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England

Die Eingeborenen der Britischen Inseln sind dem Kontinentaleuropäer vollkommen unverständlich. Dies vor allem erklärt das Phänomen der Anglomanie. Kein Volk liebte je ein anderes als das seine; schon gar nicht um seiner selbst willen. Hier erscheint primitivste Selbstsucht so sehr als einzig möglich, daß das politisch unbefangenste Volk, das italienische, den nationalen Egoismus schlankweg zum Heiligen erklärte. So sehe ich die international erfreulichste Nachkriegserscheinung darin, daß nunmehr jedes Volk sich offen zu sich selbst allein bekennt. Die äußerlichen Nachteile, von denen der sichtbarste darin besteht, daß neuerdings jeder, der Schwyzer Dütsche nicht ausgenommen, daheim auch vor Fremden nur seine Mundart redet, werden überreichlich dadurch aufgewogen, daß die Beziehungen von Volk zu Volk fortan zum ersten Mal auf verläßlicher Basis gegründet werden können: Geliebte verrät man gern, sich selber nie. Worauf beruht nun die scheinbare Liebe einer Nation für andere? Wo es sich nicht um jene Liebe handelt, die über den Magen geht, sondern um unverkennbar uninteressierte Neigung und Bewunderung, dort ist die Ursache nie eine andere als die, daß ein Volk sich selbst im anderen im Spiegel sieht, so wie es gerne wäre, genau so wie während des Weltkriegs jeder auf den Gegner sein eigenes schlimmes Unbewußtes übertrug. Die Nichtfranzosen mochten die Franzosen nie als Menschen, trotz aller ihrer nachweisbaren Tugenden. Der deutsche Volksmund beurteilt sie als eitel und oberflächlich, der russische als unaufrichtig und aufgeregt, der spanische als würdelos, der italienische als anmaßend, der englische gar unmittelbar als Affen. Aber Frankreichs magistrature auf dem Gebiet des Geistes und der Lebensform stand gleichwohl zwei volle Jahrhunderte lang nicht in Frage, weil jeder Europäer unwillkürlich in der französischen Synthese von Sinn und Form, von Tiefenverwurzelung und Anmut in der Erscheinung ein absolutes Vorbild sah. So ahmte jeder Gebildetseinwollende, völlig unabhängig von jedem persönlichen Verhältnis zu den Franzosen, um seiner eigenen Vollendung willen Frankreich nach, was dann indirekt dessen Machtstellung zugute kam, meistens sehr zum Erstaunen der anderen, die, weil sie französischen Geist und französische Sprache pflegten, nicht im entferntesten daran dachten, deshalb die Franzosen als höhere Wesen anzuerkennen. Gleiches nun tritt im allerextremsten Grad im Fall der Anglomanie zutage. Nicht um Englands, sondern um seiner selbst willen ist der Kontinentale angloman. Hier ist das absolute Ideal, dem die Verehrung und Nacheiferung gilt, jene englische Selbstbeherrschung, die unwillkürlich Herrenstellung und ausstrahlend Weltherrschaft bedingt. Daß nun aber die englische Werbekraft alle je dagewesenen, daß ich wüßte, übersteigt, liegt am eingangs Gesagten, daß die Briten dem Kontinentaleuropäer vollkommen unverständlich sind. So hindert ihn nichts, sie als reine Ideale und Meditationssymbole zu betrachten. Einem Ideal nun opfert sich jeder gern, er »holt nicht bloß die Kastanien dafür aus dem Feuer«. Man läßt es auch nie für die Unzulänglichkeiten seiner Verkörperung büßen. So wie die Gläubigen des Bolschewismusideals die tatsächlichen Zustände Rußlands überhaupt nicht als Einwand dagegen empfinden, so werden Albion seine Gemeinheiten nie lange nachgetragen. Daß im Nichtverstehen die wichtigste Wurzel der Anglomanie liegt, beweist endgültig die an deren Adepten vorgenommene Gegenprobe. Nie haben Kontinentale, die sich noch so englisch kleiden, noch so viel englisch reden, noch so viel englische Lebensformen affektieren, mit echten Briten auch nur die geringste innere Ähnlichkeit.

 

Worin liegt das Unverständliche dieser Insulaner? Es liegt an der in Europa einzigartigen Einstellung ihrer Psyche. Bei ihnen ruht der Akzent nicht auf dem Bewußtsein, sondern dem Unbewußten. Nicht Verstand, sondern Instinkt, im Höchstfall Intuition, bestimmt ihr Leben. Diesem aber erscheinen sie, als extravertierte Empfindungstypen, d. h. als Menschen, die ursprünglich nach außen zugekehrt, mittels ihres Empfindens ebenso direkten psychischen Kontakt mit ihrer Umwelt haben, wie ihn ein jeder physisch hat, ganz anders selbstverständlich eingefügt als irgendein anderer Europäer. Zu ihrem Wesen findet zumal der Deutsche und der Franzose, d. h. der Denktypus unter uns, nur durch Vergleich mit Tieren verstehenden Zugang. Als Marschall Roberts starb, enthielt ein Nekrolog den Satz: Roberts besaß zwei große Tugenden: erstens seinen Instinkt, zweitens seinen Glauben an seinen Instinkt. Man höre Franzosen einen Foch oder Deutsche einen Moltke so beurteilen! Auf dem Kontinent pflegt man dergleichen allenfalls über prämierte Jagdhunde auszusagen. Jagdhund- mehr als menschenähnlich erscheint nun die englische Veranlagung dem denkenden Kontinentalen durchaus. Der Durchschnittsbrite reflektiert eigentlich nie. Tut er's, so ist das Ergebnis meist verheerend; gilt letzteres ausnahmsweise nicht, so überkommen uns unwillkürlich die Gefühle, auf die sich das Wort Rivarols bezieht: Si un homme, connu pour être bête, dit un mot d'esprit, cela a quelque chose de scandaleux, comme un cheval de fiacre au galop. Wenn irgendwo, dann gilt im Fall der so exquisiten echten Geistigen Englands, daß die Ausnahme die Regel bestätigt. Die ganze Nation als solche hat gegen Denken und vor allem gegen Insistieren auf geistigen Problemen ein unüberwindliches Vorurteil. Ich begriff nicht, warum englische Kritiker ausgerechnet mir lack of sense of humour vorwarfen, bis ich erkannte, daß dies die englische Art war, ihnen Unbequemes zu erledigen. Wie ein Sozialreformer jenseits des Kanals durch die bloße Insinuation that he sneers at the king ohne weiteres unmöglich zu machen ist (oder doch kürzlich noch war), so wird der Gefahr tieferen Denkens durch die Suggestion dessen vorgebeugt, daß es Humorlosigkeit als lack of sense of proportion beweise. Und ein klargefaßter tiefer Gedanke fällt auch wirklich aus dem Normalzusammenhang englischen Lebens heraus. Schon zu Königin Elisabeths Zeiten war der deutsche Geist ( er bewirkte bekanntlich die Reformation mit ihrem Anspruch auf Selbstdenken) ein Schreckgespenst für respektable Briten; schon damals galt Geist als solcher als ungesunder deutscher Import. Jedem Philosophen wird dort deutsche Schwere vorgeworfen. Und nicht mit Unrecht: es ist unmöglich, als Philosoph überhaupt nicht vollkommen unenglisch und in der modernen Welt nicht wesentlich deutsch zu sein, so wie jeder Philosoph in Römertagen wesentlich griechisch erschien. Doch derselbe Engländer, der gegen geistige Problematik eine an Ekel grenzende Abneigung spürt, urteilt oft auch auf geistigem Gebiete sicherer als ein nicht hochbegabter Kontinentale, vorausgesetzt, daß das fragliche Problem ihn innerlich angeht. Geht es ihn nicht innerlich an, dann urteilt er andererseits auch nicht. Hier sehen wir wieder den Vorzug tierartiger Anlage: der tierische Instinkt ist unfehlbar; aber er setzt dort allein ein, wo es im Zusammenhang des Tierlebens nötig und richtig ist; ihm nicht Entsprechendes ist für ihn einfach nicht da; es fehlt in seiner Merkwelt. Hier liegt denn der schöpferische Sinn der oft bemerkten Tatsache, daß Engländern die Tat ihr ein und alles ist; junge Leute »tun« etwas zusammen, sie reden kaum, oder wenn, dann doch nur offenkundig Nebensächliches oder Sinnloses; für alle ist das rising to emergencies typisch – wenn ein bestimmter praktischer Entschluß zu fassen und auszuführen ist, dann fällt er ihnen auch ein; und alle sehen im Daherlaufen hinter einem Ball ein Sinnvolleres als im Lesen guter Bücher, das nicht die Vorarbeit zu irgendeinem praktischen Erfolge darstellt. Hieraus wird weiter klar, inwiefern die so willensmächtigen Engländer, denen selfcontrol Nationalideal ist, doch durchaus keine Willensmenschen sind: der Sinn des selfcontrol-Ideals liegt in andauernder instinktiver Tatbereitschaft; der Hemmungsmechanismus des eigentlichen Willens setzt nur bei Reflexion ein; die Engländer aber leben wie die Tiere aus dem spontanen Unbewußten heraus, die Grundfunktion, mittels deren sie ihre Ziele erreichen, ist folglich, genau gemäß Coué's Lehre, die Phantasie. Endlich erklärt sich aus ihrer Tierhaftigkeit ihre besondere Härte und Rücksichtslosigkeit. Noch nie vernahm man von einem Löwen oder Wolf, der sich, solang er hungrig war, menschlichen Erwägungen zugänglich erwies; wozu der Instinkt sie treibt, das setzen Raubtiere unbefangen durch. Sind sie satt, dann sind sie andererseits harmloser als Hunde. In der Zeit, da Briten und Franzosen um die Vorherrschaft in Nordamerika stritten, waren beinahe alle Indianer der letzteren Freunde: sie ließen besser mit sich reden. Aber ebendeshalb unterlagen sie.

Ja, der Engländer lebt aus anderen Grundfunktionen heraus als wir. Er ist der Tiermensch. Ist er auf der untersten Stufe Pferdemensch mit entsprechendem Pferdegesicht; ist er im allgemeinen, in der Terminologie der Huterschen Physiognomik, Bewegungstyp, weshalb die hübscheste Miß durch Mangel an Innerlichkeit so oft einem Tennisracket gleicht – wie soll ein Weib sinnlichen Charme entwickeln, wenn es grundsätzlich old girl tituliert wird und das höchste Lob lautet, daß sie good sport sei? wie soll es nicht, so entzückend es in seiner Jugend sei, im selben Sinn, wie der napoleonische Soldat den Marschallstab im Tornister trug, die wetterharte alte Jungfer mit den langen Zähnen und nicht die Geliebte und Mutter im Tornister tragen? –, so ist er im Höchstfall das Idealbild des politischen Tiers. Da nun ist er in politischen Belangen ebenso sicher wie der Vorsteherhund in Rebhuhn-Fragen. Aber er weiß eben auch in der Politik wie ein solcher Bescheid nicht wie ein denkender Mensch. Meist denkt er sich gar nichts dabei, was er betreibt; wenn im europäischen Sinne denkfähige Engländer – und freilich gibt es solche – darin übereinstimmen, daß to muddle through der Normalweg englischen Vorwärtskommens sei, daß das britische Weltreich ohne entsprechende Absicht entstanden ist, so wissen sie wohl, was sie sagen. Jedenfalls denkt der fähigste englische Kolonialbeamte, dem man die weitsichtigsten Maßnahmen nachweisen kann, für sich selten an anderes wie an Essen, Trinken; Sport, und wenn er jung ist, an Flirt. Nun lebt aber England nicht mehr allein für sich; es muß so tun, als seien seine Eingeborenen Leute wie andere Menschen. Daraus ergeben sich denn die wunderlichsten Situationen. Englische Staatsmänner begründen, als ob sie Franzosen wären, sie bekennen sich zu Programmen und Idealen wie Deutsche. Doch die Begründungen halten selten dem leisesten Nachdenken stand, die Programme wechseln mit der Windrichtung, und was die Ideale betrifft, so scheint keine Praxis je für Engländer mit diesen in Widerspruch zu stehen. Der naive Kontinentale hat natürlich den Eindruck vollendeter Unaufrichtigkeit, von Perfidie und Charakterlosigkeit. Aber die Folgen der sogenannten Heuchelei, des sogenannten Umfallens, beweisen, daß der Eindruck nicht richtig sein kann. Trotz aller bewiesenen Hypokrisie findet England immer wieder Vertrauen, trotz alles Umfallens verliert es nicht allein seine Würde nicht, es kommt voran und wie. Während der napoleonischen Kriege verlangte ein spanischer General einmal vom bedrängten Engländerführer, der ihn um Hilfe anging, er solle zuerst auf die Knie vor ihm fallen. Nachher erzählte dieser daheim beim Portwein: down I went, of course … Alle Welt in England verstand. Dank dem hatte er ja gesiegt. All's fair in love and war. Gerade wo es sich um Ideologien und dergleichen handelt, ist für den Briten expediency das erste und letzte Wort. Wie soll der Durchschnittskontinentale das verstehen? Das meiste und wichtigste dessen, womit sein Bewußtsein sich an erster Stelle befaßt, was dieses füllt, bestimmt, spielt beim Briten eine sekundäre Rolle. Auch dieser bekennt hohe Ideale, doch sieht man näher zu, so sind das vom Europäerstandpunkt Spielregeln; in welchem Sinn, hat Galsworthys Loyalty aller Welt offenbart. Man muß seinem Land, seiner Partei, seinem Stand, seinen Vorurteilen gegenüber loyal sein. Die Frage absoluter Werte stellt sich nicht. Es ist gleichsam Zufall, wenn unsere Ideale mit englischen koinzidieren, was sie übrigens in Fragen des Privatlebens häufig tun; die psychologische Wurzel des Gleichen ist jeweils verschieden. Der Brite lebt aus Instinkt, aus Intuition, braucht den Verstand nur, um diesen den Weg zu ebnen, zumal um Zeit zu gewinnen. Das kann zumal kein Deutscher verstehen, dem abstrakte Erwägungen bestimmende Wirklichkeiten sind. Aus allen diesen Gründen ist das meiste dessen, was in Deutschland und dem ihm in Verstandessachen so ähnlichen Frankreich über Engländer geschrieben wird, falsch. Und es war wohl immer falsch. Gab es je den berühmten englischen spleen? Dieses Volk hat gewiß mehr Wandlungen durchlebt als irgendeins. Dank seinem unmittelbaren psychischen Kontakte mit der Außenwelt und seiner Unbewußtheit wandelt es sich unwillkürlich in Korrelation mit Zeiteinflüssen. Ganz selbstverständlich will es unter neuen Verhältnissen nicht mehr das Alte. Neue geistig-seelische Impulse dringen beim Engländer, ohne ihm meist bewußt zu werden, viel tiefer als bei anderen ein, sie wirken sich in seiner ganzen Psyche aus und produzieren dadurch Veränderungen, die bei bewußteren Völkern, die überdies an Prinzipien glauben, viel langsamer, wenn überhaupt erfolgen. Insofern ist es gerade der von den Franzosen so perhorreszierte »Empirismus«, der den Engländern ermöglicht, zeitgeistbedingte Krisen rechtzeitig vorwegzunehmen. Er bedingt gleichzeitig ihre so glückliche Unsentimentalität, ihr Nicht-an-der-Scholle-kleben, ihr inneres Preisgeben des Unhaltbaren: was beim Bewußten Erinnerung bliebe, setzt sich bei ihnen in aktuelle Neueinstellung um. Die Engländer der Normannenzeit waren baltischen Baronen am ähnlichsten, die des elisabethanischen Zeitalters unterschieden sich nur wenig von den Vlamen der Unabhängigkeitskriege; wenn Shakespeare Brite war, so hätte es fast auch Rubens sein können. Der Puritaner, der Methodist waren jeweils ein völlig Neues, und so hat England auch den Weltkrieg physiologisch am tiefsten erlebt; der zwanzigjährige Brite ist heute dem Bolschewisten verwandter wie seinem victorianischen Großvater. So redet die englische Miß heute ebenso unbefangen von ihrem sexual complex, wie sie früher in Form victorianischer Unschuld unbefangen war. Allein ich zweifle, noch einmal, ob es jemals spleen gab. Die Dinge liegen wohl so: die Kontinentalsperre hatte einfach den insularen Charakter der Eingeborenen der Britischen Inseln zeitweilig überpotenziert. So wirkten sie noch unverständlicher als sonst. Zumal sie zuerst, nach Aufhebung der Sperre, arg exzentrisch auftraten, in Kleidung (die Operetten meiner Jugendzeit enthielten noch das Echo davon) wie auch sonst. Einer der ersten Lords, der den Kanal überquerte, ließ sich in Paris, wo er auch ging, von einem Lakaien einen Papagei vorantragen. Äußerlich berührte sich dies mit der Gepflogenheit des Dichters Gérard de Nerval, auf den Boulevards in Begleitung einer gezähmten Languste zu flanieren. Doch es bedeutete anderes. Beim Franzosen war es die Selbstreklame eines Dichters, welcher nach Lesern angelte; beim Engländer unbefangener Individualismus.

 

Der Engländer steht, psychologisch beurteilt, dem Tiere zweifellos näher als dem intellektualisierten Europäer. Nur wer dies einsieht, wird ihm gerecht. Ihm wird Heuchelei vorgeworfen: niemand heuchelt weniger als er, und zwar gerade, wo er unter der Firma idealer Ziele rücksichtslos seinen persönlichen Vorteil wahrt. Denn an seine Ideale glaubt er bewußtermaßen wirklich, genau so wie an seine Religion; der Triebfedern seines Unbewußten ist er sich gänzlich unbewußt. Eben deshalb wirkt er so selten moralisch häßlich. Diese Wirkung erfolgt nur, wo eine selbstsüchtige Tat mit dem Bewußtsein ihrer Bedeutung geschieht. Solches gilt am meisten vom Deutschen; ihm verzeiht man nichts, denn man fühlt, daß er wissen könnte und sollte. Hätte er beim Ränkespiel der Politik wenigstens das naiv gute schlechte Gewissen des Italieners, so wirkte er auch noch unschuldig. Vom Deutschen aber weiß man, daß man ihm alles nur mögliche Gewissen zutrauen darf. Dem Engländer nun verzeiht man buchstäblich alles, weil er, vom Reflexionsstandpunkt beurteilt, Tier ist. Seine Machtinstinkte wirken in ihm tierhaft unbewußt. Nie stellt sich ihm die Frage, ihnen nicht zu folgen. Solch großartige Unschuld und Unbefangenheit ermöglicht natürlich erst recht in unserer überbewußten Zeit das sonst Unmögliche. England breche noch so viele Verträge – man haßt es wohl, doch nie mit häßlichen Gefühlen. England hat Deutschland zweifellos mehr Schaden zugefügt als Frankreich, und doch ist es mit allem Englandhaß in Deutschland vorbei. England hat Indien gegenüber keine Zusage des Kriegsbeginns und -endes gehalten, und doch hat es das Vertrauen der meisten Inder noch nicht ganz verloren. Ganz wunderbar versteht es hier der tierische Machtinstinkt, die Mittel des Menschengeists seinen Zwecken dienstbar zu machen. Dies gilt zumal von der Sprache. Was einmal gesagt worden ist, wird im richtigen Augenblick faktisch vergessen. Es wird grundsätzlich nie gesagt, was zu verschweigen zweckmäßiger erscheint. Mehr als ein Kolonialbesitz gelangte so in britische Hände, daß zuerst ein privater Buccaneer sich an fremdem Eigentum vergriff. Erhoben die geschädigten Fremden Vorstellungen, so blieb England taub. Es nahm jedoch, ebenso taub für alle Gründe und ohne auf Einwände zu antworten, den britischen Bürger in Schutz, wenn nun die Fremden sich selbst zu ihrem Recht verhelfen wollten. Kürzlich wurde einem Deutschen, den ich kenne, da er das Recht dazu nachweisen konnte, offiziell sein beschlagnahmtes englisches Vermögen freigegeben. Doch der Verwalter gab es nicht heraus. Er antwortete einfach nicht, und so wird England das Geld wohl behalten, denn der einzige Ausweg läge jetzt in einem Prozeß, der unter allen Umständen zu teuer zu stehen käme. Sicher fühlt sich der betreffende Trustee dabei ehrlich. Tiere denken eben nicht nach. Sie haben ganz unschuldig kein Gewissen. So fanden die Klagen des von der Ostindienkompagnie so beispiellos ausgebeuteten Indiens so lange völlig ehrliche taube Ohren, als nicht der englische Machtinstinkt von sich aus Entgegenkommen gebot. Und ebenso behalten die heutigen Beamten Indiens, mögen sie noch so große Fehler begehen, ganz ehrlich immer recht, weil sie aus Selbsterhaltung nie unrecht haben können. Nicht anders fühlt sich England gegenüber Irland kindlich unschuldig.

Doch aus dem gleichen Machtinstinkt heraus weiß der Engländer im rechten Augenblicke zu verzichten, und er tut auch dies so selbstverständlich ehrlich, daß sich die Frage des Umfallens im Bewußtsein der anderen ebensowenig stellt, wie die der Schuld in den vorher betrachteten Fällen. Tiere können nicht inkonsequent sein. Und hierzu tritt ein weiteres: unwillkürlich empfindet jeder den Zustand vor dem Sündenfall, vor dem Essen vom Baum der Erkenntnis, als den seligeren. Eben in diesem Sinne unschuldig wirken die Briten. Weiß der Himmel, ob nicht Adam und Eva Allerschlimmstes anstellten, bevor sie vom Baum der Erkenntnis gegessen hatten: jedenfalls trug Gott es ihnen dazumal nicht nach. Diese Tatsachen sollte jeder Philosoph und Moralist wohl bedenken: sie beweisen, wie mir scheint, abschließend, daß jedem alles zugestanden wird, was ihm entspricht, was er insofern unschuldig tut.

 

Doch mit der Bestimmung der Engländer als tierartiger Geschöpfe ist natürlich nicht alles gesagt. Selbstverständlich ist ihr Anspruch, eine höhere Rasse zu sein, nicht nur gegenüber anderen Europäern, sondern auch gegenüber Chinesen und Indern lächerlich. Sie sind ihnen nur als politische Tiere überlegen, und es ist sehr die Frage, ob die aristotelische Bestimmung nicht gerade insofern zutrifft, daß das politische Können noch der Tierstufe angehört. Aber die Briten haben auch sonst große Vorzüge. Sind sie intellektuell minderwertig, so sind sie psychologisch desto begabter. Ihre Fähigkeit der Menschenbehandlung ist außerordentlich. Und die setzt voraus, daß sie mehr denn tierische, und abgesehen von den intellektuellen, hervorragende rein-menschliche Eigenschaften besitzen müssen. Der Engländer hat in der Tat wie kein zweiter Europäer, und dies wohl gerade dank seiner Unintellektualität, ein unmittelbares Verhältnis zum Menschen im Menschen. Es ist der Mensch, den er in erster und letzter Instanz im Menschen sieht und versteht. Das tut er auch im Fall von praktisch Bedrückten. Nie tut er so, als ob sie keine Menschen wären, immer gesteht er ihnen ihre Eigenart als Menschenrecht zu; nie erweckt er das Gefühl, als gelte ihm das Sachliche mehr als das Persönliche. Dies ist denn der Grund, warum er auch seitens der Bedrückten immer geachtet wird. Denn daß ein Mensch einen anderen niederringt und daraus persönlichen Vorteil zieht, findet jeder natürlich; was er niemals verzeiht, ist einzig und allein, daß sein Sosein als solches negiert wird. In dieser Hinsicht nun ist der Engländer der allermenschlichste Mensch. Jedem gesteht er seine sämtlichen Vorurteile zu. Alle Gebräuche werden erlaubt, solange sie als fairly harmless gelten können (die Grenze liegt in Indien bei der Witwenverbrennung). Diese Achtung sitzt so tief, daß sie in jeder Redewendung zum Ausdruck kommt. Nie wird, außer direkten Untergebenen, befohlen, dies und das zu tun. Es heißt: ma'y we suggest to you that you may perhaps wish to do such and such a thing? Unter allen Umständen bleibt die Form gewahrt, daß jedes Einzelnen Wille letztlich entscheidet. Nie wird eine so scharfe Wendung gebraucht, daß eine Behauptung Gegenbewegungen auslösen könnte. Ist etwas über das Wetter zu bemerken, so sagt der Betreffende wohl: I think I may say without fear of contradiction – at least, it seems to me so and I should not wish for anything to hurt anybody's feelings – that the weather of today may perhaps be safely called not really bad, that would perhaps be saying. too much, but somewhat less satisfactory than the weather of yesterday. Don't you think so too? Wo nein geantwortet werden müßte, wird wenn irgend möglich ganz geschwiegen, Unangenehmes grundsätzlich nicht berührt, und wenn doch, dann in desto verbindlicherer Form. In diesem Verhalten liegt nun auf alle Fälle, vom praktischen Standpunkt beurteilt, absolute Weisheit. Denn hier erscheint jeder Mensch tierisch primitiv. Nur unangenehme Eindrücke trägt er wirklich nach. Was er erst als Geschehnis rekonstruieren muß, nimmt nur der Ausnahme-Mensch dem anderen übel. So galt aller Haß in Rußland nach 1905 den Gutsbesitzern, die bei den Strafexpeditionen gesehen wurden. So kann man jeden zu allem möglichen bewegen, wenn man ihm nur die Möglichkeit läßt, sich für das Geforderte rein persönlich zu entscheiden – und bestehe diese Freiheit auch in nichts Besserem als darin, angesichts der höflich vorgestellten Alternative, zwischen der Börse und dem Leben zu wählen, sich für letzteres zu entscheiden. Nicht anders beherrschen kluge Frauen von je die Männerwelt. Auf diese Art nun, mit dem freien Willen der anderen an erster Stelle zu rechnen, nie auch nur daran zu denken, deren Willen zu brechen, beruht die ganze Möglichkeit des englischen Imperiums. Es gibt nur zwei Arten des Beherrschens: Gewalt und Autorität. Gewalt frommt nie für die Dauer; hier ist die materielle Macht die erste und letzte Instanz, und der Herrschende ist immer in der Minorität. Doch nicht nur jeder erfahrene Menschenbeherrscher, auch jeder einigermaßen fähige Tierbändiger operierte von jeher, nachdem er einmal auf gewaltsamem Wege gesiegt, grundsätzlich nicht mit Gewalt, sondern mit Verständnis und Achtung und der sich daraus ergebenden Autorität. Dauernde Macht hatte immer der allein, der zwar über alle Möglichkeiten des Zwangs verfügte, doch solchen nur im Extremfall ausübte und auszuüben brauchte; denn nur er verfügte über die Naturkraft des freien Willens der Beherrschten. Daß nicht nur die englische Politik, sondern auch die englische Kindererziehung auf die skizzierte Weise vorgeht, ist allbekannt.

 

Woher diese außerordentliche Gabe? Sie ist zum Teil das Produkt des germanischen Freientums, das nirgends reiner als auf den britischen Inseln fortlebt. Der germanische Freie war von jeher so sehr Individualist und eigenwillig, daß sich schon früh Formen herausbildeten, die ein Zusammenleben unbeschadet der Unabhängigkeit ermöglichten. Vor allem aber beruht sie wieder auf dem Tierartigen der englischen Einstellung. Wie der allein einen guten Psychiater abgibt, für den sich zunächst die Frage stellt, ob er als Arzt oder als Patient das Irrenhaus beziehen soll, wie der allein zum Tierbändiger geschickt ist, in dem selbst viel von der Raubtierseele lebt, die er ebendarum liebt, so kann nur der primär, d. h. von sich aus mit den Grundinstinkten Rechnende so sicher auf sie bei anderen Rücksicht nehmen. Nur mit ihnen nämlich rechnet die englische Umgangsart. Und sie tut es gerade auch, insofern sie andererseits den bewußten Nachdruck nie aufs Primitive legt, sondern da im Gegenteil allen nur erdenklichen »Schmu« macht und verlangt: gerade so ist ja das Verhältnis von Ober- und Unterbewußtsein wirklich. Das Primitive bestimmt, doch im Bewußtsein herrschen andere Motive vor. Dies ist die wirkliche Ordnung, und die meisten Mißbegriffe der Freudschen Psychoanalyse beruhen darauf, daß sie diese natürliche Ordnung umzukehren versucht. Aber vom politischen Standpunkt bestimmt letztinstanzlich allerdings das Primitive. Dies beweist abschließend das bloße Dasein des englischen Imperiums sowie die ungeheure Werbekraft englischer Lebensform. Im Grunde ist sogar die englische Umgangssprache kaum wesentlich anders als die, mit der Kornacken zu ihren Elefanten sprechen. Wenige stereotype Redensarten. Infinitive. Grammatikalisch möglichst einfache Sätze. Recht viel ermunternde Zwischenrufe. Entschuldigungen. Der Gesprächsstoff betrifft ausschließlich Nächsthegendes, das unter keinen Umständen für irgend jemand persönlich Peinliches enthalten darf. Überdies wird immer nur angedeutet, nicht im französischen Sinne klar und bestimmt gesagt, was gemeint wird: so behält jeder die Möglichkeit, sich seinen strikt persönlichen Teil zu denken und sein persönliches Geheimnis zu bewahren.

Doch die Bestimmung des Tierhaften sagt auch hier das Letzte nicht. Entscheidend ist der primär soziale Charakter des englischen Selbstbewußtseins. Daß es zunächst nur die eigene Nation und Rasse betrifft, ist selbstverständlich, da es sich um Instinkthaftes handelt und kein durch moralische Erwägung Geschaffenes. Innerhalb der eigenen Volksgemeinschaft nun geht das englische Selbstbewußtsein überall vom Zusammenhang von Ich und Du aus und kennt folglich die Problematik überhaupt nicht, die der asoziale Deutsche in der Ich- und Du-Beziehung sieht. Gute Beziehung zum Mitmenschen ist dem Briten primär wichtiger als alles andere. Wenn die Problematik englischer Romane auf Kontinentale wie Kinderproblematik wirkt mit ihren Grundnormen des Bravseins, des richtig Handelns, des Courage Beweisens und auf andere Rücksicht Nehmens, so liegt dies daran, daß das englische Leben insofern tatsächlich durchaus ein Kinderleben ist. Wie Galsworthy Bernard Shaw einmal vorstellte, wenn er so fortführe, werde er bald keinen Freund mehr besitzen, gab dieser ihm zurück: und wenn Sie auf die bisherige Weise weitermachen, so haben Sie bald keinen einzigen Feind. Das ist das Kinderideal. Für Kinder gibt es kein Höheres als gutes Zusammenleben schlechthin. Allein Kinder sind in dieser Sphäre weiser als Erwachsene; alles gute Zusammenleben beruht tatsächlich auf der Befolgung der für sie gültigen Normen. So erwächst aus der Wurzel des Primitiven die höchste Blüte englischen Soziallebens. Dem Engländer ist »Leben und Lebenlassen« selbstverständlicher Leitspruch. Für ihn versteht sich von selbst, daß auch der Gegner mit zur Gemeinschaft gehört. Denn unter individualisierten Wesen kann diese unmöglich auf »Gesinnungsgleichheit« beruhen, wie dies der Deutsche meint, wodurch allein er schon seine vollendete soziale Unbegabung beweist, sondern einzig auf dem Grundsatz let's agree to differ. Daher die Möglichkeit eines produktiven Parlamentarismus in England gegenüber der Unmöglichkeit eines solchen in Deutschland, weil dort jeder den Andersdenkenden und Gegner in erster Instanz als zu sich gehörig anerkennt. Daher der Mangel an. Bitterkeit und Gehässigkeit in Englands sozialen Kämpfen. Gekämpft wird gegebenenfalls so hart wie nur irgendwo, doch immer wie unter gleichberechtigten. Gegnern. Jeder Konservative findet es selbstverständlich, daß die Arbeiterpartei, auch ihre Chance haben will, und gönnt sie ihr. Zur Zeit des großen Streiks von 1926 steuerte der Prinz von Wales zur Versorgungskasse der Streikenden persönlich bei und zu bestimmten Stunden spielten Arbeiter und Polizisten friedlich miteinander Fußball. Ebendeshalb können in England noch Kastenunterschiede fortbestehen, wie es sie in Europa nirgends mehr gibt. Was als Hochmut gegenüber dem »foreigner« oder »native« unerträglich wirkt, weil das primäre Gemeinschaftsbewußtsein des Briten nur die eigene Rasse umschließt, erscheint daheim nicht als Hochmut, sondern als unbefangene Bejahung der Wirklichkeit. Die verschiedenen Schichten sind etwas jeweils anderes; wo nun jedem auf seiner Stufe volle Menschenwürde zuerkannt wird, hat der Geringste keine Veranlassung, darstellen zu wollen, was er nicht ist. Ein guter Butler führt ein Leben strikt für sich, nur im Dienst an dem seiner Herrschaft teilnehmend, und nimmt es beinahe übel, wenn diese sich nach seinem Privatleben, ja auch nur nach seinem Befinden erkundigt: das geht sie doch nichts an. Und so weiß ich von einem Fall, wo ein konservativer Peer seine Schwester, die Suffragette war, als solche ins Gefängnis kam und einen Hungerstreik inszenierte, moralisch unterstützte: was sie dachte und tat, war ihre Sache; sie war ein anderes als er. Aber sie tat es den gleichen moralischen Normen gemäß, die auch er anerkannte, und damit war alles gut. In England wird das Polaritätsverhältnis von Ich und Du in allen Hinsichten vollkommen richtig berücksichtigt, und gehandhabt. Für sich soll jeder denken und tun, was er will. Kein Mensch wagt es auch nur, ihn in seinem Da- und Sosein zu kritisieren. Er darf auch exzentrisch sein. Im Londoner Hyde-Park wird den unwahrscheinlichsten Rednern höflich gelauscht. Niemand bleibt dort auf der Straße vor einem ungewöhnlichen Schauspiel gaffend stehen. Ja, ich erinnere mich, in London einmal einem Dichter begegnet zu sein, der zum Prinzip hatte, zum Frack mit nackten Füßen zu gehen. Das war schließlich seine Sache. War er auch im guten anders als der Durchschnitt und überschritt er gewisse Grenzen der Dezenz nicht, so konnte man mit ihm verkehren.

 

Doch kompensatorisch zu dieser jedem Einzelnen »für sich« zugestandenen Freiheit bewegt sich das englische Gemeinschaftsleben in desto strengeren Formen. Und auch dieses ist Ausdruck der richtigen Einschätzung der Ich- und Du-Polarität. So sprießen denn der englische Konventionalismus und der englische Sportgeist aus gleicher Wurzel, wie das englische Einzigkeitsgefühl. Da alles Zusammenleben Verzicht auf rein-Persönliches bedingt, so muß es desto reibungsloser verlaufen, je mehr der Verzicht zur von allen Teilen eingehaltenen unpersönlichen Spielregel wird. Solche Irrealisierung schaltet den persönlichen Konflikt grundsätzlich aus. Überdies aber schafft gerade sie dem Einzigen als solchen vollkommenes Reservatrecht. Die englische Konvention verbietet es, nach Persönlichem zu fragen, das sich nicht von selbst offenbart. Und andererseits soll möglichst wenig Persönliches offenbart werden; man zeigt seine Gefühle nicht. Umgekehrt sollen die Formen des Gemeinschaftslebens dessen Notwendigkeiten bis ins Letzte entsprechen. Hieraus ergibt sich denn eine grundsätzlich vollkommene Besetzung beider Pole des Lebens, des individuellen und des gemeinschaftlichen. Und die vollkommene Besetzung allein schon erklärt, warum einem in England so wenig Häßliches begegnet; kein Neid, keine Unhöflichkeit, keine Indiskretion, kein Herdenwesen, doch auch kein aufdringlicher Individualismus. Gewiß ist diese Besetzung vollkommen nur vom englischen Standpunkt: des eines in vielen Hinsichten tierartigen, fast gar nicht »denkenden«, primär sozialen Wesens. Aber solche Einschränkung gilt für jede Lebenserscheinung. Jede unterliegt dem Gesetz der Einzigkeit.

Immerhin hat die englische Lösung des Problems auch absolute Nachteile, welche als Sinnbilder ebenso bedeutsam sind wie ihre absoluten Vorzüge. Diese Nachteile beginnen mit der letzteren Übertreibung. Aus der Übertreibung des privaten Charakters aller Gesinnung folgt jene Auffassung von loyalty, welche Galsworthy in seinem Lustspiel gleichen Namens so prachtvoll geschildert hat: Loyalität bedeutet nicht mehr als unbedingtes Eintreten für das Ganze, dem man zugehört, nötigenfalls auf Kosten der Wahrhaftigkeit, der Wahrheit, der Moralität. Andererseits wirkt die Übung äußerster Distanz anderen gegenüber unwillkürlich im Sinn gleicher Distanzeinhaltung zu sich selbst. Ja diese wird ausdrücklich verlangt: schrieb doch ein namhafter Kritiker in einer der ersten Zeitschriften Englands über mein Reisetagebuch, dessen Verfasser lebe in einer positively indecent intimacy with himself. Beschäftigung mit sich selbst, der Urquell alles inneren Wachstums, alles wahren Fortschritts, wird perhorresziert. Der Erfolg ist, wie es nicht anders sein kann, eben jene Primitivität, welche englische Problematik so kindisch-kindlich erscheinen läßt. Denn da sich Sinn nur im Ausdruck verwirklicht, so führt das Nichtachtgeben auf das eigene Innere allzu oft zu wirklicher Verarmung. Daß die Dinge so liegen, und nicht, wie viele Briten behaupten, dergestalt, daß der Engländer sein reiches Innenleben eben nicht offenbare, beweist seine gesamte beste Romanliteratur. Die oft persiflierte Gepflogenheit normaler Britisher, alles, auch das Innerlichste, Tiefste nach den Kategorien von good oder bad form zu beurteilen, die Neigung beinahe aller, auf die soziale Bedeutung einer Lebenserscheinung allen Akzent zu legen, bedeutet wenig Schönes. Man meditiere nur darüber, warum in England allein in der ganzen Welt, blackmail – chantage – als Möglichkeit ein so entscheidendes Motiv ist …

Doch nun zur anderen Eigentümlichkeit, die ihrerseits aus der gleichen Wurzel des wesentlich sozialen englischen Charakters sprießt: dem Sportsgeist. Dieser bedeutet die metaphysisch tiefste Sinngebung, welche dem Daseinskampf zuteil werden kann und dessen höchstdenkbare Sublimierung zugleich. Im Sport bejaht ein Gegner grundsätzlich den anderen. Die Spielregel verlangt, daß man sich am Sieg des anderen ebenso freue wie am eigenen. Es darf keinen Neid geben. Nun, unter diesen Umständen wird alles Leben allerdings adelig. Auf dem Sportsgeist beruht denn auch die Möglichkeit der Allgemeinherrschaft des Gentlemanideals. Dieses ist ein demokratisches Ideal, insofern jeder Gentleman sein kann, soll und will! Aber es formt andererseits jeden gemäß aristokratischen Normen. Allein auch hier erweist sich die Tierhaftigkeit der englischen Anlage. Der Gentleman wird gezüchtet als edles Tier; seine Instinkte werden gebildet. Von reflektierter Einsicht wird ganz abgesehen. An dieser Stelle müssen wir nun aber wieder einmal anerkennen, daß die Tierhaftigkeit der Einstellung ein unbedingter Vorzug ist. Junge Menschen kann man nur wie Tiere bilden; und das Tier ist auf seiner Stufe vollkommener wie der Mensch. Warum bedeutet die Boy-scout-Bewegung ein soviel Positiveres als alle anderen Jugendbewegungen zusammengenommen? Weil Baden-Powell davon ausging, daß junge Menschen wie Wilde und deshalb, unabhängig von allen abstrakten Erwägungen, durch Sitten allein zu binden sind. Wer zum Totem soundso gehört, der stiehlt nicht usf. Gerade in unserer allzu reflektierten, an allem Glauben, aller Moral verzweifelnden Zeit bedeutet diese urtümliche Art, den Menschen zu betrachten, Heil.

 

Jetzt sind wir so weit, dem Vorbildlichen des Engländertums verstehend gerecht zu werden. Dazu brauchen wir das Bisherige nur aus dem Gesichtswinkel eines ziemlich allgemein bekannten Mythos zu betrachten: dem vom Sündenfall. Der Mensch verlor seine Unschuld und damit das Paradies, nachdem er vom Baume der Erkenntnis aß. Zweifellos ist das Tier vollkommener als der Mensch. Es ist dieses sowohl an sich, als in seiner Einstellung im kosmischen Zusammenhang. So ist der Engländer von Hause aus richtiger eingestellt und harmonischer ausgebildet als irgendein anderer Europäer. Er balanciert den Ich- und Du-Pol grundsätzlich richtig. Gemeinschaft und Einzigkeit erscheinen sinngemäß gegeneinander abgegrenzt und in ihren Wirkungsbereichen verteilt. Lebe ein Engländer noch so sehr für sich, nie isoliert er sich innerlich von der Gesellschaft, der er angehört und den moralischen Grundsätzen, die sie zusammenhalten. Gerade dies gibt seinem Egoismus – wie dies das Leben für die Kinder bei jeder Mutter und beinahe jedem Vater tut – eine Unbefangenheit, welche einerseits dazu führt, daß der Brite dem ausgesprochenen Kontinentalen als der rücksichtslose Egoist par excellence erscheint – also gerade als das, was dieser dem selbstsuchenden und auf diesem Weg über sich hinausstrebenden Deutschen vorwirft –, daß man ihm aber andererseits seine Selbstsucht selten verübelt. In sich selbst legt der Engländer allen Nachdruck auf den Charakter, das heißt den harmonischen Zusammenhang seiner Fähigkeiten, wobei er den Körper nicht geringer achtet als den Geist und das Moralische über das Intellektuelle stellt. So schafft er aus sich den allround-man. Der englische Gentleman ist in seinem höchsten Ausdruck in der Tat der einzige Typ, der den Vergleich mit dem griechischen καλὸς verträgt. Zieht man hierzu die Konstante der Menschlichkeit und der hohen psychologischen Begabung in Betracht, so genügt es, um das schlechthin Überzeugende des englischen Wesens zu erklären. Es überzeugt durch sein Sein. So haben die Briten auch nie zu anglisieren gebraucht, auf daß die ihrem Einfluß ausgesetzte Welt verengländerte, im Gegenteil: weil sie sich diese Frage gar nicht stellten, erfolgte die Anglisierung ganz von selbst. Überhaupt ist die englische Vormachtstellung der stärkste Beweis für Coué und gegen jede Absichts- und Willenskultur.

Das bisher Angeführte gilt auf der Ebene des Durchschnittsmenschen. Wie nun, wenn solche Einstellung zum Ausdrucksmittel persönlicher Tiefe wird? Dann ist unmittelbar Außerordentliches die Folge. Da das Persönliche, dieses so Zarte, leicht Vergrämte, grundsätzlich nicht gestört und nicht verredet, sondern als Heiligtum für sich wie andere anerkannt wird; da es nie Vergewaltigung durch präexistierende Norm erfährt; da endlich das englische Leben seinen anerkannten Schwerpunkt im Unbewußten hat, weshalb nicht-Bereden und nicht-sich-Eingestehen nie pathologische Verdrängung impliziert, so ist das Einzige des Engländers seinem schöpferischen Grunde typischerweise näher als bei irgendeinem Europäer. Deswegen hat er so viel Einfälle, als die Verhältnisse überhaupt erlauben; daher sein Reichtum an persönlicher Initiative. Daher die Tiefe seines Verstehens der Wirklichkeit, unabhängig von aller Kenntnis und aller Erfahrung. Seltener als irgend jemand erstarrt der Brite in Verstandesvorurteilen. Er erweist sich auch hier als der Menschen unbefangenster. – Und weiter. Ein Spanier bemerkte unlängst, England vertrete irgendwie jene Harmonie zwischen dem ethischen Himmel und der positiven Erde, die für den Menschheitsfortschritt dasselbe bedeute, wie für das Gehen des Menschen das instinktive Bündnis von Auge und Fuß. Das hängt damit zusammen, daß jede auf ihrer Ebene richtige Einstellung zum möglichen vollkommenen Ausdrucksmittel letzter Tiefe wird. Wer die Erde aus vollkommen richtiger Perspektive betrachtet, sieht sie potentiell mit den Augen Gottes. Der gesunde Menschenverstand hat seinen Grundton unmittelbar in der tiefsten Weisheit. So ist England, das Land des irdischen Positivismus, der Höchsteinschätzung des Reichtums, des problemfeindlichen gesunden Menschenverstandes, zugleich das Land der sublimiertesten europäischen Spiritualität. Die englischen Intellektuellen halten den Vergleich mit denen, welche andere Völker hervorbringen, selten aus. Aber nirgends gibt es häufiger ganz tiefe und ganz schöne Seelen. So ist England das einzige moderne Land, welches Glück unmittelbar als spirituelle Qualität versteht. Sieht man sich das typische Treiben englischer Jugend an, so kann man, noch einmal, nur an Tiere denken und es nur insofern gelten lassen; To have a good time erscheint da als Α und Ω alles Lebens-Sinns. Doch begegnet einem im Rahmen dieses unschuldigen Daseins eine von Hause aus tiefe Seele, dann erscheint ihr Glück als das der Seligen. Dann bedeutet es die Verankerung in jenem Frieden, der aus seiner Kraft heraus alles Leid der Welt freudig bejahen kann. Dann bedeutet es das Jenseits möglicher Tragödie. An sich ist die englische Weltanschauung, so weit sie bewußt ist, untragisch. Konflikte werden möglichst ignoriert, Probleme möglichst beiseite liegen gelassen, das Leben regiert der Kompromiß. So steht der Engländer mittleren Formates unter jedem, in dem die Tragik des Daseins bewußt ward. Doch die englische Grundlage ermöglicht andererseits, daß der Tiefe auf einmal aus der kindlichen Lebensbejahung zur Freudigkeit des Engels hinübergelangt: Tier und Engel reichen sich in der Tat über den Menschen hinweg die Hand. Funktion der gleichen Anlage ist die Fähigkeit to rise to emergencies, to face things, die in jedem Roman ohne Ausnahme als Grundtugend gefeiert wird: sie bedeutet nichts anderes als die Fähigkeit, jeden Opportunismus von innen heraus durch absoluten geistgeborenen Heroismus zu überwinden. Man erinnere sich der Szene, als beim Untergang des Titanic alle Frauen und Kinder in die Rettungsboote gesetzt wurden und die Männer dann gelassen beim Gesange des Chorals Nearer, my God, to Thee in die Tiefe sanken. Aus der gleichen Quelle entspringt denn auch die tiefe angelsächsische Religiosität. Aber eben aus ihr stammt, umgekehrt, die besondere Düsternis des Angelsachsen, wo er nicht tierisch ist und seinen Grund nicht im letzten Frieden fand. So schrieb mir jüngst ein tiefer Vertreter dieses Stamms (ich zitiere englisch, um dem Gesagten nichts von seinem ursprünglichen Charakter zu nehmen): It seems to me that the Anglo-Saxon, if left to himself, tends to gravitate more inevitably towards skepticism and denial than the German, and to take refuge in a bitter cynicism and general distrust of the reality of the spirit. This has of course been overlaid by religion; but in spite of his preoccupation with religion, it has rarely gone very deep with the Anglo-Saxon, and as soon as he shakes it off he almost inevitably takes refuge in negation. It has always seemed to me that the true Anglo-Saxon attitude was admirably expressed by the Saxon chief who, after listening to the preaching of Paulinus, addressed the king to the effect, that the life of man was like the sparrow that flew through the hall, tarried for a moment in the light and warmth, and then flew out again into the darkness, no one knowing whence it came or whither it went.

 

Wie steht es nun mit der Zukunft des Engländertums im Gesamtbild Europas? Da ist wohl klar, daß die Prognose keine günstige sein kann. Die Bedingungen dieses Zustands sowohl als seiner Vollendung schwinden unaufhaltsam hin. Die allgemeinsten sozialpolitischen Bedingungen, die das Fortleben des alten Englands bedrohen, hat Guglielmo Ferrero jüngst so gut zusammengefaßt, daß ich nichts Besseres tun kann, als seine Ausführungen zu zitieren: »Die ruhige Natur der englischen Massen stammt aus dem achtzehnten Jahrhundert: sie war eine Folge der Disziplin und der Ruhe, in denen die großen Massen in ganz Europa vom Ende der Religionskriege bis zum Beginn der französischen Revolution gelebt hatten. Diese vorrevolutionäre Ordnung hat in England weiterbestanden, während sie auf dem Kontinent in Verfall geriet; denn in England sind die Kriege auch im neunzehnten Jahrhundert das geblieben, was sie während der beiden vorangehenden Jahrhunderte waren, das heißt eine Angelegenheit, die ausschließlich den Staat und nicht das Volk anging; auf dem europäischen Festlande dagegen zogen die Kriege Staat und Volk zusammen in Mitleidenschaft. Das englische Volk konnte während des ganzen neunzehnten Jahrhunderts in seiner vor allen Gefahren geschützten Insellage im Frieden weiterleben, selbst in Zeiten des Krieges. Eine allgemeine Wehrpflicht gab es nicht; die kleinen Armeen, deren der Staat bedurfte, wurden aus Freiwilligen rekrutiert, und diese stammten fast durchweg aus Irland. Der Staat allein führte den Kampf, das Volk blieb nicht nur vom Kriegsdienst, sondern auch vor jeder Kriegsfurcht verschont. Dank dieser Ruhe konnten die großen englischen Massen, obwohl sie in einigen wenigen großen Städten, im Bannkreis gigantisch wachsender Fabriken lebten, jene hohe Meinung von Obrigkeit, Aristokratie, Monarchie und von den besitzenden Klassen bewahren, wie sie dem ganzen achtzehnten Jahrhundert eigen gewesen ist. Und diese hohe Meinung hielt sich trotz der stets wachsenden Arbeitsaktivierung und der modernen Schulbildung. Für die Völker Kontinentaleuropas hingegen bedeuteten sämtliche Kriege, seit der französischen Revolution, eine für Staat und Volk gemeinsame Sache. Der Staat erklärte den Krieg und heimste den Gewinn ein, wenn er einen glücklichen Ausgang nahm; aber das Volk – Arbeiter, Bauern, Mittelklassen – war gezwungen, Blut und Leben herzugeben, oft ohne zu wissen, warum der Krieg ausgebrochen war. Und kaum war der Kampf zu Ende, so begannen neue Sorgen, denn man lebte in der ständigen Angst vor neuen Kriegen, die von einem Augenblick zum andern ausbrechen konnten. Jedes Volk hatte seinen »Erbfeind«, dessen Tun und Handeln es unablässig überwachen mußte. Die Kriege und die Angst vor Kriegen haben unter die Volksmassen Unruhe, revolutionären Geist und die Neigung zur systematischen Opposition gegen den Staat getragen; und das englische Volk allein war von allen Übeln befreit – bis zum Jahre 1914.

»Der geheimnisvolle Schlüssel, der die Mysterien der ganzen Geschichte Englands einerseits, der Kontinentalvölker andererseits vom achtzehnten Jahrhundert ab erschließt, heißt »allgemeine Wehrpflicht«. Der Weltkrieg hat auch England die allgemeine Wehrpflicht auferlegt; er hat, zum erstenmal in der Geschichte, das gesamte englische Volk gezwungen, einen großen Krieg zu führen. Die Folgen waren denn auch alsbald zu sehen: der Geist der Kritik und Opposition, der in den englischen Volksmassen gärt; das für dieses Volk ganz neue Gefallen an revolutionären Doktrinen, die es ehedem kühl ließen; und schließlich die Nachsicht für Gewalttätigkeiten, die vor kaum zehn Jahren noch in England Abscheu erweckten. Das alles sind Zeichen, die wir kontinentalen Völker auf den ersten Blick erkennen. Das sind die charakteristischen Reaktionen der Volksmassen nach einem Kriege, an dem auch sie haben teilnehmen müssen. Diese Reaktionen waren und sind auch heute noch stärker in England und in Italien als in Frankreich oder Deutschland, eben weil das englische und das italienische Volk bis zum Jahre 1914 weniger kriegsgewohnt waren. Die drei Jahre, während deren die allgemeine Wehrpflicht auch in England eingeführt werden mußte, haben, mehr als ein ganzes Jahrhundert Geschichte, aus diesem Lande einen Kontinentalstaat gemacht. Einer der Hauptunterschiede zwischen den großen Kontinentalmächten und dem Inselreiche ist verschwunden.« Mit diesem Unterschiede ist aber auch das Privileg verschwunden, die Exklusivität der nationalen nursery, dank der allein der insulare Typus des Engländers möglich war. Und ebenso verschwunden ist die materielle Möglichkeit für jenes Herrentum, das auf der Monopolstellung der englischen Industrie beruhte. Gefallen ist ferner das Prestige des weißen Mannes überhaupt. Der englische Hochmut ist der gesamten nichtweißen Menschheit unerträglich geworden. Doch das alles würde nichts schaden, wenn der Engländer sich ebenso halten könnte wie der Deutsche, im Wettkampf mit allen anderen in Reih und Glied. Gerade das aber kann er nicht. Er steht und fällt mit seinem Herrentum, das spielen kann, während andere für ihn arbeiten. Denn er ist wesentlich faul. Über die Arbeit denkt er nicht viel anders wie der Grieche. Die Schönheit des englischen Lebens hebt sich vom Hintergrund des Daseins der übrigen Völker nicht viel anders ab, wie die Schönheit des besten russischen Aristokratenlebens sich von dem der dumpfen russischen Masse abhob. Das bedeutet nun freilich nicht, daß es mit dem englischen Volke aus wäre. Ganz gewiß wird es sich auch dieses Mal rechtzeitig anzupassen wissen. Ja, es hat es schon getan: der Engländer, den ich hier schilderte, hat im mutigen Aufsichnehmen des Schicksals zugunsten des Bürgers des britischen Weltreichs wahrscheinlich schon Selbstmord geübt, eine Tat höchster moralischer Kraft. Aber es war eben doch Selbstmord. Dem englischen Kolonialen fehlen die meisten großen Eigenschaften des Engländers. Er ist ein Chauffeur unter anderen. So hat auch der Amerikaner mit dem Engländer kaum mehr etwas gemein. Die Briten, denen am Fortleben der englischen Kultur liegt, bekennen sich heute folgerichtig zum Klein-Engländertum. Aber ob auch nur ein geistig-moralischer Rückzug auf die elisabethanischen Grenzen möglich ist? Ob das nicht lediglich geistigen Klöstern gelingen wird? Gerade in England steht ja das Massenzeitalter erst bevor. England wird in einigen Jahrzehnten in seiner Verfassung vermutlich radikaler erscheinen als irgendein Land Europas, zumal die jenseits des Sozialismus fundierten Dominien Neuseeland und Australien mit zum Weltreich gehören, bald reicher sein und sicher auch bald Führer des Ganzen stellen werden. Sein Sieg ist ja für England unmittelbar ruinös: heute noch Kolonien militärisch schützen zu müssen, bedeutet kaum Besseres als ein Versailler Vertrag … Ich persönlich fürchte: das Engländertum, das ich hier schilderte, das allein für Europa von Interesse ist, hat, historisch betrachtet, das Zeitliche schon gesegnet. Aber es kann privatisierend noch Jahrhunderte weiterbestehen. Und das soll es tun. Es gehört trotz allen seinen Fehlern zum Schönsten, was Europa je hervorgebracht. Und verschwindet es schließlich, als zeitliche Macht, von der Bildfläche, so wird es als geistiges Gen im Menschheitskörper fortleben, nicht anders wie das klassische Griechentum. Denn gemäß dem Gesetz der Einmaligkeit, das alles Leben regiert, wird es gleiche Vollendung wie die englische nie wieder geben.


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