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Wir bieten in dieser dritten, gänzlich umgearbeiteten Auflage unserer Biographie Alexander von Humboldt's dem Publikum ein auf allgemeine Verständlichkeit abgesehenes Werk dar, welches sich als Supplement an die mit dem »Kosmos«-Werke beginnende Cotta'sche Volksbibliothek anschließt. Wir hoffen, daß es in gleicher Weise wird willkommen geheißen werden, wie es bei dem Erscheinen der ersten und zweiten Auflage (i. J. 1851 und 1852) geschehen ist.
Nachdem unsere Biographie, durch Uebertragung in fremde Sprachen, auch bei anderen Nationen Eingang und freundliche Würdigung gefunden hat, glaubten wir zu einer neuen volksthümlichen Ausgabe um so mehr berechtigt und dabei zu einer allgemeinen Festhaltung an Stoff, Ideengang und Auffassung unserer früheren Auflagen verpflichtet zu sein, als das persönliche, wohlwollende Urtheil A. v. Humboldt's »die Sorgfalt und Treue« anerkannte, womit wir das zerstreute Material seines Lebens sammelten und zur Gesammterscheinung seiner Person und Wirksamkeit gestalteten.
Es soll dieses Buch die Vermittelung zwischen dem hohen geistigen Standpunkte Alexander von Humboldt's und dem deutschen Volksbewußtsein abgeben, soll im Lebensbilde des berühmten Forschers die Begeisterung für die Wissenschaft anregen und zum Naturgenusse in denkender Betrachtung der Erscheinungswelt hinüber leiten.
Der Weg, welcher in diesem Buche dazu eingeschlagen wurde, ist ein den Bedürfnissen des Geistes und Gemüthes unseres deutschen, nach Belehrung und Unterhaltung suchenden Publikums entsprechend gewählter – es wurde unmittelbar alles Wissenschaftliche, alles für Verstand und Gemüth Dargebotene an die Persönlichkeit Humboldt's geknüpft und als Lebenszustände und Lebensresultate desselben dargestellt.
Um die reiche Persönlichkeit Humboldt's als ein volles Lebensbild und geistiges Portrait zur Anschauung zu bringen, wurde zuerst die Entwickelung und Wirksamkeit seines Lebens in dessen geistigen, gemüthlichen und geselligen Vermittelungen und den großen Unternehmungen, die seinen Beruf charakterisiren, biographisch geschildert. Der vorgesteckte, möglichst enge Raum, den der Begriff eines Volksbuches schon forderte, so wie der Umstand, daß man nicht von dem geraden Wege des »Biographen« in das weite, lockende Gebiet eines »Reisebeschreibers« abirren wollte – machten es nöthig, daß nur solche Momente der Reise näher herangezogen wurden, woran er seine eigene Persönlichkeit geistig entwickelte und bereicherte, oder die ihn handelnd, fühlend und denkend darstellen und nach Geist, Herz und Gesinnung charakterisiren. – Hieran knüpften wir dann eine allgemeine Uebersicht seiner wissenschaftlichen Lebensresultate, wozu er im »Kosmos« selbst die Materialien lieferte.
Das Bedenken, welches man bei der Biographie eines Lebenden oft zu hegen Grund haben mag, als sei es auf eine verschönernde Verherrlichung abgesehen, kann hier in keiner Weise obwalten, da ja einzig und allein nur das treue Lichtbild eines Mannes aufgenommen zu werden brauchte, dessen Leben thatsächlich sich selbst deutlich genug ausgeprägt hat.
Wir haben uns in der Vorrede zu der ersten Auflage unseres Buches darüber ausgesprochen, warum, trotz der damaligen geringen Kenntniß, welche unser Volk von Humboldt's Leben und von der Entwickelungsgeschichte seiner Größe besaß, doch eine Darstellung derselben so lange auf sich warten ließ; – » mein Leben sucht in meinen Schriften!« erwiderte Humboldt Allen, die ihn um die Materialien zu seiner Biographie angesprochen hatten – eine Antwort hoher Anspruchlosigkeit, aber auch des schönen Bewußtseins, ein »Werk, das den Meister abspiegelt«, geschaffen zu haben.
Seitdem haben Verbreitung, sowie vielfältige Nachahmung und Benutzung unserer Biographie allerdings das Volk mit Humboldt's Entwickelungsleben näher bekannt gemacht, aber es scheint uns jetzt zeitgemäß, dieses Buch in einer noch volksthümlicheren Form mitten in das deutsche Volk zu pflanzen, um es Allen zugänglich zu machen, und wir nehmen dabei Gelegenheit, durch das uns aus hochachtbaren Quellen zugeflossene neue, wenig bekannte Material unser eigenes Buch bis auf die Gegenwart zu vollenden und anderweitige Schriften über Humboldt zu ergänzen.
Hannover, den 31. December 1858.
Der Verfasser.