Jean-Baptiste Louvet de Couvray
Leben und Abenteuer des Chevalier Faublas – Erster Band
Jean-Baptiste Louvet de Couvray

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III. Kapitel.

Es war spät, als ich Herrn Duportail verließ, dennoch war mein erstes Geschäft, als ich nach Hause kam, dass ich Herrn Person zu mir rief. Er nahm den Ring, den ich Vormittag gekauft hatte, mit Dank an, und gestand mir, ohne dass ich sehr in ihn gedrungen, er habe gestern Adelheid von dem seltsamen Besuche, den Frau von B... mir abgestattet, erzählt.

»Ich hatte den hübschen Cavalier bemerkt,« sagte er, »und Sie müssen sich erinnern, dass ich auf der Treppe war, als Herr Duportail den Namen der Marquise von B... nannte.«

Ich bat Herrn Person künftig behutsamer zu sein und er verließ mich mit der Versicherung seiner Uneigennützigkeit und seiner Verschwiegenheit.

Rosambert hatte also Recht! Sophie liebte mich! Eine Unbesonnenheit von Herrn Person hatte alles Unheil angestiftet; aber wie sie besänftigen? wie ihren Kummer verscheuchen? wie sie sehen? ich hätte nicht nötig gehabt, ins Bett zu gehen; die Unruhe ließ mich nicht schlafen.

Ich beschäftigte mich die ganze Nacht mit meinen, mit Sophiens Leiden.

Ich musste jedoch gestehen, dass ich zuweilen auch an den Vicomte de Florville dachte; allein die Marquise war so unglücklich, die Augenblicke, die ich ihrem Andenken widmete, waren so kurz, die Gedanken, die es in mir erweckte, so verschiedenartig! – man müsste sehr streng sein, wenn man mich nicht entschuldigen wollte.

Ich wusste noch nicht, was ich tun sollte, als es Tag wurde.

Endlich kam mein Ratgeber, um mich zu einem Entschlusse zu bestimmen.

»Herr Person hat den Fehler gemacht,« sagte Rosambert, »er soll ihn auch wieder gut machen. Schreiben Sie einen Brief an Fräulein von Pontis; der werte Hofmeister trage ihn fort und übergebe ihn dem Fräulein von Faublas, die ihn gewiss besorgen wird.«

Ich schrieb; Herr Person, der auf einmal der gefälligste Mensch geworden war, übernahm ohne Bedenken das heikle Geschäft, das ich seinem Eifer vertraute. Er verrichtete es ziemlich schnell und brachte mir eine Antwort von meinem hübschen Bäschen.

Sie war kurz; sie war bald gelesen.

»Rosambert, springen Sie in die Höhe, küssen Sie diese zwei Zeilen; hören Sie nur, ich bitte Sie:

»Sie sagen, dass Sie die Marquise nicht lieben! ach, wenn ich dessen gewiss sein könnte!«

In meiner unmäßigen Freude fiel ich Herrn Person um den Hals.

»Sie sind mit dieser Antwort zufrieden,« sagte er, »nun gut, ich habe Ihnen eine noch glücklichere Nachricht mitzuteilen.«

»Sprechen Sie, teuerer Hofmeister, schnell.«

»Mein Herr, Ihr Fräulein Schwester hat mich mit großem Eifer nach Ihrem Befinden gefragt.

»Sie errötete, als ich sie bat, Ihren Brief an Fräulein von Pontis zu besorgen.

»Herr Person, Sie werden meinem Bruder sagen, dass Sophie verzweifelnd mir gestern alles erzählt hat. Sie werden ihm sagen, dass ich jetzt die Krankheit Sophiens besser kenne als er. Ich wundere mich nicht mehr, dass der Baron zornig geworden ist! Warten Sie einen Augenblick, Herr Person, ich will den Brief übergeben.

»Dies ist vielleicht die Gefälligkeit zu weit getrieben; allein mein Bruder ist bekümmert, meine Freundin leidet, ich denke bloß an dies.«

»Einige Augenblicke später kam sie mit diesem Billet zurück. Sie übergab es mir und fragte etwas verlegen, ob man Sie nicht sehen könnte.

»Ich wendete das ausdrückliche Verbot des Barons ein. Sie bemerkte sehr errötend, dass Frau Münch selten, der Baron nie vor zehn Uhr aufstehe und dass die Türe des Klosters Schlag acht Uhr geöffnet würde.

»Nun gut, mein Fräulein,« sagte ich, »morgen früh wird Ihr Herr Bruder –« Sie unterbrach mich.

»Ja, morgen früh; dass er ja nicht fehlt!«

Wie langsam verstrich der Tag! wie tödlich lang war die Nacht! Hundertmal geriet ich in Versuchung, meine Uhr zu nehmen und die Zeiger vorzurücken. Endlich hörte ich die ersehnte Stunde schlagen. Adelheid kam ins Sprechzimmer, Sophie begleitete sie.

»Meine liebe Schwester! ah, Fräulein.« Ich legte ihre hübschen Hände ineinander und küsste sie abwechslungsweise.

Sophie war so erregt, dass sie sitzen musste.

»Sie haben uns vielen Kummer gemacht,« sagte sie zu mir; ich sah ihre Augen sich mit Tränen füllen. Wie soll ich die Seligkeit beschreiben, die mich erfüllte, ich fühlte unwillkürlich auch meine Augen überströmen.

»Sie leiden,« sagte Adelheid zu mir.

»Nein, liebe Schwester, ich hatte nie einen glücklicheren Augenblick.«

»Aber die, welche Sie bei der Marquise zubringen?« unterbrach mich Sophie mit zitternder Stimme.

»Teuerste Sophie! glauben Sie, ich könnte diese Frau lieben?«

»Warum besuchen Sie dieselbe dann so oft?«

»Ich werde sie nicht mehr besuchen, ich verspreche Ihnen, dass ich sie nicht mehr besuchen werde.«

»Oh, wenn Sie mich betrügen?«

»Warum sollte er Dich denn betrügen, liebste Freundin, da er Dich liebt? es ist klar, dass er diese Frau von B... nicht lieben kann.«

»Du weißt es also nicht, Adelheid?«

»Ich weiß nun wohl, was Eifersucht ist; Du hast es mir gestern gesagt, aber dies ist eine unglückliche und unvernünftige Gemütsstimmung. Warum sollte mein Bruder sagen, er liebe Dich, wenn er Dich nicht liebte?«

»Und warum sagt er es auch zur Marquise?«

»Sophie, ich schwöre Ihnen, dass ich Sie seit dem ersten Tage, wo ich Sie sah, anbete. Sie allein haben mir jenes zarte und ehrfurchtsvolle Gefühl eingeflößt, das Unschuld und Schönheit gebieten, jene wahre Liebe, die man gegen Sophie hegen muss. Nur durch Sie habe ich gefühlt, dass ich ein zur glühenden Liebe geneigtes Herz habe, und ich werde außer Ihnen nie jemand lieben.«

»Wenn Sie wüssten, mit welchem Vergnügen ich Ihnen dies glaube!«

Sophie legte ihren Kopf an Adelheids Busen und umarmte sie.

»Wie sehr Dein Bruder Dir gleicht!« sagte sie zu ihr; »er hat Deine Augen, Deine Farbe, Deinen Mund, Deine Stirne!«

Sie umarmte sie noch einmal.

»Wahrhaftig,« antwortete Adelheid etwas gereizt, »sonst liebte sie mich um meinetwillen, jetzt, glaube ich, liebt sie mich um seinetwillen, das heißt also Liebe! ich gestehe, dass sie mir heute sehr verführerisch erscheint, während ich sie gestern traurig fand. Lieber Bruder, wann werden Sie meine Freundin heiraten?«

»Der Baron behauptet, ich sei noch zu jung; aber wenn das Fräulein erlaubt –«

»Warum nennen Sie mich denn Fräulein? bin ich nicht mehr, wie Sie mich früher nannten. Ihr liebes Bäschen?«

»Wenn Sie es denn erlauben, so will ich mit Herrn von Pontis sprechen; ich will ihm sagen, dass ich seine Tochter anbete, dass seine Tochter mich gewählt hat; ich will ihm sagen, dass er Sie mir zur Frau geben, dass er mich mit Sophie verbinden soll.«

»Mein Vater ist nicht in Paris – Familienangelegenheiten halten ihn fern, ich werde Ihnen alles erzählen; aber jetzt muss ich Sie verlassen.«

»Wie, jetzt schon?«

»Ja, ich muss wieder in meinem Zimmer sein, ehe Frau Münch erwacht.«

»Morgen werde ich also das Glück haben?«

»Morgen! alle Tage! doch nein, es kann nicht sein.«

»Nein, es kann nicht sein, lieber Bruder,« wiederholte Adelheid; »man würde es merken, einmal, lieber Bruder, in der Woche, Sie müssen Sich damit bescheiden, denn Sie wissen ja, der Befehl Ihres Vaters, nicht mehr in das Kloster ohne seine Begleitung zu gehen, lautet so bestimmt.«

»Aber doch!« fiel Sophie ein, »Du weißt ja, wie tief Frau Münch schläft, wenn sie getrunken hat, und dies ist nichts seltenes.«

»Wie, liebe Sophie, Ihre Gouvernante liebt den Wein?«

»Ja, und starke Liqueure; es ist eine Feinschmeckerin.«

»Nun, in diesem Falle kann ich wieder kommen.«

»In drei oder vier Tagen,« sagte meine Schwester. »Häufigere Besuche würden uns in Verlegenheit bringen.«

Sophie seufzte.

»Ach, lieber Vetter! (Sie ging, kam aber wieder zurück.) Ich bitte Sie, gehen Sie nicht mehr zur Marquise.«

»Gehen Sie nicht mehr zu ihr,« sagte Adelheid. »Gehen Sie nicht mehr hin, lieber Bruder, hören Sie, und wenn sie zu Ihnen kommt, so schicken Sie sie weg.«

Ich ging nach Hause, beseligt durch das eben erlebte Glück, schwelgend im Vorgefühl eines erneuten Wiedersehens.

Der Tag verging, indem ich mich im Gedanken mit meinen Liebesträumen beschäftigte; die folgende Nacht war ebenso kurz, als mir die vorhergehende lang geschienen hatte. Die angenehmen Träume beschäftigten und verschönerten meinen Schlummer. Sie zeigten mir meine Sophie, und was man vielleicht weniger glauben wird, sie zeigten mir nur sie.

Gegen Mittag läutete ich meinem Bedienten.

»Du hast mir gestern keine Antwort gesagt. Was macht Frau von B...?«

»Gestern, gnädiger Herr, haben Sie mich nicht zu ihr geschickt.«

»Wie, Jasmin, Du bist nicht dort gewesen? Du weißt, dass sie krank ist!... lauf schnell und spute Dich, ich muss mich doch nach ihrem Befinden erkundigen lassen; in was für einem Lichte sollte ich dann vor ihr erscheinen, wenn ich diese einfachste der Lebensarten versäumte.« Zur Marquise schicken, hieß noch nicht, sie besuchen, war also keine Treulosigkeit gegen Sophie. Übrigens gibt es gesellschaftliche Pflichten, von denen sich ein Mann von Bildung nicht lossagen kann.

Jasmin kam nach einer Stunde zurück.

»Gnädiger Herr, Fräulein Justine hat mir gesagt, Madame sei schlimmer und man fürchte, das Fieber könne ausbrechen.«

»Dies ist also Ernst? wie mich das beunruhigt.«

»Ja, gnädiger Herr! Fräulein Justine hat ganz leise gesagt, ich solle Ihnen in ihrem Namen melden, dass der Herr Marquis heute früh nach Versailles gereist sei, wo er sich drei Tage aufhalten werde.«

»Gut, Jasmin, Du kannst gehen.«

Mein Diener meldete mir, dass ein Fieber, wenn nicht eine ernste Erkrankung zu befürchten sei. Armer Vicomte von Florville! daran sind wohl die starken Ausdrücke des Barons schuld, und endlich auch meine Undankbarkeit, denn im Grunde kann sie sich über mich beklagen. Ich habe sie betrogen, ich hätte ihr nur sagen dürfen, dass ich eine andere liebe. Sie ist schlimmer! wenn die Gefahr noch größer würde! wenn die Marquise, in der Blüte ihrer Jahre von einer langsamen Krankheit verzehrt, dahinwelkte! ich müsste mir ihren Tod ewig vorwerfen! Dieser Gedanke ist schrecklich.

Oh, meine Sophie! Du bist mir sehr teuer; aber soll ich um Deinetwillen die Marquise von Kummer sterben lassen?

Ich rief Jasmin. »Geh noch einmal zu Justine! frage sie, ob ich nicht während der Abwesenheit des Marquis Frau von B... sehen, sie beruhigen, ein wenig trösten könnte. Jasmin, wenn es sein kann, so frage nach der Stunde, nach der Türe, zu der ich hereinkommen muss! kurz, Du machst das mit Justine aus.«

»Ja, gnädiger Herr, ich will mich beeilen, um Ihnen eine erwünschte Nachricht bringen.«

Er kam bald zurück. Justine hatte ihm gesagt, sie glaube nicht, dass Madame im Stande sei, jemand zu empfangen; sie wisse nicht, ob der Besuch des Herrn Chevalier Madame sehr angenehm sein würde; doch könnte ich es ja wagen. Ich wisse den Weg; diesen Abend um neun Uhr brauche ich nur zum großen Hoftor hineinzugehen, schnell die geheime Treppe aufzusuchen und die Türe des Boudoirs mit dem Schlüssel öffnen, den sie mir hier schicke. Wenn übrigens Madame darüber böse sei, so nehme Justine nichts auf sich, es sei meine Sache.

Schlag neun Uhr klopfte ich am Hotel des Marquis an.

»Zu wem wollen Sie?« schrie der Schweizer. Ich antwortete:

»Zu Justine!« und schlüpfte schnell hinein. Ich fand Justine im Boudoir Wache stehend.

»Wie geht es Deiner Gebieterin, liebliche Justine?«

»Still! still! sie könnte vermuten, dass ich jemand hier empfange!«

»Ist sie da? in ihrem Schlafzimmer?«

»Oh, Gott! freilich, und im Bett! sie empfängt keinen Menschen.«

»Ich will mich entfernen, da sie krank und im Bette ist, dieser Dummkopf von Jasmin hat mir das nicht gesagt.«

»Gnädiger Herr, bleiben Sie, ich will es wagen Sie anzumelden,« fügte sie mit schnippischem Tone hinzu.

»Ist sie allein, sind ihre Frauen nicht in der Nähe?«

»Sie ist allein.«

Aus Zerstreuung umarmte ich Justinchen.

»Siehst Du diese abscheuliche Otomane hier? ich werde sie in meinem Leben nicht vergessen!« und wieder aus Zerstreuung drängte ich Justine darauf hin. Sie schien wirklich zu erschrecken.

»Mein Gott! Madame wird es hören, sie schläft nicht.«

Wirklich fragte auch die Marquise, ihre etwas matte Stimme anstrengend, wer da wäre. Justine öffnete die Türe des Schlafzimmers.

»Gnädige Frau, es ist –«

Ich näherte mich dem Bette, ergriff die schöne Hand, womit sie die Vorhänge halb öffnete, und sagte:

»Ich bin's. Ihr Geliebter, der voll Unruhe –«

»Wie, mein Herr, wer hat Ihnen die Türe geöffnet; wer hat Ihnen erlaubt –?«

»Ich hoffe Entschuldigung zu finden.«

»Nun denn, was wollen Sie, mein Herr? über meinen Schmerz spotten! meinen Gram vergrößern! meine Krankheit verschlimmern!«

»Ich komme, um sie zu heilen.«

»Zu heilen, können Sie die Worte Ihres Vaters ungesprochen machen, diese abscheulichen Worte, die ich gehört habe, oder können Sie den Brief, den ich gelesen, verleugnen?« (Die Marquise bemühte sich, ihre Tränen zu verbergen.)

»Madame, können Sie die Beleidigungen des Barons mich entgelten lassen? und was den Brief betrifft –«

»Ich verlange keine Erklärung, ich will nichts hören.«

»So sagen Sie mir doch wenigstens, ob Sie sich seit gestern etwas besser befinden?«

»Schlimmer, mein Herr, weit schlimmer! aber was liegt Ihnen daran? was für ein Interesse nehmen Sie an meinen Angelegenheiten?«

»Können Sie fragen?«

»Allerdings ist es nicht nötig. Ich muss hinlänglich überzeugt sein, dass sie mich nicht lieben.«

»Liebste Mama! –«

»Lassen Sie diesen Namen, der mich an meine Vergehungen und an mein, ach, allzukurzes Glück erinnert! diesen Namen, der mich an ein zu liebenswürdiges und zu innig geliebtes Kind erinnert! an ein Kind, dessen erheuchelte Aufrichtigkeit mich verführte, dessen ungewöhnliche Reize meine Sinne verwirrten. Ich schmeichelte mir, dass wenigstens seine Zärtlichkeit der Lohn der meinigen sein würde. Sie verließen mich kalten Blutes. Grausamer! schon in dieser Jugend besitzen Sie die Kunst zu betrügen, und noch dazu in solchem Grade!«

»Nein, ich betrüge Sie nicht, angebetetes Weib, wie können Sie so grausam sein.«

»Gehen Sie, Undankbarer, gehen Sie und machen Sie sich zu den Füßen Ihrer Sophie ein Verdienst aus meinen Leiden. Sagen Sie ihr, dass die Marquise, schändlich aufgeopfert, den Augenblick beklagt, in dem sie Ihre Bekanntschaft machte; und damit nichts zu meiner Erniedrigung fehle, so gehen Sie zu Ihrem Vater, der es wagt, mir aus meiner Zärtlichkeit für Sie ein Verbrechen zu machen. Melden Sie ihm, dass diese Frau dem Kummer nicht widerstehen konnte, so grausam behandelt worden zu sein, und dass sie sich nie über Ihren Verlust trösten wird. Faublas, erinnern Sie sich wenigstens, vergessen Sie nie, dass diese Frau, die man Ihnen als feurig, lebhaft, leidenschaftlich, bloß der Vergnügungssucht ergeben, geschildert hat, ewig Ihnen angehören wird.«

»Teuerste Freundin, können Sie die Gefühle, die mich hierher führten, misskennen?«

»Ja! das Mitleid, das Sie meinen Qualen nicht versagen können! das beleidigende Mitleid!«

»Nein! die Liebe, sage, Geliebte, die glühendste Liebe.«

Ich ergriff eine ihrer Hände, die sie nicht mehr zurückzog.

Man kann sich nicht vorstellen, wie sehr ihre Klagen mich gerührt hatten, wie sehr ihr Zustand mir zu Herzen ging.

»Ach,« sagte sie, »wie gut kennen Sie meine Schwächen und meine Leichtgläubigkeit, setzen Sie sich zu mir, Faublas! (Ich setzte mich auf den Rand ihres Bettes.) Doch nein, wenn jemand hereinkäme! wenn man uns sähe! tun Sie mir den Gefallen, Justine hereinzurufen; sie ist im Boudoir. Justine, meine Türe ist für jedermann geschlossen. Du sagst meinen Frauen, ich wolle ruhen, und befiehlst im Vorzimmer, dass man niemand hereinlässt. – Mein Freund, Sie speisen hier zu Nacht.«

»Mit dem größten Vergnügen.«

»Kleine, bestelle ein Huhn, Du sagst ihnen, ich sei erschöpft, müde, wünsche aber vor dem Einschlafen zu versuchen einen Bissen zu essen; vor allem wünsche ich Ruhe. Du, Justine, wirst einen sehr großen Appetit haben. Du verstehst mich?«

»Ja, gnädige Frau,« antwortete die Zofe lachend, »ja, ich werde heute Abend für zwei essen.«

Sobald Justine weg war, schloss ich die Marquise in meine Arme und wollte nach einigen Vorspielen mein Glück weiter versuchen.

Ich traf auf einen Widerstand, den ich nicht erwartet hatte, und Justine, die mit einem Huhn hereinkam, nötigte mich den Angriff einzustellen. Die Marquise weigerte sich etwas zu essen, ich betrachtete, während ich das Fleisch zerlegte, das Zimmer mit einer Aufmerksamkeit, die meiner schönen Freundin auffiel.

»Was sieht mein Geliebter denn so herum?«

»Dieses Zimmer, das ich mit Vergnügen erkenne... Ich glaube, hier –«

Die Marquise erriet mich.

»Ja, hier hat das Gesichtchen des Fräulein Duportail mir einen garstigen Streich gespielt.«

»Warum garstig?«

»Warum? weil Faublas ein Betrüger ist.«

»Ach, Sie wollen den Streit aufs neue anfangen. Wahrhaftig, Madame, Sie sind heute Abend sonderbar! Sie wollen streiten und lassen es nicht zur Versöhnung kommen!«

»Ganz richtig, undankbarer Wüstling! Sie haben gute Gründe, gerade das Gegenteil zu wollen. Ihnen ist es um die Versöhnung zu tun, und dem Streit weichen Sie aus. Übrigens, weil wir einmal so weit sind, fragen Sie den Herrn Baron, ob man...«

»Wie, Mama, wäre es möglich, dass die Äußerung meines Vaters dies sollte hindern?«

»Sei es nun dies, oder etwas anderes, es bleibt dabei, Herr Eroberer, dass heute Abend keine Versöhnung in diesem Sinne stattfindet!«

»Ach, liebste Mama, gerade in diesem Sinne wird Sie stattfinden.«

»Ich versichere Sie, nicht, mein Freund.«

»Ich versichere Sie, doch!«

Der bestimmte Ton, womit ich dies sagte, schien die Marquise wirklich zu erschrecken; sie traf alle Anstalten, um mich kräftig abzuwehren.

»Ja, ja, setzen Sie sich nur in Bereitschaft! sobald ich gespeist habe und Justine nicht mehr da ist, so werden Sie schon nachgeben!«

»Justine wird nicht gehen. Mädchen, Du verlassest mein Zimmer nicht. Chevalier, setzen Sie sich hieher, etwas näher zu uns – hier, gut. Ich habe Ihnen etwas zu sagen.«

Sie schlang einen Arm um mich, lehnte ihren Kopf an meine Schulter, gab mir einen Kuss und sagte mit gedämpfter Stimme:

»Lieben Sie mich, Faublas?«

»Zweifeln Sie doch nicht mehr, Mama.«

»Ich verlange einen Beweis.«

»Sprechen Sie, was für einen?«

»Dass Sie heute Abend nicht auf der Aussöhnung bestehen.«

»Warum dies?«

»Weil ich das Fieber habe, mein Freund, Sie würden es erben.«

»Was liegt daran?«

»Was daran liegt?« wiederholte sie, mich umarmend, »diese Antwort gefällt mir! leider ist sie nicht so verständig als für mich schmeichelhaft! Bester Freund, teuerster Faublas, ich wünsche kein Glück, das Sie um Ihre Gesundheit brächte! welche Frau könnte so abscheulich sein, um diesen Preis einige flüchtige Augenblicke eines Genusses zu erkaufen, der durch häufige Wiederholung immer geringer wird? welche Frau wäre so blind, so gefühllos, um bei Dir bloß sinnliches Vergnügen zu suchen? ich! ich sollte Deine Kräfte entnerven! Deine Jugend erschöpfen! eines der schönsten Werke der Natur zerstören! eines ihrer verführerischen Meisterstücke verderben! nein, lieber Faublas, nein! Um Dir eine bittere Reue zu ersparen, will ich Deine Begierden und meine Schwächen bekämpfen. Du wirst mich jederzeit bereit finden, mich für Dein Glück aufzuopfern; und weit entfernt, Dir Schmerzen verursachen oder Dir traurige Tage bereiten zu wollen, würde ich mein Leben geben, um das Deinige zu verlängern oder zu versüßen. Oh, liebenswürdigster und geliebtester aller Geliebten, ich liebe Dich nicht bloß um meinetwillen; man mag sagen, was man will. Du bist es selbst, den ich in Dir anbete. Liebster Freund, versprich mir, diesen Abend nicht darauf zu bestehen. Ich will Justine fortschicken; Du bleibst hier, ich werde Dich sehen, werde Dich hören, werde vielleicht an Deiner Brust einschlafen, ich werde allzu glücklich sein. Bester Freund, gib mir Dein Ehrenwort. Antworten Sie mir doch, Chevalier. Sagen Sie mir doch, ich beschwöre Sie, über was denken Sie nach.«

Die Marquise hatte Recht; ich dachte nach. Ich dachte an Sophie; ich brachte ihr die Entbehrungen, die man mir aufgelegt hatte, zum Opfer. Dieser Gedanke brachte mir den Mut bei, sie zu ertragen, und ich versprach ihrer Nebenbuhlerin genügsam zu sein. Sogleich erhielt Justine den Befehl, aus dem Zimmer zu gehen.

»Ich bin mit Ihnen zufrieden, Faublas,« sagte die Marquise mit vergnügter Miene. »Plaudern wir ruhig miteinander; dieses Vergnügen ist, wenn auch weniger lebhaft als ein anderes, doch dauernder; worüber lachen Sie denn? über einen vielleicht sonderbaren Einfall. Sprechen Sie, mein Freund, sprechen Sie!«

»Wenn man einer Frau, die ihren Geliebten erwartet, die Bedingung auflegen könnte, ihn zwei Stunden bei sich behalten zu dürfen, um bloß zu plaudern, oder ihn nach fünf Minuten entlassen zu müssen, was würde sie wählen?«

»Mein Freund, viele schöne Frauen kämen durch diese Alternative in Verlegenheit. Man sagt, dass es viele gibt, denen das Vergnügen, sentimental zu plaudern, das non plus ultra von Liebe ist; alle anderen Begünstigungen einer Liebenden kämen ihrer Gefälligkeit äußerst schwer an. Ich glaube übrigens auf Ehre, dass deren sehr wenige sind. Dagegen versichere ich Sie, dass sich viele finden würden, denen dies Geplauder und diese Untätigkeit zwei Stunden lang höchst lächerlich vorkäme. Ich kenne welche, die lieber ihr ganzes Leben lang stumm wären.«

»Zu diesen gehören Sie nicht, Madame!«

»Ich? ja, mein Freund, setzen wir einmal den Fall, die zwei Stunden Unterhaltung wären für heute, und die fünf Minuten Glück würde ich für morgen aufsparen.«

»Für morgen! bedenken Sie es wohl!«

»Ach!«

»Sie haben es gesagt.«

»Ja, aber es war bloß eine Voraussetzung.«

Die Marquise wusste unsere Unterhaltung höchst interessant zu machen, und ich entdeckte tausend Vorzüge an ihr, die ich bisher nicht Zeit gehabt hatte zu bemerken. Sie setzte mich durch eine Menge satirischer, geistreicher oder glänzender Einfälle in Erstaunen, sie ließ sogar einige philosophische Gedanken hören, aber keine einzige moralische Betrachtung.

Ich bewunderte an ihr besonders jenen eleganten und gefälligen Vortrag, den man in der großen Welt hie und da trifft; jenen natürlichen und feinen Geist, der sich nicht erwerben lässt, jenen geläuterten Geschmack, der manchem unserer Schöngeister wohl zu wünschen wäre, und mehr Kenntnisse, als eine schöne oder hübsche Dame in der Regel besitzt.

Ich glaubte erst eine Viertelstunde bei ihr zu sein, als es zwölf Uhr schlug.

»Wir müssen uns trennen, mein Freund,« sagte sie; »Justine muss Sie selbst bis an das Tor begleiten, weil mein Schweizer keine Vernunft annimmt. (Die dienstfertige Zofe kam auf den ersten Ton der ihr bekannten Glocke herbei.) Justine, Du musst jetzt Deinen Geliebten begleiten.«

»Wie! ihren Geliebten?«

»Sie begreifen doch, mein Freund, dass Justine, die abends einen jungen Menschen einlässt und um Mitternacht zurückbegleitet, eine Herzensangelegenheit hat. Ich bin überzeugt, dass die ganze Dienerschaft morgen dies laut sagen wird; aber die Kleine weiß wohl, dass ich sie für alles, was sie um meinetwillen leiden muss, reichlich entschädigen werde. Leben Sie wohl, lieber Faublas! morgen um acht Uhr sieht man Sie wieder?«

»Unfehlbar!«

»Mein teuerer, geliebter Freund, ich werde für jedermann krank sein.

Beeile Dich, liebe Justine, begleite ihn! denn Du musst bei all' dem auf Deinen Ruf ein wenig bedacht sein; je später er geht, um so mehr wird man sich über Dich lustig machen. Ich rate Euch, ohne Licht zu gehen, damit man Euch auf der kleinen Treppe nicht sieht, und habet wohl acht, Euch gegenseitig nicht zu stoßen!«

Justine und ich traten in das Boudoir. Ich verschloss die Türe, die in das Schlafzimmer führte, sorgfältig, während Justine im Finstern die nach der geheimen Treppe öffnete. Statt meiner Führerin, die mir die Hand bot, dorthin zu folgen, zog ich sie sanft gegen mich.

»Mein Kind,« sagte ich leise, dass sie es kaum hörte, zu ihr, »Du erinnerst Dich des Auftrittes; ich will mich rächen, hilf mir, sprich kein Wort.« Justine, immer zu meinem Dienste bereit, erfüllte ihr Geschäft so gut, dass die Marquise selbst es nicht hätte besser machen können; nie fühlte ich besser und lebhafter, wie vollkommen Recht derjenige hat, der zuerst schrieb: die Rache ist das Vergnügen der Götter. Man möge sich nur in meinen Geist hineindenken, mein Alter in Betracht ziehen und meine Lage prüfen, so wird man sehen, dass ich bei dem Rendezvous an dem folgenden Tage nicht fehlen konnte.

Ich wurde von der Marquise mit Ungeduld erwartet, sie verschwendete die schmeichelhaftesten Liebkosungen, die zärtlichsten Worte an mich. Sie befriedigte sogar meine stets rege Neugierde mit einer Gefälligkeit, die ich für das günstigste Vorzeichen halten musste; allein wie gestern tat sie meiner Entzückung in dem Augenblicke Einhalt, wo sie ihren höchsten Grad hätte erreichen sollen, und immer noch ihr Fieber vorschützend, verweigerte sie hartnäckig den zu unzweideutigsten Beweis der Zärtlichkeit einer Geliebten, jenen allen jungen Leuten zu erwünschten, mir, dem feurigsten von allen, so notwendigen Beweis.

Ich ertrug mein Unglück so ziemlich geduldig in der Hoffnung, dass wenigstens das hübsche Kammermädchen beim Abschied sich meiner erbarmen würde; doch nein, die Marquise, die das Bett nicht mehr hütete, begleitete mich selbst bis auf die geheime Treppe. Ich sah wohl, dass Justine meinen Verdruss teilte; aber konnte sie mich im Hofe trösten? Keusch und trostlos kam ich zu Hause an.

Rosambert, dem ich die Härte meiner schönen Freundin klagte, schien sich darüber nicht zu wundern.

»Ich habe es Ihnen vorausgesagt, dass Frau von B... ihr Betragen nach den Umständen einrichtet und den Mantel nach dem Winde kehrt. Wie es sich auch mit den physischen und moralischen Eigenschaften des Fräulein Pontis verhalten möge, weil der Chevalier sie einmal liebt, so ist sie in seinen Augen geistreich und hübsch. Diese Leidenschaft ist erlaubt, anständig und tugendhaft; es ist eine erste Liebe. Sie entstand aus Übereinstimmung der Herzen, lebt durch Entbehrungen und wird wachsen durch Hindernisse, Gewohnheit und Hoffnung. Fräulein von Pontis ist somit eine gefährliche Nebenbuhlerin. Dies hat die Marquise ohne Zweifel alles überlegt; aber nachdem sie die Hilfsmittel ihrer Feindin geprüft, hat sie ihre eigenen Kräfte und die Schwäche des jungen Adonis in Betracht gezogen, um dessen unentschiedenes Herz es sich handelt.«

»Unentschieden, Rosambert!«

»Ja, ja, unentschieden für den Augenblick! Sie beten die eine an, können sich aber nicht entschließen, ihr die andere aufzuopfern. In Ihrem Alter hat der Reiz des Vergnügens eine unwiderstehliche Macht. Sie wissen, welches Vergnügen ich meine. Sophie kann Ihnen dieses nicht verschaffen! somit ist Frau von B... die interessierte Wohltäterin in dieser Beziehung.

»Darauf baut sie ihren Plan. Beständig Ihre Begierden zu reizen, sie bisweilen zu stillen, nie zu sättigen, dies ist mit wenigen Worten ihre Absicht. Um ihre Gunstbezeigungen wertvoller zu machen, wird sie in Zukunft damit geizen. Glauben Sie mir, dass sie bei diesen Entbehrungen, die sie Ihnen auflegt, so viel leidet als Sie; allein die Marquise ist nun einmal entschlossen, Sie um jeden Preis an sich zu fesseln.«

Endlich ist es Zeit, wieder an Sophie zu denken! endlich erscheint der dritte Tag! ich darf ins Kloster gehen und meine Sophie sehen. Sie ist in diesen drei Tagen noch weit schöner geworden.

Ungefähr zwei Monate lang hatte ich das Glück, sie regelmäßig zweimal in der Woche zu besuchen.

Wie wunderbar ist doch die Macht der Tugend im Bunde mit der Schönheit! so oft ich meine Sophie verließ, glaubte ich, es wäre unmöglich, sie noch mehr zu lieben und jedesmal, wenn ich sie sah, fühlte ich, dass meine Liebe zugenommen hatte.

Ich muss gestehen, dass ich während dieser zwei Monaten die Marquise sehr oft sah.

Sie hatte die ernstliche Absicht mich zu meinen Pflichten zurückzuführen.

Justine, die nicht mehr so häufig von ihrer Gebieterin zu mir geschickt wurde, schien traurig zu sein, denn sie vermisste die gewöhnlichen kleinen Geschenke.

Herr Duportail, dem der Gedanke an seine Tochter keine Ruhe ließ, war seit sechs Wochen nach Russland abgereist in der Hoffnung, einige Aufschlüsse über Dorliskas Schicksal erhalten zu können.

Eines Tages, als ich mit Rosambert in der Oper war, trafen wir dort mit dem Marquis von B... zusammen. Er begrüßte Rosambert mit kalter Höflichkeit, empfing dagegen mich auf das wohlwollendste.

Er beklagte sich, dass er seit mehr als zwei Monate nicht das Glück gehabt habe, mich auffinden zu können, und fragte, wie sich mein Vater befinde.

»Ganz gut, Herr Marquis, er ist gegenwärtig in Russland!«

»Es ist also wahr?«

»Gewiss!«

»Und Fräulein Duportail?«

»Meine Schwester befindet sich vortrefflich.«

»Noch immer in Soissons?«

»Sie befindet sich noch immer daselbst.«

»Und wann wird sie wieder zu uns kommen?«

»Auf den nächsten Karneval,« antwortete Rosambert schnell.

Um jeder üblen Wirkung dieses Scherzes zu begegnen, versicherte ich den Marquis, meine Schwester werde den Winter in Paris zubringen.

»Aber,« versetzte Herr von B..., »wohnen Sie denn nicht mehr auf dem Arsenalplatz?«

»Oh, freilich!«

»In diesem Fall empfehlen Sie doch Ihren Leuten, artiger und aufmerksamer zu sein! Sie haben mir zwar gesagt, dass Ihr Herr Vater nach Russland gegangen sei, aber als ich nach Ihnen und nach Ihrem Fräulein Schwester fragte, antworteten sie kurzweg, Herr Duportail habe keine Kinder.«

»Dies kommt daher,« redete Rosambert ein, »weil ihn sein Vater sehr streng hält; er erlaubt ihm nicht Besuche anzunehmen.«

»Ja, mein Herr, die Antwort, die Sie erhalten haben, ist ohne Zweifel eine Folge der Befehle meines Vaters.«

»Ich hätte Ihren Herrn Vater für vernünftiger gehalten; ein junger Mann muss immer einige Freiheit haben.

»Eine junge Dame! oh! da ist es etwas anderes! Die Mädchen kann man nicht genug hüten! und ich kenne gewisse Fräulein aus ganz guten Häusern, die man nicht genug hütet, die man schlechte Bekanntschaften machen lässt (bei diesen Worten warf er einen boshaften Blick auf Rosambert); aber Sie! das ist zu streng! Kommen Sie, ich will Ihnen ein Vergnügen, eine Zerstreuung verschaffen. Die Marquise ist hier; ich will Sie ihr vorstellen.«

»Mein Herr, ich kann nicht.«

»Kommen Sie, kommen Sie, Sie werden gewiss gut empfangen werden.«

»Aber, mein Herr!«

»Wozu denn diese Umstände?« sagte Rosambert zu mir, »die Frau Marquise ist sehr liebenswürdig.«

»Nicht wahr?« antwortete der Marquis, sich zuerst gegen den Grafen und dann gegen mich wendend, »nicht wahr, sie ist sehr liebenswürdig, meine Frau? Sie hat viel Geist! sonst hätte ich sie auch nicht geheiratet.«

»Es ist wahr, dass die Frau Marquise viel Geist hat, und der Herr weiß es wohl,« rief Rosambert.

»Der Herr weiß es wohl?« wiederholte der Marquis.

»Ja, mein Herr, meine Schwester hat es mir gesagt.«

»Ach! Ihr Fräulein Schwester, ja. – Ich versichere Ihnen, mein Herr, dass meiner Frau nichts fehlt, als dass sie sich besser auf Physiognomie verstände. Doch dies wird schon kommen. Ich habe bereits bemerkt, dass sie großen Gefallen an schönen Gesichtern findet. Herr Duportail, das Ihrige ist sehr einnehmend, und zudem haben Sie sehr viel Ähnlichkeit mit Ihrem Fräulein Schwester, welche bei der Marquise sehr beliebt ist. Kommen Sie mit mir, ich will Sie der Marquise vorstellen.«

»In der Tat, Herr Marquis, es tut mir sehr leid. Ihr gütiges Anerbieten nicht annehmen zu können, aber ich habe mich sozusagen vom Hause fortgestohlen; ich muss mich auch auf dem Parterre verstecken, ich darf mich in keiner Loge zeigen. Wenn mich einer von meines Vaters Freunden sähe, so würde er es ihm sicher schreiben, und Sie können sich nicht vorstellen, wie Herr Duportail dann bei seiner Rückkehr mit mir umgehen würde.«

»Es gibt sehr lächerliche Eltern! ich wusste doch, dass ich Sie etwas zu fragen habe; kennen Sie einen gewissen Herrn von Faublas?«

Ich antwortete trocken: »Nein.«

»Aber der Graf kennt ihn vielleicht?« fuhr der Marquis fort.

»Faublas?« versetzte Rosambert; »doch ja, ich glaube diesen Namen schon gehört zu haben ... ich habe ihn schon irgendwo gesehen. (Er nahm den Marquis bei der Hand und stellte sich, als ob er leiser sprechen müsste.)

»Reden Sie vor den Duportail nie von den Faublas, diese zwei Familien sind einander feind! Es würde am ersten Tage Blut geben.«

»So ist also alles herausgekommen,« versetzte der Marquis halblaut.

»Ich begreife nicht, wie, was denn?« antwortete Rosambert.

»Gut, Sie verstehen mich schon.«

»Nein, der Teufel soll mich holen!«

»Gewiss, Sie haben Recht! an Ihrer Stelle wäre ich ebenso diskret.«

»Auf Ehre, ich verstehe kein Wort.«

»Schweigen wir davon!« sagte der Marquis, seine Stimme erhebend.

»He, sage mir einmal, Rosambert, denn ich bin ein guter Teufel, ich kann keinen Groll haben! sag mir einmal, warum hast Du Dich seit mehr als sechs Wochen nicht mehr bei uns blicken lassen?«

»Geschäfte!«

»Ja, Geschäfte, Mädchen! man täuscht mich nicht, geh! ich hoffe, dass wenigstens Du der Marquise Dein Kompliment machen wirst.«

»Recht gerne. Chevalier, haben Sie die Güte, mich einen Augenblick zu erwarten.«

Der Marquis wiederholte mir beim Abschied, dass er sehr bedauere, mich seiner Frau nicht vorstellen zu können.

Nach einer Viertelstunde kam Rosambert lachend wieder zu mir.

»Frau von B... schien mich nicht ungern zu sehen,« sagte er; »sie hat mich artig aufgenommen, wir haben uns gegenseitig behandelt wie Bekannte, die sich erinnern, einander in der Welt oft begegnet zu haben. Doch schien die Marquise etwas verwundert, als ihr guter Gemahl ihr sagte, ich sei hier mit dem jungen Herr Duportail, der es nicht gewagt habe, ihr seine Aufwartung zu machen. Sie können sich denken, dass ich, da zwischen Frau von B... und mir alles zu Ende ist, sie nicht in Verlegenheit bringen wollte; im Gegenteil half ich ihr gutmütig, mich selbst zu täuschen; ich bin so ehrlich wie ihr werter Gemahl auf alle ihre Ideen eingegangen. Aber höchst auffallend war mir, dass ich bei diesem komischen Auftritt, der mich sonst sehr amüsierte, von Zeit zu Zeit auf große Dunkelheiten stieß. Sie werden mir dies erklären, Faublas. Sehen Sie, obschon Herr von B... in diesem Augenblicke ganz leise sprach, so hörte ich ihn doch zu seiner Frau sagen: Ich sage Ihnen doch, Madame, dass dieses Fräulein Duportail kein anständiges Mädchen sei. Jetzt ist alles heraus gekommen! die Duportail sind wütend; und wenn sie diesem Herrn von Faublas begegnen, so werden sie ihm ein böses Essen anrichten.

»Ich bin überzeugt, dass die Reise des Fräuleins nach Soissons und die des Vaters nach Russland bloß Vorwände sind.

»Aber der Vater hat es wohl verdient; er schränkt seinen Sohn entsetzlich ein und lässt seine Tochter treiben, was sie will. So ungefähr,« fuhr der Graf fort, »hat der Marquis gesprochen.

»Faublas, Sie wissen die Sache, machen Sie mir das Vergnügen, mich darüber aufzuklären.«

Ich erzählte Rosambert, wie der Marquis meine Brieftasche an einem schlechten Orte gefunden, wie er seiner Frau bewiesen, dass Fräulein Duportail kein anständiges Mädchen sei, und wie die Marquise in meiner Gegenwart meine Briefe erhalten habe.

Ich erzählte ihm die Scene auf der Ottomane, der ich leider, im Versteck unter der Ottomane, beiwohnen musste.

Der Graf ließ seiner Heiterkeit freien Lauf und fragte mich, warum ich mich nicht bei Frau von B... habe einführen lassen.

»Mein Freund,« antwortete ich, »wenn ich rasend in die Marquise verliebt wäre, und keine andere Gelegenheit hätte, sie zu sehen, so hätte ich es angenommen; da wir uns aber leicht an diesem oder jenem Orte treffen können, und es uns nicht an Rendezvous fehlt, warum hätte ich abermals unter einer neuen Verkleidung Gefahren aufsuchen sollen?«

»Warum nicht? dies hätte uns Allen viel Spass gemacht! die Marquise hätte sich an Ihrer Stelle nicht besonnen.«

Nach dem Schauspiele begleitete ich Rosambert in die Loge des Fräuleins F..., die ich sehr genau kannte. Eine Tänzerin war bei der Theaterprinzessin.

»Er ist hübsch,« sagte sie, nachdem sie mich mit majestätischem Blicke von Kopf zu Fuß gemustert hatte.

»Dies ist Amor,« antwortete die andere, »oder der Chevalier Faublas.«

Ich dankte der artigen Person höflich für ihr schmeichelhaftes Kompliment.

»Chevalier,« sagte sie. »Ich habe Sie schon irgendwo gesehen und seit einigen Monaten höre ich fast täglich von Ihnen. Sie können ein sehr schönes Mädchen sein, aber was mich betrifft, so ist mir ein hübscher Junge lieber.«

Ich sah den Grafen an.

»Rosambert, ich glaube, Sie haben mich verraten.«

»Auf Ehre nicht!« antwortete dieser.

Indes redeten die beiden Damen still miteinander und Coralie – so nannte sich die Tänzerin – lachte wie toll.

Brauche ich hinzuzusetzen, dass eine Abendpartie zu vier schnell verabredet war, dass wir bei der Göttin zu Nacht speisten, dass ich die Nymphe nach Hause begleitete? wem sollte unbekannt sein, dass im Theater die Gottheiten ganz schwache Sterbliche sind, dass man nirgends in der Welt leichtfertiger mit den Leidenschaften spielt, und dass hier ein Roman am nächsten Abende beginnt und zu Ende geht?

Coralie war weder schön noch hübsch; aber sie hatte eine angenehme Lebhaftigkeit und anziehende Reize; man hörte mit Vergnügen ihr galantes Kauderwelsch; auf ihrem trotzigen Gesichtchen herrschte Heiterkeit; ihre ganze Haltung war etwas leichtfertig und reizte die Begierde; sie war schlank und groß gewachsen, sie hatte eine schöne Hand und einen reizend kleinen Fuß und eine prächtige Haut. Sie betrachtete mich lächelnd. – »Lieber Chevalier!«

»Reizende Coralie, warum so heiter?«

»Sie scheinen zu träumen.«

»Nein, reizendes Mädchen.«

»Was bewundern Sie an mir?«

»Ihren kleinen entzückenden Fuß.«

»Wie kindisch!«

»Ach, Sophie!« rief ich aus.

Ich hätte Coralie sagen sollen.

»Sophie!« wiederholte sie.

»Verzeihen Sie, dieser Name kam mir unwillkürlich in den Sinn.«

»Oh, Sie Verschmitzter, glauben Sie mich so irre führen zu können?«

»Meine teuere Coralie!«

»Genug, genug, Chevalier, ich weiß jetzt, an wenn Sie denken.«

»Zürnen Sie mir nicht.«

»Kommen Sie, wir wollen die begonnene Partie zu Ende spielen, bevor Sie mich verlassen.«

Ich ließ sie fünf Louisd'ors gewinnen.

Es war zehn Uhr morgens, als ich Coralie verließ.

Der Baron, der meine Abwesenheit erfahren hatte, erwartete mich mit Ungeduld. Er erinnerte mich in strengstem Tone, dass er mich ermahnt habe, nie außerhalb des Hotels zu übernachten.

Ich ging auf mein Zimmer; Herr Person erwartete mich. Ich wollte ihm wegen seines Verrates Vorwürfe machen; er kam mir zuvor, er bemerkte, dass diese nächtliche Emanzipation dem Baron unmöglich habe unbekannt bleiben können; in solchen Fällen sei es die Pflicht des Hofmeisters, den Vater in Kenntnis zu setzen und auf diese Art dem Schweizer oder einem andern Bedienten zuvorzukommen; in anderem Falle hieße es unser Einverständnis auf eine sehr ungeschickte Art verraten. Ich hatte auf so gute Gründe nichts einzuwenden, und dann war ich schon mit andern Dingen beschäftigt.

Jasmin hatte mir einen Brief übergeben, den man ihm schon vor mehr als einer Stunde übergeben hatte. Ich sah mit Verwunderung, dass er an Fräulein Duportail adressiert war. Ich erbrach hastig das Siegel und las:

»Jemand, der diesen Abend nach Versailles geht, versichert mich, dass Fräulein Duportail nicht in Soissons sei, und dass sie sich ohne Zweifel in der Gegend von Paris verborgen halte. Wenn dem wirklich so ist, so wird das liebe Kind, das sich meiner noch erinnern muss, morgen früh in seiner Amazonenkleidung zu Pferde steigen und von einem einzigen, bürgerlich gekleideten Bedienten gefolgt, schlag acht Uhr im Boulogner Walde, am Boulogner Tore mich aufsuchen. Ich bin, wenn man es glauben darf, der, der sie noch liebt u.s.w.

Vicomte von Florville.«

»In der Tat!« rief ich, »ich habe schon längst mit dem Vicomte ein Wort zu sprechen. Also auf morgen früh. – Jasmin, Du gehst mit mir.«

Hierauf kaufte ich ein hübsches Porzellanservice und befahl Jasmin, es zu Fräulein Coralie, Straße Meslay, Tor Saint-Martin zu tragen.

Als er zurückkam, fragte ich meinen Bedienten, was Fräulein Coralie gesagt hätte.

»Gnädiger Herr, sie hat mich mehrere Male Ihren Namen wiederholen lassen.«

»Ist es wirklich vom Chevalier Faublas? ein junger Mann, ganz jung? höchstens siebenzehn Jahre alt?«

»Aber Fräulein, sagte ich zu ihr, kennen Sie ihn denn nicht?«

Sie antwortete:

»Oh, ja; aber eine Erklärung kann nie schaden; Sie werden dem Chevalier sagen, dass ich ihn morgen zum Nachtessen erwarte.«

»Morgen zum Nachtessen! Jasmin, dies passt nicht ganz zusammen; ich werde den Tag über bei dem Vicomte von Florville zubringen, doch es ist einerlei, ich will nicht unhöflich gegen Coralie sein.«

Jasmin verließ mich und ich überließ mich meinen Betrachtungen.

Oh, teuere Sophie, wie viel Unrecht, wie viele Treulosigkeiten begehe ich an Dir! Treulosigkeiten? doch nein, ich bringe meinen Freundinnen eine unlautere Huldigung dar, die meine tugendhafte Geliebte verwerfen würde, wodurch ihre Reize entheiligt wären.

Aber Frau von B..., Justine, Coralie, alle drei auf einmal! und wenn es auch hundert wären, was liegt daran, oder liegt meine Entschuldigung nicht in der Zahl? Wenn Frau von B... wirklich geliebt wäre, könnte ich ihr dann Nebenbuhlerinnen geben? würde ich mich mit der Marquise abgeben, wenn ich eine ernste Neigung für Justine hätte, oder für Coralie?

Nein, nein! dieser dreifache Liebeshandel bedeutet nichts.

Es sind vorübergehende Neigungen; das Aufbrausen der Jugend.

Es ist wahr, die Marquise scheint mir allerdings liebenswürdiger als die beiden andern; allein es ist nur mein hübsches Bäschen, die mir eine reine und uneigennützige Liebe einflößt.

Ja, meine teuere Sophie, es ist klar, dass ich nur Dich allein liebe.

Am andern Tag fand ich mich mit Jasmin schlag acht Uhr am Boulogner Tor ein. Ich trug einen englischen Amazonenanzug und einen weißen Kastorhut. Die Vorübergehenden blieben stehen, um mich anzusehen. Einige riefen: Das ist ein hübsches Weib. Diese Engländerin sitzt gut zu Pferde, sagten andere, und meine Eigenliebe fand sich nicht wenig geschmeichelt.

Der Vicomte von Florville ließ sich nicht lange erwarten; er ritt ein sehr hübsches Pferd, das er mit mehr Anmut als Kraft regierte.

»Schönes Fräulein, wenn es Ihnen beliebt, so wollen wir zusammen in Saint-Cloud frühstücken.«

»Sehr gerne, mein Herr, aber wo werden wir absteigen? in einem Gasthofe?«

»Nein, nein, mein Freund!«

»Wie, Ihr Freund, vergessen Sie, mein Herr, dass Sie mit Fräulein Duportail sprechen?«

»Ja, mein Freund, ich vergaß, und dachte sogar nicht daran, dass ich heute der Vicomte von Florville bin, ich ein junger Brausewind und Sie eine junge Närrin! Faublas, finden Sie das nicht sonderbar?«

»Sehr sonderbar! aber Sie sind nun einmal für den ganzen Tag der Vicomte von Florville und ich das Fräulein Duportail. Vergessen Sie ja nicht, wer sich wieder irrt –«

»Muss dem andern einen Kuss geben.«

»Meinetwegen, Herr Vicomte!«

Als wir nach Saint-Cloud kamen, waren wir einander wenigstens fünfzig Küsse schuldig. Einen Büchsenschuss von der Brücke hieß der Vicomte mich absteigen. Wir traten in ein kleines niedliches Haus, wo ich niemand erblickte. Es hatte bloß einen Stock.

Das Zimmer, in welches mich der Vicomte führte, war eben so bequem, als geschmackvoll eingerichtet.

»Um Verzeihung, mein Fräulein, ich will nur geschwind die Pferde in den Stall führen lassen.«

Nach einigen Minuten kam er zurück und sagte, er habe Jasmin in einen Gasthof geschickt und ihm befohlen, uns in einer Stunde abzuholen. Hierauf zeigte er mir in einem Schranke kalten Braten, einiges Backwerk und guten Wein.

»Unser Frühstück wird nahe beisammen sein, Fräulein; unsere Leute stören uns nicht.«

»Sehr wohl, Vicomte, bezahlen wir zuerst unsere Schulden.«

»Pfui doch, ein Fräulein! was sagen Sie da? ich werde vorher etwas speisen.«

Der Vicomte von Florville aß ganz zierlich an einem Hühnchen, Fräulein Duportail aß ungebildet wie ein ausgehungerter Landschreiber.

Diese mir auferlegte Zurückhaltung fieng an mir lästig zu werden.

Ich wollte dem Vicomte einen Kuss geben.

»Mein Fräulein,« sagte er zu mir. »Der Angriff kommt mir zu.«

Er nahm mich bei der Hand, führte mich vom Tische weg und wollte mich umarmen. Ich stieß ihn lebhaft zurück.

»Mein Herr, lassen Sie mich. Sie sind sehr zudringlich.«

Der Vicomte mehr hartnäckig als unternehmend, schien mir bloß einen Kuss rauben zu wollen, und lachte sehr über den Widerstand, auf den er stieß. Offenbar mehr gewöhnt, sich zu widersetzen als anzugreifen, zeigte er in seinen Angriffen viel Gewandtheit und wenig Stärke.

Fräulein Duportail im Gegentheil entfaltete gegen allen Brauch bei ihrer Vertheidigung viel Stärke und wenig Anstand.

Bald sank der Vicomte ganz erschöpft auf ein Canapee.

»Dies Mädchen hat Stärke wie ein Dragoner,« rief er, »um sie zu bändigen, müsste man ein Herkules sein.«

Die Natur hat doch alles gut gemacht, sie hat es weiblich eingerichtet, indem sie die Frauen sanft und schwach gemacht hat. Ich sehe, dass in dieser Welt Alles zum besten angeordnet ist.

»Alles kehre wieder zur alten Ordnung zurück. Schlimmes Fräulein, beruhigen Sie sich. Ich bin jetzt nur noch die Marquise von B..., der Vicomte von Florville tritt Ihnen alle seine Rechte ab.«

Diesmal benützte ich die Erlaubnis, ohne sie zu missbrauchen. Wir setzten uns wieder bald zu Tisch.

»Faublas, Sie werden vielleicht finden, dass ich sonderbare Einfälle habe, aber ich bitte Sie mir meinen Wunsch nicht abzuschlagen.«

»Wie könnte ich dies? Was ist Ihr Wunsch, sprechen Sie.«

»Ich wünsche Ihr Porträt, lieber Freund.«

»Das ist ein sehr natürliches Verlangen, theuerste Freundin, ich theile dasselbe; wäre es unbescheiden. Sie um das Ihrige zu bitten?«

»Nein, mein Freund, aber ich wünsche das Porträt des Fräulein Duportail.«

»Ah! ich verstehe, und Sie werden mir das des Vicomte de Florville geben?«

»Gewiss, mein Freund.«

»Liebste Mama, ich werde gleich morgen das meine bestellen, wir wollen sehen, welches von beiden zuerst fertig ist.«

»Das Ihrige ohne Zweifel! Sie sind nicht gehindert, Faublas! aber ich kann meinem Maler nur einige verstohlenen Augenblicke widmen. Sie sehen wohl, dass das Bild nicht im Hotel verfertigt werden kann.«

»Wo also denn, theuerste Freundin?«

»Bei der Modehändlerin, in dem von Ihnen wohlbekannten Boudoir. Ich lasse die Kleider, die ich eben anhabe, in einem Schrank daselbst zurück, dessen Schlüssel ich habe.«

»Wie? also dort haben Sie sich heute früh angekleidet?«

»Allerdings, mein Freund! unter dem Vorwand, mich auf den Elysäischen Feldern zu ergehen, bin ich im Morgenkleid mit Justine ausgegangen. Wir begaben uns zu meiner Modehändlerin, wo die Verwandlung vor sich gieng; ein Mietwagen führte mich zu einem Pferdehändler, dort mietete ich ein Pferd, und so macht man aus einer Marquise einen Vicomte. Justine ist für den ganzen Tag beurlaubt; erst um sieben Uhr soll sie bei meiner Modehändlerin sein, wo ich mich umkleiden werde. Wenn ich nach Hause komme, will ich ganz einfach sagen, ich habe auf Elysäischen Feldern die Gräfin von ... getroffen. Doch, ich glaube, Jasmin kommt. Machen wir einen kleinen Spazierritt, Faublas, und kommen zum Mittagessen wieder her.«

Wir stiegen wieder zu Pferd. Nach einem langen Ritt kamen wir gegen Mittag auf die Brücke von Sevres, ritten hinüber und befanden uns jetzt auf der Hauptstraße nach Paris. Hier kam ein sehr schöner vierspänniger Wagen, von einem Bedienten zu Pferde begleitet, auf uns zu. Die glänzende Equipage war kaum noch zehn Schritte von uns entfernt, als die Marquise umwandte und im schnellsten Galopp über die Brücke zurückritt. Ich glaubte, ihr Pferd habe ausgerissen, und wollte eben dem meinigen die Sporen geben, um ihr nachzujagen, als ich einen Herrn sich an den Kutschenschlag werfen sah, der mich erkannte und als Fräulein Duportail anrief.

Es war der Marquis von B... Ich sprengte in gestrecktem Galopp der Marquise nach, die querfeldein jagte. Jasmin galoppierte hinter mir her und rief mir nach, wir würden verfolgt.

Ich hörte unsern Feind schon ganz in der Nähe sein treffliches Pferd noch aufmuntern. Ich wandte rasch um, ritt geradezu auf den eifrigen Postillon los und begrüßte ihn mit einem Gertenhieb.

Jasmin, voll Eifer, seinen Herrn nachzuahmen, hatte ebenfalls bereits den Arm aufgehoben. Der arme Bediente, ganz erstaunt darüber, dass eine junge Dame so derb zuschlagen könne, zurückgehalten durch die Achtung, die er meinem Geschlecht und meinem Rang schuldig zu sein glaubte, oder durch die Aussicht auf einen sehr ungleichen Kampf, indem Jasmin sich zu meiner Unterstützung bereit hielt, wusste nicht, sollte er fliehen oder sich zur Wehr setzen, und sah mich ganz verblüfft an.

Ich brachte ihn schnell zu einem Entschluss, indem ich zwar mit weiblicher Stimme, aber im trotzigen Tone ihm zurief:

»Schurke, ich zerschlage Dir das Gesicht, wenn Du mich noch weiter verfolgst und nicht auf der Stelle umkehrst. Da hast Du, um auf meine Gesundheit zu trinken.«

Er nahm den angebotenen Thaler und lobte auf seine Art meine Stärke und meine Freigiebigkeit. Ich sah ihn ebenso schnell umkehren, als er gekommen war.

Als ich auf diese Art von meinem Feinde befreit war, ließ ich meine Blicke in die Weite schweifen, um die Marquise zu entdecken.

Sie hatte ihr Pferd langsamer gehen lassen, oder hatte sie sich aufgehalten, denn ich sah, sie hatte einen kleinen Vorsprung vor uns.

Wir erreichten sie in kurzer Zeit. Ich erzählte ihr, wie ich den Abgesandten des Marquis empfieng.

»Es war Zeit, dass ich umkehrte,« sagte sie, »ich habe fast zu spät den Kutscher und die Pferde erkannt.«

»Aber warum haben Sie sich geflüchtet, ohne mir einen Wink zu geben?«

»Weil es schon zu spät war; wir waren zu nahe gekommen. Diese Amazone, die der Marquis kennt, hätte uns verrathen; ich wollte ihn seiner Sache auf einmal gewiss machen.«

»Ich sehe den Grund nicht recht ein.«

»Und doch ist er ganz einfach! mein Freund, es lag wenig daran, dass der Marquis Sie sah, wenn er nur mich nicht sah! ich wusste zum voraus, dass er, sobald er Fräulein Duportail erkannt haben wird, sich nur mehr um sie bekümmern wird. Indem ich Sie zurückließ, sicherte ich meine Flucht.«

»Gut gesagt; aber was wird der Marquis von mir sagen? (Die Marquise näherte sich mir und sagte leise, indem sie lächelte.)

»Er wird sagen, Fräulein Duportail sei eine ... – er wird mir geheimnisvoll erzählen, dass sie in der That in der Umgebung von Paris sei, dass er sie mit Herrn von Faublas begegnet hat, und das Vergnügen, Alles dies errathen zu haben, wird ihn trösten für den kleinen Streich, welchen ihm sein Nebenbuhler spielt; aber,« setzte sie mit einem ernsteren Tone hinzu, »mein zärtlicher Gemahl vergilt mir die Treulosigkeiten, die ich gegen ihn begehe. Sie sehen ja, er ist gestern nach Versailles gegangen, von wo er erst heute zurückkommt. Er hat in Paris geschlafen

»Er erwischt mich,« fuhr sie fort, aus vollem Halse lachend, »er erwischt mich. Übrigens, mein lieber Faublas, fühle ich den Muth, nicht ihm böse zu sein.«

»Hüten Sie sich wohl, ihm diese Beleidigung zu verzeihen, kommen Sie nach Saint-Cloud Rache zu nehmen!«

»Nein, nein, das wäre auch zu gewagt, das hieße uns wie Kinder der Gefahr preiszugeben. In diesem Augenblick ist Herr von B... vielleicht noch in Sevres. Der arme la Jeunesse –«

»Er heißt la Jeunesse, Madame, dieser Herr, den ich gepeitscht?«

»Ja, mein Freund; wenn es der ist, der dem Wagen voranritt, er heißt la Jeunesse.«

»Aber da Sie ihn nahe genug gesehen, um ihn zu erkennen, so hat er Sie vielleicht auch erkannt?«

»Unmöglich, mein Freund. Dieses Reiterkostüm, dieser über meine Augen heruntergezogene Hut. Nein, ich bin ruhig. Ich vermuthe, dass dieser arme la Jeunesse, der schon zurück von seinem Ritt, dem Marquis dies unglückliche Ereignis erzählt.

»Dann besinnt sich mein scharfsinniger Gemahl, denkt nach, erräth, dass Sie sich in Sevres, oder nicht weit von da aufhalten. Neugierig, Ihren Aufenthaltsort zu errathen, oder zu erfahren, gibt er jetzt la Jeunesse auf, in der Gegend herumzureiten, zu suchen, aufzupassen, nachzufragen und alle Physiognomien genau ins Auge zu fassen.

»Nein, meine Freundin, nach Saint-Cloud dürfen wir nicht gehen, reiten wir nach Paris zurück! ich will den nächsten Weg machen, um zuerst zu meiner Modehändlerin zu kommen, wo Sie mich in Bälde aufsuchen werden. Wir speisen im Boudoir zu Mittag und Sie leisten mir Gesellschaft, bis Justine kommt.«

Eine Viertelstunde vor der Hauptstadt trennten wir uns. Die Marquise, der ich Jasmin mitgeben wollte, bemerkte mir, dass ein junger Cavalier wohl allein spazieren reiten könne, dagegen sei es nicht schicklich, wenn eine junge Dame, besonders in diesem Aufzug, nicht wenigstens einen Bedienten bei sich habe.

Madame de B... gieng durch das Thor de la Conférence, Jasmin und ich über die Barrière du Roule.

Vor dem Hause der Modehändlerin trafen wir einen kleinen Auvergner, der ein Pferd am Zügel hielt und Jasmin ein Billet übergab, auf dem die Worte standen:

»Jasmin wird mein Pferd zu Herrn T..., Pferdevermieter, Straße ... führen.

Der Vicomte von Florville.«

Ich verließ das Boudoir erst um acht Uhr.

Die Marquise war sehr liebenswürdig, sie verabschiedete mich in bester Laune, ich musste darauf bedacht sein, zu Coralie zu gehen.

Ich gieng nach Hause, um meine Kleider zu wechseln, und noch vor zehn Uhr war ich bei der Tänzerin.

»Guten Abend, lieber Chevalier; setzen wir uns schnell zu Tische!«

»Sehr gern!«

»Weißt Du auch, dass ich schon über eine halbe Stunde auf Dich warte, um mit Dir zu zanken?«

»Warum zanken?«

»Weil Du mich betrübst, Chevalier; Du suchst mich mit Geschenken überhäufen zu wollen, ich rechne nicht auf solche, mein lieber Freund, bei Dir will ich um meiner Person willen geliebt werden.

»Ich bin nicht so eigennützig wie manche meiner Freundinnen, ich will auch mit einer schönen Blume zufrieden sein.«

»Gut, Coralie, aber was hat dies mit einem mir zugedachten Zank zu schaffen?«

»Nur Geduld! mein Herr. Ich habe einen Herrn, der mich bezahlt, und aus guten Gründen sage ich Dir seinen Namen nicht. Du bist der hübsche Junge, der mich liebt. Nicht wahr? Ich wählte Dich, weil Du mir gefällst; ich erwarte von Dir keine Geschenke; Du hast mir eines gemacht, das ich nicht will.«

»Wie, das Porzellanservice?«

»Ja, dasselbe.«

»Ich nehme es nicht zurück. Überdies, Coralie, gefallen mir Deine Anstalten nicht; ich will bezahlen und ich will allein sein.«

»Höre, Chevalier, dazu bist Du zu jung und nicht reich genug. Und dann würdest Du einen schlechten Handel machen. Du bist hübsch. Du hast Geist; sobald Du bezahlen würdest, könnte ich Dich nicht mehr lieben. Ich weiß nicht, wie es kommt, aber so sind mir Alle! ein Wechsel ist für den, der ihn gibt, immer das Unterpfand einer Untreue.«

»Ich gebe Dir ja kein Geld, sondern nur ein kleines Andenken.«

»Ich will es nicht!«

»Ich wiederhole Dir, dass ich es nicht zurücknehme«

»Dann werfe ich es zum Fenster hinaus.«

»Wenn es Dir Vergnügen macht!«

So stritten wir, als eine Kammerfrau voll Schrecken zu Coralie herausstürzte und rief:

»Er kommt!« – »Er kommt?« wiederholte die Schöne. Die beiden Frauen nahmen mich bei beiden Armen, schleppten mich ins Schlafzimmer, öffneten hinten im Alkoven eine kleine Thüre, durch die sie mich hinausdrängten, und ich befand mich im Verbindungsgang durch die Zimmer. Ich ärgerte mich, und musste doch lachen. Die eine zog mich beim Arme, die Andere stieß mich an den Schultern, und es gelang ihnen, mich vor die Thür zu bringen.

Ich gieng ruhig nach Hause, um zu schlafen; der Baron war in dieser Nacht nicht heimgekommen.

Am nächsten Tag ließ ich einen geschickten Maler kommen, der dem Fräulein Duportail den ganzen Tag widmete.

Die Erinnerung an die Scene der vorigen Nacht war mir sehr unangenehm; aber man bedenke, dass ich erst siebenzehn Jahre zählte! wann hat wohl ein Jüngling in meinem Alter mit Überlegung gehandelt, ich glaube wohl, dass unter allen Männern keiner sich findet, der hier die Hand nicht auf sein Herz legen würde und ausriefe: »Auch für mich hat sie geblüht, die herrliche, die unwiederbringliche Zeit der Jugendschwärmerei.«

Wir verbrachten in lustigem Geplauder die Nacht, als wir plötzlich durch die heftig angezogene Hausglocke in unserer Unterhaltung unliebsam gestört wurden.

»Ich wette,« rief Coralie, »diese zwei Thörinnen sind zu gleicher Zeit ausgegangen und haben ihren Schlüssel nicht mitgenommen, und doch sage ich es ihnen alle Tage!

»Thun Sie mir den Gefallen, Chevalier, und öffnen Sie die Thür!«

Ich eile hinaus, um ihren Willen zu erfüllen; ich öffne, sehe einen Mann! Ich glaube mich zu irren, reibe mir die Augen und sehe noch einmal; ich rufe: »Wie ist es möglich! wie! Sie sind's, mein Vater!«

Der Baron weicht vor Überraschung einige Schritte zurück als er mich erkannte, und stellte in heftigem Tone die ganz unnöthige Frage an mich:

»Was machen Sie hier, mein Herr?«

Was sollte ich antworten? ich beobachtete ein tiefes Schweigen.

Der Ton einer fremden Stimme lockte Coralie herbei, welche, sehr erschrocken, herauskam. Sie dacht nicht anders, als eine unerwartete Veränderung des Theaterrepertoirs musste plötzlich vorgekommen sein. Als sie aber auf dem Vorhause angekommen war, malte sie sich sogleich die komischen Scenen eines so unerwarteten Zusammentreffens aus.

Sie bewunderte den vor Erstaunen stummen Vater, der unbeweglich und wüthend an dem Geländer des Stiegenhauses lehnte.

Sie bewunderte den Sohn, der wie eine Bildsäule starr vor Schrecken und zitternd dasteht! Die Tänzerin ringt die Hände, reicht schließlich meinem Vater die Hand, als wenn sie zwischen uns eine Versöhnung herbeiführen wollte; aber plötzlich fängt sie an zu lachen, aber so laut und übermüthig, dass es alle Nachbarn hören konnten.

Der Baron wurde abwechselnd roth und erblasste; er tritt ein, er schließt die Thüre, er schiebt den Riegel vor.

Coralie flieht lachend; mein Vater stürzt ihr nach und dringt zu gleicher Zeit mit uns ins Schlafzimmer. Er macht eine drohende Bewegung, er will die Möbel zerschlagen.

Ich werfe mich auf sein schon erhobenes Rohr, ergreife es und rufe:

»Ach, mein Vater! vergessen Sie, dass Ihr Sohn hier ist!« Dieser etwas kühne Ausruf hatte die erwünschte Wirkung. Der Baron noch sehr aufgeregt, doch schon etwas besänftigt, warf sich auf einen Lehnstuhl und befahl mir, mich anzukleiden. Coralie hatte sich in ihr Toilettzimmer eingeschlossen, wo sie nach Herzenslust lachte, doch öffnete sie die Thüre halb, um mir meine Schuhe herauszugeben und die ihrigen dagegen in Empfang zu nehmen. Ich war bald angekleidet; wir stiegen die Treppe hinunter. Der Baron war zu Fuß und ohne Bedienten gekommen; wir stiegen in einen Fiaker, und obgleich die Fahrt lang war, sagte mir mein Vater, der traurig und nachdenklich war, kein Wort während des Weges; aber als wir in das Hotel kamen, bat er mich, ihm auf sein Zimmer zu folgen.

Es war einer der Tage, wo ich meine Besuche im Kloster machte, und da die Stunde, in der mich Sophie im Sprechzimmer erwartete, sich bereits nahte, versuchte ich einige Geschäfte vorzuschützen.

Mein Vater bestand in einem fast bittenden Tone auf seinem Verlangen; wir giengen in sein Zimmer, er befahl, uns allein zu lassen, hieß mich sitzen, setzte sich neben mich, schwieg noch ewige Minuten und sagte endlich:

»Faublas, vergessen Sie einen Augenblick, dass ich Ihr Vater bin, und antworten Sie mir wie einem Freunde. Waren Sie vorgestern Abend bei Coralie?«

»Ja, mein Vater.«

»Sie speisten also mit ihr zu Nacht, als ich kam?«

»Ja!«

»Das Geräusch, das Sie beim Weggehen machten, flößte mir Verdacht ein; ich ließ mir nichts anmerken, sondern schützte eine Reise auf's Land vor, um meinen glücklichen Nebenbuhler zu überraschen; ich konnte mir nicht denken, dass es der Chevalier von Faublas sein würde.«

»Ich bitte, mein Vater, mir nicht dieses Unrecht zuzumuthen, dass ich im entferntesten glauben konnte, dass es je zwischen uns eine Rivalität gäbe. Ich hatte keine Ahnung davon.«

»Nein, mein Freund, nein! ich weiß, dass Sie trotz den Verirrungen Ihres Alters selten die Ehrerbietung aus den Augen gelassen haben, die Sie einem Vater schulden, der Sie liebt, ich weiß, dass Sie nicht fähig sind, mir mit kaltem Blute Verdruss, oder gar Erniedrigungen zu bereiten. Faublas, ich habe noch einige Fragen an Sie zu richten. Kennen Sie Coralie schon lange?«

»Seit vier Tagen, mein Vater!«

»Und wie vielemale haben Sie sie schon besucht?«

»Viermal!«

»Viermal! unsinniger junger Mensch! bedenken Sie denn nicht, dass eine solche Freundschaft Ihnen nur schadet?«

»Ich habe ihr bloß ein kleines Geschenk gemacht.«

»Wie, haben Sie ihr das Porzellangeschirr gegeben, dass ich, ich glaube vorgestern, bei ihr gesehen habe?«

»Ja, mein Vater!«

»Mein Freund, wenn ein junger Mann, wie Sie, das Unglück hat, eine Theaterdame zu haben, so muss er sie großmüthiger bezahlen. Bleiben Sie hier, ich bin gleich bei Ihnen.«

Er ließ mich ziemlich lange warten, endlich kam er wieder, ein Papier in der Hand haltend. »Hier, Faublas, lesen Sie!«

»Coralie, ich verlasse Sie, und ich glaube, dass die Möbel, die Juwelen und Diamanten, die ich Ihnen geschenkt habe und die ich Ihnen lasse, mich aller Verbindlichkeiten gegen Sie entheben.«

Als ich diesen kurzen Brief gelesen hatte, versiegelte ihn mein Vater.

Dann gab er mir einen Bogen Papier und ich schrieb, was er mir diktierte:

»Coralie, ich nehme von Ihnen Abschied, denn Sie werden wohl einsehen, dass ich aus Ehrfurcht, oder wollen wir bloß aus Rücksicht sagen, gegen meinen Vater so handeln muss.«

Mein Vater schickte beide Briefe durch denselben Boten fort.

Ich glaubte, Alles sei vorbei, und schickte mich an fortzugehen; der Baron aber bat mich, Coralien's Antwort abzuwarten.

»Sie sehen, mein Sohn,« sagte er, »dass uns der Anstand gebietet, so zu handeln; wir müssen uns aus dieser unliebsamen Sache so viel als möglich wie vernünftige Leute herausziehen. Hören Sie mich an, junger Mensch. Sie sind trotz meiner Ermahnung in diesem Amazonenkleid ausgegangen, welches zu tragen ich Ihnen verbot.

»Sie besuchen alle Tage die Marquise?«

»Fast alle Tage, mein Vater! schonen Sie doch ihren Ruf.«

Sie wissen nicht, wie kostbar sie ist, und doch verschwenden Sie dieselbe; und übrigens vernachlässigen Sie Ihre Studien, seitdem wir in Paris sind, auf eine zu auffallende Weise.

»Es genügt nicht bloß in den körperlichen Übungen zu glänzen, man muss auch seinen Geist bilden. Dass Sie sich in den Waffen auszeichnen, ist recht. Ein Edelmann muss sich schlagen können. Aber die Leidenschaft der Jagd, die Tanz- und Reitlust darf nicht alle Zeit wegnehmen. Wenn Sie das vierzigste Jahr erreichen, ohne etwas anderes zu verstehen, als eine Flinte loszuschießen, ein Pferd zu tummeln, zu tanzen und zu singen, oh! dann wird Ihr Herbst verdrießlich sein! wie viele Langweile werden Sie den Tag über haben! wie sehr werden Sie Ihre verlorene Jugend bedauern!

»Faublas! es fehlt Ihnen nicht an Intelligenz, ich weiß, Sie haben Anlagen – retten Sie sich von jetzt an durch das Studium der schönen Wissenschaften und der Philosophie, diese allmächtigen und allgemein geachteten Hilfsmittel, die das reifere Alter verschönern und das hohe Alter verkürzen, die müßigen Augenblicke des Reichen ausfüllen, die Arbeiten des Armen erleichtern, das Unglück trösten und das Glück dauernd machen. Mein Freund, fangen Sie damit an, Frau von B... weniger zu besuchen; Sie werden dabei den doppelten Vortheil haben, mehr Zeit auf nützliche Arbeiten und weniger auf gefährliche Vergnügungen zu verwenden. Sie werden Ihren Geist bilden und Ihre physischen Kräfte nicht erschöpfen.

»Was Ihre Leidenschaft für Sophie betrifft, so sage ich darüber kein Wort, ich weiß, dass Sie in Beziehung auf diesen sehr wesentlichen Punkt schon Vernunft angenommen haben.

»Madame Münch, mit welcher ich gesprochen habe, sagte mir, dass es mehr als zwei Monate her ist, dass sie mit Ihnen gesprochen und Sie überhaupt nicht gesehen habe.

»Ich bin mit Ihnen zufrieden, Faublas. Mögen Sie immerhin die Marquise oder eine andere Thörin hintergehen, man wird sie deshalb nicht beklagen, denn sie haben ihr Unglück selbst herbeigeführt.

»Wenn Sie sich vielleicht etwas zu Schulden kommen ließen, so ist es doch nichts ehrenwidriges; aber die schwache Unschuld zu missbrauchen! das hätte ich Ihnen nie verziehen.«

Während der Baron seine Zufriedenheit äußerte über meine Gleichgiltigkeit für Fräulein von Pontis, hatte ich Mühe, meine Ungeduld zu verbergen, denn ich sah die Stunde des Rendezvous vorübergehen. Endlich kam der zur Tänzerin gesandte Bediente; Coralie hatte bei Nennen des Namens Faublas sehr gelacht.

Sie ließ dem Baron danken, und was den Chevalier betraf, so nehme sie an, was er ihr schickt, aber in der That, es wäre nicht nöthig gewesen.

Ich gieng in meine Wohnung hinauf, verzweifelt darüber, den Besuch im Kloster versäumt zu haben.

Mein Maler erwartete mich, um das Porträt zu vollenden, welches Tags vorher schon ziemlich vorgeschritten war.

Ich musste das Kleid der Amazone anziehen, um Fräulein Duportail darzustellen; und dann musste ich mich wieder in den Chevalier Faublas verwandeln, um mit dem Baron zu speisen.

Als ich von Tische aufstand, fand ich die alte Frau, deren Botschaft ich stets mit einem kleinen Thaler belohnte, bei mir.

Sie sagte mir, dass Adelheid erstaunt sei, mich diesen Morgen nicht gesehen zu haben, und mich bäte, mich unverzüglich ins Kloster zu begeben.

Ich eilte dahin. Adelheid brachte auch ihre gute Freundin, in Begleitung von Madame Münch mit, die nicht böse zu sein schien, mich nach so langer Zeit endlich wieder zu sehen.

Nachdem ich einige ziemlich lange Geschichten anhören musste, kam ich endlich los; doch da ich die Freundschaft der Gouvernante um jeden Preis zu erringen strebte, so versprach ich ihr, eine Flasche des vorzüglichen Liqueur von Andaye zu schicken, welchen man mir zum Geschenk gemacht hatte, denn ich kannte ihren Geschmack für dergleichen Getränke.

Dies war ein unglückseliger Tag für Begegnungen.

Als ich aus dem Sprechzimmer herausgieng, traf ich meinen Vater, der soeben hineingehen wollte.

»So also befolgt man meine Befehle!« sagte er leise zu mir, »so hintergeht man mich! mein Herr, ich erkläre Ihnen, dass, wenn Sie dieser thörichten Liebe nicht entsagen, Sie mich zwingen werden, strenge Maßregeln gegen Sie zu ergreifen.«

Als ich nach Hause zurückkehrte, wickelte ich mein Porträt sorgfältig ein, denn es war bereits beendet. Ich rief Jasmin und befahl ihm am nächsten Morgen zeitlich früh Justinen dieses kleine Paket zu übergeben, die es der Frau Marquise einhändigen soll; diese Flasche Liqueur aber an Madame Münch im Kloster von *** mit meinen ehrfurchtsvollsten Empfehlungen.

Mein sehr genauer Diener gieng zeitlich fort und kam sehr spät zurück. Er hatte so viel getrunken, dass ich keine Antwort von ihm erhalten konnte; aber die Art, wie er seine doppelte Botschaft ausgerichtet hatte, trug mir noch am selben Abend ein Billet und eine Botschaft ein.

Ein Billet von Madame von B..., worin dieselbe für mein reizendes Geschenk sehr dankte, und mich zugleich fragte, was ich eigentlich wolle, dass sie damit mache.

»Madame Dufour, ich begreife nicht, was die Frau Marquise damit sagen will.«

»Ich weiß es nicht, mein Herr; aber sie wird sich wahrscheinlich erklären, morgen früh bei der Modehändlerin; ermangeln Sie nicht sich dorthin punkt acht Uhr zu begeben, denn um zehn Uhr fährt sie nach Versailles.«

»Sie können ihr sagen, Madame Dutour, dass ich nicht ermangeln werde zu kommen.«

Eine Stunde nachher kam die alte Frau, der ich nie ohne die herzlichste Freude einen kleinen Thaler gab. Sie sagte mir: »Fräulein von Pontis, die etwas höchst Wichtiges mit Ihnen zu sprechen habe, ersucht Sie, morgen Früh, spätestens um acht Uhr, ins Sprechzimmer zu kommen.«

»Ach, liebe Frau! ich wollte lieber die ganze Nacht vor der Klosterthüre wachen, als Fräulein von Pontis eine Viertelstunde warten zu lassen.«

Sobald die Alte ihr Geld hatte, machte sie einen Knix und gieng.

Morgen schlag acht Uhr im Kloster; und morgen schlag acht Uhr im Boudoir! diesmal, Frau Marquise, sind Sie im Nachtheil! wenn Sie wollen, dass ich zu ihrem Rendezvous kommen soll, so bestellen Sie dasselbe nie auf dieselbe Stunde, die Fräulein von Pontis auswählt. Nach meiner Ansicht konnte die Marquise nie einen Versuch machen, gegen Sophie in die Schranken zu treten. Ein einziger Blick von meiner angebeteten Sophie ist mir süßer und kostbarer, als alle Gunstbezeugungen der schönsten Frau, und wäre sie auch so schön wie sie! und alle Marquisen der Welt wiegen zusammen nicht ein Haar von meiner Sophie auf.

Sobald sich die Thore des Klosters öffneten, fragte ich nach Adelheid. Sie kam ins Sprechzimmer; ihre Freundin erschien auch sogleich.

»Guten Morgen, mein Herr!« sagte Sophie.

»Mein Herr!« rief ich.

»Hier, mein Herr,« sagte nun auch Adelheid, indem sie ein Päckchen hinhielt.

»Auch Sie, liebe Schwester: mein Herr!?«

»Nehmen Sie doch! gestern war Ihr Jasmin betrunken: er hat dies Porträt der Frau Münch gebracht.«

»Und die Bouteille Liqueur,« fuhr Sophie fort, »hat er der Marquise von B... gebracht!«

»Ja, mein Bruder, ja. Sie missbrauchen meine Freundschaft, Sie hintergehen Sophien's Zärtlichkeit; das ist nicht gut, das ist schlecht! während sich Sophie täglich um Ihretwillen der Gefahr aussetzt, während mich der Baron gestern schrecklich gescholten hat; mein Herr, das ist nicht recht!«

»Wenn wir aus Verdruss todt sein werden,« sagte Sophie schluchzend, »so wird er sein Bäschen und seine Schwester betrauern.« (Ich wollte ihre Hand ergreifen, sie zog sie zurück.)

»Lassen Sie Ihre Liebkosungen, mein Herr, sie sind sanft, aber sie sind trügerisch!«

»Ja, mein Herr, ja, sie gleichen Ihnen,« rief Adelheid aus; »meine Freundin hat Recht. (Hier umarmte sie die weinende Sophie und trocknete ihr die Thränen ab.) Tröste Dich, liebe Sophie, weine nicht so sehr; ich liebe Dich, ich werde Dich immer lieben; ich werde Dich nicht hintergehen, ich betrüge niemand.«

»Adelheid, sieh, er nimmt sich nicht einmal die Mühe, sich zu entschuldigen.«

»Ach, Sophie! meine Bewegung, meine Thränen, selbst mein Stillschweigen; verkündigen sie Ihnen nicht genug meine Reue, von der mein Herz zerrissen ist? ja, ich gestehe Ihnen, dieses Porträt, dieses unglückselige Porträt, war für Frau von B... bestimmt.«

»Sie gestehen es, weil wir es wissen,« sagte mir Adelheid.

»Es war für Frau von B...!« rief Sophie in schmerzhaftem Tone.

»Aber theuere Sophie, werden Sie einen augenblicklichen Irrthum nicht entschuldigen?«

»Einen augenblicklichen Irrthum! seit er mich kennt, verräth er mich; Adelheid, seit mehr als zwei Monaten sagt er fast täglich zu mir und schreibt mir täglich, dass er mich anbete, und ich habe die Schwäche, ihm zu glauben! und ich habe das Unglück ihn zu lieben! und er weiß es; ach! er weiß es! aber sage mir, liebe Adelheid was erwartet er von seinem Betrug? was hofft er davon? – Undankbarer! ich habe Ihre Liebe nicht verlangt, haben Sie keine Liebe für mich; aber wenigstens sagen Sie nicht –«

»Ach, liebste Sophie! Sie wissen nicht, wie sehr ich Sie liebe. Bei Tag folgt mir Ihr Bild auf allen Schritten, bei Nacht verschönert es meine Träume! Sophie, Sie sind mein Leben, meine Seele, mein Gott! ich lebe nur durch Sie, ich bete nur Sie an!«

»Adelheid, hörst Du! wie der Grausame sich darin gefällt, meine Unruhe, meinen Kummer, meine Ungewissheit zu vermehren! seine Worte sind immer dieselben; aber seine Aufführung, oh! wie schlecht, wie abscheulich ist dieselbe! er will meinen Tod!« (Ich warf mich Fräulein von Pontis zu Füßen.)

»Mein Bruder, was machen Sie? wenn eine der Nonnen vorbeikäme! wenn man uns sähe!« (Sophie stand erschrocken auf.)

»Mein Herr, wenn Sie sich nicht setzen, so gehe ich.« (Ich setzte mich tief betrübt auf meinen Platz.)

»Meine liebe Freundin,« sagte Adelheid, »was er Dir sagt, scheint dennoch wahr zu sein! er versichert Alles mit einem so natürlichen Tone!«

»Du kennst ihn nicht! Wenn er von hier fortgehen wird, eilt er zu dieser Marquise, um ihr eben dasselbe zu sagen.«

»Die Marquise! Ich schwöre Ihnen, dass ich sie nie mehr wiedersehen werde.«

»Auf Edelmannswort?«

»Auf Ehrenwort! meine Schwester; auf Edelmannswort, meine Sophie!«

»Ach, mein Gott!« sagte Sophie mit schwacher Stimme, indem sie ihre Hand auf das Herz legte, »mein Gott!«

Sie ließ ihr Haupt auf den Busen sinken und sich auf ihren Sessel stützend, brach sie in bitteres Schluchzen aus.

»Liebe Adelheid, sie ist nicht wohl!«

»Nein, nein!« sagte Sophie. (Adelheid bemühte sich um sie.)

»Lass mich, liebe Freundin! es sind Freudenthränen! mein Gott! welch' schwere Last hatte ich auf dem Herzen! wie sehr fühle ich mich erleichtert!«

Ich ergriff ihre Hand und drückte meine brennenden Lippen darauf.

Die Wolke des Schmerzes, die ihre Reize verhüllte, schien sich plötzlich zu zerstreuen. Auf ihrem durch Glück verschönten Gesichte glänzte so viel Freude, ihre Augen belebten sich durch ein sanftes Feuer, sie sandte mir einen so zärtlichen Blick zu; mit welcher Glut wiederholte ich die Schwüre, ihr ewig treu zu bleiben! wie freute sie sich, mich in der Zukunft eine glückliche Verbindung erblicken zu lassen!

Während dieser Zeit hielt Adelheid immer das Porträt des Fräulein Duportail.

»Mein Bruder, Frau Münch hat mir aufgetragen, Ihnen dies zurückzugeben. Sie haben die gute Frau in einen schönen Zorn versetzt.«

»Sehen Sie nur diesen Narren!« sagte sie zu mir, »bin ich denn in einem Alter, wo man derartige Thorheiten begeht? Es ist ohne Zweifel für Fräulein von Pontis bestimmt; er liebt sie, der Baron sagt es mit Recht. Ah! der Herr Chevalier komme nur wieder, er komme nur wieder!«

»Hier, mein Bruder, nehmen Sie es zurück. Ihr garstiges Bild.«

»Garstig? nicht doch!« sagte Sophie, es Adelheid aus den Händen nehmend; »es ist hübsch, dieses Porträt, man könnte es für das Deinige halten.«

»So nimm es, liebe Freundin, für Dich!«

»Ja, behalten Sie es, liebe Sophie.«

»Dieses Bild, Herr von Faublas? oh, nein, es würde mich betrüben, es würde mich stets an diese Frau von B... erinnern. Ohne diese Frauenkleider ist es ein Bild, das Ihnen gleicht.«

»Theuere Sophie, wenn Sie wollten?«

»Was?«

»Mein Maler ist geschickt und verschwiegen; er wird mein Porträt und das Ihrige machen.«

»Das meinige auch?« erwiderte sie mit unsicherer Miene, Adelheid dabei ansehend.

»Ja, liebe Freundin,« antwortete diese, »das Deine, und vielleicht auch das Meine, und vielleicht eine Copie von jedem; wir tauschen dann.«

»Gut, lieber Chevalier! wann werden Sie Ihren Maler mitbringen?«

»Morgen von acht bis zehn Uhr und alle Tage um diese Zeit, bis er fertig ist.«

»Alle Tage! aber meine Gouvernante. – Es ist wahr, sie schläft und hat bis jetzt noch nichts bemerkt.«

»Ja,« redete Adelheid ein, »sie schläft; aber der Baron? hüten Sie sich, mein Bruder.«

»Du hast Recht, liebe Adelheid, wenn der Baron einmal zufällig früher als gewöhnlich aufstände, dann würde es mir allerdings theuer zu stehen kommen, aber ich möchte die Sitzung auf den nächsten Tag verschieben.«

»Morgen also, lieber Chevalier!«

»Unfehlbar, theuere Sophie!«

In dem Augenblick, wo ich Abschied nahm, in dem Augenblick, wo sie die lebhafte Freude, die mir eine sehr geringe Gunstbezeugung machte, mit Rührung auf meinem Gesichte zu lesen schien, in diesem Augenblick trat eine Nonne schnell herein. Sie warf zuerst einen neugierigen, aber flüchtigen Blick auf meine ganze Person; dann sagte sie mit sanfter, wiewohl entschiedener Stimme:

»Es scheint mir, Adelheid, Sie sprechen schon lange mit Ihrem Herrn Bruder; und Sie, Fräulein von Pontis, merken Sie nicht, dass die Lektion schon seit einer Viertelstunde angefangen haben soll? ich gehe wieder ans Klavier, wo ich Sie erwarte.«

Die Schülerinnen wollten eine Entschuldigung vorbringen; die Lehrerin entfernte sich, ohne sie anzuhören.

»Mein Gott,« sagte Sophie ängstlich, »hat sie es nicht gesehen, wie Sie mir die Hand küssten?«

»Ich weiß nicht.«

»Ich weiß es eben so wenig,« sagte Adelheid; »aber soll ich sie fragen?«

Ich konnte nicht umhin zu lächeln. Adelheid schien es anfangs übel zu nehmen; dann sagte sie, als sie sich etwas besonnen hatte:

»Wie kindisch ich doch bin! gehen Sie, seien Sie ruhig, ich werde sie nicht fragen.«

»Diese Nonne ist die Musiklehrerin, hübsches Bäschen?«

»Ja, lieber Vetter! Sie heißt Dorothea.«

»Sie ist geschickt im Klavierspielen?«

»Ziemlich!«

»Aber sie ist noch ganz jung?«

»Ganz jung? ja.«

»Und sie schien mir sehr hübsch.«

»Und mir scheint es,« antwortete sie verdrießlich, »mir scheint es, dass Sie in den widerwärtigsten Verhältnissen noch sehr schnell viele sonderbare Bemerkungen, interessante Entdeckungen, und kränkende Fragen machen können.«

Mit diesen Worten entfernte sie sich schmollend, ohne mich anhören zu wollen. Adelheid ganz mit dem Kummer ihrer Freundin beschäftigt, sah nicht auf meinen Ärger; sie eilte ihrer Freundin nach.

Ich wunderte mich weniger über meine Unbesonnenheit, als mich ihr schneller Abschied betrübte.

Der Kummer meiner Sophie bot mir zwar ohne Zweifel mehr als einen Trostgrund; dennoch kam ich verzweiflungsvoll nach Hause.


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