Friedrich Wilhelm Nietzsche
Fragmente Juli 1882 bis Herbst 1885, Band 4
Friedrich Wilhelm Nietzsche

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[Herbst 1883]

[Dokument: Heft]

17 [1]

Und wenn du das Leben einst nicht aushalten kannst, mußt du suchen, es lieb zu gewinnen – solches nämlich war immer der Kunstgriff der Weisesten.

Wahrlich ihrer Kunst kühnster Griff war es, gerade dann an einen Gott zu glauben, wenn sie den Teufel sich zu nahe spürten.

Sie lernten die Namen tauschen: und so täuschten sie sich über die Dinge – siehe da die ganze Kunst der Weisesten!

Zum Eigennutz sind die Meisten zu wahnsinnig – ihr Glück macht sie alle wahnsinnig.

Sie opfern Alles für Eins – das ist irgend eine Liebe; dieser Eigensinn und Eigen-Hang hängt über Allen.

Aus ihrer Liebe quillt ihr heißer Wahnsinn – der aber ist ein schlechter Rechner und verachtet die Krämer-Tugenden.

Die Krämer-Tugend aber und des Krämers geldklebrige Finger und kaltes Auge – das ist noch unter der Würde des Thieres.

Alles was bezahlt werden kann ist wenig werth: diese Lehre speie ich den Krämern ins Gesicht.

Es giebt Dinge, ob es schon die Krämer nicht wissen – in deren Nähe Geld wie eine Schamlosigkeit klingt.

Geld geht durch alle Finger: darum lerne mit Handschuhen Geld angreifen.

Gelobt sei die kleine Armut: denn alle Krämer trachten nach großem Reichthum.

17 [2]

17 [3]

Wer sich stets viel geschont hat, der kränkelt zuletzt noch an seiner vielen Schonung.

Er redet rauh – aber nicht aus rauher Seele: jeder Windzug macht ihn heiser reden, diesen Zärtling!

Das beste fruchtbarste Land zuletzt (von den Bösen)

17 [4]

Zarathustra macht sich lustig über die bisherigen Angriffe auf die Bösen und Selbstsüchtigen, Leidenschaftlichen (zu Gunsten der Schwächlinge)

17 [5]

Und oft lehrt man den Verzweifelnden nicht anders Stärke, als indem man ihm von seiner Schwäche redet.

Vielfraße die Einen, die Anderen Schmeckerlinge – verächtlich Beide!

Zeuger und Züchter

17 [6]

17 [7]

O diese engen dumpfen Krämer-Seelen! Wenn das Geld in den Kasten springt, springt der Krämer mit hinein.

Wessen Seele eine Geldkatze und wessen Glück schmutzige Papiere waren – wie möchte dessen Blut je rein werden?

Bis ins zehnte Geschlecht noch fließt es matt und giftig und faulig riechend.

matt und schaumicht

17 [8]

Man hat es verlernt: es giebt keine Tugend für Alle, es giebt höhere und niedere Menschen: gleich Rechte für Alle ist die ausbündigste Ungerechtigkeit.

17 [9]

17 [10]

Und wenn ich nicht leben kann, wie ich Lust habe, so habe ich keine Lust zu leben – so denkt noch der Heiligste.

Will denn ein Trieb befriedigt sein? Will er von sich selber Freiheit und Frieden? Wollte irgend ein Wille jemals Nicht-wollen?

Daß erschaffe, das ist aller Triebe Treiben: und wohl auch daß er eine Weile sich ausschlafe – (um) sich Schaffend auszuwachen!

Aber ihr mißkehrtet des Willens Wesen zum Widerwillen und Wider-Sich-wollen

Ihr mißdeutet<et> des müden Willens Stimme

Ist denn der Schlaf eine Erfindung zum Tode? Und wer schlafen will, wäre ein Sterbens-Müder? Schnaufen und schnarchen kann der Lebendigste.

Schreib- und Schreihälse, heftige Müssiggänger, dampfende Ehrgeizige, Aufdringlinge und Unverschämte.

"Die Alltags-Tugend genügt" – man muß Bescheidenheit lernen auch in der Tugend

17 [11]

Von der Verkleinerung.

Die große Stadt. als ein Scheiterhaufen auf dem verbrannt wird:

1) der tiefe Gedanke usw.

unbehülflich wie ein Leichnam

17 [12]

Hütet euch, ihr Reichsten: eure kleine Wohlthätigkeit macht ungeduldig und empört mehr als aller Geiz: ihr tröpfelt gleich bauchichten Flaschen mit allzuengen Hälsen – oft brach man schon solchen Flaschen die Hälse.

Dieser Nachbar und seine kleine Noth, diese Stadt und sein kleines Glück – das bröckelt dir langsam deine Stärke ab: du verlernst es, großes Wehe zu machen.

17 [13]

Vergnügte Säue oder sterbende Fechter – giebt es denn keine andere Wahl?

Ein lüsternes Auge über eine gallichte Seele

Wenn man das Todte aufgräbt, wird immer viel Lebendiges krank; unter dem Schutte wohnen Krankheiten und schlimme Dünste.

Die Todtengräber graben sich Krankheiten an, – – –

Wir fangen als Nachahmer an und enden damit uns nachzuahmen – dies ist die letzte Kindheit.

Das Mitleiden des Größten ist hart, gleich dem Händedruck des Riesen.

Ich wollte ihnen ein Licht sein, aber ich habe sie blind gemacht; so klagt jede Sonne, sie sticht die Augen aus.

Wie komme ich durch das Stadtthor? sagte Zarathustra – ich verlernte es, Zwerg zu sein.

Das Größte an dem Großen ist das Mütterliche: der Vater ist nur ein Zufall.

Daß sie gebären müssen, heißt ihnen Zukunft; sie verstehen nicht, was ihr Glück wird – sie brüsten sich keiner "Freiheit".

Von meinen Schnee-Gipfeln abwärts finde ich jede Blume, ich bin Allzu-Mensch, ich bin auch noch Fast-Thier.

Meine Raserei noch ist mir gehorsam

und nicht immer kommen die Kindlein zu dem, der sie kommen läßt.

Ihr hustet, aber das ist kein Einwand gegen starke Winde.

Euer Maul brüllt: Essen und Trinken! Euer Bauch brüllt dazu, Viel! Euer lüsternes Auge: gut!

Ach, sagte Zarathustra, ich kann mir die Hölle nicht erlassen – die Unterwelt, wo alles Todte wider mich aufsteht, und auch die Schatten noch reden: Leben ist Folterung.

Eure Krankheiten treten gegen euch auf und verklagen euch ob der Tugenden, deren ihr euch brüstet: und was euch nicht auf den Leib paßt, wie sollte das ein – – –

An euren öffentlichen Meinungen seid ihr kränker noch als an euren öffentlichen Mädchen: und das gerade sind eure heimlichsten Krankheiten.

Es ist eine große Heuchelei unter euch: die welche befehlen, heucheln die Tugenden der Gehorchenden.

Zum Herrschen geboren, aber wo hätte ich einen Lehrer finden sollen des Herrschens? So suche ich zu überreden, wo ich befehlen sollte!

überreden aber ist die Schmeichelei des Höheren gegen den Niederen und des Herrn gegen – – –

Und erst wenn Alles nach unserem Willen geht, geht auch Alles nach unserem Wunsche.

Es windet sich wie vor einer Marter: es redet nicht, es thut sich die Marter an, stumm zu sein.

Oh Zarathustra Fürsprecher des Lebens! Du mußt auch Fürsprecher des Leidens sein!

Die Menschen müssen böser werden. Zarathustra 4 dies ist mir das größte Leid – ich muß sie böser machen!

und wo ich die langen Finger des Krämers sehe, ziehe ich's vor, den Kürzeren zu ziehen.

Die schwarze traurige See liegt vor dir – auch darüber mußt du hinweg!

unter Zwergen zu leben

Eingedrückte Häuser sehe ich – ein Kind nahm sie wohl aus der Schachtel. Ein<ge>drückte Seelen

Im Dunkeln fühlt man die Zeit anders als im Hellen.

verdorben durch viele kleine Erfolge – er hat immer leichtes Spiel gehabt – vertraulich und offenherzig, aber niedrig gleich einer Thür, durch die ein Großer nicht hineingeht.

Die weise Vergeßlichkeit und die Kunst, mit jedem Wind zu segeln – zwei neue Tugenden.

Erst wer nach seinem Ziele fährt, hat Fahrwinde.

Den Zufall überlisten und an der Hand führen lasset den Zufall zu mir kommen, er ist unschuldig wie ein Kindlein.

Die Lehre vom Leben Zarathustra 4 furchtbar-dithyrambisch

Samen des Lebens ausgeworfen von Stern zu Stern.

Schönheit verhüllt den Mann

– glatt und hart zu werden muß man seine heimliche Einsamkeit mit unter das Gedränge bringen.

"es thut weh, also ist es schlecht" – dies ist der älteste und jüngste Schluß und aller gemeinen Dinge Gemeinstes.

Seit ich diesen Ursprung des Schlechten verstand, lache ich über alles Geschwätz um Gut und Schlecht.

Jenseits des Guten und des Schlechten

Ich ehre die Tugend, wenn sie die Vorsicht des Schwangeren ist: aber was geht mich die Tugend der Unfruchtbaren an!

17 [14]

die Schonung unser selber, die weise Vergeßlichkeit, die Seligkeit des Hoffenden, die Milde dessen, der auch noch sein Alleinsein verbirgt, – – –

Die Furcht hat die Menschen zahm gemacht: ihre Schwäche wuchs aus der Furcht vor ihrem Ungeheuer "Selbst- und Herrschsucht".

Was heulst du denn also durch die Nacht, du Ungeheuer? Du windest dich, du quälst dich, was könnte dir Trost bringen?

Einen schlechten Schlaf schläfst du, ein böser Traum kam dir, du stöhnst unter bösen Gedanken.

Ihr meint es gut mit euch und selbst noch mit mir, nun – was soll ich euch mit meinen Schmerzen wehethun!

An euch wäre durch mich viel zu verderben und wenig gut zu machen: laßt mich schweigen!

Ich bin traurig mit dir und mir gram um deinetwillen: ach daß ich <nicht> stark genug bin, dich von bösen Träumen zu erlösen!

Die Augen stehen dir offen, schlafende, halbtodte, traurige Augen: der Mund steht dir offen, ein gurgelnder erstickender Ton

die Furcht vor dir hatte sie gelähmt – die Ehrfurcht läßt ihre Füße wieder gehen

warmer Athem, die Glieder gestreckt

schlaftrunken – ein offenes Auge und doch kein Blick darin, er – sich selber verloren – etwas suchend, verdrießlich

Ich traue dir mehr noch im Sturme

deine unzähligen Rachen und gefletschten Zähne

So liegt mein Schicksal vor mir dem Meere gleich, in dunkler Traurigkeit, verdrossen, vergreist, noch schlaftrunken, mit offenem Munde, träumend.

Ach das Auge offen, und noch kein Blick darin, warm athmend, [– –]

17 [15]

Da ist die schwarze traurige See, gleich meinem Schicksale liegt sie vor mir – ein offenes Auge, aber noch schlafsüchtig und noch kein Blick nach mir darin.

Ach, mit warmem Athem athmet das Meer, gleich meinem Schicksale, es windet sich auf seinem Klippen-Kopfkissen, und stöhnt vor bösen Erwartungen.

Ich bin traurig mit dir, du dunkles Ungeheuer und mir selber noch gram um deinetwillen. Ach, daß ich nicht Stärke genug habe, dich von bösen Träumen zu lösen!

– Was thust du, Zarathustra? Willst du dem Meere Trost singen? Wurdest du schon deiner eignen Zukunft ein mitleidender Zuschauer?

Ach, du bist ein liebreicher Narr und Vertrauens-Überreicher! selbst zu allem Furchtbaren! Zu jedem Ungethüm kommst <du> noch es zu streicheln!

Ein Hauch von warmem Athem, ein wenig weiches Gezottel um die Tatze: und schon quellen Locktöne aus deiner Flöte – sehnsüchtig bist <du> wahrlich nach allem Lebendigen!

Besser, du traust deinem Schicksale, du Vertrauens-seliger, wenn es wie ein Meer aus tausend Mäulern brüllt – besser sein Zähnefletschen gegen dich im Sturme, als solche schwarze nächtliche Verdrossenheit!

Deine Zärtlichkeit zu allem Lebenden ist deine Gefahr, oh Zarathustra! Und wehe dir, wenn du keinen Schaffenden Willen hättest!

Aber Schaffende müssen harte Hämmer werden! Heran zu mir, du furchtbarster Schmied, der den Hammer selber hart schmiedet.

17 [16]

Nun ist Alles wohlgethan! Denn die Krämer tragen Säbel und Schnauzbärte, und selber das Regiment ist bei den Krummbeinigen.

Nun ist Alles wohltgethan!

Die besten Regenten ohne Principien, als Beglückung Vieler – und meine besten Freunde unter ihnen

Es gelüstete ihn nicht nach Verbrechen, sein Geschmack war zu heil und hell zu solchen Gelüsten.

Aber er schonte sich auch nicht und verbrach Verbrechen, nun nämlich gieng er die kürzesten Wege.

Und wenn die gerade Linie gar kein Weg ist, so muß der kürzeste Weg schon die ungerade sein

Ein Schiffbruch erst speit ihn an sein Land der Verheißung

Die größte Gefahr liegt hinter uns – dort hinaus wo die glückseligen Inseln sind

Ich halte nichts von Beten, mehr noch von Fluchen: und jetzt heiße ich euch, alle feigen Teufel fluchen, die winseln und Hände falten und beten wollen.

das Meer ist toll geworden – ein schneeweißes Unget<hüm> ist gerade noch Schnee genug, um sich selber voll und toll zu trinken.

Nun redet ihr mir vom Beten

Ziegen Gänse und andere Kreuzfahrer, geführt vom heiligen Geiste

man wird dich aufschlitzen, man glaubt du habest Gold verschluckt

Ich bin Zarathustra der Gottlose: wer ist gottloser als ich?

das Erzählen um das Feuer am Abend (statt der Lehre)

sich selber die Krone aufs Haupt setzend

mit einer Stimme wie ein Schieferstift.

sie kriechen überall hin gleich den Läusen

das Gelüste liebt das Zwielicht: das Abenteuer giebt den Tag billig.

Wehe, wer wollte ihnen Unterhaltung Schaffen, wenn diese nicht mehr ihr Unterhalt wäre! Sie müssen mit dem wilden Thier Hunger kämpfen, sonst wäre ihre Unterhaltung die von wilden Thieren an – uns.

Es giebt Anstellige und Angestellte, es giebt Selbständige – die müssen sich selber stellen.

Also lobe ich mich selber für mein Theil. Nun kam an euch die Reihe, mich zu loben.

die Siechen und Süchtigen

vergrünt und vergrämt

was um euch wohnt, dessen seid ihr bald angewöhnt: und wo man lange sitzt, da wachsen Sitten.

und immer werde ich bei euch sein wie Oel bei Wasser obenauf, es sei denn, daß man uns arg durcheinander schüttelt.

knechtisch und geknickt

Ihr nennt es Stelzen – aber es sind die starken Füße des Stolzes

Er geht auf und schwillt über alle Ränder: hat sein Schicksal ihn wohl angesäuert?

der Widerspänstige ist sich selber ein schlecht Gespons

"von Ohngefähr" das ist kein guter Adel, ob er schon der älteste ist

Trompeter und andere Schmetterlinge

17 [17]

Bei Allem, was leicht und stark und gut ist

ein "schöpferisches Wehe ist Weisheit" Güte

ein Mittel und Werkzeug, gleich – – –

Nächst jedem Kaufladen sah ich einen Saufladen

da suchen sie Wein

Und wer Wärme nicht bei gebranntem Wein findet, sucht sie bei brennenden Weibern.

Ein Schiffbruch spie ihn ans Land.

17 [18]

In Zarathustra 4 kein " Ich"!

17 [19]

Was lästerst du gegen dich selber?

17 [20]

eine kleine verkrochene Gemeinde, und ihr übel verkleideter Dünkel

Z<arathustra> der Gottlose?

Man verfolgt dich, man hat einen Preis auf deinen Kopf gesetzt

Wohlan, man mag uns gut verfolgen: bisher war immer der Erfolg bei gut Ver<folgten>

17 [21]

Woher kommt uns Zarathustra? Wer sind ihm Vater und Mutter? Schicksal und Lachen sind Zarathustras V<ater> und Mutter: das grause Schicksal und das liebliche Lachen erzeugten sich solchen Sprößling.

Heiterkeit als der heimliche Vorgenuß des Todes.

"ich suche Zarathustra. Zarathustra ist mir verloren gegangen.

17 [22]

der Wille zum Bösen wie er heller und schöner wird

von den Widerspänstigen

Ursprung von Tugend

Kam ich, auf das Laster zu lästern und vor Taschendieben zu warnen?

17 [23]

Der Himmel steht in Flammen und das Meer speit nach mir

17 [24]

gemein und gering genug für die geringsten Vortheile, lesen sie noch den Kehricht ihres Glückes aus. Reich sind sie: aber ihre Augen bleiben Diebes-Augen.

steckt sie in gute Kleider – nun sind es vermummte Lumpensammler und Aasvögel.

Fluch – die Brüderschaft von Haß und Blitzstrahl

Ich gieng den Ursprüngen nach – das entfremdete mich allen Verehrungen: und es wurde fremd um mich und einsam.

Aber endlich heimlich schlug das Verehrende selber wieder aus – und siehe! es erwuchs mir mein Baum der Zukunft –:

Nun sitze ich in seinem Schatten.

17 [25]

gut verfolgt, schlecht erwischt!

faulichtes, lauichtes, schaumichtes Blut

Ihr wolltet den Menschen entwildern, aber ihr habt ihn schwach gemacht

den Wolf machtet ihr zum Hunde und den Menschen selber zu des Menschen bestem Hausthier.

17 [26]

Von den Schreib- und Schreihälsen

17 [27]

die höchste Spannung der Vielheit von Gegensätzen zur Einheit zu bringen – Ziel.

die einzelnen Triebe verketzern und tödten für den, der sie nicht zur schönen Einheit bringen kann – niedrigere Moralen – ihr Werth.

die höchste Dialektik und, ihr ganz gewachsen, die Stärke des Gefühls.

das Furchtbarste: Herrschsucht und Selbstsucht Heiligen

17 [28]

Chor der Narren waren einst Weise "

17 [29]

die stürmische Bewegung – und Ein Ziel und Ruhe auf jeder Stelle der Bahn

Zarathustra fand die Menschen niedrig geworden vor.

der Böse als Zerstörer ehrwürdig – das Zerstören ist nothwendig.

Selbst-Liebe und Selbstverachtung – Synthese.

"Wer ist von uns Versucher?" sagte Zarathustra und lächelte – denn es kam ihm eine Erinnerung.

den großen Mittag mit gelösten Gegensätzen vollstopfen.

Es ist die Zeit der kleinen Leute

17 [30]

Es giebt Schauspieler wider Wissen und Schauspieler wider Willen.

Einige wollen: aber die Meisten werden nur gewollt.

In der linksten Zehe noch mehr Sinn für das Rechte haben als sie in ihrem Kopfe.

So lange die Selbstsucht von Grund aus für böse gilt, werdet ihr ehrlicher Weise nie Etwas Gutes aus ihr ableiten können – und ehrlicher Weise müßt ihr Alles aus ihr ableiten. Daher habe ich das Organisch-Moralische.

17 [31]

Zarathustra 4 zuletzt: Erfüllungen

Zarathustra 1 Vorrede: die Armen (Geringen überflüssigen) als die Reichen, die Weisen froh zeitweilig sich unwissend und thöricht zu fühlen (Narren zu werden – Narrenfest)

Chöre der Armen

der Narren

Zarathustra 3, 1 Vorgefühl, daß Furchtbares geschieht.

3, 2 tiefste Schein-Ruhe des Wanderers

die schmerzlichsten Dinge sammeln

17 [32]

nicht für seinen Glauben, aber für seinen Zweifel verbrannt werden!

Du reitest schnell zum Ziele; aber dein lahmer Fuß wird zu gleicher Zeit mit dir anlangen!

Moral sei, dem Nächsten Gutes zu thun? Aber da müßtest du schon wissen, was ihm gut ist!

17 [33]

Von den Dienern

a) die Reichen

b) die Könige

Priester und Kaufleute herrschen jetzt.

17 [34]

Es giebt eine geheime Einsicht: man hat die großen Verbrechen nicht mehr nöthig – aber viele kleine.

ich will gar nicht " das Glück der Anderen"! – ihr Unbehagen und Verzweifeln unter Umständen viel eher noch!

Was! " Wahrheit" sagen! Ich will mein Gefühl ausdrücken und mich nicht verbergen. Sp<encer> D<ata of> Eth<ics> p. 269.

Egoismus kein Widerspruch mit der heroischen Denkweise!

Großmüthigkeit, wie viel fremde und feindselige Gedankenkreise ihr über euch Gewalt bekommen laßt, ihr Denker!

eingefangen in ihr enges Herz

17 [35]

Tief mißtrauisch gegen das Schicksal, bereit zu plötzlichen Entschlüssen, schlecht regiert

Liebe ich die Menschen? Liebe ich mich? Aber sie gehören zu meinem Vorhaben, gleich mir.

17 [36]

Zarathustra 3 Von der Langen-Weile.

17 [37]

Viel Altruismus habe ich nöthig, um meines ego willen und seine Lust zu haben.

αχρασια(?)!!

17 [38]

Dies ist die Wahl, vor die ich mich gestellt habe: was ich nicht vorher gewollt habe, das muß ich nachher wollen (gut-machen, einfügen – eindämmen – aber zusehen, ob ich's kann!

17 [39]

§ den Armen reich machen Emerson p. 383

§ Seligkeit im größten Umfang der Seele, größte Leiter auf und nieder

gegen den steifen "Weisen" erlösend.

Die Welt – eines Gottes Ausgelassenheit

Sünde als Selbst-Aufhebungs- Genuß.

17 [40]

Ihr überseht, welch Ungeheures jeder organische Vorgang schon ist, welche Einheit von Gegensätzen.

Sich wieder in die Gegensätze stürzen, nach einem trunknen Augenblick der Versöhnung.

die umfänglichste Seele, die sich am weitesten in sich verirren kann

der Weiseste, der sich in das Meer der Thorheit stürzt

der Nothwendigste, der sich in die Zufälle stürzt

der Seiende, der im Werden

der Habende, der will

sich immer wieder annähern und immer wieder fliehen

die Seele, der Alles Spiel ist

17 [41]

§<Zarathustra> 4 Was ist schlecht?

§<Zarathustra> 4 die höchste Seele Schilderung des Übermenschen

Seht ihr nicht, wie Zeit nur ein Übermuth und Raum eine Ausgelassenheit ist? Und welcher Muthwille von Freiheit kann muthwilliger sein als mein rollendes Rad von Grund und Folge?

sie wollen daß ihnen Niemand wehe thue: so kommen sie ihm zuvor und thun ihm wohl – diese Feiglinge!

17 [42]

Epictet als Gegensatz

17 [43]

11245 Reclus.

17 [44]

Der Warner: Zarathustra! Es ist Alles bereit zu Grunde zu gehn. Rede den Deinen zu, sich zu retten und ihre selbstgenugsame Einsamkeit aufzugeben.

Zarathustra: Man versammle mir die Meinen und lasse Herolde rufen, daß sie kommen zum großen Mittage.

17 [45]

Recept zur Genüßlichkeit

Thut, was ihr wollt, aber hütet euch damit anzustoßen,

Thut, was ihr könnt, aber hütet euch, damit aufzufallen.

17 [46]

sie wollen spielen lernen, und haben noch nicht einmal den Ernst gelernt.

Man könnte schon fliegen – aber erst mußt du wissen, wie ein Engel zu tanzen.

In der Tugend keine Sprünge! Aber für jeden einen anderen Weg! Doch nicht zum Höchsten Jeder! Wohl aber kann Jeder eine Brücke und Lehre sein für die Anderen!

17 [47]

Vielleicht ist so über den Sinn und Werth der Kunst und Künstler zu denken, wie ich hier thue, gerade jetzt nicht erlaubt: vielleicht so darüber zu schreiben wie ich schreibe – noch weniger: vielleicht habe ich manches zu büßen.

17 [48]

Ein kleines Licht, aber doch ein großer Trost

das tiefe Mißtrauen (gegen die Natur) nöthig

die Erzeugung starker Menschen.

Thut, was ihr wollt – vorausgesetzt daß ihr solche seid, die wollen könnt und nicht gewollt werden.

Liebt euren Nächsten gleich euch selber, vorausgesetzt daß ihr euch selber liebt

17 [49]

Der jetzige Durchschnittsmensch ist mein größter Feind ich verdanke es Rée daß ich ihn kennen lernte.

Er hatte keinen Ch<arakter>: was hilft's? So mußte er sich einen stehlen.

17 [50]

Nicht an Gott glauben.

Folglich gehen die Dinge nicht, wie Gott will. (Gegen die feige Ergebenheit, die die Menschen schwach gemacht hat: dagegen lehre ich ein tiefes Mißtrauen.)

17 [51]

Zarathustra 3, Er wundert sich: was hat denn die Menschen so klein gemacht?

Gegensatz zu seinen Freunden

die moralischen Worte als Schauspieler-Mittel sich zu vergrößern.

sein Ekel nimmt immer zu

wie selig <bin> ich, daß ich meine Freunde habe und mein Gedanke in ihnen lebt!

vernarren

Das Glück will nicht gesucht, sondern gefunden sein.

Was man hat, soll man nicht noch suchen.

Wer nichts zu thun hat, dem macht ein Nichts zu Schaffen.

Was ich euch thun will, das könntet ihr mir nicht thun! Und was ich nicht will, daß ihr mir thut, warum sollte ich dies euch nicht thun?

17 [52]

§ gegen die Bedenklichkeit der Gerechtigkeit

§ gegen die Milde, als ob man die überflüssigen schonen müßte! "Ach, wie nothwendig ist all das Überflüssige!" sagt ihr mir

§ gegen die Schwäche, hervorgebracht durch Vertrauen. Ich lehre tiefes Mißtrauen.

§ gegen die Ängstlichkeit vor Blutvergießen

kurz: gegen alle Moral als schwächend.

§ gegen die Gemeinden à la Herrenhuter – Christen.

Zu Zarathustra 4. Erst müßt ihr als Zerstörer Kraft gewinnen!

17 [53]

sie werden immer schwächer – seit ich sie nicht sah.

Hohn auf meine seligen Inseln, wohin Einige geflüchtet sind – auf die Dauer gleichgültig!

Zu Zarathustra 4) Es ist höchste Zeit, die Flamme wieder aufzuschüren.

Gott auf zugeben ist jetzt nöthig : die Menschheit würde sonst zu matt.

17 [54]

Trotz in der Selbst-Erniedrigung, soweit gehend, bis er tödtliche Rache am Zeugen verlangt

darum muß Gott sterben!

Auch die Thiere neu: so will ich selber noch einmal, von neuem.

Zarathustra 4. Allgemeine Revolution – das Versinken der Inseln als Vorzeichen.

17 [55]

Zarathustra 3. Der Trost des Heiligen empört Zarathustra, er erkennt, woher die Schwäche.

Wohlan! Noch Ein Mal!

Der Heilige: Du willst das Alles noch einmal? und geht.

Darauf beschwört Zarathustra den schwersten Gedanken.

<Zarathustra> 3. Schwäche deine Gefahr!

<Zarathustra> 3. Eines Teufels Fratze.

<Zarathustra> 3. War die Reise nöthig?

Das Glück läuft mir nach: das kommt davon, daß ich nicht den Weibern nachlaufe – und das Glück ist ein Weib.

17 [56]

Es ist noch zu früh für Zarathustra: bisher war ich noch mein eigener Vorläufer

Um die Mitte der Bahn ensteht der Übermensch.

der Erfolg aller gut verfolgten Dinge

Meine Gräber öffneten sich: mein lebendig begrabener Schmerz stand wieder auf – unter Leichengewändern hatte er sich ausgeschlafen, um sich nun auszuwachen.

nicht durch fremden Schlamm waten

<Zarathustra> 4 Höchster Moment: im Namen alles Seins noch ein Mal!

17 [57]

Der Gedanke, daß die Moral den Gesetzgebern ihren Ursprung verdankt und daß – – –

17 [58]

Hütet euch vor allem halben Wollen: seid entschlossen zur Trägheit und zur That. Und wer Blitz sein will, muß lange Wolke sein.

Das lange Schweigen müßt ihr lernen: und Niemand soll euch in den Grund sehen. Aber nicht weil euer Wasser trübe ist und euer Antlitz verschlossen ist, sondern weil euer Grund zu tief ist.

17 [59]

Und wer um die Tugenden der Starken wirbt, soll auf die Tugenden der Schwachen verzichten: und in eurem Verzicht sei kein Verachten.

Wie willst du tanzen lernen, wenn du nicht einmal gehen lerntest! Und über dem Tanzenden ist noch der Fliegende und seine Seligkeit

Schon fühle ich daß ich träume: so bin ich wohl nahe am Aufwachen?

Man soll nur stehlen, wo man nicht rauben kann: so redet das Gesetz der Ehre unter Schelmen.

17 [60]

Recept

  1. den Willen kräftigen
  2. keine Lüsternheit
  3. schweigen lernen
  4. Einsamkeit lernen
  5. das tiefe Mißtrauen und das tiefe Vertrauen
  6. seinen Feind suchen, seinen Freund aber finden.

17 [61]

Ich will daß du kein Ding thust mit "um" und "weil" und "damit" sondern jedes Ding um des Dinges selber willen und ihm zuliebe.

Der Zweck ist es, der jedes Ding und Thun entheiligt: denn was zum Mittel werden muß, wird entheiligt

17 [62] Pflanze dich ein – als neue Pflicht

Lob des Zufalls, als er seine Freunde sucht

Lehre vom langen Willen an Stelle des Glücks

Die alten Werthe vernichtet

17 [63]

So viel Güte, so viel Schwäche! Es ist noch nicht Zeit, gütig zu sein.

§ Von der Gemeinschaft der Feiglinge

Dein Stein wird mürbe!

dem Willen ein Rückgrat Schaffen

§ Unsere Würde als ein ewiger Typus

§ die Wissenschaft lehrt ihn nichts als ihre Flüchtigkeit und Vergänglichkeit

17 [64]

Selbst in Gefängnisse verflog sich meiner Freiheit Neubegierde.

17 [65]

Fluch darüber, daß die Besten sich zurückzogen, ohne Kinder.

17 [66]

Zarathustra 3 Ein Zögern ist in dir: dies schuf – – –

Bescheiden ein kleines Glück umarmen und dabei schon bescheiden nach einem anderen kleinen Glücke schielen.

Wehe, du wolltest ihn kaufen, aber du botest zu wenig und so hast du seine Tugend stärker gemacht!

17 [67]

Mein Glück stand heiß über mir im Mittage <und> sog durstig an meinem Meere, ich liebe die starken Winde und weiß auch, wohin sie gehen und woher sie brausen. Bald werde ich ein starker Sturm sein

seinen Willen einpflanzen, daß er ein langer Wille werde, und ein hoher Baum mit breiten Asten.

§ ich will nicht, daß die Tugenden der Starken verwechselt werden.

17 [68]

Rede Napoleon's – Verachtung der M<enschen>, er treibt seine Nation ins Höchste und erweckt den Gedanken wieder, daß ein Volk nur leben dürfe, wenn es den Glauben an sein höheres Recht zu finden habe.

hart machen statt mild

lang statt flüchtig

stolz statt bescheiden

Gewissen

Pfeil geritzt –

Redet mir nicht von Ereignissen! Es wird sich euch nie etwas ereignen als ihr euch selber

17 [69]

§ <Zarathustra> 4 die große Verachtung Angesichts der Ewigkeit des Individuums.

Darauf erlösend: seht! ich lehre euch den Übermenschen

§ <Zarathustra> 3 sie haben Alle keinen Glauben an ihr höheres Recht – Völker Weise usw.

Schluß von Zarathustra 3 Herauf abgründlicher Gedanke! Jetzt bin ich dir gewachsen! " Stein-hart-machen. Du bist mein Hammer! –

Seligkeit der urbestimmten Natur – Hymnus.

<Zarathustra> 3 Anfang. Du hast Vieles schon gelassen

Lange Grabrede mit Hohn zuletzt

Ehre den Herrschsüchtigen die ihre Verachtung ausließen an den schwachen Menschen.

17 [70]

Und wer die Menschen bisher am meisten verachtete – war er nicht dadurch immer ihr größter Wohlthäter?

Nehmt das Kind weg – sein Blick tödtet!

17 [71]

In eine schwarze Wolke gewickelt – bringe ich euch die Pest?

die ewige Zufriedenheit warf sich in ihren Gegensatz

17 [72]

die Journalisten als Leichenräuber den Halbtodten und Todten etwas abnehmend

Zarathustra 4 "laß sie zu mir kommen!"

"Du bringst gute Botschaft: der Sumpf bewegt sich"

Wenn nicht der höchste M<ensch> Herr des Volkes ist, werden die Krämer Herr sein.

Sprich früh und abends: ich verachte die Krämer, ich will ihre Finger zerbrechen.

Lieber noch Händel als Händler!

gegen die Lehrer, die keine Vorbilder sind

Schluß

Siehe, das ist die Sel<igkeit> wider Willen

17 [73]

A. Blanqui

l'éternité par les astres

Paris 1872.

17 [74]

die Leiden des Höheren an der Unvollkommenheit der Niederen

<das Leiden> Gottes an der M<ensch>h<eit>

Ihr habt verstanden, bei ihnen den Ehrgeiz zu erdrosseln: unter euch die letzten zu sein – deß gelüstete sie mehr als die ersten

Das Leiden des höheren Menschen ist nicht sein Niederes, sondern daß es noch Höheres giebt

17 [75]

Zarathustra 3. einsam gottlos furchtbar fürchterlich soll Zarathustra dem Einsiedler erscheinen der raubende Löwe der Wahn und Willkür im Heiligsten findet

17 [76]

Feinde sich Schaffen immer geistigere – oder alles wird matt

Bin ich denn gekommen die Menschen glücklich zu machen?

Wer Lust sucht, wird wenig finden – sei es auch für Andere

Die Lust ist ein Weib: sie läuft dem nach, der sie verschmäht.

17 [77]

Zarathustra 3 Anfang. <Zarathustra> ist zufrieden – die Saat steht gut.

Er hat viel vor mit seinen Jüngern: erst müssen sie reifen.

17 [78]

ihr rechnet das Glück aus und vergeßt dabei alle Zukünftigen

Falsche Rechnung in Betreff des Glückes – man muß das Unglück wollen.

das Glück der Gegenwärtigen zum Opfer bringen für die zukünftigen Menschen.

Fragt die Frauen: man gebiert nicht, weil es einem Vergnügen macht.

17 [79]

Es wird Eigenschaften an unserem Intellekte geben, die ihm als einem Intellekte zukommen, und andere, die ihm als einem menschlichen Intellekte zukommen: das ist jetzt die eigentliche Streitigkeit, und man darf da nicht müde thun, sondern trennen zweifeln und zu lernen geben

17 [80]

nicht den Werth der Dinge nach Begleit-Erscheinungen abschätzen z.B. das Gebären nach den Schmerzen! Da wäre es ja schlecht!

"Da ist Etwas, das mir befehlen will. Warum ringen wir mit einander, laßt sehen, wer der Stärkere ist!" so entsteht der Böse.

Ach meine Schwermuth! Und wenn ich es doch noch zum Lächeln bringe – die Engel sollen schmelzen in Thränen, wenn sie dies Lächeln sehen. Nachmittags, wenn alles Licht stille wird.

Nun lebt Keiner mehr, der mich liebt; wie sollte ich noch das Leben lieben!

dieser Gedanke! wenn er mich nur mit seinen Fingerspitzen berührt, so zittere ich und erröthe – und das Herz schlägt mir bis zur Kehle hinauf.

ich weiß es nun und bin glücklich und müde darin geworden – nun "sei's genug!" – So ihr – ich aber will thun, was ich euch denken hieß

Künstler

ihr Herz war höflich auch gegen arge Zufälle – sie nahmen es als eine Weisheit für Igel, gegen das Schicksal stachlicht zu sein.

Hier ist Etwas, das befiehlt – und nicht einmal eine lebendige Seele mit Augen und Augen-Blitzen, sondern – – –

Wenn die Stunden leichten Fußes über uns hinweg laufen, des Nachmittags, da wo auch alles Licht stiller wird –

Das Meer liegt lang da und hingestreckt: und ohne Scham in blauer Nacktheit?

Und wenn mir die Leiter fehlt, so steige ich auf meinen eignen Kopf

Zarathustra, sagte der Steuermann, das gefällt mir nicht!

Die Losreißung an meiner Trennung von W<agner> zu schildern.

Es ward mir so still – dies erst ist Stille: <wenn> Niemand an mich denkt und alle von mir sprechen.

Er ist unerschütterlich: und wenn er klagt, so ist es mehr eine Nachsicht gegen euch und ein Mantel, den er um seine Härte schlägt.

Ach, mein Joch ist schwer! das Joch der höchsten Sucht.

Ich suchte immer nur mein Heim, das ist meine schwerste Heimsuchung.

17 [81]

Es ist fehlerhaft, im Altruismus eine Verfeinerung des Egoismus zu sehen. Dies hieße es zu hoch stellen.

Die Triebe, deren Wirken am stärksten selbstsüchtig genannt wird, sind es am wenigsten, z. B. die Begierden des Essens Geschlechtes und Reichthums. Hier ist an Ein Selbst noch nicht gedacht, sondern nur an die Erhaltung eines Exemplars "Mensch".

Die Beschränkung dieser Begierden (oder eine Erschwerung ihrer Befriedigung!) ist eine Folge der Sucht nach Selbst, des Gefühls von Selbst.

die gemeinen Triebe wollen zuerst und allein befriedigt sein auf Kosten der anderen.

17 [82]

– wie die Töne der Glocke auf weichen Schuhen laufen –

Und wenn der Frost unsere Seelen knacken und knirschen macht, so frohlocken wir: und wir loben das Land nicht, wo Butter und Honig – fließt.

In einem Leib von Eis geborgen ein kostbarer Tropfen süßen scharfen Weins – das ist mir das Glück – ja wenn es Götter gäbe, sie wären mir auf diesen Tropfen neidisch!

Und wenn Einer sich gar in unsere Sonne legen will, so lachen wir voller Zweifel und fragen uns: sind wir gemacht, glücklich zu machen!

Glück ist uns die große Ausnahme und Verwunderung: wir fürchten uns vor ihm und uns in ihm, wir stoßen es zärtlich vor uns her, gleich einem mißtrauischen Liebenden.

17 [83]

listig gleich Thüren die heimlich aufgehen, daß ein diebischer Wind hindurch husche

17 [84]

Seht doch diesen reinen Himmel an! Hat er nicht alle Sterne in sich hinein geschluckt und aufgetrunken – und doch hat er seine Unschuld wieder gefunden.

Mein Glück stieg einst zu Thale, daß es sich eine Unterkunft suchte, mein süßes brennendes Eigen-Glück, da fand ich diese reinen Seelen aufgethan, gleich gastfreundlichen Thoren.

Wehe, da rührt er sich und wurmt mich, mein alberner Wurm und Abgrund von Gedanken!

17 [85]

Zarathustra, sagte der E<insiedler>, ich hielt dich bisher für einen Weisen, aber was mich über Alles an dir verwundert, ich sehe nun, daß du auch klug bist. Das Schlimmste liegt hinter uns – du aber bist entkommen.

und sah ihn mit einem schielenden Auge an.

tölpelhafte Tugenden

17 [86]

Wenn ich mich erst dessen überwunden habe, wer wird mich denn noch überwinden? Also wird dieser Sieg meiner Vollendung Siegel sein!

wie könnte ich‘s wagen dich aufzurufen und anzuschauen!

17 [87]

Dann erst wenn Zarathustra seines größten Schmerzes Meister wurde, wird er um Sieg mit seinem größten Drachen kämpfen.

Flüchtlinge und Schiffbrüchige waren es, die neue Länder entdeckten: Halbzerstörte waren von je die Eroberer.

Zarathustra, wenn wir deinethalben nicht zu Grunde gehen, so werden wir deinethalben davonkommen. Aber so schlimme Dinge sah ich noch nie, das Schlimmste aber liegt hinter uns.

Der Steuermann aber der Zarathustra zuletzt hatte reden hören entblößte sein Haupt und sagte ehrerbietig – – –

17 [88]

La gaya scienza ist durchaus nöthig für einen, der so denkt wie ich und solches will.

17 [89]

Ehre und Vollendung dir oh Zarathustra!

 


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