Adam Müller-Guttenbrunn
Die schöne Lotti und andere Damen
Adam Müller-Guttenbrunn

 << zurück weiter >> 

Anzeige. Gutenberg Edition 16. Alle Werke aus dem Projekt Gutenberg-DE. Mit zusätzlichen E-Books. Eine einmalige Bibliothek. +++ Information und Bestellung in unserem Shop +++

Das Maschinfräulein

In meinem Schreibtisch liegt ein kleiner Revolver. Er ist in Papier eingeschlagen und darauf steht geschrieben: »Eigentum des Fräuleins Minna Kober.« Aber ich gebe ihn nicht her, obwohl ich gar kein Recht dazu habe, ihn zu behalten; ich lasse ihn nicht aus meiner Verwahrung, obgleich ich weder der Vater noch der Vormund des Fräuleins Kober bin.

Eine so niedliche, zarte Waffe. Als ob sie in ein Puppenzimmer gehören würde. In der kleinsten Faust kann sie verschwinden. Aber ihre Schlagkraft ist nicht gering und das Kaliber wird doch wohl fünf Millimeter sein.

Blitzblank und funkelnd lag die kleine Mordwaffe eines Tages vor mir, und ein schreckensbleicher Mensch hatte sie mir gebracht. Es war mein Buchhalter, der alte Pollak.

»Da . . . da . . . .« sprach er mit schwerer Zunge, »ich habe ihr ihn abgenommen.«

»Was denn? Wem haben Sie ihn abgenommen?«

»Ja, Herr Franke, haben Sie denn nichts gehört?« rief er aus.

»Gar nichts. Was ist denn los?«

Und er erzählte mir hastig, bald stockend, bald übersprudelnd, daß das Fräulein Minna, unser »Maschinfräulein«, sich soeben angeschossen habe. Bei der Schreibmaschine sitzend, habe sie plötzlich einen Revolverschuß gegen ihre Schläfen abgegeben und sei vom Stuhl gestürzt.

»Ist sie tot?«

»Nein . . . Sie hat nur eine Wunde an der Stirn. Die Kugel hat sie bloß gestreift. Aber das Mädel lamentiert fürchterlich.«

Ich war schon nach seinen ersten Worten von meinem Sitz aufgesprungen. Die kleine Waffe, deren Lauf sich noch warm anfühlte, kam mir ganz lächerlich vor, aber ich eilte jetzt doch auf den Schauplatz der Tat.

Durch drei Bureauzimmer war ich von dem Kabinett getrennt, in dem unser »Maschinfräulein« saß und den ganzen Tag die Geschäftskorrespondenz abtippte. Ich hatte wohl so etwas wie ein dumpfes Geräusch gehört und ins Schloß fallende Türen, war aber so in die Lektüre eines neuen Verlagswerkes vertieft, daß mich der Lärm nicht störte.

Das Fräulein Minna saß totenbleich auf dem Fußboden. Sie war umringt von den bestürzten Kontoristen, und zu ihnen hatte sich jetzt auch die Tochter der Hausbesorgerin gesellt, die mit einem Waschbecken in den Händen neben der Verwundeten kniete und ihr die Stirne wusch.

Als ich eintrat, wichen die jungen Herren zurück und machten mir Platz. Ich beugte mich nieder und griff nach der Rechten der Unglücklichen. Kalt und welk lag ihre Hand in der meinen. Und leise sprach sie: »Verzeihen Sie mir.«

Ich hatte mich rasch überzeugt, daß der Streifschuß wirklich nur eine Hautabschürfung auf ihrer Stirne zurückgelassen. Im ersten Augenblick hielt sich das Mädchen wohl selbst für tödlich getroffen. Ihr Fall vom Stuhl auf den Fußboden mußte die Folge einer Autosuggestion gewesen sein, anders war er gar nicht zu erklären. Sie mußte sich fest eingebildet haben, jetzt sei sie tot, und dabei ließ sie sich vor Schreck über ihre Tat wohl selbst fallen. Dann heulte und weinte sie, als ob sie unsägliche Schmerzen litte, und es war doch alles nicht wahr . . . Jetzt aber war sie ganz ruhig und wir setzten sie wieder auf ihren Stuhl neben die Schreibmaschine.

Auf alle meine teilnehmenden Fragen blieb sie stumm. »Verzeihen Sie mir!« rief sie noch einmal. Dann stürzten ihre Tränen wieder in hellen Bächlein über die fahlen Wangen ihres schmalen Gesichtchens. Wie eine mater dolorosa saß sie da, mit eingesunkener Brust und verschlungenen Händen, und starrte zu Boden. Ihre rabenschwarzen Haare, die sie in exzentrisch-moderner Weise in flachen Scheiteln über die Ohren gekämmt trug, waren ein wenig in Unordnung geraten, der griechische Knoten im Nacken war auseinandergeflossen, doch sie fühlte es nicht.

Mit einem flehenden Blicke ihrer dunklen Augen, den sie mir zuwarf, machte sie der Szene ein Ende. Denn als ich sah, daß sie durchaus nicht sprechen wollte, bat ich alle, das Zimmerchen zu verlassen, und zuletzt ging auch ich. Den Buchhalter, der im Nebenzimmer Wand an Wand mit Fräulein Kober an seinem Schreibtisch saß und der ihr der nächste war, bat ich, doch ein wenig aufzupassen. Er zuckte die Achseln und nickte mit dem Kopf.

Als ich die drei Bureauräume wieder durchschritt, summte es an allen Schreibtischen. Offenbar erörterte man die Gründe der Tat. Und sie beschäftigten auch mich.

Was mochte der Armen begegnet sein? Sie war ein ganz interessantes Mädchen. So auffallend in ihrer äußeren Erscheinung, daß ich sie anfangs gar nicht in das Kontor nehmen wollte. Aber sie war mir so warm empfohlen worden. Von wem doch nur? . . . Auch hatte sie sich gut bewährt. Sie stenographierte ganz famos und tippte die Briefe, die man ihr diktierte, auf der Schreibmaschine so sauber und korrekt ab, daß ich oft darüber verwundert war. Sie mußte einen guten Fonds von allgemeiner Bildung und Weltkenntnis in sich haben, denn es passierte ihr selbst bei besonderen Namen von öffentlichen Persönlichkeiten fast nie ein Malheur. Ihre Vorgängerin war wie ein Phonograph. Was man zu ihr sprach, das gab sie mechanisch, mit allen Fehlern halbverstandener Worte, wieder. In ihr aber wurde alles beseelt von dem Verständnis und der Anteilnahme, die sie allen Zweigen unseres Geschäftes entgegenbrachte. Ich sah sie gern im Hause und räumte ihr für ihre Arbeiten schon nach den ersten acht Tagen jenes Kabinett ein, in dem sie jetzt die Tat begangen hatte. Seit einem Jahre tat sie redlich ihre Pflicht. Und ich hatte auch nie etwas gehört . . . Um sie vor Taktlosigkeiten oder Zudringlichkeiten des Kontors zu schützen, hatte ich sie in das Kabinett gesetzt. Von wem doch war sie mir . . .? Richtig, von Freund Lehmann! Hm, hm.

Herein!

Mein Buchhalter steckte den Kopf zur Tür herein. Fräulein Kober lasse fragen, ob ich heute keine Arbeit für sie hätte.

Was? Ich soll ihr jetzt, zehn Minuten nach einer solchen Sache, Geschäftsbriefe diktieren? Sie soll nach Hause gehen zu ihren armen Eltern und morgen wieder kommen! Apropos, haben auch Sie keine Idee? . . .

Der alte Pollak zuckte wieder mit den Achseln wie vorhin und ging. Ich blieb mit meinen Gedanken allein. Das zierliche Mordinstrument, das noch immer auf meinem Tische lag, wickelte ich jetzt in einen blanken Bogen Schreibpapier und steckte es in eine Lade. Ich wollte es nicht mehr sehen. So etwas! In meinem Bureau! Das hätte sich gut gemacht in allen Abendblättern: »Selbstmord einer jungen Dame im Verlagshause Theodor Franke!«

Ich danke!

Mein Schreibtischtelephon klingelte.

Halloh! Wer dort? . . . Grüß Gott, Lehmann. Neues? Bei uns? Daß ich nicht wüßte. Alles im alten Geleise . . . Danke, danke. Meinen Handkuß deiner Frau. Schluß.

Erst als ich wieder abgeläutet hatte, fiel mir ein, daß ich ihm ja doch etwas Neues hätte sagen können. Die Geschichte von dem Fräulein Kober. Hm . . . Warum hat der überhaupt so nervös gefragt, ob es bei uns nichts Neues gäbe? Am Ende hatte er schon davon gehört. Leicht möglich, daß schon telephonisch geklatscht wurde. Was wird er von mir denken, daß ich geleugnet habe?

Es pochte schüchtern an meine Tür.

Herein!

Auf der Schwelle erschien die schlanke Gestalt des Fräuleins Minna in Straßentoilette, einen dichten Schleier vor dem blassen Gesicht. Ich erhob mich und sie trat ein.

Teilnahmsvoll reichte ich ihr die Hand und hieß sie Platz nehmen. Denn ich merkte, daß sie mir jetzt mehr sagen wollte als vorhin.

»Ich kam nur, Herr Franke, Sie nochmals um Entschuldigung zu bitten. Es war recht undankbar von mir, in Ihrem Hause eine solche Tat zu unternehmen. Aber es kam so plötzlich . . . Den Revolver besitze ich schon seit einem Jahr. Ich kaufte ihn mir, als ich das Lehmannsche Haus so plötzlich verlassen mußte . . . Aber ich schob die Tat immer wieder auf.«

»Soso. Und warum haben Sie denn damals so plötzlich fort müssen von Lehmann?«

»Seine Frau . . . Es war ganz grundlos, ich versichere Sie!«

»Sie wissen, daß Sie nur ihm ihre Stelle bei mir verdanken. Er hat mich so gebeten, er hat Sie so warm empfohlen . . . Also, es war ganz grundlos?«

»Ja, Herr Franke . . . Darf ich jetzt um meinen Revolver bitten?«

»O nein. Den gebe ich Ihnen nicht in die Hand.«

»Aber ich bin ja schon wieder bei Vernunft. Es wird nicht mehr geschehen.«

»Nein, nein. Wenn Sie die Waffe haben wollen, schicken Sie mir Ihren Vater oder Ihre Mutter. Ihnen gebe ich sie nicht.«

»Sie glauben . . .?«

»Sie sind eine verstockte Sünderin, mein liebes Fräulein. Auch nicht ein Wort haben Sie mir über den Grund Ihrer Tat gesagt. Daß Sie dieselbe schon vor einem Jahre haben vollführen wollen, das erklärt gar nichts. Nur der Zusammenhang mit dem Hause Lehmann ist nicht zu verkennen. Ich werde Sie nicht ausforschen. Aber merkwürdig ist es mir, daß mein alter Freund soeben telephonisch die dringliche Frage an mich richtete, was es bei uns Neues gäbe. Er schien sehr nervös und aufgeregt zu sein. Ich bin davon überrascht.«

Fräulein Minna war dunkelrot geworden hinter ihrem Schleier und knickte zusammen. Ich sah es mit Erstaunen. Aber sie sprach kein Wort. Vergeblich wartete ich auf eine Erklärung.

»Mein liebes Fräulein,« sagte ich endlich, »diese Sache paßt mir ganz und gar nicht.«

»Nicht kündigen! Nicht kündigen!« rief sie flehend und richtete ihren Madonnenblick auf mich.

»Ich wollte Sie heute nicht mehr sprechen,« erwiderte ich, »und ich habe Herrn Pollak gesagt, er soll Sie nach Hause schicken. Lassen wir die Sache also bis morgen, bis Sie ganz ruhig geworden sind.«

Sie erhob sich. »Sie sehen, Herr Franke, daß ich ganz ruhig bin. Was Sie mir morgen sagen wollen, kann ich auch heute hören.«

»Wirklich? Na, ich will doch zuerst einmal meinen Freund Lehmann ins Gebet nehmen. Vielleicht sagt er mir, was ich mit Ihnen machen soll.«

»Er? Er ist ein Schuft!«

»Erlauben Sie! Was unterstehen Sie sich? . . . Und jetzt schweigen Sie wieder? . . . Sie müssen mir dafür doch endlich eine Erklärung geben.«

»Die mag er Ihnen geben, Herr Franke. Ich habe ihm einen Eid darauf schwören müssen, daß ich ihn nie verrate. Und ich halte meine Eide . . . Ich habe nur die eine Bitte: Kündigen Sie mir nicht! Mein Glück und meine Ehre sind hin. Lassen Sie mir das Brot! Meine Mutter rechnet mit den paar Gulden. Ich könnte mir keine neue Stelle suchen. Dazu habe ich die Kraft nicht mehr.«

Nach diesen Worten setzte sie sich wieder und weinte leise.

»Mein liebes Fräulein, Sie bringen mich da in eine große Verlegenheit. Und so leid es mir tut – eine bestimmte Zusage kann ich Ihnen heute nicht machen. Weit näher als Herr Lehmann steht mir seine Frau, stehen mir seine Kinder. Seine Frau hat ihre Jugend in meinem Vaterhause verbracht, sie war eine Waise. Ich bin da gröblich getäuscht worden durch Lehmann, er hätte Sie mir nicht empfehlen dürfen, gerade mir nicht. Er hat mich unbewußt zu seinem Mitschuldigen gemacht. Und er hat Sie hier wohl öfter gesehen als ich weiß und ahne? Er konnte ja hier ungeniert aus- und eingehen, auch wenn ich verreist war, er ist ja mein Freund! Je mehr ichs bedenke . . . Es ist empörend!«

»Ich bin daran ganz schuldlos, Herr Franke.«

»Gleichviel! Sie werden einsehen, daß Sie in meinem Hause nicht bleiben können.«

»Herr Fr . . . .!«

»Ruhe, Ruhe. Nach dem heutigen Vorfall wird niemand etwas dabei finden, wenn Sie nicht mehr hier erscheinen. Ich werde Ihnen ein dreimonatiges Gehalt auszahlen lassen; Sie aber melden sich krank und kommen nicht wieder. Ein gutes Zeugnis kann ich Ihnen mit dem besten Gewissen ausstellen«

»Ich werde es nicht mehr brauchen«, sagte sie langsam und erhob sich. »Geben Sie mir den Revolver, er ist mein Eigentum.«

»Um gar keinen Preis. Aus meiner Hand erhalten Sie ihn nicht.«

Kaum hatte sie sich entfernt, stürzte Lehmann in mein Zimmer. Der kam mir gerade recht. So hatte ich noch niemanden im Leben meine Meinung gesagt. Er war im ersten Augenblick sprachlos über meine Entrüstung. Als er aber aus all meinen Worten doch das eine entnommen hatte, daß die Sache diesmal noch gut abgelaufen sei, zündete er sich eine Zigarette an und sagte zynisch: »Der Teufel soll alle Frauenzimmer holen! Keine versteht einen Spaß. Alle werden sie gleich tragisch! Zuerst hat meine Frau angefangen . . . Weiß der Kuckuck, wie es kam. Die schwarze kleine Hexe war kaum drei Wochen bei mir im Geschäfte, da fing meine Frau eines Tages einen Blick auf, mit dem ich das Mädchen an der Schreibmaschine streifte, und sie war wie tobsüchtig. So hätte ich sie nie angesehen, niemals, und sie sei doch meine Frau!

»Du kennst Jenny, wie exaltiert sie ist. Verlangt die von mir, nach zehnjähriger Ehe, ich soll sie so anschauen wie ein hübsches Maschinmädel, das mir gefällt. Aber ich war mir gar nicht bewußt, die kleine Hexe, die vom ersten Tag an ein wenig mit mir kokettierte, in jenem Augenblick so besonders angeblickt zu haben. Da hatte es manchmal schon viel mehr Feuer gegeben. Doch es war noch nichts Ernstes zwischen uns vorgefallen, ich gebe dir mein Wort, Theodor, gar nichts. Und jetzt sollte ich sie augenblicklich fortschicken. Wenn ich mich weigere, gebe es einen Riesenskandal, sagte Jenny. Sie verlasse mich mit den Kindern, sie gehe in die Donau . . . Und ich ließ mich wirklich einschüchtern. Jenny, die nur zu Besuch in das Geschäft gekommen war, rauschte trotzig von dannen und ich ließ mir das Fräulein Minna kommen.

Ich war in der peinlichsten Verlegenheit, wie ich ihr die Sache beibringen sollte. Meine exaltierte Frau hatte ohneweiters ein Liebespaar aus uns gemacht und wir hatten doch bis zu jenem Augenblick noch kein verfängliches Wort miteinander gesprochen. Vielleicht wäre das Gewitter, das in unseren Nerven lag, ohne zu zünden an uns vorübergegangen, wenn nicht dieser gewaltsame Eingriff stattgefunden hätte. Jetzt aber drängte sich alles in einen Augenblick zusammen. Und ich sagte dem Mädchen ganz undiplomatisch: ›Mein liebes Fräulein, wir müssen uns trennen.‹ Die Wirkung hättest du sehen sollen. Sie war wie vom Donner gerührt. Dann schluchzte sie laut auf und ich war derart erregt, daß ich sie umarmte, um sie zu beruhigen, und auf einmal hatte ich sie geküßt, ohne daß ich es gewollt.«

Lehmann war aufgesprungen und hatte sich eine neue Zigarette angezündet. Jetzt fuhr er fort:

»Was dann weiter geschah, brauche ich dir wohl nicht zu sagen. Aber sie ist hochanständig: ich bot ihr an, ihren Monatsgehalt auch ferner an sie zu bezahlen. Sie lehnte es ab. Ich sprach ihr von einer hübschen kleinen Wohnung und führte sie in Versuchung wie der Böse, aber sie wies mich mit Entrüstung zurück. Sie sei ein anständiges Mädchen und sie wolle nichts als eine Stelle, so gut wie die, aus der meine dumme Frau sie vertrieben habe. Na, und da kam ich dann zu dir. Und du nahmst sie.«

»Ah! Und das ist alles?«

»O nein. Als sie sich von mir verabschiedete, da gab mir die Hexe einen Kuß, den ich in meinem ganzen Leben nicht vergesse. Und jeden Tag hatte ich Durst nach solchen Küssen. Kurz, es war geschehen um mich. Aber wer ist schuld an allem? Meine Frau!«

»Du nimmst die Sache ein wenig leicht. Gib nur acht, daß dir da nicht etwas passiert, das du in deinem Leben nicht mehr überwindest.«

»Meinst du im Ernste? Ja, sie hat den Teufel im Leib. Weil ich drei Tage nicht zum Rendezvous kam, teilte sie mir pneumatisch mit, sie werde sich erschießen. Ich bin gefangen! Gefangen! Die zu Hause droht mit der Donau, die andere mit dem Revolver. Es ist ein Jammer! Freund – willst du die Minna nicht doch behalten?«

»Davon kann gar keine Rede sein. Das bin ich deiner Frau schuldig. Sei froh, daß ich mich nicht für verpflichtet halte, mehr zu tun.«

»Theodor, du wirst schweigen?!« rief Lehmann gerührt. »Ich danke dir . . . Na, und jetzt heißt es bei einem anderen Freunde eine Stelle für Minna suchen. Wenn sie nur lieber ihren Monatsgehalt von mir nehmen würde. Oder die hübsche kleine Wohnung, von der ich den zweiten Schlüssel hätte. Aber nein, das tut sie nicht. Der Teufel soll alle anständigen Frauenzimmer holen. Das sind die Gefährlichsten!«

Damit lief er davon.

Und so ist mir der kleine Revolver geblieben. Denn das Fräulein Minna hat mir noch immer nicht ihre Eltern geschickt, ihn zu holen. Aber ich bin jeden Tag gefaßt darauf, daß sie selber ihn wieder einmal benötigt.


 << zurück weiter >>