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Anhang

Der Herr Verleger hat den Wunsch ausgesprochen, eine Auswahl aus den Besprechungen, die mein Aufsatz gefunden hat, der neuen Ausgabe als Anhang mitzugeben. Nach einigem Zweifeln habe ich zugestimmt, denn als documents humains verdienen manche Ergüsse immerhin ein gewisses Interesse, das ihnen sonst nicht zukäme, auch scheint es mir gut, einzelne »niedriger zu hängen«. Es fragte sich nun, welche auszuwählen seien. Von den zustimmenden Druck-Erzeugnissen habe ich in den früheren Auflagen ganz abgesehen, diesmal aber will ich von ihnen eine Anzahl wiedergeben, denn ich sehe nicht ein, warum ich mir nicht auch einmal etwas zu gute tun soll Zustimmende Besprechungen findet man außerdem (erst nach der 2. Auflage!) z. B. in der Allg. med. Zentralzeitung (98. 1900), in der St. Petersburger med. Wochenschrift (Januar 1901), im Ärztlichen Vereinsblatte Januar 1901), in der Deutschen med. Presse (12. Dez. 1901), in der Zeitschr. f. Behandl. Schwachsinniger und Epileptischer (Nov. 1900), im »Deutschen Lehrerhaus« vom Juli 1901, im Reichsmedizinalanzeiger vom 30. August 1901, im »Lotsen« vom 24. Mai 1902 und an anderen Orten.
Selbstverständlich ist hier nur von einer Zustimmung im Ganzen die Rede, nicht von einem Rechtgeben da und dort. – An vielen Stellen sind übrigens die Rezensionen ausgeblieben; wahrscheinlich sitzen vorsichtige Ehemänner in den Redaktionen.
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Es gibt auch verneinende ärztliche Kritiken. Sie rühren zum Teile von bewährten Irrenärzten her, also von Männern, denen man ein sicheres Urteil zutrauen sollte. Ich bin dabei geradezu erschrocken über den Mangel an Verständnis. Überhaupt findet man bei vielen gebildeten Männern der »Frauenfrage« gegenüber eine Unbefangenheit, die ihnen und der Sache zum Nachteile gereicht. Bei näherer Überlegung scheint folgende Erklärung richtig zu sein. Einerseits hat der Mann soviel zu tun, zu lernen und zu lesen, daß ihm für das, was nicht gerade zu seinen Geschäften und Liebhabereien gehört, keine Zeit übrig bleibt. Die Angelegenheiten der Weiber erscheinen den meisten als eine Nebensache, zu deren gelegentlicher Erörterung kein besonderes Nachdenken und Nachlesen gehört. Andererseits haben die Männer als Söhne, Brüder, Gatten, Väter allerhand liebevolle Gesinnungen für die Weiber und möchten sie gern so gut wie möglich behandeln. Kommt es nun zu Erörterungen, so gelingt es den Vertretern der »Frauenrechte«, die gewöhnlich durch Literaturkenntnisse und Übung im Vorteile sind, ja die manchmal ihr ganzes Denken dieser einen Sache gewidmet haben, ihre Deklamationen einleuchtend zu machen. Das Rechtsgefühl treibt zum Schutze der Unterdrückten, die Gutmütigkeit möchte gern gewähren, was dringend gewünscht wird. Überdem pflegt gerade uns Ärzten der Liberalismus im Blute zu sitzen. Kurz, Mangel an eingehender Beschäftigung mit dem Gegenstande und ritterliche Gesinnung erklären den Irrtum.

Die meisten Kritiker sind Literaten und weibliche Kämpfer. Die letzteren binden sich bekanntlich als Schriftsteller gern einen Bart vor, es mag daher manche anscheinend männliche Kritik weiblich sein. Hier geht es nun ungenierter her: Freiheit und Gleichheit! hört man schallen, das wilde Mädchen greift zur Wehr. An diesem Orte kann natürlich nur eine Auslese gegeben werden. Etwas weiteres will ich nicht sagen, die Kritiken mögen durch ihre eigene Kraft und Schönheit wirken.

Ich billige nicht alles, was in den zustimmenden Besprechungen steht, und ich tadle nicht alles in den gegnerischen, ich habe auch nicht dort das Beste, hier das Schlechteste herausgesucht. Manche Erörterung habe ich nur deshalb nicht aufgenommen, weil sie allzulang war. Mich hat es interessiert, wie verschieden sich die Sache in den Köpfen malt, und ich denke, es werde auch andere interessieren.


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