Emerenz Meier
Gedichte
Emerenz Meier

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Mißgeschick

            Ich hab einen Mann und hab ein Kind,
Und lieb dies, mein eigenes Blut.
Auch bin ich fleißig und häuslich gesinnt,
Das ist ja alles sehr gut.
Ich bleibe daheim und scheine vergnügt;
Den Geist laß ich sumpfig und brach.
Doch ob man nicht leidet und ob man nicht lügt? –
Dem frägt kein Teufel was nach.

Einst konnt ich dichten und erntete Lob;
Da war ich trotzig gesinnt,
Hing, ob man mich bis zum Himmel erhob,
Den Mantel nie nach dem Wind.
»Frei sei der Dichter!« – ein schönes Wort!
Doch daß ich es lebte, brach
Mir bald das Genick und ich mußte fort. –
Kein Teufel fragte danach.

Nun hab ich zu leben und dichten verlernt;
Ich bin des »armen Manns Frau«.
Mein innerstes Wesen dünkt mich entkernt,
Mein Streben ist ziellos und lau.
Man nennt mich ja gut, man lächelt mir zu.
Doch wenn einst das Herz mir brach
Und ich in der kühlen Erde ruh –
Kein Teufel frägt was danach.

 


 


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