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Zweiter Teil

IV. Süden

Gebt mir Parkett.
Ich will den Ganges tanzen ...

 

Gebt mir Parkett. Ich will den Ganges tanzen.
Ich bin beschwingt und reif entkernt.
Von meinen Füßen kreisle Wüstenwind
In eure Unterröcke, sanfte Damen!
Ich höre Sommer brodeln. Und die Affen
Schrieen die ganze Nacht in meinem Haar.
Mein Mund ist heiser von dem Rot der Wünsche,
Und meine Wellenhand ist blank von Krampf. –
Fallt, Uferlose! – Oder atmet Süden
Aus meiner Lenden hochgestrengtem Rausch! –
Ihr dumpfen Feinde meiner Leidenschaft:
Ich weiß von Gott nichts als das Amen,
Das meine Stirn im Niedersinken lallt,
Wenn glänzend fremde Zonen sie besonnten.
Und mein Gebet ist das besternte Staunen,
Das ich nicht sagen darf: denn alle Weiten
Der Ebenen, Meere und der Liebe Blutgestammel –
Traten wie Traum heraus vor meinen Mund.

In gelben Buchten sogen wir der Fernen ...

In gelben Buchten sogen wir der Fernen
Verspülte Lüfte, die von Städten wissen,
Wo Lüste grünen, angerührt vom Wahnsinn.
Wir schwammen auf dem Fieberschiff stromauf
Und sonnten unsre Leiber an dem Buhlen
Waldheißer Panther, die der Sommer quält.
Der Klapperschlange nacktes Schlammgeringel
Wand sich verstört, als wir vorüberkamen,
Und in verschlafenen Dörfern gurgelte die Lust.
Ein warmer, satter Wind strich durch die Palmen. –
Ich sah dich weiß von Schlaf.
Und als ich von dir ebbte, hoch gehoben
Von meinem stolzen, satt gestürmten Blut:
O Sturm der Nächte, der mich Blut-wärts zog
Zu kühnen, nie entdeckten Ländergürteln:
O schwül Geliebte! Strom der Geheimnisse!
Verschlafenes Land! Im Süden! O Sommer-Qual!

Torkelte mir vom Kopf der Schlaf ...

Torkelte mir vom Kopf der Schlaf,
Stieß ich das Fenster auf in die Nacht,
Kamen die Süchte mit schneidendem Flügelschlagen
Und haben im Niederstürzen mich brandig gemacht.

Daß die Abende dürftiger flammen!
Und die Nächte windig und düster durchbrannt! –
Ehemals in verschlafenen Wasserbuchten
Weiß kamen die Träume und zitterten silbern zum Land,

Zogen die Vögel in sonnigen Streifen
Unter dem Nachtlicht nach Norden verweht,
Unsere Glieder tranken das Buchtengrün,
Und die Wälder der Tiefe vermählten uns spät. –

Haben wir uns im Rausche verloren,
Müde verspült vom Wasser, als Schlaf auf uns fiel? –
Meine Gesänge durchhallen die Meere
Und rufen nach Dir, meine Nächte versilberndes Spiel!

Deine Haare waren mir Sommer und Gartenglück ...

Deine Haare waren mir Sommer und Gartenglück,
An die Vorstadt gebaut. Weite und Wehen.
Da fand ich Traum und Körper. Und den Wind,
Der meine frühen Nächte überflammte. –
Nun gleite ich manchmal kühl in Booten
Mit hartem Hals:
Und ich begreife, daß ich einsam bin.

Ich bin ein Haus aus tief gefügtem Glas ...

Ich bin ein Haus aus tief gefügtem Glas.
Nun kommen alle Menschen, kühl wie Schatten,
In meine Brunst und feiern weiche Feste.
Glanz, meine Kuppel, die im Klaren tönt,
Ein leiser Riß durchzittert ihre Stimme:
Du Ferne. Gleitende. Du Klang im Wind!

Die Wagen, die in wachen Straßen
Schwebten,
Wissen um deinen Gang
In zager Nacht.

In dunklen Türmen, die den Abend riefen,
Versammeln sich die ungekühlten Fernen:

Ich wünsche Dich!
Das Eis zerriß in Schollen:
So schrien meine Hände
Nach dem Zwei!

Schon krönten junge Lauben meinen Schlaf,
Doch schrille Lichter blendeten den Frühling. –
O Taumellose. Groß. Im Städtewald!

Wir fanden Glanz, fanden ein Meer, Werkstatt und uns ...

Wir fanden Glanz, fanden ein Meer, Werkstatt und uns.
Zur Nacht, eine Sichel sang vor unserm Fenster.
Auf unsern Stimmen fuhren wir hinauf,
Wir reisten Hand in Hand.
An deinen Haaren, helles Fest im Morgen,
Irr flogen Küsse hoch
Und stachen reifen Wahnsinn in mein Blut.
Dann dursteten wir oft an wunden Brunnen,
Die Türme wehten stählern in dem Land.
Und unsre Schenkel, Hüften, Raubtierlenden
Stürmten durch Zonen, grünend vor Gerüchen.

Eine Französin im sächsischen Schwarme ...

Eine Französin im sächsischen Schwarme,
Kühne Frühlinge züngelt ihr Blick.
Leichte Gewässer
Spielen die Finger über den Tisch.
Träumen die Winde von ihrem Gelächter.
Doch das Café, die Musike und wir und mein flackernder Stift
Kreisen belichtet, verebben, mit Bücklingen fließend
Und lassen gekräuselt
Im Lächeln Madonna zurück.

Nachtwache. Rot. Ein Atem ringt in uns ...

Nachtwache. Rot. Ein Atem ringt in uns.
Ein Wind will auf. Voll Fremde, Heimweh=Schluchzen.
Wir suchen irr. Nach Fleisch, nach Welt. Nach Lachen.
Wir sind umragt von uns.
Der Durchbruch stockt. Die Fesseln. Schwer das Blut.
Versenkt die Brunst, die stöhnt und aufwärts möchte.

Wir wollen Glanz und Weite, helle Höhen,
Vom Meer umweht. Und Küsse, tief ins Fleisch
Lechzende Jagd durch flammende Gebirge
Nach Panthern, Affen, Frauen
Und nach Schlaf.
Nach süßen Nächten, die uns schlafen lassen.
Wir sind nach Inseln toll in fremden Welten.
Denn wir sind außer uns: Vor unsrer Enge!
Und bauen immer heiß an unserm Traum.

Meine Nächte sind heiser zerschrieen ...

Meine Nächte sind heiser zerschrieen.
Eine Wunde, die riß. Ein Mund
Zerschneidet gläsernes Weh.
Zum Fenster flackerte ein Schrei herein
Voll Sommer, Laub und Herz.
Ein Weinen kam. Und starke Adern drohten.
Ein Gram schwebt immer über unsern Nächten.
Wir zerren an den Decken
Und rufen Schlaf. Ein Strom von Blut wellt auf.
Und spült uns hoch, wenn spät der Morgen grünt.


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