Jean-Baptiste Louvet de Couvray
Leben und Abenteuer des Chevalier Faublas – Erster Band
Jean-Baptiste Louvet de Couvray

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II. Kapitel

Lowzinski erwartete mich, um mir die geheimsten Abenteuer seines Lebens mitzutheilen; und damit nicht der Marquis von B... oder irgend ein anderer zudringlicher Mensch uns abermals stören möchte, befahl er die Thüre für jedermann zu schließen. Gleich nach Tisch nahm er die Erzählung seiner unglücklichen Schicksale folgendermaßen wieder auf:

»Sie müssen, lieber Faublas, von der Schrecklichkeit meiner Lage durchdrungen sein. Das Feuer wurde immer gewaltiger und wollte sich schon dem Zimmer mittheilen, in dem wir eingesperrt waren, und die Flammen schlugen bereits an den Fuß von Lodoiska's Thurm. Lodoiska stieß laute Klagetöne aus, die ich mit Wuthgeschrei beantwortete. Boleslaw lief wie rasend in unserem Gefängnis herum; er schlug ein schreckliches Geheul aus und suchte mit Händen und Füßen die Thüre einzubrechen; ich hieng am Fenster und schüttelte wüthend an den Gittern, die ich ein wenig biegen konnte.

Auf einmal kommen die, welche hinaufgegangen waren, hastig wieder herab; wir hören die Thüren öffnen; Durlinski fleht um Gnade; die Sieger stürzen sich auf das brennende Gebäude; durch unser Geschrei herbeigezogen, schlagen sie unsere Thüren mit Äxten ein. An ihrem Aufzug, ihren Waffen erkenne ich Tartaren; ihr Anführer kommt herbei, ich sehe Titsikan.

»Uh, ah,« sagt er, »da ist mein tapferer Mann!«

Ich stürze mich zu seinen Füßen:

»Titsikan! rette Lodoiska! eine Frau! die schönste aller Frauen! ist in diesem Thurm! sie verbrennt lebendig!«

Der Tartar sagt seinen Soldaten ein Wort, sie stiegen nach dem Turme; ich mit ihnen; Boleslaw folgt uns. Man schlägt die Türe ein; neben einem alten Pfeiler entdecken wir eine Wendeltreppe, von der ein dicker Rauch aufqualmt. Die Tartaren bleiben entsetzt stehen, ich will hinaufsteigen.

»Was wollen Sie tun?« sagt Boleslaw.

»Mit Lodoiska leben oder sterben!« rief ich.

»Mit meinem Herrn leben oder sterben!« antwortete mein großherziger Diener.

Ich schwinge mich hinauf, er mir nach. Mit Gefahr zu ersticken, stiegen wir ungefähr vierzig Stufen hinauf. Beim Schein des Feuers entdeckten wir Lodoiska in einem Winkel ihres Gefängnisses; sie sagte mit schwacher sterbender Stimme:

»Wer kommt zu mir?«

»Ich bin's, Lodoiska, Dein Geliebter!«

Die Freude gibt ihr ihre Kräfte wieder; sie steht auf, und fällt in meine Arme: wir tragen sie fort und steigen einige Stufen hinab; allein ein noch dichterer Rauch verbreitet sich auf der Treppe und nötigt uns, eiligst wieder hinaufzugehen; in demselben Augenblick stürzt ein Teil des Turmes ein; Boleslaw stößt einen fürchterlichen Schrei aus, Lodoiska fällt in Ohnmacht. – Faublas, was uns Verderben zu bringen schien, rettete uns. Das anfangs erstickte Feuer machte sich Luft und breitete sich schneller aus; aber der Rauch vergeht. Unsere kostbare Last in den Armen, steigen Boleslaw und ich eiligst herab. Mein Freund, ich übertreibe nicht; jede Stufe wankte unter unseren Füßen! die Wände brannten! endlich erreichten wir die Türe des Turmes; Titsikan war voll Bekümmernis für uns herbeigesprungen.

»Brave Leute!« sagte er, als er uns herauskommen sah.

Ich lege Lodoiska zu seinen Füßen und sinke bewusstlos neben ihr nieder.

Ungefähr eine Stunde dauerte dieser Zustand. Man fürchtete für mein Leben; Boleslaw weinte.

Ich kam erst wieder zu Sinnen, als ich Lodoiska's Stimme hörte, die sich vor mir erholte und mich als ihren Befreier anrief.

Alles im Schloss hatte sich verändert, der Thurm war ganz eingestürzt.

Die Tartaren hatten dem Feuer Einhalt gethan; sie hatten einen Theil des Gebäudes niedergerissen, um den andern zu retten; dann hatten sie uns in einen großen Saal gebracht, wo Titsikan selbst mit einigen seiner Soldaten war. Die andern beschäftigten sich mit Plündern und brachten ihrem Anführer Gold, Edelsteine, Silber, Gefäße und alle wertvollen Gegenstände, die das Feuer verschont hatte.

Ganze Haufen Reichthümer, deren man ihn beraubte, sah Durlinski ganz in der Nähe die Tartaren unter einander vertheilen; er war mit Ketten beladen. Wuth, Schrecken, Verzweiflung, alles, was das Herz eines bestraften Bösewichtes zerreißt, war in seinen irren Augen zu lesen.

Er stampfte rasend auf den Boden, schlug sich mit den geballten Fäusten vor die Stirne und warf unter entsetzlichen Lästerungen dem Himmel seine gerechte Rache vor.

Indes drückte meine Geliebte meine Hände in die ihrigen.

»Ach,« sagte sie schluchzend, »Du hast mir das Leben gerettet und das Deine ist noch in Gefahr! und wenn wir dem Tode entgehen, so erwartet uns die Sklaverei.«

»Nein, nein, Lodoiska, beruhige Dich! Titsikan ist nicht mein Feind, er wird unseren Leiden ein Ende machen.«

»Ganz gewiss, wenn ich kann,« fiel der Tartar ein; »Du redest gut, tapferer Mann. Ich sehe, dass Du nicht todt bist, und dies erfreut mich sehr. Du sprichst und thust immer gute Sachen! und Du hast da einen Freund, der Dich gut unterstützt.«

»Ja, Titsikan, ich habe einen Freund,« sagte ich, Boleslaw umarmend, »und dieser Name wird ihm immer bleiben.«

Der Tartar unterbrach mich abermals.

»Ah, ja! sag' mir einmal, Ihr zwei waret in einer niederen Stube; sie war in einem Thurme, sie! warum dies? Ich wette, Ihr Herren Spitzbuben habt diesem Tölpel da,« er deutete auf Durlinski, »das Kind wegschnappen wollen; und Ihr hattet Recht! er ist garstig und sie ist hübsch! wohlan, erzähle es mir!«

Ich sagte Titsikan meinen Namen, den von Lodoiska's Vater und erzählte ihm Alles, was mir bis jetzt begegnet war.

»Jetzt ist es an Lodoiska,« sagte ich zu ihm, »uns zu erzählen, was der ehrlose Durlinski sie hat ausstehen lassen, seit sie in seinem Schlosse ist.«

»Sie wissen,« begann Lodoiska sogleich, »dass mein Vater mich am Tage der Eröffnung der Reichsstände aus Warschau entfernte. Er führte mich zuerst auf die Güter des Palatins von N..., zwanzig Meilen von der Hauptstadt, wohin er zurückkehrte, um dem Reichstage anzuwohnen. An dem Tage, wo Herr von P... zum König ernannt wurde, holte mich Pulawski bei dem Palatin ab und führte mich hieher in der Meinung, ich würde hier vor allen Nachforschungen am besten geschützt sein. Er beauftragte Durlinski, mich genau zu bewachen und besonders zu verhindern, dass Lowzinski meinen Aufenthaltsort erfahre.

Er verließ mich, um, wie er sagte, die guten Bürger zu sammeln und aufzumuntern, um sein Land zu vertheidigen und die Verräther zu bestrafen.

Ach! über diese wichtigen Sorgen hat er seine Tochter vergessen.

Ich habe ihn seither nicht wieder gesehen.

Einige Tage nach seiner Abreise fieng ich an zu bemerken, dass Durlinski's Besuche häufiger und länger wurden; bald verließ er das Zimmer, das er mir zum Gefängnis gegeben hatte, fast nicht mehr.

Er nahm mir, ich weiß nicht, unter welchem Vorwande, die einzige Frau, die mir mein Vater zu meiner Bedienung gelassen hatte; und damit, wie er sagte, niemand erführe, dass ich bei ihm sei, brachte er mir selbst alles, was ich zu meinem Unterhalte brauchte, und war so den ganzen Tag in meinem Zimmer.

Sie können sich nicht denken, lieber Lowzinski, was ich bei der unaufhörlichen Anwesenheit eines Menschen litt, der mir verhasst war, und dessen schändliche Absichten ich zu ahnen anfieng.

Eines Tages wagte er es, sie mir zu erklären; ich versicherte ihn, dass mein Hass zu jeder Zeit der Lohn seiner Zärtlichkeit sein werde, und dass sein unwürdiges Benehmen ihm meine tiefe Verachtung zugezogen habe.

Er antwortete kalt, ich würde mich mit der Zeit schon gewöhnen, ihn zu sehen, seine Bemühungen um mich zu dulden und sie sogar zu wünschen.

Er änderte nichts in seinem Betragen; er kam früh morgens zu mir und gieng erst am Abend fort.

Getrennt von Allem, was ich liebte, unaufhörlich von meinem Tyrannen belästigt, hatte ich nicht einmal den schwachen Trost, mich ruhig der Erinnerung an mein vergangenes Glück hingeben zu können.

Durlinski sah meine Unruhe und gefiel sich, sie zu vermehren.

Er sagte mir, Pulawski kommandiere ein polnisches Armeekorps; Lowzinski, ein Verräther an seinem Vaterlande, das er nicht liebe, und an einer Frau, um die er sich wenig bekümmere, diene bei der russischen Armee; man zweifle nicht, dass es bald zu einer blutigen Schlacht kommen werde; im übrigen sei es eine ausgemachte Sache, dass von einer Versöhnung zwischen meinem Vater und Lowzinski nie mehr die Rede sein könne.

Einige Tage später verkündigte er mir, Pulawski habe die Russen bei Nacht in ihrem Lager angegriffen und in dem Getümmel sei mein Geliebter unter den Streichen meines Vaters gefallen.

Der Grausame ließ mich dieses Ereignis umständlich geschildert in einer Art Zeitung lesen, er bezahlte diese falsche Zeitung wahrscheinlich mit vielem Gelde. Die Freude, welche er bei dieser Nachricht an den Tag legte, macht mir dieselbe zu wahrscheinlich.

»Unbarmherziger Tyrann!« rief ich, »Du weidest Dich an meinen Thränen, an meiner Verzweiflung; aber höre auf, mich zu verfolgen, oder Du wirst bald sehen, dass Pulawski's Tochter sich selbst für ein beleidigendes Betragen rächen kann.«

Eines Abends, als er mich ungewöhnlich früh verlassen hatte, hörte ich gegen Mitternacht meine Thüre leise aufgehen. Beim Scheine einer Lampe, die ich immer brennen ließ, sah ich meinen Tyrannen auf mein Bett zugehen.

Da es kein Verbrechen gab, dessen ich ihn nicht fähig gehalten, so hatte ich mich auf diesen Fall vorgesehen und mir fest vorgenommen, ihm kräftig zu begegnen.

Ich bewaffnete mich mit einem Dolche, den ich die Vorsicht hatte unter mein Kopfkissen zu verstecken, überhäufte den Schurken mit den verdienten Vorwürfen und schwor ihm, wenn er es wagte, sich zu nähern, ihn mit meinen eigenen Händen zu erdolchen. Er zog sich voll Verwunderung und Entsetzen zurück.

»Ich bin es müde,« sagte er beim Hinausgehen, »bloß Verachtung hinzunehmen; wenn ich nicht scheute, gehört zu werden, so solltest Du sehen, was der Arm eines Weibes gegen mich vermag. Aber ich weiß ein sicheres Mittel, Deinen Stolz zu bändigen. Bald wirst Du Dich glücklich schätzen, Deine Begnadigung mit der demüthigen Unterwerfung zu erkaufen.«

Er gieng hinaus; einige Augenblicke später trat sein Vertrauter mit der Pistole in der Hand herein; ich muss ihm Gerechtigkeit widerfahren lassen, er war sehr niedergeschlagen, als er mir die Befehle seines Gebieters ankündigte:

»Kleiden Sie sich an, gnädige Frau, Sie müssen mir folgen;« dies war Alles, was er mir sagen konnte. Er führte mich in den Thurm, wo ich ohne Ihre Hilfe heute umgekommen wäre; er sperrte mich in dieses schreckliche Gefängnis; dort habe ich über einen Monat lang ohne Feuer, ohne Licht, fast ohne Kleidung geschmachtet; Wasser und Brot war meine Nahrung, mein Lager ein Haufen Stroh; so wurde die einzige Tochter eines polnischen Magnaten behandelt!

Sie schaudern, braver Fremdling, allein glauben Sie mir, dass ich nur einen Teil meiner Leiden erzähle.

Ein einziger Umstand machte mein Unglück weniger unerträglich; ich sah meinen Tyrannen nicht mehr.

Während er ruhig wartete, bis ich ihn um Gnade anstehen würde, brachte ich meine Tage und Nächte damit zu, nach meinem Vater zu rufen, meinen Geliebten zu beweinen.

Lowzinski, Du Retter, den mir mein guter Engel zugesandt, den ich für tot beweinte, den ich bald in jenem Reiche der Seligen wiederzusehen hoffte, ewig vereint mit ihm, den meine ganze Seele anhing; ach, Geliebter, welche Freude, welches Erstaunen ergriff mich, als ich Dich in Durlinskis Gärten erkannte! Doch mein Tyrann, der ahnen musste, dass Du gekommen, um mich ihm zu entführen, ließ Dich selbst fesseln und ins Gefängnis bringen, aus welchem Du gewiss nicht mehr lebend herausgekommen, wenn dieser edle Tartare uns nicht zu Hilfe gekommen wäre.«

Titsikan hörte unsere Leidensgeschichte aufmerksam an und schien gerührt, als seine Wache das Lärmzeichen gab.

Er verließ uns schnell, um auf die Zugbrücke zu eilen.

Wir hörten ein großes Getümmel. »Lowzinski, Lodoiska, niederträchtiges Paar,« schrie Durlinski, der seine Freude nicht bezähmen konnte, »Ihr glaubt mir zu entrinnen.

»Zittert! Ihr seid jetzt wieder in meiner Gewalt; auf die Nachricht von meinem Unglück haben sich ohne Zweifel die benachbarten Edelleute versammelt und kommen mir jetzt zu Hilfe.«

»Sie sollen Dich höchstens rächen können, Schurke!« unterbrach ihn Boleslaw, indem er eine Eisenstange ergriff, um ihn damit totzuschlagen; ich hielt ihn zurück. In demselben Augenblicke trat Titsikan wieder herein.

»Es war ein falscher Lärm,« sagte er; »es ist eine kleine Schaar, die ich gestern abschickte, um das Feld sauber zu halten; sie hatte Befehl, hier zu mir zu stoßen und bringt einige Gefangene mit; im übrigen ist alles ruhig, es zeigt sich noch nichts in der Umgebung.«

Während Titsikan sprach, führte man die Unglücklichen vor ihn, die ihr böser Stern in die Hände der Tartaren geliefert hatte.

Wir sahen zuerst fünf. »Sie sagen, dieser da habe ihnen viel zu schaffen gemacht; deswegen haben sie ihn auch geknebelt,« sagte Titsikan zu uns, indem er uns den sechsten zeigte.

»Heiliger Gott! mein Vater!« rief Lodoiska, auf ihn zueilend.

Ich trat gegen Pulawski vor.

»Du bist Pulawski, Du?« fuhr der Tartare fort; »nun gut! Ihr trefft auch nicht übel zusammen. Sieh, mein Freund, ich kenne Dich erst seit einer Viertelstunde; ich weiß, dass Du stolz und hartnäckig bist; aber thut nichts, ich achte Dich. Du hast Herz und Kopf, Deine Tochter ist schön und es fehlt ihr nicht an Geist. Lowzinski ist tapfer! tapferer als ich, glaube ich.«

Pulawski, starr vor Entsetzen und Erstaunen, hörte den Tartaren kaum an, und verwundert über das seltsame Schauspiel, das sich seinen Augen darbot, fasste er einen schrecklichen Verdacht.

»Unglücklicher! Du hast Dein Vaterland verrathen und ein Weib, das Dich liebte, und einen Mann, der Dich mit Freuden Schwiegersohn genannt hätte; es fehlte nichts mehr, als dass Du Dich mit Räubern verbandest!...«

Titsikan unterbrach ihn: »Mit Räubern, wenn Du willst. Aber Räuber sind bisweilen zu etwas gut; ohne mich wäre Deine Tochter morgen vielleicht keine Jungfrau mehr. Habt keine Angst,« setzte er, sich gegen mich wendend, hinzu.

»Ich weiß, dass er stolz ist, ich werde ihm nichts übel nehmen.«

Wir hatten Pulawski auf einen Lehnsessel gebracht – seine Tochter und ich badeten seine gefesselten Hände mit unseren Thränen, er stieß mich fortwährend zurück und überhäufte mich mit den bittersten Vorwürfen.

»Aber, was zum Teufel schwatzst Du denn immer?« versetzte Titsikan.

»Ich sage Dir, ich, dass Lowzinski ein braver Mann ist, den ich verheiraten will, und Dein Durlinski ist ein Schurke, den ich hängen lassen werde. Ich wiederhole Dir, dass Du ganz allein eigensinniger bist, als wir drei zusammen; aber höre mich einmal und machen wir's kurz, denn ich muss gehen. Du gehörst mir durch unbestreitbares Recht, das des Schwertes, an. Nun gut! wenn Du mir Dein Wort gibst, Dich aufrichtig mit Lowzinski zu versöhnen und ihm Deine Tochter zu geben, so schenke ich Dir die Freiheit.«

»Wer dem Tode trotzen kann, kann auch Sklaverei vertragen; meine Tochter wird nie die Frau eines Verräthers.«

»Willst Du lieber, dass Sie die Maitresse eines Tartaren wird? wenn Du mir nicht versprichst, sie binnen acht Tagen mit diesem braven Manne zu verheiraten, so heirate ich sie noch diesen Abend! wenn ich dann Deiner und ihrer überdrüssig bin, so verkaufe ich Euch an die Türken; Deine Tochter ist schön genug, um in das Serail eines Pascha aufgenommen zu werden; Du darfst dann die Küche eines Janitscharen bedienen.«

»Mein Leben ist in Deinen Händen, mache damit, was Du willst. Wenn Pulawski unter den Streichen eines Tartaren fällt, so wird man ihn beklagen; man wird sagen, er habe ein anderes Ende verdient; aber wenn ich ja zugeben könnte... nein, ich will lieber sterben!«

»Aber ich will nicht, dass Du stirbst! ich will, dass Lowzinski Lodoiska heiratet. Hei, bei meinem Säbel! darf mein Gefangener mir Gesetze vorschreiben! welch' ein verfluchter Kerl! wenn er bloß eigensinnig wäre; aber er urtheilt ganz falsch.«

Ich sah in den Augen des Tartaren den Zorn blitzen, und ich erinnerte ihn, dass er mir versprochen habe, nicht hitzig zu werden.

»Allerdings!« sagte er, »aber dieser Mensch da könnte den Zorn eines Lieblings des Propheten ermüden! ich bin nur ein Räuber, ich! Pulawski, ich wiederhole Dir, ich will, dass Lowzinski Deine Tochter heirate. Bei meinem Säbel, er hat sie wohl verdient; ohne ihn wäre sie diesen Abend verbrannt.«

»Was sagst Du?«

»Da sieh den Schutthaufen! da stand ein Thurm, und dieser Thurm stand in Flammen, und niemand wagte hinaufzusteigen; er war dort mit Boleslaw, er! ja, er hat Deine Tochter gerettet.«

»Meine Tochter war in diesem Thurme?«

»Ja, dort war sie; dieser Schurke da hatte sie eingesperrt, dieser Schurke wollte sie entehren – munter, Ihr zwei erzählt ihm alles und sputet Euch, dass er sich entscheidet! ich habe andere Sachen zu schaffen, ich will mich hier nicht von einem Grenzsoldaten ertappen lassen. Auf der Ebene ist es etwas anderes, da spotte ich ihrer.«

Während Titsikan die ansehnliche Beute, die er gemacht hatte, auf kleine bedeckte Wagen laden ließ, unterrichtete Lodoiska ihren Vater von den Schändlichkeiten Durlinski's, und mischte die Erzählung von unserer Liebe so geschickt in die Geschichte ihrer Leiden, dass sich Natur und Dankbarkeit zu gleicher Zeit in Pulawski's Herzen regte.

Innig gerührt durch das Unglück seiner Tochter, erkenntlich für den wichtigen Dienst, den ich ihm geleistet hatte, umarmte er Lodoiska, und mich ohne Zorn anblickend, schien er ungeduldig zu erwarten, dass ich ihn vollends bestimmte.

»Pulawski,« sagte ich zu ihm, »oh, Du, den mir der Himmel gelassen hatte, um mich für den Verlust des besten der Väter zu trösten, Du, für den ich eben so viel Freundschaft als Ehrfurcht hatte, warum hast Du Deine Kinder ungehört verurtheilt? warum hast Du einen Mann, der Deine Tochter anbetete, des entsetzlichen Verrathes beschuldigt?

Als meine Wünsche denjenigen auf den Thron erhoben, der ihn jetzt inne hat, Pulawski, ich schwöre Dir bei der, die ich liebe! so glaubte ich im Interesse meines Landes zu handeln. Das Unglück, das meine Jugend nicht sah, hat Deine Erfahrung vorausgesehen; aber darfst Du mich des Verrathes beschuldigen, weil es mir an Klugheit fehlte? kannst Du es mir zum Vorwurf machen, dass ich meinen Freund hochgeschätzt habe? kannst Du mir ein Verbrechen daraus machen, dass ich ihn noch jetzt hochschätze? seit drei Monaten habe ich wie Du die Leiden meines Vaterlandes gesehen, wie Du habe ich darüber geseufzt; aber ich bin überzeugt, dass der König nichts davon weiß, ich werde ihm in Warschau selbst die Augen darüber öffnen.«

Pulawski unterbrach mich:

»Dorthin hast Du jetzt nicht zu gehen! Du sagst, Herr von P... sei von dem Unglück seines Landes nicht unterrichtet; ich will es glauben! aber ob er weiß oder nicht, das kann uns jetzt gleichgiltig sein.

»Übermüthige Fremdlinge haben sich in unseren Provinzen eingenistet und werden sich selbst gegen den König ihrer Wahl darin zu behaupten suchen. Lowzinski, hoffen wir nur auf uns selbst, rächen wir das Vaterland oder sterben wir für dasselbe; ich habe in der Woywodschaft Lublin vierhundert Edelleute versammelt, die nur die Rückkehr ihres Feldherrn erwarten, um gegen die Russen auszuziehen; folge mir, komm in mein Lager; unter dieser Bedingung bin ich frei, und meine Tochter gehört Dir.«

»Pulawski, ich bin bereit! ich schwöre, Deinem Stern zu folgen und Deine Gefahren zu theilen. Und glaube nicht, dass Lodoiska allein mir diese Schwüre entlockt! ich liebe mein Vaterland, wie ich Deine Tochter anbete; ich schwöre bei ihr und vor Dir, dass die Feinde des Staates immer die meinigen gewesen sind und nie aufhören werden, es zu sein: ich schwöre, dass ich meinen letzten Blutstropfen vergießen will, um aus Polen Fremdlinge zu verjagen, die unter dem Namen des Königs daselbst herrschen.«

Pulawski ließ mich meine Hände in die Lodoiska's legen; wir umarmten unsern Vater, als Titsikan hereintrat.

»Gut! gut!« rief er, »so ist es recht, so habe ich es gewollt! ich liebe die Heiraten, lustig, Papa, ich will Dich jetzt losbinden lassen.

»Bei meinem Säbel,« fuhr der Tartar fort, während seine Soldaten die Stricke aufschnitten, mit denen Pulawski gebunden war, »ich begehe hier eine schöne Handlung, wenn ich daran denke! aber sie kostet mich auch viel Geld. Zwei polnische Magnaten! ein schönes Mädchen! das hätte mir ein schönes Lösegeld eingetragen.«

»Titsikan, laß Dich das nicht gereuen,« unterbrach ihn Pulawski.

»Nein, nein!« versetzte der Tartar; »es ist ein bloßer Einfall, einer der Gedanken, deren sich ein Räuber nicht erwehren kann! meine wackeren Leute, ich verlange nichts von Euch; noch mehr, Ihr sollt Euere Reise nicht zu Fuß fortsetzen; ich habe gute Pferde zu Eurem Dienst. Und für dieses Kind da will ich Euch, wenn Ihr wollt, eine Sänfte geben, auf der man mich zehn bis zwölf Tage herumgetragen. Dieser Bursche da (er zeigte auf mich), hat mich so getroffen, dass ich mich nicht zu Pferde halten konnte. Die Sänfte ist schlecht, plump aus Baumzweigen gemacht; aber ich habe sonst nichts als einen kleinen bedeckten Wagen Euch anzubieten; Ihr könnt wählen.«

Indes hatte Durlinski noch kein Wort zu sagen gewagt und schlug bestürzt die Augen nieder.

»Unwürdiger Freund,« sagte Pulawski zu ihm, »so sehr hast Du mein Vertrauen hintergehen können! Du hast Dich nicht gescheut. Dich meinem Zorne auszusetzen! Welcher böse Geist blendete Dich?«

»Die Liebe,« antwortete Durlinski, »eine wahnsinnige Liebe. Du weißt also nicht, zu welchen Verbrechen die Leidenschaften einen Menschen von heftiger und eifersüchtiger Gemüthsart treiben können? möge dieses schreckliche Beispiel Dich lehren, dass eine so schöne, eine so reizende Tochter, wie die Deinige, ein seltener Schatz ist, dessen Bewachung man niemand anvertrauen darf. Pulawski, ich habe Deinen Hass verdient, und doch bist Du mir einiges Mitleid schuldig. Ich habe schwere Verbrechen auf mein Gewissen geladen, aber sieh! ich bin grausam dafür gestraft. Ich verliere an einem einzigen Tage meinen Rang, meine Reichthümer, meine Ehre, meine Freiheit; ich verliere noch mehr, ich verliere Deine Tochter. Oh, Lodoiska! Du, die ich so gröblich beleidigt habe, könntest Du meine Verfolgungen, Deine Gefahren, Deine Leiden vergessen? könntest Du großmüthig mir verzeihen? ach, wenn es keine Schändlichkeiten gibt, die eine wahre Reue nicht zu sühnen vermöchte, Lodoiska, so bin ich kein Verbrecher mehr; ich wünschte, mit all' meinem Blute die Thränen erkaufen zu können, die Du vergossen hast. Wird Durlinski in die schreckliche Sklaverei, die seiner wartet, nicht wenigstens die tröstende Erinnerung mitnehmen, Dich sagen gehört zu haben, dass er Dir nicht verhasst ist? allzu liebenswürdiges und bis jetzt allzu unglückliches Mädchen, so schwer meine Vergehen gegen Dich sind, so kann ich sie mit einem einzigen Worte wieder gut machen. Komme, trete her zu mir, ich habe Dir ein wichtiges Geheimnis mitzutheilen.«

Lodoiska nahte sich arglos. Plötzlich sehe ich einen Dolch in Durlinski's Händen blinken. Ich stürze auf ihn los – es war zu spät, ich konnte blos den zweiten Stoß aufhalten; bereits war meine Geliebte, unter der linken Brust getroffen, zu Titsikan's Füßen niedergesunken.

Pulawski, wüthend, wollte seine Tochter rächen.

»Nein, nein,« rief der Tartar, »Du würdest dem Schurken einen zu leichten Tod geben.«

»Du da!« sagte der schändliche Mörder zu mir, sein Opfer mit grausamer Freude betrachtend. »Lowzinski, Du scheinst so große Eile zu haben Dich mit Lodoiska zu vereinigen? warum folgst Du ihr nicht? geh, mein glücklicher Nebenbuhler, geh, vereinige Dich mit Deiner Geliebten im Grabe.

»Man bereite mir den schmerzlichsten Tod, er wird mir angenehm sein und erscheinen; ich verlasse Dich nicht minder grausamen und längeren Qualen, als die meinigen sind, dahin gegeben.«

Mehr konnte Durlinski nicht sprechen. Die Tartaren schleppten ihn fort und warfen ihn in die brennenden Schutthaufen.

Welche Nacht, lieber Faublas! wie verschiedene Sorgen, wie entgegengesetzte Gefühle bestürmten mich während derselben! wie oft wechselten hintereinander Furcht und Hoffnung, Schmerz und Freude! Nach so vielen Unruhen und Gefahren war mir Lodoiska von ihrem Vater wiedergeschenkt, ich schwelgte in der süßesten Hoffnung, sie zu besitzen; ein Unmensch ermordet sie vor meinen Augen! Dieser Augenblick war der grausamste in meinem Leben! Beruhigen Sie sich, mein Freund! mein so schnell erloschenes Glück wird bald wieder aufleben. Unter Titsikans Soldaten befand sich einer, der etwas von der Heilkunde verstand; wir riefen ihn herbei. Er untersuchte die Wunde und versicherte, dass sie sehr leicht sei; der schändliche Durlinski hatte, durch seine Ketten gehindert, einen sehr unsicheren Stoß gethan.

Sobald Titsikan sich überzeugt hatte, dass für Lodoiska's Leben nichts mehr zu fürchten war, verabschiedete er sich von uns.

»Ich lasse Euch,« sagte er, »die fünf Bedienten, die Pulawski mitgebracht, Lebensmittel auf fünf Tage, Waffen, sechs gute Pferde, zwei bedeckte Wagen und sämmtliche Leute Durlinski's wohl gefesselt.

»Ihr verruchter Herr ist gestorben. Ich reise ab, der Tag beginnt zu grauen; verlasst das Schloss nicht vor morgen; denn morgen werde ich in andere Gegenden ziehen.

»Lebt wohl, Ihr braven Leute! sagt Euren Polen, dass Titsikan nicht immer ein garstiger Teufel ist, und dass er zuweilen mit einer Hand wieder gibt, was er mit der andern nimmt. Lebt wohl!« Mit diesen Worten gab er das Zeichen zum Aufbruch; die Tartaren zogen die Fallbrücke auf und ritten im stärksten Galopp davon.

Kaum waren sie zwei Stunden fort, als mehrere benachbarten Edelleute, von einigen Haufen Grenzsoldaten unterstützt, Durlinski's Schloss umzingelten.

Pulawski gieng ihnen selbst entgegen und erzählte den ganzen Vorgang umständlich; auch überredete er einige von ihnen, uns in die Woywodschaft Lublin zu folgen.

Sie verlangten nur zwei Tage, um sich gehörig auf ihre Reise zu rüsten.

Sie kamen sechzig Mann stark zur bestimmten Zeit wieder zu uns; und da Lodoiska versicherte, dass sie sich stark genug fühle, die Strapazen der Reise auszuhalten, so legten wir sie in einen bequemen Wagen, den wir uns inzwischen verschafft hatten.

Nachdem wir Durlinski's Leuten die Freiheit geschenkt, überließen wir ihnen die zwei bedeckten Wagen, in denen Titsikan die merkwürdige Großmuth gehabt hatte, einen Theil der Beute zurückzulassen, die sie unter sich vertheilten.

Wir kamen glücklich in der Woywodschaft Lublin an, bei Polowisk, das Pulawski zum allgemeinen Sammelplatz bestimmt hatte.

Die Nachricht von seiner Rückkehr zog eine Menge Unzufriedener herbei, so dass unsere kleine Armee binnen eines Monats ungefähr zehntausend Mann erreichte.

Lodoiska war von ihrer Wunde vollständig geheilt, hatte sich vollkommen erholt und ihre Stärke, ihre Frische im ganzen Glanz ihrer Schönheit wieder erhalten.

Pulawski rief mich in sein Zelt und sagte zu mir:

»Dreitausend Russen haben sich auf den Höhen drei Viertelmeilen von hier gezeigt; nimm auf den Abend viertausend auserlesene Mann und verjage den Feind aus seiner vorteilhaften Stellung; bedenke, dass von dem Erfolge eines ersten Kampfes fast immer der Erfolg eines Feldzuges abhängt; bedenke, dass Du Dein Vaterland rächen musst, mein Freund, lass morgen von Deinem Siege hören! morgen heiratest Du Lodoiska.«

Ich machte mich um zehn Uhr abends auf den Marsch.

Um Mitternacht überrumpelten wir den Feind in seinem Lager; nie war eine Niederlage vollständiger. Wir tödteten siebenhundert Mann, machten neunhundert Gefangene und erbeuteten sämmtliche Kanonen, die Kriegskasse und die Geräthschaften.

Mit Tagesanbruch stieß Pulawski mit dem Rest des Heeres zu mir; er brachte Lodoiska mit. Man vermählte uns in Pulawski's Zelt. Das ganze Lager wiederhallte von fröhlichen Gesängen; die Tapferkeit und Schönheit wurde in lustigen Versen gefeiert; es war das Fest des Amors und Mars.

Man hätte glauben sollen, jeder Soldat besitze meine Seele und theile mein Glück.

Nachdem ich die ersten Tage einer so theueren Verbindung der Liebe gewidmet hatte, ließ ich mir angelegen sein, die heroische Treue meines Boleslaw zu belohnen.

Mein Schwiegervater schenkte ihm eines seiner Schlösser, einige Meilen von der Hauptstadt. Lodoiska und ich fügten eine ziemlich bedeutende Geldsumme hinzu, um ihm ein unabhängiges und ruhiges Los zu sichern.

Er wollte uns nicht verlassen; wir befahlen ihm, von seinem Schlosse Besitz zu nehmen und friedlich in der ehrenvollen Zurückgezogenheit zu leben, die er so redlich verdient hatte.

Am Tage seiner Abreise nahm ich ihn auf die Seite und sagte zu ihm:

»Geh in meinem Namen zum König nach Warschau! melde ihm, dass ich mit Pulawski's Tochter vermählt bin; sage ihm, dass ich mich bewaffnet habe, um aus seinem Königreiche Fremdlinge zu verjagen, die es verwüsten, besonders aber sage ihm, dass Lowzinski ein Feind der Russen, nicht aber seines Königs ist.«

Ich will Sie, lieber Faublas, nicht mit der Erzählung unserer Operationen während eines achtjährigen blutigen Krieges ermüden. Hie und da besiegt, meistens siegreich; eben so groß bei seinen Niederlagen, als furchtbar nach seinen Siegen, immer über die Ereignisse erhaben, zog Pulawski die Aufmerksamkeit Europas auf sich und nöthigte ihm durch seinen langen Widerstand Bewunderung ab.

Wenn er eine Provinz verlassen musste, bereitete er sich zu neuen Kämpfen in einer andern, und so durchzog er alle Woywodschaften nach einander und erprobte in jeder einzelnen durch einige glorreiche Thaten den Hass, den er den Feinden Polens geschworen hatte.

Gemahlin eines Kriegers, Tochter eines Helden, an das Getümmel des Feldlagers gewöhnt, begleitete uns Lodoiska überall.

Von fünf Kindern, die sie mir geschenkt hatte, blieb mir nur eine einzige achtzehn Monate alte Tochter.

Eines Tages, nach einem hartnäckigen Kampfe, stürzen sich die siegenden Russen in mein Zelt, um es zu plündern.

Pulawski, ich und einige Edelleute eilten zur Vertheidigung Lodoiska's herbei; wir retteten sie, aber meine Tochter wurde geraubt. Meine Tochter trägt in Folge einer klugen Vorsicht, die ihre Mutter in diesen stürmischen Zeiten nicht vernachlässigt hatte, unter dem Arme die Wappen unseres Hauses; aber ich habe bis jetzt vergebliche Nachforschungen angestellt.

Ach! Dorliska, meine theuere Dorliska seufzt entweder in der Sklaverei, oder sie ist nicht mehr am Leben.

Dieser Verlust erfüllte mich mit dem tiefsten Schmerz.

Pulawski schien beinahe unempfindlich. Sei es nun, dass er schon jetzt mit dem großen Plane umgieng, den er mir bald darauf mittheilte, oder dass die Leiden des Vaterlandes allein das Recht hatten, sein stoisches Herz zu rühren; er sammelte die Trümmer seiner Armee, bezog ein vorteilhaftes Lager; befestigte es mehrere Tage lang und behauptete sich darin drei ganze Monate gegen alle Anstrengungen der Russen. Dennoch musste man daran denken, es aufzugeben, die Lebensmittel giengen auf die Neige.

Pulawski kam in mein Zelt, hieß alle Anwesenden hinausgehen und sagte zu mir, als wir allein waren:

»Lowzinski, ich habe Ursache, mich über Dich zu beklagen. Sonst halfst Du mir die Last des Commandos zu tragen, ich konnte auf meinen Schwiegersohn einen Theil meiner schweren Sorgen übertragen; seit drei Monaten weinst Du den ganzen Tag und seufzest wie ein Weib! Du verlässest mich in einem kritischen Augenblick, wo mir Deine Hilfe am nöthigsten ist. Du siehst, wie sehr ich von allen Seiten bedrängt bin; ich fürchte nicht für mein Leben, das bekümmert mich nicht; aber wenn wir umkommen, hat der Staat keine Vertheidigung mehr.

»Ermanne Dich, Lowzinski! Du theiltest bisher so edel meine Mühen! Sei jetzt kein unthätiger Zuschauer! wir haben uns im Blute der Russen gebadet; unsere Mitbürger sind gerächt; aber sie sind nicht gerettet, und wir können sie vielleicht bald nicht mehr vertheidigen.«

»Du setzest mich in Erstaunen, Pulawski; woher kommen Dir diese düsteren Ahnungen?«

»Ich bin nicht umsonst unruhig; betrachte unsere gegenwärtige Stellung; ich habe mich bemüht, in allen Herzen die Liebe zum Vaterland zu erwecken; fast überall habe ich bloß niedrig denkende zur Sklaverei geborene oder schwache Menschen getroffen, die im Gefühl ihres Unglücks sich dennoch auf nutzlose Klagen beschränkten. Einige echte Bürger in kleiner Anzahl haben sich unter meine Fahnen gestellt; aber acht Feldzüge haben sie fast Alle weggerafft.

»Ich schwächte mich durch meine Siege, unsere Feinde erschienen nach ihren Niederlagen immer zahlreicher.«

»Ich wiederhole Dir, Pulawski, Du bringst mich zum Erstaunen, in nicht minder traurigen Umständen habe ich Dich von Deinem Muthe aufrecht erhalten gesehen.«

»Glaubst Du, er verlasse mich? Die Tapferkeit besteht nicht darin, die Gefahr nicht sehen zu wollen, sondern ihr zu trotzen, wenn man sie kennt. Unsere Feinde bereiten meine Niederlage vor; indes, wenn Du willst, Lowzinski, so wird der Tag, den sie für ihren Triumph bezeichnet haben, vielleicht der Tag ihres Verderbens und der Rettung unserer Mitbürger.«

»Wenn ich will! zweifelst Du daran? sprich, was willst Du sagen? was soll ich thun?«

»Den kühnsten Streich ausführen, den ich je erdacht habe.

»Vierzig auserlesene Männer haben sich in Czenstochow bei Kaluwski versammelt, dessen Tapferkeit bekannt ist; sie haben einen gewandten, festen, unerschrockenen Anführer nöthig; ich habe Dich ausersehen.«

»Ich bin bereit, Pulawski.«

»Ich will Dir die Gefährlichkeit dieses Unternehmens nicht verhehlen, mein Sohn, der Erfolg ist zweifelhaft, und wenn es nicht gelingt, ist Dein Verderben unvermeidlich.«

»Ich sage Dir, ich bin bereit; erkläre Dich.«

»Du weißt, dass ich kaum noch viertausend Mann habe, ich kann zwar allerdings unsere Feinde noch gewaltig quälen, aber ich darf mit so schwachen Mitteln nicht hoffen, sie zur Räumung unseres Landes zu nöthigen.

»Alle unsere Edelleute würden unter meine Fahne gehen, wenn der König in meinem Lager wäre.«

»Was sagst Du, Pulawski, hoffst Du, der König werde sich entschließen hierher zu kommen?«

»Nein, man muss ihn dazu zwingen – ja, ich weiß, dass eine alte Freundschaft Dich an den König kettet; aber seitdem Du mit Pulawski die Sache der Freiheit verfichst, weißt Du auch, dass man dem Wohl seines Vaterlandes Alles aufopfern muss; dass ein heiligeres Interesse –«

»Ich kenne meine Pflichten und werde sie erfüllen; aber was schlägst Du mir vor? der König geht nie aus Warschau.«

»Gut, eben in Warschau muss man ihn aufsuchen, mitten aus seiner Hauptstadt muss man ihn herausreißen.«

»Was hast Du für dieses große Unternehmen vorbereitet?«

»Du siehst, dass diese russische Armee, die seit drei Monaten vor uns steht, dreimal stärker ist als die meinige; ihr General erwartet jetzt ruhig in seinen Verschanzungen, ich werde mich, vom Hunger überwältigt, auf Gnade und Ungnade ergeben. Hinter meinem Lager sind Sümpfe, die man für undurchdringlich hält; sobald es Nacht wird, durchziehen wir sie.

»Ich habe meine Anordnungen so getroffen, dass meine getäuschten Feinde meinen Rückzug viel zu spät gewahr werden, ich hoffe, mehr als einen Marsch unbemerkt ausführen zu können; wenn das Glück mir günstig ist, kann ich einen ganzen Tag über sie gewinnen.

»Ich ziehe geradenwegs gegen Warschau, auf der großen Straße, die nach der Hauptstadt führt und mitten durch die kleinen russischen Korps hindurch, die unaufhörlich in der Umgegend herumschweifen. Ich denke sie vereinzelt zu schlagen, oder, wenn sie sich auch vereinigen können, um mich aufzuhalten, so will ich sie wenigstens so beschäftigen, dass sie Dich nicht beunruhigen können. Du, Lowzinski, wirst mir indes vorausgegangen sein. Deine vierzig Mann werden vermummt, bloß mit Säbeln, Dolchen und Pistolen bewaffnet, die sie unter ihren Kleidern verborgen halten, auf verschiedenen Wegen nach Warschau kommen. Ihr wartet, bis der König aus seinem Palaste geht; dann nehmt Ihr ihn und führt ihn in mein Lager.

»Das Unternehmen ist verwegen, unerhört, wenn Du willst; die Ankunft in der Stadt ist schwierig, der Aufenthalt gefährlich, die Rückkehr unsicher. Wenn Du Unglück hast, der Streich Dir misslingt, wenn man Dich aufhält, Lowzinski, so bist Du verloren, aber Du stirbst als Märtyrer der Freiheit; doch Pulawski, eifersüchtig auf einen so glorreichen Tod, wird seufzen, Dich überleben zu müssen; aber noch einige Russen werden Dir in's Grab nachfolgen.

»Wenn dagegen der allmächtige Gott, der Beschützer Polens, mir diesen kühnen Plan eingegeben hat, um dem Unglücke dieses Landes ein Ende zu machen, wenn seine Güte Dir einen, diesem Muthe entsprechenden Erfolg gewährt, so sieh, welch' heilsame Folgen Deine edle Verwegenheit haben wird.

»Der König wird in meinem Lager lauter Bürgersoldaten finden, die den Fremden feind, ihrem König treu sind; unter einem patriotischen Zelte wird er so zu sagen die Luft der Freiheit, die Liebe zu seinem Vaterlande einathmen, die Feinde des Staates werden die seinigen werden, unser braver Adel wird aus seinem Schlummer erwachen und unter den Fahnen seines Königs für die gemeinsame Sache streiten; die Russen werden zusammengehalten, oder über ihre Grenzen zurückziehen; mein Freund, Du wirst Dein Land gerettet haben.«

Pulawski hielt sein Wort. Mit Anbruch der Nacht führte er seinen Rückzug glücklich aus. Die Sümpfe wurden in aller Stille durchzogen.

»Mein Freund,« sagte mein Schwiegervater jetzt zu mir, »es ist Zeit, dass Du uns verlässest; ich weiß wohl, dass meine Tochter mehr Muth hat als eine andere Frau, aber sie ist auch eine zärtliche Gattin und eine unglückliche Mutter. Ihre Thränen würden Dich weich machen; Du würdest in ihren Umarmungen diese Geisteskraft, diesen Stolz der Seele verlieren, die Du gegenwärtig mehr als je nöthig hast; ich rathe Dir, keinen Abschied von ihr zu nehmen.«

Pulawski drang vergebens in mich; ich konnte mich nicht dazu entschließen.

Als Lodoiska hörte, dass ich allein abreise und uns fest entschlossen sah, ihr nichts zu sagen, wohin, da vergoss sie Tränen und wollte mich zurückhalten. Ich fing an schwankend zu werden.

»Fort,« rief mein Schwiegervater, »fort! Lowzinski, geh! Vater, Gattin, Kinder, alles muss man aufopfern, wenn es sich um das Vaterland handelt.«

Ich verließ das Lager und reiste so schnell, dass ich gegen die Mitte des zweiten Tages nach Czenstochow kam. Dort traf ich vierzig zu allem entschlossene Edelleute.

»Meine Herren,« sagte ich zu ihnen, »es handelt sich, den König aus seiner Hauptstadt zu entführen. Männer, die fähig sind, ein so kühnes Unternehmen zu wagen, sind allein fähig, es auszuführen.

»Ein glücklicher Erfolg oder der Tod erwartet uns.«

Nach dieser kurzen Anrede rüsteten wir uns zum Aufbruche. Kaluwski, der vorher benachrichtigt war, hielt zwölf mit Heu und Stroh beladene und je mit guten Pferden bespannte Wagen bereit. Wir vermummen uns alle als Bauern, verbergen unsere Kleider, unsere Säbel, unsere Pistolen, unsere Sattel in dem Heu, womit unsere Wagen gefüllt sind, und vereinigen uns über mehrere Zeichen und Losungsworte.

Zwölf der Verschworenen, von Kaluwski kommandiert, werden die zwölf Wagen nach Warschau hineinschaffen und selbst die Fuhrleute machen. Den Rest meines kleinen Haufens teile ich in mehrere Brigaden; um jeden Verdacht zu vermeiden, muss jeder einzeln in einiger Entfernung von dem anderen gehen und durch verschiedene Tore in die Hauptstadt gehen.

Wir brechen auf; Samstag den 2. November 1771 kommen wir in Warschau an und quartieren uns alle im Dominikanerkloster ein.

Sonntags, den zweiten, in der Geschichte Polens ewig denkwürdigen Tag, stellte sich Strawinski, mit Lumpen bedeckt, neben der Kollegialkirche auf und bettelt bis vor den Türen des königlichen Palastes; er bemerkt alles, was dort vorgeht.

Mehrere unserer Mitverschworenen durchziehen in der Stadt selbst die sechs engen Straßen, die alle nach dem großen Platze führen, wo ich mit Kaluwski spazieren gehe.

Wir stehen den ganzen Morgen und einen Teil des Nachmittags auf der Lauer.

Abends um sechs Uhr kommt der König aus dem Palast; man folgt ihm, man sieht ihn in den Palast seines Oheims von P..., Großkanzler von Litthauen, hineingehen.

Alle Verschworenen werden in Kenntnis gesetzt; sie legen ihre schlechten Kleider ab, satteln ihre Pferde und setzen ihre Waffen in Bereitschaft.

In dem großen Dominikanergebäude werden unsere Bewegungen nicht bemerkt. Wir gehen von dem Dunkel der Nacht begünstigt einer nach dem anderen heraus.

Zu genau bekannt in Warschau, um mich ohne Verkleidung zeigen zu dürfen, behalte ich meine Bauernkleider; ich besteige ein vortreffliches, aber mit einer gemeinen Schabracke bedecktes und bäurisch aufgeputztes Pferd.

Ich sehe unsere Leute in der Vorstadt die verschiedenen Posten einnehmen, die ich ihnen, bevor wir das Kloster verließen, bezeichnet habe; sie stellen sich so auf, dass alle Eingänge von des Großkanzlers Palast bewacht sind.

Zwischen neun und zehn Uhr abends kommt der König heraus, wir bemerken, dass sein Gefolge nicht zahlreich ist. Vor dem Wagen gingen zwei Männer mit Fackeln; hierauf folgten einige Ordonanzoffiziere, zwei Edelleute und ein Unterstallmeister. Ich weiß nicht, was für ein Herr neben dem König im Wagen saß, an den Kutschenschlägen ritten zwei Pagen, hinten zwei Heiduken und zwei Lakaien.

Der König fährt langsam; unsere Verschworenen sammeln sich in einiger Entfernung, zwölf der Entschlossensten sondern sich ab; ich stelle mich an ihre Spitze, wir rücken im schwachen Trabe vor.

Da russische Garnison in Warschau lag, so redeten wir die Sprache dieser Fremdlinge, um für eine ihrer Patrouillen gehalten zu werden.

Ungefähr hundert und fünfzig Schritte von dem Palaste des Großkanzlers von Polen holen wir den Wagen ein. Auf einmal werfen wir uns den ersten Pferden in den Weg und schneiden schnell den Zug ab, so dass die Vorreiter des Wagens von der Umgebung desselben getrennt sind.

Ich gebe das Zeichen. Kaluwski sprengt mit den übrigen Verschworenen herbei; ich weise dem Postillon eine Pistole, dass er anhält; man schießt auf den Kutscher, man stürzt sich auf die Kutschenschläge. Von den zwei Heiduken, die sich zur Wehr setzen, sinkt der eine von zwei Kugeln durchbohrt, der andere von einem Säbelhieb über den Kopf getroffen, rücklings zu Boden.

Das Pferd des Unterstallmeisters stürzt verwundet, einer der Pagen wird abgeworfen und sein Pferd genommen; die Kugeln pfeifen von allen Seiten her. Der Angriff war so hitzig, das Feuer so stark, dass ich für das Leben des Königs fürchtete. Dieser hatte in der Gefahr seine Kaltblütigkeit nicht verloren, er war ausgestiegen und suchte den Palast seines Onkels zu gewinnen. Kaluwski hält ihn an und fasst ihn bei den Haaren; sieben bis acht Verschworene umringen ihn, entwaffnen ihn, packen ihn rechts und links, nehmen ihn zwischen ihre Pferde und jagen spornstreiches mit ihm bis ans Ende der Straße.

Ich gestehe es, in diesem Augenblicke dachte ich, Pulawski hätte mich schändlich betrogen und der Plan sei gewesen, den Monarchen zu ermorden.

Plötzlich fasse ich einen Entschluss ich sprenge den Vorderen ventre à terre nach, rufe ihnen zu, Halt zu machen, und drohe jeden, der nicht gehorchen würde, niederzuschießen.

Gott, der Beschützer der Könige, wachte über die Rettung des Königs. Kaluwski und seine Leute hielten auf den wohlbekannten Klang meiner Stimme an.

Wir setzten den König auf ein Pferd und ritten im stärksten Galopp weiter bis an die Gräben, welche die Stadt umgeben und die der Monarch mit uns überschreiten musste.

Nun aber riss ein panischer Schrecken unter mein Häuflein ein. Fünfzig Schritte über dem Gräben waren wir nur noch zu sieben um den König.

Es war eine finstere Regennacht. Man musste im Moraste alle Augenblicke vom Pferde steigen, um den Boden zu untersuchen. Das Pferd des Monarchen stürzte zweimal und brach beim zweiten Sturze das Bein; der König selbst verlor bei diesen heftigen Bewegungen seinen Pelz und seinen linken Stiefel.

»Wenn Ihr wollt, dass ich Euch folgen soll,« sagte er zu uns, »so gebt mir ein Pferd und einen Stiefel.«

Wir machten ihn wieder beritten; um die Straße zu erreichen, auf welcher Pulawski vorzurücken versprochen hatte, schlugen wir den Weg nach einem Dorfe Namens Burakow ein.

Der König sagte ruhig zu uns:

»Geht nicht nach dieser Seite, da sind Russen.«

Ich glaubte es und änderte meine Richtung. Je tiefer wir in den Wald von Beliany drangen, je mehr schmolz unsere Begleitung zusammen. Bald sah ich nur noch Kaluwski und Strawinski neben mir, bald hörten wir auch den Ruf einer russischen Wache und machten erschrocken Halt.

»Töten wir ihn,« sagte Kaluwski und Strawinski neben mir; ich gab ihm unverhohlen meinen Abscheu über diesen Vorschlag zu erkennen.

»Nun, so führen Sie ihn allein weiter,« rief der trotzige Mensch und sprengte tiefer in den Wald hinein, Strawinski ihm nach; ich blieb allein bei dem König.

»Lowzinski,« sagte er jetzt zu mir, »Sie sind's, ich kann nicht mehr zweifeln; Sie sind's, ich habe Ihre Stimme erkannt.«

Ich erwiderte kein Wort, er fuhr in sanftem Tone fort:

»Sie sind es, wer hätte vor zehn Jahren dies geglaubt?«

Wir befanden uns in diesem Augenblicke in der Nähe des Klosters von Beliany, ungefähr eine Meile von Warschau.

»Lowzinski,« sagte der König weiter, »lassen Sie mich in dieses Kloster gehen, und fliehen Sie.«

»Sie müssen mir folgen,« war meine ganze Antwort.

»Sie haben sich umsonst verkleidet,« sagte der Monarch, »umsonst wollen Sie jetzt ihre Stimme verstellen; ich habe Sie erkannt; ich weiß gewiss, dass Sie Lowzinski sind. Ach, wer hätte vor zehn Jahren dies geglaubt! vor zehn Jahren hätten Sie Ihr Leben daran gesetzt, das Ihres Freundes zu retten.«

Er schwieg. Wir ritten eine Zeit lang in aller Stille weiter, er fieng auf's neue an:

»Ich bin entsetzlich müde; wenn Sie mich lebendig weiter bringen wollen, so lassen Sie mich einen Augenblick ausruhen.«

Ich half ihm vom Pferde absteigen; er setzte sich auf's Gras, bat mich, neben ihn zu sitzen, ergriff eine meiner Hände und sagte:

»Lowzinski, Sie, den ich so sehr geliebt habe, Sie, der besser als irgend jemand die Reinheit meiner Gesinnungen kannte, wie ist es möglich, dass Sie sich gegen mich gewaffnet haben?

»Undankbarer! musste ich Sie bei meinen grausamsten Feinden wieder finden?«

Sodann schilderte er mir mit rührendsten Farben die Vergnügungen unserer früheren Jahren, unsere innige Verbindung während unserer Jugend; die zärtliche Freundschaft, die wir uns geschworen, das Vertrauen, womit er mich von jeher beehrt habe; er sprach von den Ehren, womit er mich während seiner Regierung überhäuft haben würde, wenn ich sie hätte verdienen wollen; besonders machte er mir das unwürdige Unternehmen zum Vorwurf, an dessen Spitze ich zu stehen schiene, wobei ich aber, wie er wohl wisse, nur das erste Werkzeug sei.

Er stellte mir jedoch vor, dass nicht allein der Anstifter eines solchen Attentates strafwürdig sei; dass ich die Ausführung desselben nicht ohne Verbrechen habe übernehmen können, und dass diese entsetzliche, schon an einem Unterthanen so strafbare Gefälligkeit, an einem Freunde noch weit weniger entschuldigt werden könne.

Er schob die ganze Schändlichkeit des Unternehmens auf Pulawski und schloss mit der dringenden Bitte, ihn frei zu lassen.

»Fliehen Sie,« sagte er zu mir »und seien Sie versichert, dass wenn man zu mir kommt, ich einen ganz anderen Weg angeben werde, als Sie eingeschlagen haben.«

Der König drang lebhaft in mich; seine natürliche, durch die Gefahr gesteigerte Beredsamkeit trug Überzeugung in mein Herz und erweckte darin Gefühle sanfterer Art.

Ich wurde weich und schwankte schon in der Wahl; dennoch siegte Pulawski. Ich glaubte den stolzen Republikaner mir meine Schwachheit vorwerfen zu hören.

Lieber Faublas, die Liebe zum Vaterland hat vielleicht ihren Fanatismus und ihren Aberglauben; und doch, wenn ich damals schuldig war, so bin ich es noch jetzt. Sie sehen mich im gegenwärtigen Augenblicke mehr als je überzeugt, dass es muthvoll war und edel gehandelt, dass ich den König zwang, wieder zu Pferde zu steigen.

»Also,« rief er traurig, »verwerfen Sie die Bitte, die ein Freund an Sie richtet! Sie schlagen die Gnade aus, die Ihr König Ihnen anbietet! nun gut, ziehen wir weiter! ich übergebe mich meinem bösen Geschicke oder überlasse Sie dem Ihrigen.«

Wir fiengen unseren Marsch auf's neue an; allein die Vorwürfe des Monarchen, seine Bitten, auch seine Drohungen und meine inneren Kämpfe hatten mich so verwirrt, dass ich meinen Weg nicht mehr sah.

Ich schweifte ohne eine feste Bahn auf dem Felde herum, und nach halbstündigem Ritte befanden wir uns vor Marimont bei Warschau; ich war verirrt und hatte unwillkührlich umgekehrt.

Eine Viertelmeile von da stießen wir auf eine russische Abtheilung. Der König gab sich dem Anführer derselben zu erkennen und setzte hinzu: »Ich habe mich diesen Abend auf der Jagd verirrt; dieser gute Bauer hier wollte mir, ehe er mich auf meinen Weg zurückführte, in seiner Hütte ein einfaches Mahl bereiten; aber weil ich Soldaten von Pulawski in der Gegend bemerkt zu haben glaubte, so wünschte ich, lieber schnell nach Warschau zurückzukehren und Sie würden mir einen Gefallen thun, wenn Sie mich begleiteten.

»Was Dich betrifft, mein Freund, so bedauere ich nicht, dass Deine Mühe vergebens war; denn ich gehe ebenso gern in Gesellschaft dieser Herren in meine Hauptstadt zurück, als ich mit Dir weiter gezogen wäre.

»Indes wäre es nicht recht, wenn ich Dich ohne Belohnung ließe; was wünschest Du? sprich! bitte Dir eine Gnade aus, ich will sie Dir gewähren.«

Sie können sich meine Verwirrung denken, Faublas; ich zweifelte noch über die Absichten des Königs. Ich suchte den wahren Sinn seiner zweideutigen Worte zu enträthseln, die so voll des bittersten Spottes oder der feinsten Großmuth waren. Er ließ mich eine Zeit lang in dieser peinlichen Ungewissheit.

»Du bist, wie ich sehe, in großer Verlegenheit,« sagte er endlich mit einer Güte, die mir durch die Seele drang, »umarme mich, mein Freund, es ist mehr Ehre als Nutzen dabei, einen König zu umarmen,« fügte er lachend hinzu; »indes musst Du zugeben, dass an meiner Stelle viele Monarchen im gegenwärtigen Augenblicke nicht so großmüthig wären wie ich.«

Mit diesen Worten ritt er weiter und ließ mich beschämt durch solche Seelengröße stehen.

Indes konnte sich die Gefahr, aus der mich der König so großmüthig gerettet hatte, jeden Augenblick für mich erneuern. Es wahr mehr als wahrscheinlich, dass eine Menge Couriere von Warschau aus die erstaunliche Nachricht von der Entführung des Königs nach allen Seiten verbreiten würden.

Ohne Zweifel wurden die Räuber bereits heftig verfolgt, und wenn ich in die Hände besser unterrichteter Russen fiel, so wäre ich verloren und alle Bemühungen des Königs hätten mich nicht retten können.

Pulawski konnte, wenn sein Zug auch vollkommen nach seinem Wunsche ausgefallen war, noch nicht in der Nähe sein, ich hatte wenigstens noch zehn Meilen zu machen, und mein Pferd war ganz abgemattet.

Ich suchte es weiter zu treiben; allein es hatte kaum fünfzehn Schritte gemacht, als es unter mir zusammenbrach. In diesem Augenblicke kam ein gut gekleideter Reiter die Straße daher, er sah das Thier fallen, glaubte sich auf Kosten eines armen Bauern lustig machen zu dürfen und sagte zu mir:

»Mein Freund, ich versichere Dir, dass Dein gutes Pferd jetzt nichts mehr wert ist.«

Erzürnt über diesen plumpen Spass, beschloss ich, den Spötter auf der Stelle zu bestrafen und zugleich meine Flucht zu sichern. Ich setzte ihm schnell eine meiner Pistolen auf die Brust und zwang ihn, mir sein Pferd zu überlassen, und ich will auch gestehen, dass ich durch die Noth gedrängt, ihm seinen guten, ebenso weiten als leichten Mantel abnahm, mit dem ich meine bäurischen Kleider bedeckte, die mich leicht hätten verrathen können. Ich warf dem abgesetzten Reiter meine volle Geldbörse vor die Füße und entfernte mich mit der größten Geschwindigkeit meines neuen Pferdes.

Es war frisch und kräftig; ich machte zwölf Meilen in einem Trab; endlich glaubte ich das Krachen von Kanonen zu hören, woraus ich schloss, mein Schwiegervater werde in der Nähe sein und den Russen einen Kampf liefern.

Ich hatte mich nicht getäuscht; ich kam auf dem Schlachtfelde an in demselben Augenblicke, wo eines unserer Regimenter zurückwich. Ich gab mich den Flüchtlingen zu erkennen, sammelte sie hinter einem Hügel und fasste den Feind von der Seite, während Pulawski ihn mit dem übrigen Heere bekämpfte.

Unser Angriff kam so zur rechten Zeit und war so nachdrücklich, dass die Russen nach einem großen Gemetzel in ihren Reihen durchbrochen waren. Pulawski schrieb die Ehre ihrer Niederlage mir zu.

»Ach,« sagte er, mich umarmend, nachdem er die näheren Umstände meiner Expedition gehört hatte, »wenn Deine vierzig Leute Deinen Muth gehabt hätten, so wäre der König jetzt in meinem Lager; aber der Himmel hat es nicht gewollt. Ich danke ihm, dass er wenigstens Dich uns erhalten hat; Dir aber danke ich für den wichtigen Dienst, den Du mir geleistet hast; ohne Dich hätte Kaluwski den Monarchen ermordet, und mein Name wäre mit ewiger Schmach bedeckt.

»Ich hatte,« sagte er hinzu, »noch zwei Meilen vorrücken können, allein ich wollte mein Lager lieber in dieser achtungsgebietenden Stellung aufschlagen. Gestern hatte ich unterwegs eine russische Abtheilung überfallen und zusammengehauen; diesen Morgen habe ich zwei von ihren Korps geschlagen; ein anderes ansehnliches Korps hat die Trümmer der letzteren gesammelt und mich in der Finsternis angegriffen.

»Meine durch einen langen Marsch und drei schnell aufeinander folgende Treffen ermattete Soldaten fiengen an zu weichen; mit Dir ist der Sieg in mein Lager zurückgekehrt. Wir wollen uns hier verschanzen, die russische Armee erwarten und bis zum letzten Seufzer fechten.«

Indes wiederhallte das Lager von Jubelgeschrei; unsere siegetrunkenen Soldaten priesen Pulawski und mich um die Wette.

Auf den Ruf meines Namens, den tausend Stimmen wiederholten, eilte Lodoiska zu mir in das Zelt ihres Vaters. Sie bewies mir durch ihre größte Zärtlichkeit und ihre überschwengliche Freude das Glück, welches sie empfand, mich wiederzusehen.

Ich musste meine Erzählung von den Gefahren, die ich überstanden, auf's neue anfangen. Sie konnte nicht ohne Thränen von dem seltenen Edelmuth des Monarchen hören.

»Wie groß ist er!« rief sie aus, »wie würdig König zu sein! er, der Dir verzeihen hat. Wie viele Thränen erspart er der Gattin, die Du verließest, die Du Dich nicht scheutest aufzuopfern.

»Grausamer! ist es denn nicht genug an den Gefahren, denen Du Dich täglich aussetzest?«

Pulawski unterbrach seine Tochter hart:

»Unbesonnenes, schwaches Weib! wagt man es, in meiner Gegenwart solche Reden zu führen?«

Sie antwortete:

»Muss ich denn unaufhörlich für das Leben eines Vaters und eines theueren Gatten fürchten?«

Lodoiska klagte und seufzte nach einer besseren Zukunft, während das Schicksal uns die härtesten Schläge bereitete.

Unsere Kosaken kamen von allen Seiten mit der Nachricht, die russische Armee nahe heran.

Pulawski erwartete mit Tagesanbruch angegriffen zu werden; es geschah nicht, aber mitten in der folgenden Nacht meldete man mir, die Russen machen Anstalten, unsere Verschanzungen zu erstürmen.

Der allzeit fertige Pulawski vertheidigte sie bereits, er that in dieser unseligen Nacht Alles, was man von seiner Erfahrung und seiner Tapferkeit erwarten konnte. Wir schlugen den Feind fünfmal zurück, allein er rückte unaufhörlich wieder mit frischen Truppen heran, und seinen letzten Angriff führte er so gleichzeitig und so gut aus, dass er auf drei Seiten zugleich in unser Lager drang. Zaremba fiel an meiner Seite; eine Menge Edelleute starben, in diesem Kampfe; die Feinde gaben keine Gnade.

Wüthend, alle meine Freunde umkommen zu sehen, wollte ich mich in die russischen Bataillone stürzen.

»Rasender,« sagte Pulawski zu mir, »welche blinde Wuth umnebelt Deine Sinne! meine Armee ist gänzlich vernichtet, aber Muth bleibt mir doch. Warum hier nutzlos sterben? komm! ich will Dich in Gegenden führen, wo wir den Russen neue Feinde erwecken können; retten wir uns, retten wir Lodoiska!«

Wir eilten in ihr Zelt, es war noch Zeit; wir nahmen sie und drangen in die nahen Wälder, wo wir einen Theil des Tages verweilten, bis wir uns herauswagten und vor einem Schlosse, das wir zu erkennen glaubten, zeigten.

Es gehörte wirklich einem Edelmanne Namens Micislaw, der eine Zeit lang bei unserer Armee gedient hatte. Micislaw erkannte uns und bot uns ein Asyl an, jedoch mit dem Rathe, es nur auf einige Stunden anzunehmen. Er sagte uns, es habe sich gestern eine äußerst merkwürdige Nachricht verbreitet, die sich zu bestätigen scheine; man habe die Frechheit gehabt, den König aus Warschau selbst zu entführen.

Die Russen haben die Räuber verfolgt und den Monarchen in seine Hauptstadt zurückgeführt, auch handle es sich darum, einen Preis auf Pulawski's Kopf zu setzen, den man für den Anstifter der Verschwörung halte. »Glaubt mir,« fügte er hinzu, »Ihr mögt nun an diesem kühnen Komplot Theil gehabt haben oder nicht, flieht! lasst Euere Uniformen, die Euch verrathen würden, hier, ich will Euch weniger auffallende Kleider geben, und was Lodoiska betrifft, so erbiete ich mich, sie in eigener Person an den von Euch bestimmten Aufenthaltsort zu führen.«

Lodoiska unterbrach Micislaw.

»Mein Aufenthaltsort – das ist der Ort ihrer Flucht; ich werde sie überall hin begleiten.«

Pulawski stellte seiner Tochter vor, dass sie die Strapazen einer langen Reise nicht aushalten könnte, und dass wir überdies jeden Augenblick neuen Gefahren ausgesetzt sein würden.

»Je größer die Gefahr ist,« antwortete sie, »umso mehr muss ich sie mit Euch theilen. Ihr habt mir hundertmal wiederholt, dass Pulawski's Tochter kein gewöhnliches Weib sein dürfe; seit acht Jahren habe ich mitten im Waffengetümmel gelebt, habe nichts als Blut- und Schreckensscenen gesehen. Der Tod umgab mich von allen Seiten, er bedrohte mich jeden Augenblick. Ihr erlaubtet mir nicht, ihm an Eurer Seite zu trotzen, aber hieng nicht Lodoiska's Leben an dem ihres Vaters? Lowzinski, der Schlag, der Dich getroffen hätte, würde er nicht Deine Gattin in's Grab nachgezogen haben? und seit wann bin ich nicht mehr würdig –«

Ich unterbrach Lodoiska, und vereinigte mich mit ihrem Vater, ihr die Gründe auseinander zu setzen, die uns bestimmten, sie in Polen zu lassen. Sie hörte mich mit Ungeduld an.

»Undankbarer!« rief sie, »Sie wollen ohne mich abreisen!«

»Ja,« erwiderte Pulawski, »Du bleibst bei Lowzinski's Schwestern, und ich verbiete ihm –« – Seine Tochter außer sich, ließ ihn nicht ausreden.

»Mein Vater, ich kenne Ihre Rechte, ich ehre sie, sie werden mir immer heilig sein; aber Sie haben das Recht nicht, eine Frau ihrem Gatten zu entreißen – verzeihen Sie! ich beleidige Sie, ich gehe zu weit; aber beklagen Sie meinen Schmerz, entschuldigen Sie meine Verzweiflung. Mein Vater! Lowzinski! hört mich beide an! ich will Euch überall hin begleiten – überall; ja, ich werde Euch gegen Eueren Willen folgen! Lowzinski, wenn Deine Gattin alle Rechte über Dein Herz verloren hat, so erinnere Dich wenigstens Deiner Geliebten. Erinnere Dich jener schrecklichen Nacht, wo ich beinahe in den Flammen umkam, jenes furchtbaren Augenblickes, wo Du in den brennenden Thurm stiegst mit dem Rufe: »Leben oder sterben mit Lodoiska!« Nun denn, was Du damals fühltest, empfinde ich jetzt! Ich kenne kein größeres Unglück als das, von Euch getrennt zu werden; ich sage jetzt meinerseits: »Leben oder sterben mit meinem Vater und meinem Gatten!« Ich Unglückliche! was soll aus mir werden, wenn Ihr mich verlasset, wo werde ich Linderung meines Kummers finden? werden meine Kinder mich trösten? ach! in zwei Jahren hat der Tod mir vier geraubt; die Russen, nicht minder grausam, haben mir das letzte entrissen! ich habe nur noch Euch auf der ganzen Welt, und Ihr wollt mich verlassen.

»O mein Vater! o mein Gatte! mögen zwei so theuere Namen Euch nicht unempfindlich finden! Habt Mitleid mit Lodoiska!«

Sie konnte vor Thränen nicht mehr sprechen.

Micislaw weinte; meine Seele war zerrissen.

»Du willst es, meine Tochter; nun gut, ich gebe es zu!« sagte Pulawski; »aber möge der Himmel mich nicht für meine Nachgiebigkeit strafen!«

Lodoiska umarmte uns beide so freudig, als ob unsere Leiden zu Ende wären.

Ich übergab Micislaw zwei Briefe, die er zu besorgen versprach. Der eine war an meine Schwestern, der andere an Boleslaw gerichtet. Ich sagte ihnen Lebewohl und ermahnte sie, nichts zu versäumen, um meine theuere Dorliska aufzufinden. Meine Frau musste sich verkleiden, sie zog Manneskleider an; wir wechselten unsere Kleider ebenfalls und wandten alle Mittel an, um uns unkenntlich zu machen.

So verkleidet, mit unseren Säbeln und Pistolen bewaffnet, mit einer ziemlich bedeutenden Summe Goldes, einigen Edelsteinen und allen Diamanten Lodoiska's versehen, nahmen wir Abschied von Micislaw und eilten, das Gehölz wieder zu erreichen.

Pulawski theilte uns seinen Plan mit, nach der Türkei zu fliehen. Er hoffte in den Armeen des Großherrn, der seit zwei Jahren einen unglücklichen Krieg gegen Russland führte, Dienst zu erhalten.

Lodoiska schien über den weiten Weg, den wir zu machen hatten, nicht zu erschrecken; da sie weder erkannt, noch gesucht werden konnte, so übernahm sie das Geschäft auf Kundschaft zu gehen und Lebensmittel einzukaufen.

Sobald der Tag sich zeigte, zogen wir uns in das Gehölz zurück; in Baumstämmen oder Dornsträuchen verborgen, erwarteten wir die Rückkehr der Nacht, um unseren Weg fortzusetzen.

Auf diese Art entgiengen wir mehrere Tage den Nachforschungen der Russen, die uns lebhaft verfolgten.

Eines Abends, als Lodoiska, fortwährend als Bauer verkleidet, aus einem benachbarten Weiler zurückkam, wo sie Lebensmittel für uns aufgekauft hatte, fielen zwei russische Marodeurs sie am Eingange des Waldes an, in dem wir verborgen waren.

Sie beraubten sie und machten Anstalten, sie gänzlich auszuplündern. Auf ihr Angstgeschrei stürzten wir aus unseren Büschen hervor; die beiden Räuber suchten das Weite, als sie uns erblickten.

Allein wir fürchteten, sie möchten dies Abenteuer dem Korps, zu dem sie gehörten, erzählen; dieses seltsame Zusammentreffen konnte Verdacht erregen und man könnte uns in unseren Schlupfwinkeln aufsuchen.

Wir beschlossen, unseren Reiseplan zu ändern, und um jede Vermuthung über den Weg, den wir einschlugen, abzuschneiden, wurde ausgemacht, statt geradezu auf die türkische Grenze loszugehen, auf einem langen Umwege nach Posen, dann in die Krim und von da nach Konstantinopel zu gehen.

Nach den peinlichsten Märschen erreichten wir Posen.

Pulawski verließ weinend sein Vaterland.

»Wenigstens,« rief er klagend, »habe ich demselben aus allen Kräften gedient und verlasse es nur in der Absicht, ihm wieder zu dienen.«

Diese unaufhörlichen Strapazen hatten Lodoiska's Kräfte erschöpft.

In Nowgorod hielten wir uns um ihretwillen ein wenig auf. Unsere Absicht war, sie hier einige Tage ausruhen zu lassen; allein die Bewohner des Landes, die wir scheinbar aus bloßer Neugierde ausfragten, sagten uns, dass Truppen diese Gegend durchstreiften, um einen gewissen Pulawski auszusuchen, der den König von Polen hat entführen lassen.

Mit Recht beunruhigt, blieben wir nur einige Stunden in dieser Stadt, wo wir Pferde kauften.

Wir passierten die Desna oberhalb Czernicowe, und den Ufern der Sula folgend, setzten wir über diesen Fluss bei Perewoloczna, wo wir hörten, dass Pulawski in Nowgorod erkannt und nur um einige Stunden in Rezin verfehlt worden sei, und dass man ihm auf den Fersen nachfolge.

Wir mussten eilends weiter fliehen und unseren Plan abermals ändern; wir vertieften uns in die unermäßlichen Wälder, die das Land zwischen der Sula und dem Sem bedecken.

Wir sahen eine Höhle, in der wir uns niederlassen wollten.

Ein Bär machte uns den Eingang in dieses ebenso schreckliche als einsame Asyl streitig; wir tödteten ihn, wir aßen seine Jungen.

Pulawski war verwundet, Lodoiska so erschöpft, dass sie sich kaum mehr halten konnte; die Kälte bereits empfindlich.

In den bewohnten Gegenden von den Russen verfolgt, in dieser öden Wüste von den wilden Thieren bedroht, bald genöthigt, unsere Pferde zu essen, was sollte aus uns werden? die Gefahr meines Schwiegervaters und meiner Frau war so dringend, dass mich keine andere mehr erschreckte.

Ich beschloss ihnen, um welchen Preis es auch wäre, die Hilfe zu verschaffen, die ihre Lage erheischte, welche noch weit jammervoller war, als die meinige; ich verließ sie beide, versprach, recht bald zurückzukommen, nahm einen Theil von Lodoiska's Diamanten und folgte den Ufern des Warsklo.

Sie werden einsehen, lieber Faublas, dass ein in diesen wüsten Gegenden verschlagener Reisender, der ohne Kompass und Wegweiser herumschweifen muss, bloß den Flüssen folgen kann, weil sich meistens an den Ufern derselben die Wohnungen finden. Es lag mir Alles daran, sobald als möglich eine Handelsstadt zu erreichen; ich fand mich am Ende des vierten Tages in Pultawa. In dieser Stadt gab ich mich für einen Kaufmann aus Bielgorod aus; ich erfuhr, dass man Pulawski suchte, dass die Kaiserin von Russland sein Signalement nach allen Seiten verschickt habe, mit dem Befehl, ihn todt oder lebendig, wo man ihn träfe, auszuliefern.

Ich beeilte mich, meine Diamanten loszuschlagen, und dafür Pulver, Waffen, Lebensmittel aller Art, verschiedene Geräthschaften, alles Mögliche, wodurch ich unser Elend erleichtern zu können glaubte, mir zu verschaffen; dies Alles lud ich auf einen mit vier Pferden bespannten Wagen, dessen einziger Fuhrmann ich war.

Mein Rückweg war ebenso schwierig als ermüdend; ich brauchte acht volle Tage, bis ich an den Wald kam.

Hier endigte sich meine mühsame und gefährliche Reise; ich sollte meinem Schwiegervater und meiner Frau Hilfe bringen, und sollte das liebste, was ich auf der Welt hatte, wiedersehen; und doch, lieber Faublas, konnte ich mich der Freude nicht hingeben.

Euere Philosophen glauben nicht an Ahnungen.

Mein Freund, ich versichere Sie, dass mich eine unwillkührliche Unruhe überfiel, meine Seele war betrübt, und ich weiß nicht, was mir zu verkündigen schien, dass ich dem schmerzlichsten Augenblick meines Lebens entgegen gehe.

Ich hatte bei meiner Hinreise von Zeit zu Zeit Steine auf den Weg gelegt, um ihn wieder zu erkennen, ich fand sie nicht mehr; ich hatte mit meinem Säbel von mehreren Bäumen einen Theil der Rinde abgehauen, ich konnte sie nicht mehr erkennen; ich gieng in den Wald hinein, schrie aus Leibeskräften, schoss von Zeit zu Zeit meine Flinte ab, niemand antwortete mir.

Ich wagte mich nicht zu weit vorwärts, um mich nicht zu verlieren; ich wagte es nicht, mich zu weit von meinem Wagen zu entfernen, der für Pulawski, für seine Tochter und für mich so nothwendig war.

Die schnell hereinbrechende Nacht nöthigte mich, meine Nachforschungen aufzugeben; ich brachte sie auf dieselbe Art wie die vorhergehende zu. In meinen Mantel eingehüllt, legte ich mich unter meinen Wagen, den ich vorsichtig mit großen Möbeln umstellte, die mir somit zum Schutz gegen die wilden Thiere dienten. Ich konnte nicht schlafen; die Kälte war sehr empfindlich, es fiel ein dichter Schnee; mit Tagesanbruch war der ganze Boden bedeckt. Jetzt überfiel mich eine tödliche Muthlosigkeit, meine Steine, die mir den Weg hätten anzeigen können, waren Alle vergraben; es schien mir unmöglich, meinen Schwiegervater und meine Frau wiederzufinden.

Hatte das Pferd, das sie bei meiner Abreise noch besaßen, sie bis jetzt genährt? hatte der Hunger, der schreckliche Hunger sie nicht genöthigt, ihre Zufluchtsstätte zu verlassen? waren sie noch in diesen entsetzlichen Wüsten? wenn sie nicht mehr da waren, wo konnte ich sie wiederfinden? wohin sollte ich ohne sie mein elendes Leben schleppen?

Aber konnte ich nicht glauben, dass Pulawski seinen Schwiegersohn im Stich gelassen, dass Lodoiska sich entschlossen hätte, sich von ihrem Gatten zu trennen? Nein, gewiss nicht! Sie waren also noch in dieser schrecklichen Einöde, und wenn ich sie im Stich ließ, so mussten sie vor Hunger und Kälte sterben! dieser verzweiflungsvolle Gedanke bestimmte mich.

Ich untersuchte nicht mehr, ob ich nicht, indem ich mich weit von meinem Wagen entfernte, Gefahr liefe, ihn nicht wieder finden zu können.

Meinem Schwiegervater und meiner Frau einige Hilfe zu bringen, das war mir jetzt das dringendste!

Ich nahm meine Flinte und Pulver, lud Vorräthe auf eines von meinen Pferden, und drang viel tiefer als gestern in den Wald; ich schrie aus vollem Halse, ich that viele Schüsse mit meiner Flinte. Eine düstere Stille herrschte rings um mich.

Ich befand mich an einer sehr dicht bewachsenen Stelle des Waldes, mein Pferd konnte nicht mehr durchdringen, ich band es an einen Baum und gieng in meiner Verzweiflung, die jeden anderen Gedanken verdrängte, mit meiner Flinte und einem Theil meiner Lebensmittel immer vorwärts.

Ich irrte noch mehr als zwei Stunden herum und meine Unruhe wurde mit jedem Augenblicke peinlicher, als ich endlich im Schnee menschliche Tritte bemerkte.

Diese Hoffnung gab mir meine Kräfte wieder, ich folgte den ganz frischen Spuren: bald erblickte ich Pulawski, beinahe nackt, ausgehungert, fast meinen Augen unkenntlich. Er gab sich Mühe, sich bis zu mir zu schleppen und auf mein Geschrei zu antworten.

Sobald ich ihn erreicht hatte, warf er sich gierig auf die Speisen, die ich ihm bot, und verschlang sie. Ich fragte ihn, wo Lodoiska sei?

»Ach,« sagte er, »Du wirst sie sehen.«

Der Ton, womit er diese Worte sprach, machte mich zittern.

Ich kam in die Höhle, nur zu sehr vorbereitet auf den traurigen Anblick, der mich erwartete.

Lodoiska lag in ihren Kleidern eingehüllt und mit denen ihres Vaters bedeckt, auf einem Bette von halb verfaulten Blättern ausgestreckt.

Sie hob mit Mühe ihren schweren Kopf in die Höhe, schlug die Lebensmittel aus, die ich ihr anbot, und sagte:

»Ich habe keinen Hunger! der Tod meiner Kinder, der Verlust Dorliska's, unsere langen, mühsamen Märsche, Euere sich mit jedem Augenblicke erneuernden Gefahren, dies Alles hat mich getödtet.

»Ich habe der Ermattung und dem Kummer nicht widerstehen können. Mein Gatte, ich liege in den letzten Zügen; ich habe Deine Stimme gehört, meine Seele hat sich aufgehalten – ich sehe Dich wieder! Lodoiska musste in den Armen des Gemahls sterben, den sie anbetete! Hilf meinem Vater – er möge noch lange leben! – lebt alle beide, tröstet Euch, vergesst mich – suchet überall meine theuere –« sie konnte den Namen ihrer Tochter nicht mehr aussprechen, sie starb. Ihr Vater grub ihr einige Schritte von der Höhle ein Grab; ich sah die Erde Alles, was ich liebte, verschlingen! – welcher Anblick! Pulawski wachte über meine Verzweiflung; er zwang mich Lodoiska zu überleben.«

Lowzinski wollte fortfahren, er wurde durch Schluchzen unterbrochen.

Er bat mich einen Augenblick zu verzeihen, gieng in ein Nebenzimmer und kam bald mit einem Miniaturgemälde in der Hand zurück.

»Dies,« sagte er mir, »ist das Porträt meiner kleinen Dorliska; sehen Sie, wie sie schon schön war! in diesen kaum entwickelten Zügen erkenne ich alle Züge ihrer Mutter – ach! wenn doch wenigstens –«

Ich unterbrach Lowzinski.

»Das bezaubernde Gesicht!« rief ich; »es gleicht meinem hübschen Bäschen!«

»So spricht ein wahrer Liebender,« antwortete er, »den Gegenstand, den er anbetet, sieht er überall! – Ach, mein Freund, wenn doch wenigstens Dorliska mir wieder geschenkt würde! aber seit zwölf Jahren sucht man sie vergebens, ich darf es nicht mehr hoffen.«

Seine Augen füllten sich auf's neue mit Thränen, die er zurückzuhalten sich bemühte; er nahm mit gerührtem Tone die Geschichte seines Unglücks wieder auf.

»Pulawski, den sein Muth nie verließ, und dessen Kräfte sich neu belebt hatten, zwang mich, mit ihm für die Herbeischaffung unserer Lebensmittel zu sorgen.

Der Spur meiner eigenen Tritte auf dem Schnee folgend, gelangten wir an den Platz, wo ich meinen Wagen gelassen hatte, den wir sogleich abluden und dann verbrannten, um unseren Feinden auch das geringste Merkzeichen von unserem Zufluchtsort zu entziehen.

Mit Hilfe unserer Pferde, für die wir einen Durchgang fanden, indem mir mehrere Umwege machten, gelang es uns, unsere Möbel und unsere Vorräthe, die wir sparen mussten, wenn wir lange in dieser Wüste bleiben wollten, in unsere Höhle zu schaffen.

Wir tödteten unsere Pferde, die wir nicht nähren konnten.

Wir lebten von ihrem Fleische, das die strenge Kälte essbar erhielt; da die Jagd uns nur geringe Ausbeute verschaffte, so mussten wir unsere Vorräthe angreifen, die nach drei Monaten vollständig aufgezehrt waren.

Einige Goldstücke und der größte Theil von Lodoiska's Diamanten blieben uns noch. Sollte ich eine zweite Reise nach Pultawa machen? oder sollten wir uns aus unserem Asyle hervorwagen? wir hatten in dieser Wüste schon so grausam gelitten, dass wir uns zu dem letzteren entschlossen.

Wir giengen aus dem Walde heraus, passierten bei Rilks die Sem hinab, aus der wir nach Desna kamen, nachdem wir ein Boot gekauft und Fischerkleider angelegt hatten.

In Czernicowe wurde unser Fahrzeug untersucht; das Elend hatte Pulawski so entstellt, dass er unmöglich zu erkennen war.

Wir kamen in den Dnieper und fuhren bei Krylow über den Kiowe.

Hier mussten wir russische Soldaten, die zu einer kleinen, gegen Pugatschew verwendeten Armee stoßen sollten, in unser Boot aufnehmen und an das andere Ufer übersetzen.

Zu Zaporiskaia erfuhren wir die Einnahme von Bender und Oczakow, die Eroberung der Krim, die Niederlage und den Tod des Wessys Oglu. Verzweifelt wollte Pulawski die unübersehbaren Landstriche, die ihn von Pugatschew trennten, durchziehen und sich mit diesem Feinde der Russen verbinden; allein unsere Erschöpfung nöthigte uns, in Zaporiskaia zu bleiben.

Der Friede, der bald nachher zwischen der Pforte und Russland geschlossen wurde, verschaffte uns Mittel, in die Türkei zu kommen.

Wir durchzogen zu Fuß und fortwährend verkleidet Budziac, einen Theil der Moldau und der Walachai, und kamen nach unerhörten Strapazen nach Adrianopel. Man hielt uns an; wir wurden vor dem Kadi verklagt, wir hätten unterwegs Diamanten verkaufen wollen, die wir offenbar gestohlen hätten; die schlechten Kleider, womit wir bedeckt waren, hatten diesen Verdacht veranlasst.

Pulawski entdeckte sich dem Kadi, der uns unter sicherem Geleit nach Konstantinopel schickte.

Wir erhielten eine Audienz bei dem Großherrn. Er ließ uns eine Wohnung anweisen und setzte uns einen anständigen Jahresgehalt aus seinem Schatze aus.

Jetzt schrieb ich an meine Schwestern und an Boleslaw.

Aus ihren Antworten erfuhren wir, dass Pulawski's Vermögen mit Beschlag belegt und er selbst zur Degradation und zum Tode verurtheilt worden war. Mein Schwiegervater war bestürzt; es empörte ihn, dass man ihn eines Königsmordes beschuldigt hatte; er schrieb zu seiner Rechtfertigung. Fortwährend von dem tödlichen Hasse geleitet, den er seinen Feinden geschworen hatte, intriguierte er in den vier Jahren, die wir in der Türkei blieben, unaufhörlich, um die Pforte zu einer Kriegserklärung gegen Russland zu vermögen.

Im Jahre 1774 empfieng er mit Wuth die Nachricht von dem Einfall der drei Mächten in Polen, welcher der Republik den dritten Theil ihrer Besitzungen raubte.

Im Frühjahr 1776 beschlossen die Insurgenten, ihre verletzten Rechte mit gewaffneter Hand zu wahren.

»Mein Land hat seine Freiheit verloren,« sagte Pulawski zu mir. »So lass uns wenigstens für die eines neuen Volkes fechten.«

Wir giengen nach Spanien, bestiegen ein Schiff, das nach Havannah segelte, und reisten von da nach Philadelphia.

Der Kongress stellte uns in der Armee des General Washington an.

Pulawski, von Gram verzehrt, setzte sein Leben aus wie ein Mensch, dem es unerträglich geworden ist; man fand ihn immer auf den gefährlichsten Posten; gegen Ende des vierten Feldzuges wurde er an meiner Seite verwundet. Man brachte ihn in sein Zelt.

»Ich fühle, dass mein Ende herannaht,« sagte er zu mir. »So ist es denn wahr, dass ich mein Land nicht wiedersehen soll! grausame Wandelbarkeit des Geschicks! Pulawski stirbt als Märtyrer der amerikanischen Freiheit, und die Polen sind Sklaven! Mein Freund, mein Tod wäre schrecklich, wenn mir nicht ein Strahl der Hoffnung bleibe. Ach, möchte ich mich nicht täuschen! – Nein, ich täusche mich nicht,« fuhr er mit festerer Stimme fort. »Ein tröstender Gott zeigt meinen letzten Blicken die Zukunft, die herannaht; ich sehe eine der ersten Nationen der Welt aus langem Schlummer erwachen und von ihren Unterdrückern ihre Ehre und ihre alten Rechte zurückverlangen, ihre heiligen, unveräußerlichen Rechte, die der Menschheit.«

»Tritt herzu,« fuhr Pulawski fort, »sieh einige Schritte von uns, mitten im Blutbads, unter so vielen berühmten Kriegern, einen durch seinen männlichen Muth, seinen wahrhaft republikanischen Tugenden und seine früh entwickelten Talente vor allen ausgezeichneten Krieger.

»Es ist der junge Lafayette, schon jetzt die Ehre Frankreichs und der Schrecken der Tyrannen, und doch beginnt er seine unsterbliche Arbeit kaum. Beneide sein Los, Lowzinski! suche seine Tugenden nachzuahmen, tritt, so gut Du kannst, in die Fußstapfen eines großen Mannes! dieser, ein würdiger Schüler Washingtons, wird bald der Washington seines Landes sein. Du aber, Lowzinski, wo Du auch sein magst, belebe Deinen Hass auf's neue gegen unsere Unterdrücker, kämpfe weiter für Polen, wie Du ja so glorreich kämpftest! möge die Erinnerung an das Unrecht, das wir erlitten, und an unsere Thaten Deinen Muth neu beleben! möge Dein Schwert, das sich so oft im Blute des Feindes geröthet, sich auf's neue gegen die Unterdrücker kehren! mögen sie beben, wenn sie Dich erkennen, zittern, wenn sie Dich an Pulawski erinnern! sie haben unsere Güter geraubt, sie haben Dein Weib ermordet, sie haben Dir Deine Tochter entrissen, sie haben meinen Namen beschimpft. Die Barbaren! sie haben sich um unsere Provinzen getheilt! – Lowzinski, dies darfst Du nie vergessen! wenn unsere Verfolger die des Vaterlandes waren, so wird die Rache heilig sein. Du bist den Russen einen ewigen Hass, Du bist Deinem Lande den letzten Tropfen Blutes schuldig.«

Er sprach's und starb. Es war bei der Belagerung von Savannah im Jahre 1776. – Der Tod entriss mir mit ihm meinen letzten Trost.

Mein Freund, ich habe für die Vereinigten Staaten gekämpft bis zu dem glücklichen Frieden, der ihre Unabhängigkeit sichert.

Herr von C..., der lange in Amerika unter dem Korps des Marquis Lafayette gedient hat, gab mir ein Empfehlungsschreiben an den Baron von Faublas.

Dieser hat ein so lebhaftes Interesse an meinem Schicksale genommen, dass wir bald einen festen Freundschaftsbund schlossen.

Ich habe seine Provinz nur verlassen, um mich in Paris festzusetzen, wohin er, wie ich wusste, mir bald nachfolgen wollte.

Indes haben meine Schwestern einige schwache Trümmer von meinem ehedem unermesslichen Vermögen wieder zusammengebracht; da sie von meiner Ankunft und von meinem angenommenen Namen unterrichtet waren, so schrieben sie mir, dass sie in einigen Monaten den unglücklichen Duportail durch ihre Gegenwart trösten werden.«

Hier schwieg Lowzinski einige Augenblicke, in seine traurigen Betrachtungen versunken; endlich sagte er zu mir, er habe seine theuersten Hoffnungen auf mich gesetzt; der Plan meines Vaters sei, dass ich im nächsten Jahre auf Reisen gehe.

Ich unterbrach Herrn Duportail, um ihn zu versichern, dass ich einige Monate in Polen zubringen und nichts vernachlässigen werde, um mir Auskunft über das Schicksal seiner Dorliska zu verschaffen.


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