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3.

Ungefähr vier Wochen nach dem Begräbnis von Baldwin und Bird verbreitete sich in Yokohama die Kunde, daß einer der Mörder der englischen Offiziere verhaftet worden sei. Dies Gerücht wurde denn auch bald durch die amtlichen Bekanntmachungen des englischen Konsuls Winchester bestätigt. Der Name des Gefangenen, Schimidso Sedschi, wurde genannt, und die baldige Veröffentlichung seines Verhörs, Geständnisses und seiner Verurteilung angekündigt. Wenige Tage später brachten die Zeitungen von Yokohama die versprochenen Schriftstücke. Man erfuhr daraus Folgendes:

Man hatte Sedschi in Sinagawa, der östlichen Vorstadt von Peddo, verhaftet. Er war dort vor einigen Wochen angekommen und hatte sich, ohne Verdacht zu erregen, in einem der zahlreichen Teehäuser des Ortes eingemietet. Seine Ausgaben waren mäßig, er bezahlte sie regelmäßig und gab sich für einen »Ronin« – herrenlosen Edelmann – aus, wie es deren damals viele in Yeddo und namentlich in Sinagawa gab. Sedschi hatte seinem Wirte erzählt, daß er die Ankunft einiger Freunde erwarte, in deren Gesellschaft er sich nach Simonoseki, im Süden von Japan, begeben wolle. In Peddo schien er niemand zu kennen. Sein einziger Umgang dort war eine junge, hübsche »Odori«-Tänzerin, die im Dienste des Teehauses stand, in dem Sedschi abgestiegen war, und über deren Freikaufung er bereits mehrfach mit dem Wirte unterhandelt hatte. Dieser hatte für das Mädchen einen höheren Preis gefordert, als ihr Freund zu zahlen im Stande war. Sedschi hatte jedoch dem jungen Mädchen versprochen, die Angelegenheit vor seiner Abreise von Peddo in Ordnung zu bringen. Die Tänzerin schien große Zuneigung zu ihrem Beschützer gefaßt zu haben, und die beiden verließen sich nur selten.

Das Teehaus war ein Sammelplatz für junge, wüste Edelleute, Beamte und »Ronins«, die sich dort allabendlich in zahlreicher Gesellschaft einzufinden pflegten, und deren Gelage häufig bis spät in die Nacht hinein dauerten. Sedschi war zu verschiedenen Malen eingeladen worden, sich der lauten, lustigen Brüderschaft anzuschließen, aber er hatte dies immer höflich abgewiesen, unter dem Vorwande, daß er unwohl, und weder zum Trinken noch zum Singen aufgelegt sei. Der Wirt bemerkte, daß ihn dies nicht verhinderte, bedeutende Mengen von »Sakki«-Reisbranntwein auf sein Zimmer kommen zu lassen, um sich dort in Gesellschaft seiner Odori zu berauschen.

Eines Abends erschien Sedschi unerwartet im großen Saal des Teehauses, in dem wie gewöhnlich zahlreiche Gesellschaft versammelt war. Er sah erhitzt und aufgeregt aus, und nachdem er einen artigen Gruß mit mehreren der anwesenden Gäste ausgetauscht hatte, rief er nach Fisch, Früchten und Sakki und ließ sich inmitten eines lauten, lustigen Kreises nieder, zur Seite der Tänzerin, die mit ihm in den Saal getreten war. Die anwesenden Offiziere, die einen Standesgenossen in ihm erkannten und einen fröhlichen Kumpan in ihm vermuteten, luden ihn ein, sich zu ihnen zu gesellen. Sedschi nahm dankend an, und bald hörte man ihn erzählen, singen und lachen. Er war augenscheinlich berauscht.

Der Wirt, der seit langer Zeit begierig war, Auskunft über die Verhältnisse seines gewöhnlich so stillen und zurückhaltenden Gastes zu erhalten, schenkte ihm fleißig ein: Sedschi wurde mit jeder Minute lauter und aufgeregter. – Seine Freundin, die, ohne sich an dem Gelage zu beteiligen, neben ihm saß, redete ihm leise zu, sich aus dem Saale zu entfernen und auf sein Zimmer zurückzuziehen. Aber Sedschi stieß sie unsanft zurück und rief ihr barsch zu, sie möge sich zu Bette scheren, wenn sie müde sei, und solle ihn unbehelligt lassen. Die Odori rührte sich jedoch nicht vom Platze und blieb schweigsam und ernst neben ihrem Geliebten sitzen.

Im Laufe der allgemeinen Unterhaltung, die unterdessen ihren Fortgang genommen hatte, fiel bald darauf das Gespräch auf die in Peddo und Yokohama ansässigen »Todjin« – Fremdlinge. Als Sedschi diesen Namen aussprechen hörte, wurde er plötzlich wütend. Er überhäufte die Fremden mit Schimpfworten, schmähte auf die Schwäche der japanischen Regierung, welche die übermütigen Eindringlinge im Reiche duldete, und schloß damit, daß er ausrief, die Barbaren würden bald aus Japan verschwunden sein, wenn sich nur einige Patrioten fänden, die geneigt wären, mit ihm gemeinschaftliche Sache zu machen und wie er zu handeln.

Der Mord von Kamakura war damals frisch in vieler Leute Gedächtnis. Die Polizei von Heddo, durch den englischen Minister bedroht und bedrängt, hatte alle ihr zu Gebote stehenden Mittel angewandt, um den Missetätern auf die Spur zu kommen. Namentlich hatten auch die Wirte der berüchtigten Teehäuser von Sinagawa strengen Befehl erhalten, auf ihre Gäste und deren Unterhaltung zu achten und über alles Verdächtige, was ihnen zu Ohren kommen möchte, an die Polizei zu berichten.

Nachdem Sedschi gesprochen hatte, erhob sich der Wirt langsam. – Die Zecher, namentlich der aufgeregte Sedschi, bemerkten dies nicht. Aber die Odori sah den Mann bald darauf zur Tür hinausschlüpfen. Sie wandte sich sofort an Sedschi und flüsterte ihm einige Worte ins Ohr. Eine plötzliche und große Veränderung kam darauf über das Wesen des Lonin. Er wurde still, und nach einigen Sekunden stand er auf und begab sich auf sein Zimmer. Er kehrte bald zurück, um seinen Platz wieder einzunehmen; aber er beteiligte sich ferner nicht mehr an der Unterhaltung seiner Genossen, sondern saß still und verschlossen, die Arme auf den Lenden, um schnell aufspringen zu können, und die Augen auf die Türe gerichtet, durch die der Wirt verschwunden war. Nach kurzer Zeit öffnete sich diese wieder, und der Wirt, von mehreren Polizeibeamten begleitet, trat in den Saal und forderte Sedschi mit lauter Stimme auf, ihm zum Offizier der öffentlichen Sicherheit des Viertels zu folgen.

Der Lonin war im Nu auf den Beinen. Er hatte einen Dolch aus dem weiten Ärmel seines Gewandes gezogen und stürzte mit der blanken Waffe auf den Verräter los, der ihn geliefert hatte. Aber Sedschi hatte mit gewerbsmäßigen Diebesfängern zu tun. Zwei von ihnen, die seine Bewegungen vorher gesehen zu haben schienen, fielen ihn von hinten an, warfen ihn mit großer Gewandtheit zu Boden und schnürten ihm die Kehle zu, während ihre Helfershelfer sich damit beschäftigten, den Gefallenen an Armen und Beinen mit starken Stricken zu fesseln. Sedschi verteidigte sich wütend; er mußte jedoch der Übermacht unterliegen, und nach wenigen Minuten war er vollständig hilflos in den Händen seiner Verfolger.

Die übrigen Gäste des Teehauses, die dem Auftritt als teilnahmlose Zuschauer beigewohnt hatten, entfernten sich ruhig. Die Odori war während des Kampfes aus dem Saale entflohen. Sedschi wurde geknebelt nach dem Gefängnis geschleppt und dort vorläufig in eine Zelle geworfen, wo man sich während der Nacht nicht weiter um ihn bekümmerte. – Am nächsten Morgen wurde er darauf von einem höher gestellten Polizeibeamten vernommen. Auf die gewöhnlichen Fragen, woher er komme, wovon er lebe, was er treibe, hatte er keinen befriedigenden Bescheid geben können. Der Untersuchungsrichter hatte ihm darauf mitgeteilt, daß ein schwerer Verdacht auf ihm hafte, und gedroht, die Folter anzuwenden, um Sedschi zur Achtung vor der Gerechtigkeit, d. h. zum Bekenntnis der Wahrheit zu zwingen.

Sedschi hatte darauf feierlich erklärt, daß er bereit sei, ein vollständiges Geständnis abzulegen und alle an ihn gerichteten Fragen der Wahrheit gemäß zu beantworten. Er hatte ohne weiteres eingestanden, daß er der Mörder der beiden Engländer sei, aber gleichzeitig die Hoffnung ausgesprochen, daß die Richter die uneigennützigen, patriotischen Absichten der von ihm verübten Tat berücksichtigen und ihm gestatten würden, wie ein Edelmann zu sterben, d. h. sich selbst zu entleiben. Der Untersuchungsrichter hatte kein Versprechen machen können und wollen, er hatte den Gefangenen daran erinnert, daß man ihm nur die Wahl zwischen der Folter oder einem offenen Geständnis gelassen habe. Darauf hatte Sedschi in der Sprache eines gebildeten Japaners eine Erklärung abgelegt und unterschrieben, die bald darauf in Yeddo und Yokohama in japanischer und englischer Sprache veröffentlicht wurde und wie folgt lautete:

»Ich heiße Schimidso Sedschi. Ich stamme aus Awomori. Ich bin fünfundzwanzig Jahre alt. Meine Mutter habe ich nicht gekannt. Sie verließ meinen Vater, der sie nicht mehr liebte, als ich kaum drei Jahre alt war, und zog sich in ihre Familie zurück. Mein Vater erzählte mir später, daß sie einen Offizier aus Nambu geheiratet habe. Aber ich habe nie etwas von ihr gehört und ich kenne weder ihren alten noch ihren neuen Namen. Ich wurde durch die zweite Frau meines Vaters erzogen. Mein Vater stand damals im Dienste des Prinzen von Awomori und bekleidete eine angesehene Stellung. Eines Tages geriet er mit einem nahen Verwandten seines Herrn in heftigen Streit, und dieser entließ meinen Vater aus seinem Dienste und befahl ihm, das Gebiet von Awomori zu meiden.

»Wir zogen darauf nach einer kleinen Stadt der Provinz Sendai. Meine Stiefmutter hatte uns nicht begleitet. Mein Vater hatte vorausgesehen, daß wir in ärmlichen Verhältnissen zu leben haben würden, und es vorgezogen, seine Frau, die an Wohlleben gewöhnt war, zu ihren Verwandten zurückzuschicken. Sie schrieb ihm regelmäßig und schickte ihm auch von Zeit zu Zeit etwas Geld; aber sie konnte nicht viel für den Abwesenden und in Ungnade Gefallenen tun. Unsere Lage wurde bald eine sehr drückende. Mein Vater verkaufte nach und nach seine Waffen und überflüssigen Kleidungsstücke und behielt zuletzt nur noch zwei Schwerter, die seit langen Jahren in unserer Familie waren und von denen er sich nicht trennen wollte, damit sie nach seinem Tode in meine Hände gelangen könnten. Sorgen und Entbehrungen warfen ihn endlich auf das Krankenlager, von dem er sich nicht wieder erhob. Vor seinem Tode gab er mir die beiden Schwerter und erinnerte mich daran, daß ich aus einer guten Familie stamme und daß ich mich bemühen müßte, unserm Namen seinen alten Glanz wiederzugeben.

»Ich war im Waffenhandwerk unterwiesen worden. Nach dem Begräbnis meines Vaters verließ ich Sendai und bot meine Dienste verschiedenen Prinzen an; aber ich konnte keinen Herrn finden. Überall hörte ich, Japan verarme, sein alter Ruhm vergehe, weil Fremdlinge wie Herren des Reiches hausten und den Reichtum des Landes auf ihren großen Schiffen fortschleppten. – Die Goldmünzen waren bereits verschwunden, nur wohlhabende oder reiche Leute waren noch in der Lage, seidene Gewänder zu tragen, für die gewöhnlichsten Lebensmittel, Tee und Reis, mußte man das Doppelte und Dreifache entrichten, was früher dafür gezahlt worden war. Die Prinzen waren genötigt, Anleihen zu machen und Grundbesitz zu verpfänden, um in der Lage zu sein, standesgemäß zu leben. Sie konnten unter diesen Umständen nicht daran denken, die Anzahl ihrer Beamten und Soldaten zu vermehren.

»Ich erfuhr, daß sich im Süden von Japan, im Reiche des Prinzen von Nagato, ein Aufstand gegen die Fremden vorbereite und daß es mir dort vielleicht leichter sein würde, Beschäftigung zu finden. Ich durchschritt ganz Japan, um mich an dem Kriege beteiligen zu können. Ich litt Hunger und Kälte während der beschwerlichen, langen Reise. Als ich endlich in Simonoseki angelangt war, erfuhr ich, daß die Patrioten geschlagen seien, und daß man den Prinzen von Nagato, den Taikun und sogar den Mikado gezwungen habe, entehrende Verträge mit den fremden Siegern abzuschließen.

»Darauf ging ich mit einigen andern Lonins nach Yeddo zurück und vergrub meine Waffen vor der Stadt und suchte Beschäftigung als Tagelöhner. Ich verdiente auf diese Weise genug, um ein erbärmliches Leben zu fristen; aber der Gedanke, die Fremden trügen die Schuld daran, daß ich so elend leben müsse, verließ mich nie.

»Eines Tages erhielt ich von einem Kaufmann, der mich seit einiger Zeit beschäftigte, den Auftrag, ein Paket nach Yokohama zu tragen. Was ich in dieser Stadt sah, erfüllte mich mit Verwunderung. Niemand zollte den Beamten und Offizieren dort die geringste Achtung, und fremde Kaufleute und Handwerker trabten zu Pferde durch die Straßen, als wären sie geborene Edelleute. – Im Theater, wo ich am Abend eine Stunde zubrachte, sah ich die Fremden auf den ersten Plätzen. Sie lachten und unterhielten sich mit lauter Stimme, sie kamen und gingen, ohne sich um die Vorstellung und um die Zuschauer zu kümmern, als wären sie die rechtmäßigen Herren des Hauses. Die Japaner von Yokohama waren dermaßen an das unhöfliche und beleidigende Benehmen der Fremden gewöhnt, daß sie es gar nicht mehr zu merken schienen. Sie machten sogar Platz, wenn einer dieser hochmütigen Leute bei ihnen vorbei ging, und schämten sich nicht, sich ungezwungen und freundschaftlich mit ihnen zu unterhalten. Ich verließ das Theater in großer Aufregung. Wäre ich bewaffnet gewesen, so hätte ich mir Achtung zu verschaffen gemußt.

»Ein Diener des Hauses, in dem ich abgestiegen war, fragte mich, ob ich einen der Paläste der ›Todjin‹ besuchen wollte. Ich willigte ein, und er führte mich in die Wohnung eines Kaufmanns. Der Bruder meines Führers, der dort als Kammerdiener angestellt war, begleitete mich darauf zu seinem Herrn und bat um Erlaubnis, mir das Haus zu zeigen. Der Fremdling war ein junger Mann. Er erwiderte meinen höflichen Gruß kaum und sagte: ›Geht – Seht‹. Ich war über seine Ungezogenheit erzürnt und wollte mich entfernen; aber der Diener versuchte, seinen Herrn zu entschuldigen und sagte, das Herz des Fremden sei gut, seine Sprache nur sei barsch und ungewöhnlich. Ich tat, als ob mir diese Erklärung genügte; aber ich war beschämt zu sehen, daß Japaner solchen Herren dienen mußten.

»Das Haus des Todjin war mit außerordentlicher Pracht eingerichtet. Statt der Matten, mit denen sich jeder Japaner begnügt, lagen kostbare Teppiche auf dem Boden, an den Wänden hingen Bilder und Zeichnungen, die Zimmer waren mit Stühlen und Bänken gefüllt, und wo man hinsah, erblickte man wertvolle Gegenstände: Uhren, Bücher, Vasen, Ferngläser, Waffen. In einer der Stuben befand sich eine junge, schöne Japanerin. Sie war reich geschmückt, als wäre sie die Frau eines hohen Beamten, sie grüßte freundlich lächelnd und schien die Schmach ihrer Stellung nicht zu fühlen. Der Diener redete sie mit großer Unterwürfigkeit an und bat die Dirne um Erlaubnis, mir das Schlafgemach und das Badezimmer des Herrn zu zeigen. – Als ich am Abend nach Yeddo zurückkehrte, dachte ich an alles, was ich gesehen hatte, und an mein eigenes Elend.

»Einige Tage später traf ich in einem Teehause von Sinagawa mit einem jungen Edelmann zusammen. Er war ebenfalls in Yokohama gewesen und erzählte von dem Stolz und der Macht der Fremden. Ich sagte, daß ich mich stark genug fühle, einen jeden ›Todjin‹, der mir in den Weg käme, zu töten. Wir unterhielten uns darauf lange Zeit über den Zustand von Japan, und ich gab mich ihm als einen herrenlosen Edelmann zu erkennen. Darauf schwuren wir uns Freundschaft und zeichneten einen Vertrag ›bis zum Tode‹ und beschlossen, nach Yokohama zu ziehen und dort so viel Fremde zu töten wie irgend möglich.

»Mein Freund war ebenfalls ein Lonin und war so arm wie ich. Wir mußten Mittel finden, wie freie Männer zu leben. Wir gingen deshalb eines Abends in das Haus eines Mannes, von dem wir wußten, daß er reich sei, und forderten ihn auf, uns Geld zu geben. Wir waren vermummt, wir waren bewaffnet und kampfbereit und zum Äußersten entschlossen. Wir drohten ihm mit dem Tode, wenn man uns nicht gäbe, was wir verlangten. Der Mann flehte, wir möchten uns mit 150 Rios begnügen (ungefähr 900 Mark), da er am folgenden Tage eine große Schuld zu bezahlen habe. Wir nahmen diese Summe, und er versicherte uns seiner Dankbarkeit, und schwur, daß er des Überfalles zu niemand erwähnen und uns nicht verfolgen würde. Darauf kaufte ich meinem Stande angemessene Kleider, grub mein Schwert aus und begab mich mit meinem Freunde nach Yokohama. Aber die Stadt war scharf bewacht, und da wir keine Pässe hatten, wurden wir an allen Toren und Brücken von den japanischen Wachen zurückgewiesen.

»Wir hielten uns darauf mehrere Wochen in der Umgegend von Yokohama auf. Wir trafen häufig Fremde an. Sie zeigten sich gewöhnlich nur in zahlreicher Gesellschaft, bewaffnet und auf ihrer Hut. Sie waren meist zu Pferden und ritten in der Mitte der breiten Straßen, oder trabten schnell durch die engen Wege.

»Darauf gingen wir nach Kamakura, um im großen Hadsima-Tempel – des Gottes der Krieger – unsere Andacht zu verrichten. Auf dem Wege nach Kamakura und in der heiligen Stadt selbst sahen wir wieder viele Fremde; aber es gelang uns noch immer nicht, uns ihnen zu nähern. – Am Nachmittage endlich, da wir auf der Lauer umherstreiften, erblickten wir zwei Reiter, die auf dem engen Wege von Daibuts langsam nach Kamakura geritten kamen. Wir waren beide entschlossen, sie zu töten, und wir erschlugen sie, als sie an uns vorbeireiten wollten. Dies ist wahrlich alles, was ich zu sagen habe.«

Sedschi wollte anfänglich den Namen seines Helfershelfers nicht nennen. Er behauptete, er habe den Mann vorher nie gekannt, er wisse nichts von seiner Herkunft, nichts von seiner Familie. Als der Richter darauf wieder mit der Folter drohte, fügte Sedschi hinzu, daß sein Freund sich Tzé-siro genannt und vorgegeben habe, aus der Provinz Owari gebürtig zu sein. Sedschi wurde darauf gepeitscht, weil man vermutete, daß er die ihm bekannte Wahrheit verschweige oder entstelle. Aber er schwur bei allem was heilig ist, daß er jede wesentliche Auskunft gegeben habe. Er beschrieb Tzé-siro als einen Mann von fünfundzwanzig bis achtundzwanzig Jahren, groß und stark. Er, Sedschi, habe sich sofort nach der Ermordung der beiden Engländer von seinem Genossen getrennt und seitdem nichts wieder von ihm gehört. – Die Richter, die im Grunde ihres Herzens mit Sedschi sympathisieren mochten, erklärten sich mit dieser Auskunft befriedigt.

Das Urteil der japanischen Behörden über Schimidso Sedschi, dessen Verhör in Yeddo stattgefunden hatte, wurde in den Straßen von Yokohama öffentlich ausgerufen und angeschlagen. Es lautete dahin, daß Schimidso, in Berücksichtigung der großen von ihm begangenen und eingestandenen Verbrechen, an einem bestimmten Tage nach Yokohama gebracht und, nachdem er zu Pferde durch alle Hauptstraßen der Stadt umhergeführt worden sei, auf dem öffentlichen Richtplatze durch das Schwert enthauptet werden sollte.


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