Jean Baptiste Molière
Der Misanthrop
Jean Baptiste Molière

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Zweiter Akt

Erster Auftritt

Alcest. Celimene.

Alcest. Nun denn, Madame, um frei herauszusprechen:
Durch Ihr Benehmen bin ich tief gekränkt
Und allzusehr mit Bitterkeit getränkt;
Ich fühl's, wir müssen miteinander brechen.
Ja, zwäng' ich zur Verstellung mich gewaltsam,
Jetzt oder später käm' es doch zum Bruch;
Kein tausendmal beschworner Widerspruch
Kann ihn verhindern; er ist unaufhaltsam.

Celimene. Sind Sie nur deshalb mir so dienstbereit
Hierher gefolgt, um sich mit mir zu zanken?

Alcest. Ich zanke nicht. Doch Ihre Freundlichkeit
Zieht Ihrem Umgang viel zu weite Schranken.
Sie stets umworben sehn von allen –
Das kann ich nicht ertragen in Geduld.

Celimene. Wenn viele mich verehren, bin ich schuld?
Kann ich verhindern, ihnen zu gefallen?
Soll ich, wenn sie mir Artigkeiten sagen,
Mit einem Stock sie vor die Türe jagen?

Alcest. O nein, der Stock schafft hier nicht Rat:
Ihr Herz verteid'ge besser seine Pforten.
Zwar Ihre Schönheit leuchtet allerorten;
Doch sie ermutigt jeden, der ihr naht.
Durch leicht gewährte Gunst vollendet
Wird jeder Sieg, den sie gewann;
Die ros'ge Hoffnung, die sie allen spendet,
Zwingt alle schnell in ihren Zauberbann,
Hält Ihre Huld ein wenig sich zurück,
Dann stiebt der Schwarm freiwillig auseinander.
Ich frage nur: weshalb hat denn Clitander
Vor Ihren Augen solches Glück?
Hat er als Vorbild jeder Tugendregel
Ein Recht auf diesen auserwählten Rang?
Sind's etwa seine langen Fingernägel,
Wodurch er Ihre Achtung sich erzwang?
Versetzte Sie in diesen holden Wahn
Das leuchtende Verdienst der Prachtperücke?
Hat er's durch bänderreiche Kleidungsstücke
Und Stulpenstiefel Ihnen angetan?
Erwarb die Schönheit seiner Pluderhosen
Dem treuen Sklaven Ihrer Liebe Lohn?
Wüßt' er die süße Gnade zu erlosen
Mit seinem Lächeln, seinem Fistelton?

Celimene. Mit Unrecht klagen Sie ihn an;
Ich lieh nur deshalb ihm ein willig Ohr,
Weil mein Prozeß, wie er mir oft beschwor,
Auf seiner Freunde Beistand rechnen kann.

Alcest. Weit lieber säh' ich den Prozeß verloren,
Als daß mein Nebenbuhler Gunst erhält.

Celimene. Warum die Eifersucht auf alle Welt?

Alcest. Weil Sie sich alle Welt zum Freund erkoren.

Celimene. Die Höflichkeiten, die ich jedem zollte,
Die grade müßten Ihren Argwohn dämpfen.
Sie hätten dann erst Grund, sie zu bekämpfen,
Wenn ich auf einen sie beschränken wollte.

Alcest. Sie tadeln meine Eifersucht; allein
Hab' ich denn was voraus vor jedermann?

Celimene. O ja, das Glück, geliebt zu sein.

Alcest. Und wenn ich an dies Glück nicht glauben kann?

Celimene. Sie hörten dies aus meinem eignen Munde.
Und können zweifeln noch und fragen?

Alcest. Wer bürgt mir, daß Sie nicht zur selben Stunde
Den andern ganz das gleiche sagen?

Celimene. So hübsche Redeblümchen hört man selten;
Welch zarte Huldigung, die Sie mir weih'n!
Um Sie von dieser Sorge zu befrei'n,
Soll alles, was ich Ihnen schwor, nichts gelten.
Nun sind Sie doch vor jeder Täuschung sicher!
Nicht wahr, mein Freund?

Alcest.                                     Verwünschte Leidenschaft!
O fänd' ich doch, sie abzuschütteln, Kraft;
Um nichts bitt' ich den Himmel flehentlicher!
Ja wahrlich, alles drängt mich zum Entschluß,
Nicht länger mehr zu schmachten als Ihr Sklave;
Umsonst, umsonst! Daß ich Sie lieben muß,
Ward mir verhängt zu meiner Sünden Strafe.

Celimene. Ja, solcher Liebe kommt wohl keine gleich.

Alcest. Sie kann's mit jeder andern wagen!
So warm und wahr und unermeßlich reich
Hat noch kein Herz für Sie geschlagen.

Celimene. Ja; nur die Art ist eine völlig neue.
Denn Ihre Liebe lebt von Zank und Streit;
Scheltworte sind das Siegel Ihrer Treue;
Nie war ein Liebender so kampfbereit,

Alcest. Sie haben nur zu wollen, dann entweicht
Mein Zorn und jeder Grund, weshalb wir stritten,
Wenn wir nur redlich sind, dann ist es leicht . . .

Zweiter Auftritt

Vorige. Basque.

Celimene. Kam jemand?

Basque.                           Herr Acast.

Celimene.                                           Ich lasse bitten.

Dritter Auftritt

Alcest. Celimene.

Alcest. Darf man denn nie allein mit Ihnen reden?
Sind Sie heut wiederum zu Haus für jeden?
Und gibt es nichts, was Sie bestimmt,
Daß Sie nur einmal sich verleugnen lassen?

Celimene. Und wenn er mir das übelnimmt?

Alcest. Rücksichten sind das, die mir wenig passen.

Celimene. Ich würde seinen ew'gen Grimm erwerben,
Wüßt' er, daß ich ihn nicht empfangen mag.

Alcest. Und das ist Grund genug, um Tag für Tag . . .

Celimene. Mit solchen Leuten darf man's nicht verderben.
Sie stehen nun einmal bei Hof in Gnaden
Und führen da das große Wort;
In welches Haus man eintritt, sie sind dort;
Sie nützen wenig, doch sie können schaden,
Und kann man sonst auch über Freunde schalten,
Mit diesen Schreiern muß man sich verhalten.

Alcest. Nenn' ich's auch zehnmal falsch und ungebührlich,
Was hilft's? Sie lassen jeden doch herein,
Und Ihre Gründe sind so spitz und fein . . .

Vierter Auftritt

Vorige. Basque.

Basque. Madame, auch Herr Clitander . . .

Alcest.                                                         Nun natürlich!

Celimene. Wohin?

Alcest.                   Ich gehe.

Celimene.                             Bleiben Sie!

Alcest.                                                       Weswegen?

Celimene. Ich bitte Sie.

Alcest.                           Umsonst.

Celimene.                                     Ich will es.

Alcest.                                                           Nein!
Bei solchem öden Schwatz dabei zu sein,
Das können Sie mir doch nicht auferlegen.

Celimene. Ich will's, ich will's.

Alcest.                                     Nein, nein, das tu' ich nie.

Celimene. Auch gut! Dann gehen Sie! So gehn Sie doch!

Fünfter Auftritt

Vorige. Eliante. Philint. Acast. Clitander.

Eliante (zu Celimene).
Hier bring' ich dir die beiden Herrn Marquis.
Du wußtest?

Celimene.           Ja. (Zu Basque) Wir brauchen Stühle noch.
    (Basque bringt Stühle und geht dann ab.) (Zu Alcest)
Sie sind noch hier?

Alcest.                           Ja, weil ich will, daß endlich
Sie wählen zwischen mir und jenen beiden.

Celimene. Still!

Alcest.               Reden Sie nun offen und verständlich.

Celimene. Sind Sie bei Trost?

Alcest.                                     Sie sollen sich entscheiden.

Celimene. Ach!

Alcest.               Wählen Sie!

Celimene.                               Mir scheint, Sie foppen mich.

Alcest. O nein! denn meine Langmut ist zunichte!

Clitander. Auf Ehre! Kennen Sie die neuste Hofgeschichte?
Cleont war wieder mal höchst lächerlich.
Hat er denn keinen Freund, der mitleidvoll gerührt
Ihm sein Benehmen zu Gemüte führt?

Celimene. Ja, wirklich, der ist ganz und gar verduselt;
Er fällt schon auf, erblickt man ihn von weit,
Und trifft man ihn von Zeit zu Zeit,
Dann redet er, daß einem gruselt.

Acast. Auf Ehre! Weil man grade spricht von Narren,
Heut hielt ich einem von den schlimmsten stand,
Dem Schwätzer Damon, der im hellen Sonnenbrand
Mich zwang, fast eine Stunde auszuharren.

Celimene. Das ist der Wortheld, der die Kunst erfand,
Ein Nichts zu künden mit gewalt'gem Schwall;
In seinen Reden ist kein Gran Verstand,
Und alles, was er sagt, ist leerer Schall.

Eliante (zu Philint).
Die Unterhaltung ist schon gut im Schwunge
Und geht recht hübsch mit unsren Nächsten um.

Clitander. Timant ist auch ein netter Junge.

Celimene. Der ist ein wandelndes Mysterium.
Er läuft mit ganz verträumtem Gruß vorbei,
Hat nichts zu tun und ist doch stets in Eile;
Mit possenhafter Umstandskrämerei
Bringt er uns um vor Langerweile.
Ganz leis, wenn andre zum Gespräch sich wandten,
Trägt er ein nichtiges Geheimnis vor
Und macht aus allen Mücken Elefanten;
Selbst »Guten Morgen« sagt er nur ins Ohr.

Acast. Und erst Gerald!

Celimene.                       Ein prahlerischer Tropf!
Der ist auf seine Würde ganz versessen,
Hat allerhöchste Kreise nur im Kopf
Und prangt mit Fürsten, Prinzen und Prinzessen.
Sein Rang benebelt ihn; sein Denken dreht
Sich nur um Pferde, Kutschen, Hunde;
Er sagt zu jedem »Du«, so hoch er steht,
Und »Gnäd'ger Herr« kommt nie aus seinem Munde.

Clitander. Belise soll ihm nah' stehn, munkelt man.

Celimene. Die gute Frau! Ihr Geist ist leer und trocken.
So oft sie mich besucht, bin ich erschrocken.
Weil ich kein einzig Thema finden kann.
Durch ihre völlige Gedankendumpfheit
Zerfällt ein jed' Gespräch in kleine Stücke;
Vergebens baut man ihrer Stumpfheit
Mit platten Redensarten eine Brücke.
Selbst Hitze, Kälte, Regen, Sonnenschein
Sind bald erschöpfte Gegenstände,
Und ihr Besuch, der mir gereicht zur Pein,
Nimmt überhaupt niemals ein Ende.
Ich sehe nach der Uhr, ich gähne laut;
Doch sie bleibt hocken, grad wie ein Stück Holz.

Acast. Wie finden Sie Adrast?

Celimene.                               Der schwillt vor Stolz
Und ist unmäßig von sich selbst erbaut.
Er glaubt sich stets am Hof zurückgesetzt
Und wird nicht müde, darauf loszuziehen;
Wird Amt und Titel irgendwem verliehen,
Fühlt er dadurch persönlich sich verletzt.

Clitander. Der junge Cleon sieht indessen
Die feinste Welt zu Gast; wie kommt das doch?

Celimene. Sein Hauptverdienst ist unbedingt sein Koch,
Und die Besuche gelten nur dem Essen.

Eliante. Man speist dort wirklich auserlesen.

Celimene. Ja; schade nur, daß er sich mitserviert.
So unverdaulich ist sein fades Wesen,
Daß man am Mahle den Geschmack verliert.

Philint. Sein Oheim Damis wird sehr viel gelobt.
Was halten Sie von ihm?

Celimene.                               Ich schätz' ihn sehr.

Philint. Als klug und ehrlich hat er sich erprobt.

Celimene. Ja; nur sein Geistreichtun erträgt sich schwer.
Er geht auf Stelzen; alles, was er sagt,
Zeigt, wie er mühsam hascht nach Witzen,
Und seit er wähnt, ein Urteil zu besitzen,
Ist er so streng, daß nichts mehr ihm behagt.
In jeder Dichtung sieht er nur die Schwächen
Und hält's für geistvoll, nie ein Lob zu sprechen.
Ein Kenner scheint ihm der, dem nichts gefällt,
Ein Dummkopf, wer noch staunen kann und lachen,
Und glückt's ihm, Andrer Werke schlecht zu machen,
Glaubt er, daß er sich über sie gestellt.
Selbst bei Gesprächen kennt er kein Erbarmen;
Solch niedrer Tand benimmt ihm nicht die Ruh';
Er hört nur gnädig mit gekreuzten Armen
Vom Gipfel seiner Geisteshöhe zu.

Acast. Verdamm' mich Gott! Sein sprechend Konterfei.

Clitander. Sie zeichnen wirklich meisterhaft.

Alcest. Nur zu, ihr Herrn; drauf los mit aller Kraft!
Ihr schonet keinen, wer's auch immer sei.
Doch wenn von allen, die ihr da genannt,
Sich einer zeigt, dann eilt ihr ihn zu grüßen,
Umarmt ihn feurig, schüttelt ihm die Hand
Und legt euch dienstbereit zu seinen Füßen.

Clitander. Was wollen Sie von uns? Es ist gerechter,
Wenn Sie für dies Gespräch Madame verklagen.

Alcest. Nein, euch, potz Wetter! Denn durch eu'r Gelächter
Wird sie verführt, all diesen Hohn zu wagen.
Ja, ihre Spottlust wird gesteigert
Durch eure sträflichen Beräucherungen,
Und leichter würde dieser Hang bezwungen,
Bemerkte sie, daß man ihm Beifall weigert.
Und so behaupt' ich, daß der Schmeichelei
Sämtliche Laster unsrer Zeit entstammen.

Philint. Warum ergreifen Sie Partei
Für Leute, deren Tun Sie selbst verdammen?

Celimene. Wann wär' es uns bei Herrn Alcest geglückt,
Daß er ein herrschend Urteil anerkennt,
Und daß er jemals unterdrückt
Sein angebornes Widerspruchstalent?
Was andre denken, das gefällt ihm schlecht;
Er unternimmt, das Gegenteil zu meinen,
Und würde sich als Dutzendmensch erscheinen,
Gäb' er nur einmal jemand Recht.
So übermächtig reizt ihn die Verneinung,
Daß er zuweilen gegen sich ergrimmt
Und Fehde führt mit seiner eignen Meinung,
Sobald er sie aus fremdem Mund vernimmt.

Alcest. Die Lacher hat Ihr Spott auf seiner Seite;
Drum lass' ich alles über mich ergehn.

Philint. Wohl ist es wahr, daß gegen jedermann
Sie stets gerüstet sind zum Streite,
Und daß Ihr Mißmut, wie Sie selbst gestehn,
Kein Lob und keinen Tadel hören kann.

Alcest. Potz Wetter, weil's die Menschen so verdienen!
Mein Mißmut ist noch viel zu zahm;
Denn ich erfand noch jeden unter ihnen
Im Loben frech, im Tadeln ohne Scham.

Celimene. Doch . . .

Alcest.                     Nein, Madame, sollt' auch das Herz mir brechen,
Ich hasse Ihre Art sich zu vergnügen,
Und find' es schändlich, daß man Sie in Schwächen
Bestärkt, die man verpflichtet ist zu rügen.

Clitander. Wie! Schwächen? Ich bekenne meinerseits:
Madame erschien bisher mir frei von allen.

Acast. Sie ist geschmückt mit Anmut und mit Reiz;
Doch Schwächen sind mir noch nicht aufgefallen.

Alcest. Mir aber wohl. Solang ich reden kann,
Darf sie bei mir nicht rechnen auf Verschweigung.
Je mehr man liebt, je wen'ger schmeichelt man,
Und unerbittlich streng ist wahre Neigung.
Ja, wär' ich sie, von den galanten Leuten
Sollt' sich kein einziger mir nahen dürfen,
Die meinem Willen blind sich unterwürfen
Und jeder meiner Launen Weihrauch streuten.

Celimene. Mit einem Worte, wenn's nach Ihnen geht,
Dann muß, wer liebt, auf Zärtlichkeit verzichten,
Und echte Leidenschaft muß ihn verpflichten,
Daß er die Auserkorne schilt und schmäht.

Eliante. Das trifft man sonst bei Liebenden nicht an;
Sie sind für ihre Wahl so blind erglommen,
Daß nichts zum Tadel sie bewegen kann,
Denn alles finden sie an ihr vollkommen.
Als Tugenden bewundern sie die Mängel;
Dem Fehler wird ein Schmeichelwort verliehn:
Da ist die Blasse weißer als Jasmin,
Die Rabenschwarze ein brünetter Engel;
Die Mag're heißt ein schlankes Reh,
Die Dicke eine hoheitsvolle Fee;
Die Ungewaschene, die Anmutlose
Ist eine wilde Heckenrose;
Die Riesendame muß als Göttin gelten,
Die Zwergin als ein Kleinod beßrer Welten;
Die Stolze ist ein fürstlich Herz,
Die Falsche geistvoll, herzensgut die Dumme,
Die Schwätzerin voll übermüt'gem Scherz
Und voll verschämter Schüchternheit die Stumme.
So wird die schlimmsten Fehler seiner Holden
Ein leidenschaftlich Liebender vergolden.

Alcest. Und ich behaupte doch . . .

Celimene.                                       Nicht weiter mehr!
Gehn wir ein wenig durch die Galerie.
    (Zu Clitander und Acast)
Ei, wollen Sie schon fort?

Clitander, Acast.                     Was glauben Sie!

Alcest. Sie fürchten dieser Herren Aufbruch sehr.
Mir kann es gleich sein; aber auf mein Wort,
Ich werde, bis sie weggegangen, bleiben.

Acast. Sofern Madame nicht wünscht mich zu vertreiben,
Ruft mich den ganzen Tag nichts von hier fort.

Clitander. Bis auf des Königs Schlafengehn
Wird kein Geschäft mich ihrem Dienst entreißen.

Celimene (zu Alcest).
Dies war nur Scherz?

Alcest.                               O nein! Ich will doch sehn,
Ob ich's bin, den Sie fortgehn heißen.

Sechster Auftritt

Vorige. Basque.

Basque (zu Alcest).
Mein Herr, da draußen ist ein Mann;
Sehr Wicht'ges hat er Ihnen mitzuteilen.

Alcest. Ich weiß von keinen Dingen, die so eilen.

Basque. Er hat 'nen Rock mit weißen Schößen an
Und goldnen Tressen.

Celimene.                           Ratsam ist, Sie fragen
Ihn selbst . . .
    (Macht Basque ein Zeichen, worauf dieser die Tür öffnet und abgeht) 

Siebenter Auftritt

Vorige ohne Basque. Ein Bote des Marschallamtes.

Alcest (geht dem Boten entgegen).   Hier bin ich. Was beliebt dem Herrn?
Nur näher.

Bote.               Ein paar Worte möcht' ich gern . . .

Alcest. Nichts hindert Sie, die Worte laut zu sagen.

Bote. Es geht an Sie der Ruf vom Marschallamt,
Dort zu erscheinen noch in dieser Stunde.

Alcest. An wen? An mich?

Bote.                                   An Sie.

Alcest.                                             Aus welchem Grunde?

Philint (zu Alcest).
Wahrscheinlich hat Oront Sie dort verklagt.

Celimene. Weshalb?

Philint.                       Oront verließ ihn zornentflammt,
Weil seinen Versen er das Lob versagt.
Nun wünscht man wohl den Handel auszugleichen.

Alcest. Zu feiger Schlaffheit wird mich niemand zwingen.

Philint. Gehorchen Sie dem Ruf vor allen Dingen.

Alcest. Wie will man hier Verständigung erreichen?
Wenn mich verdammt das Machtwort des Gerichts,
Kommt dann in diese Verse Kraft und Schwung?
Ich hab's gesagt und widerrufe nichts:
Schlecht sind sie, schlecht!

Philint.                                       Doch etwas Mäßigung . . .

Alcest. Es bleibt dabei, die Verse sind entsetzlich.

Philint. Doch sollten Sie nicht unversöhnlich tun.

Alcest. So geh' ich; aber fest und unverletzlich
Besteht mein Ausspruch.

Philint.                                   Eilen Sie sich nun!

Alcest (zu Clitander und Acast, welche lachen).
Potz Blitz, mich wundert, daß ich Ihnen beiden
So spaßhaft scheine!

Celimene.                         Säumen Sie nicht mehr
Und gehn Sie.

Alcest.                   Ja; doch komm' ich wieder her,
Um unsren Zwist endgültig zu entscheiden. –
Solang der König nicht auf allen Gassen
Ausschellen läßt, daß ich die Verse loben soll,
Solange sag' ich: sie sind schaudervoll,
Und wer sie schrieb, der kann sich hängen lassen.

 


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