des Weizenpreises. Dabney, der auch ritt, folgte ihnen und hörte aufmerksam auf jedes ihrer Worte, ohne sich jedoch selbst zu einer Bemerkung zu versteigen. Frau Derrick und Hilma saßen in ihrem durch ein Sonnendach geschützten Wagen hinter dem die Pferde lenkenden jungen Vacca. Frau Derrick, die von dem Menschengedränge etwas verstört war und ein ängstliches Unbehagen bei dem Gedanken empfand, daß heute unzählige Hasen getötet werden sollten, drückte sich in eine Ecke; ihre noch so jugendlichen Mädchenaugen hatten etwas Unruhiges, fast Kummervolles. Hilma beugte sich voller Spannung weit aus dem Wagen vor; sie wollte alles sehen, lugte fortwährend nach Hasen aus und richtete unzählige Fragen an den nebenher reitenden Annixter.

Die Veränderung, die seit dem ereignisreichen Barnball mit Hilma vorging, schien jetzt ihren Höhepunkt erreicht zu haben; aus dem Mädchen hatte sich das Weib, aus dem Weibe sich die Mutter entwickelt. Bewußtes Würdegefühl, ein neuer Zug ihres Wesens, begann sich bei Hilma zu zeigen. Die scheue Zurückhaltung des eben zum Geschlechtsbewußtsein erwachten Mädchens war von ihr gewichen. Sie hatte die Unruhe, das aus unzähligen Widersprüchen zusammengesetzte, ihr selbst rätselhafte Wesen des Weibes abgestreift. Die Mutterschaft erschloß sich ihr, und die arglose Unbefangenheit ihrer Mädchentage kehrte wieder; es war nicht länger die Unbefangenheit des Nichtwissens, sondern die höchster Erkenntnis, die Unbefangenheit der Vollendung, die Unbefangenheit der Größe. Furchtlos blickte sie der Welt in die Augen. Ihre durcheinander wirbelnden Gedanken kamen wieder zur Rast, wie aufgescheuchte Vögel, die zu ihrem Nest zurückkehren. Strahlend in heiterer Ruhe wie eine Königin, die über ein Reich des ewigen Friedens die Herrschaft übernimmt, trat sie ihr göttliches Erbe an.

Mit dem Bewußtsein, daß die Krone der Mutterschaft über ihrem Haupte schwebte, kam eine unendliche Milde, rührend und lieblich zugleich, über Hilma, eine Güte, die alle, die ihr nahten, wie eine zarte Liebkosung fühlten. Liebe umgab sie und folgte ihr als unsichtbarer Begleiter, wohin sie immer ihre Schritte lenkte. Liebe sprach aus ihren schönen Augen, Liebe, der schimmernde Widerschein der sich auf ihr Haupt senkenden Krone, strahlte in mattem Glanz von ihrem dichten braunen Haar. Um ihren edelgeformten Nacken, der in herrlichen Linien nach der Schulter verlief, schlang Liebe sich wie ein kostbares Halsband – Liebe, unsäglich hold, atmeten ihre leichtgeöffneten Lippen. Den vollen weißen Armen bis herab zu den rosigen Fingerspitzen entströmte wie ein feines elektrisches Fluidum zaubrischer Liebreiz. Liebe tönte, ein Wohlklang von ungeahnter Schöne, aus ihrer wie in Samt gehüllten Stimme.

Annixter, der schroffe, rauhe Mann, stand völlig unter dem Einfluß seines Weibes, das jetzt auch Mutter werden sollte. Hilmas Liebe und Güte, ihre Sanftmut und ihr edler Sinn erfüllten sein ganzes Herz, in dem sich das Vatergefühl kraftvoll zu regen begann. Eine Veränderung, wie sie gründlicher nicht gedacht werden konnte, ging mit ihm vor. Rasch begann seine Härte, sein barsches Wesen zu schwinden. Als er einst von einer Geschäftsreise nach San Francisco spät nachts heimkehrte, hatte er Hilma in tiefem Schlafe vorgefunden. Nie vergaß er diese Nacht. Das grenzenlose Glück dieser Liebe, die er gab und empfing, der Gedanke, daß Hilma ihm vertraute, das Bewußtsein seines eignen Unwerts und das demütige Dankgefühl für die große Gnade Gottes, die ihn aus allen andern Männern zu diesem großen Glücke erwählte, hatte ihn zum ersten Male in seinem unsteten und ruhelosen, kampferfüllten Leben auf die Knie gezwungen. Er betete, ohne zu wissen, was er tat; gestammelte Laute entrangen sich seinen Lippen, wortlose Gedanken wirbelten in seinem Hirn, und inbrünstig gelobte er sich, das Gute zu tun, um so Gott nach seinen schwachen Kräften für das ihm gewährte Glück zu danken.

Hatte Annixter früher ausschließlich an sich selbst gedacht, so dachte er jetzt nur an Hilma. Die Zeit, die sein Denken, das sich noch auf sie, die eine, beschränkte, auf andre, auf viele erweitern würde, sollte noch kommen; aber schon schlossen seine Gedanken das ungeborene Kind ein, schon hatten sie eine andre Mutter und ein andres Kind, Frau Dyke und ihre Enkelin, an die ihn keine andre Bande als die der Menschlichkeit und des Mitleids knüpften, in ihren Kreis gezogen. Von diesem Anfange ausgehend würde sein Denken sich immer mehr weiten und mit der Zeit alle Menschen, Männer wie Frauen, umfassen; der unduldsame, selbstsüchtige Annixter würde, während er alle seine ihm angeborene Kraft bewahrte, duldsam und hochherzig, milde und versöhnlich werden.

Noch aber rangen zwei Naturen in ihm. Erst mußte ein Kampf, der letzte und erbittertste, zum Austrag gebracht und der Heim und Herd bedrohende Angriff des Feindes siegreich zurückgewiesen werden. War dann der Friede erreicht, so konnte die während des Kampfes zum Stillstand gekommene Entwicklung ungehindert weiter fortschreiten.

Gespannt blickte Hilma von ihrem Wagen über die weite, sich vor der Linie des Treibens ausbreitende Fläche hin.

»Wo sind denn die Hasen?« fragte sie ihren Mann. »Ich sehe nirgends welche.«

»Sie sind noch weit vor uns,« erwiderte er. »Hier nimm das Glas.«

Er reichte ihr den Feldstecher, und sie spähte damit in die Ferne.

»Ach ja,« rief Hilma, »ich sehe sie. Fünf oder sechs sehe ich, aber sie sind weit, weit weg.«

»Die Racker laufen zuerst so weit wie sie können.«

»Das wollt' ich meinen! Sieh nur, wie sie laufen – ganz klein sind sie. Und dann machen sie manchmal Männchen und richten ihre Ohren steif auf.«

»Hier, Hilma, hier ist einer ganz nahe.«

Keine zwanzig Yards vor ihnen war plötzlich ein großer Hase aufgesprungen; in mächtigen Sätzen, die Löffel mit den schwarzen Spitzen steif emporgerichtet, rannte er davon. Bald war er verschwunden, da sein grauer Körper sich nicht von dem Grau des Erdreichs abhob.

»O, ein großer Kerl!«

»Hei, da ist ein andrer!«

»O ja ja, sieh, wie er rennt!«

Von dem grauen Erdboden, der zuerst alles Lebens bar und die Möglichkeit auszuschließen schien, auch nur einer Feldmaus ein Versteck zu gewähren, sprangen jetzt jeden Augenblick Hasen auf. Waren sie zuerst nur einzeln und weit voneinander entfernt, so tauchten sie jetzt zu zweien und dreien vor der stetig vorrückenden Linie auf. In langen Sätzen jagten sie über das Feld, machten in der Ferne Halt und saßen, die Löffel hoch emporgerichtet, auf den Hinterläufen, um dann wieder in Gemeinschaft mit neu Aufspringenden weiterzurennen und nach einer Weile gleichsam in den Boden zu versinken. Mit dicht an den Körper gelegten Löffeln duckten sich die Tiere, schreckten wieder auf, suchten seitwärts zu entkommen, kehrten wieder um, flohen mit unglaublicher Schnelligkeit in der zuerst eingeschlagenen Richtung weiter und waren, während immer wieder Dutzende von andern aufsprangen, bald den Blicken entschwunden. Je weiter das Treiben vorrückte, desto zahlreicher wurden die Tiere. Sie verhielten sich ganz verschieden. Nicht zwei von ihnen taten dasselbe. Einige lagen fest, bis die Pferde beinahe auf sie traten, und fuhren dann erst aus dem Lager. Andre liefen immer nur ganz kleine Strecken vorwärts; die Tiere wollten offenbar nicht in der Richtung des Treibens fliehen, da sie die größere Gefahr vor sich, nicht hinter sich witterten. Andre sprangen erst im letzten Augenblick auf, rannten hin und her und machten dann den verzweifelten Versuch, zwischen den Gespannen durchzukommen. Das gab dann immer einen Höllenlärm.

»Laßt ihn nicht durch! Laßt ihn nicht durch!«

»Achtung, da kommt einer!«

Hörner wurden geblasen, Handglocken geläutet und Blechschüsseln mit ohrenbetäubendem Getöse aneinander geschlagen. Der Hase entwischte entweder oder rannte sinnlos vor Angst und in rasendem Lauf, als ob der nächste Augenblick ihm schon den Tod bringen sollte, in das Treiben zurück. Ein geängstetes Tier sprang sogar mit einem gewaltigen Satz in Frau Derricks Schoß und sauste im nächsten Augenblick wieder zum Wagen hinaus.

»Armes, gehetztes Geschöpf,« rief sie. Noch lange nachher glaubte Annie Derrick auf ihren Knien die vier kleinen, vor Angst zitternden Läufe zu fühlen und den weichhaarigen bebenden Körper, dessen wildpochendes Herz sich an das ihre schmiegte.

Gegen Mittag konnte man mit Annixters Feldstecher schon Tausende von Hasen erkennen. Was dem bloßen Auge als Erdboden erschien, löste sich, durch das Glas gesehen, in eine Anzahl kleiner, sich bewegender Körper auf, die in großen Sätzen hin und her rannten, sich duckten und wieder aufsprangen – ein Gewirr beweglicher Löffel, weißer »Blumen« Jägersprache für Hasenschwänzchen. und blitzschneller Läufe. Die nach innen gekrümmten Enden der langen Linie von Wagen und Reitern begannen sich noch weiter einwärts zu biegen; die Grenze von Ostermans Ranch war schon überschritten, und das Treiben ging jetzt auf Quien Sabe weiter.

Im Verlauf des Tages wurden die Hasen sonderbarerweise weniger scheu; hatte man sie aufgejagt, so liefen sie weder so weit noch so schnell wie bisher; sie humpelten immer nur ein paar Schritte davon und taten sich, die Löffel dicht auf den Rücken geschmiegt, von neuem nieder. So kam es, daß die Treiberlinie sich allmählich der Hauptmasse der Tiere näherte. Immer zahlreicher wurden die Hasen; ihrer waren nicht mehr Tausende, sondern Zehntausende. Der Erdboden schien zu leben.

Dichter und dichter wurde das Gewimmel. Wohin sich das Auge wendete, erblickte es nichts als unzählige Hasen. Die Hörner der halbmondförmigen Treiberlinie begannen sich zusammenzuziehen. In der Ferne wurde die Einzäunung sichtbar. Die verhältnismäßig noch lose Masse der Tiere fing an, ganz dicht zu werden und gleichsam zusammenzufließen. Zuerst mochte jeder Hase ungefähr drei Fuß von dem nächsten entfernt sein, allmählich aber schrumpfte der Zwischenraum zu zwei Fuß, dann zu einem und endlich zu wenigen Zoll zusammen. Die Tiere begannen übereinander wegzuspringen.

Ein ungewöhnlicher Anblick bot sich dar. Nicht mehr eine den Boden bedeckende Herde, sondern ein unruhiges Meer glaubte man zu sehen, das, von einer unbekannten Kraft in Aufruhr versetzt, unablässig auf und nieder wogte. Von Zeit zu Zeit wurden Teile der Herde von wildem Schrecken erfaßt, der sich rasch weiterverbreitete. Tausende drängten sich noch dichter zusammen; blind vor Angst und in wütender Hast kletterten die Tiere übereinander. Ein dumpfes Geräusch, ein ferner, leise grollender Donner, in das hin und wieder ein wilder Angstschrei der gepeinigten Kreatur hineinschrillte, ging von den unzähligen, sich verzweiflungsvoll abmühenden Leibern aus.

Die Wagen mußten halten; in und über die aufeinander gepackten Tiere zu fahren war unmöglich. Das Treiben kam zum Stillstand, während die Herde sich in die Umzäunung drängte. Darüber verging längere Zeit, da die wie durch ein offenes Schleusentor sich wälzende Masse nur langsam vorrückte. Endlich liefen die aus unzähligen Tausenden von Hasen bestehenden Wogen allmählich ab, ganz wie das Wasser eines angestauten Teiches, dessen Damm durchstochen war. Die letzten vereinzelten Tiere rannten hinein, und das Zauntor wurde geschlossen.

»Komm, sieh dir das an,« rief Annixter.

Hilma stieg aus dem Wagen und trat mit Presley und Harran an den hohen Bretterzaun. »O, hat man je so etwas gesehen!« rief sie aus.

Die von dem Zaun umschlossene große Fläche erwies sich für die Unzahl von Hasen als viel zu klein. Eine ruhelos auf und ab wogende lebende und atmende Masse erfüllte den eingeschlossenen Raum. Zwei, drei, selbst vier Fuß hoch waren die Hasen aufeinander gepackt. Unaufhörlich wogte das Meer von Tierleibern; die untersten arbeiteten sich in die Höhe, während die obere Schicht versank. Alle Furcht vor den Menschen, ihren Feinden, schien verschwunden. Männer und Knaben griffen über die Planke und hielten in jeder Hand einen Hasen an den Löffeln empor; zwei Zeitungsberichterstatter aus San Francisco photographierten diese Gruppen. Das Geräusch der Zehntausende in steter Bewegung befindlicher Körper war wie das Brausen des Windes in einem Walde; die dampfende, heiße Masse strömte einen fremdartigen, durchdringenden, den Tieren der Wildnis eignen Ammoniakgeruch aus.

Auf ein gegebenes Zeichen begann das Gemetzel. In die Einzäunung gelassene Hunde mochten, wie man halb erwartet hatte, die Hasen nicht anrühren. Sie schnüffelten neugierig an dem ungeheuern Haufen von Tierleibern, um dann beunruhigt und verstört zurückzukriechen. Die Männer und jungen Burschen aber – Portugiesen zumeist – zeigten größeren Eifer. Annixter zog Hilma hinweg und brach mit dem weitaus größten Teile der Jagdteilhaber nach dem Barbecue auf.

In der Einzäunung jedoch ging das Morden weiter. Mit einem Knüppel in jeder Hand kletterten die jungen Leute aus Guadalajara und Bonneville und die Feldarbeiter der umliegenden Ranchos über den Bretterzaun. Unsicher schritten sie über die Myriaden der unter ihren Füßen zusammengedrängten Leiber oder sanken, wo immer ein Zwischenraum sich auftat, fast bis an den Gürtel in das wogende Gewimmel. In blinder Wut schlugen sie um sich. Angewidert von dem Morden, zogen sich die Zuschauer angelsächsischer Abstammung zurück; aber das heiße, entartete Blut der Portugiesen, Mexikaner und spanischen Mischlinge geriet bei dieser Massenschlächterei in Siedehitze.

Nur vereinzelte Jagdgäste sahen noch zu; all die andern zogen eine Viertelmeile weiter in die Hügel.

Das Picknick und Barbecue wurde an der Quelle des Broderson-Baches abgehalten. Zwei ganze Ochsen brieten bereits auf riesigen Rosten. Die Pferde wurden ausgespannt und abgesattelt, und die bunte Menge von Männern, Frauen und Kindern lagerte sich im Schatten der Lebenseichen. In das Stimmengewirr der Tausende von Menschen mischte sich das Klappern von Blechtellern, Messern und Gabeln. Flaschen wurden entkorkt, Tischtücher und Wachsdecken auf dem Rasen ausgebreitet. Die Männer brannten ihre Pfeifen und Zigarren an, die Frauen nahmen die Gelegenheit wahr, ihren Säuglingen die Brust zu geben.

Osterman war, wie immer, überall zu sehen; in seinem nagelneuen englischen Reitanzug bummelte er unaufhörlich schwatzend, ein Hans in allen Ecken, von Gruppe zu Gruppe, winkte, nickte, schnitt Gesichter, machte Witze und war, wenn ihn jemand zum besten haben wollte, nie um eine Antwort verlegen.

»Der Hanswurst Osterman treibt doch immer seine Dummheiten,« hieß es. »Aber er ist ein guter Kerl – und dabei ist er auch gescheit. Und so was Großspuriges wie Magnus Derrick hat er nicht an sich.«

»Alles in Ordnung, Buck?« fragte Osterman, als er zu Annixter, Hilma und Frau Derrick kam, die sich eben zu ihrem Imbiß niederließen.

»Jawohl. Aber wir haben keinen Pfropfenzieher.«

»Keinen Pfropfenzieher – keinen Ziehdenpfropfen? Hier ist einer!« Er holte ein Taschenmesser mit versilberter Schale hervor, an dem ein Pfropfenzieher angebracht war.

Harran und Presley kamen jetzt mit einem mächtigen noch rauchenden Stück Rostbraten an, das sie an einem durchgesteckten Stock trugen. Hilma beeilte sich, ihnen eine große Schüssel zu reichen.

Osterman wollte den beiden jungen Männern einen Scherz erzählen; als er aber, eben im Begriff zu sprechen, sich umwandte, fielen seine Blicke auf Hilma, die er seit mehr als zwei Monaten nicht gesehen hatte. Eben hatte sie Presley die Schüssel gereicht und saß, den Rücken an einen Baumstamm gelehnt, zwischen zwei hoch aus dem Boden gewachsenen Wurzeln. Ihr Platz war etwas erhöht, und die sie umschließenden Baumwurzeln glichen den Armlehnen eines großen, als Ehrensitz dienenden Sessels. Wie auf einem Thron sitzend überragte sie die andern. Von ihrer Stirn leuchtete der Glanz jener unsichtbaren Krone der Mutterschaft, und die Schönheit des vollerblühten Weibes umstrahlte wie ein Heiligenschein ihr Haupt.

Der Scherz erstarb auf Ostermans Lippen, und unwillkürlich entblößte er sein Haupt. Hier war etwas, hier ging etwas vor, das er nicht verstand und das ihm doch tiefe Ehrfurcht einflößte. Zum ersten Male in seinem Leben wurde er verlegen – er, dieser Spaßmacher, dieser Kleiderstock, dieser Witzbold mit den großen roten Ohren, dem kahlen Kopf und dem Komikergesicht. Er stammelte etwas Verworrenes und ging ernst und in Gedanken versunken weiter.

Inzwischen war jedermann am Essen. Es war das Mahl des Volkes, ursprünglich und derb, die Befriedigung sich mächtig regender Eßlust, das Löschen gewaltigen Durstes. Ganze Ochsenviertel, Rippen, Schultern, Hinterkeulen, Tausende von Brotlaiben wurden verzehrt, und der Inhalt mächtiger Weinfässer rann die durstigen, ausgetrockneten Kehlen hinunter. Gespräche kamen nicht auf, während das Volk, seinen Hunger stillend, aß. Ein jeder konnte nach Herzenslust schmausen. Mancher aß nur des Essens halber und mit dem festen Vorsatz, nichts übrigzulassen; es war ihm Ehrensache, nach beendigtem Mahle einen leeren Teller vorweisen zu können.

Nach Tisch wurden Vorbereitungen zu Spielen getroffen, die auf einem sich lang hinstreckenden flachen Hügelrücken stattfinden sollten. Ein Wettlauf junger Mädchen unter siebzehn Jahren und ein solcher von Dickbäuchen war geplant; dann sollten die jungen Männer im Weitsprung mit Anlauf, im Hochsprung auf der Stelle, im Hüpfen auf einem Bein, im Bockspiel und im Ringen miteinander wetteifern.

Presley war von alledem entzückt. Dieses Schmausen, dieser Massenverbrauch von Fleisch, Brot und Wein hatte etwas Homerisches. Schlichtheit und Geradheit, wie sie den Helden des alten Epos eigen war, von Herzen kommender angelsächsischer Frohsinn und harmlose Natürlichkeit drückten der Veranstaltung ihren Stempel auf. Mochte auch manches Herbe, manches Rauhe mit unterlaufen, so fehlte doch jede Spur von Verderbtheit. Diese Leute waren gutmütige, wohlwollende, ja hilfsbereite Menschen, die lieber gaben als empfingen, lieber halfen als sich helfen ließen. Lauter echte Amerikaner, eine herzhafte Rasse, bildeten sie das Rückgrat der Nation. Wo sonst in der Welt fand man solche starke, ehrenfeste Männer, solche an Körper und Geist gesunde, schöne Frauen?

Annixter, Harran und Presley stiegen zu der Hochebene hinauf, um Bahn und Ziele für die Wettläufe abzustecken. Ebendort hatte Presley ganze Nachmittage in süßem Müßiggange zugebracht, seine Lieblingsdichter gelesen, geraucht und geträumt. Diese Höhe gewährte nach Süden und nach Westen hin eine herrliche Aussicht über das ganze Tal. Oben angelangt, machten die drei einen kurzen Halt, um sich an dem Blick in die Ferne zu erfreuen.

Atemlos und nach Annixter rufend eilte der junge Vacca hinter ihnen den Hügel hinan.

»Was gibt's?«

»Herr Osterman sucht Sie, Herr, und Herrn Harran. Vanamee, der Cowboy drüben von Derricks, hat eben einen Brief vom Governor gebracht. Mir scheint, 's ist was Wichtiges.«

»Hallo, was ist denn los?« murmelte Annixter, während er mit den Freunden den Hang hinabeilte.

Sie fanden Osterman, der sein Pferd in rasender Eile sattelte. Nahebei stand Vanamee neben seinem von Schweiß triefenden Tiere. Einige Festgäste wandten neugierig den Kopf nach der Gruppe. Sie schienen zu vermuten, daß es sich um etwas Wichtiges handelte.

»Was gibt's denn nur?« fragte Annixter.

»Der Teufel ist los,« stieß Osterman leise hervor. »Hier, lesen Sie! Vanamee hat's eben gebracht.«

Er reichte Annixter ein beschriebenes Stück Papier und machte sich wieder daran, den Sattelgurt festzuziehen.

»Wir müssen uns beeilen,« rief er. »Sie haben uns überrumpelt.«

Annixter las. Harran und Presley blickten ihm über die Schulter.

»Ah, die sind's also,« sagte er.

Harran biß die Zähne zusammen. »Vorwärts!« rief er.

»Bei Ihnen sind sie schon gewesen, Herr Annixter,« berichtete Vanamee. »Ich bin auf dem Wege hierher an Ihrem Hause vorbeigekommen. Sie haben Delaney als Besitzer eingesetzt und alle Ihre Möbel draußen auf den Weg gestellt.«

Annixter wandte sich um; seine Lippen waren weiß. Presley und Harran waren schon zu ihren Pferden geeilt.

»Vacca,« rief Annixter. »Wo ist Vacca? Den Buckskin satteln, schnell! Osterman, bringen Sie hier auf diesem Fleck so viele von der Liga zusammen, wie Sie kriegen können, verstehen Sie? In 'ner Minute bin ich wieder da. Ich muß Hilma Bescheid sagen.«

Hooven kam herzugelaufen, als Annixter verschwand. Seine kleinen Augen funkelten; das gesattelte Pferd zog er hinter sich her.

»Härn Se, die Kerle sind da, häh? Ich hab schon de Flinte bei mer, sähn Se nur.«

»Sie haben sich auf der Ranch festgesetzt, Kleine,« sagte Annixter, einen Arm um Hilmas Hüfte legend. »Sie sind schon in unserm Hause. Ich muß fort. Bleib bei Derricks und warte dort auf mich.«

Hilma schlang ihre Arme um seinen Hals. »Du gehst?« fragte sie.

»Ich muß. Sorg dich nicht. Es wird sich schon alles machen. Geh zu Derricks und – leb wohl!«

Hilma sagte kein Wort. Sie sah lange in seine Augen und küßte ihn auf den Mund. Inzwischen hatte sich die Nachricht weiterverbreitet. Die Männer und Frauen blickten stumm und bleich einander an oder brachen in Verwünschungen aus. Ein unheimliches dumpfes Gemurmel war an die Stelle der eben noch so lauten Fröhlichkeit getreten. Drückend und schwer lag ein Gefühl der Furcht, der Verwirrung und die Vorahnung nahender Schrecknisse in der Luft. Was würde die nächste Stunde wohl bringen?

Der zu Osterman zurückkehrende Annixter fand eine Anzahl Ligamitglieder bereits um jenen versammelt. Sie waren alle zu Pferde. Hooven war da und Harran, Garnett von der Ruby-Ranch und Gethings von San Pablo, Phelps, der Vormann von Los Muertos, und auch Dabney, der, schweigsam wie immer, zu niemand sprach. Presley ritt eben heran.

»Bleib lieber weg, Pres,« rief Annixter.

»Sind wir fertig?« fragte Gethings, sich im Kreise umblickend.

»Ja, ja, es sind alle da!«

»Alle! Sind das alle?« schrie Annixter. »Wo bleiben denn die sechshundert, die, wenn's so weit käme, wie ein Mann zusammenstehen wollten?«

Sie waren wankend geworden – die andern Ligamitglieder. Jetzt, im entscheidenden Augenblick, kamen ihnen Bedenken. Nein, nein, sie wollten sich nicht hinstellen und auf sich schießen lassen, nur um Derrick Los Muertos zu erhalten. Und sie waren ja auch nicht einmal bewaffnet. Wofür hielten Osterman und Annixter sie denn? Nein, die Bahn hatte sie überrumpelt. Nach all dem großen Gerede hatte Derrick sich überraschen lassen. Das einzige, was man tun konnte, war die Einberufung des geschäftsführenden Ausschusses. Das war das einzige. Unbewaffnet dorthin zu gehen – nein, das war etwas zu viel verlangt.

»Vorwärts, Jungens!« schrie Osterman. »Der Governor erwartet uns bei Hoovens. Wir reiten nach der langen Trestlebrücke und kommen dann auf dem Pfade zu Hoovens Farm.«

Sie brachen auf. Es war ein furchtbarer Ritt. Bei dem Herabjagen von den Hügeln stürzte Presleys Pony zweimal. Annixter auf dem Buckskin und Osterman auf seinem Vollblüter, gute Reiter beide, führten und legten ein wahnsinniges Tempo vor. Die Reiter ließen die Hügel hinter sich. Ueber den Broderson-Bach hinweg und weiter durch den Weizen von Quien Sabe ging die wilde Jagd. Von Sporn und Peitsche angetrieben, leisteten die neun Pferde ihr Aeußerstes. Die durch den Weizen stürmenden Tiere brachten ein Geräusch hervor, wie wenn ein riesiges Stück Leinwand zerrissen würde; Kiesel, Erdklumpen und Weizenkörner, die den Reitern von den Pferdehufen ins Gesicht geschleudert wurden, schmerzten wie Schrotschüsse. Als sie über den Bewässerungsgraben mußten, nahm Ostermans Vollblüter das Hindernis mit einem einzigen Satze. In einem Schauer von Schlamm und Kies rasten die Reiter unter der Trestlebrücke durch; wie Dampfmaschinen keuchten die Pferde, als sie am andern Ufer hinaufkletterten. Dann ging es auf dem schmalen Pfade, einer hinter dem andern, in sausendem Galopp nach Hoovens Pachtfarm weiter. Presleys Pony blieb weit zurück, Hoovens Pferd blutete an den Augen, der Buckskin aber, zäh wie ein Kampfhahn, hatte seinen vollen Atem und ließ jetzt selbst Ostermans englischen Vollblüter hinter sich.

Endlich kam Hoovens ungetünchtes Haus unter der riesigen Lebenseiche in Sicht. Quer über den Unteren Weg donnerten die Ligamänner, Zäune niederreitend, in das Gehöft. Magnus erwartete sie bereits. Die kaum weniger als ihre Pferde erschöpften Reiter saßen ab.

»Nanu, wo sind denn unsre Leute?« fragte Annixter den Governor.

»Broderson ist hier und Cutter. Ich glaubte, Sie würden eine größere Anzahl der Unsern mitbringen.«

»Wir sind nur neun.«

»Und die sechshundert Mitglieder der Liga, die sofort zur Stelle sein wollten, wenn was passierte?!« rief Gethings bitter.

»Hol' der Teufel die Liga!« polterte Annixter. »Kaputt ist sie, beim ersten Anstoß ist sie in die Brüche gegangen.«

»Wir sind überrascht worden, meine Herren,« sagte Magnus. »Wir haben es an Wachsamkeit fehlen lassen. Aber wir sind unser elf. Das genügt.«

»Schön, wie steht die Sache? Ist der Marshal gekommen? Wieviel Mann hat er mit sich?«

»Der Bundesmarshal aus San Francisco,« berichtete Magnus, »ist mit dem Frühzuge in Guadalajara eingetroffen. Wir erfuhren das vor etwa einer Stunde von unsern Freunden in Bonneville. Sie haben mir und Herrn Broderson telefoniert. S. Behrman erwartete den Marshal mit einem Dutzend Deputys. Von Guadalajara begaben sie sich nach Herrn Annixters Wohnhaus auf Quien Sabe. Sie vollziehen das Enteignungsverfahren und setzen die Strohmänner der Bahn als Besitzer ein. Sie sind bewaffnet. S. Behrman begleitet sie.«

»Wo sind sie jetzt?«

»Cutter beobachtet sie von der langen Trestlebrücke aus. Er meldete, daß sie wieder nach Guadalajara zurückgekehrt sind.«

»Schön,« bemerkte Gethings, »von Guadalajara aus können sie nur nach zwei Ranchos hin; entweder auf dem Oberen Wege nach Ostermans Ranch oder auf dem Unteren zu Herrn Derrick.«

»Das nahm ich auch an,« sagte Magnus, »und deshalb wollte ich Sie alle hier haben. Hier, von der Hoovenschen Farm aus, können wir beide Straßen im Auge behalten.«

»Beobachtet jemand den Oberen Weg?«

»Cutter. Er ist auf der langen Trestlebrücke.«

»Härn Se,« ließ sich jetzt Hooven vernehmen, in dem der alte Soldat sich regte, »die Kerle sein verdammt schmart, von smart = schlau. dächt 'ch. Wir müssen ooch 'n Bosten am Undern Weg ausschtällen und där muß 'n Feldstecher vom Miest'r Ennixt'r nähm. Härn Se, sähn Se sich mal 'n Bewässerungsgrab'n ahn, där schneidt doch beede Wege, häh? Das is 'ne feine Verschanzung, you bet! Vom Graben aus nähm mer se unter Feier.«

Der trockene Bewässerungsgraben bot in der Tat eine gute Verteidigungsstellung, die den Zugang zu allen Ranchos von Guadalajara her sperrte, von Annixters Ranch abgesehen, die bereits beschlagnahmt war.

Gethings begab sich zu Cutter nach der Trestlebrücke. Phelps und Harran, der Annixters Feldstecher genommen hatte, bestiegen ihre Pferde und ritten auf dem Unteren Wege ein Stück auf Guadalajara zu, um nach dem Marshal und seinen Leuten auszuschauen.

Die Zurückgebliebenen sahen nach ihren Waffen. Seit längerer Zeit schon trugen die Ligaleute immer den Revolver bei sich. Hooven hatte heute noch sein Gewehr mitgenommen. Presley allein war nicht bewaffnet.

Der Hauptraum des Hoovenschen Hauses, in dem die Ligamänner sich jetzt versammelt hatten, war kahl und ärmlich, aber erträglich rein. Eine alte Standuhr tickte laut auf dem Wandbrett. In einer Ecke stand ein Bett mit einer geflickten verschossenen Steppdecke. Mitten im Zimmer, auf den gescheuerten Dielen, stand breitbeinig ein kieferner Tisch. Um ihn waren die Männer versammelt; zwei oder drei hatten Stühle genommen, Annixter saß seitwärts auf dem Tische, die andern standen.

»Meine Herren, ich glaube,« sagte Magnus, »daß wir über diesen Tag ohne Blutvergießen hinwegkommen können. Ich bin der Ansicht, daß nicht ein einziger Schuß abgefeuert zu werden braucht. Die Bahn wird den Vollzug nicht mit den Waffen erzwingen wollen und einen Kampf zu vermeiden suchen. Wenn der Marshal sieht, daß wir Ernst machen und zum Aeußersten entschlossen sind, so wird er – davon bin ich überzeugt – sich zurückziehen.«

Beifälliges Gemurmel folgte den Worten des Governors.

»Hört mal,« sagte Annixter. »Wenn die Geschichte friedlich geregelt werden kann, dann sage ich, tun wir's, solange wir nicht klein beigeben.«

Die andern sahen sich erstaunt an. War das Annixter, der so sprach – der Heißsporn der Liga, der kampflustige, reizbare Mensch, der einen Streit liebte und suchte? War das Annixter, der als der erste und bis jetzt einzige von ihnen unter dem Gerichtsbeschluß zu leiden hatte, er, dessen Ranch beschlagnahmt, dessen Hausrat auf die Straße geworfen worden war?

»Wenn man sich's recht überlegt,« fuhr er fort, »jemand totzuschießen ist doch 'ne ernste Sache, wenn er einem auch wer weiß was getan hat. Ich schlage vor, wir machen noch einen Versuch, die Sache hinzuhalten. Sehen wir zu, ob wir nicht mit dem Marshal selbst reden können, jedenfalls wollen wir ihn warnen, etwas Weiteres zu unternehmen. Jungens, laßt uns nicht den ersten Schuß abfeuern! Was sagt ihr dazu?«

Sofort und einstimmig pflichtete man ihm bei. Der alte Broderson fügte, unruhig seinen Bart zupfend, hinzu:

»Nein – nein – keine Gewalttätigkeit, das heißt, keine unnötige Gewalttätigkeit. Es wäre mir schrecklich, unschuldiges Blut an den Händen zu haben – das heißt, wenn es auch wirklich unschuldig ist. Ich weiß nicht, dieser S. Behrman – ah, er ist ein – ein – sicher hat der unschuldiges Blut an seinen Händen. Die Sache mit Dyke, schrecklich, schrecklich! Dyke war ja im Unrecht – aber dazu getrieben war er; die Bahn hat ihn dazu getrieben. Ich will recht und billig gegen jedermann handeln – –«

»Auf der Straße von Los Muertos her kommt ein Wagen,« meldete Presley von der Türe aus.

»Recht und billig gegen jedermann,« murmelte stirnrunzelnd und den Kopf hin und her wiegend der alte Broderson. »Ich – ich mag niemand was tun, außer – außer man tut mir was.«

»Fährt der Wagen in der Richtung nach Guadalajara?« fragte Garnett, an die Tür tretend.

»Jawohl – 's ist ein Portugiese, einer von den Gemüsegärtnern.«

»Wir müssen ihn zurückschicken,« erklärte Osterman. »Er darf hier nicht durch. Der Marshal und S. Behrman hören sonst von ihm, wo wir sind.«

»Ich werd' ihn zurückschicken,« sagte Presley. Er ritt auf den Marktwagen zu. Die andern, die vor die Tür getreten waren, sahen ihn das Gefährt anhalten. Der Wagenlenker und Presley hatten eine lebhafte Auseinandersetzung. Man konnte den Portugiesen sich laut gegen die Zwangsmaßregel verwahren hören, schließlich aber drehte er um.

»Kriegsrecht auf Los Muertos, was?« warf Osterman hin. »Achtung!« rief er, sich umwendend, »dort kommt Harran.«

In vollem Galopp sprengte der heran. »Ich hab' sie gesehen,« rief er. »Sie kommen hierher. S. Behrman und Ruggles fahren in 'nem zweispännigen Buggy, die andern sind alle zu Pferde. Christian und Delaney sind auch dabei. Die beiden haben Gewehre. Ich habe Hooven als Beobachtungsposten zurückgelassen.«

»Gethings und Cutter müssen geholt werden,« sagte Annixter, »wir brauchen alle unsre Leute.«

»Ich werd' sie holen,« erbot sich Presley. »Kann ich den Buckskin nehmen? Mein Pony kann kaum noch auf den Beinen stehen.«

Presley jagte davon; unterwegs traf er Gethings und Cutter, die zurückkamen. Auch sie hatten von ihrem hochgelegenen Beobachtungsposten aus den Marshal mit seinen Begleitern gesehen. Presley teilte den zwei Männern den eben gefaßten Beschluß mit.

»Gut,« sagte Gethings. »Aber wenn's schließlich doch zur Schießerei kommt, so ist mindestens einer von uns geliefert. Delaney fehlt nie seinen Mann.«

Als sie zur Farm zurückkamen, hatten die Ligaleute bereits ihre Verteidigungsstellung im Graben eingenommen. Die Plankenbrücke war abgebrochen worden. Magnus, vor dem zwei lange Revolver auf der Grabenböschung lagen, stand in der Mitte, Harran neben ihm; die andern hatten sich, den schußbereiten Revolver in der Hand, zu beiden Seiten, etwa fünf Fuß voneinander, aufgestellt. Dabney, der schweigsame Alte, hatte den Rock ausgezogen.

»Stellen Sie sich zwischen Herrn Osterman und Herrn Broderson auf,« sagte Magnus, als die drei Reiter herankamen. »Und Ihnen, Presley, verbiete ich jede Beteiligung an dieser Angelegenheit.«

»Jawohl, er soll davonbleiben,« rief Annixter von dem äußersten Ende der Linie. »Geh zurück nach dem Hause, Pres, und sieh nach den Pferden. Dich geht die Geschichte hier nichts an. Du kannst aber die Straße hinter uns freihalten. Laß niemand herankommen, niemand, verstehst du?«

Den Buckskin und die Pferde von Cutter und Phelps am Zügel führend, zog sich Presley in der Richtung nach dem Hause zurück. Er band die Tiere unter der großen Lebenseiche an und trat dann wieder vor das Haus, um zu sehen, was vorging. Die Ligaleute standen, bis an die Schultern gedeckt, stumm und wachsam im Graben; ihre Augen waren auf die im Sonnenlicht schimmernde Straße gerichtet, die nach Guadalajara führte.

»Wo ist Hooven?« fragte Cutter.

»Ich weiß nicht,« erwiderte Osterman.

»Er hat doch mit Harran auf den Unteren Weg achtgegeben. O, Harran,« rief er, »kommt denn Hooven nicht?«

»Ich weiß nicht, worauf er wartet,« antwortete Harran. »Er sollte gleich nach mir kommen. Er dachte nämlich, daß der Marshal nur so tut, als ob er hierher käme, und schließlich einen Umgehungsversuch auf dem Oberen Wege macht. Er wollte deshalb noch etwas länger aufpassen. Aber jetzt müßte er hier sein.«

»Vielleicht riskiert er einen Schuß auf eigene Rechnung.«

»O nein, das würde er nicht tun.«

»Sollten sie ihn gefangen haben?«

»Wahrhaftig, das wäre schon möglich.«

Plötzlich wirbelte um die Straßenbiegung vor ihnen eine Staubwolke, aus der ein Pferdekopf sichtbar wurde.

»Hallo, hallo, da ist was.«

»Denkt daran, daß wir nicht zuerst schießen.«

»Vielleicht ist das Hooven. Ich kann nichts erkennen. Ist er's? Es scheint nur ein einzelnes Pferd zu sein.«

»Für ein einzelnes Pferd ist es zu viel Staub.«

Annixter, dem Harran den Feldstecher wiedergegeben hatte, blickte hindurch.

»Die sind's nicht,« sagte er, »Hooven auch nicht, 's ist ein Wagen. Der Fleischerwagen aus Guadalajara,« fügte er nach einem Augenblick hinzu.

Die Spannung ließ nach. Tief aufatmend standen die Männer wieder auf ihren Plätzen.

»Sollen wir ihn weiterfahren lassen, Governor?«

»Die Brücke ist abgebrochen. Vorbei kann er nicht, und zurück dürfen wir ihn nicht lassen. Wir müssen ihn festhalten und ausfragen. Ich wundere mich, daß der Marshal ihn durchgelassen hat.«

Der Wagen kam in schnellem Trab näher.

»Ist noch jemand im Wagen, Herr Annixter?« fragte Magnus. »Sehen Sie genau hin. Es könnte eine Kriegslist sein. Sonderbar genug ist's, daß der Marshal ihn durchgelassen hat.« Von neuem bereiteten sich die Ligaleute zum Kampfe. Osterman legte die Hand an den Revolver.

»Nein,« rief Annixter im nächsten Augenblick, »nein, es sitzt nur einer drin.« Cutter und Phelps kletterten die Böschung hinauf und hielten das Gefährt dicht vor dem Graben an.

»He – was – was denn?« rief der Fleischerbursche. »Ist die Brücke kaputt?«

Der junge Mensch geriet in sichtliche Angst, als er merkte, daß man ihn mit Gewalt am Weiterfahren verhinderte. Die Ungewißheit, was man von ihm wollte, vermehrte seine Furcht. »Nein, nein,« schrie er angstvoll, »ich muß mein Fleisch abliefern. Lassen Sie mich los. Ich hab' doch nichts mit Ihnen zu schaffen!«

Er zerrte an den Zügeln und versuchte umzudrehen; Cutter aber schnitt mit seinem Taschenmesser die Zügel dicht über dem Gebiß durch.

»Du bleibst vorläufig hier, mein Junge. Wir tun dir nichts. Aber du darfst nicht zurück nach der Stadt, bis wir dir's erlauben. Bist du auf dem Wege von der Stadt hierher an jemand vorbeigekommen?«

Von den Fragern gedrängt, antwortete der Bursche endlich, daß er gleich nach dem Bahnübergange auf dem Wege nach Los Muertos einen zweispännigen Buggy und eine Anzahl Reiter überholt hätte.

»Das sind sie,« murmelte Annixter. »Sie kommen sicher auf dem Unteren Wege hierher.«

Das Fleischerfuhrwerk wurde nach der einen Seite der Straße gebracht und das Pferd mit einem der durchschnittenen Zügel an den Zaun gebunden. Den Burschen übergab man Presley, der ihn in Hoovens Barn sperrte.

»Was zum Teufel mag nur aus Bismarck geworden sein?« fragte Osterman.

Der Fleischerbursche hatte auch nichts von Hooven gesehen. Die Zeit verging, und noch immer kam er nicht wieder.

»Was kann er nur angestellt haben?«

»Ich halte jede Wette, sie haben ihn erwischt. Dem verrückten Dutchman sieht's schon ähnlich, daß er sich in seiner Aufregung zu weit vorgewagt hat. Bei Hooven können Sie immer sicher sein, daß er Dummheiten macht.«

Fünf Minuten vergingen, dann zehn, niemand zeigte sich auf der grauweißen, von der Sonne durchglühten Straße.

»Na, der Marshal und S. Behrman scheinen's auch nicht besonders eilig zu haben.«

»Soll ich mal rekognoszieren, Governor?« fragte Harran.

Im selben Augenblick jedoch berührte der neben Annixter stehende Dabney dessen Schulter und zeigte, ohne ein Wort zu sagen, nach der Straße.

Annixter sah nach der angedeuteten Richtung hin und rief sofort: »Dort kommt Hooven.«

Man sah den Deutschen, das Gewehr vor sich über den Sattel gelegt, um die Straßenbiegung galoppieren. Rasch näherte er sich, parierte sein Pferd und sprang vor dem Graben aus dem Sattel.

»Se kommen,« schrie er, vor Aufregung zitternd. »Ich hab de längste Zeit in ä Streichern am Straßenrande uff se gelauert. Am Zaundohre uff d'r andern Seite vom Gleis ham se de längste Zeit geschdobbt und mitenander geredt. Die Brieder ham nischt Gudes vor. Ich hab gesähn, wie der Grischtjahn de Badronen in seine Flinte geschdäckt hat. Ich gloob immer, se kommen zuerscht hierhär. Mich wolln se rausschmeißen aus d'r Farm, mei home wolln se m'r nahm, bei Gott!«

»Kommen Sie 'runter, Hooven, und verhalten Sie sich ruhig. Schießen Sie nicht, ehe – –«

»Da sind sie!« riefen die Ligaleute wie aus einem Munde.

Jetzt gab es keinen Zweifel mehr. Ein mit zwei Pferden bespannter Buggy kam um die Wegebiegung; drei Reiter begleiteten ihn. Hinter ihnen, und halb von einer Staubwolke verhüllt, folgten in kurzen Abständen zwei – drei – fünf, im ganzen sechs andre.

Dazu war es also doch gekommen; S. Behrman mit dem Bundesmarshal und seiner Posse würde gleich zur Stelle sein. Das Ereignis, das sich lange vorbereitet, von dem man aber behauptet hatte, daß es nie eintreten würde, diese letzte Kraftprobe, das letzte Ringen zwischen dem Trust und dem Volke: der erbitterte, dem Gesetz und der Staatsgewalt zum Hohn, mit tödlichen Waffen geführte Entscheidungskampf stand unmittelbar bevor.

Osterman spannte seinen Revolver; das Knacken des Hahnes war bei der tiefen Stille, die eingetreten war, von dem einen Ende der Verteidigungslinie bis zum andern deutlich zu hören.

»Denken Sie an unser Uebereinkommen, meine Herren,« mahnte Magnus. »Herr Osterman, ich muß Sie ersuchen, den Hahn Ihres Revolvers in Ruh' zu setzen.«

Niemand hatte etwas zu erwidern. Stumm und regungslos beobachteten die Ligaleute das Herannahen des Marshals.

Fünf Minuten gingen dahin. Immer näher kam der Zug. Man hörte bereits das Mahlen der Buggyräder und das Knirschen der Pferdehufe in dem Kies und Staub der Landstraße. Schon konnten die Ligaleute die Gesichter ihrer Feinde erkennen. In dem Buggy saß S. Behrman und der die Pferde lenkende Cyrus Ruggles. Ein großer Mann in langem Rock und Schlapphut – zweifellos der Marshal – ritt links, Delaney, der ein Winchester-Repetiergewehr führte, rechts von dem Gefährt. Christian, der Landmakler und Vetter S. Behrmans, war ebenfalls mit einem Repetiergewehr bewaffnet; er hielt sich dicht hinter dem Marshal. Eine geschlossene Gruppe von Reitern, die der von den Buggyrädern aufgewirbelte Staub einhüllte, folgte.

Die Entfernung zwischen den Ligaleuten und der Posse wurde immer geringer.

»Laß sie nicht zu nahe herankommen, Governor,« flüsterte Harran.

Als S. Behrmans Buggy sich dem Graben auf etwa hundert Yards genähert hatte, sprang Magnus hinauf auf die Straße; seinen Revolver ließ er zurück. Er winkte Garnett und Gethings zu sich heran, und die drei Ranchbesitzer, die mit Ausnahme von Broderson die ältesten unter den Anwesenden waren, gingen unbewaffnet dem Marshal entgegen.

»Halten Sie auf der Stelle!« rief Magnus mit lauter Stimme.

Schweigend beobachteten von ihren Plätzen im Graben aus Annixter, Osterman, Dabney, Harran, Hooven, Broderson, Cutter und Phelps, die Hand am Revolver und auf alles gefaßt, mit gespannter Aufmerksamkeit den Feind. Sie sahen, wie Ruggles auf den Anruf des Governors scharf die Zügel anzog. Buggy und Reiter machten Halt. Magnus ging, von Garnett und Gethings gefolgt, auf den Marshal zu und begann mit ihm zu reden. Man konnte im Graben den Laut seiner Stimme hören, ohne jedoch die einzelnen Worte zu verstehen. Der Marshal erwiderte in ruhigem Ton, und die beiden Männer gaben sich die Hand. Delaney kam von der Seite heran und hielt mit seinem Pferde quer vor dem Gespann. Er beugte sich im Sattel vor und hörte der Unterredung zu, mischte sich aber nicht hinein. Hin und wieder redeten S. Behrman und Ruggles von ihrem Sitz im Buggy aus dazwischen; zunächst aber achtete, wie es den Ligaleuten schien, weder Magnus noch der Marshal darauf. Sie sahen jedoch den Marshal wiederholt den Kopf schütteln, und einmal hörten sie ihn ausrufen:

»Ich kenne nur meine Pflicht, Herr Derrick!«

Jetzt wandte sich Gethings um und sagte etwas zu Delaney. Die in barschem Tone erfolgende Entgegnung des Kuhzwickers schien Gethings zu reizen. Er deutete nach dem Graben und zeigte der Posse die verschanzten Ligaleute. Delaney teilte, wie es schien, seinen Gefährten mit, daß die Gegner zur Stelle und zum Widerstande gerüstet wären. Alle blickten jetzt nach dem Graben und sahen dort die kampfbereiten Verteidiger.

Inzwischen hatte auch Ruggles das Wort an Magnus gerichtet, und die beiden waren in einen heftigen Streit geraten. Einmal hörte Harran seinen Vater sogar ausrufen:

»Diese Behauptung ist eine Lüge, und niemand weiß das besser als Sie selbst!«

»Achtung,« brummte Annixter zu Dabney, der ihm zunächst stand, »die Kerls kommen zu weit vor. Sehen Sie nur, wie sie sich vordrängen. Merkt denn Magnus das nicht?«

Die übrigen Mannschaften des Marshals waren von ihren Plätzen hinter dem Buggy vorgeritten und nahmen jetzt die ganze Breite der Straße ein. Einige von ihnen drängten sich um Magnus, Gethings und Garnett, andre redeten, nach dem Graben deutend, eifrig miteinander. Ob es auf ein gegebenes Zeichen geschehen war oder nicht, hätten die Ligaleute nicht sagen können; jedenfalls aber fiel es ihnen auf, daß zwei Reiter ein ganzes Stück vorritten. Außerdem hatte Delaney sein Pferd zwischen Magnus und den Graben gebracht, und zwei andre Reiter folgten seinem Beispiel. Die Posse hatte die Ranchbesitzer völlig umringt, und jetzt redeten alle gleichzeitig.

»Annixter,« rief Harran, »das geht nicht. Das gefällt mir nicht. Die drängen sich immer mehr vor, und eh' wir's uns versehen, nehmen sie den Governor und die beiden andern gefangen.«

»Sie sollten zurückkommen,« entgegnete Annixter. »Man müßte sie darauf aufmerksam machen, daß die Kerls sich so herandrängeln.«

Inzwischen war der Wortstreit zwischen dem Governor und Ruggles immer hitziger geworden. Laut und zornig klangen ihre Stimmen, und hin und wieder ließen die Streitenden sich zu drohenden Gebärden hinreißen.

»Sie sollten wirklich zurückkommen,« rief jetzt auch Osterman. »Passiert was, so dürfen wir nicht schießen, weil wir sie treffen könnten.«

»Nun, das klingt ganz so, als ob sehr bald was passieren könnte.«

Sie konnten Gethings und Delaney einander wütend anschreien hören; ein andrer Deputy tat auch mit.

»Ich hole den Governor,« rief Annixter plötzlich, und schon kletterte er aus dem Graben.

»Nein, nein,« warnte ihn Osterman.

»Bleiben Sie im Graben. Wenn wir hier bleiben, können die uns nicht 'rausjagen.«

Hooven und Harran, die unwillkürlich Annixter gefolgt waren, zögerten bei Ostermans Worten und blieben mit Annixter, den Revolver in der Hand, unentschlossen auf der Straße vor dem Graben stehen.

»Governor,« schrie Harran, »komm zurück! Du kannst nichts ausrichten.«

Der Streit ging aber weiter, und einer der Deputys, der einige Schritte vorgeritten war, rief jetzt:

»Macht, daß ihr fortkommt! Zurück!«

»Zur Hölle mit euch!« schrie Harran. »Ihr seid auf meinem Grund und Boden.«

»O komm wieder zurück. Harran,« mahnte Osterman. »Das hat keinen Zweck.«

»Hört, hört nur,« rief jetzt Harran. »Der Governor ruft uns. Ich gehe.«

Osterman kam wieder aus dem Graben heraus, faßte Harran am Arm und zog ihn zurück.

»Er hat nicht gerufen. Nur den Kopf nicht verlieren, sonst geht die Sache schief! Kommen Sie wieder in den Graben.«

Cutter, Phelps und der alte Dabney aber verstanden den Vorgang falsch; sie sahen Osterman den Graben verlassen und folgten seinem Beispiel. Alle Ligaleute waren jetzt aus dem Graben heraus. Hooven, Osterman, Annixter und Harran standen etwas weiter vorn auf der Straße; Dabney, Cutter und Phelps kamen von hinten heran.

»Zurück mit euch!« rief von neuem der Deputy.

In der Gruppe, die S. Behrmans Buggy umdrängte, zankten sich Gethings und Delaney noch immer, und der Streit zwischen Magnus, Garnett und dem Marshal ging auch noch weiter.

Bis zu diesem Augenblick hatte Christian, der Landmakler, sich nicht hineingemischt, sondern war hinter dem Buggy halten geblieben. Jetzt aber drängte er sich nach vorn. Er hatte nur wenig Platz, um durchzukommen, und so geschah es, daß sein Pferd sich mit der Flanke an einer Radnabe scheuerte. Das Tier prallte zurück und stieß dabei mit solcher Wucht gegen Garnett, daß er hinfiel. Da das quer vor dem Buggy stehende Pferd Delaneys den Ligaleuten teilweise den Ausblick versperrte, so sahen sie den Vorgang nicht so, wie er sich abspielte, und verstanden ihn daher falsch.

Noch hatte Garnett sich nicht wieder erhoben, als Hooven schon seinen Kriegsruf ausstieß: »Hoch der Kaiser! Hoch das Vaterland!«

Gleichzeitig ließ er sich auf sein Knie nieder, legte sein Gewehr an, zielte sorgfältig und feuerte mitten in die um den Buggy versammelten Feinde.

Im selben Augenblick schienen die Gewehre und Revolver von selbst loszugehen. Ligaleute und Deputys schossen gleichzeitig aufeinander. Zuerst rollte das Feuer wie eine Salve, die sich dann in eine schnelle, unregelmäßige Reihenfolge laut krachender Schüsse auflöste.

Einen Augenblick wurde es still; dann folgten in genauen Zwischenzeiten, wie das Ticken einer Uhr, drei Schüsse. Wieder trat Stille ein.

Delaney, der durch den Magen geschossen war, glitt vom Pferde und kroch auf allen vieren von der Straße in den hohen Weizen. Christian fiel rückwärts nach dem Buggy zu. Kopf und Schultern lagen auf dem Rade, das eine Bein war quer über den Sattel ausgestreckt; in dieser Stellung blieb er hängen. Hooven erhielt, als er eben aufstehen wollte, eine Kugel mitten in den Hals und fiel vornüber. »O, sie haben mich geschossen, Jungens,« schrie der alte Broderson; den Kopf zur Seite geneigt und mit schlaff herabhängenden Armen taumelte er in den Graben. Osterman, dem das Blut aus Mund und Nase strömte, wandte sich um und ging zurück. Phelps half ihm über den Graben, und Osterman legte sich, die Arme unter dem Kopf kreuzend, nieder. Harran fiel, wo er stand, rollte auf sein Gesicht und lag, entsetzlich stöhnend, bewegungslos in einer großen sich unter ihm bildenden Blutlache. Stumm, wie immer, empfing der alte Dabney die tödliche Kugel; er fiel auf die Knie, stand auf, fiel wieder und starb, ohne einen Laut von sich zu geben. Annixter war sofort tot; er schlug in seiner ganzen Länge hin und blieb, wie er gefallen war, einen Arm über das Gesicht gelegt, regungslos liegen.


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