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»Lieber Mond,« die Spieluhr sprach energisch, »du bist heute sehr voreilig, was wohl daher kommt, daß du bald untergehen wirst, aber ich möchte doch bemerken, daß ich dabei gewesen bin, als der General und Marguerite sich verheirateten. Er nannte sich zwar nicht mehr General, er hieß Herr Dubois und war ein ganz einfacher Bürger geworden, der sich sogar Mühe gab, immer Deutsch zu sprechen, das er aber niemals ordentlich beherrschte. Es machte nichts, jeder merkte, daß er gern wollte, sein Wollen aber nicht mit seinem Können zusammen ging. So war es auch mit seiner Korrespondentenstellung im Geschäft. Er tat sein Möglichstes, konnte aber nur sehr wenig verdienen, und wenn Frau Marguerite nicht gewesen wäre, dann hätte das Ehepaar Mangel leiden müssen. Aber Marguerite behielt ihre Schule, ihre Handarbeit, ihre Kochkünste, und so hat das Paar sehr friedlich miteinander gelebt. Und wenn die Schäferin berichtet, daß Marguerite einmal über den General lachte, weil er ehedem Barbier war, so hatte sie dies lange vergessen. Denn die echte Liebe fragt nicht nach diesen Kleinigkeiten. Jeden Abend nach der Arbeit wurde ich auf den Tisch gestellt und wußte meine Weisen vorspielen. Es waren lauter Militärmärsche, und die Augen des ehemaligen Generals leuchteten, wenn er sie hörte. Vielleicht waren diese Abendstunden seine besten; am Tage ging er ungern durch die Straßen. Einstmals, als General mit dem Federbusch und einem rasselnden Säbel war es sich leichter gewandert; jetzt hatte er seinen Stelzfuß und ging mühsam und unerkannt am Stock. Wenn nicht Marguerite ihm alles erleichtert hätte, was ihn sonst bedrückte, vielleicht hätte er noch einmal zum Wanderstab gegriffen. Sie aber ließ ihn die schweren Enttäuschungen vergessen, die das Leben ihm gebracht hatte, und wenn er bei ihr saß, von seinen Erlebnissen berichtete und von seinem Kaiser, dann wurde er wieder froh, schlug auf den Tisch und summte meine Melodien mit. Dann kam die Nachricht, daß sein Kaiser auf der fernen Insel gestorben war, und da brach auch er zusammen. Er mußte seine Stellung aufgeben, weil er nicht mehr arbeiten konnte und mußte sich von seiner Frau pflegen lassen. Damals hat er oft gesagt: Selig sind die Barmherzigen, denn sie werden Barmherzigkeit erlangen. Und mit den Barmherzigen meinte er seine Frau, die ihn nimmermüde pflegte, bis er seine Augen für immer schloß. Und gerade vorher hatte er noch auf mein Spielen gelauscht und leise mitgesungen.«

Die Spieldose schwieg, und der Mond legte seinen weißen Schleier um sie.

»Danach hast du lange geschwiegen, liebe Spieldose!« sagte er. »Frau Marguerite hütete dich wie ihren Augapfel, aber von deinen Märschen wollte sie nichts mehr wissen. Du hast noch eine Weile in ihrem Glasschrank gestanden, und dann hast du weiter reisen müssen. Frau Berthe Dernburg hat dich mitgenommen, damals als sie ihre schwerkranke Kusine besuchte und sie nachher bestatten half. Beide einst so jungen frischen Mädchen waren alte Frauen geworden, und wenn sie auch noch zuweilen von ihrer Jugend sprachen, so lag sie doch weit hinter ihnen. Wie etwas Goldiges, Fernes, das einst war und niemals so wiederkehrt. Und wenn auch beide eigentlich keine goldige Jugend hatten, so kam es ihnen in der Erinnerung doch so vor, und ehe Marguerite ans Sterben ging, sang sie noch mit halber Stimme ein französisches Wiegenlied, an das sie wohl niemals in Deutschland gedacht hatte, oder denken wollte. Eins aber war ganz wunderlich; an René Renneton dachte sie niemals mehr, auch dann nicht, als sie allein war und wohl manche Stunde hatte, in der sie ihren Gedanken nachgehen konnte. Er war für sie ausgelöscht, wie man einen Fleck im Kleide auslöscht und nachher nichts mehr von ihm weiß. Es war eine große Klage um sie bei ihren vielen Freunden. Sie ist lange nicht vergessen worden, so lange nicht, wie noch jemand lebte, der sie gekannt hatte. Und sie war doch weiter nichts als eine einfache Frau; aber gerade die einfachen Frauen sind es, die diese törichte Welt zusammenhalten. Durch Fleiß, Verstand und milde Taten.«

»Ich möchte doch wissen, was aus Herrn von Renneton geworden ist!« sagte die Schäferin, als der Mond schwieg.

Über dessen Gesicht zog eine Wolke.

»Nichts Besonderes, kleine Schäferin! Er ist damals nicht bestraft worden, weil sich Marguerite für ihn verwandte, deswegen ist es ihm aber doch nicht gut gegangen. Ich habe ihn noch lange in Frankreich herumlaufen sehen, immer unzufrieden, immer in Geldverlegenheit, von niemand geachtet, von keinem geliebt. Nicht einmal von seiner Frau, noch von seinem Sohne; sie waren froh, als der Alte eines Tages beim Kartenspiel Streit bekam und von seinem Gegner kurzerhand erschossen wurde. Dann wurde er nach zwei Tagen vergessen, und daß ich von ihm rede, ist ebenfalls Zeitverschwendung. Wir wollen lieber noch einmal von der Spieldose sprechen, die doch noch einiges erlebte, nicht wahr, mein Döschen?«

Das Döschen klingelte lustig.

»Was ich erlebt, ist schnell erzählt. Zuerst steckte Frau Berthes ältester Enkel seinen Finger in mein Werk und machte mich kaputt. Keinen Ton konnte ich mehr von mir geben, so sehr man mich auch schüttelte und mich mißhandelte. Ich hatte auch keine Lust dazu, was wollte man mich so behandeln? Lieber stellte ich mich wieder in den Glasschrank und unterhielt mich mit den verschiedenen Dosen, Figürchen, Tassen und anderen Sachen, die man unter Glas zu stellen pflegt. Sie berichteten mir allerhand Dinge, und ich weiß nicht, wo die Zeit geblieben ist. Bis eine Hand mich eines Tages anfaßte, meinen Deckel öffnete, und ein paar Augen mich scharf betrachteten.

›Sollte das kleine Ding nicht wieder zu reparieren sein?‹›

›Was willst du mit der Dose, Edna?‹ fragte eine andere Stimme, und die, die den Namen Edna führte, untersuchte mich von neuem. Sie hatte große braune Augen, und trug eine Mütze, und ein Kleid, das mit einem roten Kreuz geschmückt war.

›Was ich mit ihr will? Sie soll mir meine Verwundeten aufheitern. Es ist so still im Krankensaal; alle haben sie Schmerzen, und einige stöhnen. Wenn dann ein kleiner lustiger Ton kommt, eine Melodie, etwas, das nach Leben klingt, nach der Zeit, da man wieder gesund ist und nicht mehr Schmerzen empfindet – das wünsche ich mir immer! Wir haben nicht immer Regimentsmusik zur Verfügung, die kommt einmal im Jahr; aber so ein kleines, fröhliches Tönchen, das möchte ich über alle Maßen gern haben!‹

›Dein Großvater soll die kleine Dose entzwei gemacht haben!‹ sagte die andere Stimme wieder, und Edna sah lachend auf ein großes Ölbild, das einen gravitätischen Mann mit einem Orden darstellte.

›Kann man sich denken, daß dieser ernsthafte Großvater einmal ein kleiner, vorwitziger Junge war? Wir müssen es ihm schon verzeihen, und täten wir es nicht, dann wäre es ihm auch einerlei, da er lange gestorben ist. – Diese kleine Dose nehme ich mir aber mit!‹ –

Da bin ich also auf die Reise gegangen; plötzlich haben geschickte Finger an mir gearbeitet, jemand nannte mich ein sehr wertvolles kleines Stück, und dann habe ich bei dieser Gelegenheit auch erfahren, was denn eigentlich los war. Es war wieder einmal Krieg, gerade wie vor hundert Jahren, und wieder wollten die Franzosen in Deutschland umherspektakeln; diesmal hatten sie die Engländer, Russen und Italiener auf ihrer Seite, und Deutschland sollte vernichtet werden. Ich hörte es in der Werkstatt, wo ich wieder heil gemacht wurde, und dann auch im Lazarett, wo ich in Dienst stand. Das war ein Lazarett auf Rädern, und wir rollten durch die halbe Welt. Schwester Edna war sehr vergnügt, denn ich war wieder gesund und spielte meine Märsche den verwundeten Soldaten vor. Alle die alten guten Melodien, mit denen ehemals die Soldaten in den Krieg gegangen waren; nun hörten es die, die aus dem Krieg kamen. Ich habe mir Mühe gegeben; wenn der Zug ganz leise fuhr und es fast dunkel war, dann begann ich meine Arbeit, und mancher Verwundete, der gar nicht hatte schlafen können, fand den Schlummer, wenn er mir zuhörte. So habe ich jede Nacht gespielt, dazwischen bin ich aber still gewesen, habe die Menschen reden lassen und ihnen zugehört. Da lernte ich viel. Schützengraben, Unterstand, dicke Berta, langer Max – zuerst konnte ich aus allem nicht klug werden. Zu lange hatte ich im Glasschrank in der Dunkelheit gestanden, und kam mir vor, wie ein junges Mädchen von Anno dazumal, das niemals wissen durfte, wie es in der Wirklichkeit war. Davon berichteten die kostbaren Tassen im Glasschranke, die ebenfalls zu nichts gebraucht wurden, als hübsch zu sein. Die Tassen konnten es vertragen, sie veränderten sich nicht; aber aus den jungen, tatenlosen Mädchen wurden alte unzufriedene. Manche leblosen Dinge gewinnen an Wert, je älter sie werden, bei den Menschen geht es anders her – wenn sie in der Jugend nicht gearbeitet haben, dann kommt ein freudloses Alter. Davon ist mir viel erzählt worden. Aber im Lazarett war nicht vom Alter, sondern von der Arbeit gesprochen; von der linden, aufopfernden Arbeit, wie auch Schwester Edna sie ausübte. Wie vielen hat sie geholfen, wie manchen in seiner letzten Stunde getröstet, über wie viele, die besser wurden, sich gefreut! Ach, es war eine gute Zeit, mit ihr zusammen zu sein und den Verwundeten meine Märsche vorzuspielen. Und dann auf den Bahnhöfen; da standen andere Frauen und Mädchen und labten die Verwundeten, die Durchreisenden, die Ankommenden! Es mochte ganz spät in der Nacht, oder ganz früh am Morgen sein – immer sah man Frauen, die ihren Schlaf opferten um zu helfen, zu erquicken und freundliche Worte zu sagen! Wahrlich, es ist gut, einmal wieder einen Blick in die Welt von heute zu tun! – Sie ist sehr unruhig, auch für mich, und ich kann natürlich nicht begreifen, weshalb die Menschen sich nicht vertragen, da sie doch zum großen Teil Christen sein wollen. Aber von diesen Dingen verstehe ich wohl nichts; ich muß ja noch weiter wandern, und daß ich hier stehe, ist nur eine Etappe, wie man jetzt sagt.«

»Wie bist du denn aus dem Lazarettzug hierher gekommen?« fragte der Mond.

Die Spieldose klimperte zornig. »Das ist eine Unbegreiflichkeit. Schwester Edna hat einmal nicht auf mich geachtet; da hat mich jemand eilig genommen und in seine Tasche gesteckt. Das war irgendwo in Belgien, und der Kerl, der mich stahl, war ein belgischer Arbeiter. Er hat mich dann einen Tag in seiner Tasche getragen und mich einem Soldaten verkauft. Plötzlich war ich bei Französisch sprechenden Menschen und mußte denen etwas vorspielen, und dann war ich mit einem Male im Schützengraben, und, die mich aufzogen und mich spielen liehen, waren Franzosen! Ich war sehr verstimmt, denn ich bin viel zu lange in Deutschland gewesen, um nicht die Welschen abscheulich zu finden, aber der junge Offizier, der mich von einem Soldaten kaufte, war nicht so übel. Er ließ mich ewig spielen und betrachtete mich von innen und außen, gerade, als fände er irgendeine Bekanntschaft heraus, von der ich aber nichts wußte. Das Leben im Schützengraben war im allgemeinen nicht angenehm: viel Granaten und andere Schießdinger von den Deutschen, und endlich ein Sturm. Mein kleiner Leutnant hatte mich in seine Bluse gesteckt, damit ich ihm nicht verloren ginge. Dicht neben mir ging ihm die Kugel in die Brust, und dann lagen wir beide ganz still auf der Erde, und ich dachte darüber nach, was wohl aus uns würde. Bis ich wieder das Tageslicht erblickte und ein deutscher Soldat mich betrachtete.

›Diese Musikdose wollen wir doch nicht mit dem Franzosen in die Erde legen; von der können noch Lebende Spatz haben!‹

Nun stand ich in einem Soldatenheim hinter der Front und mußte wieder spielen, und den Männern Freude bereiten, die wochenlang im Schützengraben gelegen hatten und nun einmal Atem holen durften.

Da saßen sie um die Tische, lasen, spielten Schach oder Karten, und inzwischen horchten sie auf meine Melodien. Dann aber merkte ich meine Jahre! Es war wohl schön, den Vaterlandsverteidigern Freude zu machen, aber allmählich wurde ich heiser und einige Stifte auf der Walze begannen schadhaft zu werden und zu krächzen, wie die jungen Raben. Es ist so weit gekommen, daß sie mich ausgelacht haben, ohne daran zu denken, wie lange ich schon lebte und wieviel ich geleistet hatte. So sind die Menschen – sie lieben uns leblose Gegenstände nur, solange wir ihnen nützlich sind – wenn unsere Kräfte versagen, dann verachten sie uns und erklären uns für altes Gerümpel! Nur ein junger Feldgrauer hat Mitleid mit mir gehabt, mich betrachtet und mich dann mitgenommen.

›Vielleicht kann das arme Ding noch wieder in Ordnung gebracht werden!‹ meinte er.

Er hatte gerade Urlaub, nahm mich mit in die Heimat und setzte mich in das Zimmer seiner Schwester. Sie hat versprochen, sich meiner anzunehmen, wenn sie Zeit hat. Wer aber hat Zeit in diesen Tagen? Ganz gewiß nicht ein Mädchen von siebzehn Jahren, das den Kopf voll hat von Lernen jeder Art! Heutzutage ist es nicht genug, daß ein junges Mädchen ein wenig Handarbeit macht, ein wenig kocht, ein wenig sich um allerlei Dinge bekümmert, die nur ein Viertel Lebenskraft in Anspruch nehmen. Sie will jetzt wirklich etwas leisten, will ihre eigene Person vergessen, um anderen zu helfen. Es ist noch nicht sehr lange her, da wollten viele junge Mädchen sich nur belustigen, wollten reisen, Tennis spielen, Blusen sticken, und wenn sie ans Kochen dachten, dachten sie nur an feine Gerichte. Jetzt wissen sie, daß es nicht die Zeit der feinen Gerichte, des Tennisspiels, der Blusenstickerei ist! – Es fegt ein eiserner Besen durchs Land. Er ist nicht lind, und viele weinen, wo er kehrte, und behalten die Striemen ihr Leben lang –, aber manchen hat er den Weg gewiesen, den sie gehen müssen. Er ist steinigt und rauh, aber er gewährt Befriedigung. Kein Mädchen will mehr ein nutzloser Ziergegenstand sein, sondern will arbeiten, wie ihre Brüder arbeiten fürs Vaterland!«

Die kleine Dose sprach heiser und schwieg plötzlich, während in ihrem Inneren etwas rasselte. Da rührten sich alle, die ihr zuhörten, und ein leises Raunen ging durch das Gemach. Sie flüsterten miteinander und sprachen über die ernsthafte Zeit, an die sie nicht dachten, als sie selbst noch jung waren und es noch Fröhlichkeit gab und sorgloses Genießen. Würde diese Zeit jemals wiederkehren? Sie fragten es sich, und der Mond warf noch einmal sein weißes Licht über alle.

»Die Zukunft ist verborgen,« sagte er. »Niemand kann sie ergründen. Ich sehe nur in die Vergangenheit und weiß vieles, daß euch verborgen bleibt. Ich weiß, daß der Franzose, bei dem die Spieldose gefunden wurde, Dubois hieß, und das er immer von einem Uroheim sprach, der ehedem General unter dem ersten Napoleon war. Ich weiß auch, liebe Laute, daß Nachkommen der kleinen Marquise gegen Urenkel von Berthe im Felde stehen, und daß bei einem deutschen, berühmten General ein Bild von Riekchen hängt, das ihr Nachkomme mit Stolz als das seiner Ältermutter zeigt. Er steht jetzt im Westen; vielleicht gegen die Enkel des Grafen Louis und gegen andere, deren Vorfahren Schutz und Hilfe in Deutschland fanden. Sie haben's vergessen, die trotzigen Kinder der heutigen Zeit; aber ich habe es nicht vergessen, und es wird vielleicht die Stunde schlagen, wo ich leise mit ihnen reden kann. Denn einmal wird doch der Tag kommen, an dem auch leise Stimmen gehört werden. Heute hört man nur Geschrei und Gebrüll; aber auch das wird vorübergehen! Ich weiß es, weil auf der Erde alles dem Wechsel Untertan ist. Am meisten die Menschen. Denn meine große Mutter, die Sonne und ich sind dieselben geblieben, solange die Erde besteht; was aber haben wir schon alles werden und vergehen sehen!«

Der Mond schwieg einen Augenblick und blickte auf die Schatten, die in seinem Lichte auf und nieder schwebten.

»Ich weiß, wer ihr seid! Ihr seid die Schatten von denen, die einst die Laute spielten, die am Schreibtisch saßen oder der Spieldose lauschten. Geht nur wieder schlafen: für diese neue Welt, die hernach kommen wird, seid ihr doch nicht geschaffen! Laßt die kleine Dorothee in Ruhe, die jetzt hier herrscht. Sie ist anders als ihr waret, und sie wird anders bleiben. Sie wird nicht Genüge finden an alten Mahagonimöbeln, an der Laute, an einer Schäferin; ihre Gedanken streben hinaus. Wohl wird sie Freude haben an Geigenklang und harmlosem Vergnügen, aber ihre Seele wird nicht davon ausgefüllt werden. Dazu ist die Welt zu ernsthaft geworden, zu voll von Trauer und Tränen. Sie wird helfen, Tränen zu trocknen und Verirrte auf den rechten Weg zu weisen; sie wird für andere arbeiten, weil allein in der Arbeit ein Geheimnis liegt, nämlich das Geheimnis der ewigen Jugend. Nur die Untätigen, Unbefriedigten altern; die Strebenden, Arbeitenden bleiben ewig jung! Ihr aber wurdet alt – deshalb mußtet ihr vergehen und anderen Platz machen!«

Es kam eine zarte Wolke und glitt über den Mond. Da wurde es dunkel, und nur die Laute seufzte ganz leise. Von draußen antwortete die Nachtigall und im Osten ward der Himmel hell, die Morgendämmerung wob sich ein rosiges Gewand. Leise glitten die Geister in die Morgenröte.


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