Christian Morgenstern
In Phanta's Schloß
Christian Morgenstern

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Epilog

              Am Schreibtisch finde ich mich wieder,
als wie aus krausem Traum erwacht . .:
Vor mir ein Buch seltsamer Lieder,
und um mich stille Mondesnacht.
Ich schaue auf den kleinen Ort,
aus dem mein Geist im Zorn geflohn: –
Nachtwächter ruft sein Hirtenwort
zu greiser Turmuhr biedrem Ton . .
Wie knochige Philisterglatzen
erglänzt des Pflasters holprig Beet . .
Und auf den Giebeln weinen Katzen
um ein versagtes tête-à-tête.

Euch also, winklige Gemäuer,
durchschnarcht von edlen Atta Trolls,
bewarf ich einst mit wildem Feuer
aus den Vulkanen meines Grolls!
Ich sah in eurer Kleinlichkeit
die Welt, die in mir selbst ich trug:
es war ein Stück Vergangenheit,
das ich in eurem Bild zerschlug.
Von oben hab ich lachen lernen
auf euer enges Kreuz und Quer!
Wer Kurzweil trieb mit Sonn und Sternen,
dem seid ihr kein Memento mehr!
In tiefentzückten Weihestunden
fernab dem Staub der breiten Spur,
hab ich mich wieder heimgefunden
zum Mutterherzen der Natur!

In ihm ist alles groß und echt,
von gut und böse unentweiht:
Schönheit ist Kraft ihm, Kraft ihm Recht,
sein Pulsschlag ist die Ewigkeit.
Wen dieser Mutter Hände leiten
vom Heut ins Ewige hinein,
der lernt den Schritt des Siegers schreiten,
und Mensch sein heißt ihm König sein!



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