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20. Vom Nervengeist

Die Seherin drückte sich zu verschiedenen Zeiten über das Geistige auf den Nerven, was sie Nervengeist nannte, also aus:

»Es kommt mir vor«, sagte sie schon bei Erklärung ihres Sonnenkreises, »als sei auf den Nerven, in dem Umkreis, wo ich jenen Ring fühle, noch etwas, das höher als Nerv ist, das mir das Gefühl von jenem Ringe gibt, und das ich Nervengeist nennen möchte.«

»Durch diesen Nervengeist«, sagte sie später, »ist die Seele mit dem Leib und der Leib mit der Welt verbunden. Bei mir wird der Nervengeist so leicht von der Seele und den Nerven lose, und dies macht hauptsächlich meinen ungewöhnlichen Zustand. Dieser Nervengeist geht mit der Seele (ist sie nicht ganz die reine eines Seligen) nach dem Tode über und ist unzerstörbar. Durch ihn bildet die Seele eine ätherische Hülle um den Geist. Er ist nach dem Tode noch eines Wachstums fähig, und durch ihn bringen die Geister des Zwischenreichs, in Verbindung mit einem besonderen Stoffe, den er aus der Luft anzieht, Töne hervor, durch welche sie sich den Menschen hörbar machen können; auch sind sie durch ihn imstande, die Schwerkraft in den Körpern aufzuheben, so daß sie also solche von der Stelle zu rücken oder zu heben, zu werfen usw. fähig sind, auch vermögen sie durch ihn sich dem Menschen fühlbar zu machen. Ein Mensch, der in einem ganz reinen, seligen Zustande stirbt, das aber nur wenigen Menschen wird, nimmt diesen Nervengeist nicht mit hinüber, bei diesem bleibt er, aber auch unzerstörbar, im Körper zurück, und bildet alsdann nach der allgemeinen Auferstehung, wo er sich mit der Seele wieder vereinigt, den neuen, reinen, ätherischen Leib. Selige Geister, denen dieser Nervengeist nicht anhängt, können sich nicht hörbar machen, spuken nicht. Unselige Geister sind dies am meisten zu tun fähig. Je reiner des Verstorbenen Seele wird auf höhern Stufen des Zwischenreichs, desto mehr verliert sie diesen Nervengeist, der immer wieder zur Erde kehrt.«

Bei all diesen hier niedergeschriebenen Eröffnungen unsrer Seherin bediente ich mich immer ihrer eigenen Worte, sie sind ganz ihr Eigentum und enthalten nicht den mindesten Zusatz, weder von mir noch von andern.

Betrachten wir den sogenannten Sonnenkreis zuerst nur in individueller magnetischer Beziehung, so sehen wir, daß er hauptsächlich verschiedene Zustände in Hinsicht auf das magnetische Leben bezeichnet, in welchem Tieferes als im wachen Leben aufgeschlossen ist. Was über den äußern Ring fällt, wäre dann natürliches Wachen und Hinausgehen in die Sinnenwelt. Der Ring selbst bezeichnete den Umfang des Gefühlslebens, welches dann, gesteigert durch den Magnetismus (der durch die blaue Wellenlinie bezeichnet ist), in den zweiten Ring, als den ersten Grad des Somnambulismus, überging. Zwischen diesem Ring und dem weiten gegen die Mitte zu liegenden läge das Hellsehen und der Aufgang der Geisterwelt. Auf dem gegen die Mitte liegenden größeren Ringe, dem Traumringe, lägen kleine Kreise, welche Zahlen enthalten, womit die magnetischen Krisen alle berechnet werden.

Innerhalb der Sterne wäre die stärkste Konzentration der Seele, aus welcher alle die Verordnungen und Divinationen hervordringen. Jene Sterne und der Ring, der der Seherin der Mond zu sein scheint, sind ihr zugleich die Wohnung der Halbseligen, während ihr im Traumring das Tierseelenreich, das Zwischenreich aber, nämlich die Wohnung der noch unseligen Geister, in jenem Traumringe, doch höher als das Tierseelenreich und in jenem großen Ringe erscheint. In der Tiefe jenes Mittelpunktes aber, durchschauend durch diesen Sonnenkreis in das Zentrum des Lebenskreises (den Sitz des Geistes), geht ihr die Gnadensonne auf, ist ihr die Wohnung der Seligen und der Urborn alles Lebens, wo sie unaussprechliche Dinge schaute, die noch keine Menschenzunge, und somit auch sie nicht, zu sagen vermochte.

Eine allgemeinere und tiefere Bedeutung erhält aber dieser Kreis dadurch, daß die Seherin sagt: »Der Sonnenzirkel ist unser Sonnenkreis, und diesen trägt jeder Mensch in sich auf dem Lebenszirkel, der Seele.

»In den Zuständen des Innern, und namentlich im magnetischen Zustand, werden dem Menschen mehr oder weniger diese Kreise, oder was in ihnen liegt, offenbar, gehen sie auch nicht immer in dieser Klarheit und diesem gerundeten Bilde auf.«

Den Lebenszirkel, der ihr die Seele ist, legte sie auch unter den Sonnenkreis, so daß dieser Sonnenkreis auf ihm gleichsam als in einem Spiegel erscheint, und das ist, was schon van Helmont und was auch Leibniz aussprachen: »Die Seele ist ein Spiegel des Weltalls.«

Offenbar ist dieser Sonnenkreis der Seherin das dem Menschen eingeborene Sonnensystem, der Kreis, der den Menschen hier hauptsächlich angeht, und mit dem er hier in inniger Naturverbindung steht.

Der zweite leichtere, geistigere Kreis, auf dem der Sonnenkreis sich spiegelt, ist der Seherin der Kreis der Seele und des Geistes, dem sie im Zentrum desselben seinen Sitz anweist. Solange Seele und Geist an diesen Körper, und damit auch an den in ihm liegenden Sonnenkreis gebunden sind, stehen sie mit ihm in einem besonderen Wechselverhältnis, in einem Naturnexus, welchen der Geist, wenn er (im Schauen) in das Zentrum des Sonnenzirkels tritt, hauptsächlich inne wird.

Da erblickt der Geist alsdann die Welt in allen ihren Gesetzen, Gleichungen und Proportionen, welche allen in Raum und Zeit eingebildeten Dingen eingepflanzt sind, oder, mit andern Worten: es geht ihm da ein Erkennen unsres Sonnensystems mit allen seinen auf die Dinge und den Menschen Bezug habenden Verbindungen und Einflüssen auf. Alles Typische dieses Sonnensystems, die ganze Mathematik seiner Natur, das in sie eingepflanzte Zahlenverhältnis, wird ihm da mehr oder weniger offenbar, und er findet dessen Beziehung und Anwendung auf alle Dinge und auch auf seine Hülle, den Leib.

»Hier schaut«, sagte die Seherin, »der Mensch dann die Welt, in der er ist, in ihrem eigentlichsten Wesen, ohne Schleier und Scheidewand, zwischen ihm und den Dingen, welcher Schleier und Scheidewand sich sonst zwischen ihn und dieselbe stellt. Aber dieses Schauen ist dem Menschen jetzt dunkler geworden, als es ihm ehemals war.«

Dieses Schauen wurde dem Menschen dunkel, als er aus den Zentren seiner Kreise wich. Nun versteht der Mensch die Natursprache der Dinge nicht mehr, Zahl und Namen gingen ihm verloren, und er muß sich mit mühsamen Experimenten abgeben, um nur ein bißchen von ihren Eigenschaften herauszufinden. Wären wir noch in jenen Zentren, so würden wir mit dem Namen des Dings die Zahl und mit der Zahl die Eigenschaft und den Wert desselben, im allgemeinen Naturzusammenhang durchschauen, wie unsre Seherin im magnetischen Zustande die Eigenschaften der Dinge schon bei der Berührung durchfühlte und dem Dinge aus ihrer Natursprache einen seinen Wert und Eigenschaften umfassenden Namen schöpfte.

Wenn Schubert sagt: »Das, was bei uns Wissenschaft ist, war in jener ältesten Zeit mehr Offenbarung eines höhern Geistes an den Menschen«, so heißt das nach unserer Seherin: »Es war einmal der Geist des Menschen auch im gewöhnlichen Leben fähig, in das Zentrum des in jeder Menschenseele liegenden Sonnenkreises zu treten und die Welt, in der er war, in ihrem eigentlichsten Wesen ohne Schleier und Scheidewand zwischen ihm und den Dingen zu schauen, welches Schauen ihm später, als er immer mehr und mehr aus jenen Zentren wich, verlorenging, ihm jetzt aber nur noch einzeln in magnetischen und andern Zuständen, wo der Geist wieder in jene Mittelpunkte kehrt, hervortritt.«

Daher kommen wohl auch all die nur aus einem innigen Erschauen der tiefsten Naturverhältnisse und der wahrsten Eigenschaften der Dinge hervorgehenden Aussprüche und Verordnungen Schlafwacher, und das auf jede andre Art unerklärliche Wissen alter Völker. So hat das Zeitmaß des Hellsehens Analogie mit uralten Zahlensystemen, namentlich mit den Zahlen, die in den Büchern Mosis so oft vorkommen, und, auf religiöse Gegenstände angewandt, als heilige Zahlen erscheinen, zum Beispiel 3, 7, 40, ferner Ähnlichkeit, mit denen die Propheten die Zukunft verkündigen, wie zum Beispiel die mystische Zeitrechnung Daniels von den 70 Wochen. So sehen wir im höchsten Altertume namentlich astronomische Arbeiten, denen nur aus den tiefsten Naturverhältnissen entlehnte Zahlen, wie wir sie im magnetischen Schauen finden, zugrunde liegen. Jene astronomischen Tafeln der Inder, die sich auf die Schiefe der Ekliptik beziehen, waren schon vor mehr als 6000 Jahren genau, und die spätem Zeiten haben die Abweichung derselben von der Wahrheit nicht mehr zu berichtigen vermocht. Uralte indische Gedichte sprachen von den Naturkräften der Pflanzen, von der Bedeutung ihrer Gestalt und Farben, von dem Geiste der Steine und Metalle.

So schreibt sich jene Lehre der alten Magie offenbar von einer Urzeit her, wo der Geist des Menschen noch mehr dem Mittelpunkt jener Kreise zugerückt war. Daher, wie bei Magnetischen, in dieser alten Magie die Erkenntnis der Zeit und Zahl, Wert und Kraft des Gebets und des lebendigen Worts. Und so zeigte sich bei unsrer Seherin eine Sprache und Rechnung des Innern, wie nur eine ähnliche in Völkern sich kundgibt, welche die ersten des Menschengeschlechts sind. Gewiß ging das System alter Philosophen auch nur aus einer solchen innern Naturanschauung hervor, und war wohl Plato vor allen in einer solchen. Wie große Ähnlichkeit hat das pythagoreische Zahlensystem, soviel wir von ihm wissen, mit der innern Zahlenmystik Schlafwacher und namentlich unsrer Seherin! Wie sehr werden wir an jene Kreise und innere Zahlenmystik gemahnt, wenn wir in Plato lesen: »Die Seele ist unsterblich und hat einen arithmetischen Anfang, so wie der Leib einen geometrischen hat. Sie ist das Bild eines überall verteilten Geistes; hat selbst Bewegung und durchdringt von der Mitte aus den ganzen Körper rund herum. Sie ist aber nach übereinstimmenden Zwischenräumen geteilt und macht gleichsam zwei miteinander verbundene Kreise.« Den einen nennt Plato die Bewegung der Seele (was der Lebenszirkel unsrer Seherin), den andern nennt er die Bewegung des Alls und der Irrsterne (was der Sonnenzirkel unsrer Seherin ist). »Auf diese Art«, sagt Plato, »ist die Seele in Verbindung mit außen gesetzt, erkennt was ist und besteht harmonisch, weil sie in sich selbst die Elemente nach einer bestimmten Harmonie hat.«

So dient auch Plato die Kenntnis der Naturzahlen zur Untersuchung des Guten und Schönen. Er preist denjenigen glücklich, der die geistigen Zahlen versteht, und den mächtigen Einfluß erkennt, welchen das Gerade und Ungerade auf die Erzeugung und die Kräfte der Wesen hat. »Ohne dieses Geschenk der Gottheit«, sagt er, »kennt man weder die menschliche Natur, noch ihren göttlichen und sterblichen Teil, noch den Grund der wahren Religion. Die Zahlen sind die Ursachen der Weltharmonie und der Erzeugung aller Dinge. Wen daher seine Zahl verläßt, der verliert alle Gemeinschaft mit dem Guten und wird allen Unregelmäßigkeiten zuteil.«

Dies ist das gleiche, was unsre Seherin, die den Plato nicht einmal dem Namen nach kennt, sagt: »Überwiegt das Böse, das zu tun und zu unterlassen im freien Willen des Menschen steht, diese Grundzahl, so verliert er dieselbe, und er ist alsdann dem Bösen und seinen Folgen durch eigenen Willen auch völlig anheimgestellt.« Der Sinn der pythagoreischen Zahlenlehre ist, daß die Zahlen die Elemente aller Dinge und selbst aller Wissenschaften sind; er wandte die Zahlen aber auch auf die Geisterwelt an und löste somit Rätsel, die der jetzigen Arithmetik völlig unbekannt sind. Man vergleiche hiermit so manche Äußerungen unsrer Seherin.

Auch neuere Seher ahnten eine besondere Zahlenmystik in der Natur. »Die Zahlen«, sagt S. Martin, »sind nichts andres als eine Übersetzung der Wahrheiten und Gesetze, deren Grundtext in Gott, dem Menschen und der Natur enthalten ist.« Und Novalis schreibt: »Es ist sehr wahrscheinlich, daß in der Natur auch eine wunderbare Zahlenmystik stattfinde: ist nicht alles voll Bedeutung, Symmetrie, Anspielung und seltsamem Zusammenhang?«

Es ist sehr zu bedauern, daß jene innere Zahlenmystik unserer Seherin, wie auch die mit ihr verbundene Sprache, so sehr sie sich Mühe gab, auch andre darüber zu verständigen, dennoch zum größten Teil für uns verlorenging, oder unverständlich blieb, da sie einzig nur aus innerer Anschauung hervorging, die wir in äußern Kreisen Lebende nur schwer zu fassen vermögen.

Auch in Swedenborg, von dem unsre Seherin nicht das mindeste weiß, finden wir eine Anmahnung an diese Kreise. »Daß das Böse und Falsche«, sagt dieser Seher, »seinen Sitz im natürlichen Gemüte (in mente naturali, was der Sonnenzirkel unsrer Seherin wäre) hat, kommt daher, daß dieses Gemüt eine Welt im kleinen oder im Bilde ist (in forma seu in imagine mundus), das geistliche Gemüt oder (was der Lebenszirkel unsrer Seherin wäre) ein Himmel im kleinen oder im Bilde (in forma seu in imagine coelum), und im Himmel das Böse nicht wohnen kann. Beide Gemüter sind in Kreise ausgebogen.«

So setzte unsre Seherin eine Naturwelt in den Sonnenkreis und eine höhere geistigere Welt in den Lebenskreis.

Auch dieser Seher nimmt eine höhere als die uns sichtbare Sonne (die Gnadensonne unsrer Seherin) an, wenn er sagt: »Über dem Engelhimmel ist die Sonne, die reine Liebe; sie erscheint feurig wie die Sonne in der Welt. Die Wärme dieser Sonne gibt den Menschen und Engeln Wollen und Liebe. Das Licht, Verstand und Weisheit, was daraus entsteht, heißt geistlich. Was aber aus der Sonne der Welt entsteht, heißt natürlich und enthält das Leben. Die Ausdehnung des Lebensmittelpunktes ist die geistliche Welt, diese besteht durch ihre Sonne: und die Ausdehnung des natürlichen Mittelpunktes ist die natürliche Welt, welche ebenfalls durch ihre Sonne besteht. Das Feuer der Sonne der Welt oder der Natur kommt aus der Sonne des Engelhimmels her, welches die göttliche Liebe ist, die zunächst von Gott ausgeht, welcher sich in ihrer Mitte befindet.«

Gehen wir nun auf einige Einzelheiten des Sonnenkreises unsrer Seherin zurück, so ist bemerkenswert, daß sie jenem Ringe, den sie Traumring hieß, auch noch eine Beziehung auf die Tiere erteilte und ihn in das Tierseelenreich setzte. Nach ihr bewegt sich das Tier hauptsächlich in diesem Traumringe, und es ist auch wahr, daß die Tiere mehr oder weniger als in einem Traumleben begriffen anzunehmen sind. Die Seherin setzte um diesen Ring (in jenen zwölf kleinen Kreisen, welche Zahlen in sich enthalten, womit die magnetischen Krisen alle berechnet werden), als wäre er zugleich Repräsentant des Gangliensystems, auch ihren magnetischen Instinkt, die Sympathien und Antipathien und Voraussagungen, die eben im Tierreiche und namentlich im Reiche der Vögel und der vom Gangliensysteme so sehr beherrschten Insekten so hervorspringend sind.

Hier könnte auch bemerkt werden, daß vielleicht ebendaher Tiere (zum Beispiel Pferde, Hunde) noch weniger isoliert als Menschen von der Geisterwelt sind, Annäherungen aus ihr noch leichter als Menschen fühlen.

Auch das Kindesalter und dann wieder das Greisenalter scheint vorzüglich in diesem Kreise zu leben. Es ist in dieser Beziehung merkwürdig, daß die Träume des Greisenalters, wie auch dessen waches Leben (das doch auch nur ein Traumleben ist) hauptsächlich wieder zur Kindheit zurückkehren: die meisten Träume Älterer sind von der Kindheit. Dies könnte dahin deuten, daß der Mensch in die innern Kreise, von denen er naturgemäß ausging, zuletzt wieder zurückkehrt, bis er im seligen Tode wieder in das verlorene Zentrum tritt.

Auch die Kindheit des Menschengeschlechts lebte mehr in diesem Kreise, daher, wie oben schon bezeichnet, ihr dem Schlafwachen mehr ähnliches inneres Leben und Wissen.

In gleichem Kreise lebt der wahre Heilende und der Dichter, und in dem dem Zentrum noch näherliegenden der Seher, wie diese drei im Altertume auch (in Apollo) den gleichen Gott hatten.

Außen um den Traumring zeichnete die Seherin diejenige Stufe des Mittelreichs, die der Erde näher und also niederer ist, in der die Seelen ihr oft selbst unter den Tierseelen stehen.

Ein höhere Stufe des Mittelreiches ist ihr die im Traumringe, unter der aber, jedoch tiefer hinab, das Tierseelenreich liegt. Dies könnte damit zusammenhängen, daß solche Geister aus niederer Stufe des Mittelreichs oft ganz tierisch, ja selbst oft in Leibern von Tieren erscheinen. Ganz unter das äußere Mittelreich setzt die Seherin die Hölle. Der so feste Glaube aller Völker an einen Himmel, ein Zwischenreich (Hades) und eine Hölle ließe sich auch daraus erklären, daß jene Zustände im Sonnenkreise sind, die von Natur aus auf jeder Menschenseele (dem Lebenszirkel) wie auf einem Spiegel erscheint, der jedem in das Innere kehrenden Menschen in stärkerer oder schwächerer Hellheit hervortritt.

Wie diesem Sonnenkreise der Naturwelt im Menschen, gab die Seherin auch dem Lebenskreise der Seele, auf die sie jene Naturwelt legte, eine Kreisform.

Warum die Seherin jenen Lebenskreis, die Seele in 13¾ Teile teilt, ihm also die Einteilung des Mondes gab, konnte sie später nicht mehr angeben. Gewiß aber liegt auch hierin eine tiefe Bedeutung. Daß das Psychische im Menschen, wie wir namentlich in psychischen Krankheiten sehen, so sehr dem Einfluß dieses Gestirnes unterworfen ist, würde, wüßten wir die Ursache jener Einteilung, vielleicht auch eine Beziehung finden. Außer dieser Naturwelt, wovon der Mensch den Eindruck im Zentrum seines innern Sonnenkreises trägt, gibt es aber, nach unserer Seherin, für den Geist noch eine höhere und sozusagen innerste Welt, die in seinem eigenen Zentrum (dem Zentrum des Lebenskreises) liegt.

Solange der Geist in seinem Zentrum ruht (im Zentrum des Lebenskreises), sieht er aus jener Region bloß heraus, aber nicht hinein. Wie er aber vom Zentrum, des Sonnenkreises einen Lichtstrahl dahin sendet, so erhellt sich ihm wie ein Blitz jene höhere innere Welt, und er nimmt nun ihr Andenken wie eine Ahnung in sich auf, findet aber keine Worte, sie auszusprechen. Dies ist, wie Jakob Böhme sagt: »Davon kann ich's nicht weiterbringen, als vom Herzen ins Hirn, vor den fürstlichen Strahl der Sinne, da wird es in den Festen des Himmels verschlossen und geht nicht wieder zurück durch die Quellgeister in die Mutter des Herzens, daß es könnte auf die Zunge kommen; so dies geschähe, wollte ich's mündlich sagen und derselben verkündigen. Will es daher in seinem Himmel lassen stehen und nach meinen Gaben schreiben. Der Seelen nach sehe ich's wohl, aber die Feste des Himmels ist dazwischen, in welcher sich die Seele verbirgt und alldaselbst ihre Strahlen vom Lichte Gottes (vom Geiste, der im Zentrum sitzt) empfähet, geht derowegen durch die Feste des Himmels, wie es wetterleuchtet (Blitze eines Schauens, einer Erleuchtung, für die sich keine Worte finden), aber ganze sanfte gleich einer lieblichen Wonne.«

Jener Lichtstrahl, den die Seele ins Zentrum des Lebenskreises sendet, ist der religiöse Lichtstrahl aus höherer Sphäre, der unsere Seele füllt, und diese Fülle auf alles andre ergießt, so daß wir die ganze Welt in einem ganz andern Lichte betrachten, als wir es aus der Nebelhöhle unsers sinnlichen und sündlichen Seelenlebens zu tun vermögen. Ins Heilige aber, wohin jener Lichtstrahl geht, gibt es nur ein verhülltes (mystisches) Schauen, und dieses verhüllte Schauen ist der Glaube, der zwar schon alle Kraft der Wahrheit in sich trägt, aber verhüllt wie die Blume in der Knospe. Dieses verhüllte Schauen wird jenseits für den, der es hat, einst ein offenes Werden, und dann wird sich der Glaube, wie Paulus will, in ein Schauen verwandeln, und aus der Knospe wird sich die Lichtblume entfalten, und dies ist Christus.


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