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Mr. Wombwell

Es war eines Tages im Hochsommer, als ganz unerwartet das merkwürdigste Fuhrwerk beim Wirtshaus in Kelby vorfuhr, ein funkelnagelneues, rotes Gig mit ganz widersinnig großen Rädern. Die Speichen, die ganz dünn waren, maßen über drei Ellen von der Nabe bis zur Felge. Zwischen den roten Deichselstangen ging ein langbeiniges Pferd von auffallender, fremdländischer Rasse, mit kurzgeschorenem Fell und dicken Adern an den Flanken. Oben auf dem schwindelnd hohen Wagenstuhl saßen zwei Personen, ein feiner, alter Mann, der trotz des Sommertages einen dicken Mantel trug, und eine junge Frau. Sie schien vornehmen Standes zu sein und hatte einen Schleier vor dem Gesicht, aus dem ein Paar verteufelte Augen blitzten. Großer Gott, sie konnte einem den Kopf verdrehen, wenn sie einen nur ansah!

Der Herr war weder ein Wegebauinspektor noch ein Handelsreisender, der das Land unsicher machte; er war auch kein Gutsherr, es waren wildfremde Leute. Bald zeigte es sich dann auch, daß sie nicht Dänisch sprachen. Die Wirtin, Frau Björn, sandte unverzüglich nach der Lehrerin, die im Hause des Kaufmannes wohnte und ihr Examen gemacht hatte, sie möchte doch herüberkommen und übersetzen, was die beiden Ausländer sagten. Als sie kam, saßen die Fremden in der Wohnstube, mit einer Karte vor sich auf dem Tisch. Die Lehrerin führte nur ein kurzes Gespräch mit ihnen. Die Fremden baten um etwas zu essen, und nachdem die Lehrerin es Frau Björn verdolmetscht hatte, kümmerten sie sich nicht weiter um sie. Die Fremden kamen aus England. Sie studierten die Karte, und die Lehrerin hörte sie viele Male mit fremdländischer, ganz verkehrter Aussprache den Ort Graubölle nennen. Der alte Herr hatte weiße, vornehme Hände, zwischen denen er die ganze Zeit eine Schildpattdose hielt. Er zitterte ein wenig vor Alter, war aber sonst für einen Greis merkwürdig lebendig. Er sprach lebhaft, doch ohne jemals zu lächeln.

Die junge Frau, die ein vergnügtes Huhn zu sein schien, lachte um so mehr und tat sehr verliebt, während sie aßen. Die Kellnerin meinte, es sei ein junges Paar auf der Hochzeitsreise, und fand es deshalb angebracht, sich zärtlich zu spreizen und schmachtend zu lächeln, während sie aufwartete. Die Reisenden bekamen gebratenen Aal, der ihnen zu Frau Björns großer Erleichterung zu munden schien. In einem Lederfutteral hatten sie selbst Messer und Gabel aus massivem Silber mitgebracht. Es waren sicher keine Leute geringen Standes, Zeug und Gepäck, das sie im Wagen liegen hatten, war auch solide und kostbar. Nachdem sie eine Stunde im Wirtshaus gesessen und sich erfrischt hatten, fuhren sie weiter, auf Graubölle zu. Das Fuhrwerk hatte im Stall viele Zuschauer angezogen, und als das unnatürlich hohe Ding die Landstraße hinabschwankte, folgten ihm aller Augen mit stumpfer Teilnahme. Als die Zurückbleibenden den Wagen fortfahren sahen und wieder allein geblieben waren, war es, als kennten sie einander viel zu gut.

Tags darauf wurde es ruchbar, daß in fünf Tagen eine große Menagerie in die Gegend kommen und im Dorf Graubölle zur Schau gestellt werden sollte. Wombwell hieß sie und war eine der größten Wandermenagerien der Welt. Sie kam von Norden und war zuletzt in Aalborg gewesen, wo sie alle Welt in Erstaunen gesetzt hatte. Nun war sie auf dem Wege nach Viborg, wollte aber unterwegs an einem einzigen Ort im ganzen Himmerland haltmachen, und die Wahl war auf den Ort Graubölle gefallen, dank seiner zentralen Lage; das war sein einziges Verdienst. Die Menagerie bewegte sich in einem ungeheuer großen Wagenzug vorwärts und sollte, wenn sie aufgestellt war, die Einwohner eines ganzen Kirchspiels aufnehmen können. Sie besaß eine Schar ausgewachsener Elefanten. Ein Wagen war ganz voll von Löwen; in den übrigen Wagen waren alle erdenklichen wilden Geschöpfe der ganzen Welt. Der Mann auf dem hohen Gig aber war gar nicht Wombwell selbst, sondern nur ein untergeordneter Sekretär, der vorausreiste und an den Orten, wo die Menagerie haltmachen wollte, für alles sorgte.

Zwei Tage, nachdem der Sekretär Keldby passiert hatte, kamen drei schwere Arbeitswagen mit Material, Bauholz und einer Besatzung von fremdländischer Abstammung. An der Spitze ritt ein Ingenieur, ein verrückter Engländer, der in der halben Stunde, während er sich im Wirtshaus aufhielt, Frau Björn fast zu Tode hetzte. Bald wurde es allen klar, daß dieser Stab ausgesandt war, um Wege und Brücken vor Eintreffen des Zuges instand zu setzen. Denn daß an vielen Stellen unsere Wege die kolossal schweren Wagen nicht zu tragen vermochten, begriff jeder. Besonders den Brücken war nicht zu trauen, wenn sie von Elefanten betreten werden sollten. Der Ingenieur, der diese Dinge in Ordnung zu bringen hatte, reiste mit Ermächtigung des Amtsrichters in Lögstör. Man erzählte sich später, er habe die Brücke über den Bach Moholm so gut wie neu bauen müssen. Was aber die Leute am meisten wunderte, war, daß sich solch große Ausgabe für eine einmalige Benutzung der Brücke bezahlt machen konnte. Sogar die Großbauern wurden aufmerksam. Hier schien es sich nicht um irgendeine verkappte Bettelei zu handeln, Wombwell sah nicht aus, als gehörte er zu dem Pack jener fahrenden Leute, die auf den Landstraßen mit einem Leierkasten umherzogen.

Es war an einem Mittwochvormittag, als Wombwells Menagerie über die Aalborger Landstraße Keldby erreichte, ein heißer, staubiger Julitag. Die Vorstellung sollte am Abend desselben Tages und am nächsten Tag in Graubölle stattfinden. Wombwell wollte den Sonntag nicht abwarten, es paßte ihm nicht, mochten die Leute sich nach ihm richten und kommen oder fortbleiben. Alle Bewohner von Keldby und Umgegend waren an diesem Mittwoch auf den Beinen. Viele Stunden, bevor der eigentliche Zug eintraf, kamen von Norden unaufhörlich Vorläufer, Reitende und Fahrende, und sie alle hatten etwas Fahriges und Ausländisches an sich, Pferde und auch Mannschaft. Die Materialwagen waren mit allen möglichen Sachen, Stangen, Segeltuch und Werkzeug, beladen, und Gott bewahre, wie eilig es die Menschen hatten, die mit den Lastwagen kamen. Wie Klappermühlen schwatzten sie in ihrer verrückten Sprache, sie rannten und knallten mit den Peitschen und schrien; alles mußte im Trab oder Galopp gehen. Das Wirtshaus nahmen sie sogleich in Besitz und gingen dort schonungslos zu Werke. Sie hatten keine Zeit, zu warten, wenn sie das Bestellte nicht im selben Augenblick bekamen, dann nahmen sie es sich selbst, Pferdefutter und auch bayrisches Bier für ihre eigene Kehle. Die Wirtin war verzweifelt. Als im Laufe des Tages mehr und mehr Leute kamen und von der Menagerie selbst immer noch nichts zu sehen war, da setzte die Wirtin sich hin und weinte und betete zu ihrem Schöpfer. Sie konnte es nicht bewältigen, mochten andere in ihrem Wirtshaus schalten und walten, wie sie wollten. Der Hausknecht, von Friedrich Just und Niels Liv unterstützt, zog Wasser aus dem Brunnen und schnitt Häcksel auf Tod und Leben, konnte aber dennoch den Forderungen nicht gerecht werden. Da legten sich die fremden Knechte selbst ins Zeug, ließen den Eimer wie bei Großfeuer in den Brunnen sausen und wirbelten die Häckselmaschine herum, daß es von den Messern stob; es konnte einem ganz gruselig dabei werden. Einer der fremden Knechte, der ein wenig Dänisch konnte, wollte Kühe kaufen und machte sich an mehrere schaulustige Männer heran; aber die wollten nicht anbeißen, sie meinten, er wolle sie nur aufs Glatteis führen. Da schwang der Knecht sich auf ein Pferd und jagte zu Ove Jörgensens Hof, um dort seine Kühe zu erstehen; Ove aber wies ihm die Tür. Da galoppierte er zu Anders Nikkelsen hinüber, der hell genug war, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Er ließ sich zuerst das Geld zeigen, und zwei Minuten später hatte er dem Engländer seine vier besten Kühe verkauft. Er ließ sich ihren Wert und noch die Hälfte darüber bezahlen. Ove Jörgensen hätte sich fast ein Leid angetan, als er es erfuhr, und war mehrere Wochen schwermütig. Die vier Kühe wurden zum Wirtshaus getrieben, und ehe es jemand richtig erfaßt hatte, war ihnen der Hals durchschnitten, und sieben bis acht erfahrene Gesellen machten sich ans Ausweiden und Zerlegen. Das war die Vespermahlzeit für die wilden Tiere, natürlich erst, wenn sie da waren.

Endlich traf der ersehnte Zug ein, und nun verloren die armen Wirtsleute vollends den Kopf. In Haufen drängten sich fremde, kreischende Menschen zu den Türen herein. Frau Björn bekam eine Art Krampf und begann in ihrem Elend laut aufzulachen. Das Dienstmädchen gestand später im Vertrauen, daß ihr bei Ankunft des Zuges vor Schreck das Wasser in die Holzschuhe gelaufen sei. Niels Liv, der alte Mann, hätte sich fast ins Unglück gebracht; er erboste sich über einen frechen Kutscher, der in dem grünen Hafer umherstampfte und ganze Armvoll für seine Biester herausriß. Das ging Niels Liv denn doch über den Spaß, er stürzte sich auf den Burschen, und beide rollten ins Ackerfeld. Die fremden Knechte trugen alle Messer bei sich, diesem aber wurde doch angst und bange, denn Niels Liv umklammerte ihn so fest, daß er aufschrie und um Entschuldigung bat. Daß Niels Liv so etwas wagte, konnte niemand fassen, er selbst auch nicht. War das ein Getümmel! Alles, was es im Krug, beim Bäcker, beim Kaufmann und auf mehreren Gehöften an Eßbarem gab, und alles, was durch die Gurgel rinnen konnte, wurde an diesem Tag von den Pferden, der Mannschaft und den wilden Tieren vertilgt. Das war nicht so unglaublich, hatte doch allein ein Elefant vor aller Augen ein ganzes Schwarzbrot in zwei Bissen hinuntergeschlungen. Davon aber soll später noch mehr erzählt werden.

Ging es nun so im Keldbyer Krug zu, so war die Unruhe auf der Landstraße nicht geringer. Die Leute der Umgegend hatten sich natürlich zur Aalborger Chaussee begeben, von wo aller Verkehr kam und der große Zug der Menageriewagen erwartet wurde. Einige gingen ganz bis zu dem Hügel, wo der Schmied wohnte und von wo man einen Ausblick über das lange Stück Wegs im Tal hat, das gleichsam zwischen der Mühle von Keldby und den Höhen von Allerup hängt. Viele und besonders die jüngeren Leute waren auch noch diesen Weg gegangen und nahmen Aufstellung auf weit entfernt liegenden Höhen, von wo sie ein gutes Stück nach Norden bis zur Gegend von Lögstör sehen konnten. Die ganze Landstraße im Tal war mit Menschen übersät. Ungefähr in der Mitte des Tals, wo der Meilenstein steht, hatte sich eine ganze Versammlung aus dem Ort niedergelassen; dort wollte man den Zug erwarten.

Endlich kam er. Die meisten wurden von dem Anblick derart überwältigt, daß sie schließlich nicht mehr recht wußten, wie alles eigentlich begonnen hatte. Sie wußten nur, daß ein wundervoller Wagen nach dem andern auftauchte, Schlag auf Schlag. Es war derselbe Weg, es waren dieselben Gräben, und die Mühle stand wie immer oben auf dem Hügel. Die Gräben drunten beim Meilenstein hatten schon immer auf geheimnisvolle Weise geklafft, als ob man von dort das Unerwartete gewärtigen konnte. Gott weiß, weshalb, vielleicht weil sie so breit und tief waren und dort eine andere Sorte Blumen wuchs als anderswo; vielleicht auch, weil das heimische Gebiet dort gleichsam in die Außenwelt überzugehen begann. Wie dem auch sein mochte, alles Wirklichkeitsgefühl schwebte in Gefahr, als der Zug kam. Was war wahr und was nicht? War das unsere Landstraße, oder war es eine Art riesenhaftes Wahrzeichen, daß Wagen kamen, von leibhaftigen Kamelen gezogen, und daß schiefergraue Elefanten mit Ohren wie Kornsäcke ihre Füße wie große Handrammen in die staubigen Radspuren pflanzten?

Zum Glück machte der Zug eine Rast, so daß man seine Augen an ihn gewöhnen konnte. Der ganze Zug hielt, und als die Wagen standen, sahen die Zuschauer, die atemlos auf das Feld eilten, um einen Überblick zu gewinnen, daß die Karawane sich quer über das ganze Feld erstreckte, von der Keldbyer Mühle bis zu den Höhen von Allerup, Wagen an Wagen auf der weißen Landstraße, eine einzige von Horizont zu Horizont gespannte Hängebrücke von Fuhrwerken. Dieser Anblick blieb seitdem unvergessen, er berührte viele wie ein panisches Erlebnis, so daß ein Schauer sie überlief und ihre Kopfhaut eisig kalt wurde. Man sah Leute sich aus dem Staub machen und wieder stehenbleiben, während sie ein Mal über das andere zusammenfuhren, als ob ihre Kräfte sie verließen. Ein jeder war von einem sonderbaren Eifer besessen und mußte durchaus das Große allen andern verkünden, die es ebensogut sahen wie er; während sie ganz weiß im Gesicht wurden, als seien sie krank, schrien sie sich gegenseitig dieselben Entdeckungen zu. Es geschahen merkwürdige Dinge. Einige Leute offenbarten in ihrem Wesen eine Wärme, von der niemand vorher etwas geahnt hatte und über die später gelacht wurde, als man das Ganze besprach. Andere stürzten aus jahrelangem Ansehen herab oder wurden Gegenstand eines allen Respekt untergrabenden Mitleids, weil sie sich eine Blöße gegeben hatten. Es waren nicht gerade gesunde Gefühle, die auf diese Weise vielen zum erstenmal die Augen öffneten und offenbarten, was man selbst und der Nachbar wert war.

Einige ergriffen die Gelegenheit, sich an dem Glanz des Aufzuges zu mästen, und führten ein unerhört großes Maul, unter anderm Reiter-Morten. Er war ein ganz kleiner Häusler aus der Heide bei Strandholm, ein halber Zwerg, der natürlich niemals Reiter gewesen war. Es hatte stets ein seltsames Mißverhältnis zwischen seinen engen, kümmerlichen Verhältnissen und der Bedeutung, die er seiner Person beimaß, bestanden. Wenn Reiter-Morten drei- oder viermal im Jahr sich beim Kaufmann in Keldby einfand, um einige Lot Kaffee zu kaufen, dann blieb er einen halben Tag im Laden und befühlte überklug alle möglichen Dinge, Seile, Zinkeimer und Handbohrer; oder er stellte sich mit gespreizten Beinen hin, das Kinn im hohen Halskragen vergraben, das Bild seines eigenen Großvaters, still und gesittet, aber durchdrungen von dem Ausdruck eines gewaltigen inneren Selbstgefühls, so daß er den Leuten ein Rätsel war. Reiter-Morten war zeit seines Lebens ein Gegenstand harmlosen Gelächters. Heute aber platzte der kleine Mann förmlich bei dem ganz wahnwitzigen Versuch, sich der Situation zu bemächtigen, als ob sie ihm allein gehörte. Es war, als ob endlich sein Reich gekommen sei. Reiter-Morten ging umher und wußte sich vor Wichtigkeit nicht zu lassen, er klopfte Bekannten auf die Schulter, indem er ihnen leutselig zublinzelte, sie auf den Zug aufmerksam machte und sie aufforderte, genau hinzusehen, solange es noch etwas zu sehen gab. Und er fragte sie, ob sie sich nicht freuten, daß die Menagerie in die Gegend gekommen sei (natürlich dank seiner Vermittlung), und man brauche sich vor den Elefanten nicht zu fürchten, sie bissen nicht.

Reiter-Morten machte sich an mehrere der Großbauern heran, für die er sonst Luft war, die aber in ihrer seelischen Ergriffenheit vergaßen, ihn abzuschütteln. Er ging sogar so weit, dem Gemeindeältesten, Anders Nielsen, in einem vertraulichen und gönnerhaften Ton gute Ratschläge zu erteilen, wo er sich hinstellen sollte. Er forderte ihn auf, doch ganz ruhig näher zu gehen und die Elefanten gründlich in Augenschein zu nehmen. Anders Nielsen sollte nur nicht schüchtern sein … und Reiter-Morten faßte ihn am Arm und wollte ihn mit sanfter Gewalt näher an die Wagen heranführen, wo die Elefanten standen und mit dem Rüssel Heubündel in den Rachen schoben. Anders Nielsen bemerkte gar nicht, wer ihn da am Arm zerrte, bevor einige der Umstehenden zu lachen begannen. Da sah Anders plötzlich Reiter-Morten starr an und nahm seine Pfeifenspitze aus dem Mund, als wolle er etwas sagen. Er schwieg aber, nur seine Augen stachen. Damit war das Urteil über Reiter-Morten gesprochen, man vergaß ihm sein Benehmen nie. Bisher hatte man über ihn wie über einen Narren gelacht, von nun an sah man auf ihn hinab wie auf einen Wicht und merkte sich ihn als einen Schädling, der kein Glück vertragen konnte.

Noch ein anderer Mann lieferte sich an diesem Tage den Leuten aus: Doktor Elkaer. Er hatte ja zeit seines Lebens unverhüllte Verachtung für das Bauernvolk an den Tag gelegt. Niemand erinnerte sich, ihn je außerhalb seiner Praxis gesehen zu haben, und dort war er bissig wie ein Hund, hochmütig und schonungslos, ein Mann, dem nichts gut genug war. Zur Kirche ging er nicht, und Einladungen hatte er niemals angenommen, kam überhaupt nur aus seiner Höhle hervor, um diesen oder jenen anständigen Mann herunterzuputzen und ganze Kirchsprengel als Herden von Rindvieh und Spitzbuben zu brandmarken. Dieser steife Herr ließ sich nun dazu herab, den Zug, der Keldby passierte, durch sein Erscheinen und seine Beachtung zu würdigen. Und nicht genug mit dieser Gnade, er verhehlte nicht einmal, daß er wie andere gewöhnliche Sterbliche auf den Anblick erpicht war. Er erschien in Festtagskleidung, die bisher niemand an ihm gesehen hatte, gelben Nankinghosen, die unten ungeheuer weit waren, mit einem Sonnenschirm wie ein Stadtmensch, mit hohem, blankem Zylinder und bis an die Fingernägel reichenden Manschetten mit großen roten Knöpfen. Es hieß, Doktor Elkaer sei während seiner Studienjahre in Kopenhagen ein großer Stutzer gewesen, nun konnte man sich von der Wahrheit dieser Behauptung überzeugen. Er hatte heute auch rote Backen, obgleich er grimmig dreinblickte. Endlich sollte es dem Brummbär beschieden sein, seinesgleichen zu treffen, jemand, der ihn »verstehen« und in seiner Verbannung trösten konnte. Und tatsächlich, es zeigte sich, daß Doktor Elkaer gehofft hatte, mit den fremden Herren Englisch zu sprechen und sich als einen der Ihrigen zu entpuppen. Seine Hoffnung aber scheiterte gottsjämmerlich. Als nämlich der Zug kam, ging Doktor Elkaer hin, um die Engländer zu begrüßen, und natürlich konnte sich unser stolzer Honoratiorius an keinen andern als den Direktor selbst wenden, an Wombwell, ja, ja, die Vornehmen wissen sich zu finden. Die Dorfbewohner ließen es sich angelegen sein, in der Nähe zu stehen und zuzuhören, und später wurde erzählt, Doktor Elkaer habe, indem er grüßte und in der fremden Sprache etwas sagte, so gewinnend gelächelt, als ob er dazu viele Jahre seine Höflichkeit aufgespart hätte. Im Ort würde ja nun sicher jedermann vor ihm auf die Knie fallen und ihn anbeten. Wombwell aber schien den Doktor gar nicht recht zu entdecken oder zu bemerken. Er war zu Pferde und sah über Doktor Elkaer hinweg, von hoch oben, und antwortete kein Wort, hatte keine Verwendung für Doktor Elkaer, konnte ihn entbehren. Wombwell war grob genug, weiterzureiten, und das Pferd, das er ritt, wollte auch nicht mit sich reden lassen. Da bemerkten die Leute, daß Doktor Elkaer einen Gesichtsausdruck bekam wie seine eigenen Patienten, er wurde zu nichts und verschwand ganz still, er konnte niemand ansehen. Gott, wie gönnte man Doktor Elkaer diese verzehrende Demütigung!

Als der Zug nach Keldby kam, entdeckte man zum Erstaunen aller, daß drei Bekannte unter den fremden Leuten waren, drei Jungen aus dem Ort, die bei einem der Kutscher vorn auf der Deichselstange saßen. Es waren Doktors Einar, Bernhard Lundgreen und Klein Niels. Diese verwegenen Burschen fuhren frei und frank auf der großen Wagendeichsel hinter den riesigen Brauerpferden, indem sie sich mit Fleiß eine Miene gaben, als gehörten sie zur Mannschaft. Und sie stiegen auch nicht ab in Keldby, sondern blieben auf ihrem Posten und betrachteten Menschen und Häuser des Ortes mit wildfremden Blicken. Mehrere Hunde, ihre Spielgefährten, versuchten fröhliche Annäherungen, wurden aber nicht wiedererkannt, obgleich sie sich die Seele aus dem Leib wedelten und das Maul aufsperrten und sich verzweifelt um ihre Freunde bemühten. Als der Zug sich wieder in Bewegung setzte, fuhren die Knaben mit zum Dorf hinaus. Während die Wagen vor Keldby hielten, waren sie flugs von der Stange heruntergeklettert und hatten zu Hause ihre Spazierstöcke geholt, die aus spanischem Rohr und mit Bleispitzen versehen waren. Der Sohn des Doktors hatte Geld verschafft und seine Jagdflasche mit Lakritzensaft, außerdem hatte er beim Kaufmann Bonbons gekauft. Wahrhaftig, Doktors Einar sprach kaltblütig Englisch mit dem Kutscher, wie man beobachten konnte, und die Dorfbewohner, die sich für den Jungen interessierten, fühlten, daß er im Begriff stand, ihnen unrettbar zu entgleiten. Die drei Abenteurer sahen sich nicht um, als der Zug Keldby verließ und den Weg durch die Grauböller Heide in südlicher Richtung einschlug. Viele Leute stutzten, als sie die drei auf diese unerklärliche Weise verschwinden sahen. Die Jungen hatten keine Auskunft geben wollen, nur die Achseln gezuckt und eine gewichtige Haltung angenommen, wie erwachsene Männer, und das Dorf seinen Mutmaßungen überlassen.

Daß sie so intim mit der Menagerie geworden waren, war indessen ganz natürlich zugegangen. Die ganze Dorfschule hatte vor dem Meilenstein Aufstellung genommen, die erste Klasse im Graben und die zweite Klasse auf der andern Seite des Weges. Der Zug machte auf die Schuljungen einen überwältigenden Eindruck, sogar die große Klasse fühlte sich, ihren Verdiensten zum Trotz, gänzlich aus der Weltordnung gestrichen. Erst jetzt wußten die Jungen, wie arm und ohnmächtig sie waren, denn hier galt ja die innere Wertschätzung nicht länger. Wer wußte hier von ihrem Ruf im Schönschreiben und im Steinschleudern, wenige nur besaßen die Voraussetzungen, gerecht zwischen ihnen zu unterscheiden. Jeder Wert war ungeheuer gesunken. Wer von ihnen dachte in diesem Augenblick nicht mit bitterer Geringschätzung an seine Kiebitznester und Hummelstöcke oder an sein Taschenmesser. Und was schlimmer war, die eigentliche Persönlichkeit stand auf dem Spiel. Den Knaben wie den Erwachsenen wurden auf gefährliche Weise die Augen geöffnet für ihr eigenes wirkliches Gesicht und das ihrer Kameraden. Viele begannen sich in dem allgemeinen Bankrott mit einer Kälte anzusehen, die sich nie wieder verscheuchen ließ. Dieser und jener aber sah gleichsam zum erstenmal die Treue in dem sommersprossigen Gesicht seines Freundes und gewann ihn nur noch lieber. Einars und Bernhards Freundschaft bestand die Feuerprobe, und Klein Niels wurde in den Bund aufgenommen.

Klein Niels war ein Findelkind, ein Kind des Kirchspiels, ohne Eltern und Verwandte. Seine ganze Kindheit hindurch war er nur geduldet, weil man ihn ja nicht ertränken oder auf andere Weise loswerden konnte. In der Schule sah man tief auf ihn herab, verfolgte ihn aber nicht, da er von Natur die Freundlichkeit selber war. Klein Niels hatte einen lächelnden Mund und konnte so froh werden, wenn er etwas geschenkt bekam. Heute war er auch mitgekommen, saß jedoch abseits, weil er wußte, daß er sich mit den anderen Jungen nicht messen konnte. Und doch war er festlich gekleidet, mit einer viel zu großen Mütze auf dem Kopf, langen Hosen, kleinen Schaftstiefeln und einer Jacke, die bereits gewendet war, alles Gaben aus verschiedenen Gegenden des Kirchspiels. Klein Niels glich in seinem Anzug einem Bauern in kleinem Format, einer winzigen Ausgabe eines Großbauern. Und wie wohl war ihm dabei zumute! Die hellen Augen guckten gerade noch unter der Mütze hervor, die ihm bis über die Ohren ging. Er war sich bewußt, daß die Knöpfe seiner Jacke auf der verkehrten Seite saßen, da die Jacke ja gewendet war, hoffte aber, man würde es übersehen. Die Stiefel aber machten ihm Sorge. Es waren wundervolle Stiefel mit Schäften und gar nicht sehr abgetragen, der rechte aber war an der großen Zehe ein wenig stumpfer als der linke, was nicht gut aussah. In der ganzen Welt ahnte nur Klein Niels etwas von diesem Fehler, glaubte aber, daß das ganze Kirchspiel und die Menagerie nur zusammengekommen seien, um diesen Fehler zu entdecken. Deshalb hielt er die ganze Zeit seine Füße in einem Grasbüschel versteckt und fühlte sich dabei geborgen; nur bei dem Gedanken, daß man die Stiefel sehen würde, wenn er aufstand und ging, wurde ihm ganz übel zumute. Und als die Elefanten kamen, mußte er sich erheben, da aber hatte er die Stiefel vergessen. Während alle Welt damit beschäftigt war, die Elefanten zu betrachten, die sich mit Heu vollstopften, als seien sie ausgestopfte Tiere, die noch einige Löcher in ihrem Innern ausfüllen wollten, fiel Einars Blick zufällig auf Klein Niels, und er faßte Freundschaft für ihn. Denn der kleine Sohn des Kirchspiels, der gleichsam von Kopf bis Fuß aus milden Gaben zusammengesetzt war – selbst die Hände und das Gesicht glichen hübschen Geschenken –, empfand wirklich echte Freude, war der einzige, der sich hingab. Alle anderen Jungen standen verschlossen da, von hundert unüberwindlichen Vorurteilen gehemmt, wie die Erwachsenen, die mehr und mehr einen leidenden Ausdruck im Gesicht bekamen, weil sie beim Anblick des Neuen und Fremdartigen von einer heimlichen, mächtigen Begierde erfüllt wurden, ohne sie anzuerkennen oder sich davor zu beugen; sie hätten sich ja sonst selbst verloren. Klein Niels aber hatte nichts zu verlieren und fühlte keinen Trotz, er war eine einsame und glückliche Seele. Er allein lachte, nahm alles in sich auf, seine Glieder rührten sich vor inniger Anteilnahme. Man konnte ihm deutlich ansehen, was in ihm vorging, sein Gesicht war wie ein lebendiger Spiegel, seine kleinen Hände machten fast unmerklich alle Bewegungen mit, die er beobachtete, sie zuckten und flatterten wie junge Vögel; seine Knie bewegten sich im Takt, wenn er jemand gehen sah, er lächelte, ohne sich zu beherrschen, wenn er etwas gut fand; sein Herz flog jedem Wunder entgegen. Wie er dastand, mit der allzu großen Mütze, das Ebenbild eines kleinen Bauern, ganz versunken in sein Erlebnis, war er der Mittelpunkt aller Begebenheiten, der König selbst im Märchenreich, wo alle Wesen glücklich und klein sind.

Als sich nun der Zug wieder in Bewegung setzte, hatte einer der Kutscher, ein schwarzbrauner, freundlicher Bursche, von seinem Sitz auf der riesigen Querdeichsel den Schuljungen zugerufen. Die aber hatten die Augen niedergeschlagen und sich benommen, als ob sie weder hören noch sehen könnten. Nur Doktors Einar, der von seinem Vater fremde Sprachen lernte, begriff, daß dieser Mann sie weder fragte, wer ihr Vater sei, noch sie darauf aufmerksam machte, »daß sie einen Fleck auf der Nase hätten« oder ähnliche Scherze, womit Erwachsene Knaben in Verlegenheit bringen. Darum hatte Einar sich der Bekanntschaft überlassen und Bernhard mitgezogen. Als sie aber auf der Deichsel saßen, sah Einar, wie Klein Niels nebenhertrabte, lächelnd und zufrieden, weil es den beiden so gut gegangen war. Und da hatte Einar ihm zugewinkt und ihn ebenfalls auf die Deichsel heraufgezogen. So war es zugegangen.

Und nun rollten sie über die Heide in einer Stimmung, die jenseits aller Erfahrung lag, größer und beschwingter als Sonntagsfreude und Weihnachtsjubel. Sie fühlten sich geradezu über das Land emporgehoben und mitten in eine neue großartige und herrliche Welt hineinversetzt. Der Wagen, auf dem ihnen zu fahren vergönnt war, erschien ihnen gefährlich groß, war aber solide gebaut; er glich einem langen, schmalen Haus auf Rädern, hatte aber weder Fenster noch Luken; auf der einen Seite war er ja nämlich ein großer Käfig mit einem Gitter, das mit Läden verdeckt war. Alles an dem Wagen war massiv: die Speichen, die so dick wie Pfosten waren, die Deichsel und die Schwengel, und die Pferde waren von fast übernatürlicher Größe. Es waren englische Brauerpferde mit übermäßig dicken Beinen, reine Riesentiere. Dicht neben dem einen Hinterrad des Wagens befand sich ein kleines Holzstück an zwei Ketten, das zum Bremsen diente, damit das Fuhrwerk nicht rückwärts lief, wenn man auf einem Abhang haltmachte. Von solchen mächtigen Fahrzeugen gab es eine unübersehbare Reihe; einige wurden von Elefanten, andere von Kamelen gezogen, der Wagen aber, der lauter Löwen enthalten sollte, wurde von vier Riesenpferden gezogen und war sogar noch größer als die übrigen Wagen. Indessen gab es noch mehr Wohnwagen als solche mit wilden Tieren. Ganz zuletzt im Zug fuhren einige sehr große Fahrzeuge, ohnegleichen an Pracht und Kostbarkeit, die Wohnung des Direktors und seines Stabs. Wombwell selbst reiste in einem Wagen mit Spiegelglas und Vergoldung, der mehrere Stuben enthielt. Der allerletzte Wagen aber war der feinste und teuerste von allen; darin reiste die große Löwenkönigin, Miß Alice, von der auf dem Plakat stand, daß sie ganz allein zu den fünfzehn Löwen in den Käfig hineingehen würde. Dieser Wagen war aus geschliffenem Glas und lauter geschnitzten und vergoldeten Rahmen zusammengesetzt, ein Triumphgefährt im Wert von vielen tausend Kronen; er wurde von vier milchweißen jungen Stuten mit rosenroten Mäulern und blonden Mähnen gezogen, die so rund und weiß am Körper waren, daß man sie für Jungfrauen, die auf allen vieren gingen, halten konnte. Miß Alice war noch von niemand gesehen worden; sie saß im Innern hinter den roten Seidengardinen vor den Fenstern.

Von Keldby bis Graubölle find es anderthalb Meilen. Die Landstraße aber hat eine Kurve wie einen Winkel, weil man die Brücke über den Bach Moholm passieren muß. Die erste Meile führt durch die Heide, die sich links in einer flachen, unendlichen Ebene bis an den schmalen Limfjord hinzieht, auf dessen gegenüberliegendem Ufer sich das Gelände von Salling erstreckt. Rechts steigt die Ebene mit vielen großen Hünengräbern kuppelartig an und vereinigt sich bei den Heidehügeln von Graubölle mit dem Horizont. Der lange Heiderücken steht so kräftig da mit seiner von frischem Ginster dunklen Färbung; er trägt über zwanzig große Hünengräber, am höchsten aber ragt in der Mitte ein schöner, runder Grabhügel luftig in die Höhe und trifft sich mit den schneeweißen Wolkenbergen. Hier soll der Sage nach ein König begraben liegen. Die Heide ist noch voller Spuren uralter Fahrstraßen, die kreuz und quer durch das Land führen. Nun zieht die Landstraße ihr weißes Band in geraden Linien durch die mit Gräben und zierlichen Steinschutthaufen eingesäumte Heide. Springt man aber über den Graben, so ist man in der wilden Heide, die von der mannigfaltigen Üppigkeit ihrer Kleinwelt so würzig duftet.

Mit dieser Umgebung waren die drei Knaben vertraut; als sie heute aber stolz auf ihrer Höhe mitten in dem herrlichen Aufzug kutschierten, da schien es ihnen, als ob die Heide und die bekannten Höhen, ja selbst die Schutthaufen, an denen sie vorbeifuhren, ihnen mit langen Blicken nachsähen, wie überflüssige Dinge, die man zurückgelassen hat, so daß den Jungen das Herz beklommen wurde, weil sie für die Armen nichts tun konnten. Ein Hase sprang vor ihnen über den Weg, wo er einen Augenblick mit gespitzten Ohren sitzenblieb, um dann heftig erschreckt über den Graben zu springen und zwischen den Hügeln zu verschwinden. Es war ja begreiflich, daß er erschrak, dachten die Jungen, und ihre Augen folgten ihm mit heimlicher Sympathie und Mitleid, bis sie ihn nicht mehr sehen konnten. Was war auch dieser einfältige, einheimische Hase im Vergleich zu all den edlen Geschöpfen der Menagerie; er tat ihnen bitter leid, er hatte so armselig und unnütz ausgesehen, als er davonrannte.

Die Wehmut der Reise brachte der gehobenen Stimmung der drei Knaben fast eine tödliche Wunde bei. Ihr Herz hing an der armen, einsamen Häuslerkuh, die im Graben angepflöckt stand und treulich knabberte, obgleich kein menschliches Auge hier einen Grashalm entdecken konnte. Die Kuh sah unschuldig zu ihnen auf und trug ihre Magerkeit ohne Protest, als sei das ihr Beitrag zu dem lichten Tag.

Weit draußen in der Heide wohnte ein armer Teufel, der, übel angesehen und sonst fast vergessen, seit dreißig Jahren damit beschäftigt war, seinen elenden Heideboden zu bebauen. Heute kam er auch hervor und stand am Weg, um den Zug zu betrachten. In dem verhutzelten Gesicht des Mannes zuckte es wunderlich, als ob er von dem Anblick des unendlichen Reichtums geblendet würde, ohne daß es ihm jedoch glücken wollte, sich etwas dabei zu denken. Seine Frau stand, den Strickstrumpf in der Hand, in geziemender Entfernung; sie betrachtete nicht die große Wagenreihe, sondern ihn, den Mann, ihren Herrn, von dem es abhing, was sie sehen und meinen sollte. Noch weiter entfernt sahen drei, vier langhaarige Köpfe aus den Heidebüscheln hervor, die Jüngsten, die auslugten und sich nicht näher heranwagten. Die Keldbyer Knaben hatten dem Heidemann gegenüber nichts anderes auf dem Kerbholz, als daß sie ihn eines Tages, als er ins Dorf gekommen war, durch unartige Zurufe und ein Bombardement mit Torfstücken fast um den Verstand gebracht hätten. Auch hatte es ihnen stets Vergnügen bereitet, in der Heide hinter seinen Kindern herzujagen, nicht um sie anzurühren, nur um sie zu jagen, bis sie nicht mehr laufen konnten und wie tot umfielen. Jetzt fühlten sie, daß sie dem Mann von der Heide unrecht getan hatten, und es schmerzte sie, daß die kleinen Köpfe zwischen dem Heidekraut nicht näherzukommen wagten.

Als sie sich aber weiter vom Dorf entfernt hatten und sich außerhalb des Gebietes befanden, das sie heimisch berührte, da schwanden die nagenden Empfindungen und machten Sorglosigkeit und Wärme Platz. Sie wurden wieder gesprächig, und ihr Blick wurde fester. Der Weg, der ihnen nicht länger bekannt war, nährte ihr Wohlbefinden. Einar bot aus seiner Tüte Bonbons an. Bernhard steckte gleich zwei Stücke in den Mund, Klein Niels aber erklärte zuerst züchtig, das sei Sünde, und nahm dann einen Bonbon, der klar wie Glas und wie ein Fisch geformt war. Einar bot auch dem Kutscher an und hatte die Freude, daß der geistesabwesend einen Bonbon nahm und in den Mund steckte. Der große Kerl war ganz still und schlapp geworden. Er saß da, wackelte vornüber und tätschelte den Pferden im Halbschlaf den Rücken mit den Zügeln, die seinen Händen jeden Augenblick zu entgleiten drohten. Plötzlich sah er Klein Niels, der ihm am nächsten saß, bittend und trunken an und übergab ihm ohne weiteres die Zügel. Niels nahm sie, und im selben Augenblick schlief der Kutscher schon, den Kopf weit vornübergebeugt. Es war, als bemerkte man erst in diesem Augenblick, wie dürftig seine Kleidung und die fremdartigen Stiefel abgenutzt und durch die scharfen Steine der Landstraße zerkratzt waren.

Es war aber doch ein großer Fehlgriff des Kutschers, daß er Klein Niels die Zügel übergeben hatte. Die andern zwei wurden eifersüchtig und wollten ihn zum Abtreten der Zügel bewegen. Es flammte ein Streit auf, wobei hitzige Worte gewechselt wurden. Klein Niels antwortete nichts, spuckte nur wie ein Gentleman den Bonbon, den er bekommen hatte, wieder aus; der klare, süße Zuckerfisch, der inzwischen ganz dünn geworden war, fiel auf die Landstraße. Als dies getan war, lächelte er, hielt die Zügel hübsch in den kleinen abgehärteten Kinderhänden, und sein Lächeln wurde immer breiter. Die andern konnten ihm nicht widerstehen und beschlossen, Klein Niels solle die Zügel behalten. Und als Niels sich nun als Kutscher anerkannt fühlte, lächelte er glückselig, stille Freudenschauer durchrieselten ihn. Einar steckte ihm einen neuen Bonbon in den lächelnden Mund, während Niels die Zügel mit ausgestreckten Armen hielt und das riesige Gespann lenkte. Es ging gut. Die Pferde trabten sehr ruhig und hielten von selbst den nötigen Abstand zwischen sich und den Wagen vor ihnen, wie sie es gewohnt waren. Niels war auf den grünen Zweig gekommen, und Einar und Bernhard beugten sich ihm ohne Widerstand und gönnten ihm den Aufstieg. Der Kutscher schnarchte in dem brennenden Sonnenschein, während er mit seinem mageren Hinterteil auf der Deichsel saß, als sei er darauf festgewachsen. Aus dem mystischen Innern des Wagens vernahm man ab und zu einen raschelnden Laut im Stroh und höchst verdächtiges Gähnen und Knurren, das von den eingesperrten Tieren herrührte. Hu, hei, Klein Niels, der kleinste Großbauer der Welt, lächelnd und gewandt steuertest du Noahs Arche durch die Heide von Graubölle!

In dem Knie bei den Thinghäusern, wo die Heide aufhört, wäre es indessen beinah schief gegangen. Dort macht der Weg eine so scharfe Biegung, daß er im Winkel fast rückwärts läuft, und dort gab Niels dem Wagen nicht den gehörigen Schwung nach rechts, oder er hatte nicht mit der Länge des Wagens gerechnet – genug, das hintere Rad kam dem Graben zu nah und rutschte ein wenig. Ach, da erstarrten die Knaben vor Angst! Der gefährliche Augenblick aber ging vorüber, und gerettet rollten sie auf der gebahnten breiten Landstraße von Graubölle. Es war sehr ergötzlich, den Wagenzug diese Ecke passieren zu sehen, Wagen auf Wagen schwenkte in jäher Kurve herum, wie eine große Schlange, die eine andere Richtung einschlägt. Dann lag die Landstraße fein und weiß bis Graubölle vor ihnen, das mit seinem Kirchturm und seinen großen Bäumen bereits zu sehen war.

Der Weg führte quer über das breite Tal, das sich vom Fjord landeinwärts bis Moholm erstreckte. Der Bach wand sich blau und weitläufig durch die hellgelben Wiesen. In weiter Ferne sah man den roten Turm von Moholm. Die Landstraße war kreideweiß, weil sie mit Muscheln, die man aus den Gräben nahm, beschottert wurde. Es war alter Meeresgrund. Der weiße Weg durch das grüne Moor gab der Reise noch mehr Leben. Vom Fjord kam ein Hauch von Salzwasser und Tang, der die Augen klar machte.

Das merkwürdigste aber war die Menge Volks, die sich aufgemacht hatte. Als der Zug die Brücke passiert hatte und ruckweise und mit Ruhepausen den Hügel zum Ort hinaufzog, war es, als ob die Erde selbst Menschen zu Tausenden erzeugte. Der Abhang vom Ort bis zum Fluß war schwarz von Menschen. Sie wimmelten aus den Gräben, kamen in schwarzen Scharen auf den Steilufern zum Vorschein, alle in Sonntagskleidern; zu Fuß und zu Wagen näherten sie sich aus allen Himmelsrichtungen. In weiter Ferne konnte man im Sonnenschein Punkte und Haufen sehen, die sich auf Graubölle zu bewegten.

Das uralte Bauernland, von dessen Hügelkämmen sich die Grabhügel und Feuerstätten vergangener Geschlechter in meilenweiten Abständen anglotzten, das schon in der Urzeit bebaute Tal, an dessen Rändern noch die Abfallhaufen des Steinzeitaltervolkes leuchteten und zwischen dessen Abhängen noch das Echo von Tiergebrüll und Hörnern spukte – die Ufer des Fjords und die Heide, das ganze Himmerland sandte seine Lebenden aus. Sie kamen aus den altem Dörfern der Umgegend, Kourum, Torrild und Stenbaek, sie kamen von tausendjährigen Gehöften mit heidnischen Namen, wo seit grauer Urzeit ein und dasselbe Geschlecht ohne Erinnerungen und überlieferte Geschichte, einzig und allein über die Arbeit des Tages gebeugt, erbansässig war; sie kamen von neuen Ausmärkergehöften und Kätnerplätzen, alles, was gehen und kriechen konnte, strömte nach Graubölle, als wollte man sich endlich einmal dort versammeln und von dort Ausschau halten. Noch niemals hatte man so viele Menschen auf einem Fleck gesehen.

Und jeder sah, daß alle kamen, die er kannte; denn sie kamen alle, sogar die auf das Altenteil Gesetzten, Hundertjährige, Weiber und Kinder, ganze Familien in mehreren Generationen. Menschen, die sich längst verkrochen hatten und nur auf die Erlösung warteten, kamen noch ein letztes Mal hervor, verfroren und scheu im Sonnenschein, entstellt von den Jahren, als hätten sie zeit ihres Lebens in tiefen Kellern gesessen; auch in diese öden Hirne war der Ruf gedrungen wie ein Nachhall einer Verheißung, die sie einstmals als Erbteil empfangen und in endlosen dunklen Zeiten aus den Augen verloren hatten. War es nicht selbstverständlich, daß sie kamen, dies einzige Mal zusammenströmten, denn es wurde ja nicht von ihnen verlangt, daß sie ans Ende der Welt reisten, um ihre Wunder zu sehen, die Welt selbst war ja zu ihnen gekommen!

Als der Zug in Graubölle einfuhr, wurde er von der Menschenmenge ziemlich still empfangen. Die Wagen waren ja vorläufig geschlossen; auch hielten sich die Leute zurück, wappneten sich mit Mißtrauen und warteten ab, wie ihre Erfahrung es sie gelehrt hatte. Nur ein einziger Wagen zog, wo er auftauchte, eine Furche von Munterkeit und fast Bewegung durch die Menge, der Wagen, der von Klein Niels gelenkt wurde! Wie stramm und aufmerksam saß er auf seinem Kutschbock! Es war unverkennbar, dort saß der echte kleine Bauernsohn, das Ebenbild eines hübschen Großbauern, von Kopf bis Fuß aus geschenkten Dingen zusammengesetzt. Ein ganzes Kirchspiel war anwesend und konnte seine Aussteuer Stück für Stück feststellen, das ganze Kirchspiel hatte ja zu seiner Existenz beigetragen, er war Fleisch von aller Fleisch und Blut von aller Blut. Er saß da, und sein Lächeln war so lieb und fein wie Küsse und Geflüster hinter Türen. Wahrhaftig, das kleine Allerweltskind trat als versöhnender Engel zwischen der abweisenden Bauernschaft und der Menagerie auf, die Botschaft brachte aus der weiten, grimmigen Welt. Sicher ist, daß eine frische und befreiende Stimmung über die Leute kam, das Herz ging ihnen auf, als sie die kleine vertraute Gestalt mit so großer Sicherheit als Kutscher auf dem Wagen mit den brüllenden Löwen sitzen sahen.

Der Wagenzug fuhr durch den Ort bis zu dem großen Festplatz hinter der Kirche, demselben Platz, wo in alter Zeit Gericht gehalten worden war. Dort bekam man nun zu sehen, wie die Menagerie aufgestellt wurde. Der erste Wagen fuhr um den ganzen Platz herum, bevor er haltmachte; der nächste fuhr neben ihm auf, und so fort. Es war leicht zu begreifen, daß die Wagen, waren sie erst alle aufgefahren, einen länglichen Rundbogen mit der Gitterseite nach innen bilden würden. Das aber nahm Zeit in Anspruch, denn es waren ungeheuer viele Wagen, und der Bogen schien einen riesigen Umfang annehmen zu wollen. Einige sagten, daß dieser gewaltige Raum sogar von einem Zelt bedeckt werden sollte, aber das klang ja unglaublich. Und doch sollte es wahr werden. Der Rest des Nachmittags verging mit der Aufstellung der Wagen, und es wurde Abend, bevor das Zelt aufgeschlagen und alles fertiggestellt war.

Die Zuschauer wurden an diesem Nachmittag Zeugen ungewöhnlicher Auftritte; es kamen Dinge vor, die in den Augen der Bauern empörend und aufregend waren. Niemals hatten sie Kutscher so unbarmherzig mit Pferden umgehen sehen wie hier, und niemals hatten sie sich eine so rohe und rasende Menschenbehandlung vorgestellt wie die, die Wombwell seinen Untergebenen bot. Er leitete die Aufstellung selbst, in einer beispiellos vornehmen und kostbaren Kleidung, eine ellenlange Lederpeitsche in der Hand. Er schrie und schäumte wie ein Tobsüchtiger, wenn es ihm nicht nach Wunsch ging. Er verlangte, daß alles mit blitzartiger Geschwindigkeit gehen sollte, und das wirkte wie Verruchtheit auf die Bauern, die, wenn etwas nicht getan wurde, gewohnt waren, eine Entschuldigung darin zu finden, daß es eben versäumt war. Wombwell, der übrigens ein athletisch gebauter Mann war, mit Augen, die vor Trunksucht aus den Höhlen traten, Wombwell kannte nur Gehorsam, und es gab nur ein Tempo für ihn – Galopp bei Pferden und Menschen! Wenn ein Wagen auf dem Platz aufgefahren werden sollte, wurden die Pferde zu gestrecktem Galopp angepeitscht, um dann im letzten Augenblick, bevor sie auf den Nebenwagen stießen, zur Seite gerissen zu werden; es sollte alles wie der Wind gehen. Das letzte Stück Wegs wurde der Wagen von der Mannschaft gezogen, die, während er noch im Rollen war, sich wie ein dicker Bienenschwarm auf die Räder, oder wo sie sonst anfassen konnten, stürzte und schuftete, daß es in ihren Knochen krachte. Die Wagen waren schwer und der Boden zu weich, darum galt es, über den Grasplatz zu fliegen, bevor die Räder sich festfuhren. Und Wombwell brüllte wie ein losgelassener Satan und schwang die entsetzliche Peitsche über Pferde und Kutscher. Mehrere Großbauern aus der Gegend, die auch zu herrschen gewohnt waren, sahen beleidigt auf diese himmelschreiende Tyrannei und hatten die größte Lust, gewichtig und bedächtig, langsam, und ohne die Würde zu verlieren, einzuschreiten und die Tierquälerei zu verbieten.

Da aber geschah ihnen etwas Merkwürdiges und Unerhörtes, worüber später nie gesprochen wurde und das sie nie recht begriffen. Einer der Wagen sank mit dem einen Rad auf dem Grasplatz ein und ließ sich nicht von der Stelle rücken, wie sehr auch die Brauerpferde sich ins Zeug legten und die Mannschaft an den Rädern zerrte. Ihr verzweifelter Arbeitsgesang klang zuletzt wie Notschreie in äußerster Todesqual, und Wombwell überbrüllte das Ganze in unaufhörlichem Wutschnauben, während er mit seiner Peitsche Unendlichkeitszeichen in die Luft beschrieb. Plötzlich fiel sein Blick auf eine Schar großer, kräftiger Männer in den besten Jahren, die mit satten Mienen, an ihren Pfeifen saugend, umherstanden, eine ausgesuchte Schar von Himmerländer Großbauern. Und im nächsten Augenblick sauste das Unendlichkeitszeichen über die unverletzlichen Mützen! Wombwell ließ den ganzen Vorrat an Gift und Schwefel einer fremden Sprache auf sie hinabregnen und trat ihnen mit der ganzen bestialischen Energie seines Riesenkörpers entgegen. Er ergreift einen Mann am Arm, Thomas vom Brückenhof, und schleudert ihn zum Wagen, noch einen, Anders Nielsen, und noch einen, Graves aus Svendsild, und ehe jemand noch recht weiß, wie es zugeht, liegt Himmerlands Bauernaristokratie neben den Rädern des eingesunkenen Wagens und zerrt an den Speichen, als gälte es das Leben! Sie sind stark wie Bären und wollen es plötzlich zeigen, denn sie sind unbändig erbost über diese Behandlung; sie schinden sich blaurot, der Speichel spritzt ihnen von den Zähnen, sie treten die Stiefel tief in den Erdboden, und Wombwell brüllt und drischt auf die Pferde ein, und in die Höhe kommt der Wagen und fliegt an seinen Platz unter wildem Gejohle der Zuschauer! Die Situation ertrinkt glücklicherweise in Hurrarufen, sonst hätten die starken Bauern nicht gewußt, was sie mit sich anfangen sollten, als sie nach ihrer Kraftprobe wieder abtraten. Wie war das Ganze zugegangen? Hatte Wombwell sie behext? Was für ein brüllender Abgesandter der Hölle war er?

Viele Wagen wurden bei der rücksichtslosen Eilfahrt, mit der man sie in Stellung fuhr, verdorben, Holzwerk und Stangen sprangen und krachten, und die Tiere im Innern der Wagen kratzten an den Wänden und heulten in allen Tonarten. Angst und bange konnte einem werden aus mancherlei Gründen. Wombwell aber trieb weiter zur Eile an, er wollte die Menagerie noch am selben Abend eröffnen, koste es, was es wolle. Endlich war der Rundkreis bis auf den Platz, wo der Eingang sein sollte, geschlossen. Hätte Wombwell nun nicht Eintrittsgeld nehmen und alles übrige gut sein lassen können? Nein, noch nicht. Man bekam noch ein mächtiges und ergreifendes Schauspiel zu sehen, eine Pracht- und Kraftentfaltung, buchstäblich gesprochen, die an brutaler Energie ein Hohn auf Leben, Glieder und Material war, nämlich die Errichtung des Portals.

Ein sehr großer und besonders gebauter Wagen wurde in der Eingangsöffnung aufgefahren, und es zeigte sich, daß er aufgeschlagen und gleichsam in vielfache Flügel und Schwingen auseinandergefaltet werden konnte. Diese Aufstellung aber glich mehr einem Bombardement, einer Sprengung und Beschießung, als einer Arbeit in Friedenszeit. Wombwell war jetzt völlig außer sich, raste wie in Krämpfen, brüllte aus vollem Halse und fraß die Luft, und seine Leute machten sich ans Werk, wie man es nur für wenige Sekunden vermag, während man den Atem anhält und es einem vor den Augen flimmert; in diesen Sekunden wurde das Portal entfaltet! Es geschah mit Hilfe von Tauen und langen Stangen, die Flügel wurden auseinandergezogen und gleichzeitig durch die Mannschaft, die das ungeheure Gewicht in gestrecktem Lauf trug, von unten mit Stangen gestützt. Indem die Flügel zur Seite ausschwenkten, niederklappten oder in die Höhe flogen, offenbarte das Portal seine Welt von Vergoldung und Malerei, während große Stücke der kostbaren Schnitzerei zersplitterten und wie mit Gewehrgeknatter absprangen, so daß der pfeifende Laut weithin zu hören war. Nachdem das Portal sich wie eine Tropenblume, die sich unter Knall und Rauch öffnet, himmelwärts entfaltet hatte, als der Name Wombwell in lohender Goldschrift mitten in den grotesken Schnörkeln und goldenen Kringeln aufgesprungen war, nebst einem strahlenden Bild von ihm selbst auf dem rechten Flügel und einem Bild der halbnackten Miß Alice auf dem linken, wurde es einen Augenblick still, während die dem Umfallen nahen Knechte sich zitternd vornüberbeugten und nach Luft schnappten. Lange aber durften sie nicht verschnaufen. Wombwell war einen Augenblick zu Miß Alice hineingegangen und kam jetzt zurück, die Lippen wie nach dem Genuß eines Schnapses bewegend. Zum Erstaunen derer, die ihn vor kurzem noch für völlig verrückt gehalten hatten, bewegte er sich jetzt mit der ruhigsten Miene von der Welt. Im nächsten Augenblick aber, nachdem er sich die Lippen geleckt hatte, nimmt er einen Anlauf wie ein Schwimmer, sein Kopf taucht mitten zwischen der nach Luft schnappenden Mannschaft auf, und er hackt hier und dort mit heiserem Gebrüll dazwischen, während die Peitsche wie eine fliegende Natter über seinen Kopf schwirrt. Jetzt sollte das Zelt errichtet werden. Die ungeheure Leinwand wurde über die Wagenburg gespannt; obgleich fieberhaft gearbeitet wurde, dauerte es doch lange, und der Tag näherte sich seinem Ende. Die Zuschauer langweilten sich nicht, im Gegenteil, sie folgten aller Geschäftigkeit mit lebhaftem Interesse und verloren jedes Gefühl für die Zeit.

Die meisten Ereignisse werden erst lange, nachdem sie stattgefunden haben, »historisch«. Es kommt aber auch vor, daß ein Erlebnis so stark ist, daß es auf der Stelle mit der Phantasie in Wechselwirkung tritt, so daß man, indem man sich selbst vergißt, das Gefühl von ewiger Dauer bekommt. So ging es auch hier. Die Zeit schlug einen Ring um die Menschenschar, die hier versammelt war, um Graubölle, um das meilenweite Land ringsum, um den Sommertag und den weiten Himmel und um Wombwell, der wie ein ungeheures, wachsendes Ding inmitten des Ganzen lag. Einen lieblicheren Hochsommertag gab es nicht, die nahen Äcker waren besät mit allen Blumen, die der Mittsommer kennt, sie blühten, so weit der Blick reichte. Man wußte, daß auch weit, weit fort, wo die Sonne sich mit dem Lande in einem grünen Schimmer trifft, üppiges Wachstum die Erde deckte, daß dort der Roggen ebenso lebendig und frisch wogte wie hier unter den Augen der Zuschauer von Graubölles sanft ansteigenden Äckern, wo sich die seegrünen Felder im Sonnenschein mit knisternden Ähren und blau und rot funkelnden Blumen leise wiegten. Der Himmel war gewaltig, die übereinandergeballten Wolken erhoben sich fast bis zur Mitte der Himmelskuppel, wo sie unsagbar blau und tief war. Im Westen durchbrachen Lichtsäulen und Strahlenbündel die Wolkenwelten; viele hundert Meilen entfernt im Osten aber stiegen hohe bleiche Wolkenberge auf wie blinde Gesichter und wandten sich der Sonne zu. Der Fjord wand sich mit spiegelklaren Buchten und bläulichen Sunden bis in die weite Ferne, wo alles ganz winzig wie in einem Nebel endete.

Doch nun ist es dunkel und die Luft kühl, die Sonne ist untergegangen. Der helle Sommerabend ist weit vorgeschritten. Die Menagerie steht fertig unter dem Zelt. Und was für ein Zelt! Es ist die Arche, es ist Gottes gewaltiges Schiff, das die Lebenden birgt, auf Graubölles Hügel gestrandet. Hört ihr den Chor der Tiere und wilden Geschöpfe – das ist der Schauer, der an jenem Frühlingsmorgen, als sich der Regenbogen über die Erde spannte, die Sonne des Ararat grüßte! Plötzlich erglüht die ganze mächtige Zeltkuppel! Sie glüht wie ein Berg aus Eisen; man hatte im Innern des Zeltes Lichter und Fackeln angezündet, und gleichzeitig waren die Läden von den Käfigen genommen worden. Man hörte einen tausendstimmigen Ausbruch geblendeter und erbitterter Raubtiere aus der ganzen Welt. Und nun steigen vor dem Portal Raketen in die Luft, himmelhoch, ein ganzes Bündel von Feuerstrahlen, und im selben Augenblick erklingt schrill das Blasorchester und die Trommel dazwischen, Musik im Sturmtakt – ein dröhnender Kanonenschuß – Wombwell hat seine Menagerie dem Publikum geöffnet. Da war es gut zehn Uhr abends.

Nun entstand Gedränge, aber nicht gleich. Während der ersten Minuten ging überhaupt niemand hinein, und Wombwell, der selbst die Karten verkaufte, war drauf und dran, vor Ärger und Enttäuschung zu bersten. Hier standen nun mehrere tausend Menschen versammelt, und nicht ein einziger machte Miene, in sein Zelt zu gehen! Er machte eine mächtige einladende Armbewegung, der große Mann, so ganz allein, wie er dort in dem Portal stand, er krümmte seinen Rücken, eine Art Wedeln als Zeichen des Friedens und Willkommens. Niemand regte sich. Er wurde abwechselnd rot und blaß, er rief etwas, wobei seine Stimme sich in hohen Lauten überschlug, die fast dem Weinen ähnlich waren. Oh, Wombwell, du kamst ja zu den Jütländern! Keiner wollte den Anfang machen, keiner zuerst hineingehen! Die Männer standen in dicken Haufen und rauchten Tabak, jeder einzelne versuchte sich unsichtbar zu machen. Die Frauen hielten sich ebenfalls steif zurück und standen wie Säulen, die Hände züchtig über dem Bauch gefaltet, wie an der Kirchentür. Es führte da eine Treppe zum Eingang hinauf, wer wollte sich darauf wohl zeigen, wer wollte die sichere Unbemerktheit verlassen und sich als erster allen Blicken aussetzen? Niemand wagte es, niemand wollte die Verantwortung tragen. Hier konnte man sich ja nicht in einem Klumpen zusammendrängen, wie man es sonst tat, wenn man durch eine Tür gehen sollte. Da, als die Lage unhaltbar zu werden drohte, entdeckten die scheinbar niedergeschlagenen, aber alles sehenden Augen, daß jemand auf der Treppe stand, daß jemand zuerst hineinging! Es waren drei kleine, schmächtige Jungen, die mit verzweifelt hochgezogenen Rücken die Treppe hinaufstampften, entschlossen, die Menagerie zu sehen oder zu sterben. Es waren die drei Jungen aus Keldby, Doktors Einar, Bernhard Lundgreen und Klein Niels, diese verteufelten Bengel! Klein Niels war an der Spitze, zitternd vor Leben. Es war heute das zweitemal, daß des Kirchspiels junger Sohn den Weg zum Wunder öffnete. Die Menschenmasse staute sich hinter den dreien dicht und schwarz auf der Treppe. Und nun entstand ein furchtbares Gedränge. Eine Zeitlang sah es ganz gefährlich aus, man hörte brutale Flüche, die lange unterdrückt worden waren, und seltsam unbeholfene Schreie der Frauen, die in die Klemme gerieten. Das Zelt war indessen geräumig, und nach und nach wurde die ganze Versammlung davon verschlungen.

Einar, Bernhard und Klein Niels kamen als die allerersten in die Menagerie. Der Grasboden glänzte seltsam giftiggrün im Schein der brennenden und zischenden Naphthafackeln. Überall Gitterstangen und dahinter unruhige Gestalten und Schatten, Tiergesichter, gelbe Felle, große, schwimmende Augen, Rachen, die sich gierig öffneten; überall Gemurmel und schwermütiges Blinzeln mit den Augenlidern; überall rastloses Wandern weicher Pfoten auf den Sägespänen. Und der beklemmende Geruch! Das Parfüm der großen, vornehmen Raubtiere füllte das Zelt, der krankhafte, häßliche Geruch, unheilschwanger wie die Luft in einem Sterbezimmer, wo süßliches Räucherwerk und Lichterqualm die beginnende Verwesung verbergen. Die Jungen wagten sich nicht gleich an die Käfige heran, sie hielten sich in der Mitte des Grasplatzes, vor Aufregung zitternd. Mit ihrer dünnen Haut und ihren Indianersinnen befanden sie sich wie in einer Atmosphäre von Feuer. Das Weltgerichtsgebrüll des Löwen warf sie fast flach zu Boden. Bald aber gewöhnten sie sich daran und begriffen, daß die Tiere eingesperrt waren und daß sie sich dank dem dazwischenliegenden Gitter ruhig dem gewaltigen Antlitz des Königstigers nähern konnten. Und so verloren sie sich denn auf dieser ihrer ersten und nie übertroffenen Entdeckungsreise, sie sperrten die Augen auf und gingen ein in die Wunderwelt, die immer da ist und immer verlorengeht, die Wunderwelt zwischen Natur und Kind.

Die Vorstellung dauerte zwei Stunden, das heißt, die Leute durften zwei Stunden im Zelt umhergehen und die Tiere besichtigen. Es war ein dankbares Publikum an diesem Abend in Graubölle, es waren Menschen, die weder durch den Naturgeschichtsunterricht noch durch Restaurantbesuch im Zoologischen Garten verdorben waren. Sie betrachteten die Dinge von einem einheimischen, vertrauten und sehr richtigen Gesichtspunkte aus, indem sie vom oft Gesehenen auf das Neue schlossen; sie gingen den Weg der Erfahrung, der noch keinen Menschen irregeführt hat. Darwin war ja auch so ein großer und unschuldiger Bauer, der von der Katze auf den Tiger und umgekehrt wieder auf die Katze schloß, wie Erich Sörensen aus Kourum.

»Das ist ja unsere Miezekatze«, sagte Erich, als er vor dem Tiger stand, »aber sie ist ein ganz gewaltiges Biest geworden, hat wohl zu gute Tage gehabt.«

Derselbe Mann bemerkte vor dem Elefanten, er sei eine Art großes Schwein. Der Tapir hatte ihn auf diesen Gedanken gebracht. Die Leute waren ja nicht beim Gottesdienst, sie bewegten sich in ihrem eigenen Vorstellungskreis und hatten nichts dagegen, ihn zu erweitern. Tiere wie das Zebra und der Esel interessierten sie sehr, weil sie eine Art Pferd waren.

»Der Schwanz ist wie der einer Kuh«, rief Erich Sörensen aus, als er vor dem Esel stand. »Eigentlich ist es schade um ihn. Er kann ja nichts dafür. Und was er für lange Ohren hat, und wie geduldig er dreinschaut!«

Großes Aufsehen erregte auch die Kuh, die man Gnu nennt. Einige wollten wissen, daß es ein Pferd mit Hörnern sei. Die Betrachtung, es könne ein Tier sein, das sowohl der Kuh als auch dem Pferd ähnlich sei, lag keinem nah. Man sah Kälber in allen Hirschen, woran ja auch etwas Wahres ist. Von den Schlangen wurden die Zuschauer wie alle Naturvölker stark ergriffen, konnten sie aber nur als schauderhaft große Kreuzottern charakterisieren. Ein Tier wie den Bären, der eine Rolle in der Volksphantasie gespielt hatte, konnten sie aber nicht recht wiedererkennen.

Als die Tiere gefüttert wurden, kamen die Leute in behagliche Stimmung. Für diese Seite der Sache konnten sie ganz natürlich empfinden, waren sie doch selbst daran gewöhnt, Tieren das Futter, von dem sie leben sollten, zu geben. Es ergriff sie tief, wie sich die großen Raubtiere mit den vergrämten Gesichtern auf die elenden Fleischstücke stürzten, die zu ihnen hineingereicht wurden. Die Wärter schlugen die Tiere bei der Fütterung mit den langen Fleischgabeln. Warum taten sie das, war denn das nötig? Tiere fressen so artig, und gerade bei dieser Gelegenheit kann man mit ihnen reden. Selbst der königliche Löwe ist nicht zu stolz, seine Freßlust zu verraten, den Lendenbraten zu küssen, an sein Herz zu drücken und mit drohendem Gebrüll gegen alle Welt zu verteidigen. Alle Tiere bekommen einen milden Blick, wenn sie schlucken. Sogar von dem grimmigen Tiger kann man einen gutartigen Blick erhaschen, wenn er beim Fressen aufsieht und seinen Kummer vergessen hat. Und so klug werden die Tiere, wenn sie fressen, sie sehen vor sich hin, als seien sie in Kopfrechnen versunken. Sie werden wachsam und ordentlich, denn es ist eben eine wichtige Sache, das Futter zu schmecken und alles gründlich zu vertilgen. Oh, es wurde beinahe feierlich still und versöhnlich in der Menagerie, als jedes sein Teil erhalten hatte. Die Tiere schwiegen und mahlten überall mit den Backenzähnen, sie schnauften behaglich durch die Nase, jedes einzelne Tier schielte neidisch auf seinen Happen, es war ein einziges Fressen und Sichgütlichtun im ganzen Kreis. Die Elefanten gebärdeten sich eindrucksvoll wie Taubstumme, während sie fraßen; ihr kleines, kluges Auge ließ nichts unbemerkt. Sie waren gar nicht plump, wußten stets, wohin sie traten, gebrauchten den Rüssel geschickt, immer fand er den kürzesten Weg. Die Kamele schienen den Leuten keinen Spaß zu machen, sie erinnerten ein wenig an Schafe, schienen ihnen aber übertrieben und sinnlos an Gestalt. Ein Mann meinte, daß die Kamele Schneidern glichen, dachte aber dabei wahrscheinlich an einen bestimmten.

Die Vorstellung schloß mit dem Auftreten der großen Löwenkönigin Miß Alice. Sie entsprach nicht dem Geschmack des Publikums, und das Wagnis, zu den Löwen hineinzugehen, war wohl spannend, erregte aber keinerlei Leidenschaft in den ländlichen Gemütern. Sie vermochten die feine Dame nicht zu bewundern, als sie ihren Kopf in einen dampfenden Löwenrachen legte, dazu verhielten sie sich stumm. Viele lachten sogar, als sie einen Löwen sich niederlegen hieß und sich selbst anmutig auf dem Tier ausstreckte. Was ein wildes Tier ist, wissen wir alle, ein zahmer Löwe aber ist nur ein Ding. Falls Miß Alice gefressen worden wäre, hätten die Leute in höchster Teilnahme zugeschaut und einen Eindruck mit nach Hause genommen. Viele waren in dem Glauben gekommen, daß sie in den Löwenkäfig hineingehen würde mit der Absicht, den Löwen als Futter zu dienen; das hatte vielleicht in den Worten des Plakats gelegen. Aus gutem Grunde fühlten sie sich deshalb enttäuscht. Zum Schluß, als Miß Alice sich in der Haltung einer Königin zwischen ihren Löwen aufstellte, brannte Wombwell eigenhändig ein grünes Feuerwerk vor dem Käfig ab, während Miß Alice eine Pistole abfeuerte und schnell aus dem Käfig herauskroch. Als das grüne blendende Licht erloschen war, begannen die Leute aufzubrechen.

Und die zu Scharen abziehenden Menschen schwatzten durcheinander, und die Wagen rollten über die Landstraße in der späten, sehr hellen Nacht. Unter anderen Merkwürdigkeiten wurde auch das bereits durchgesickerte Gerücht erörtert, daß Wombwell wohl in einem besonderen Verhältnis zu Miß Alice stehe, obgleich sie keineswegs verheiratet waren. Nicht, daß die Leute etwas dagegen hatten, so etwas ist aber verboten, und das Paar trieb es offenkundig. Wombwells Reichtümer mußten beträchtlich sein! Wenn man Geld hat, kann man sich alles erlauben. Herrgott, wir möchten alle gern Sünder sein, sind aber zu gering dazu. Man trennte sich seufzend.

Nun ist noch von den drei Jungen aus Keldby zu berichten, die nach Schluß der Vorstellung fühlten, daß sie sich weit von Hause entfernt hatten, und furchtbar hungrig waren. Sie hätten leicht mit diesem oder jenem aus Keldby heimfahren können, der Gedanke, den großen Umweg zu machen, sagte ihnen aber nicht zu, und sie entschlossen sich, den Richtweg über Wiesen und Heide einzuschlagen. Sie tranken den Rest des Lakritzensaftes, von dem sie merkwürdigerweise Husten bekamen, obgleich man ihn ja gerade gegen Husten trinkt, und marschierten dann tapfer drauflos, jeder mit seinem Knüppel in der Hand. Sie waren müde und schweigsam, während sie durch das Tal wanderten, wo das Wiesengras so beklemmend in der dämmerhellen Nacht duftete. Sie blieben ein Weilchen auf dem Steg stehen und sahen scheu in den Bach hinab, der dunkel, tief und sacht dahinfloß. Als sie aber die Heide erreichten und im Nordosten bereits das Tageslicht zu dämmern begann, wurden sie wieder frisch und bekamen Lust, auf die Heidehügel hinaufzusteigen, die sie stets anzogen, wenn sie unterwegs waren. Während sie dort hinaufkletterten, begannen sich die Farben der Landschaft zu entzünden. Als die Sonne aufging, lagen sie auf dem Gipfel des Königshügels im Heidekraut. Jenseits der Heide erstreckte sich das Ackerland hell und grün, alles war still, die vollen Kornäcker lagen regungslos. Wohin man sah, so weit das Auge reichte, sah man Leute nach Hause wandern, klein wie Ameisen, kein Laut von ihnen drang herauf.

Während sie so lagen, hefteten sich Einars Augen plötzlich starr auf etwas, die Pupillen wurden klein wie Nadelstiche, und er wurde totenblaß. In weiter, weiter Ferne, jenseits allen Landes, hatte er einen schmalen, leuchtenden Streifen erblickt! Das mußte das Kattegatt sein! Das war das Meer! Er hatte es noch niemals gesehen. Das Licht fiel an diesem Morgen so günstig, daß der Wasserspiegel den Glanz auffing und auf viele Meilen sichtbar wurde. Es dauerte nur wenige Augenblicke, dann erlosch der Streifen wieder. Einar aber erzählte den andern nicht, was er gesehen hatte, es ließ sich nicht laut sagen. Es war sein Schicksal, das ihn an jenem lautlosen Morgen gerufen hatte. Kurz darauf legte er sich nieder, weh und seltsam kalt im Innern, gequält von dem nagenden Gedanken an die Löwenkönigin Miß Alice, die er nie Wiedersehen würde.

Bernhard legte sich auch nieder, er hatte weiße Flecke im Gesicht und schien fast nicht zu atmen, er war so hungrig, daß sich nicht ein einziger Gedanke in seiner demütigen Armeleuteseele regte. Klein Niels begann im Heidekraut nach Beeren zu suchen, entfernte sich mehr und mehr vom Hügel und vergaß die andern, bis sie nach ihm riefen.

Klein Niels hatte an jenem denkwürdigen Tag sein Glück gemacht. Man war auf ihn aufmerksam geworden und hatte bemerkt, daß in dem Knirps etwas steckte. Eine Anzahl Männer, die an seinem Dasein Anteil zu haben glaubten, und es waren ihrer nicht wenige – die Mutter von Klein Niels, das Nähmädchen Mette, war mit ihrem Plätteisen und ihrem Mund, der nicht nein sagen konnte, weit im Kirchspiel umhergekommen –, bestritten die Kosten seiner Lehrzeit bei der Eisenbahn in dem Städtchen Hobro, wo er in jugendlichem Alter Packknecht wurde. Außerdem bekam er Musikunterricht und wurde ein guter Flötenspieler. Als er sich aber nicht mehr vor Alimentationsforderungen, die an ihn gestellt wurden, zu bergen vermochte, wanderte er nach Amerika aus und wurde nicht mehr gesehen.


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