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Der Weg des Feuers

»Warum führst du uns einen anderen Weg zurück, Homchen, als den wir gekommen sind? Es war doch der nächste?« So fragte Knappo.

»Wir können nicht über die Schlucht.«

»Woher weißt du das? Wir sind doch erst vor drei Tagen hinübergeklettert.«

»Der Taguan hat es mir gesagt, während ihr schliefet. Inzwischen ist das Feuer von der Steppe in die Schlucht gedrungen. Wir müssen bis zum Waldsee, wo sie endet, um sie zu umgehen.«

»Feuer? Was sagst du da? Wenn es in den Wald dringt! Unsere Väter erzählen, daß einst drüben, nahe an den Hügeln, der Wald rot war von Glut, weil die Schlange zürnte, und jetzt –«

»Sorge dich nicht, die Schlange zürnt nicht uns, sondern den Echsen. Das Feuer kann nicht in den Wald dringen.«

»Aber die Kala werden sich fürchten. Sie sind müde. Schon einen halben Tag und nun fast die ganze Nacht sind wir gewandert. Es würde gut sein, wenn wir ruhten.«

»Nicht, bevor es hell geworden ist. Der Morgen kann nicht mehr fern sein, und wir müssen uns beeilen.«

Homchen sprang voran. Knappo schüttelte den Kopf. Andere kamen, die zurückgeblieben waren, und wollten nicht mehr weiter. Auf Knappos Zureden setzten sie die Wanderung fort, aber langsam.

Mit den rüstigsten der Jungen war Homchen schon weit voraus, als es bemerkte, daß der Zug sich aufzulösen drohte. Sollte es hier warten? Jeder Augenblick war ihm kostbar. Wenn das Feuer in der Schlucht inzwischen verlöschte? Wenn ein Regen fiel? Nein, es konnte nicht warten. Es sprang dem Zuge voran. Da endlich ward es heller unter den Bäumen: Eine Wiese lag vor ihm.

Homchen atmete auf, es wußte jetzt, daß die Schlucht und der Waldsee hinter ihm lagen. Die Wiese mündete in den Kessel des Waldsees. Das erste Morgengrauen lag über den Halmen, die im Winde wogten. Feucht schien die Luft. Homchen zitterte, wenn es daran dachte, daß ein Regen seinen ganzen Plan, vielleicht seine Rettung vernichten könne. Auch ihm fehlte der Schlaf. Aber es wußte, daß es nicht ruhen dürfe. Nur einen Augenblick, bis die ersten Genossen sich gesammelt hatten.

»Hier mögt ihr ruhen«, sagte Homchen zu ihnen. »Inzwischen will ich sehen, wie es im Heimatwalde steht. Bald kehre ich zurück. Dann will ich euch sagen, wie wir uns vor den Echsen schützen wollen.«

Homchen sprang die Wiese entlang, nach dem Waldsee zu. Als es um die nächste Waldecke herum war, atmete es auf. Es witterte Brandgeruch, und vor ihm, in der Richtung der Schlucht, lag eine graue Wolke. Vielleicht fand es noch Glut in der Schlucht. Nun kam es an die Stelle, wo die Wiese abbrach. Steile Felsen rahmten einen Kessel ein, darin der Waldsee still und ruhig lag. Es lief oben an den Felsen hin, bis es den Kessel umgangen hatte und an den Rand der Schlucht selbst gelangt war. Aber noch konnte es nichts vom Feuer bemerken, der Boden der Schlucht war hier zu feucht. Weiter und weiter eilte es an der Schlucht hin. Sollte der Brand wirklich zu Ende sein?

Da eine Biegung – da rauchte der Boden – weiter – und da, da glommen noch Baumstämme und Äste – und da drüben, auf der anderen Seite der Schlucht, in dem dunkeln Spalt, da züngelten noch Flämmchen in dem zusammengestürzten Dickicht, – da drüben hatte sich das Feuer an der Wand der Schlucht weit in die Höhe gezogen.

Gern wäre Homchen hinabgeklettert, aber es nahm sich nicht Zeit dazu. Es hätte doch hier über den heißen Boden nicht fortgekonnt. Daher mußte es die Schlucht auf der andern Seite des Waldsees umgehen.

Und nun zurück!

Es war heller Morgen geworden. Die Genossen schliefen. Mit Freude sah Homchen, daß auch die Alten nachgekommen waren. Es mußte ihnen Ruhe gönnen – und sich auch. Ein schweres Tagewerk stand bevor.

Der Himmel schien klar. Ein Weilchen wollte es schlafen.

Nicht weit von der Wiese, aber tief im Schatten des Urwalds, hatten sich Knappo und Mea einen Ruheplatz gesucht.

Als Mea erwachte und aus dem Dunkel des Baumlochs hervorkroch, bemerkte sie an der Beleuchtung des Laubdachs, daß die Sonne schon tief stehen müsse. Sie sah sich in der Umgebung um und lief bis an die Wiese, um Homchen zu suchen. Sie fand es nicht. Sollte es noch nicht zurückgekehrt sein? Aber es fehlten überhaupt so viele von der Sippe. Von den Kala waren meist nur die älteren zu sehen, die schlafend auf den Ästen saßen oder, eben erwacht, sich nach Nüssen umsahen. Keiner wußte etwas von Homchen.

Als sie noch besorgt sich umblickte, kam Puhs herangesprungen.

»Weißt du nicht, wo Homchen ist?« rief ihm Mea entgegen.

»Ich komme eben von ihm«, antwortete Puhs. »Er hat mich zurück geschickt, um euch den Weg zu ihm zu zeigen, wann ihr ausgeruht seid. Um Mittag schon weckte er mich, und wir riefen leise alle die Jungen zusammen, die wir für die Stärksten und getreuesten hielten. Homchen führte uns durch den Wald, bis wir an die Hügel gelangten, wo sie nach dem Walde hin abfallen. Dort suchte Homchen lange umher, bis er zwischen den Felsen eine trockene Höhle fand. Ein großer Stein war in einen Spalt gestürzt und bildete ein Dach. Lose Steine lagen ringsum und der Wind zog durch die Höhle. Und nun gebot uns Homchen etwas ganz Seltsames.

Wir mußten uns überall im Gebüsch und im Walde verteilen und trockene Zweige zusammenschleppen, auch trocknes Gras, und zuletzt die schwersten Äste, die wir tragen konnten, mehrere zusammen mußten an den Ästen ziehen. Das war sehr mühsam. Wie sollen wir etwas tragen, was wir nicht in den Mund nehmen können? Da müßte man auf zwei Beinen laufen können, wie der Iguanodon. Das können wir doch nicht. Man kann die Hände wohl gebrauchen, wenn man sitzt, aber doch nicht, wenn man läuft. Und das alles am Tage und an den Hügeln, wo der Wald so wenig Schatten gibt. Die Genossen murrten und fragten Homchen, was das solle. Da sagte er, das sei ein Zauber gegen die Echsen. Ja, und das habe ich noch vergessen, oben an den Hügeln mußten sich einige im Grase und zwischen den Steinen verbergen und aufpassen, ob sie Echsen sähen. Erst wollte es niemand tun, weil wir am Tage den Wald nicht verlassen dürfen. Aber Homchen wurde sehr böse und sagte, das wäre dummes Zeug. Wir dürfen so gut am Tage hinaus, wie die Echsen, und wir müßten uns immer mehr gewöhnen, am Tage zu wachen und nachts zu schlafen. Da ging ich mit einigen Mutigen hinaus, aber so sehr wir aufpaßten, Echsen sahen wir nicht.

Einmal wagte ich mich bis auf einen der Hügel hinauf, weil ich dachte, ich könnte vielleicht bis zum Drachenmoor hinüber sehen. Doch ich sah nichts. Jenseits der Hügel war überall dichter Nebel. Dann kamen die andern hinauf und wir kehrten zu Homchen zurück.

Da sagte Homchen, wir sollten mit ihm in den Wald gehen, die andern aber sollten noch andre Höhlen suchen und sie ebenfalls mit trocknem Holze füllen.

›Ouih! Ouih!‹ schrien die Genossen, ›das wollen wir nicht. Das ist kein Tun, was den Kala geziemt. Wir haben Krallen und Zähne, um sie in lebendige Feinde zu schlagen, aber nicht in trockne Hölzer. Das ist ein Zauber, den wir nicht verstehen.‹

›Mit euren Krallen und Zähnen könnt ihr die Echsen nicht besiegen‹, rief Homchen. ›Ich versprach euch zu schützen, aber wenn ihr nicht gehorcht, kann ich euch nicht beschützen.‹

›Und mit dem Holz und Gras willst du die Echsen besie- gen?‹

›Habe ich euch nicht gesagt, daß ich die Hohlschwänze in der Steppe besiegt habe durch das Feuer? Das Holz brauche ich für das Feuer, das ich holen werde.‹

›Wie‹, riefen sie alle, ›Feuer willst du holen? Das tue ja nicht, das wollen wir nicht. Wir wissen ja, dich schützt die rote Schlange, wie hättest du sonst den Hohlschwanz und die Seeschlange besiegen und das Feuer tragen können. Wir glauben dir, denn der singende Flieger hat es gesagt. Aber wir können das nicht. Wir fürchten uns.‹

Da rief Homchen: ›So geht zurück zu den Alten und zieht mit ihnen nach Süden und bleibt furchtsame Waldtiere, die sich vor den Echsen verbergen. Ich aber werde tun, was die rote Schlange in mir gesprochen hat.‹

Damit lief Homchen erzürnt in den Wald. Und ich sah noch, daß die Genossen nach dem Waldrand sich zurückzogen und dort lagerten. Ich sprang noch einmal hin, um zu ihnen zu reden. Aber sie wollten Homchen nicht gehorchen. Es war ihnen allen unheimlich, was Homchen tat. Und die alten Erzählungen kamen wieder auf, daß es die Schlange getötet – Sie wollten dort warten und ruhen, bis ihr ihnen nachkämt. Nach dem Süden ziehen wollten sie auch nicht.

Darauf kehrte ich wieder zu Homchen zurück und fand es, wie es an einer Stelle im Walde ein Häufchen Reisig zusammenschleppte, und mußte ihm helfen, einen stärkeren Ast darauf zu legen. Dann sprangen wir wieder ein Stück fort in den Wald, aber einen ganz andern Weg, als wir gekommen waren, und machten es ebenso. Und so noch weiter. Und ich fragte Homchen, was das solle? Da sagte es nur: ›Das ist der Weg des Feuers. Nun aber brauchst du nicht weiter mitzukommen. Spring hier in dieser Richtung fort, die ich dir weise; da kommst du an den Waldsee und wirst bald die Zurückgebliebenen und meine Eltern finden. Denen sage, sie möchten sich mit den andern vereinigen und tun, was sie wollen. Wenn sie mich aber brauchen, so werden sie mich an der Höhle finden.‹ Das war Homchens Rede. Und so bin ich denn hier und richte meine Botschaft aus.«

So sprach Puhs.

Inzwischen hatte sich die Nachricht verbreitet, daß ein Bote von Homchen da sei, die Schläfer waren erwacht, und alle die Waldtiere hatten sich um Puhs und Mea versammelt. Auch Knappo war gekommen.

»Quih, quih!« rief Mea. »Was hat man für Sorge mit den Jungen! Erst kehren sie um, weil sie auf Homchen vertrauen, und nun wollen sie ihm wieder nicht gehorchen. Was soll denn nun geschehen?«

»Homchen hat aber auch nicht recht«, sagte Knappo. »Holz schleppen, noch dazu am Tage, das tun die Ameisen; für Beutler schickt sich das nicht. Das können wir auch nicht. Wenn er keinen andern Zauber wußte als Arbeit, so mußte er uns nicht zureden. Ich war auch überhaupt dagegen, daß wir umkehrten.«

»Warum bist du denn da nicht mit dem Graukopf gezogen?« fragte Mea.

»Ich konnte den Jungen doch nicht allein lassen.«

»Nun, und sollen wir ihm denn jetzt auch folgen?« fragte einer.

»Natürlich müssen wir zu den andern am Waldrand ziehn«, erwiderte Knappo. »Dort können wir erst beraten, was geschehen soll.«

In tiefster Finsternis lag der Urwald.

Nur die großen Augen der Nachttiere vermochten hier noch Strahlen aufzunehmen, die für die Tagbewohner unsichtbar waren. Sicher liefen die behenden Beutler auf den Ästen entlang, dann ein elastischer Sprung auf den Nachbarbaum, und so weiter und weiter eilig durch die Lüfte – –

Weich und lautlos sind Sprung und Schritt – nur hin und wieder ein leises Rauschen gestreifter Zweige, ein Niederfallen einer Frucht – sonst Schweigen, tiefes Schweigen des Waldes –

So war die Wanderung schon lange durch den Wald gegangen. Da hielt Puhs an. Der Zug stockte und schloß sich zusammen.

»Was gibt es?« fragte Knappo.

»Wir müssen bald am Ziele sein. Vielleicht, daß wir ein wenig nach links abgewichen sind. Aber ich weiß nicht, es gefällt mir etwas nicht in der Luft, spürt ihr nichts?«

»Ja, ja, ich spüre etwas.«

»Ich auch« – »ich auch« – so rief es in der Schar.

»Was mag das sein?«

»Ich weiß es nicht«, sagte Knappo. »Aber es ist unheimlich.«

»Mut, Mut! Es hilft nichts, wir müssen vorwärts. Gleich werden wir am Waldrand sein.«

Die Tiere sprangen weiter von Ast zu Ast.

Plötzlich ein Schreckensruf: »Quih – quih.«

Alles stockte.

»Da, da vorn, seht ihr nicht?«

»Es ist etwas Helles, unten am Boden. Es bewegt sich.«

»Es ist der Mondschein, der auf dem Bache hüpft.«

»Nein, nein, es ist ganz anders. Der Mond ist noch nicht aufgegangen.«

»Weiter, weiter!«

»Es bleibt an seiner Stelle. Wir sind vorüber.«

»Quih, quih! Da vorn ist es noch einmal. Hinten und vorn! Lasset uns fliehen!«

»Nicht doch, nicht doch!« rief Puhs. »Ich erkenne jetzt die Stelle. Dort auf dem Steinblock, nahe der großen Eiche, dort habe ich mit Homchen das Reisig aufgehäuft. Das ist der Weg des Feuers!«

»Des Feuers! Quih! Purruh! Fort, fort, fort! Die rote Schlange möge uns schützen.«

Die Tiere stürmten von dannen. Sie beschrieben einen weiten Bogen. Dann stutzten sie aufs neue erschreckt. Vor sich sahen sie wieder das Helle. Doch diesmal blieb es nicht an einer Stelle. Es bewegte sich vorwärts, nicht gerade auf sie zu, aber nicht weit von ihnen, in der Richtung ihres Weges.

Zitternd drängten sie sich zusammen. Alle Blicke hafteten auf dem nie Gesehenen. Sie möchten fliehen. Und doch fesselt sie eine übermächtige Gewalt an das Schauspiel.

Mühsam bewegt sich ein Tier am Boden zwischen den feuchten Moosen, nur wo größere Steine und Wurzeln hervorragen, springt es geschickt und eilig. Aber dicht vor ihm oder über ihm ist das Unbegreifliche. Leuchtend rot und gelb, flackernd und qualmend schreitet die Flamme – das Tier trägt einen Ast im Maule, dessen eines Ende brennt – hin und wieder stieben die Funken – Sie ahnen wohl, daß es Homchen ist. Und doch wagen sie es kaum zu denken. Es ist zu ungeheuerlich.

Lautlos, geängstet, und doch unfähig, davon zu lassen, folgen die Waldtiere dem Fackelträger. Und nun auf einmal steht das Tier still – der Ast ist ganz kurz geworden, das Tier läßt ihn fallen – es qualmt am Boden – es prasselt – und nun aus dem Rauche hell und hoch lodert eine neue Flamme. Deutlich sieht man jetzt das Tier.

»Homchen!« ruft Mea.

»Still, still!« flüsterte Knappo. »Störe nicht den Zauber! Wenn du die rote Schlange erzürntest.«

»Es ist der Weg des Feuers«, sagt Puhs.

»Kommt, kommt! Laßt uns fliehen«, rufen andere.

»Nein! Nein!«

Homchen hatte nichts gehört, es blickte in die prasselnde Flamme. Sein Herz schlug, Angst und Freude durchstürmten es. Würde der Ast, der mit dem einen Ende in der Flamme lag, Feuer fangen? Würde er bis zur Höhle reichen? Es war die letzte Station – jetzt mußte es sich entscheiden, ob es das Feuer bergen kann. –

Und nun hebt es den Ast mit den Zähnen. Es ist noch nicht richtig, es muß ihn anders fassen – so – und nun vorwärts.

Der Wald wird lichter, der Lauf geht schneller. Wie gebannt, willenlos folgen die Tiere. Bis zum Waldrand.

Da steigen die Hügel auf.

Die Tiere getrauen sich nicht, von den Ästen auf den Boden hinab zu springen. Sie hocken zitternd auf den Bäumen und blicken Homchen nach. Sie merken es kaum, daß andere Tiere am Waldrand herangekommen sind. Es sind die Gefährten, die mit Homchen ausgezogen waren. Auch sie haben das Licht gesehen, das sie mit magischer Gewalt anzieht und doch in scheuer Ferne hält. Da hocken sie alle zusammen, die Waldtiere, pochenden Herzens. – Sie ahnen, daß etwas Großes geschieht, aber es ist zu groß für sie – sie verstehen es nicht.

Matter und matter erscheint die Flamme. Homchen ist an der Höhle angelangt – nur schwach noch glimmt der Ast – da fliegt er ins trockne Gras – da weht der Wind –

Eine Weile sitzt Homchen und starrt und starrt auf das schwache Fünkchen und zittert um das Gelingen des Werks und um die Waffe gegen die Echsen.

»Rote Schlange, rote Schlange, o hilf!«

Und das Glimmen breitet sich aus, und nun ein kleines Flämmchen – und noch eins – und auf einmal eine helle Lohe, und wie auf einen Schlag prasselt das Reisig und Glut flammt empor. – Geborgen ist das Feuer.

Homchen stürzt erschöpft zusammen.

Vor dem Feuer kauert es, vor seinem Feuer. – Noch starrt's in die Glut mit offnen großen Augen – die Flamme summt und saust, und die Augen fallen zu – und Homchen schläft an seinem Herde. Die Tiere aber sind zusammengeschreckt bei dem Prasseln und der Helle – die Furcht übermannt sie, und eilend flüchten sie in den Wald. Sie sehen nicht mehr das Gewaltige. Da löst sich ihnen die Stimme. Hin und her fliegt die Rede.

Was ist es, was ist es, das Homchen getan hat?

Nein, nein, nie wieder zur Höhle! Nie wieder das Holz zusammen suchen! Fort, fort! Aber wohin?

So streiten sie und beraten, und die Wipfel der Bäume färben sich im Frührot.

Das große Weltenfeuer flammt auf im Osten. Aber die Tiere der Nacht suchen nach dunklen Höhlungen.

Puhs blickt in ein Baumloch, um einen Ruheplatz zu finden. Da funkeln ihm zwei Äuglein entgegen. Ein kleines Tier springt hervor. Es wollte dem Eindringling an die Kehle, aber sobald es den starken Kala erkannt, zieht es sich zurück.

»Was willst du hier?« ruft Puhs. »Du bist doch weiter unten im Heimatwald geblieben, Tafa?«

»Ja, weil ich gebannt war.«

»Und nun wolltest du uns nachkommen?«

»Ja, ich wollte sehen, ob ich nicht ein anderes Unterkommen finde. Aber was macht ihr hier?«

»Wir wollen zurückkehren nach unserem Walde.«

»Das könnt ihr nicht! Das könnt ihr nicht!« grinste der Tafa boshaft.

»Warum nicht?«

»Aus demselben Grunde, weshalb ich geflohen bin.«

»Was ist?«

»Der Iguanodon ist mitten im Wald. Er bricht hindurch. Er will zum Drachenmoor, um die Echsen zu holen.«

»Ist's wahr? Ist's wirklich wahr? Hört, ihr Kala, was der Tafa erzählt.«

»Es ist wirklich wahr. Diesmal ist er nicht wieder umgekehrt. Ich habe ihn gesehen. Ich habe gehört, wie er mit sich selbst sprach. Da bin ich entflohen.«

»Was sollen wir tun?« rief Mea. »Laßt uns zu Homchen ziehen.«

»Nein, nein«, schrien andre. »Wir wollen nicht wieder tun, was Homchen verlangt. Wir fürchten uns vor der Flamme.«

»Wir wollen umkehren, wir wollen wieder nach Süden«, riefen andere.

»Hier seid ihr noch sicher. So schnell kommen die Echsen nicht hierher«, sagte der Tafa.

»So laßt uns erst schlafen!« gebot Knappo. »Am Abend wollen wir Beratung halten.«

Die Tiere zogen sich in ihre Ruheplätze zurück.


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