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Praktische Lehrjahre. – Lebensgestaltung. – Frühes Wirken. Reisepläne und Hindernisse.
Mit der ersten Hälfte des Jahres 1790 war das Universitätsleben Alexander's, so wie das seines älteren Bruders, insofern es höhere allgemeine Vorbildung für künftigen Beruf galt, beendigt. Beide Brüder kehrten aber nicht zunächst in die Heimat zurück, sondern folgten einem spezifischen Drange ihrer persönlichen Natur, um schon jetzt in die, von nun an auseinandergehenden, wenn auch im höheren Geiste innig verwandten Lebens- und Wirksamkeitswege einzulenken.
Der Ausbruch der französischen Revolution mußte den für das Staatsleben erzogenen Wilhelm weit mächtiger ergreifen, als den, der stillen Natur und deren unwandelbaren Gesetzen ernst nachspürenden Alexander. Als deßhalb ihr erster Jugendlehrer Joachim Heinrich Campe, der seit einigen Jahren Canonicus und Hofrath zu Braunschweig geworden war, im Juli 1790 den Entschluß zu einem schnellen Ausfluge nach Paris gefaßt hatte, um, wie er sich dabei ausdrückte, »der Leichenfeier des französischen Despotismus beizuwohnen« (ein Wunsch, in dem er sich bitter getäuscht sah), fand er, außer einem andern, jungen Manne, auch in Wilhelm von Humboldt einen Reisebegleiter und traf mit ihm am 3. August in Paris ein. – Alexander lebte, von der Politik unberührt, den Naturwissenschaften und sein Sinn war auf Erweiterung seiner Anschauung von der Erde gerichtet, wobei das Reisen zu wissenschaftlichen Zwecken sein Lieblingswunsch wurde, der durch eine Correspondenz mit Georg Forster reiche Nahrung finden mußte. Die Erdbildung war es namentlich, welche Alexander interessirte; er hatte bereits vom Rufe Werner's, des bedeutenden Lehrers der Geologie, sich hingezogen gefühlt und dieses Gebiet der Naturwissenschaft zu einem ihm besonders ansprechenden Gegenstände seiner Studien gemacht. So sehen wir ihn denn im Frühjahre 1790 mit Forster und in Gesellschaft eines von Geuns seine erste wissenschaftliche Reise an den Rhein, durch Holland machen und seine ersten, eigenen Erfahrungen wurden sogleich bei ihm zum Inhalte seines ersten öffentlichen Schriftwerkes, welches in demselben Jahre unter dem Titel: » Mineralogische Beobachtungen über einige Basalte am Rhein« erschien und als Reiseresultat den Beweis liefern sollte, daß dieses Gestein neptunischen Ursprungs sei, also seine Bildung aus den großen Wasserprozessen des Erdballs herschreibe. – Auch Forster sammelte auf dieser Reise für sein vortreffliches Werk: »Die Ansichten vom Niederrhein.«
Daß sich Alexander von Humboldt im Winter 1789 bis zum Frühjahre 1790 auf diese Reise mit Forster vorbereitet hatte, war bei seinem ernsten Streben nach Wissenserweiterung und namentlich hier bei seiner Absicht, eine Reise zu Zwecken der Ausbildung zu unternehmen, mit Gewißheit vorauszusetzen und er verlebte daher ohne Zweifel einen geistigeren Winter, als sein Bruder, welcher sich um diese Zeit in gemüthlicher Weise zu bereichern wußte. Und gerade hier tritt der Gegensatz in beiden Brüdern recht deutlich und thatsächlich nachweisbar hervor, denn während Wilhelm, der Aeltere, das Leben der Gesellschaft und des Umganges suchte und für alle Quellen der höhern Empfindung und der Seelenerhebung empfänglich, schon früh Banden knüpfte, die für das ganze Leben wichtig wurden, hatte Alexander für diese Aeußerungen seiner Seele weder Anregung gefunden, noch Gelegenheit gesucht, sondern unabgelenkt den einen großen Gedanken festgehalten: eine künftige Lebensstellung durch treues Forschen des Geistes im Naturleben zu begründen. Wilhelm genoß – vom schwärmerischen Zuge seines Charakters geführt, schon jetzt die Annehmlichkeiten eines ästhetischen, ausgewählten Umganges, Alexander aber forschte im stillen Umgänge mit einer Welt, deren ewige Gesetze ihm verständlich werden sollten. In dieser Zeit, wo er sich den geologischen und mineralogischen Vorbereitungsstudien zu der ersten Reise und einer durch die edelsten Freundschaftsgefühle belebten Correspondenz mit Forster widmete, lebte Wilhelm theils in Erfurt, im Umgange mit dem Reichsfreiherrn von Dalberg, namentlich in der Familie des Kammerpräsidenten von Dacheröden, mit dessen schönen und geistvollen Tochter Caroline er sich verlobte, – theils in Weimar, wo er durch jene Familie den Dichter Schiller kennen lernte, zu dem er in Folge seines angeknüpften zarten Verhältnisses sogleich in eine vertrautere Stellung und baldige Freundschaft trat.
Daß Alexander sich mehr dem stillen, geistigen Umgange mit einer Natur hingab, deren Geheimnisse ihn lockend anzogen, mochte auch seinen körperlichen Grund haben, der ihn weniger empfänglich für die von seinem Bruder gesuchten Kreise der ästhetischen Geselligkeit stimmte. Er war nämlich immer noch sehr schwächlich und seit den letzten fünf Jahren wirklich leidend gewesen und die Befürchtung, durch die körperlichen Schwächen in den großen Plänen seines Geistes gestört zu werden, forderte ihn auf, alle physischen Bedingungen zu erfüllen, um, wenn auch langsam, für die großen Reiseunternehmungen zu erstarken, die schon die Phantasie des Knaben begeistert hatten und nunmehr durch Forster's Persönlichkeit zur Lieblingsidee und eigentlichen Lebensbestimmung gereift worden waren. –
Forster schrieb damals, kurz nach der Rückkehr von der gemeinschaftlichen Reise, aus Mainz an seinen Schwiegervater, Professor Heyne in Göttingen: »Herr von Humboldt ist bei mir; er hat sich die Reise hindurch ziemlich, jedoch nicht so gut, wie ich wünschte, gehalten. Er sagt zwar, daß er seit fünf Jahren immer krank sei und nur unmittelbar nach einer großen Krankheit sich etwas besser befinde, dann aber immer schlechter würde, bis der Ausbruch einer neuen Krankheit ihn von Neuem von dem Uebermaße verdorbener Säfte auf einige Zeit befreie; ich bin aber fest überzeugt, daß bei ihm der Körper leidet, weil der Geist zu thätig ist.«
Die feste praktische Bahn, die er aber einmal im Berufsfache zu gehen gewählt hatte, mußte eben so consequent fortgeschritten werden, wie es bei seinem ältern Bruder der Fall war, denn dieser wurde bereits 1790 zum Legationsrathe und Beisitzer am Kammergerichte, in Berlin ernannt, um hier seinen vorgeschriebenen Probecursus durchzumachen und worauf er dann bald zu heirathen gedachte. – Auch Alexander, der das Kameralfach gewählt hatte, wollte sich für den möglichst baldigen Eintritt in das geschäftliche Leben vollends vorbereiten. Die mineralogischen Studien, welche ihn immer mehr anzogen und durch die Reise mit Forster neue Reize bekommen haben mußten, machten in ihm den Wunsch rege, das Bergbaufach zum eigentlichen speciellen Lebensberufe und zur Carriére im Staate zu erheben. – Er ging deshalb in demselben Jahre noch nach Hamburg auf die unter Busch und Ebeling stehende Handelsakademie, wo er das Praktische des Comptoirwesens, die Lehre vom Geldumlauf und das Buchhalten erlernte, aber nebenbei Mineralogie und Pflanzenkunde trieb. Namentlich wird von ihm erzählt, daß er im Winter 1790-91 oft ausgegangen sei, um Moose zu suchen, welche im Winter Frucht tragen. Die Stimmung des Gemüthes, welche er hier gewann, war ein Zeichen seines mehr erstarkenden Körpers und ermuthigte zugleich seine Hoffnung auf die großen Reiseplane, die seinem Geiste vorschwebten. Er ist nämlich in dieser Zeit ebenso fleißig als voll heiterer Laune gewesen, und die Briefe, welche er von hier aus an Forster schrieb, nennt dieser selbst possierlich, voll Laune, Gutmüthigkeit und Empfindsamkeit. Da sich auf dieser berühmten Handelsschule viele Jünglinge aus allen europäischen Ländern befanden, so benutzte er hier die Gelegenheit sich in lebenden Sprachen zu üben und sein Gemüth fand im Umgange mit den beiden Grafen Stolberg (namentlich Christian), die im nahen Holstein lebten, so wie mit Claudius und Voß in Wandsbek und Klopstock wohlthuende Anregungen.
Nicht lange aber verweilte Alexander von Humboldt in Hamburg. Seine Vorliebe für die Naturwissenschaften, insbesondere die Geognosie (die Kunde von der Zusammensetzung der festen Erdrinde), so wie der Ruf eines großen Mannes, welcher eine ganz neue Lehre von der Geologie mit wissenschaftlichen Grundsätzen aufgestellt hatte und gleichzeitig einer der größten Geognosten seiner Zeit war – nämlich Werner, der Direktor der Bergakademie zu Freiberg – erregten Alexander von Humboldt's Wunsch, ebenfalls dorthin zu gehen und die bergmännischen Wissenschaften zu studiren. Dazu kam, daß ein junger Berliner, Leopold von Buch, der, obgleich jünger an Jahren, mit Humboldt schon früher in persönlichen Jugendumgang gekommen war, da er sich für die Pflanzenkunde lebhaft interessirte, ebenfalls den Bergbau studirte und sich bereits in Freiberg befand. Nachdem Humboldt einige Monate in Berlin und Tegel im Hause der Mutter im Umgange mit dem treuen Freunde Kunth, so wie dem bis zum Sommer hier verweilenden Bruder Wilhelm verlebt, mit Willdenow seine botanischen Excursionen von Neuem fortgesetzt, selbst Aufsätze in das von Usteri herausgegebene Journal für Pflanzenkunde geschrieben, Versuche über die Keimkraft der Gewächse angestellt und bereits die interessante Entdeckung von der beschleunigenden Wirkung des Chlors auf Pflanzenkeimung gemacht hatte, vertauschte er im Juni 1791 seinen Aufenthalt mit Freiberg, wo er ein Schüler der Bergakademie wurde, zu derselben Zeit, als sein Bruder Wilhelm den Entschluß faßte, seine Staats-Amtsthätigkeit einstweilen völlig aufzugeben, aller öffentlichen Wirksamkeit zu entsagen und für eine höhere Ausbildung an der Seite seiner bald als Frau heimzuführenden Caroline zu leben.
Humboldt war dem neuen Lehrer Werner bereits durch seine erste mineralogische Schrift freundlich empfohlen; gleich nach seiner Ankunft, am 14. Juni, machte ihn Werner mit Freiesleben, einem von gleichem wissenschaftlichen Interesse beseelten jungen Manne, bekannt, mit dem er am folgenden Tage seine erste bergmännische Fahrt in die Grube des »Kurprinzen« machte. Er wurde davon so anziehend erregt, daß er schon in der nächsten Woche mit seinem neuen Freunde Freiesleben eine Wanderung in das böhmische Mittelgebirge machte und mit ihm gemeinschaftlich eine geognostische Beschreibung desselben herausgab. – In Freiberg hatte Humboldt aber auch Leopold von Buch wiedergefunden und er schloß mit ihm eine dauernde Freundschaft für das Leben, die auf wahrer Achtung beruhte, und sich noch in späten Jahren durch die Widmung des ersten Bandes der kleineren Schriften aussprach, die Humboldt in die Worte kleidete: »dem geistreichen Forscher der Natur, dem größten Geognosten unseres Zeitalters – ein Denkmal sechzigjähriger, nie getrübter Freundschaft!« –
Der Einfluß Werners war bedeutungsvoll für Humboldt; er nährte die Begeisterung für Mineralogie und technische Bergwerkskunde und zugleich lenkte er seine Aufmerksamkeit auf die in den Gruben wachsenden Pflanzen, die unterirdische Flora ( Flora subterranea) Freibergs, auf Kryptogamen (mit verborgenen Geschlechtswerkzeugen) und Phanerogamen (mit offenbaren Geschlechts- oder Blütentheilen) und stellte bei letzteren chemische und physiologische Forschungen über die merkwürdige Erscheinung an, daß sie, aller Lufteinwirkung entzogen und von Gasarten, in denen athmende Geschöpfe ersticken würden, umgeben, dennoch eine grüne Farbe haben können. Sein achtmonatlicher Aufenthalt im Erzgebirge hatte neben seiner eigenen Ausbildung noch die Frucht, daß er 1793 sein Werk über die Freiberger unterirdische Flora und seine Forschungen erscheinen ließ.
Interessant ist es, seinen Studiengenossen Freiesleben über Humboldts Charakter als Mensch in dieser Zeit sprechen zu hören. Er sagt: »Die hervorstechenden Züge seines liebenswürdigen Charakters waren ganz unendliche Gutmüthigkeit, wohlwollende und wohlthätige, zuvorkommende, uneigennützige Gefälligkeit, warmes Gefühl für Freundschaft und Natur, Anspruchslosigkeit, Einfachheit und Offenheit in seinem ganzen Wesen, immer lebendige und unterhaltende Mittheilungsgabe, heitere, humoristische, mitunter auch schalkhafte Laune; – diese Züge, die ihm in späteren Jahren dazu halfen, wilde und rohe Menschen, unter denen er sich lange aufhielt, zahm und geneigt zu machen, in der gesitteten Welt aber überall Bewunderung und Antheil zu erregen, diese Züge erwarben ihm schon während seiner Studienzeit in Freiberg allgemeine Liebe und Ergebenheit. Nur gegen Rohheit, Ungerechtigkeit und Härte konnte er erzürnt und heftig, gegen Sentimentalität und Affectation konnte er bitter, gegen Schlaffheit (Breiigkeit des Gemüthes nannte er es) und gegen Pedanterie konnte er ungeduldig werden.«
Da es in Freiberg keinen Lehrstuhl der Chemie gab, so war Humboldt auf das Privatstudium der chemischen Schriften, namentlich der damals berühmten französischen Chemiker, wie Lavoisier, Berthollet etc. angewiesen, welche ihn aber anregten, selbst kleine chemische Aufsätze für Grell's und Green's Zeitschriften, und das damalige bergmännische Journal zu liefern.
Mit dem Frühjahre 1792 trat er aber nunmehr entschieden in seine bürgerliche, wie schriftstellerische Laufbahn ein. Er wurde um diese Zeit, in Folge des besondern Wohlwollens, das ihm der Minister von Heinitz erwies, als Assessor beim Bergwerks- und Hüttendepartement zu Berlin angestellt, und schrieb damals an Freiesleben: »es ist sehr unbillig, mich gleich zum Assessor zu machen, da es so eine Schaar uralter Bergcadets giebt; denn meine literarischen Verdienste geben weder Erz noch Aufschlagewasser, die letzteren noch allenfalls. Ich habe dies hier öffentlich geäußert, aber zur Antwort erhalten, daß ich bei dem hiesigen Departement ja keinem Menschen vorgezogen würde und dies ist auch wahr.«
Als er im Juli desselben Jahres den Minister von Hardenberg in das Bayreuthische begleitet hatte, um das Berg- und Hüttenwesen daselbst zu untersuchen, wurde er schon im folgenden Monate zum Oberbergmeister am Fichtelgebirge in den erst kurz zuvor an Preußen gefallenen fränkischen Fürstenthümern Anspach und Bayreuth ernannt, zu dem besondern Zwecke, die bergmännisch-mineralogische Bedeutung des Landes zu prüfen und das dortige Bergwesen gänzlich neu aufzurichten. »Alle meine Wünsche sind nun erfüllt,« schrieb er an seinen Freund – »ich werde nun ganz dem praktischen Bergbaue und der Mineralogie leben!«
Der Freiherr von Hardenberg, derselbe, welcher in spätern Jahren eine so bedeutende Rolle im preußischen Staatsleben spielte und mit Wilhelm von Humboldt in eine ebenso eigenthümliche Verbindung wie Opposition gerieth, war zur Zeit, als Alexander von Humboldt nach Bayreuth kam, ein junger Provinzialminister der fränkischen Fürstenthümer und wurde bald ein naher Bekannter und Freund des jugendlichen Oberbergmeisters und durch ihn wurde im Laufe der Jahre auch Wilhelm von Humboldt mit Hardenberg bekannt.
Als Oberbergmeister war Alexander von Humboldt zugleich Generaldirektor der Minen in den Fürstenthümern Bayreuth und Anspach, und besonders richtete er neben wissenschaftlichen Arbeiten seine unermüdliche Thätigkeit auch auf Gründung öffentlicher Anstalten in diesen Ländern. Mit unerschöpflichem Eifer organisirte er das dortige Bergbauwesen; der alte Bergbau zu Goldkronach, wo schon im 13. Jahrhundert ein Amalgamirwerk stand, wurde durch ihn wieder lebendig und selbst einige Jahre lang zu geringer Goldproduction ergiebig gemacht. Seinen Wohnsitz nahm Humboldt vorzüglich in dem kleinen Bergorte Steben, bei Naila, wo er auch eine Bergschule stiftete und pflegte. Wie gründlich er hier in Verwaltung seines Amtes, als Leiter des praktischen Bergbaues, zu Werke ging, beweist unter anderm die Thatsache, daß er sich mehrere Kisten voll alter Akten aus dem sechszehnten Jahrhundert von der Festung Plassenburg kommen ließ, um daraus ganz archivarisch die alte Bayreuthische Bergmannsgeschichte zu studiren.
Während dieser Stellung, welche er bis zum Jahre 1797 inne hatte, um sie dann freiwillig aufzugeben, – arbeitete sein Geist fortwährend im Stillen an dem Gedanken einer großen Entdeckungs-Weltreise; aber auch die nächste Umgebung und der Gegenstand seines Berufes verschafften ihm durch eine reichhaltige Folge gelehrter Arbeiten und praktischer Beobachtungen immer mehr den Ruf eines tüchtigen Naturforschers. Er beschäftigte sich vielfältig mit Versuchen über physikalische und chemische Grundsätze der Bergwerkskunde, er bethätigte sich auch in den Nachweisungen der Theorie seines Lehrers, Werner, welcher ein hervorragender Vertreter des sogenannten »Neptunismus« in der Erdbildungskunde war, und demnach alle Bildungsformen der festen Erdrinde einer Wirkung der Gewässer zuschrieb. Alexander von Humboldts Abhandlungen über derartige Gegenstände findet man seiner Zeit in dem v. Moll'schen »bergmännischen Journale«, in Köhler's und Hoffmann's Zeitschrift, in Grell's chemischen Annalen, so wie in den chemischen und physikalischen Zeitschriften, welche damals Green, Scherer, Gehler, Gilbert und Poggendorf herausgaben und auch für die französischen Blätter, » Journal de Physique« und » Annales de Chimie« arbeitete er fleißig in seinen Fächern. In diesen Abhandlungen legte er die ersten Grundzüge für seine späteren, reiferen Anschauungen und reicheren Erfahrungen nieder, denn gewohnt, keinen Stoff des Gesammtwissens vorübergehend oder vereinzelt zu betrachten, nahm er diese jugendlichen Arbeiten später in einer höhern. Verknüpfung wieder auf und wir finden sie fast alle vermehrt und berichtigt in seine großen Reisewerke des Mannesalters verwoben. – In diese Zeit, 1793, fällt auch das öffentliche Erscheinen seines bereits angedeuteten größern Werkes: » Florae Freibergensis specimen;« oder: Flora der kryptogamischen Gewächse der Freiberger Gegend« – worin er die, aus seinem Aufenthalte daselbst gewonnenen Ergebnisse seiner Beobachtungen in den Minen jenes Districtes, besonders über die in den Schachten der Bergwerke lebenden Pilze veröffentlichte, und diesen waren »Aphorismen aus der chemischen Physiologie der Pflanzen« angehängt, welche seine vorgenommenen Versuche über die Reizbarkeit der Pflanzen, ihren Ernährungsprozeß, ihre Farbe u. s. w. enthalten und eine Anzahl Beobachtungen und Ansichten darbieten, welche noch jetzt, nach dem gewaltigen Umschwünge dieser Wissenschaft seit den letzten zwanzig Jahren, höchst beachtungswerth sind und von der klaren, scharfblickenden Anschauungsweise Humboldts Kunde geben. Humboldt hatte dieses Werk ursprünglich in lateinischer Sprache geschrieben, aber es wurde sehr bald von einem jungen Naturforscher, dem spätern russischen Staatsrathe Fischer in das Deutsche übersetzt und in Folge dieses Buches ehrte der Professor Vahl in Kopenhagen den Verfasser durch die öffentliche Huldigung, daß er einen neu bekannt gewordenen, prachtvollen ostindischen Baum » Humboldtia laurifolia« benannte.
Humboldt's engere Amtsthätigkeit fand aber auch durch verschiedene Reisen theils Unterbrechungen, theils Erweiterungen. Zunächst folgte er den Aufträgen des Berliner Bergdepartements (das in der Verwaltung von dem Fränkischen durchaus abgesondert war), indem er im Herbste 1792 nach Oberbaiern, Salzburg, dem Salzkammergute und über Tarnowitz nach Galizien ging, um die Salzbergwerke und die dortigen Einrichtungen des Salzsiedens zu untersuchen. Seine bereits gelieferten Arbeiten über Pflanzenleben hatten ihm längst einen guten Ruf bei anderen Gelehrten verschafft und als er nach Wien kam, empfing ihn namentlich der berühmte Direktor des Schönbrunner Gartens, Freiherr Joseph von Jacquin (den Kaiser Franz I. nach Westindien geschickt hatte, um neue Pflanzen für die kaiserlichen Gärten in Wien und Schönbrunn zu holen) mit auszeichnender Anerkennung. Humboldt reiste durch Schlesien zurück, wo er mit dem Minister Grafen Reden mehrere Gebirgsuntersuchungen vornahm und Planzeichnungen entwarf, und verweilte dann einige Monate in Berlin, um seine Reiseerfahrungen für das preußische Salinenwesen weiter nützlich und zwischendurch sein Buch über die Freiberger Flora druckfertig zu machen. Erst im Frühjahre 1793 kehrte er in seine engere Amtsthätigkeit beim Bayreuthischen Bergwesen zurück. Er war hier ein in jedem Sinne praktischer Arbeiter und schrieb damals selbst an Freiesleben: »Das allgemeine Vertrauen, welches der gemeine Bergmann mir überall zeigt, macht mir meine Arbeit lieb, denn sonst ist meine Lage sonderbar genug; ich thue eigentlich Dienste als Berggeschworener, nicht als Ober-Bergmeister.« – Und wie bedeutsam aber diese praktische Thätigkeit für das Land wurde, beweist die Thatsache, daß er mit kaum 350 Arbeitern aus dem vorher ärmlichen Bayreuthischen Bergbetriebe schon im Jahre 1793 an Eisen, Kupfer, Gold und Vitriol eine Ausbeute von 300,000 Gulden erzielte.
Das neu belebte Salinenwesen in Preußen rief Humboldt im Sommer 1794 schon wieder auf Reisen und zwar diesmal nach Kolberg, dem Distrikte der Netze, den Weichselufern südlich von Thorn und nach Südpreußen. Die Kriegsbegebenheiten dieser Zeit und deren politische Folgen führten ihn aber, nach seiner Rückkehr aus Posen, ganz unvorhergesehen nach dem Rheine. – Preußen nämlich wurde zur Fortsetzung des Krieges gegen die französische Republik durch den im April 1794 mit England und Frankreich geschlossenen Hülfsvertrag bestimmt; Herr von Hardenberg, welcher noch Minister der fränkischen Fürstenthümer war, wurde nach Frankfurt geschickt, um hier mit Lord Malmesbury, dem englischen Gesandten, und dem Admiral Kinkel, dem Gesandten Hollands, Unterhandlungen zu pflegen; Humboldt, welcher Hardenberg's unbedingtes Vertrauen und persönliche Freundschaft besaß, erhielt die Aufforderung, ihn nach der Armee zu begleiten, wo der Minister dessen Person zur Cabinetscorrespondenz und auch zu Missionen in das Hauptquartier des Feldmarschalls von Möllendorf benutzen wollte. So gerieth Humboldt, ohne eigene Absicht, in eine ihm fremde Thätigkeit, über die er sich in einem Briefe aus dem englischen Hauptquartier bei Ueden in Brabant, am 10. September 1794 selbst folgendermaßen ausspricht: »Nie war mein Leben abwechselnder, als jetzt; ich bin lange aus meinem Fache herausgerissen gewesen, mit Arbeiten, welche mit den diplomatischen Aufträgen des Ministers von Hardenberg zusammenhängen, belastet, meist dem Feldmarschall Möllendorf und seinem Hauptquartier gefolgt, jetzt auf Befehl hier im englischen Lager. Ich gehe von Ueden am 14. nach der Grafschaft Altenkirchen, um da die Generalbefahrungen zu halten, und von da in's Lager bei Kreuznach und Frankfurt zurück. So geht es immer fort. Froh war ich wenig, doch auch zu zerstreut, um traurig zu sein. Ich gewann an neuen Ideen, und das beständige Reisen in mineralogisch interessanten Gegenden hat mir zu meinem Buche über Schichtung und Lagerung viel geholfen.«
Nach einer Abwesenheit von vier Monaten kehrte Humboldt endlich im Oktober 1794 in seine Bayreuther Gebirge zurück und er arbeitete nun mit frischem Eifer in seinem eigentlichen Berufsfache weiter. Untersuchungen über die Grubenwetter (die für die Bergleute gefährlichen Grubengase), zahlreiche, oft gefährliche Versuche zur Herstellung einer unverlöschbaren Grubenlampe, so wie einer Athmungsmaschine in Räumen, die mit erstickenden Gasen gefüllt sind, beschäftigten ihn vorzugsweise; aber der große Gedanke seiner Zukunft, ein Entdecker neuer Weltgegenden zu werden, lebte dabei unausgesetzt in ihm fort. Die Direktion der schlesischen Bergwerke, die ihm angetragen wurde, schlug er, eben weil seine Pläne weiter gingen, aus, dagegen forschte er über neue Lebenserscheinungen nach, und, im Mai 1795 zum Ober-Bergrathe im Manufaktur- und Commerzdepartement des Ministers von Hardenberg ernannt, blieb er im Bayreuthischen und bereitete still seine berühmte Schrift: » über die gereizte Muskel- und Nervenfaser, nebst Vermuthungen über den chemischen Prozeß des Lebens in der Thier- und Pflanzenwelt« vor, ein Werk, welches erst 1797 in zwei Bänden erschien und von ihm selbst, nicht, wie man behauptet hat, von Blumenbach, herausgegeben wurde.
Man erkennt schon an dieser Beschäftigung, daß sein Wissen weit über die zeitige Berufsgrenze hinaus nach neuen Erkenntnißquellen suchte und das gesammte Naturleben sein eigentliches, grenzenloses Feld war. Die »gereizte Muskel- und Nervenfaser« war eine weitere Erforschung der großen Entdeckung, welche Galvani gemacht, und von welcher Humboldt schon bei seinem Aufenthalte in Wien 1792 die erste Kunde erhalten hatte, nämlich des nach dem Entdecker genannten Galvanismus, der in unseren Zeiten so großartige praktische Anwendungen gefunden hat. Mit dem lebhaftesten Interesse faßte Humboldt diese neue Kraft, deren Zukunft für Wissenschaft und Leben er voraussah, auf; er strebte, sie tiefer zu ergründen und unternahm nicht nur unzählige Experimente an Thieren, selbst Insekten, sondern ging in seinem Eifer und in der Absicht, die Erscheinungen des galvanischen Reizes aus den Wahrnehmungen am eigenen Körper genauer kennen zu lernen, so weit, sich durch Einschnitte und Zugpflaster die Schulter- und Rückenmuskeln wund zu machen.
Sein nächster Reisewunsch war, Italien zu sehen und die vulkanischen Distrikte von Neapel und Sicilien zu studiren; verschiedene Umstände, namentlich aber die Kriegszustände, beschränkten die Reise nur auf Oberitalien. Ein Leutenant der Bayreuthischen Garnison, Reinhard von Haften, welcher mit Humboldt befreundet war, wurde sein Begleiter; sie reisten im Juli 1795 über Tyrol nach Oberitalien und kehrten durch einen Theil der Schweiz bis nach Schaffhausen zurück. Humboldt war aber hierdurch noch nicht befriedigt; er trennte sich jetzt von Haften und setzte vom 20. September bis zum Anfänge des November mit seinem Freunde Freiesleben die Reise durch die interessantesten Gegenden des Jura, der Schweizer und Savoyer Alpen bis zur italienischen Schweiz fort. Bei dieser Gelegenheit lernte er Volta (den Erfinder der galvanischen Säule) in Como, und den berühmten Anatomen Scarpa in Pavia kennen und trat mit ihnen in einen gelehrten Verkehr. Freiesleben berichtet von dieser Reise, daß Humboldt, obgleich vorzüglich die Lagerungsverhältnisse der Gebirge und die Pflanzen vor Augen, doch seine Aufmerksamkeit auf Alles richtete, was auf die Physik der Erde, Atmosphäre und Naturgeschichte irgend Einfluß hatte, und daß er schon in diesem Zeiträume von 7-8 Wochen, wo sie Beide meist zu Fuß die Gebirge von Schaffhausen, Zürich und Bern bis über das Chamounythal hinaus, und dann wieder über den großen Bernhard und von Altdorf über den Gotthard bis Airola durchwandert waren, seine Zeit meisterhaft auszunutzen verstanden, jeden Augenblick nützlich oder lehrreich angewendet und selbst die Nachtruhe auf nur einige Stunden beschränkt habe. – Auf diese Reise folgte wieder ein Winter voll praktischer bergmännischer Thätigkeit; vom November 1795 bis zum Februar 1796 beschäftigte sich Humboldt auf dem Gebirge, theils in Steben und Lauenstein, theils in Goldkronach und in Arzberg bei Wunsiedel; inzwischen lebte er aber auch der Naturwissenschaft im weiteren Kreise, indem er Versuche über die Messung des Sauerstoffgehaltes der Luft (Eudiometrie) und über das Leben der Thiere und Pflanzen in verschiedenen Gasarten anstellte.
Die kleinen Reisen, welche er bisher gemacht hatte, waren in einem Geiste wie Humboldt, dauernde Mahnungen an seinen festen, unverrückbaren Lebensgedanken, das Weltmeer zu durchschiffen und in fremden Erdtheilen neuen Naturerscheinungen zu begegnen. – Alle seine wissenschaftlichen Studien waren nur Vorbereitungen zu diesem Zwecke und verknüpften sich eng mit jenem Gedanken. Wie lebhaft derselbe in ihm sich regte, sagt er von sich selbst in den Worten: »Ich hatte von meiner ersten Jugend an eine brennende Begierde empfunden, in entfernte, von Europäern wenig besuchte Länder zu reisen. Diese Begierde charakterisirt einen Zeitpunkt unseres Lebens, in welchem uns dieses wie ein Horizont ohne Grenzen erscheint, wo nichts größeren Reiz für uns hat, als die starken Bewegungen unserer Seele und das Bild physischer Gefahren. – In einem Lande erzogen, welches keine unmittelbare Verbindung mit den Kolonien beider Indien unterhält – und nachher ein Bewohner von Gebirgen, die, entfernt von den Küsten, durch ausgebreiteten Bergbau berühmt sind, fühlte ich in mir die lebhafte Leidenschaft für das Meer und für lange Schifffahrten fortschreitend sich entwickeln. Die Gegenstände, die wir nur durch die belebten Schilderungen der Reisenden kennen, haben einen besonderen Reiz; unsere Einbildungskraft gefällt sich in Allem, was unendlich und unbegrenzt ist; die Genüsse, welche wir entbehren müssen, scheinen uns größere Vorzüge zu haben, als die, welche uns täglich im engen Kreise einer sitzenden Lebensweise zu Theil werden.«
Sein bisher glückliches Leben und Schaffen sollte aber in dieser Zeit auch einen trüben Eindruck erfahren. Seine heißgeliebte Mutter hatte schon seit einem Jahre an einer zunehmenden Kränklichkeit gelitten; sein Bruder Wilhelm, welcher nebst seiner jungen Frau während eines angenehmen Aufenthaltes in Jena im Jahre 1794, dort in nähere gesellige und geistige Verhältnisse mit Schiller und Goethe, dem Philosophen Fichte, dem Historiker Woltmann, dem Philologen, Hofrath Schütz, dem Professor und Alterthumskundigen Ilger, dem Theologen Paulus, den Medizinern Stark und Hufeland u. s. w. gekommen war, hatte ihm schon im Jahre 1795 nach Baireuth berichtet, daß er im Juni die Mutter krank auf dem Gute Tegel angetroffen und seine zur Winterzeit beabsichtigte Rückkehr nach Jena deßhalb aufgeschoben habe. Alexander eilte nach Berlin, in die Nähe seiner schwerleidenden Mutter und verweilte hier einige Monate, bis ihn eine neue politische Mission abermals auf das ihm wenig zusagende Feld der Diplomatie rief. Das französische Heer war unter Moreau plötzlich in das Herzogthum Würtemberg eingedrungen; der Fürst war geflüchtet und der König von Preußen fürchtete, daß die Hohenlohe'schen Besitzungen, auf denen Mirabeau 1791 eine Emigrantenlegion des Condé'schen Corps errichtet hatte, einer Plünderung der vordringenden Heere unter Moreau und Jordan ausgesetzt werden könnten. Da der von Hardenberg 1795 am 5. April zu Basel abgeschlossene Friede ein freundliches Verhältniß zwischen Preußen und Frankreich vermittelt hatte, so hoffte man den französischen General günstig gegen die Hohenlohe'schen Besitzungen zu stimmen. Zu dieser Mission wurde Humboldt ausersehen, der Ende Juli 1796 mit dem Hauptmann von Pirch und von einem einzigen Trompeter begleitet, von Ingolfingen aus nach dem französischen Hauptquartier in Schwaben abging. Das Treffen von Cannstadt war kurz vorher gewesen; Humboldt sah unterwegs noch den Monate lang gefüllt erhaltenen, an einem Seile befestigten Conté'schen Luftballon, worin General St. Cyr den Feind beobachtete. – Er erreichte übrigens bei Moreau seinen Zweck vollkommen, hatte auch noch das Glück, mit dem General Desaix hier zusammenzutreffen, der, schon länger mit Bonaparte's ägyptischen Plänen bekannt, Humboldt zu überreden suchte, statt die Tropenländer Amerikas zu besuchen, sich der französischen Expedition nach Aegypten anzuschließen.
Humboldt war in seine Bayreuthischen Gebirge zurückgekehrt und beschäftigte sich, in immer lebhafterer Sehnsucht nach der Verwirklichung seines großen Reisegedankens, mit neuen Vorbereitungen, wie namentlich, auf Anregung des Freiherrn von Zach, mit praktischer Astronomie, Sextantenbeobachtungen zu geographischen Ortsbestimmungen u. s. w., und er sprach in dieser Zeit öfter den Wunsch aus, ehe er Europa auf mehrere Jahre verlasse, brennende Vulkane in der Nähe zu sehen und den Vesuv, Stromboli und Aetna zu besteigen.
Jetzt aber, mitten in diesen Wünschen und Arbeiten, erhielt er im Anfange des Decembers von seinem seit Ende April 1796 wieder in Jena wohnenden Bruder Wilhelm die Trauernachricht, daß die geliebte Mutter am 20. November gestorben sei.
Diese Kunde und die sich daran knüpfenden Familienangelegenheiten riefen ihn auf kurze Zeit von seinen wissenschaftlichen Arbeiten und Reiseplänen ab und im Anfange des Jahres 1797 traf er bei dem Bruder in Jena ein, wo er zugleich die Frau desselben, als Wöchnerin nach der Entbindung von einem zweiten Sohne, sehr leidend vorfand.
Bis zum Frühjahre verweilte er hier, drei Monate lang, aber schon war der große Plan einer westindischen Reise so weit in ihm reif geworden, daß er die Zeit seines Jenaer Aufenthaltes ganz zu den Vorbereitungen eines so bedeutenden, wissenschaftlichen Unternehmens zu benutzen gedachte. Er nahm deßhalb seinen Abschied aus den dienstlichen Verhältnissen in Bayreuth und beschloß, völlig unabhängig und bereits mit eigenen Instrumenten versehen, in deren Gebrauche er sich lange geübt hatte, sich der Naturforschung gänzlich hinzugeben. Seine projektirte größere Reise nach Italien war dabei sein nächster Gedanke, und da sein Bruder Wilhelm Neigung zeigte, ihn mit seiner Familie dahin zu begleiten, so sollte sein Abschied als Ober-Bergmeister ihn zugleich mit der Familie näher vereinigen. – In Jena lebte er nun ganz als Studirender; – er trat mit Schiller in eine innige Verbindung, kam auch mit dem im Februar zum Besuch eingetroffenen Goethe in eine nähere Beziehung, und seine vorzugsweise praktisch gepflegten anatomischen Studien regten auch seines Bruders Wilhelm und selbst Goethe's Interesse dafür so an, daß Ersterer mit ihm eine Privatvorlesung über Anatomie bei dem Professor Loder nahm und Goethe sich oft und gern mit Alexander von Humboldt über zoologische Präparate unterhielt. – Auch den Freund Freiesleben fand er hier wieder. – Neben seinen eifrigen praktischen Studien der Anatomie (die er seither nur unvollkommen nach Sömmering kannte) und die ihn zwei Monate lang an Loder fesselten und täglich 6-7 Stunden lang auf dem anatomischen Theater beschäftigten, setzte er aber auch mit Eifer seine schon in Wien begonnenen Experimente über Galvanismus fort, wendete sein Augenmerk ganz besonders auf die Gesetze des Muskelreizes und das dabei stattfindende Verhalten der Nerven bei lebenden Thieren, erkannte auch hier eine dem Galvanismus in vielen Punkten gleiche Lebenserscheinung, und so vollendete er seine Schrift »über die gereizte Muskel- und Nervenfaser« – welche neue Aufschlüsse über die Wirksamkeit galvanischer Ketten aus thierischen Substanzen darbot, und welche er Sömmering widmete. Schon in Jena hatte er die Freude, daß hier mehrere Gelehrte seine Erfahrungen über die Einwirkung chemischer Mittel auf die Stimmung der Lebenskraft mit großer Aufmerksamkeit weiter verfolgten. Das Interesse für die Erscheinungen dieser Naturkraft an lebenden Thieren lebte bei ihm auch später noch fort, denn wir werden sehen, wie er Beobachtungen auf seinen Reisen über die eigentümliche Aeußerung der Elektricität bei den sogenannten elektrischen Fischen unternimmt. Es ist schon bemerkt worden, daß Humboldt sein Werk nicht, wie man glaubte, durch Blumenbach herausgeben ließ, der, wie Humboldt selbst erklärt, das Manuskript nie gesehen hat. – Im Frühlinge 1797 dachte Alexander lebhaft an seine Abreise, voll von den Plänen einer westindischen Reise, so ungern ihn auch seine Jenaer Freunde vermißten, denn selbst Goethe, welcher nur kurze Zeit zum Besuche dort gewesen und im April wieder nach Weimar zurückgekehrt war, hatte den anregenden Einfluß Alexander von Humboldt's so erfahren, daß er an Schiller schrieb: »Mit Humboldt habe ich die Zeit sehr angenehm und nützlich zugebracht, meine naturhistorischen Arbeiten sind durch seine Gegenwart wieder aus ihrem Winterschlafe geweckt worden.«
Alexanders Reiselust fand einen sehr empfänglichen Theilnehmer an seinem Bruder Wilhelm; man sprach nur von Reisen und träumte von fernen Gegenden und Schiller schrieb um diese Zeit (14. April 1797) an Goethe: »Obgleich die ganze Humboldt'sche Familie, bis auf das Mädchen, am kalten Fieber krank liegt, spricht man doch immer nur von nahen, großen Reisen.« – Es war nämlich bei den Gebrüdern Humboldt nunmehr fest beschlossen worden, nach einem kurzen Aufenthalte in Berlin, zur Regulirung der Erbschaftsangelegenheiten nach dem Tode der Mutter, eine gemeinschaftliche Reise nach Italien zu machen, wo dann Alexander nach Spanien und von dort nach Amerika weiter zu gehen gedachte.
Ende April brach Alexander von Humboldt mit seinem Bruder Wilhelm und dessen Familie von Jena auf; ihm zu Liebe, der in Betreff einer verfaßten Uebersetzung des »Agamemnon« einige mündliche Unterredungen mit Wolf zu pflegen hatte, verweilte er einige Tage in Halle und eilte dann nach Berlin, um seine Angelegenheiten wegen der Erbschaft mit Hülfe des treuen Kunth zu ordnen, und zwar der Art, daß er sich auf eine lange Abwesenheit von Europa zugleich einrichtete. Als Erbtheil war ihm das Gut Ringenwalde in der Neumark zugefallen (während der ältere Bruder Tegel in Besitz nahm); er wollte dasselbe aber verkaufen, um mit Hülfe der gelösten Summe so bald als möglich das seit sieben Jahren in ihm wohnende und immer weiter ausgebildete Projekt der westindischen Reise, eine bedeutende und kostspielige Privatunternehmung, auszuführen. Im Juni versammelten sich deßhalb die Humboldt'schen Familienmitglieder zu Dresden, wo sie ihre Angelegenheiten mit Beirath des ebenfalls hier eingetroffenen Kunth in Ordnung brachten; Alexander verkaufte sein Erbgut an den Dichter Franz von Kleist und übertrug seinem ehemaligen Erzieher Kunth, der zugleich Verwalter des Eigentums von Wilhelm wurde, auch die Sorge für sein bewegliches Vermögen.
Nunmehr sollte der längst berathene Plan einer gemeinschaftlichen Reise nach Italien verwirklicht werden. – Aber eine neue Verzögerung trat ein; aus dem beabsichtigten Aufenthalte von wenigen Tagen wurden Wochen, ein wiederkehrender Fieberanfall der Frau von Humboldt hielt auch Alexander in Dresden zurück. Die schon so früh kommenden Störungen bei den so lange ausgesonnenen großen Plänen veranlaßten sogar Schiller, am 23. Juli an Goethe zu schreiben: »Das wird eine schöne Reise werden! Sie müssen jetzt schon über die Zeit in Dresden liegen bleiben!« – Das längere Verweilen wurde ihnen aber durch den Umgang des Appellationsrathes Körner, des preußischen Gesandten Grafen Geßler und des großen Sprachforschers Adelung angenehm verkürzt und Alexander benutzte die Bekanntschaft des Inspektors Köhler, um mit ihm astronomische Beobachtungen zu machen.
Es sollten aber bald noch größere und unangenehmere Hindernisse eintreten. –
Alexander reiste, nachdem er erst einen Ausflug nach seinem lieben Freiberg gemacht hatte, an welches ihn die Dankbarkeit für genossene wissenschaftliche Ausbildung mit treuer Anhänglichkeit knüpfte, mit seinem Bruder und dessen ganzer Familie nach Wien – aber schon hier wurde ihr nur auf wenige Tage berechneter Aufenthalt unfreiwillig verlängert, da sie auf den Ausgang der schwebenden Kriegsverhältnisse zwischen Oesterreich und Bonaparte warten mußten und dieser immer noch in seiner endlichen Entscheidung zögerte. Sie machten hier die Bekanntschaft einer westfälischen Familie von Haften, wo Alexander an dem Herrn von Haften selbst einen Freund von früher her wiederfand, der sich, gleich ihm, für die Geologie interessirte; zu ihm gesellte sich auch der junge Naturforscher Fischer (der nachherige russische Staatsrath), welcher Humboldt's lateinisch geschriebenes Werk über die Freiberger Flora deutsch bearbeitet hatte, und während er hier die Abwartung der Kriegsereignisse im wissenschaftlichen Verkehre mit der Natur, namentlich mit den Sammlungen ausländischer Gewächse im Schönbrunner Garten, so wie im freundschaftlichen Umgange mit Jacquin und einem jungen brasilianischen Reisenden, Joseph von Schott, dem spätern Direktor des Schönbrunner Gartens, leichter ertrug, beschäftigte sich sein Bruder Wilhelm mit dem jungen Philologen Bast und der kaiserlichen Hofbibliothek.
Unterdessen aber gestalteten sich die öffentlichen Kriegszustände der Art, daß an eine Reise nach Italien für jetzt nicht gedacht werden konnte, da sie eine Unmöglichkeit geworden war. Denn obgleich die Franzosen durch die siegreichen Kämpfe des Erzherzogs Karl im vorigen Jahre ziemlich aus Süddeutschland zurückgetrieben waren, so hatte doch Napoleon's kühne Taktik nunmehr andere und wichtigere Vortheile errungen, indem er durch Beherrschung der adriatischen Provinzen und anderweitige Siege in Italien Oesterreich zu Unterhandlungen zwang, die sich bedeutend in die Länge zogen, aber Italiens Schicksal außer allem Zweifel ließen. –
Unter diesen Umständen gaben die Gebrüder Humboldt nothgedrungen ihren Plan einer gemeinschaftlichen Reise nach Italien auf, zumal da sie erfuhren, daß Goethe, der ebenfalls dorthin wollte, aus denselben politischen Gründen nur bis in die Schweiz gelangen konnte.
Diese Nachricht, daß Goethe in der Schweiz sei, führte Alexander auf den Gedanken, seinen längst gehegten Lieblingswunsch einer Schweizerreise zu verwirklichen. Da die Familie Humboldt sich entschlossen hatte, Paris zu besuchen, so wollte auch Alexander seinen Bruder dorthin begleiten. Da traten in Frankreich die Ereignisse des 18. Fructidor ein, durch welche die Friedenspartei gestürzt und Oesterreich genöthigt wurde, die Friedensunterhandlungen durch eine größere Nachgiebigkeit zu beschleunigen. Schiller, welcher in diesen französischen Begebenheiten einen Grund zum Aufgeben der Humboldt'schen Reise nach Paris zu sehen glaubte, täuschte sich ebenso wie Goethe, welcher, Ende September noch in der Schweiz verweilend, die Vermuthung gegen Schiller aussprach, daß »Humboldt's nach ihrer Reise in die Alpen diesen Winter sämmtlich am Fuße des Fuchsthurmes (bei Jena) vergnügt zusammen wohnen würden.« – Es lag vielmehr im Plane der Gebrüder Humboldt, sich am Fuße der Alpen der französischen Grenze zu nähern und auf dieser Wanderung den allgemein erhofften Friedensschluß zwischen der französischen Republik und der österreichischen Regierung abzuwarten. – Alexander wollte dann seine wissenschaftliche Aufmerksamkeit unterdessen auf den für seine geognostischen Studien und Beobachtungen so interessanten und reichen Schweizerboden richten.
In der That brach die Familie im Anfange Octobers 1797 von Wien auf und Alexander begleitete sie bis nach Salzburg. Hier traf letzterer unverhofft mit seinem Freunde und Freiberger Studiengenossen Leopold von Buch zusammen und verband sich mit ihm schnell zur Verfolgung des gleichen wissenschaftlichen Interesses. Da sein Bruder Wilhelm, in gewisser Voraussicht des baldigen Friedensabschlusses, schnell weiter gegen Westen reisen wollte, Alexander aber von Leopold v. Buch und den Gebirgen mächtig gefesselt wurde, so trennte sich letzterer von seinem Bruder, ließ diesen mit seiner Familie nach München, Basel und – da der Friede von Campo Formio am 17. Oktober geschlossen war – direkt nach Paris weiterreisen, während er selbst mit L. v. Buch zu wissenschaftlichen Zwecken in die Salzburger Alpen und Steiermark wanderte, lange in den Gebirgen weilte und den Winter auf 1798 mit seinem Freunde in Salzburg verlebte. – Eine Reise in Oberitalien hinein, woran auch der mit Humboldt befreundete Herr von Haften in Wien Theil zu nehmen gedachte, mußte unterbleiben. Die Zeit übrigens, welche Humboldt mit L. v. Buch in Salzburg und Berchtesgaden verweilte, wurde zu vielen meteorologischen (Witterungs-) Beobachtungen angewandt und des Freiherrn von Zach »geographische Ephemeriden« vom Jahre 1798 enthielten mehrere Mittheilungen Humboldts aus Salzburg vom Januar und Februar dieses Jahres.
Im Frühjahre 1798 verließ Alexander Salzburg, reiste nach Paris, und traf seinen Bruder Wilhelm noch an, dessen Haus der gesellige Sammelplatz ( point de ralliement) aller höher gebildeten Deutschen geworden war. – Die Ankunft Alexander von Humboldts in Paris hatte aber weitergehende Pläne – er wollte die Gelegenheit zu einer Weltreise suchen. Schon in Salzburg faßte er den Entschluß, sich einer Expedition nach Unterägypten anzuschließen, jedoch zwangen ihn die politischen Ereignisse, davon abzustehen. Er war nämlich mit einem Manne zusammengekommen, welcher die schönen Künste mit Leidenschaft liebte und mit Sehnsucht eine Reise nach Aegypten im Sinne hatte. Dieser Mann, ein gewisser Lord Bristol, dessen Einkünfte sich jährlich auf 300,000 Pfund St. beliefen, und welcher schon früher an den Küsten von Illyrien und Griechenland gewesen war, hatte ihm den Vorschlag gemacht, während der Dauer von etwa 8 Monaten den Nil entlang bis Assuan hinauf die alten Denkmäler zu untersuchen. Bristol wollte mehrere Boote zu diesem Zwecke ausrüsten lassen, und mehrere Zeichner sollten die Expedition begleiten. Humboldt machte die Bedingung, auf der Rückkehr von Alexandrien aus allein noch die Reise über Palästina und Syrien fortzusetzen. Der Unternehmer wünschte Humboldts Begleitung sehr, dessen genauere Kenntniß von den klassischen Völkern der alten Welt, die er sich um diese Zeit und zu diesem Reisezwecke mit Eifer erwarb, besondere Dienste leisten sollte. Humboldt entschloß sich, um die ihm noch fehlenden Instrumente anzuschaffen, auf einige Wochen über Straßburg nach Paris zu gehen und hier, nach getroffener Abrede, Briefe von Lord Bristol abzuwarten. Die politischen Zustände der Welt vereitelten ihm auch diese Reisehoffnung.
Im Anfange des Maimonates 1798 reiste Humboldt nach Straßburg ab; am 20. Mai brach auch Bonaparte von Toulon aus nach Malta und Alexandria auf; Humboldt wartete vergeblich auf die Briefe des Lords und las zu nicht geringer Ueberraschung in der Straßburger Zeitung, daß Lord Bristol auf Befehl des Direktoriums in Mailand verhaftet worden sei, da man ihm Schuld gebe, daß der geheime Zweck seiner ägyptischen Reise kein anderer sei, als an den Nilufern Vortheile für England zu erwirken. Diese Anklage war freilich eben so unwahrscheinlich wie ungerecht, aber sie hätte doch, wenn in Mailand Briefe von Humboldt aufgefunden worden wären, für dessen eigene persönliche Sicherheit gefährlich werden können. – Sein feuriger Geist wurde indessen durch diese Täuschung nicht erschlafft, seine selbständigen Entwürfe und Pläne blieben bei ihm unverrückt, denn er hatte aus dem Entschlusse, den amerikanischen Continent zu besuchen, eine Lebensrichtung gemacht, und von seinem achtzehnten Jahre an sich durch kleinere Reisen in Europa vorbereitet, um im Stande zu sein, die geologischen Erfahrungen im Grundbaue Amerikas zu vergleichen, und die nöthige praktische Bekanntschaft mit denjenigen Instrumenten zu besitzen, welche solche Forschungen, wie er sich vorgesteckt hatte, unbedingt erforderten. Und so geistig ausgerüstet, war er auch zugleich in dem Besitze der bedeutenden Geldmittel, welche zu solchen großartigen Lebensplänen erforderlich sind – sein strebender Geist, von einem günstigen Schicksale in die glücklichsten Verhältnisse der Lebensentwickelung eingeführt, kannte die Mängel und Entbehrungen nicht, welche so oft ausgezeichnete Männer in ihren Plänen niederhalten und ihre Ausbildung und Wirksamkeit verzögern. – Er erfuhr nur allein durch die Wechselfälle allgemeiner Zeitverhältnisse einige Täuschungen, die seine Hoffnungen nicht lähmen, sondern in ihrer Erfüllung nur kurze Zeit verspäten konnten. –.
Humboldt kam ungehindert in Paris an, vereinigte sich hier wieder mit der Familie seines Bruders und erfuhr, daß die Mitglieder des Instituts, die Professoren des Jardin des Plantes und das ganze gebildete Publikum mit dem Gedanken einer großen Weltumsegelung beschäftigt seien, welche vom Direktorium dekretirt, vom National-Museum ausgerüstet, und vom Kapitän Baudin angeführt werden sollte. Die Expedition sollte nach Buenos Ayres, dem Feuerlande, der ganzen amerikanischen Küste von Valparaiso bis zur Landenge von Panama gehen, viele Inseln der Südsee, Neuholland und Madagascar berühren und um das Vorgebirge der guten Hoffnung zurückkehren. Seine Sehnsucht, unbekannte Gegenden zu durchforschen, begeisterte ihn für dieses Unternehmen so sehr, daß er entschlossen war, obgleich er kein großes Vertrauen zu dem Führer hatte, sich derselben auf gut Glück und wenn es sein müßte, selbst auf eigene Kosten, anzuschließen. Zu dieser Weltreise waren zwei Naturforscher, die Herren Michaux und Bonpland ausersehen, um die naturwissenschaftlichen Interessen während dieser Reise zu vertreten und es war daher Humboldt's erste Sorge, die Bekanntschaft dieser beiden Männer zu machen. – Besonders trat er mit Aimé Bonpland, bald in ein näheres Verhältniß. Dieser, ein junger Mann, war einer der ausgezeichnetsten Zöglinge der Arzneischule und des botanischen Gartens in Paris und fand bald an Humboldt einen geistesverwandten Freund; er war seiner Kenntnisse und seines liebenswürdigen Charakters wegen von den berühmtesten Naturforschern, dem alten Jussieu, Richard und Desfontaines, welcher letzte kürzlich von Algier und Constantine heimgekehrt, (sämmtlich bedeutende Botaniker) hochgeachtet, und es sollte sich bald sein Schicksal auf das engste mit dem Humboldts verknüpfen.
Da sich zwei Mitglieder des französischen Direktoriums, Francois de Neufchateau und La Reveillère-Lepaux, für die Bereicherung der Gärten und Sammlungen interessirten, so erhielt Humboldt durch deren Vermittlung die Erlaubniß, sich mit seinen Instrumenten einschiffen, sowie später die Schiffe verlassen und an den Orten bleiben zu dürfen, wo er wünschen möchte, tiefer in das Innere des Landes einzudringen.
Es wurden von ihm nun eifrig die wissenschaftlichen Vorbereitungen zu dem großen Unternehmen betrieben, er lernte noch die nöthigen Sprachen, wodurch er auch seinen Bruder zum Studium amerikanischer Sprachen anregte, er trat mit den bedeutendsten Naturforschern und Mathematikern von Paris in Bekanntschaft und seine » Forschungen über die Zusammensetzung der Atmosphäre,« die er schon allein früher begonnen hatte, setzte er jetzt zum Theil mit dem berühmten Physiker Gay-Lussac fort, indem er Versuche zur » chemischen Zerlegung des Luftkreises« unternahm. Diese wiederholte er bei allen Witterungen und Jahreszeiten und machte sich um die Kenntniß dieses wichtigen Gegenstandes sehr verdient. Diese gelehrten Forschungen knüpften sich an frühere, die er schon in seinem amtlichen und wissenschaftlichen Verkehre mit den Bergwerken begonnen hatte, nämlich » über die unterirdischen Gasarten,« womit er sich auch hier in Paris neben anderen chemischen Arbeiten beschäftigte, da schon im Anfange des nächsten Jahres diese Arbeit öffentlich erschien, während er selbst bereits fortgereist war.
Aber schon im Anfange seiner Vorbereitungen zu der großen Reise unter Kapitän Baudin mußte er eine neue schmerzliche Täuschung erfahren. Die Abfahrt verzögerte sich, vier volle Monate vergingen Humboldt in wissenschaftlicher Arbeit, Hoffnung und Ungewißheit; der drohende Wiederausbruch des Krieges in Deutschland und Italien machte endlich die beabsichtigte Expedition nach der südlichen Halbkugel rückgängig, da die französische Regierung die dafür angewiesenen Fonds inne behielt. Der Entschluß Humboldt's, einer Expedition französischer Gelehrten nach Aegypten zu folgen, konnte ebenfalls nicht ausgeführt werden, weil nach der Schlacht bei Abukir, welche die Franzosen gegen die Engländer unter Nelson verloren, die Verbindung mit Alexandrien aufgehoben wurde.
Alexander von Humboldt hatte aber einmal die Reise nach einem andern Erdtheile als ein so festes Lebensziel sich vorgesteckt, daß diese abermalige Täuschung ihn in seinen Vorbereitungen zu einem solchen Unternehmen nicht störte und er vielmehr fortfuhr, alle Materialien und Kenntnisse für die Reise, obgleich dazu noch eine andere Gelegenheit abgewartet werden mußte, zu sammeln. Er fand darin an Bonpland einen Gleichstrebenden, auch dieser wollte um jeden Preis unbekannte Weltgegenden kennen lernen.
Im Herbste desselben Jahres 1798 lernte Alexander von Humboldt den schwedischen Consul Skjöldebrand kennen, welcher durch Paris in der Absicht reiste, sich nach Marseille zu begeben, um sich hier in Angelegenheiten einer Mission nach Algier auf einer schwedischen Fregatte einzuschiffen, welche hier Ende Oktober erwartet wurde. Er sollte Geschenke des schwedischen Hofes an den Dey von Algier überbringen. Humboldt glaubte jetzt die passende Gelegenheit gefunden zu haben, eine wissenschaftliche Reise nach Afrika und Aegypten antreten zu können und Bonpland erbot sich, ihn dahin zu begleiten. Sie beabsichtigten, sich später der Karawane nach Mekka anzuschließen und über den persischen Meerbusen nach Ostindien zu gehen. Sie arbeiteten, da der schwedische Gesandte ihnen die Schiffsgelegenheit zusagte und ihnen in Aussicht stellte, daß Schweden alle Jahre eine Barke nach Tunis senden werde, alsbald einen Plan für ihre Reise aus; sie wollten namentlich auch die hohen Gebirgszüge Marokkos untersuchen und sich nötigenfalls mit den Gelehrten aus Frankreich vereinigen, welche dem französischen Heere in Aegypten beigegeben waren.
Ende Oktober 1798 verließ Humboldt daher, für die Pläne völlig mit Wissen und neuen Instrumenten ausgerüstet, mit seinem Freunde und Reisegefährten Bonpland Paris und ging nach Marseille, um die schwedische Fregatte hier abzuwarten. – Der Abschied Alexanders von seinem Bruder war ein schwerer, denn Beide waren gewohnt, sich gegenseitig im Geiste zu ergänzen. Alexander von Humboldt spricht sich selbst über diesen Abschied folgendermaßen aus: »Ich trennte mich von einem Bruder, der durch seinen Rath und durch sein Beispiel einen großen Einfluß auf die Richtung meiner Gedanken ausgeübt hatte. Er billigte die Gründe, die mich bestimmten, Europa zu verlassen; eine geheime Stimme sagte uns, daß wir uns wiedersehen würden. Diese Hoffnung versüßte den Schmerz einer langen Trennung.«
Aber noch war die Zahl der Täuschungen für ihn nicht voll, es schien, als wollte das Schicksal ihn an europäischer Küste zurückhalten oder ihn eine andere, bessere Bahn aufsuchen lassen. – Zwei Monate wartete er mit seinem Reisegefährten Bonpland in Marseille – mehrere Male täglich bestiegen die beiden Freunde den Berg Notre dame de la garde, der eine weite Aussicht über das Mittelländische Meer gewährt, jedes am Horizonte auftauchende Segel schwellte ihre Hoffnung – aber die schwedische Fregatte »Jaramas«, welche den Consul nach Algier überführen sollte, kam nicht und es lief endlich die Nachricht ein, daß sie im Sturme an der portugiesischen Küste beschädigt worden sei und erst im Frühjahr in Marseille eintreffen werde.
An eine Rückkehr, an ein Verzweifeln am Reiseplane selbst, dachte Humboldt so wenig, wie sein Freund Bonpland; angesichts des Meeres stieg ihre Sehnsucht in die Ferne, und als sie eines Tages, bei einem Ausfluge auf die Hyeren und nach Toulon, am letzteren Orte die Fregatte »Boudeuse«, dieselbe, welche Bougainville um die Erde geführt hatte, die Segel nach Korsika lichten sahen, da blickten sie ihr mit schmerzlicher Empfindung und gesteigertem Verlangen nach. – In dem Hafen von Marseille lag zur Zeit ein kleines Schiff, welches nach Tunis gehen wollte; es schien den ungeduldigen Freunden jede Gelegenheit vortheilhaft, die sie in die Nähe von Aegypten und Syrien bringen konnte; sie kamen mit dem Kapitän wegen des Fahrpreises überein und der Tag der Abreise wurde bestimmt. Ein geringfügiger Umstand, die Ausquartierung des Viehes aus der großen Kajüte, welches die Reisenden für ihre Bequemlichkeit forderten, verzögerte die Abfahrt, und glücklicher Weise lief unterdessen die Nachricht ein, daß man in Tunis alle Franzosen verfolge und einkerkere. Diese noch rechtzeitige Nachricht rettete die beiden Freunde vor großer Gefahr; sie gaben ihre Absichten auf Afrika einstweilen auf, da für jetzt an friedliche Wissenschaftszwecke in jenen Gegenden nicht zu denken war, und faßten den Beschluß, sich für den Winter nach Spanien zu begeben und abzuwarten, ob die politischen Zustände im nächsten Frühjahre ihnen gestatten würden, sich zu Carthagena oder Cadix einzuschiffen.
Mit dem Beginne des neuen Jahres 1799 machten sich beide Reisende auf den Weg nach Madrid, aber die Wanderung dahin war zugleich eine wissenschaftliche Excursion über Perpignan, Barcelona und Valencia, und Humboldt bestimmte, mit seinen vortrefflichen Instrumenten für eine Entdeckungsreise ausgerüstet, die Höhe und astronomische Lage vieler wichtiger Landpunkte, bestieg die hohen Zacken des Montserat und ermittelte die wahre Höhe der Centralebene von Kastilien, während Bonpland die Pflanzenwelt durchsuchte und reiche Beute sammelte. Humboldt fand das Klima Kastiliens viel kälter, als das von Toulon und Genua, das Innere der Hochebenen Spaniens mit Sandstein, Gyps, Steinsalz und Jurakalk bedeckt, die Gebirge an verschiedenen Stellen mit Datteln, Bananen, Zuckerrohr und andern, selbst im nördlichen Afrika heimathlichen Pflanzen bewachsen, ohne daß diese in der hier herrschenden Winterstrenge litten.
In Madrid wendete sich ihr bislang ungünstiges Reiseschicksal schnell zu ihren Gunsten. Humboldt fand hier den sächsischen Gesandten und als tüchtigen Mineralogen bekannten Freiherrn von Forell, welcher sich seiner Reisepläne mit großer Bereitwilligkeit annahm, ihn und seinen Begleiter dem aufgeklärten spanischen Minister der auswärtigen Angelegenheiten, Don Mariano Luis de Urquijo empfahl und es durch dessen Vermittelung dahin brachte, daß Humboldt im März dem Hofe zu Aranjuez vorgestellt wurde. – Hier fand er Gelegenheit, dem Könige die wissenschaftlichen Gründe und auch die Vortheile seiner etwaigen Entdeckungen für das praktische Leben auseinander zu setzen und er war in seiner Vorstellung so glücklich, den König auf das Huldvollste für die Reisezwecke gestimmt zu sehen. Er erhielt die seltene königliche Erlaubniß, ohne irgend eine Beschränkung oder hindernde Bedingung, alle spanischen Ländergebiete in Amerika und dem indischen Ocean (Marianen und Philippinen) besuchen und durchforschen zu dürfen und der Minister versprach ihm dazu seine schützende und fördernde Vermittelung. Dieser Erlaubniß fügte der Minister offizielle Befehle an alle betreffenden Behörden bei, wie es seit der Expedition von Bouguer und La Condamine noch keinem Fremden wieder geboten war; ein Paß, von dem ersten Staatssekretär ausgestellt, gestattete den freien Gebrauch aller Instrumente zu astronomischen Zwecken und Bergmessungen, so wie das Einsammeln von Naturalien und die Ausübung von Untersuchungen aller Art, die zur Erweiterung der Wissenschaften führen könnten; ein zweiter Sicherheitspaß war von dem Consejo de Indias ausgestellt, um ihnen in der neuen Welt den Schutz der Behörden zuzuwenden. Merkwürdig ist es, daß der geographische Entdecker Amerika's – Columbus – und der wissenschaftliche Entdecker – Humboldt – beide ihre Reisepläne in Spanien gefördert sehen mußten. – Die Freude, welche Humboldt und Bonpland über diese schnelle, günstige Wandlung der Verhältnisse empfanden, regte ihren Reisemuth so ungeduldig an, daß sie, um so rasch als irgend möglich die königliche Erlaubniß zu benutzen, sich nicht lange bei den Vorbereitungen aufhielten, sondern schon Mitte Mai Madrid verließen, um einen Hafenplatz zu erreichen und auf dem Wege dahin noch Spanien naturwissenschaftlich kennen zu lernen. In dieser Absicht durchzogen sie einen Theil von Alt-Kastilien, so wie der Provinzen Leon und Galizien, um den Hafenplatz Corunna zu erreichen.
Mit lebhafter Freude meldete Alexander von Humboldt das nahe Ziel seiner lange gehegten Wünsche und Lebenspläne an seinen älteren Bruder zu Paris und seine brieflichen Schilderungen Spaniens, die von der frischen, frohen Reiselust in den lockendsten Farben gemalt sein mochten, weckten auch in Wilhelm von Humboldt den Entschluß zu einer größeren Reise dorthin, denn schon im Februar, als Alexander also noch auf dem Wege nach Madrid verweilte, mußte er das schöne Spanien gegen seinen Bruder so anlockend geschildert haben, daß um diese Zeit bereits die Frau von Humboldt in ihre Heimat schrieb: es gedenke Ende März ihr Mann, während sie mit den Kindern in den Pyrenäen bleiben werde, allein nach Madrid oder vielleicht gar bis Lissabon zu reisen. – Und die ferneren Schilderungen Alexanders auf seinem Wege von Madrid nach Corunna müssen nicht weniger anziehend und dem Entschlusse Wilhelms fördernd gewesen sein, denn sein Weg führte ihn an den schönen Gebirgsketten und Felsen-Galiziens und an den Granitspitzen bei Corunna vorüber, wo er die Bildungen derselben zum Gegenstande interessanter Untersuchungen machte und ein anziehendes Bild von den Durchbrüchen des Meeres entwarf, das einst diese vor vielen Jahrtausenden zusammenhängend gewesenen Bergketten und schroffen Felswände zerrissen haben mußten. – Solche briefliche Darstellungen in der genialen Anschauungsweise eines Alexander von Humboldt waren dann ohne Zweifel Ursache geworden, daß der bescheidene Reiseplan, wie ihn Frau von Humboldt im Februar angedeutet hatte, nunmehr von ihrem Gemahl ausgedehnt wurde, und die ganze Familie im Juli eine Wanderung durch Spanien unternahm. Auch Wilhelm von Humboldt gab über diese Reise nach Spanien »Reiseblätter« heraus, die in der That die innere Verwandtschaft beider Brüder recht in's Licht stellen. So wie Alexander auf seinen naturwissenschaftlichen Wegen auch überall seinen Blick umfassend auf ethnographische, sprachliche, geschichtliche und philosophische Standpunkte erhebt (auf denen Wilhelm eigentlich lebte), so findet man umgekehrt bei Wilhelm, dessen Gebiet der Anschauung doch gerade das Innerliche und Ideale des Lebens war, auch die herrlichsten Darstellungen der äußeren Natur und der Welt der Wirklichkeit – beide Brüder zeigen in solchen Auffassungen so recht ihre gemeinschaftliche geistige Heimat.
Alexander von Humboldt kam mit seinem Begleiter in Corunna an – aber ein neues Hinderniß trat ihnen drohend entgegen – die Engländer hatten den Hafen blokirt, um die Kommunikation zwischen dem Mutterlande Spanien und den amerikanischen Kolonien abzuschneiden. – Die beiden Reisenden waren allerdings von dem Minister und ersten spanischen Staatssekretär, dem Offizier Don Raphael Clavigo empfohlen, welcher hier seit einiger Zeit die Aufsicht über die Seeposten führte und auf die erhaltene Weisung vom Minister nichts versäumte, um den beiden Fremden den Aufenthalt so angenehm als möglich zu machen, da sie abwarten mußten, daß die blokirenden englischen Fregatten das Auslaufen gestatten würden. Im Hafen von Corunna lag ein Schiff, die Corvette Pizarro, welche bestimmt war, nach Havanna und Mexiko zu segeln, aber durch die englische Blokade zurückgehalten wurde. Der Offizier Clavigo ertheilte Humboldt den Rath, sich auf diese Korvette einzuschiffen und eine günstige Gelegenheit zu erwarten, die offene See zu erreichen. – Die beiden Reisenden nahmen diesen Rath an und als sie für ihre kostbaren Instrumente einige Sorge trugen und auch den Wunsch äußerten, daß sie gern die Insel Teneriffa besucht hätten, befahl Clavigo dem Kapitän der Korvette Pizarro, nicht nur die physikalischen Instrumente Humboldt's sicher unterzubringen, sondern auch an jener bezeichneten Insel so lange anzuhalten, als die Reisenden Zeit gebrauchen würden, den Hafen von Orotava zu besuchen und den Gipfel des Pik von Teneriffa zu besteigen.
Die paar Tage, welche nun noch verstrichen, ehe die Effekten eingeschifft werden konnten, benutzten sie theils zur kunstgerechten Zubereitung der bereits in Spanien gesammelten Pflanzen, theils zum Briefschreiben, theils zu kleinen Ausflüchten nach dem, am andern Vorsprunge der Hafenbucht liegenden Orte Ferrol, um auf diesem Wege Experimente über die Temperatur des Meeres und über die Wärmeabnahme in den übereinander liegenden Wasserschichten zu machen, und hier schon fanden sie das für die Sicherheit der Seefahrer so höchst wichtige Resultat: daß die Nähe einer Sandbank schon lange vorher, ehe das Senkblei gebraucht werden kann, sich durch die schnelle Abnahme der Temperatur des Wassers an der Oberfläche verräth und der Schiffer also die Nähe der Gefahr durch das Thermometer weit früher als durch das Senkblei zu erkennen vermag. – Im Augenblicke des Einschiffens schrieb A. v. Humboldt noch einen Brief an Kapitän Baudin, worin er diesen an ein früher gegebenes Versprechen erinnerte, wenn die verzögerte Expedition einst noch ausgeführt werden und er seinen Weg um das Kap Horn nehmen sollte, Humboldt ihn entweder in Montevideo oder in Chili, Lima oder wo er sich auch in den spanischen Kolonien aufhalten möge, aufsuchen wolle. Dieser Brief wurde für Humboldt von wichtigen Folgen. Durch falsche Zeitungsnachrichten wurde er nämlich auf der Insel Kuba zu dem Glauben verführt, daß Baudin wirklich seine Weltreise begonnen habe und Humboldt reiste, seiner Verabredung eingedenk, mit Bonpland nach Portobello über die Landenge von Panama an die Küste der Südsee und machte so eine Reise von mehr als 800 Meilen in ein Land, das zu durchreisen gar nicht in seinem ursprünglichen Plane gelegen hatte. – Wir kommen später darauf zurück.
Ein heftiger Sturm, welcher sich mit hohem Wellenschlage und einer Flut aus Nordwest erhob, nöthigte Humboldt und Bonpland zur schnellen Abbrechung ihrer Experimente, wurde ihnen aber außerordentlich günstig für ihre Reisepläne. Die. beiden englischen Fregatten und das Linienschiff, welche den Hafen blokirt hielten, wurden vom heftigen Sturme gezwungen, die spanische Küste zu verlassen und mehr in's offene Meer sich zu entfernen; der Offizier Clavigo rieth, diesen Moment zu benutzen, Instrumente und Gepäck schleunigst einzuschiffen und die zeitweilige Entfernung der englischen Kriegsfahrzeuge nicht ohne Versuch des Auslaufens vorübergehen zu lassen. Humboldt und Bonpland gingen in aller Eile unter Segel, mußten aber, des immer stärker werdenden Westwindes wegen, mehrere Tage lang laviren, bis sie endlich, ohne von den kreuzenden englischen Schiffen, denen ihr Fahrzeug auszuweichen suchte, bemerkt zu werden, am 5. Juni Nachmittags in die offene See steuerten, nach einer halben Stunde am Herkulesthurme (dem Leuchtthurme von Corunna) vorübersegelten und gegen Abend in das unruhige freie Meer gelangten, vom frischen Winde getrieben. – Am Tage vor der Einschiffung schrieb Humboldt an seinen Freund Freiesleben: »Mir schwindelt der Kopf vor Freude! Welchen Schatz von Beobachtungen werde ich nun zu meinem Werke über die Konstruktion des Erdkörpers sammeln können! Der Mensch muß das Gute und Große wollen; – das Uebrige hängt vom Schicksal ab!«
Wie mußte Humboldt das Herz schwellen, als er endlich in dieser Spätnachmittagsstunde die neun Jahre lang getragene und so oft getäuschte Hoffnung und Sehnsucht befriedigt sah – welche Gefühle mußten ihn beschleichen, als er 9 Uhr Abends das Licht einer Fischerhütte von Sisarga – als den letzten Gegenstand der europäischen Westküste – erblickte, das in immer weiterer Entfernung sich mit dem Lichte der Sterne vermischte, die sich am Horizonte erhoben. Seine und Bonpland's Blicke blieben unwillkürlich darauf gerichtet. – »O!« ruft er selbst noch nach Jahren aus – »diese Eindrücke verwischen sich nie wieder aus dem Gedächtnisse! – Wie viele Erinnerungen erweckt in der Einbildung ein leuchtender Punkt, der mitten im Dunkel der Nacht abwechselnd über den bewegten Fluten erscheint und die Küsten des Geburtslandes bezeichnet!«